Greatest Hits«

Transcription

Greatest Hits«
Konzertinformationen und Künstlerbiografien
»Greatest Hits«
Festival für zeitgenössische Musik auf Kampnagel / 14.-17. November 2013
Tag 1
Do 14.11. / 20.00 Uhr / Kampnagel / K6
Festivaleröffnung: Mitmachaktion
Mauricio Kagel: Eine Brise / flüchtige Aktion für 111 Radfahrer
»Greatest Hits«, selbst gemacht: Zum Auftakt des neuen Festivals für zeitgenössische Musik
auf Kampnagel sind alle eingeladen, selbst aktiv zu werden, und zwar im wahrsten Sinne des
Wortes! Bei Mauricio Kagels Performance-Stück »Eine Brise« formieren sich laut
Regieanweisung 111 Fahrradfahrer zu einem Korso und führen verschiedene Klangaktionen
aus, vom Klingeln übers Singen bis zum Pfeifen. So entsteht ein mobiles akustisches Ereignis,
das trillernd und trällernd auf sein Publikum zurollt, kurz anschwillt – und auch schon wieder
um die nächste Ecke verschwunden ist. Ein »rauschender« Festival-Auftakt, bei dem jeder
mitmachen kann, der ein Fahrrad mit Klingel besitzt.
Keine Vorkenntnisse erforderlich / Fahrrad mit Klingel muss mitgebracht werden.
Anmeldung unter [email protected]
Anschließend:
Ensemble – Gesellschaft: ensemble mosaik • ascolta • El Perro Andaluz
Bei »Ensemble – Gesellschaft« präsentieren sich in zwei Konzerten insgesamt sechs deutsche
Spitzenensembles für aktuelle Musik und stellen ihre jeweilige Programmphilosophie vor. In
den Pausen stehen die Musiker dann zum persönlichen Gespräch mit dem Publikum bereit.
Den Auftakt macht am ersten Festivalabend das ensemble mosaik. 1997 gegründet, hat sich
das experimentierfreudige Berliner Ensemble zu einer der renommiertesten Formationen für
zeitgenössische Musik entwickelt. Es ist regelmäßig zu Gast bei den Donaueschinger
Musiktagen, bei Wien Modern, beim Huddersfield Contemporary Music Festival und beim
Warschauer Herbst, bei den Festivals Ultraschall, MaerzMusik und der Klangwerkstatt in Berlin
sowie bei musica viva in München. Großen Wert legen die Musiker auf die Zusammenarbeit mit
jungen Komponisten, über 150 Werke haben sie bereits uraufgeführt.
Das ensemble mosaik hat es sich zum Ziel gesetzt, ästhetische Konzepte neu zu erforschen
und weiterzuentwickeln und sein Programm für »Greatest Hits« entsprechend mit
»Forschung« übertitelt. In Orm Finnendahls »Gegenüberstellung« (2010) untersucht es die
komplexe Interaktion von Komponist, Ensemble und live-elektronischer Bearbeitung, während
es in Eduardo Moguillanskys »zähmungen #2 Bogenwechsel« die klanglichen Möglichkeiten
eines Streicher-Bogens ergründet: Hier sind die Instrumente mit besonders präparierten Bögen
zu spielen, die nicht mit Pferdehaar sondern mit einem magnetischen Band bespannt sind.
Stefan Prins‘ »Generation Kill Offspring« (2012) für Cello, Percussion, zwei VideospielController, Videoprojektionen und Live-Elektronik beschäftigt sich eindrücklich mit der
zunehmenden Überwachung jedes Menschen durch Internet, soziale Netzwerke, Webcam und
Smartphone.
Das 2003 gegründete Stuttgarter Ensemble ascolta, dessen Stammbesetzung sich auf Blechund Schlaginstrumente konzentriert, hat sein Programm mit dem Titel »Freiheit«
überschrieben. Ascolta ist gern gesehener Gast bei wichtigen Festivals für Neue Musik – in
Luzern, Huddersfield und Witten ebenso wie bei Ultraschall in Berlin, den Darmstädter
Ferienkursen für Neue Musik, den Donaueschinger Musiktagen, der Biennale in Salzburg und
bei Wien Modern. Mit der Konzertreihe »ascolta plays...« feiert das Ensemble ab November 2013
sein 10-jähriges Bestehen. Seine programmatische Spannweite reicht von der klassischen
Moderne über theatralische Konzepte der Fluxus-Generation bis zum Grenzbereich zwischen
Neuer Musik und Rock.
Auf Kampnagel loten die Musiker die Grenzen zwischen szenisch und konzertant aus. Echte
Schauspielerqualitäten erfordert zum Beispiel Francesco Filideis »Begräbnis des Anarchisten
Serantini«: Mit Mimik, Gesten und wütendem Tischgetrommel gedenken sechs Performer eines
jungen, 1972 in einer Zelle zu Tode geprügelten Demonstranten. Und Elena Mendozas
»Fragmentos de teatro imaginario« ist ein spannendes theatralisches Spiel mit
unterschiedlichen musikalischen Bausteinen.
Unter dem Titel »LebenstRaum« integriert auch das Dresdener Ensemble El Perro Andaluz die
Szene ins Konzert: Das Ensemblewerk »Hi-Ophelia« des Norwegers Henrik Hellstenius
beispielsweise ist Theatermusik im besten Sinne: Es ist ursprünglich als Baustein für eine Oper
konzipiert und steckt voller Gesten und Effekte, die die bildliche Phantasie beflügeln. In der
Performance »Vivarium – Reisen, Kochen, Zoo…« (2011) des Kölner Komponisten Manos
Tsangaris wiederum muss der Dirigent sogar eine (besonders gestelzte) Begrüßungsrede
halten. Der Werktitel spielt dabei auf die prominentesten neuen Themen im deutschen
Fernsehen an (Auswandern, Kochen, Zoo). Wie Manos Tsangaris denkt auch der spanische
Komponist José María Sánchez-Verdú – ehemaliger Residenzkomponist der Hamburger
Ostertöne – Musik als Raum, wie der Werktitel »Arquitecturas del limite« deutlich macht.
Das Ensemble El Perro Andaluz ging 2007 aus einer Projektwoche mit Brian Ferneyhough
hervor. Die Zusammenarbeit mit Komponisten wie Lachenmann, Saunders, Tarnopolski,
Hellstenius, Katzer oder Zender prägt seine Arbeit ebenso wie das Bestreben, Werke junger
Komponisten uraufzuführen. 2011 erhielt El Perro Andaluz den Kulturförderpreis der Stadt
Dresden. 2012 war es Ensemble in Residence der Kompositionsabteilung des Mozarteum
Salzburg und außerdem eines der fünf geladenen Ensembles im Rahmen des boostProgramms der Darmstädter Ferienkurse. Konzertreisen führten El Perro Andaluz nach
Spanien, England und Zypern. 2013 folgten Auftritte in Israel sowie eine Einladung durch den
SWR nach Donaueschingen.
Tag 2
Fr 15.11. / 19.00 Uhr / Kampnagel / K2
Georg Friedrich Haas: JACK Quartet
Was ist eigentlich mit den vielen Tönen zwischen den Klaviertasten? Schon früh stellte sich der
1953 in Vorarlberg/Österreich geborene Georg Friedrich Haas diese Frage. Kaum ein
Komponist geht der Lust auf neue Klangspektren konsequenter nach als Haas, dem bei
»Greatest Hits« ein eigener Schwerpunkt gewidmet ist. Er hat sich befreit von der
altbekannten »wohltemperierten« Einteilung der Musik in Ganz- und Halbtöne und komponiert
stattdessen in Mikrotönen. Weshalb seine Werke trotzdem so vertraut klingen? »Wir sind
eigentlich gewohnt, mikrotonale Aufführungen zu hören«, so Haas. »Musiker sind Menschen
und keine Maschinen, folglich drückt jeder Streicher (…) seinen Finger nicht exakt auf die
gleiche Stelle der Saite wie sein Nachbar. Das ergibt eine bestimmte, flirrende Klangqualität.
Dies nehme ich unter die Lupe und vergrößere die Bandbreite der Abweichungen«.
Als ebenso experimentierfreudig wie Georg Friedrich Haas gelten die vier Streicher des
amerikanischen JACK Quartet. Am 15. November widmen sie sich Haas’ drittem
Streichquartett »In iij Noct.«. Das Stück ist in absoluter Finsternis zu spielen, und nicht nur
die Zuhörer finden sich in einer Ausnahmesituation wieder, sondern auch die Musiker:
Getrennt voneinander in den vier Ecken des Raumes sitzend, tasten sie sich durch die Nacht
einer fragmentarisch notierten Kammermusik und lassen sich – mal ruhig, mal von
dröhnenden Wogen getragen – auf einem dunklen Klangmeer treiben. Erst kürzlich hat das
JACK Quartet auf dem diesjährigen Lucerne Festival mit einer »wunderbar ausgehörten«
(Neue Züricher Zeitung) Haas-Interpretation überzeugt, und die L.A. Times schreibt über seine
Aufführung von »In iij Noct.« gar, sie sei »überwältigend gut«.
Fr 15.11. / 20.30 Uhr / Kampnagel / P1
LOCAL HEROES: Decoder Ensemble
Eine vitale lokale Szene gestaltet das Hamburger Musikleben Tag für Tag aktiv mit. »Greatest
Hits« rückt deshalb einige echte »local heroes« in den Fokus: Klangkünstler, Musiker und
Performer aus Hamburg, darunter auch das Decoder Ensemble. Das musikalische Spektrum
des Ensembles reicht von experimenteller Instrumentalmusik über Elektronik bis hin zur
Konzeptkunst. Die jungen Musiker haben sich bereits als Solisten, Performer oder
Komponisten einen Namen gemacht und sind seit 2011 als »Band« für aktuelle Musik
gemeinsam aktiv. Hierfür wird die Besetzung ständig erweitert und auch für ausgefallene
Kombinationen offengehalten. Der Ensemblename ist Programm, das Line-up mit einer
Sängerin als Frontfrau und einem Sounddesigner am Mischpult erinnert mehr an Rock oder
Pop als an Klassik. Bevorzugter Auftrittsort der experimentierfreudigen Truppe sind denn auch
die Clubs der Szene und nicht die Musentempel der Hochkultur. 2012 erhielt Decoder ein
Stipendium im Rahmen des Hermann und Milena Ebel-Preises.
Als »local heroes« präsentieren die Musiker unter dem Titel »Nordlichter« Werke u.a. aus
der Feder eigener Ensemblemitglieder wie Alexander Schubert, Andrej Koroliov und Leopold
Hurt, sowie Musik des Hamburger Komponisten Burkhard Friedrich, der in einem eigenen
»local heroes«-Konzert ausführlicher vorgestellt wird. Alle Werke zeichnet ein innovativer und
origineller Umgang mit Elektronik in Verbindung mit Live-Instrumenten aus: von subtilen,
hintergründig ironischen Einspielungen bis hin zu brachialen, rockigen Soundscapes.
Fr 15.11. / 22.00 Uhr / Kampnagel / KMH
ePhil unplugged: Plattenspieler & Wellenfeldsynthese
PRAESENZ, ensemble für neue musik
Eine »Greatest Hits«-Sonderausgabe der erfolgreichen Reihe »ePhil« – mit der sich die
Elbphilharmonie Konzerte bereits einige Expertise auf dem Gebiet der elektronischen Musik
angeeignet haben – beleuchtet die Anfänge dieses Genres und stellt die Urahnen
elektronischer Instrumente vor. Echte Hits für Elektronik und eines der ersten
elektroakustischen Stücke überhaupt bringt am 15. November PRAESENZ zur Aufführung:
Mit »Imaginary Landscape No. 1« lieferte John Cage 1939 ein erstes Modell dafür, wie
Plattenspieler mit live gespielten Instrumenten verbunden werden können. Die beiden
Komponisten Alvin Lucier und Michael Gordon traten dann jeder auf seine Weise in Cages
Fußstapfen: Lucier verschmolz den Klang einer Klarinette mit dem eines Sinuswellen-
Generators; und Gordon bewies, dass ein verzerrtes Cello ebenso erregen kann wie die Gitarre
von Jimi Hendrix.
PRAESENZ wurde 2007 gegründet. Der Name des Ensembles für Neue Musik bezieht sich auf
einen Ausspruch des Komponisten Bernd Alois Zimmermann, Präsenz sei »jene Gegenwart,
die Vergangenheit und Zukunft miteinander verbindet«. So fokussieren sich die Musiker nicht
nur auf die Erarbeitung anspruchsvoller neuer Werke, sondern auch auf die Wiederaufführung
teils unbekannter Kompositionen. Die Ensemblemitglieder haben allesamt weitreichende
Erfahrung als Solisten bei internationalen Festivals, als Gastpädagogen an verschiedenen
Universitäten und in Konzerten mit renommierten Ensembles wie dem Ensemble Modern, dem
Klangforum Wien, dem Ensemble musikFabrik und dem ELISION Ensemble. Auftritte führten
PRAESENZ u.a. ins ZKM Karlsruhe, ins Ballhaus Naunynstraße Berlin, in den RobertSchumann-Saal Düsseldorf, in die Villa Musica Mainz sowie zum Contempuls Festival Prag.
Im Anschluss an das Konzert von PRAESENZ kommt dann eine Wellenfeldsynthese zum
Einsatz, die auch als Dauer-Installation auf dem Festivalgelände zu erleben ist. Dolby
Surround, 5.1 Sound – alles Kleinkram gegenüber der Möglichkeit, Schallquellen mit Hilfe
von mehreren Hundert Lautsprechern realistisch im Raum zu simulieren. So erlebt das
»Greatest Hits«-Publikum Musik von Georg Hajdu, Johann Niegl, Sascha Lemke und Erik
Nyström in schier ungeahnter Klangqualität.
Tag 3
Sa 16.11. / 16.30 Uhr / Kampnagel / P1
LOCAL HEROES: Stefan Weinzierl
Der 1985 geborene Wahl-Hamburger Stefan Weinzierl hat sich als Schlagzeuger und MultiPerkussionist in Europa bereits einen Namen gemacht. Schon mit der Aufnahme seines
Schlagzeugstudiums an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg begann er, sich
vertieft der zeitgenössischen Kammermusik und Solo-Projekten für Schlagzeug zu widmen.
Dabei ist er ständig auf der Suche nach musikalischen Herausforderungen jenseits aller
Gattungs- und Genregrenzen und entwickelt immer neue Konzertformate, die das Interesse
von nationalen und internationalen Musikfestivals wecken. So gastierte er u.a. bei den
Sommerlichen Musiktagen Hitzacker, auf dem ENTER 4th festival in Prag, dem Festival
international des musiques d’aujourd’hui Strasbourg, dem next generation Festival in
Karlsruhe, dem Festival für Neue Musik Lüneburg sowie der NIME 2011 in Oslo und spielte
regelmäßig bei den Hamburger Klangwerktagen.
Die für Schlagzeuger unverzichtbare Beherrschung von Zeit und das Spiel mit Zeit- und
Rhythmusvorstellungen sind Ausgangspunkt der multimedialen Performance »…as time
goes by...«. Als Reminiszenz auf die 2010 entwickelte Performance »Alles zu seiner Zeit« für
Schlagzeuger und Ensemble lässt Stefan Weinzierl nun als Solist die Ideen verschiedener
Hamburger Komponisten zum Thema Zeit miteinander verschmelzen – und bringt sie in
Verbindung mit audio-visuellen Projektionen von Daniel Dominguez Teruel auf die KampnagelBühne. Gleichzeitig lotet er in der 60-minütigen Schlagzeugperformance auch die Zukunft
des Schlagzeugs aus: In Jacob Sellos »Licht und Hiebe« zum Beispiel, welches Teil der
Performance ist, wird aus dem Fell einer Kesselpauke ein interaktiver Touchscreen, über den
Klangsamples und Beleuchtung gesteuert werden.
Sa 16.11. / 18.00 Uhr / Kampnagel / K2
Ensemble – Gesellschaft: ensemble recherche • Das Neue Ensemble • Ensemble Resonanz
Am zweiten Abend von »Ensemble – Gesellschaft« begegnen dem Publikum erneut drei
herausragende deutsche Ensembles für zeitgenössische Musik und präsentieren Werke, die
die zentralen Themen ihres Denkens und Musizierens widerspiegeln. Den Anfang macht das
1985 gegründete ensemble recherche aus Freiburg. Dieses Ensemble hat die Entwicklung der
zeitgenössischen Musik in Europa wesentlich mitgestaltet – mit über 500 Uraufführungen,
immer neuen Impulsen bei Konzerten, Musiktheaterproduktionen, Kursen für Komponisten
und Instrumentalisten sowie Musikvermittlungsprojekten und der gemeinsam mit dem
Freiburger Barockorchester veranstalteten Ensemble-Akademie Freiburg. Zum Repertoire des
neunköpfigen Ensembles gehören Klassiker des ausgehenden 19. Jahrhunderts ebenso wie
Impressionisten, Expressionisten, Komponisten der Zweiten Wiener und der Darmstädter
Schule, Spektralisten und experimentierfreudige Avantgardisten der Gegenwartskunst. Rund
50 CDs, die u.a. mit dem Jahrespreis der Deutschen Schallplattenkritik und dem Diapason
d`or ausgezeichnet wurden, hat das Ensemble bisher veröffentlicht. Zu seinem 25-jährigen
Jubiläum hat es befreundete Komponisten wie Jörg Widmann, Johannes Schöllhorn, Hans
Abrahamsen und Carola Bauckholt um etwas gebeten, das es in der Neuen Musik sonst nicht
gibt: Liebeslieder, die es auch für »Greatest Hits« aufs Programm gesetzt hat.
Das Neue Ensemble setzt unter dem Motto »Hundert Jahre Harmonie« neben Musik von
Gijsbrecht Royé und Gérard Grisey, dem Vater der Spektralmusik, das Gründungsdokument
der Moderne schlechthin aufs Programm: Schönbergs Kammersymphonie Nr. 1, die vor über
100 Jahren eine neue Epoche der Musik einläutete. Auf Kampnagel erklingt das Werk in einer
Bearbeitung von Anton Webern für Klavier und Streichquartett.
Das 1993 gegründete Hannoveraner Ensemble um den künstlerischen Leiter Stephan Meier
arbeitet auch mit Komponisten wie Caspar Johannes Walter, Wolfgang Rihm, Richard Rijnvos
und Mark Andre zusammen und erhielt für seine innovativen Programmkonzeptionen 2005 den
Inventio-Preis des Deutschen Musikrats. Es war Teilnehmer bei den Weltmusiktagen, dem
Kulturprogramm des Deutschen Pavillons auf der Expo 2000, und gastiert regelmäßig in
Hamburg, München, Köln, Amsterdam, Riga und Krakau. Im Auftrag von WDR, NDR, BR und
ORB hat Das Neue Ensemble zahlreiche Produktionen für den Rundfunk und auf CD
eingespielt.
Das Ensemble Resonanz besinnt sich an diesem Abend auf seine eigenen Wurzeln: Basis des
gemeinsamen Musikmachens ist für die Hamburger nämlich das Zusammenspiel im
Streichquartett – und so hat es für den zweiten Teil von »Ensemble – Gesellschaft« das
Programm »Heimat Streichquartett« zusammengestellt. Es präsentiert fünf Sätze für
Streichquartett von Anton Webern, ein Doppelquartett von Mauro Lanza sowie Enno Poppes
»Wald«, bei dem gleich vier Streichquartette gemeinsam zum Einsatz kommen.
Das von Mitgliedern der Jungen Deutschen Philharmonie gegründete Ensemble Resonanz
steht für innovative Konzertprogramme und experimentelle Projekte an ungewöhnlichen
Spielorten. Seit 2002 sind die Streicher »Ensemble in Residence« der Laeiszhalle, wo sie mit
großem Erfolg die Konzertreihe Resonanzen etabliert haben. Das Ensemble hat bereits mit
vielen herausragenden Solisten und Dirigenten zusammengearbeitet, darunter Ingo
Metzmacher, Beat Furrer, Jean-Guihen Queyras, Renaud Capuçon und Tabea Zimmermann. Als
Schnittstelle zwischen Kammerorchester und Solistenensemble ist es sowohl in den
Abonnementreihen der führenden Konzerthäuser als auch auf Festivals für Neue Musik
vertreten.
Sa 16.11. / 21.30 Uhr / Kampnagel / KMH
ePhil unplugged: Theremin & Wellenfeldsynthese
Carolina Eyck, Theremin
Christopher Tarnow, Klavier
Vinzenz Wieg, E-Gitarre
Für die Soundtracks früher Science-Fiction-Filme war das 1919 erfundene elektrische
Instrument Theremin absolut stilbildend. Zu erleben, wie Carolina Eyck, eine der weltweit
gefragtesten Interpreten auf dem Theremin – völlig berührungslos nur mit der Bewegung ihrer
Hände – ein Magnetfeld manipuliert und Klang entstehen lässt, wirkt auch heute noch wie
Magie.
Nach Carolina Eycks Solistendebüt 2002 in der Berliner Philharmonie folgten zahlreiche
Einladungen u.a. zu den Internationalen Musikfesttagen Bohuslav Martinů in Basel, zum Davos
Festival, ins Konzerthaus Berlin, ins Große Festspielhaus Salzburg, sowie nach Lissabon und
Budapest. Carolina Eyck arbeitet mit Künstlern wie Heinz Holliger, Robert Kolinsky, Gerhard
Oppitz, Andrey Boreyko, Michael Sanderling, Gürer Aykal, John Storgårds, mit dem RundfunkSinfonieorchester Berlin, dem Lapland Chamber Orchestra und dem Mozarteumorchester
Salzburg zusammen. Seit 2010 ist sie Künstlerische Leiterin der Theremin Summer Academy
in Colmar/Frankreich. Neben ihrem Engagement im Bereich der Klassik und Neuen Musik
improvisiert und komponiert sie leidenschaftlich gern und verbindet in ihren Arbeiten immer
wieder Musik und Malerei. 2006 gewann sie den internationalen Komponistenwettbewerb des
RBB. Carolina Eyck veröffentlichte das erste umfangreiche Lehrbuch »The Art of Playing the
Theremin«. Im Rahmen von »Greatest Hits« macht sie mit ihrem Theremin – und begleitet von
Christopher Tarnow am Klavier und Vinzenz Wieg an der E-Gitarre – Musik von Joseph
Schillinger, Bohuslav Martinů u.a. zu einem ganz besonderen Klangerlebnis.
Anschließend kommt erneut die Wellenfeldsynthese zum Einsatz – mit Stockhausens
wegweisendem »Gesang der Jünglinge«, mit »Artikulation«, einem der wenigen elektronischen
Werke von Ligeti, sowie mit Musik des Amerikaners John Chowning (*1934).
Tag 4
So 17.11. / 16.30 Uhr / Kampnagel / K2
Klangradar 3000
Burkhard Friedrich, Moderation
Zeitgenössische Musik klingt manchmal fremd und wenig zugänglich. In Hamburg haben
Schulklassen im Rahmen ihres Musikunterrichts die Möglichkeit, unter der Anleitung
renommierter Komponisten und durch eigene Kompositionen einen Zugang zu experimenteller
und zeitgenössischer Musik zu finden. Für »Greatest Hits« haben Schüler der Heinrich-HertzSchule mit dem Komponisten Johannes Harneit eine eigene Komposition erarbeitet. Als
Inspiration diente ihnen »Alax« von Iannis Xenakis, das um 19.30 Uhr beim Konzert des SWR
Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg zur Aufführung kommt.
So 17.11. / 17.30 Uhr / Kampnagel / P1
LOCAL HEROES: Burkhard Friedrich
Der Komponist, Musikpädagoge und Musiker Burkhard Friedrich ist einer der wichtigsten
Protagonisten der lebendigen Hamburger Musikszene. Neben seiner Funktion als
Künstlerischer Leiter des Kompositionsprojektes »Klangradar 3000« ist er vor allem für seine
experimentellen Musiktheater und Konzertinstallationen bekannt. Auch seine
Kammermusikwerke finden sich im Repertoire bekannter Ensembles wieder. Dazu zählen
beispielsweise das Decoder Ensemble, das Ensemble Phoenix und das Radar Ensemble.
Sein Werk »Città Utopica« erblickte als elektroakustische »soundscape« im Rahmen von
Wien Modern das Licht der Welt. Zu Bildern des Fotografen und Videokünstlers Kurt Hörbst
entwickelte Burkhard Friedrich eine Klanginstallation, die auf Kampnagel gemeinsam mit
John Eckardt (Kontrabass), Adrian Pereyra (E-Gitarre) und Alexander Schubert (Sound-Design)
zur Aufführung kommt. Das Werk ist durch die nächtliche Beleuchtung einer Raffinerie in
Wien-Schwechat inspiriert und verwischt die Grenzen zwischen realem Klang und
künstlerischer Transformation, zwischen Live-Musik und Projektion, zwischen Wirklichkeit und
Abbild.
So 17.11. / 19.00 Uhr / Kampnagel / K2
Mitmachaktion
György Ligeti: Poème symphonique / Musikalisches Zeremoniell für 100 Metronome
Auch am letzten Festivaltag ist das »Greatest Hits«-Publikum eingeladen, selbst musikalisch
aktiv zu werden. Als »Auftakt« zum Konzert des SWR Sinfonieorchesters Baden-Baden und
Freiburg dient ein zeitlos schönes Werk mechanischer Musik: Ligetis »Poème symphonique«,
bei dem 100 Metronome in unterschiedlichen Tempi zu einem großen musikalischen Ganzen
werden, das auch visuell beeindruckt.
Keine Vorkenntnisse erforderlich. Metronome sind vorhanden. Anmeldung unter:
[email protected]
So 17.11. / 19.30 Uhr / Kampnagel / K6
Georg Friedrich Haas: SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg • Roth
Im Südwesten der Republik spielt die Musik, genauer: die Neue Musik. Das liegt maßgeblich
am SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg, das so eng mit der musikalischen
Avantgarde assoziiert wird wie kaum ein anderes Ensemble. Mit dem charismatischen
François-Xavier Roth hat das Orchester einen Chefdirigenten, der mutige ProgrammZusammenstellungen und außergewöhnliche Projekte nicht scheut. Umso wichtiger wäre es
für die deutsche Musiklandschaft, dieses von der Fusionierung bedrohte Orchester zu
erhalten.
So liegt der Abend auf Kampnagel in wahrhaft berufenen Händen, steht doch ausschließlich
moderne Musik auf dem Programm: Zum Auftakt erklingt Iannis Xenakis' Trauermusik
»Alax« (Spielanweisung: »archaisch-weihevoll«). Und bevor es im Jubiläumsjahr der
skandalumwitterten Uraufführung ein Wiederhören mit Strawinskys »Le Sacre du
printemps« gibt, wird richtig aufgefahren: Sechs Konzertflügel, jeweils einen Zwölftelton
abweichend gestimmt, nähern sich in Georg Friedrich Haas' Klavierkonzert »limited
approximations« verschiedenen Obertonreihen an. 2010 hat das SWR Sinfonieorchester
höchstpersönlich »limited approximations« in Donaueschingen uraufgeführt.
So 17.11. / 22.00 Uhr / Kampnagel / KMH
ePhil unplugged: Ondes Martenot & Wellenfeldsynthese
Nathalie Forget, Ondes Martenot
Fuminori Tanada, Klavier
Die Ondes Martenot brachte 1928 Leben und Ausdruck in die elektronische Klangerzeugung.
Ihr Entwickler Maurice Martenot war auch Cellist; er entwickelte einen Synthesizer mit
Möglichkeiten, die kein Streicher missen mag: schmachtende Glissandi von Note zu Note und
ein den Ton belebendes Vibrato.
Nathalie Forget, Gewinnerin des ersten Preises für Ondes Martenot am Konservatorium in
Paris (CNSMDP), war mit diesem außergewöhnlichen Instrument bei zahlreichen
renommierten Festivals und Veranstaltungen zu Gast, darunter die BBC Proms, das Kuhmo
Chamber Music Festival in Finnland, das Festival Messiaen au pays de la Meije, das Holland
Festival, die Biennale in Bern und das Festival d’Automne Paris. Sie tritt in unterschiedlichsten
Formationen auf, u.a. im Ondes Martenot-Sextett, im Duo mit dem Pianisten Matthew
Schellhorn (Wavetrain), aber auch mit Orchesterbegleitung unter Dirigenten wie Peter Rundel,
Ilan Volkov, Hans Zender, Sylvain Cambreling, Reinbert de Leeuw, Pierre Boulez und MyungWhun Chung. Sie arbeitet mit dem Ensemble Itinéraire, der London Sinfonietta, dem NDR
Sinfonieorchester, dem SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg, dem Orchester
und Chor der Lissaboner Gulbenkian Foundation und dem BBC Scottish Symphony Orchestra
zusammen. Nach Beendigung ihres Masters in Musikphilosophie schreibt sie aktuell ihre
Doktorarbeit im Fach Kunst. Parallel arbeitet sie an verschiedenen künstlerischen Projekten
zum Thema Utopie, die das Ondes Martenot mit Fotografie, Performance und
Installationskunst verbinden. Bei ihrem »Greatest Hits«-Abschlusskonzert mit Werken von
Michael Levinas, Judith Ring, Edgard Varèse, Olivier Messiaen und anderen wird Nathalie
Forget am Klavier von Fuminori Tanada begleitet. Der japanische Komponist und Pianist
wurde 1961 in Okoyama geboren und ist – neben seiner regen Kompositionstätigkeit u.a. für
Solisten der Berliner Philharmoniker – auch Mitglied des Ensemble Itinéraire.
Im Anschluss kommt noch einmal die Wellenfeldsynthese zum Einsatz, u.a. mit Hans
Tutschkus 32-kanaliger elektroakustischer Komposition »Rituale«.
Begleitprogramm
Wellenfeldsynthese
Davon hätten Stockhausen und Ligeti geträumt: Hunderte von Lautsprechern, die die
Schallquelle an jedem Ort des Raumes simulieren. Die Wellenfeldsynthese steht abseits der
Konzerte den Besuchern als interaktive Dauer-Installation zur Verfügung.
In Zusammenarbeit mit der Hochschule für Musik und Theater Hamburg.
Installation im Foyer
Wie kann man Neue Musik vermitteln, einen Zugang zu Werken und Künstlern öffnen?
Antworten gibt – ähnlich wie bei der Reihe »ePhil« im KörberForum – eine Installation im
Kampnagel-Foyer, entworfen vom »Inter Visual Collective«, das sind Merle Düpmeier, Veit
Grünert, Julian Schäfer, Miriam Schneidewind und Elena Stoljarowa, allesamt Studenten des
Department Design der Hochschule für angewandte Wissenschaften Hamburg.
In Kooperation mit der Körber-Stiftung.
Künstlerische Betreuung: Sebastian Reier
Begleitende Dozentin: Prof. Almut Schneider (HAW Hamburg)
Der Bau – Eine audio-visuelle Installation
Basierend auf einer Klangcollage, die aus Klangstudien zu Franz Kafkas Erzählung »Der Bau«
entstanden ist, und verbunden mit visuellen Animationen, erschließt sich die begehbare
Installation dem Besucher als ein Raum voller sinnlicher Eindrücke. Entstanden ist das Projekt
der Design-Studenten an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg und wird
nun im Rahmen von »Greatest Hits« erneut zu erleben sein. Designer: Janina Lu, Efrén Parra,
Niklas Söder, Stefan Troschka
Happy New Ears – 100 Jahre Neue Musik vom Sacre du printemps bis heute
Neue Musik hat Geschichte. Werke wie Strawinskys »Le Sacre du printemps« oder Schönbergs
Kammersymphonie sind zeitgenössische Musik unserer Großeltern. Von diesem Aufbruch
spannt sich ein Bogen zu aktuellen Musikproduktionen. Das Seminar »Happy New Ears – 100
Jahre Neue Musik vom Sacre du printemps bis heute« am Hamburger Konservatorium will die
Festivalveranstaltungen vor- und nachbereiten, das Erlebte vertiefen und reflektieren. Die
Teilnehmer haben die Möglichkeit, Ausschnitte mehrmals zu hören, können mit Komponisten
und Interpreten diskutieren und erhalten vielfältiges Hintergrundwissen. Der gemeinsame
Besuch einzelner Festivalveranstaltungen ist in der Kursgebühr inbegriffen.
15 Einheiten, dienstags 16.30 bis 18.00 Uhr / 15.10.2013 bis Februar 2014
Ort: Medienbunker, Feldstr. 66, 4. Stock, 20359 Hamburg
Dozent: Dr. Eberhard Müller-Arp / Kursgebühr: € 160
Anmeldung: Hamburger Konservatorium, Tel. 040 / 870 877-0 / -19
Talk im Elbphilharmonie Kulturcafé
Wie ist Gegenwart in Musik zu hören? Wie gestalten Ensembles Gegenwart? Klingt die Musik
von heute nur für Spezialisten? Diesen und anderen Fragen gehen die sechs Ensembles bei
»Ensemble – Gesellschaft« im Rahmen von »Greatest Hits« nach. Bereits am
7. November um 18 Uhr sind zwei Vertreter der Gesellschaft zu Gast im Elbphilharmonie
Kulturcafé: Stephan Meier (Das Neue Ensemble) und Tobias Rempe (Ensemble Resonanz)
berichten, auf welche der Fragen sie schon Antworten gefunden haben. Eintritt frei.
Greatest Hits
Informationen & Tickets
Festivalpass € 49 / erm. € 29*
Tagespass (erhältlich für Fr, Sa und So): € 25 / erm. € 19*
Einzeltickets: € 9 – € 18 (s.o.)
erhältlich: Kampnagel Tageskasse, Jarrestraße 20
Elbphilharmonie Kulturcafé am Mönckebergbrunnen, Barkhof 3
Telefonisch: 040 / 357 666 66
E-Mail: [email protected]
Online: www.greatest-hits-hamburg.de
Ermäßigungen
Inhaber der Elbphilharmonie Card und der NDR Kultur Karte erhalten 10% Ermäßigung auf
Einzeltickets.
Spielort: Kampnagel, Jarrestraße 20, 22303 Hamburg
* für Schüler, Studenten und Behinderte
Eine Kooperation der Elbphilharmonie Konzerte mit Kampnagel.
Mit freundlicher Unterstützung von
Wir danken Torsten Hecke und Christoph Müller für ihr besonderes Engagement.
Pressekontakt
Nataly Bombeck und Elena Wätjen
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Elbphilharmonie Konzerte
Tel: +49 40 357 666 50
Fax: +49 40 357 666 55
[email protected]