Generationen gemeinsam unterwegs

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Generationen gemeinsam unterwegs
praktisch – Gottesdienst
INFO - Box
Generationen gemeinsam unterwegs
Ein Gottesdienst der verbindet – damit wir nicht erst 36 Jahre alt
werden müssen, bis wir den Gewinn des gemeinsamen
Unterwegssein erkennen.
Zu Mark Twain kam eines Tages ein
16jähriger und sagte: "Ich verstehe mich mit
meinem Vater nicht mehr. Jeden Tag gibt es
Streit. Er ist so rückständig. Was soll ich
bloß tun?" Mark Twain überlegte kurz und
sagte dann: "Mein Freund, ich kann dich gut
verstehen. Als ich 16 Jahre alt war, war mein
Vater genauso ungebildet. Aber man musste
etwas Geduld mit ihm haben. Nach zehn
Jahren, als ich 26 war, hatte er so viel
dazugelernt, dass man sich schon ziemlich
vernünftig mit ihm unterhalten konnte. Und,
ob du es glaubst oder nicht - heute, mit 36,
frage ich meinen alten Vater um Rat, wenn
ich nicht mehr weiter weiss. So sehr hat er
sich geändert."
Gedanken zu Jung und Alt
In der Bibel lesen wir, dass Gott
offensichtlich alle Generationen braucht, um
sein Reich zu bauen!
Es ist erstaunlich, wie viele junge Leute von
Gott aufs Baugerüst gerufen werden: Josef,
Daniel, Samuel, David, Esther, Jeremia,
Maria, Jünger Jesu, Timotheus usw.
Zu Jeremia sagt Gott: "Sag nicht: Ich bin
zu jung!" (Jer 1,7) und zu Timotheus meint
Paulus: "Niemand verachte Dich wegen
deiner Jugend, aber sei den Gläubigen ein
Vorbild in Wort, im Wandel, in der Liebe,
im Glauben, in der Reinheit." (1. Tim
4,12).
Genauso erstaunlich ist aber auch, wie viele
alte - teilweise wirklich uralte - Menschen
von Gott in die Mitarbeit gerufen werden.
Z.B. Abraham und Sara, Simeon, Prophetin
Hanna usw.
Es ist also höchste Zeit, dass wir die
verschiedenen Generationen nicht länger
gegeneinander ausspielen, sondern endlich
lernen, gemeinsam unterwegs zu sein – auch
im Gottesdienst.
Predigt-Grobkonzept
Methodische Umsetzung
Als Predigttext habe ich 2. Könige 6,1-7
ausgewählt. Der Text wird Stück für Stück
von einem Senior vorgelesen und
gleichzeitig von den Teenies gestalterisch
illustriert.
teenie.besj.ch
2. Könige 6,1+2a
Stichwort:
• Gottesdienst
• Generationen
• 2. Könige 6,1-7
Autor:
Ädu Jaggi / BESJ-Gemeindebau. In
seiner Freizeit ist er als Ehemann,
Vater, Erlebnispädagoge, Prediger
und evangelistischer Trickkünstler
unterwegs.
Elisa gibt den Jungen grünes Licht. Er merkt,
dass es auch nötig ist, Neues zu wagen und
eben nicht nur zu tun, was man schon immer
tat.
2. Könige 6,3a
Offensichtlich wächst die Prophetenschule
mehr und mehr. Das ist doch toll! Schön,
wenn auch unsere Gemeinden wachsen.
Doch Segen bringt auch Probleme mit.
Elisa – ein alter Mann - sieht keinen
Handlungszwang. Er hat sich an die
Situation gewöhnt und ist zufrieden.
Vielleicht fehlte ihm auch einfach die Kraft
oder die Vision für eine Neukonstruktion.
 Warum also etwas ändern? Es läuft doch
gut so.
Daneben stehen aber auch seine jungen
Schüler. Die Jungen sind unzufrieden, sie
wollen vorwärts gehen, sie wollen
Veränderung und sie haben auch schon klare
Vorstellungen:
• ein grösseres Haus muss her!
• Bauholz gibt’s am Jordan!
• Wenn jeder mitmacht und einen Balken
trägt, ist es zu schaffen!
Zentral erscheint mir in dieser Geschichte,
dass die Jungen genug demütig sind, den
alten Lehrer zu fragen. Sie haben begriffen,
dass es gut ist, selbständig zu sein, aber dass
dies nicht bedeutet, sich unabhängig zu
machen.
Den Prophetenschüler war es wichtig, dass
Elisa nicht nur einverstanden war, sondern
dass er auch mitkam. Sie wollten auf seine
Anwesenheit, seine Weisheit, nicht
verzichten. Sie brauchten seine Ermutigung,
sein Vertrauen, seine Lebensweisheit.
Ermutigen heisst, dass wir die Jungen auch
dann unterstützen, wenn wir selber von der
Angelegenheit nicht 100% überzeugt sind –
wie Elisa!
2. Könige 6,3b+4
2. Könige 6,2b
Der Prophet geht mit ihnen. Alleine wäre es
wohl schneller gegangen. Manchmal
brauchen ältere Menschen einfach ein
bisschen mehr Zeit, um sich an
Veränderungen zu gewöhnen.
forum digital  Mai 15
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praktisch – Gottesdienst
2. Könige 6,5a
Ich weiss nicht, wie Elisa das schaffte. Ich
weiss nur, dass es Gott bis heute schafft.
2. Könige 6,7
Fotostory
Elisa nimmt dem jungen Mann nicht alles
ab. Herausfischen muss er das Eisen selber.
Das Zusammenwirken zwischen dem
übernatürlichen Handeln Gottes und dem
Gehorsam der Menschen fällt immer wieder
auf.
Predigtschluss
Der junge Mann wendet sich an Elisa.
Es gab einmal eine Zeit ohne Internet, ohne
Fernsehen und Radio, ohne Zeitungen, eine
Zeit, in der nicht jeder Zugang zu Lexika, zu
Büchern überhaupt hatte. Eine Zeit, in der
Geschichten erzählt wurden. Geschichten, in
denen das überlieferte Wissen einer Kultur,
einer Religion von Generation zu Generation
weitergegeben wurde. Alte Menschen galten
als weise, weil sie die Geschichten kannten,
und weil sie diese Geschichten auf das
konkrete Leben vor Ort anwenden konnten,
sodass sie z.B. als Richter tätig waren.
Die Geschichte des Anderen zu hören und zu
sehen, ist wichtig, um sie zu verstehen und
das Denken heute richtig einzuordnen.
Du wirst diese Geschichten nur hören, wenn
du dir Zeit zum Zuhören nimmst.
Vor Gott sind wir alle Kinder und in ihm
können wir Geschwister werden. Egal ob Alt
oder Jung. Bei näherem Nachdenken wird
klar: Vor Gott selbst sind die 30-80 Jahre
Unterschied, die uns trennen, ein ziemlicher
Klacks.
Rahmenbedingungen
Gemeinsam heisst rücksichtsvoll. Wenn wir
generationenübergreifend Gottesdienst feiern
wollen, tun wir gut daran, einige
Rahmenbedingungen zu bedenken:
Liederwahl
Je nach Gemeindekultur besteht ein
erheblicher Unterschied zwischen dem
Liedgut der älteren und der jüngeren
Gottesdienstbesucher. Ein sinnvoller Mix in
der Liederauswahl zeugt von Respekt
gegenüber beiden Seiten.
2. Könige 6,6
Sprache
Wer auch immer die Predigt hält, sollte
darauf achten, eine jugendliche, frische
Sprache zu sprechen. Es versteht sich aber
von selbst, dass Kraftausdrücke und
Fäkaliensprache nicht in den Gottesdienst
gehören.
Da kommt kein Vorwurf. Elisa sucht auch
keinen Schuldigen! Im Gegenteil: Er findet,
mit Gottes Hilfe eine Lösung in der Krise.
teenie.besj.ch
Als besonders wertvoll erachte ich das
abschliessende gemeinsame Gebet / Segnen
im Gottesdienst. Was gibt es Verbindenderes
als wenn zwei, drei Teenies für die Senioren
im Saal beten und zwei, drei Senioren für die
Teenies. Je nach Gemeindegrösse lassen sich
ev. auch andere liturgische Formen
umsetzten.
Illustration
Wo gearbeitet wird, geschehen Fehler – und
dies nicht nur bei den Jungen.
2. Könige 6,5b
Gemeinsames Gebet
Die verschiedenen Predigt-Punkte sollten
von lebensnahen Beispielen aus der
Lebenswelt von älteren wie jüngeren
Menschen gespickt sein.
Ich wählte für unseren Gottesdienst die
Methode der Fotostory (siehe Bilder im
Artikel). Diese konnte bereits im Vorfeld des
Gottesdienstes mit den Teenies erstellt
werden und zwang keine Teenies, auf der
Bühne aufzutreten. Zudem war ich am
Sonntagmorgen nicht auf die Anwesenheit
aller Teenies angewiesen.
Wir setzten die Fotostory mittels
Playmobilfiguren um. Die Szenen könnten
aber auch mit anderen Figuren, Zeichnungen
oder als Personenbilder umgesetzt werden.
Theater, Schattenbilder usw.
Die Geschichte ist aber auch sehr geeignet,
um sie als Theater von Leuten aus dem Saal
(Alt und Jung gemixt) spontan vorführen zu
lassen.
Mit etwas Vorbereitung können die Szenen
auch als Schattenbilder oder Schattentheater
dargestellt werden. Bei dieser Methode kann
das „Auftauchen“ des Eisens besonders
effektvoll illustriert werden. Zudem bietet es
schüchternen Teenies die Möglichkeit, nur
als Schattenbild und damit anonymer auf der
Bühne zu stehen.
Schwarzlichttheater / Film
Schwarzlicht-Theater und Filmsequenzen
sind weniger geeignet, da die Szenen relativ
kurz sind und durch den ständigen
Lichtwechsel eine „Unruhe“ im Saal
entsteht.
Für welchen Weg der Illustration du dich
auch immer entscheidest, achte darauf, dass
die biblische Geschichte nicht ins
Lächerliche gezogen wird und der Rahmen
des Gottesdienstes auch für ältere Besucher
gewahrt bleibt. Wir wollen ja einen von
Liebe geprägten, verbindenden Gottesdienst
gestalten und keine Provokation.
PS. Die Predigt sowie die Fotostory kann bei
Ädu Jaggi im BESJ-Jungschibüro bezogen
werden: [email protected]
forum digital  Mai 15
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