Abendspielzettel Recital Speak Percussion

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Abendspielzettel Recital Speak Percussion
An t h o n y Pater as
Der Komponist und Pianist
Anthony Pateras, Jahrgang 1979,
stammt aus Australien und lebt
heute in Brüssel. Seine Werke
verbinden strenge formale Vorgaben mit intuitiver Flexibilität
und werden oft durch Elektronik
klanglich ausgeweitet. Internationale Ensembles und Solisten
haben seine Musik aufgeführt.
Pateras, der sich auch dem präparierten Klavier widmet und
eine Vielzahl analoger Keyboards
spielt, hat eine besondere Affinität zum Schlagzeug, das in seiner Musik oft eine wichtige Rolle
spielt. Er hat sowohl Werke ausschließlich für Schlagzeuger, als
auch für so unterschiedliche
Besetzungen wie Streichquartett, Bläser, Schlagzeug, Elektronik und Celesta und für Synthesizer geschrieben. Gleichzeitig
tritt Anthony Pateras seit den
späten 90ern mit diversen
Noise- und Rock-Bands auf.
www.anthonypateras.com
Th o mas Me ad ow cr o f t
Der Komponist und Musiker
­Thomas Meadowcroft, geboren
1972 in Canberra, Australien, lebt
seit 1998 in Berlin. Von 1994 bis
1998 studierte er in den USA.
Seine Kompositionen wurden im
Rahmen mehrerer europäischer
Musikfestivals aufgeführt. Seit
2006 arbeitet er als Performer
und Komponist in der Münchner
Theaterszene, u.a. bei den
Münchner Kammerspielen.
2007/08 war er Artist in Residence im Peggy Glanville Hicks
Composers‘ House in Sydney.
2009 schrieb er Streicharrangements für die Platte „Schall und
Wahn“ der deutschen Indieband
Tocotronic. Als Gastdozent hat
Thomas Meadowcroft Klavierkurse an der JVA für Frauen in
Berlin-Lichtenberg geleitet,
sowie Instrumentenbaukurse ­
für Kleinkinder
an der Kinderkunstakademie
Berlin-Tegel. Seine Musik
beschreibt die Kritik sowohl als
„Nervenfolter“ wie auch als
„träumerischen Post-Rock“.
Mat the w Sh lo m o w i tz
Matthew Shlomowitz, geboren
1975, komponiert Instrumentalmusik und Performance-Stücke.
Er wuchs in Adelaide, Australien,
auf und lebt heute in London,
wo er gemeinsam mit Joanna
Bailie das Ensemble Plus Minus
leitet und Experimentelle Musik
am Royal College of Music in
London und Komposition an der
University of Southhampton
unterrichtet. Er komponiert
Werke u.a. für asamisimasa,
Apsara, bESIdES, Calefax,
Champ D’Action, Ensemble Offspring, Ives Ensemble, Nieuw
Ensemble und Quatuor Diotima,
sowie für Mark Knoop und Stephane Ginsburgh. Zu seinen
gegenwärtigen Projekten zählen: „Popular Contexts“, eine
Serie von Stücken, die Alltagsund Popkultur einbezieht und
„Letter Pieces“, Stücke, die
Aktion, Text und Musik kombinieren. Mit dem Tänzer Shila
Anaraki gründete er die Letter
Piece Company und schuf das
einstündiges Theaterstück „A to
Zzz“ für fünf Performer, das 2012
bei Vooruit in Gent uraufgeführt
wurde.
www.shlom.com
R o h an Dr ape
Rohan Drape, geboren 1975, lebt
in einem Vorort von Melbourne.
Er studierte Komposition und
Computermusik bei John
McCaughey. Ensembles beauftragen ihn mit Kompositionen,
Aufführungen finden auf großen
Festivals statt und Museen wie
Galerien stellen seine Arbeiten
aus, so z.B. die National Galerie
von Australien, das National
Museum und die Kunstgalerie
von Neuseeland, das Melbourne
Festival und die Biennale von
Sydney, die von John McCaughey
geleiteten Astra Chamber Music
Society, das Ensemble Speak
Percussion, der Neue Aachener
Kunstverein und das Künstlerhaus Bethanien und die Universitäten von Melbbourne, Ballarat
und Wellington.
www.rd.slavepianos.org
Spe a k P ercu s s i o n
Die Schlagzeuger Eugene
Ughetti, Peter Neville und Matthias Schack-Arnott bilden den
harten Kern von Speak Percussion aus Melbourne, einem der
eigenwilligsten Ensembles seiner
Art. Speak Percussion ist mit
unterschiedlichen Künstlern auf
australischen und europäischen
Musikfestivals wie auch in experimentellen und interdisziplinären Kontexten vertreten. Das
Ensemble hat bei Installationskunst-Projekten mitgewirkt und
mit Choreographen, Tänzern,
Instrumentenbauern, bildenden
Künstlern, Licht- und SoundDesignern und Architekten
zusammengearbeitet. Vor allem
eine Vielzahl von Auftragswerken
australischer Komponisten hat
Speak Percussion zur Uraufführung gebracht, darunter Kompositionen u.a. von Chris Dench,
David Young und Anthony
Pateras.
www.speakpercussion.com
R E C I TA L s P E a K P E R C U S S I O N
1603201322UHR
HaUsDERBERlinERFESTSPIELE
m a E R ZMU S IKf E s t i Va l F ÜR a K t U E l l EMU S IK
S o n i c Arts Lo u n g e
ANTH ON Y PAT E R AS
Hypnagogics für Mikroklänge, Crotales und Zuspiel (2005) 8’
T H OMAS M E ADOW C R OFT
Cradles
für zwei Perkussionisten und Wurlitzer E-Piano (2013) UA
10’
Auftragswerk Berliner Festspiele / MaerzMusik und Julian Burnside
MATTH E W S H LOMOWIT Z Popular Contexts, Volume 6 Trio für Vibraphon, Drum Set und Sampler Keyboard (2013) UA
20’
Auftragswerk Berliner Festspiele / MaerzMusik und Julian Burnside
1. Saxophone Sequences
2. Basic Bass Patterns
3. Air Drums
4. Chromatic Crowds
R O HAN D R A P E See hearer clearer
für drei Perkussionisten, E-Piano und Zuspiel (2012) DE 8’
T H OMAS M E ADOW C R OFT
The Great Knot für drei Perkussionisten (2011) 20’
Speak Percussion:
Eugene Ughetti
Matthias Schack-Arnott
Leah Scholes
Gast:
Thomas Meadowcroft, Wurlitzer E-Piano
Mit Unterstützung von Arts Victoria und The Australia Council for the Arts
Berliner Festspiele
ein Geschäftsbereich der Kulturverwaltungen des Bundes in Berlin GmbH
Gefördert durch den Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien
Intendant Dr. Thomas Oberender
Kaufmännische Geschäftsführung Charlotte Sieben
Künstlerischer Leiter Matthias Osterwold
Organisationsleitung Ilse Müller
Mitarbeit Ina Steffan / Chloë Richardson / Anna Christina Brünjes
Programmberatung Oliver Schneller / Barbara Eckle / Volker Straebel
Redaktion Melanie Uerlings / Barbara Barthelmes / Christina Tilmann
Technische Leitung Matthias Schäfer / Andreas Weidmann
Grafik Ta-Trung, Berlin
Programm- und Besetzungsänderungen vorbehalten
Das Gesamtprogramm mit Essays können Sie für 5 € in einer Box erwerben
H yp n A g o g i c s
See he a rer c l e arer
„Hypnagogics“ ist eine kurze elektroakustische Studie
für kleine perkussive Impulse, gläserne Klänge und das
aufgefächerte, glockenartige Tonspektrum von Zimbeln. Sie ist im Jahr 2005 im Auftrag von Eugene
Ughetti entstanden. „Hypnogogics“ greift musikalische
Experimente der Avantgarde der 1950er und 60er Jahre
auf, insbesondere die der frühen Werke Robert Ashleys
und Alvin Luciers.
Objekt und Subjekt des Satzes sind dieselben. Das
Andere, das gehört wird, wird aus dem Dunkeln gehört.
Das Vibraphon der Hörer, das Klavier das Andere, die
Elektronik das Dunkle.
Rohan Drape
The Gre at K n ot
C radles
„Cradles“ („Wiegen/wiegt“) ist ein utopisches Wiegenlied, das helfen soll, geliebte analoge Musikgeräte zu
Bett zu bringen. Das Stück ist inspiriert von der sinnlichen, taktilen Beziehung zwischen einem Musiker und
seinem Instrument.
Es ist Speak Percussion gewidmet, für die es auch
geschrieben wurde, und Julian Burnside, dessen finanzielle Unterstützung diesen Kompositionsauftrag ermöglicht hat. Die vorliegende Fassung ist für zwei Schlagzeuger und ein Wurlitzer E-Piano.
Speak Percussion © Jeff Bushby
Spe ak P ercu s s i o n
Die klangliche Vielfalt und Diversität perkussiver Kunst wird bei kaum einer anderen Schlagwerkformation so deutlich wie bei Speak Percussion aus Melbourne, die den Ruf genießt, das radikalste Schlagzeugensemble Australiens zu
sein. Die Aktivitäten des Ensembles reichen von zahlreichen Interpretationen von Schlagwerkmusiken auf den Bühnen verschiedener Musikfestivals bis hin zur Teilnahme an hybriden Kunst-Events. In Kooperationen mit Installationskünstlern, Choreografen, Instrumentenbauern, Bildenden Künstlern, Klangingenieuren, Architekten und Astronomen
entdecken die Musiker des Ensembles immer wieder neue Möglichkeiten des Schlagwerks und betreten so neue Territorien. Insbesondere die junge Generation von Musikern und Komponisten ist dem Ensemble eng verbunden.
Für ihr Berliner Debüt spielen Speak Percussion ein Programm mit elektroakustischen Kompositionen für Schlagzeug, die alle speziell für das Ensemble geschrieben wurden: Werke für ein bis vier Perkussionisten, Tonband und
Elektronik, darunter Uraufführungen von Matthew Shlomowitz und dem in ­Berlin lebenden Komponisten Thomas
Meadowcroft, der auch als Gast-Musiker auftritt. Die sehr unterschiedlichen und unkonventionellen kompositorischen Ansätze der australischen Komponisten beziehen Lo-Fi Elektronik und Objekte des Alltags mit ein oder rekurrieren auf eine Ästhetik zwischen Avantgarde Pop, Progressive Rock, Noise und konzeptionellem Minimalismus.
Thomas Meadowcroft
P o pu l a r C o n t e x ts , V o lu m e 6
„Popular Contexts“ besteht aus einer Reihe von Stücken, die vorproduzierte Klänge mit instrumentaler
Live-Musik kombinieren, um Aspekte der Alltags- und
Populärkultur zu beleuchten – und dies im Bestreben,
eine Hörerfahrung zu ermöglichen, bei der die Wahrnehmung von Bekanntem erweitert werden kann. Die
Aufnahmen liefern der Instrumentalmusik einen kontextuellen Rahmen und umgekehrt. Die Aufnahmen der
ersten beiden Sätze von „Volume 6“ sind „musikalische“
Klänge: Das Vibraphon und das Schlagzeug werden im
ersten Satz mit Saxophon-Aufnahmen kombiniert und
im zweiten Satz mit Aufnahmen von Bassgitarren. Die
Aufnahmen für die beiden Schlusssätze beinhalten
Umweltklänge mit jeweils einem vorgegebenen Thema
für den jeweiligen Satz: Luftverkehr im dritten Satz und
Geräusche von Menschenmassen im vierten Satz.
Die Komposition „The Great Knot“ basiert auf dem
Zugverhalten des Schnepfenvogels und Strandläufers
Großer Knutt (Anadyrknutt, Calidris tenuirostris). Diese
Vogelarten brüteten im Sommer in Sibirien und fliegt
nach Australien und ins südliche Asien, wenn auf der
Nordhalbkugel Winter ist. Der Große Knutt vagabundiert sogar manchmal in Europa umher, ob dies durch
Zufall geschieht oder zum Plan der Natur gehört, kann
nicht sicher gesagt werden. Der Vogel wird heute aufgrund einer Reihe von Faktoren als bedrohte Tierart
betrachtet. Dazu gehört auch die Kultivierung der
Gebiete zwischen Sibirien und der Südsee, vor allem
schlammige Ebenen in Südkorea, die der Große Knutt
zuvor als Gebiete zur Zwischenlandung oder als Flugkorridore genutzt hat. Deshalb sind die Vögel nun
gezwungen, einen „Direktflug“ von Hemisphäre zu
Hemisphäre anzutreten.
Das Stück „The Great Knot“ versucht, sich dem Thema
der möglichen Ausrottung dieser Spezies mit einer Art
perversen Freude zu nähern. Wenn es nicht ein wenig
Aufmerksamkeit auf diese internationalen Reisenden
lenken kann, so ist es zumindest der Versuch, die Tragödie, die mit dem Untergang dieser Vögel verbunden ist,
aufzuschieben, indem ihre Flugrouten als Modell für ein
Musikstück dienen, und zwar „wie sie von A nach B
gelangen“. Das Stück wurde für Speak Percussion komponiert und ist ihm auch gewidmet.
Thomas Meadowcroft
Übersetzungen: Eckhard Weber
Matthew Shlomowitz
Speak Percussion © Jeff Bushby