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"Lean-Management – und was dann?"
Thesenpapier Dr. Thomas Klevers, Erfahrungsaustausch Wertstrom 17./18.3.2011
Deutschland zeigt in bemerkenswerter Weise Stärke: Die Wirtschaft brummt, geschätzte
1.500 Unternehmen sind in ihrer Branche Weltmarkführer, und die Arbeitslosigkeit ist
niedrig. Und dennoch: Die Chinesen werden immer besser, die Arbeitskosten in Deutschland sind hoch, und die Absatzmärkte der meisten Firmen, vor allem auch die Wachstumsmärkte der Zukunft, liegen nicht gerade in Mitteleuropa.
Die deutschen Antworten, die uns zum Erfolg geführt haben, heißen
- "Engineered in Germany",
- "High Tech Products" und
- "Vorsprung durch Technik".
Aber reicht das, unseren Vorsprung auf Dauer zu sichern? Und vor allem, auf Dauer Beschäftigung zu sichern und Industriewüsten zu verhindern? Ich bin der Überzeugung, es
reicht nicht.
Dazu einige Thesen:
These #1: Die Zeit des Überflusses ist vorbei.
Der schonende Umgang mit Ressourcen ist kein "grünes" Thema mehr, sondern eine
Frage des Überlebens, und zwar weltweit. Der Kampf um knapper werdende Rohstoffe
und Energie hat begonnen, und die Diskussion um "seltene Erden" oder um den Ölpreis
sind m.E. Zeichen dafür, was auf uns zurollt.
Wir brauchen Wege, mit weniger Ressourcen auszukommen. Wir müssen die immer noch
vorhandene Verschwendung von Ressourcen beenden.
These #2: Arbeit ist teuer.
Arbeitskosten in unserem Land sind hoch, gehören mit zu den höchsten weltweit, und sie
werden nicht niedriger. Verlagerung ist nur bedingt eine Lösung, denn anderswo steigen
die Löhne auch, und der Wanderzirkus in Billiglohnländer rechnet sich auf Dauer nicht.
Wir müssen die Arbeit so gestalten, dass sie effizient eingesetzt wird. Und vor allem flexibel, wie wir später noch sehen.
These #3: Wir haben nicht nur High Potentials.
Unsere jungen Leute sind nicht nur Abgänger von Exzellenz-Universitäten, SuperIngenieure oder "Exzellenz-Manager". Wir werden immer auch die Jobsuchenden haben,
die "nur" einen Realschulabschluss vorweisen können, und die Anzahl der "Low Potentials", die gerade mit Ach und Krach einen qualifizierten Abschluss geschafft haben, steigt.
Für diese Leute brauchen wir Arbeit, in wertschöpfenden Betrieben, denn so viele "Dienstleister" brauchen wir gar nicht. Und das ist eine Frage des Überlebens der Gesellschaft,
alleine schon wegen des sozialen Friedens.
These #4: Die Anforderung an unsere Flexibilität steigt.
Ich bin überzeugt, dass wir in Zukunft viel stärkere Ausschläge und Zyklen der Märkte und
ihrer Anforderungen erleben werden. Die Verschiebungen werden schneller geschehen.
Der alte Spruch "Nicht die Großen fressen die Kleinen, sondern die Schnellen die Langsamen" bekommt in Zukunft eine neue verstärkte Bedeutung.
Darauf müssen wir reagieren – flexibel werden, atmende Strukturen schaffen, die Anpassungsfähigkeit erhöhen.
Wie kommen wir dahin?
Sie werden meine Antwort schon ahnen: Mit Lean.
Lean bedeutet
- Verschwendung aller Ressourcen vermeiden, und somit effizienter Einsatz von
Ressourcen.
- Höchstmaß an Flexibilität schaffen– und somit die Möglichkeit, auf wechselnde
Marktanforderungen zu reagieren.
- Ressourcen so einsetzen, dass ihre Fähigkeiten effizient genutzt werden können.
Und das heißt in Bezug auf meine Thesen:
- Verschwendung von Ressourcen:
Mit der Lean-Philosophie im Kopf durchforsten wir Abläufe und versuchen, Verschwendung von Material, Energie und Rohstoffen zu reduzieren. Dadurch schaffen wir Bewegungsfreiheit für die Unternehmen und reduzieren ihre Abhängigkeit
von Preisentwicklungen.
- Teure Arbeitskraft:
Sie muss möglichst effizient eingesetzt werden. Viele Prozesse in einem Unternehmen sind gewachsen, aber nicht unbedingt durchdacht. Hier setzt Lean an, indem die Abläufe systematisch auf ihre Effizienz hin überprüft werden. Egal ob in
der Produktion, der Logistik oder im Office. Und das erfolgt zusammen mit den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen, und nicht gegen sie. Verbesserungen bekommen
dadurch eine breite Basis, und Veränderungen werden zu einer Bewegung, einer
Lawine im Unternehmen.
- Hohe Flexibilität:
Investitionen in teure Maschinen und Anlagen sind nicht die Lösung. Wir brauchen
intelligente Kombinationen von "Low Cost Automation" und effizient organisierten
"Human Resources". Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen müssen in die Lage versetzt werden, ihre Abläufe selber zu optimieren und müssen mit geeigneten Hilfsmitteln ausgestattet werden. Qualifizierung spielt eine wichtige Rolle, und so können wir auch die "Low Potentials" in den Arbeitsprozess integrieren.
Ich meine, wir brauchen nicht mehr Dienstleistung, sondern mehr Wertschöpfung in
Deutschland. Und zwar intelligent organisierte Wertschöpfung, effizient gestaltete Wertschöpfung. Und das genau sind die Grundpfeiler der Lean-Philosophie.
Der Titel meines Thesenpapiers lautet "Lean-Management – und was dann?". Meines
Erachtens gibt es kein "…und was dann". Es gibt keine Alternative zu Lean. Lean ist keine
neue Management-Methode. Lean ist eine Denkweise, eine Philosophie.
Ich bin der festen Überzeugung, dass wir nur mit der Lean-Philosophie unserer Stellung in
der Weltwirtschaft festigen und vor allem auch ausbauen können.
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