Kindertagesstätte „An der Bach“ Das pädagogische Gesamtkonzept

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Kindertagesstätte „An der Bach“ Das pädagogische Gesamtkonzept
Kindertagesstätte „An der Bach“
Das pädagogische Gesamtkonzept
Kindertagesstätte der Verbandsgemeinde Freinsheim
Sehr geehrte Eltern
wir begrüßen Sie und Ihre Kinder sehr herzlich in unserer Kindertagesstätte.
Unsere Konzeption soll Ihnen Einblicke in unsere Erziehungs- Bildungs- und
Betreuungs-arbeit ermöglichen. Sie ist
umfangreich und enthält
eventuell
pädagogische Fachbegriffe oder Beschreibungen methodisch – didaktischer
Vorgehensweisen, zu denen Sie Fragen oder Erörterungsbedarf haben. Wir
helfen gerne und jederzeit bei der Klärung.
Unser wichtigstes Ziel ist, Ihren Kindern einen Ort zu bieten, wo sie sich wohl
und geborgen fühlen dürfen. In einer lernanregenden Umgebung sollen Ihre
Kinder miteinander spielen und lernen und sich individuell gut entwickeln
können.
Wir freuen uns auf die gemeinsame Zeit mit Ihnen und Ihren Kindern und
bemühen uns um ein gegenseitiges Vertraut werden.
Sprechen Sie uns bitte an, wenn Ihnen etwas gar nicht gefällt. Im Rahmen
unserer Möglichkeiten versuchen wir, mit Ihnen zusammen Lösungen zu
finden oder auf Ihre Wünsche einzugehen. Wenn Ihnen etwas besonders gut
gefällt, möchten wir das natürlich auch gerne wissen.
Wir freuen uns auf eine schöne Zeit mit Ihren Kindern und Ihnen
2
Inhaltsverzeichnis:
Grußwort
2
Inhalt
3
Träger /Öffnungszeiten
4
Chronik
5
Unser Haus
7
Grundriss
8
Andere Erlebnisräume
9
Pädagogische Orientierung
10
Schwerpunktarbeit/ Bild vom Kind
12
Spielen= Lernen / Rolle der pädagogischen Fachkraft
13
Angebote und Projekte
13
Besondere Aspekte der Betreuung
14
Beaobachten, dokumentieren
15
Pädagogisches Fachpersonal
15
Zusammenarbeit mit Eltern
16
Bring- und Abholzeiten
17
Regelmäßiger Kindergartenbesuch, Fehltage
17
Sprachförderkonzept
18
Kommunikationskette
20
Besondere Aspekte der Sprachförderung
22
Gezielte Sprachförderung
22
Beteiligung von Eltern
23
Unsere Ganztagsbetreuung
24
Dokumentation mit Portfolios
25
Bildungs- und Lerngeschichten
27
Leitfaden Projektarbeit
28
Sexualpädagogisches Konzept
30
Leitfaden Kindeswohl
34
Übersicht Qualitätsstandards
35
3
Träger der Einrichtung:
Verbandsgemeinde Freinsheim
Bürgermeister:
Wolfgang Quante
Zuständige Fachbereichsleitung:
Beate Raab
Sachbearbeitung:
Simone Acker
Leitung der Kindertagesstätte:
Helga Weitzel
Stellvertretung:
Beatrice Niggenaber
Zuständiges Jugendamt:
Kreisverwaltung Bad Dürkheim
Betriebserlaubnis:
Genehmigt sind:
Davon:
115 Plätze
50 Ganztagsplätze
65 Teilzeitplätze
24 Plätze für 2 Jährige
7 Plätze für 1 Jährige
Öffnungszeiten:
Teilzeitbereich:
Vormittags
Nachmittags:
Ganztagsbereich::
7.45 Uhr bis 12.15 Uhr
14.00 Uhr bis 16.00 Uhr
7.30 Uhr bis 17.00 Uhr
Schließzeiten:
 3 Wochen während der Sommerferien
 zwischen Weihnachten und Neujahr
 an festgelegten einzelnen Schließtagen (Fortbildung, Konzeptionstage)
4
Unsere Chronik
Vom Kindergarten zur modernen Kindertagesstätte
Die Kindertagesstätte „An der Bach“ wird am 16.10 1967 eröffnet. Der damals
3-gruppige Flachbau erweist sich über die Jahre hinaus als undicht. Schon
1984/85 denkt man über einen Dachausbau nach. Diese Überlegung und der
Platzbedarf für die durch die Neubaugebiete sich stark vergrößernde Stadt
Freinsheim führen 1992 zur Realisierung der geplanten Maßnahme. Während
der Bauzeit ziehen die Kinder in das Feuerwehrgerätehaus und in den
Gymnastikraum der Kindertagesstätte in der Dackenheimer Straße.
Im Januar 1993 erfolgt der Einzug in die neuen Räume. Es bietet sich nun die
Möglichkeit der Ganztagsbetreuung. Ganztags- und Hortplätze werden in so
genannten
altersgemischten
Gruppen
zusätzlich
geschaffen,
d.h.:
Kindergartenkinder (3-6 Jahre) und Schulkinder (6-12 Jahre) spielen und
lernen gemeinsam. Eine neue 4. Gruppe wird am 1.3.1993 eröffnet, eine
weitere 5. Gruppe aufgrund der starken Nachfrage zum 1.9.1994. Der Zuzug
junger Familien nach Freinsheim hält an und eine 6. Gruppe wird im Januar
1998 genehmigt, wenn auch jährlich befristet mit Hinblick auf die Entwicklung
der Kinderzahlen. Insgesamt hält
die Einrichtung nun für 130 Kinder
Betreuungsplätze bereit.
1999 macht sich das Team unter neuer Leitung Gedanken zu einem
Konzeptionswechsel.
Situationsorientierte
Überlegungen,
tägliche
Erfahrungen und die Teilnahme an Fortbildungen ermöglichten die Umstellung
zur „offenen“ Kindertagesstätte. Seit Januar 2003 stehen den Kindern
großzügige und gut ausgestattete Funktionsräume und ein Bewegungsraum
zur Verfügung. Das Mitbestimmungsrecht der Kinder
im Alltag und
selbstständiges Handeln stehen im Vordergrund. Regelmäßige pädagogische
Angebote und Projektarbeit in kleinen Gruppen unterstützen den Bildungsund Erziehungsauftrag der Einrichtung und sind in der Konzeptform der
offenen Arbeit auch gut durchzuführen.
5
Der Bedarf an Hortplätzen steigt. 2004 wird ein neues Hortkonzept erarbeitet
und eine Hortgruppe für 15 -20 Kinder im Alter von 6 bis 14 Jahren
ausgewiesen.
Im August 2007 öffnet sich das Haus für die Aufnahme von
2-jährigen
Kindern. Mit dem Rechtsanspruch für die Aufnahme weiterer Kinder unter 3
Jahren wird die Anzahl der Hortplätze reduziert. Entgegen aller Erwartungen
steigen in Freinsheim die Geburtenzahlen. Der Rechtsanspruch von Kindern
unter 3 Jahren und der entsprechende Bedarf führen zur Schließung der
Hortgruppe.
2008 vertieft die Kita die Zusammenarbeit mit der Grundschule und
unterzeichnet einen gemeinsamen Kooperationsvertrag.
Seit November 2011 ist die Einrichtung Schwerpunkt - Kita für Sprache und
Integration.
Im Kindergartenjahr 2014/15 werden die ersten Einjährigen aufgenommen.
6
Unser Haus:
Die Kindertagesstätte liegt mitten im Grünen, am
äußeren historischen
Stadtmauerrundgang der Stadt Freinsheim. Sie verfügt über ein sehr schönes,
weitläufiges Außenspielgelände mit altem Baumbestand. Der anliegende
Sportplatz des TSV Freinsheim darf zusätzlich genutzt werden und erweitert
unsere Spielmöglichkeit im Freien.
Unsere Räume:
Die Kindertagesstätte „An der Bach“ ist eine zweigeschossige Einrichtung.
In der 1. Etage werden in der Familie Kunterbunt Kinder in der Altersmischung
1-4 Jahre betreut. Mit 4 Jahren wechseln sie ins Obergeschoß in die Familie
Wirbelwind. Während in den
ersten 3 Jahren das Einleben in den
Kindergartenalltag, Freunde finden, Regeln kennen lernen und soziales Leben
teilen im Vordergrund stehen, ist in den letzten beiden Kindergartenjahren der
Übergang
in
die
Schule
Alltagsinhalt.
Ein
2008
festgeschriebener
Kooperationsvertrag untermauert die Zusammenarbeit Zwischen Kita- und
Schulleitung,
Erzieherinnen
und
Lehrern
und
natürlich
auch
Eltern.
Projektarbeit und Partizipation der Kinder im Alltag werden großgeschrieben.
In beiden Etagen der Kindertagesstätte sind alle Räume altersgemäß
eingerichtet und gestaltet. Bauen, Rollenspiel, kreatives Gestalten und
Bewegung sind in Funktionsräumen möglich. Darin können sich Kinder so oft
und so lange aufhalten, wie sie es wollen und brauchen.
Ein Grundrissplan erleichtert Ihnen auf der nächsten Seite die Übersicht.
7
Unsere Einrichtung
Erdgeschoß
Familie Kunterbunt
Bauen
Bewegung
Schlafen
Treppe
Essen/Kreativ
Rollenspiel/Lesen
Malen/Bastel
Essen
Flur
Garderobe
Erzieher
Personal
küche
Heizung
Wickeln
Duschen
Garderobe 2 Jährige
Spielecke
Waschraum/Toiletten
Ritter
burg
Turnen,
Klettern,
Toben
W
C
Anbau/Ausgang
Obergeschoß
Familie Wirbelwind
Nottreppe
Literacy
Büro
Leitung
Bauen 1
Bauen 2
Ausruhen
Essbereich
GZ
Rollenspiel
Essbereich GZ
Flur
Abstellraum
Personalzimmer
Küche
PersonalToilette
Wickelraum
Waschraum
Kreativbereich
Essbereich GZ
8
Andere Erlebnisräume
Wir sind viel unterwegs. Das alte Städtchen Freinsheim und die Umgebung
bieten
tolle Ausflugsmöglichkeiten. Zu einen Stadtmauerrundgang oder einer
Stadtrallye
sind alle Kinder gerne bereit. Wir besuchen auch Betriebe und Firmen (Obst
Höfe, Geschäfte, Baustellen, die Feuerwehr) um uns genau zu informieren.
Und wo kann man sich besser austoben und die frische Luft genießen, als in
unseren Weinbergen.
Wir besitzen ein eigenes Beet im Freinsheimer Apotheker Garten, welches wir
regelmäßig besuchen und betreuen.
Im Rahmen unserer Projektarbeit, aber auch spontan laden wir unsere Kinder
zu besonderen Erlebnistagen ein (Wald Tag, Wiesentag usw.).
Dabei
sind
wir
manchmal
auf
Ihre
Unterstützung
angewiesen
(Fahrgemeinschaften, Begleitpersonen).
9
Unsere pädagogische Orientierung
„Kinder haben die Fähigkeit und das Recht, auf eigene Art
wahrzunehmen, sich auszudrücken und ihr Können und Wissen zu
erfahren und zu entwickeln. Sie wollen lernen und haben ein Recht auf
Ihre Themen sowie auf ein genussvolles Lernen. Sie haben großes
Vergnügen zu verstehen, zu wissen und sich an Problemen zu messen,
die größer sind als sie!“
Loris Malaguzzi
Unsere Grundlagen:
Unsere Arbeit basiert auf
1.rechtlichen Grundlagen:
 SGB VIII (Kinder- und Jugendhilfe Gesetz)
§1 Recht auf Erziehung
§22 Grundsätze der Förderung
§22 Förderung in Tageseinrichtungen
 Kindertagesstätten Gesetz Rheinland Pfalz
 § 29UN Kinderrechtskonvention (Kinderrechte)
 Bildungs- und Erziehungsempfehlungen Rheinland Pfalz
2. inhaltlichen Grundlagen:
der Situationsorientierte Ansatz beschreibt am besten unsere pädagogische
Haltung. Wir wollen
 Lebensereignisse und Lebenssituationen von Kindern
aufgreifen, nachvollziehen, verstehen und gemeinsam
aufarbeiten
 Erfahrungshorizonte vergrößern
10
 Selbstständigkeit,
Selbstbewusstsein
und
Solidarität
entwickeln
 Vernetzungen
schaffen
zwischen
Situationen
im
Kindergarten und außerhalb.
(vgl. Armin Krenz: der „Situationsorientierte Ansatz im Kindergarten“)
Unsere Schwerpunktarbeit
Wir haben uns dazu entschieden, uns für das Projekt Schwerpunkt-Kita für
Sprache und Integration zu bewerben:
 Sprache ist für uns die Grundlage für Erfolg und der Schlüssel
für jede weitere Entwicklung
 Kinder mit gutem Sprachverständnis haben klare Vorteile
 wir wollen Kindern mit Migrationshintergrund bessere Chancen
einräumen
 wir wollen alle Kinder früh in ihrer sprachlichen Entwicklung
fördern
 wir brauchen eine zusätzliche Sprachexpertin
 Wir sind der Meinung
 die Schwerpunktarbeit und der Situationsorientierte Ansatz passen gut
zusammen.
 Sprache
ermöglicht
Erfahrung
in
allen
Bildungsbereichen.
Insbesondere die emotionale Zuwendung der Fachkräfte, die sich unter
anderem auch in der Sprache ausdrückt, unterstützt einen positiven
Bindungsaufbau und somit die Gesamtentwicklung
11
Unser Bild vom Kind
Für uns hat jedes Kind seine eigene Persönlichkeit, seine Stärken, seine
Schwächen und seine Besonderheiten. Im Rahmen ihrer eigenen erlebten
Kultur machen sie sich ihr Bild von der Welt, sammeln Erfahrungen und
entwickeln
eigene
Vorstellungen.
Sie
sind
„Gestalter
ihrer
eigenen
Lernprozesse“. Bei uns dürfen Kinder ihren selbstbestimmten Interessen und
Bedürfnissen nachgehen und
ihre Spielzeit, ihre Spielgruppe und ihr
Spielmaterial selbst auswählen.
„Kinder verfügen über herausragende Lernfähigkeiten, sie müssen nicht
gebildet werden, sie bilden sich selbst“.
„Zur Bildung gehören immer persönliche Verarbeitungen von Informationen
und Erfahrungen. Zu ihren Lernprozessen gehört die Phantasiewelt unbedingt
dazu“.
(vgl. Infans- Berlin: Laewen)
Spielen = Lernen
„Kinder im Elementarbereich (0-6 Jahre) lernen nicht wie Schulkinder über
„Wissensvermittlung“, wie sie in der Schule passiert. Für sie ist das Spiel die
Lernform schlechthin. Entwicklungspsychologen und Entwicklungsforscher
weisen heute mehr denn je darauf hin, dass Kinder vielfältige Spielorte
brauchen, um „sehen, hören und begreifen“ zu können. Das Spiel ist der
„Nährboden“ für den Erwerb schulischer Fähigkeiten. Die Vorstellung, dass
„angelerntes“ Wissen die Grundlage für die Schulfähigkeit eines Kindes ist, ist
längst überholt. Je anregender und motivierender die Spielsituationen, die wir
für das Kind anbieten, umso mehr „lernt“ es und „bildet“ sich“. Die neuesten
Erkenntnisse der Neurobiologie (Hirnforschung) sehen eine nachhaltige
Beeinflussung des Lernens im Zusammenhang mit sozialen Kontakten im
Zusammenspiel mit Aufmerksamkeit, Motivation und Emotion.
„Aus Erlebnissen der Seele werden Spuren im Gehirn“ (Manfred Spitzer)
(vgl. Kindergartenpädagogik -Online-Handbuch – 2001; Armin Krenz;
Frühkindliche Entwicklung und Lernen - Manfred Spitzer)
12
Die Rolle der pädagogischen Fachkraft
Die Erzieherinnen sehen sich in der Rolle der Begleiterin, Impulsgeberin,
Zuhörerin, Beraterin und Lernpartnerin. Sie haben Vertrauen in die
Entwicklungspotenziale der Kinder. Der regelmäßige Dialog ermöglicht es,
dass die individuellen „Lebenspläne“ und Lernstrategien eines jeden Kindes
in der Planung von pädagogischen Angeboten und Projekten berücksichtigt
werden können.
Die Basis für eine gesunde Gesamtentwicklung ist für uns eine gute Bindung
zu einer Bezugsperson, die vor dem Kindergarten in der Regel Mutter und
(oder) Vater sind. In der Einrichtung ist es meistens die Bezugserzieherin.
Aber auch die gute Beziehung der Eltern zur Erzieherin ist wichtig.
Hier unterstützt das „Berliner Eingewöhnungsmodell“ den Prozess des
gegenseitigen Kennenlernens. Zu einem ausführlichen Aufnahmegespräch
nehmen wir uns gerne Zeit, bevor der „erste Tag im Kindergarten“ ansteht.
Beim Erstkontakt mit der Kindergartenleitung lernen Eltern gemeinsam mit
ihren Kindern das Haus kennen und erhalten erste Informationen über die
Konzeption der Einrichtung.
Angebote und Projekte
In unserer Kindertagesstätte finden nach ausgiebiger Freispielphase täglich
Morgenkreise statt, die gleichzeitig „Lernkreise“ sind. Nach Alter der Kinder
unterscheiden sie sich in der Teilnehmerzahl, in der Dauer und nach
Lerninhalten. Für die jüngeren Kinder sind es meistens Sing- und Spielkreise,
in der Regel dienen sie einem näheren Kennenlernen der Familiengruppe und
erweitern die Begegnungsmöglichkeiten.
Mit den größeren Kindern lassen sich Projektideen finden und gemeinsam
unterschiedliche Aktivitäten planen und umsetzen. Die Teilnahme an
Angeboten und Projekten ist freiwillig. Wir bemühen uns immer um freundlich
motivierende Einladungen.
13
Allen Kindern ab dem 4. Lebensjahr ermöglicht
unser
Förderverein die
Teilnahme an einer musikalischen Frühförderung durch die Musikschule
Freinsheim.
Besondere Aspekte bei der Betreuung
Für unsere jüngeren Kinder (Zwei-, Dreijährige) haben wir noch ein paar
wichtige pädagogische Ansätze:
Die
Pflege
(Wickeln,
Unterstützung
beim
Essen,
Toilettengang,
Händewaschen)) spielt bei jungen Kindern eine besondere Rolle. Die
Bezugserzieherinnen nehmen sich sowohl in der Eingewöhnungsphase, als
auch danach ausreichend Zeit für eine intensive Kommunikation und
ungeteilte Aufmerksamkeit. Kinder bekommen Gelegenheit zu äußern, was
angenehm und unangenehm ist. Die Pflegehandlung wird immer sprachlich
unterstützt.
Die Entwicklung der Selbstständigkeit ist in dieser Altersstufe ab etwa 18
Monaten besonders stark ausgeprägt. Die Kinder lernen sich in dieser
Entwicklungsstufe als Person kennen und fangen an, körperliche Vorgänge
zu kontrollieren (Sauberkeitsphase). Auf ihre Versuche, die eigenen Grenzen
kennen zu lernen und andere Regeln zu akzeptieren, müssen Erzieherinnen
oft sensibel reagieren. Einerseits gilt, den Willen des Kindes zu respektieren,
andererseits müssen dem Kind konkrete Handlungsalternativen aufgezeigt
werden.
Wichtig für uns ist, die Kinder in ihrem Autonomiebestreben („das kann ich
alleine“) zu unterstützen und auch mit Eltern diesbezüglich Absprachen zu
treffen.
Bei Kindern unter 3 Jahren ist die verbale Ausdrucksfähigkeit noch nicht so
stark ausgeprägt. Über einen gelungenen Beziehungsaufbau kann mit non
verbalen Elementen trotzdem eine gute Kommunikation stattfinden (anlächeln,
zustimmendes Kopfnicken, Blickkontakt, Zeichensprache).
14
Beobachten und Dokumentieren
Lernverhalten und Lernschritte bzw. Lernerfolge werden von uns schriftlich
festgehalten. Gemeinsam mit dem Kind werden Portfolios gestaltet, die von
Eltern finanziert werden und Eigentum des Kindes sind.
Darüber hinaus
halten Erzieherinnen Beobachtungen während des Freispiels schriftlich fest,
die als Grundlagen für die Entwicklungsgespräche dienen.
Für gezieltes
Beobachten nutzen wir besondere Beobachtungsbögen.
Pädagogische Angebote und Projekte werden ebenfalls dokumentiert und
reflektiert.
Eltern
erhalten
diesbezüglich
Informationen
in
speziellen
Aushängen.
Das pädagogische Fachpersonal
Neben der Leitung sind 12 Erzieherinnen in der Einrichtung beschäftigt. Sie
sind für 8-12 Bezugskinder in Hinsicht auf Elterngespräche, Beobachtungsund Lerndokumentation zuständig.
In regelmäßigen Teamsitzungen und Dienstbesprechungen reflektieren sie die
Qualität ihrer täglichen Arbeit, beraten sich gegenseitig, tauschen sich über
gruppenübergreifende Angebote und Projekte aus. Sie nehmen regelmäßig an
Fortbildungen und Supervisionen teil.
Die Kindergartenleitung steht in regelmäßigem Kontakt mit dem Träger. Zwei
zusätzliche Sprachförderkräfte unterstützen die Schwerpunktarbeit. Für ein
täglich frisch zubereitetes Mittagessen
sorgen zwei Hauswirtschafterinnen.
15
Zusammenarbeit mit Eltern
Erziehungspartnerschaft mit Eltern heißt für uns, dass wir mit Ihnen
eine
gemeinsame Verantwortung für die optimale Entwicklung Ihrer Kinder
eingehen möchten. Deshalb
ist ein regelmäßiger Dialog, der auf einer
gegenseitigen Wertschätzung beruht, für uns sehr wichtig. Mindestens 1x
jährlich laden wir Sie deshalb zu einem Entwicklungsgespräch ein. Kurze Türund Angelgespräche
dienen dem Informationsaustausch über wichtige Vorkommnisse.
Wir freuen uns, wenn Sie aktiv mitarbeiten
 im jährlich neu konstituierten Elternausschuss
 in unserem Förderverein
 bei Elternabenden
 beim Begleiten von Ausflügen und Projekten
 bei Festen und Feiern
In unserer Kindertagesstätte sind nach vorhergehender Anmeldung jederzeit
Besuche möglich. Sie ermöglichen Ihnen den besten Einblick in unsere
pädagogische Arbeit und in bestehende Alltagsabläufe.
Informationen:
Uns ist wichtig, dass Sie über alles gut informiert sind. Informationen erhalten
Sie
 über persönliche Kontakte mit Ihrer Bezugserzieherin
 über persönliche Kontakte mit der Leiterin der Kindertagesstätte
 über regelmäßige Elternbriefe, Einladungen
 über Aushänge
 über Amtsblattartikel
 über die Portfolios Ihrer Kinder
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Bring und Abholzeiten
Wir schreiben keine festen Bring- oder Abholzeiten vor. Wir haben
Verständnis, wenn Sie Ihr Kind auch einmal länger schlafen lassen möchten,
Sie anderweitige Termine (Arztbesuch, Therapiezeiten) wahrnehmen müssen.
Wichtig für Ihr Kind wäre aber, dass es Gelegenheit hat, an einer freien,
selbstbestimmten Spielzeit (Bildungszeit) teilzunehmen, zu frühstücken und
den täglichen Morgenkreis miterleben zu können.
Als sehr störend empfinden wir ein Abholen während des Mittagessens oder
des Mittagsschlafes. Wir bitten Sie deshalb um rechtzeitige Information, wenn
Sie Ihr Kind einfach einmal früher abholen wollen.
Regelmäßiger Kindergartenbesuch
Der Erfolg unserer pädagogischen Arbeit hängt unter anderem davon ab, wie
regelmäßig Ihr Kind die Kindertagesstätte besucht. Nichts spricht gegen ein
paar Urlaubstage außerhalb unserer Schließzeiten. Um eine optimale
Bildungs- und Erziehungsarbeit zu ermöglichen, sollte Ihr Kind jedoch
regelmäßig und zu gleichen Zeiten die Einrichtung besuchen. Gerade bei der
Teilnahme an Projekten können Kinder den „Anschluss“ verpassen wenn sie
häufig fehlen.
Erkrankungen, Fehltage
Damit wir uns keine Sorgen machen müssen, bitten wir um Information über
das Fernbleiben oder eine Erkrankung Ihres Kindes. In bestimmten Fällen sind
wir verpflichtet, ansteckende Krankheiten an das zuständige Gesundheitsamt
zu melden.
Bitte bedenken Sie, dass kranke Kinder in der Kindertagesstätte nicht gut
aufgehoben sind. Lassen Sie Ihr krankes Kind bei Fieber und Infekten
bitte
zu Hause. Kranke Kinder fühlen sich nicht wohl und wollen besonders umsorgt
sein (am liebsten von Mama oder Papa).
Lassen Sie Ihr Kind zu Hause gesund werden. Sie helfen so
mit,
das
Ansteckrisiko zu verringern.
17
Unser Sprachförderkonzept
Kommunikation mit Kindern
„Das menschlichste, was wir haben, ist doch die Sprache, und wir haben sie,
um zu sprechen.“
(Theodor Fontane (1819-98) deutscher Erzähler)
Als
Schwerpunkt
Kita
für
Sprache
und
Integration
haben
wir
die
Sprachförderung und den Dialog mit Kindern in den Mittelpunkt unserer
pädagogischen Arbeit gestellt. Für die spezielle Schwerpunktarbeit, die auf
Kinder unter 3 Jahren ausgerichtet ist, steht uns eine zusätzliche Fachkraft zur
Verfügung. Zu ihren Aufgaben gehört
 die
Entwicklung
eines
Konzeptes
für
eine
alltagintegrierte
Sprachförderung
 die Beratung und Begleitung der pädagogischen Fachkräfte
 die Zusammenarbeit mit Eltern
 die Evaluation
„Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) unterstützt
Kinder mit sprachlichem Förderbedarf durch eine in den Kita Alltag integrierte Förderung.
Mit der „Offensive Frühe Chancen : Schwerpunkt Kitas für Sprache und Integration“ stellt
der Bund von März 2011 bis Ende 2014 rund 400 Millionen Euro zur Verfügung, um ca. 4000
Einrichtungen- insbesondere mit sozialem Brennpunkt- zu fördern“.
Eine weitere externe Sprachförderfachkraft
betreut zusätzlich Kinder mit
sprachlichen Defiziten im letzten und vorletzten Kindergartenjahr. Diese
Maßnahme wird bei den zuständigen Kreisjugendämtern beantragt und über
Landesmittel finanziert.
Uns war wichtig, ein Konzept für eine alltagsintegrierte Sprachförderung in
unserer Einrichtung zu entwickeln
und das gesamte pädagogische
Fachpersonal an der Schwerpunktarbeit zu beteiligen. Zum einen wollen wir
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Kinder früh in ihrer Sprachkompetenz fördern, zum anderen wollen wir Kinder
mit Migrationshintergrund in ihrer Zweitsprache fördern.
Dies geschieht im täglichen Dialog in unterschiedlichen Situationen:
 beim Frühstück, Mittagessen
 im Morgenkreis
 beim kreativen Gestalten, beim Bilderbuch anschauen oder vorlesen
 beim Spielen im Freien, im Sandkasten
 in pflegerischen Situationen (Toilettengang, Wickeln)
Wir hören Kindern zu, was sie zu berichten haben (Wünsche, Bedürfnisse,
Erlebnisse), wir sprechen Kinder aber auch an, um Erklärungen
abzugeben, Streitsituationen zu schlichten, zu loben oder kritisieren, zu
ermutigen und zu trösten. Diesen informellen Austausch bezeichnen wir
als Kommunikation. In der Regel findet Kommunikation verbal statt,
aufgrund des Alters und der Sprachkompetenz der Kinder müssen wir uns
aber auch mit non verbalen Codes befassen:
 Mimik
 Gestik
 Körperhaltung
 Klangfärbung der Stimme
Diese Signale müssen wir erkennen und beobachten, bzw. verstehen und in
Sprache zu übersetzen.
19
Die Kommunikationskette
Erzieherin vermutet
Erzieherin empfindet
Erzieherin nimmt wahr
Erzieherin reagiert
Erzieherin
Kind reagiert
Kind nimmt wahr
Kind empfindet
(Vgl. Jörg Eikmann
Kind vermutet
Lehrbuch für Operationspflegekräfte)
Die wichtigsten Voraussetzungen für eine gute Kommunikation sind für uns
ein tragfähiger und verlässlicher Beziehungsaufbau (gute Eingewöhnung) und
vertrauensbildende
Maßnahmen
(Kinder
ernst
nehmen,
wertschätzen,
akzeptieren). Wir sehen die Sprachförderung als ganzheitlichen Prozess, der
durch unsere pädagogische Konzeption und insbesondere durch das
Sprachverhalten (Vorbild) und die Persönlichkeit der Erzieherin beeinflusst
wird.
Wir fördern Sprache im Alltag, in dem wir
 unseren Kindern genügend Zeit und Raum zum Spielen geben
 ihnen Gelegenheit zum Austausch geben
 ihnen Zeit zum Aussprechen geben, zuhören, Aufmerksamkeit
schenken
 offene Fragen stellen
 für eine sprachanregende Umgebung und entsprechendes
Spielmaterial sorgen
20
 auf jedes Kind wohlwollend und freundlich zugehen
 ein offenes Ohr für ihre Anliegen haben
 Kinder mit in die Alltagsplanung einbeziehen
 uns ehrlich und authentisch verhalten
 klare und verständliche Anweisungen geben (anpassen an den
individuellen Entwicklungsstand)
 sprachentsprechenden Wortschatz und Satzstrukturen verwenden
 sprachliches Vorbild sind
 auf Augenhöhe kommunizieren
Bei Kindern unter 3 Jahren stellt ein Eins zu Eins – Dialog zwischen Kind und
pädagogischer Fachkraft immer eine besondere Herausforderung dar.
Ausreichende
Sprachkompetenzen sind bei unseren „Kleinen“ noch nicht
vorhanden und die Erzieherin betreut gleichzeitig immer mehrere Kinder
(Zeitfaktor). Eine positiv stimulierende Grundhaltung im Umfeld und Umgang
ist jedoch von höchster Priorität.
„Im Dialog mit dem Kind sein“ bedeutet, dem Interesse des Kindes zu folgen,
die Aufmerksamkeit gemeinsam mit dem Kind auf das zu richten, was es
interessiert und fasziniert (vgl. DJI Projekt: „sprachliche Bildung und
Förderung für Kinder unter 3“)
Die besondere Wertschätzung gegenüber Kindern zeigt sich in vielen
nonverbalen Handlungen:
 Blickkontakt herstellen
 ermutigende Blicke
 anlächeln, zunicken
 körperliche Zuwendung
 freundlicher Umgangston, stimmliche Betonung
 altersentsprechende Sprache benutzen
 keine Befehlssätze, Verzicht auf ironische Bemerkungen
 zuverlässige, ehrliche, begreifliche Antworten
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Das Kind braucht nicht immer den direkten körperlichen Kontakt, es spürt
auch über eine gewisse Distanz, dass es wahrgenommen und wertgeschätzt
wird.
Neben der alltagsintegrierten Förderung steht die Literacy-Förderung in
unserer Arbeit im Mittelpunkt. Darunter verstehen wir einen Sammelbegriff für
Lese-, Erzähl- und Schriftkultur. Wir wollen Kinder bekannt machen mit der auf
unsere Gesellschaft bezogenen
Literatur und sie
mit einem alters- und
entwicklungsgemäßen Text- und Sinnverständnis vertraut machen. Unser
Hauptaugenmerk liegt dabei auf
 regelmäßigem Vorlesen
 Bilderbuchbetrachtungen im Dialog (dialogisches Lesen)
 Singen, Tanzen und Bewegung
 Klanggeschichten
 Sprachspielen, Lauschspielen, Reime, Gedichte
 Fantasiereisen, Traumreisen, Rollenspiele
 Fingerspiele
 handlungsbegleitendem Sprechen
Besondere Aspekte der sprachlichen Förderung bei Kindern
mit Migrationshintergrund:
Kinder, die Deutsch als Zweitsprache lernen, brauchen mehr Zeit. Gerade
Kinder unter 3 Jahren haben den Erwerb ihrer Muttersprache noch nicht
abgeschlossen. Es wäre gut zu wissen, über welchen Wortschatz das Kind in
seiner Muttersprache verfügt. In der Praxis gestaltet sich dies oft schwierig,
wenn
die Eltern über wenig Deutsch Kenntnisse verfügen. Zu unseren
Hauptaufgaben
hinsichtlich der Betreuung dieser Kinder gehört deshalb,
einen Rahmen zu schaffen, in dem die Kinder sich wohl fühlen und eine
liebevolle und wertschätzende Reaktion auf das, was
das Kind uns
mitzuteilen versucht, zu zeigen (korrektives Feedback).
22
Gezielte Sprachförderung
Nicht nur Kinder mit Migrationshintergrund, auch deutsche Kinder zeigen
Sprachentwicklungsverzögerungen
und
/
oder
-störungen.
Für
die
Sprachbeobachtung oder Sprachstanderhebungen benutzen wir sogenannte
Checklisten oder Screenings, die uns Anhaltspunkte für die Entwicklung von
kommunikativen Kompetenzen, Wortschatz, Grammatik und logopädischen
Auffälligkeiten geben. Bei jüngeren Kindern wird in der Regel das
Gesamtverhalten
im
Spiel
mit
berücksichtigt
(auch
non
verbale
Kommunikationsformen), bei größeren Kindern ab etwa 4 Jahren können
Sprachtests und Screenings verwendet werden. Die Sprachentwicklung wird
dokumentiert.Für gezielte Sprachfördermaßnahmen stehen in der Einrichtung
gesonderte Räume, die mit geeignetem Sprachfördermaterial (Poster, Spiele,
Bücher) sind zur Verfügung. Mundgymnastische Übungen unterstützen die
Sprachbildung.
(vgl. Monika Bröder : „Sprachförderung in der Kita“, Leitfaden für die pädagogische Praxis)
Beteiligung von Eltern
Eltern sind für uns wichtige Kommunikationspartner. Unser Fokus ist verstärkt
darauf ausgerichtet, Eltern in die Alltagsarbeit mit einzubinden:
 Information über Bücher, Lieder, Spiele (Austausch)
 Ausleihmöglichkeit
 Elterntreffs, Elterncafe
 Hospitationsmöglichkeiten schaffen (Lesepaten finden)
 Info Elternabende, Mitmachaktionen
 Anregung für die Sprachförderung zu Hause
Für Eltern, die kaum oder wenig deutsch sprechen, erhöhen wir den zeitlichen
Rahmen für Entwicklungsgespräche bzw. bemühen wir uns um einen
Dolmetscher. Wir unterstützen gerne in allen wichtigen Angelegenheiten
(Vermittlung von Sprachkursen, Ausfüllen von Unterlagen). Bitte sprechen Sie
uns bei Bedarf an.
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Unsere Ganztagsbetreuung
Unsere Kindertagesstätte weist zur Zeit 50 Ganztagsplätze aus. Manche
Kinder verbringen bis zu 9 Stunden im Haus. Den Erzieherinnen ist deshalb
eine familienergänzende Betreuung sehr wichtig und die Sprachförderung hat
hier noch einmal eine besondere Bedeutung. Gerade während der Mahlzeiten
finden wichtige Interaktionen statt. Wir nehmen uns genügend Zeit, um mit
den Kindern in einer entspannten und gemütlichen Atmosphäre eine
Essenskultur zu entwickeln. Die Mahlzeiten sollen in Ruhe und stressfrei
eingenommen werden können.
Wir klären Kinder über gesunde und abwechslungsreiche Nahrungsmittel auf.
Sie dürfen gerne bei der Erstellung der Speisepläne helfen und ihre
besonderen Wünsche bezüglich eines Lieblingsessens mitteilen. In unserer
Einrichtung wird
das Mittagessen von erfahrenen und sehr engagierten
Hauswirtschafterinnen selbst zubereitet, dies unterstreicht noch einmal die
Qualität unseres Hauses. Wir nehmen uns Zeit, in gemütlicher Essensrunde
unseren Kindern zuzuhören. Sie sind während der Essenszeit sehr
gesprächsbereit. Wir erfahren viel über ihre Lebensideen und was sie gerade
bewegt. Deshalb ist uns die Teilnahme von Erzieherinnen während des
Frühstücks und des Mittagessens sehr wichtig. Wir sind nicht nur Vorbilder
(Tischmanieren, Esskultur), wir sehen uns auch hier als Lern- und
Lebensbegleiter.
Wir lassen
Kindern ausreichend Zeit zum Verzehr ihres mitgebrachten
Frühstücks. Zeit und Dauer bestimmen sie selbst.
Das Mittagessen in kleinen Gruppen findet zu festen Zeiten und mit Ritualen
statt (Tischspruch, Geschirr abräumen, Tisch abwischen).
Für uns ist Essen mehr als nur Nahrungsaufnahme!
Nach dem Mittagessen gehen unsere Jüngsten schlafen. Wir berücksichtigen
hierbei die unterschiedlichen Schlafbedürfnisse.
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Ältere Kinder laden wir nach dem essen zu kleinen Ruherunden ein. Wir
bieten Märchen, Traumreisen, Kuschelmusik und Erzählgeschichten an.
Letztere sind sehr beliebt, weil Kinder selbst Handlungsinhalte und Rollen
bestimmen dürfen. Sie sind deshalb sehr sprachfördernd.
Unsere Dokumentation mit Portfolios:
Im Kontext von Kindertageseinrichtungen verstehen wir unter Portfolio ein
Arbeitsinstrument von pädagogischen Fachkräften für die Dokumentation von
Alltagsverhalten, Lernerfolgen, Kompetenzen Erwerb eines Kindes. Mögliche
Inhalte:
 „Mein erster Tag“
 „Schnappschüsse“
 Interview/ Dialog
 Bildungs- und Lerngeschichte nach Margret Carr
 Projektbeschreibungen
 Kunstwerke
Wir bezeichnen das Portfolio auch gerne als persönliches Tagebuch des
Kindes. Der Ordner wird gemeinsam mit dem Kind gestaltet und das Kind
bestimmt über den Inhalt. Das Portfolio kann von Kind und Eltern jederzeit
eingesehen werden. Es erstaunt uns immer wieder, wie wichtig das
„Tagebuch“ für ein Kind ist und wie oft es sich damit beschäftigt, es anschaut
oder es die Erzieherin zum Vorlesen oder Mitbetrachten auffordert.
In unserer Einrichtung haben wir als wichtiges Dokumentationsinstrument das
Verfahren der Bildungs- und Lerngeschichten nach Margret Carr integriert.
Ihre Vorstellung von Bildungsprozessen entspricht für uns am ehesten unserer
Vorstellung von
pädagogischer Arbeit und von Selbstbildungsprozessen
kindlichen Lernens. Es werden keine Fertigkeiten überprüft, es geht vielmehr
darum, Lernstrategien und Lerndispositionen von Kindern zu erfassen und
festzuhalten Wir beobachten deshalb während der frei gewählten Spielzeit
unsere Kinder intensiv beim Spiel und dokumentieren das Geschehen.
Bitte
25
haben Sie Verständnis, wenn wir in dieser Zeit wenig Zeit für Tür- und
Angelgespräche mit Ihnen haben.
Die
Portfolios
unserer
Vorschulkinder
beinhalten
insbesondere
Beobachtungen und Beschreibungen von Kompetenzen im Übergangsjahr.
(vgl. Bernt Groot- Wilken: „Portfolioarbeit leicht gemacht“ Cornelsen Fachverlag
Margret Carr: „Bildungs- und Lerngeschichten)
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Bildungs- und Lerngeschichten nach Margret Carr
Die Eisberge – die Lerndispositionen
Interessiert sein
engagiert sein
standhalten
sich ausdrücken
Lerngemeinschaft
Interessiert sein:
am eigenen Körper, an Beziehungen zu Menschen, an Objekten, an Themen der Welt, an der Suche
nach Regeln, an der Freude an Spannung, Abenteuer
engagiert sein:
am aktiven Tun, an der Dauer, an der Konzentration, an Ideen und Strategien, am Umgang mit
Regeln, an der Ausdrucksweise
standhalten:
schwierige Aufgaben suchen, Probleme angehen, sich anstrengen, Konflikte lösen wollen, erfinderisch
sein, Hilfe holen
sich ausdrücken:
Ohne Worte: Tätigkeit (Zielsetzung), Körpereinsatz, Mimik
Mit Worten:
Objekt ansprechen, Selbstgespräche, Gespräche mit Anderen,
Lerngemeinschaft:
Andere einbeziehen, sich anschließen, Verantwortung übernehmen, von Anderen lernen, teilen
wollen, Freude am Miteinander
(Vgl. Anne Kebbe / 2011; DJI Materialien)
27
Leitfaden
Projektarbeit mit Kindern
In unserer Einrichtung wird schon lange nicht mehr nach Jahres-, Monatsoder Wochenplänen gearbeitet. Wir haben uns für die Projektmethode
entschieden. Sie unterstützt am besten unsere pädagogische Zielsetzung in
Bezug auf




Handlungsorientierung
Erfahrungslernen
Mitbestimmung
Ganzheitliche Förderung
Unter Projektarbeit verstehen wir die längerfristige Behandlung von Themen
(Ideen), die gemeinsam mit Kindern ausgesucht oder besprochen werden,
oder die sich aus bestimmten Ereignissen einfach ergeben. Projekte werden in
Kleingruppen durchgeführt. Die teilnehmenden Kinder sollten ein gleiches
Interesse an den Themen haben.
Die Aufgabe der Erzieherin ist es:
 die Projektideen aufgreifen und den Projektverlauf vorbereiten, zu
begleiten und zu einem Abschluss zu bringen.
 Finden von Projektgruppen
 Planung des Projektverlaufes(Festlegung eines zeitlichen Rahmens für
einzelne Projektschritte, Aktivitäten)
 Zusammenstellung von Material und Medien
 Informationsquellen suchen
 Brainstorming im Team
 Durchführung des Projektes
 Eltern gegebenenfalls mit einbeziehen
 Projektverlauf mit Kindern planen und zu reflektieren
 Dokumentation des Projektverlaufes
 Portfolioarbeit / Lerngeschichten
 Öffentlichkeitsarbeit (Zeitungsartikel/ Aushänge)
 Fachliteraturstudium
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Projektinhalte sollten auf eine bestimmte Eignung überprüft werden:
 sind sie in der Umgebung beobachtbar? Entsprechen sie der realen
Welt der Kinder?
 haben Kinder schon Erfahrungen gemacht?
 können Kinder selbst forschen(Gefahrenquellen ausschließen)
 sind sie kulturangemessen?
 entspricht der Projektinhalt den pädagogischen Zielen?
 bietet
das
Projekt
genügend
Möglichkeiten
zur
Anwendung
altersspezifischer Fähigkeiten und Fertigkeiten?
(vgl. Martin R. Textor / Kindergartenpädagogik Handbuch)
29
Unser sexualpädagogisches Konzept
„Komm, wir spielen Doktor!“
„Jedes Kind ist von Geburt an ein Wesen mit eigenen sexuellen Wünschen
und Bedürfnissen. Aufklärung und Sexualerziehung gehören zu den
Bildungsthemen einer Kindertagesstätte“.
(Bildungs- und Erziehungsempfehlungen von Rheinland Pfalz).
„Sexualität ist ein grundsätzlich menschliches Bedürfnis, das uns von Geburt
an begleitet. Sie äußert sich in dem Wunsch nach körperlich-seelischer Lust,
Wohlbefinden und Zärtlichkeit und zielt auf Erregung und Befriedigung ab.
Sexualität ist auf kein bestimmtes Lebensalter begrenzt, sondern eine
Lebensenergie, die den Menschen von der Geburt bis zum Tod begleitet.“
( Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung)
Die kindliche Sexualität unterscheidet sich von der Sexualität Erwachsener,
bei der das geschlechtliche Verlangen (Libido), der Geschlechtsakt oder die
Geschlechtskraft (Potenz) im Vordergrund stehen.
Kindliche Sexualität
 ist spontan, frei, lebt im Moment
 zeichnet sich durch Neugier und Ausprobieren aus
(Doktorspiele und andere Rollenspiele, Tobe Spiele, Wettspiele,
Vergleichen)
 zeigt sich in kindlichen Formen der Selbstbefriedigung (Reiben an
Möbeln, Stimulation an Kuscheltieren, Kitzeln, Massieren)
 äußert sich im Spiel, wird nicht als sexuelles Tun wahrgenommen
 das Gefühl sexuellen Begehrens ist dem Kind fremd
 bedeutet Wunsch nach Geborgenheit, Nähe, Zuwendung und
Körperkontakt
 wird ganzheitlich und ganzkörperlich erlebt
 äußert sich im Wissensdrang (warum-Fragen)
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Wir geben Kindern Gelegenheit:
 den eigenen Körper und seine Entwicklung kennen zu lernen und
bewusst wahr zu nehmen
 wichtige Körperteile und Organe kennen zu lernen
 ihrem Wunsch nach Nähe und Zuwendung nachzukommen
 Antworten auf alle Fragen zu erhalten
 die Neugierde am eigenen Körper und an den Körpern Anderer zu
befriedigen
 in Erfahrung zu bringen, was für den Körper gesund ist (Ernährung,
Pflege)
 ein gutes Körpergefühl zu entwickeln (den Körper mit allen Sinnen
erleben)
 den eigenen Körper wahrzunehmen
In unseren Spiel- und Kuschelecken ist es Kindern erlaubt, ihren
frühkindlichen
sexuellen
Bedürfnissen
nachzugehen
(gegenseitiges
Betrachten, Berühren, sich streicheln, miteinander kuscheln). „Vater - MutterKind“, „Ein Baby kommt“, „Doktorspiele“ usw.
sind Rollenspiele, in denen
Kinder familiäre oder andere, für sie wichtige Situationen nachspielen und
verinnerlichen. Unsere Kinder dürfen sich auch ausziehen und sich
betrachten. Im Sommer bei Matschspielen können
sie , sofern sie dies
möchten, auch nackt ihren Spielgewohnheiten im Freien nachgehen.
Wir
beantworten nach Möglichkeit alle Fragen der Kinder nach Körperteilen oder
„Woher die kleinen Kinder kommen“. Gut ausgewählte oder empfohlene
Bilderbücher
unterstützen
unsere
Bemühungen
nach
kindgerechten
Antworten. Unsere Kinder dürfen gemeinsam zur Toilette gehen. Wichtig ist
für uns, die Kinder im Blick zu haben, Situationen zu beobachten,
einzuschätzen und entsprechend zu handeln. Insbesondere dann, wenn das
kindliche Spiel nicht einvernehmlich geschieht oder erkennbar ist, dass nicht
jedes Kind „Spaß an der Sache“ hat.
31
Woran erkennen wir sexuelle Übergriffe?
Sexuelle Übergriffe liegen vor, wenn
 ein Kind zu sexuellen Handlungen gezwungen wird
 wenn ein Kind sich unfreiwillig beteiligt
 wenn körperliche Gewalt ausgeübt wird
 wenn Drohungen ausgesprochen werden
 wenn Kinder verbal attackiert werden (obszöne Worte)
Egal, ob wir Situationen wahrnehmen oder darüber informiert werden (von
Betroffenen oder von anderen Kindern):
Bei sexuellen Übergriffen müssen wir handeln!
1. Das betroffene Kind wird sofort in Schutz genommen:
Es wird getröstet.
Ihm wird versichert, dass es nichts falsch gemacht hat.
Wir teilen ihm mit, dass wir uns bemühen, dass so etwas nicht mehr
geschieht.
2. Das übergriffige Kind wird mit seinem Verhalten konfrontiert:
Das Verhalten wird verboten.
Eventuell kann ein Spielverbot in besonderen Bereichen
ausgesprochen werden.
Das Kind darf unter Umständen die Toilette nicht mehr alleine
aufsuchen.
Das Kind wird verstärkt beobachtet.
Die Würde des übergriffigen Kindes wird gewahrt! (keine Bestrafung)
3. Gespräch mit den Eltern der beteiligten Kinder:
Information über das Vorgefallene, nichts unter den „Teppich kehren“
Gegebenenfalls Fachberatung zu dem Gespräch bitten
Hilfestellungen an Eltern geben (Empfehlung an Institutionen oder
Fachberater)
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4. Mit anderen Kindern (Bezugsgruppe, Morgenkreis) den Vorfall
besprechen
Regeln absprechen (Hilfe holen)
„Nein!“ sagen lernen
5. Wir informieren den Träger
6. Wir informieren in besonderen Fällen das Jugendamt
Wichtig:
Alle Maßnahmen werden von Pädagogen entschieden und nicht von Eltern
betroffener Kinder.
Für Kinder sind Elternhaus und Kindertagesstätte Orte des Vertrauens und
des Wohlfühlens. Um sie nicht in innerpsychische Konfliktsituationen geraten
zu lassen, sollten sie zu Hause nicht bestraft werden für ein Verhalten, das in
der Kindertagesstätte erlaubt ist.
Gerade in diesem Punkt wünschen wir uns mit Ihnen einen offenen Umgang
und offene Gespräche. Was „normal“ ist, kann letztendlich nicht beantwortet
werden .Auf die psychosexuelle Entwicklung wirken ganz unterschiedliche
gesellschaftliche, soziale und kulturelle Einflüsse ein.
(Vgl.: Frühe Kindheit 03/2010 psychosexuelle Entwicklung
Freud Ulli: „Ist das eigentlich normal? Artikel in der „Kinderzeit“ 2012
Martin Beate: „Wie geht das eigentlich mit dem Sex?“ Artikel Kinderzeit)
33
Leitfaden
Kindeswohl
Oberstes Ziel in unserer Kindertagesstätte ist, dass es allen uns anvertrauten
Kindern gut geht. Gesetzlich sind wir dazu sogar verpflichtet, für das Wohl
eines Kindes zu sorgen.
In einer gemeinsamen Vereinbarung zwischen dem Landkreis Bad Dürkheim
als Träger des Kreisjugendamtes und der Verbandsgemeindeverwaltung
Freinsheim als Träger für die Kindertagesstätte „An der Bach“
pädagogischen
Fachkräfte
Jugendhilfegesetzes
den
nach
§
8a
Schutzauftrag,
Abs.
2
des
haben die
Kinder-
und
jeglicher Kindeswohlgefährdung
entgegen zu wirken.
Bei gewichtigen Anhaltspunkten für eine Kindeswohlgefährdung ist das
Gefährdungsrisiko im Team und
mit der Leitung abzuschätzen
und
gegebenenfalls mit einer „insofern erfahrenen Fachkraft“ (Sozialpädagoge,
Integrationshelfer, Mitarbeiter des zuständigen Jugendamtes) einzuschätzen.
Bei einer akuten Kindeswohlgefährdung ist das zuständige Jugendamt sofort
zu verständigen.
Bei
anderweitigen
Gefährdungen
sind
unverzüglich
Gespräche
mit
sorgeberechtigten Personen (in der Regel mit den Eltern) zu führen und
eventuelle Hilfen aufzuzeigen (diagnostische Verfahren, Erziehungsberatung,
Integrationshilfe usw.) oder auf Inanspruchnahme von Hilfen hinzuweisen.
34
Eine Übersicht über
Qualitätsstandards und Qualitätspapiere
der Kindertagesstätte „An der Bach“
Standard
Grundlage
Fachlich fundierte und reflektierte
pädagogische Arbeit
Schriftliche Konzeption
Eingewöhnung
Erstgespräch mit Leitung,
Hausführung
Leitfäden
Aufnahmegespräch mit
Bezugserzieherin
Starterpaket (Anmelde- und
Umfragebogen, Begrüßungsheft,
Informationsblätter, Satzung)
Reflexion Eingewöhnung
(Fragebogen)
Sprachförderung im Alltag
Sprachförderkonzept
Sprachstanderhebungsbögen
(Marburger Sprachscreening,
Fragebogen U3 nach Monika Bröder)
Sprachpyramide (Thomas Wendland)
Dialogisches Lesen (Kinder ab 4
Jahre)
Qualitätsentwicklung
Protokollierte regelmäßige
Dienstbesprechungen
Kollegiale Beratung
35
Supervision 1-2 mal jährlich
Regelmäßige Fortbildungen
Teilnahme an Fachtagen
Hospitation in anderen Häusern
Konzeptionstage
Fachliteratur
Beobachtung und Dokumentation
Portfolio
Bildungs- und Lerngeschichten
Beobachtungsbögen
Kooperationen
Träger, Kitas
Regelmäßige
Leiterinnenbesprechungen
Interne Leitungsrunden (alle Kitas der
VG Freinsheim)
Grundschule
Schriftlicher Kooperationsvertrag
Kreisjugendamt
Fachberatung
Vereinbarung Kindeswohlgefährdung
Sozialpädagogisches Fachpersonal
(Integrationshelfer)
Gesundheitsamt
36
Untersuchungen
Kontrollbesuche
Hygienevorschriften
Arbeitsschutzvorschriften
Musikschule
Musikalische Früherziehung für
Kinder ab 4 Jahren
Zusammenarbeit Eltern
Regelmäßige
Elternausschusssitzungen
Sitzungen mit Förderverein
Tür- und Angelgespräche
Regelmäßige Entwicklungsgespräche
Gesprächsdokumentation (Vordruck)
Vortragsabende ( „Eltern sein“)
Infoabende (Einschulung)
Kontakte:
Bahnhofstr.12
67251 Freinsheim
Simone Acker 06353 / 9357225
e-mail: [email protected]
Kindertagesstätte
„An der Bach“
Verbandsgemeindeverwaltung
An der Bach 12
67251 Feinsheim
Helga Weitzel 06353 /6880
e-mail: [email protected]
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