Password Juli August 2007 Ralf:07PASS0708

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Password Juli August 2007 Ralf:07PASS0708
SUCHMASCHINEN
30
Google + Yahoo
Erweiterung der
Treffermengen durch
übersetzte Ergebnisse
Google Translate bietet die Möglichkeit, fremdsprachige Dokumente
über die Eingabe von Suchbegriffen
in der eigenen Sprache zu finden.
Einen ähnlichen Service bietet
Yahoo mit dem "Translator" seit zwei
Jahren an. Ein vorläufiger Vergleich.
oogle bietet den neuen Service
unter http://translate.google.com. Drei Übersetzungsarten stehen zur Auswahl: die direkte Übersetzung von Texten oder Webseiten ähnlich wie bei der berühmt-berüchtigten
Babelfish-Übersetzungsseite (babelfish.yahoo.com), ein Wörterbuch sowie
die Möglichkeit, direkt in der Suche zu
übersetzen. Yahoo bietet neben der
Babelfish-Übersetzung den "Translator",
der eine aus Dokumenten in unterschiedlichen Sprachen bestehende Trefferliste zurückgibt.
Dabei wird die Suchanfrage in die
Zielsprachen übersetzt. Die Suche wird
in allen gewählten Sprachen ausgeführt
und die Ergebnisliste aus Ergebnissen in
allen Sprachen zusammengestellt. Die
Trefferbeschreibungen werden direkt
übersetzt, so dass der Nutzer die Trefferliste komplett in seiner Sprache erhält.
Wird ein fremdsprachiges Ergebnis ausgewählt, wird es "on the fly" in die Sprache des Nutzers übersetzt. Dazu besteht
die Möglichkeit, sich das fremdsprachige Originalergebnis anzeigen zu lassen.
Der Ansatz von Google ist etwas
anders: Während bei Yahoo automatisch
alle unterstützten Sprachen in die Suche
mit einbezogen werden, kann der Nutzer bei Google selbst die Sprache aussuchen, in der gesucht werden soll. Allerdings lässt sich immer nur eine Sprache
auswählen, und es werden auch keine
Treffer in der Ausgangssprache angezeigt.
Bei Yahoo werden die Treffer in den
unterschiedlichen Sprachen gemischt,
das heißt, die Ergebnisse aus den verschiedenen Sprachen werden in ein
gemeinsames Ranking integriert. Das
G
kann auch dazu führen, dass auf den
ersten Trefferplätzen keine oder kaum
fremdsprachige Ergebnisse auftauchen,
obgleich der Translator eingeschaltet ist.
So ergibt eine Suche nach "Informationswissenschaft" mit dem Translator
zwar eine wesentlich größere Treffermenge als ohne. Unter den ersten hundert Ergebnissen tauchen jedoch weiterhin nur original deutschsprachige Treffer auf. Google geht hier einen anderen
Weg: Wird nach Ergebnissen in einer
fremden Sprache gesucht, erscheinen
nur die übersetzten Ergebnisse, es findet
keine Vermischung mit Ergebnissen in
der Ausgangssprache statt. Die Darstellung der Ergebnisse erfolgt hier zweispaltig: Auf der linken Seite finden sich
die übersetzten Trefferbeschreibungen,
auf der rechten Seite jeweils die Originale. Klickt man einen Treffer in der linken Spalte an, wird die Übersetzung
gestartet und die entsprechende Webseite in der Übersetzung angezeigt.
Eine Besonderheit bei Google ist,
dass die Übersetzung der eingegebenen
Suchbegriffe oberhalb der Trefferliste
angezeigt wird. Erscheint die Übersetzung unpassend, kann man sie leicht verändern und/oder ergänzen. Eine solche
Möglichkeit wird bei Yahoo leider nicht
geboten; hier muss man sich einerseits
auf die voreingestellte Sprachauswahl,
andererseits auf die korrekte Übersetzung der Suchbegriffe verlassen.
Bei Yahoo finden sich leider auch
keine Informationen über die unterstützten Sprachen, gefunden wurden
aber Ergebnisse in Englisch und Französisch. Überhaupt ist der Yahoo Translator nur schlecht dokumentiert und nicht
ganz einfach zu finden. Weder auf der
regulären Startseite von Yahoo noch auf
der Startseite der Yahoo-Suche wird ein
Hinweis darauf gegeben. Erst wenn man
eine Suche ausgeführt hat, erscheint
oberhalb der Trefferliste und unterhalb
des Eingabefelds die Möglichkeit, den
Translator zuzuschalten. Führt man dann
die Suche nochmals aus, erhält man die
erweiterte Ergebnismenge.
Google unterstützt unterschiedliche
Sprachpaare, wobei Englisch meist die
Ausgangs- bzw. Zielsprache ist. Zielsprachen sind Arabisch, Chinesisch, Französisch, Deutsch, Italienisch, Koreanisch,
Japanisch, Russisch, Spanisch und Portugiesisch. Möchte man die Ergebnisse
in Deutsch angezeigt bekommen, stehen
allerdings nur Englisch und Französisch
zur Verfügung.
Interessant ist, dass Google für die
Übersetzungsfunktionen eine eigene
Technologie entwickelt hat, die auf statistischer Textauswertung beruht.
Während viele automatische Übersetzungssysteme wortbasiert arbeiten, versucht es Google mit der Auswertung von
großen Textmengen, die gleichzeitig in
verschiedenen Sprachen vorliegen. Das
System lernt aus dem Vergleich zwischen
dem Original und der Übersetzung, wie
es die gleichen Wörter in ähnlichen Kontexten zu übersetzen hat. Auch das Wörterbuch bei Google Translate wurde so
erstellt. Somit bietet es eine große Menge
von Phrasen bzw. Ausdrücken. Die
Suche nach "Gefängnis" im Wörterbuch
liefert beispielsweise Ausdrücke wie "mit
einem Bein im Gefängnis stehen" und
"das Urteil lautet auf ein Jahr Gefängnis".
Die Einbeziehung des Kontextes kann
die Übersetzung verbessern - wie sich
das direkt auf die Suche auswirkt, bleibt
abzuwarten. Bisher jedenfalls setzt Google die eigene Übersetzungstechnologie
nur für einige Sprachpaare ein, die restlichen Sprachen basieren auf wortbasierter Technik.
Dirk Lewandowski
PASSWORD 07 und 08/2007