Predigt 1. Kor 15,19-26 – Ostern 2014 Andreaskirche

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Predigt 1. Kor 15,19-26 – Ostern 2014 Andreaskirche
Predigt 1. Kor 15,19-26 – Ostern 2014 Andreaskirche
19 Wenn wir nur für das jetzige Leben auf Christus hoffen, sind wir bedauernswerter als alle
anderen Menschen. 20 Jetzt ist Christus aber vom Tod auferweckt worden, und zwar als Erster
der Verstorbenen. 21 Denn ein Mensch hat den Tod gebracht. Deshalb bringt ein Mensch auch
die Auferstehung der Toten. 22 Weil wir mit Adam verbunden sind, müssen wir alle sterben.
Aber genauso werden wir alle lebendig gemacht, weil wir mit Christus verbunden sind. 23 Das
geschieht für jeden nach dem Platz, den Gott für ihn bestimmt hat: als Erster Christus. danach, wenn Christus wiederkommt, alle, die zu ihm gehören. 24 Dann kommt das Ende: Christus übergibt Gott, dem Vater, die Herrschaft über sein Reich. Zuvor wird er alles vernichten,
das seinerseits den Anspruch auf Herrschaft, Macht oder Wunderkräfte erhebt. 25 Denn Christus muss über sein Reich herrschen, bis "Gott alle seine Feinde zu Boden geworfen hat. Er
macht sie zum Schemel für seine Füße." 26 Der letzte Feind, den er vernichten wird, ist der
Tod.
Das hat kein Mensch gesehen. Spuren davon zeigen sich trotzdem bis heute. Ich meine die Auferweckung Jesu von den Toten. Seit fast 2000 Jahren zieht dieser Ruf durch die Geschichte der
Menschheit. Wir haben ihn mehrfach gesungen. Das zu tun und die Botschaft zu hören, darum
sind wir heute Morgen hierher gekommen. Der Herr ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden!
Kein Mensch hat es gesehen. Matthias Grünewald malt sein Osterbild trotzdem so, als sei er
noch vor den Frauen am Grab gewesen. Nicht erst bei Sonnenaufgang, sondern schon in der
Nacht. Wäre da nicht dieses Licht auf dem Bild – es wäre stockfinster. Wer begegnet schon gerne schwer bewaffneten Soldaten im Finstern… doch in diesem Licht betrachtet, wirken sie wie
Statisten. Das überrascht. Denn 3 Tage vorher hatten sie noch alles fest im Griff. Sie verbreiteten Angst und Schrecken. Sie brachten den Tod. Das Leben des Propheten Jesus v Nazareth
endete am Kreuz – so sah es für alle aus. Die himmlischen Heerscharen waren ausgeblieben. So
ging es, wie es immer geht: wer die Macht hat, hat das Sagen. Macht hat, wer sie mit Gewalt
durchsetzt. So geht das immer in dieser Welt (Syrien; Ukraine etc.)
Nein, sagt die Christenheit seit Ostern. So funktioniert das nicht. Der Tod ist entmachtet. M
Grünewald unterstreicht das mit diesem Bild. Die Starken von gestern purzeln wie Marionetten
ohne Fäden durcheinander. Im Original in Colmar sieht man es noch besser: der Maler macht
sich lustig über die Mächtigen. Er malt Rostflecken auf die Rüstungen und Mottenlöcher in die
Kleidung der Soldaten.
Predigt Ostern 1. Kor 15,19-26
Das Leben ist erschienen
Das sind nur Gestalten am Rand. Im Zentrum steht die Lichterscheinung. Es ist nicht wirklich
Finsternis: das Licht scheint in der Finsternis – das Leben ist erschienen! Es gibt nicht viele
Osterbilder alter Meister, die auf jede Form von Siegerpose verzichten. Oft kommt die Fahne mit
dem Kreuz als Siegesfahne vor; hier nicht. Man sieht ihm deutlich die Spuren des Leidens und
des Kreuzes an. Aber er ist im Hellen. Jesus auf diesem Bild ist nicht mehr nur diesseitig. Er ist
den Gesetzen der Welt nicht mehr unterworfen. Nichts kann ihn mehr nach unten ins Grab
und in die Todeswelt hinabziehen. Keine Macht der Welt kann ihm mehr etwas anhaben. Er
schwebt. Er blickt uns an. Er segnet. Der Herr ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden!
Die Auferstehung und die Nachricht davon gehen weit über alles Vorstellbare dieser Welt hinaus. Paulus: wenn wir nur für das jetzige Leben auf Christus hoffen, sind wir bedauernswerter
als alle anderen Menschen. Jetzt ist Christus aber vom Tod auferweckt worden, und zwar als
Erster der Verstorbenen. Seitdem ist diese Behauptung in der Welt: so wie es Christus ergangen
ist, den Gott auferweckt hat, wird es uns allen ergehen am Ende der Tage. Wir werden auch
auferweckt; schweben, vom Licht durchflutet – wie es MG hier dargestellt hat.
Wer hat damit kein Problem? Wem soll man trauen? Den Mächten dieser Welt? Da sagt die Erfahrung: Auferstehung von den Toten gibt es nicht. Sollen wir der Macht Gottes trauen? Man
spürt es den Worten des Paulus ab, dass er von Menschen in Korinth Gegenwind bekommen
hat: wer sagt denn, dass du recht hast?
Die Macht des Todes oder die Macht des Lebens
Diese beiden tragen gegeneinander einen Kampf aus. Luther im Lied Christ lag in Todesbanden:
es war ein wunderlicher Krieg, da Tod und Leben rungen… (EG 101,4) Jede/r von uns, der/die
schon einmal einen Menschen verloren hat, wird das bestätigen können. Der Tod zerreißt das
Leben. Die gemeinsame Zeit, schöne, erfüllte Augenblicke kommen einem wie zerstört, wie gestohlen vor. Was gestern noch selbstverständlich schien, hat sich mit einem Schlag verändert.
Es ist so: wenn man es gut hat zusammen, hat sich vieles eingespielt und läuft wie von selbst.
Man stellt sich am liebsten vor: das bleibt so für immer. Doch dann kommt der Tod. Wer das
erlebt hat, wünscht sich: das soll nie wieder passieren. Man möchte dem Tod aus dem Weg gehen können für immer. Aber es wird so nicht sein. jede/r weiß das – und man schiebt es doch
von sich weg.
Die Kraft der Auferstehung heute im Leben
Paulus schreibt, was man davon hat, wenn man durch den Tod verunsichert sich auf diese
Weltzeit beschränkt. Da setzt sich immer der Stärkere durch. Weil sich der Tod immer durchsetzt, ist er letztendlich der Stärkere. Darum gibt es die, die sagen: es hat alles keinen Sinn,
sich zu engagieren. Warum soll ausgerechnet ich sauber und ehrlich bleiben? Oder: Menschen
kommen nach dem Verlust eines lieben Angehörigen nicht mehr so richtig auf die Beine. Überall, wo das so ist, hat – in der Sprache des Paulus / in der Auferstehungs-Sprache – die Macht
des Todes den Sieg davon getragen. Pessimismus statt Optimismus.
Mit diesen Gegnern geht Paulus ins ‚Gefecht‘. Der wunderliche Krieg, bei dem Tod und Leben
rungen – das ist kein Streit mit unentschiedenem Ausgang. Das Leben hat bereits begonnen.
Wir können auf Jesus schauen und darauf vertrauen. Nicht Pilatus mit seinen römischen Soldaten haben sich durchsetzen können. Gott hat selbst eingegriffen. Er hat das Ergehen Jesu in
die eigenen Hände genommen und hat ihn zum Leben erweckt. Genau das wird er auch bei jeder/m von uns tun. In Christus werden alle lebendig gemacht werden! Luther in seinem Lied
(EG 101,4): … das Leben behielt den Sieg, es hat den Tod verschlungen. Weiter: ein Spott aus
dem Tod ist worden. Halleluja! Darauf zu vertrauen jetzt in unserem Leben, ist nicht leicht.
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Andreaskirche 20.04.2014
Predigt Ostern 1. Kor 15,19-26
Wird es wirklich gut ausgehen? Wird die Trauer wirklich irgendwann weniger? Wird es wirklich
einen Weg geben, wo ich jetzt keinen sehe? Wird die Veränderung gelingen? (evtl. Kirche – zukunftsfähig?) Um auf diese und ähnliche Fragen Antworten zu bekommen, muss man oft lange
ringen – auch mit anderen.
Dass das Leben stärker ist als der Tod, ist für M Grünewald eindeutig. Er zeigt die Veränderung, die Verwandlung von Leid und Schmerz so: wenn Sie die Beine Jesu anschauen, dann
sehen sie wie tot aus. Sie haben die bleiche Farbe eines Leichnams. Fast erschreckend. Die
Beine, die dem Grab noch am nächsten sind, tragen die Farbe des Todes. Aber das Gewand
steht schon ganz im Zeichen des Lebens. Ein Bild voller Leuchtkraft, voller Farbenvielfalt und
Schwung. Unten zeigt sich das Tuch noch in kaltem Weiß – so wie es Jesus im Grab als Leichnam umgeben hat. Dann verwandeln sich die Farben über Violett in leuchtendes Rot. Wo es an
das Gesicht Jesu grenzt, leuchtet es gelb und strahlt hell. hier sieht es so aus, dass der Maler
in Farbe umsetzt, was Paulus ein paar Verse später im Kapitel über die Auferstehung sagt: wir
werden alle verwandelt werden.
Diese Verwandlung – das ist die wahre Kunst des Malers – können wir sehen: der Körper verwandelt sich in Licht. Vom Gesicht Jesu sieht man fast nur das: es leuchtet und strahlt. So wie
es im Schlusssegen im GD heißt: der Herr lasse leuchten sein Angesicht über euch und gebe
euch Frieden. An anderer Stelle spricht der Auferstandene die Jünger so an: Friede sei mit Euch!
Friede in aller Trauer; Friede in dem vielen Schmerz über die Grausamkeiten dieser Welt; Friede
in den Fragen, die euch bewegen; Friede, der höher ist als alle Vernunft; er reicht über alle
Grenzen hinweg, denn: Der Herr ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden!
Hermann Kotthaus (nach einer Vorlage des Gottesdienst-Instituts der Evang.-Luth. Kirche in Bayern)
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Andreaskirche 20.04.2014

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