Kreuzandacht Vigil Jugendvesper

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Kreuzandacht Vigil Jugendvesper
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Kreuzandacht
Vigil
Jugendvesper
Andachten für Jugendliche
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Kreuzandacht – Vigil – Jugendvesper
Andachten für Jugendliche
Bischöfliches Seelsorgeamt Passau
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Jugendandachten
„Jesus am Kreuz, wir beten dich an“
Kreuzwache am Karfreitag
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Ich bin der „Ich-werde-für-dich-da-sein.“
Eucharistische Vigil
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Von Gott geliebt – Gott ist die Liebe
Jugendvesper
19
Impressum
Zusammenstellung
Umschlagabbildung
Gestaltung
Satz
Noten:
Herausgegeber
Monika Kraus, Bischöfliches Jugendamt Passau
Weltjugendtagskreuz 2004
Dionys Asenkerschbaumer
Andrea Lichtenauer
KMD Heinz-Walter Schmitz, Referat Kirchenmusik
Bischöfliches Seelsorgeamt Passau · 2006
www.bistum-passau.de/seelsorgeamt
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„Jesus am Kreuz, wir beten dich an“
Kreuzwache am Karfreitag
Vorbereitung
Vorbereitung des Raumes: In der Mitte oder vor dem Altar steht
oder liegt ein Kreuz (evtl. auf Tüchern), daneben zwei Kerzen
auf Leuchtern. Hinter und neben dem Kreuz sind Teelichter vorbereitet, die von den TN nach der Verehrung des Kreuzes von
einer der großen Kerzen mit einem Docht entzündet werden.
Ebenfalls hergerichtet sind Naturmaterialien oder Kettmaterial mit denen die TN symbolisch etwas vor dem Kreuz ablegen
können. Wenn Zeit dazu ist, besteht auch die Möglichkeit die
TN bei einer stillen Zeit oder einem vorherigen schweigenden
Spaziergang etwas mitbringen zu lassen, das das symbolisiert,
was sie zu Jesus am Kreuz bringen möchten.
Für die Feier ist eine ruhige Atmosphäre sehr wichtig, daher
auf genügend Zeiten der Stille besonderen Augenmerk legen.
Eröffnung
V: O Gott, komm mir zu Hilfe.
A: Herr, eile, mir zu helfen.
V: Ehre sei dem Vater, dem Sohn und dem heiligen Geist.
A: Wie im Anfang, so auch jetzt und alle Zeit und in Ewigkeit.
Amen.
Einstimmung
Der Name Karfreitag kommt vom althochdeutschen kara und
bedeutet Trauer, Klage. Wir haben heute das Leiden und Sterben Jesu gefeiert. Vielleicht sind wir noch aufgewühlt in unseren Gefühlen und Fragen, die dieses Sterben in uns auslöst, wie
jedes Leiden und der Tod von Menschen, die wir geliebt haben. Es gibt auf solche schlimmen Ereignisse in unserem Le3
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ben keine Antwort. In Gebet, Stille und Schweigen bringen wir
das Leid dieser Welt und unser Leid vor Jesus, der in seinem
Tod am Kreuz dieses Leid geteilt hat. Im Vertrauen auf ihn, den
Sohn Gottes, dürfen wir glauben, dass wir und das Leid aller
Menschen aufgehoben ist in seiner Liebe.
Papst Benedikt XVI. schreibt in seiner Enzyklika „Deus Caritas
Est“: „Wir haben der Liebe geglaubt: So kann der Christ den
Grundentscheid seines Lebens ausdrücken. Am Anfang des
Christseins steht nicht ein ethischer Entschluss oder eine große Idee, sondern die Begegnung mit einem Ereignis, mit einer
Person, die unserem Leben einen neuen Horizont und damit
seine entscheidende Richtung gibt. In seinem Evangelium hatte Johannes dieses Ereignis mit den folgenden Worten ausgedrückt: ‚So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt … das ewige Leben hat.’“
Gebet
Gott aller Liebe, warum sollten wir darauf warten,
dass unser Herz sich ändert,
bevor wir zu dir kommen?
Du verklärst es.
Noch in unseren Wunden
lässt du Gemeinschaft mit dir wachsen.
Segne uns, Herr Jesus Christus am Kreuz,
du verzehrst die leidvollen Stunden des Lebens
im Feuer deiner Gegenwart.
Amen.
Lied „Schweigen möchte’ ich“ (Effata I, Nr. 17)
Stille
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Kreuzwache am Karfreitag
Lied „Hagios o Theos“
Heiliger Gott.
Heiliger starker Gott.
Heiliger, unsterblicher Gott,
erbarme dich unser.
Psalm 142
Mit lauter Stimme schreie ich zu Gott,
laut rufe ich zum Herrn um Gnade.
Ich schütte vor ihm meine Klagen aus,
eröffne ihm meine Not.
Auch wenn ich nicht mehr weiter weiß,
du kennst meinen Weg.
Auf dem Weg, den ich gehe,
komme ich nicht mehr weiter.
Ich schaue nach rechts und nach links,
doch niemand ist da, den es interessiert, wie es um mich steht.
Mir ist jede Hoffnung genommen,
niemand fragt nach meinem Leben.
Herr, ich schreie zu dir, ich sage:
Meine Zuflucht bist du,
mein Anteil im Land der Lebenden.
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Jugendandacht
Vernimm doch mein Flehen;
Denn ich bin arm und elend.
Meinen Verfolgern entreiß mich;
Sie sind viel stärker als ich.
Führe mich heraus aus dem Kerker,
und ich werde deinen Namen preisen.
Die Gerechten scharen sich um mich,
weil du mir Gutes tust.
Lied
„Bleibet hier und wachet mit mir“ (Effata I, Nr. 126)
oder „Du bist da, wo Menschen leben“ (Effata I, Nr. 183, Strophe 1–3;
zusätzliche Strophe: Du bist da wo Menschen leiden. Du bist da wo Leiden ist.)
Stille
Lesung (Phil 2,5-11)
Paulus schreibt: Seid untereinander so gesinnt, wie es dem Leben in Christus Jesus entspricht:
Er war Gott gleich, hielt aber nicht daran fest, wie Gott zu sein,
sondern er entäußerte sich und wurde wie ein Sklave und den
Menschen gleich. Sein Leben war das eines Menschen; er erniedrigte sich und war gehorsam bis zum Tod, bis zum Tod am
Kreuz. Darum hat ihn Gott über alle erhöht und ihm den Namen verliehen, der größer ist als alle Namen, damit alle im
Himmel, auf der Erde und unter der Erde ihre Knie beugen vor
dem Namen Jesu und jeder Mund bekennt: Jesus Christus ist
der Herr, – zur Ehre Gottes, des Vaters.
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Kreuzwache am Karfreitag
Liedruf „Crucem Tuam“
(Dein Kreuz, Herr, verehren wir. Deine Auferstehung preisen wir.)
Lobpreis
Schauen wir auf Jesus Christus, unsern Herrn: Er hat sich die
Freude versagt, die ihm zugedacht war, und die Folter des
Kreuzes erlitten, deren Niedertracht er verachtete.
Herr am Kreuz, wir beten dich an.
Liedruf
Du wurdest in Schlichtheit geboren, um die Mächtigen zu beschämen und die Geringen zu erhöhen.
Herr am Kreuz, wir beten dich an.
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Liedruf
Du hast unter uns gelebt, die Kranken geheilt, den Armen die
gute Nachricht verkündet und den Gefangenen die Freiheit.
Herr am Kreuz, wir beten dich an.
Liedruf
Du hast die Ketten aller Knechtschaft zerbrochen und den Hunger der Notleidenden gestillt.
Herr am Kreuz, wir beten dich an.
Liedruf
Jesus, voller Langmut und Güte, du hast bis zum Äußersten
verziehen.
Herr am Kreuz, wir beten dich an.
Liedruf
Jesus, voller Zuneigung und Erbarmen, du hast die Müden und
Beladenen zu dir gerufen.
Herr am Kreuz, wir beten dich an.
Liedruf
Jesus, für Geld verraten, vor Gericht geschleppt und ans Kreuz
geschlagen, du bist in die Welt gekommen, um zu dienen und
dein Leben hinzugeben.
Herr am Kreuz, wir beten dich an.
Liedruf
Jesus, Herr über das All, du bist von den Toten auferstanden
und lebst beim Vater, wo du uns eine Wohnung bereitest.
Herr am Kreuz, wir beten dich an.
Liedruf
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Kreuzwache am Karfreitag
Zeichenhandlung – Verehrung des Kreuzes
Einladung
Wir schauen in Stille auf Jesus am Kreuz. Versuchen wir den
Anblick Jesu am Kreuz eine Weile auszuhalten und lassen wir
uns innerlich anrühren beim Anblick des leidenden Gottessohnes. Unser Leid und alles Leid hat er durch sein „Es ist vollbracht“ mitgetragen. Ich lade euch ein, zum Kreuz herauszukommen, sich vor dem Kreuz zu verneigen, eine Kniebeuge zu
machen oder eine andere dir entsprechende Geste der Verehrung zu finden. Du kannst vor Jesus ablegen was du ihm bringen möchtest, in dem mitgebrachten Symbol oder/und in der
schweigenden Geste. Leg dem Herrn zu Füßen, was dich belastet.
Dann entzünde ein Teelicht und stelle es ebenfalls zum Kreuz.
Mit dieser Geste möchte ich danken für sein Leiden für mich
und ihn bitten, er möge verwandeln, was mich trennt von ihm,
den Menschen und mir selber.
Verehrung und Kerzenentzündung (dazu meditative Musik)
Stille
Lied Meine engen Grenzen (Effata I, Nr. 121)
Fürbitten
V/A: Im Kreuz ist Heil, im Kreuz ist Leben,
im Kreuz ist Hoffnung.
V: Herr Jesus Christus, wir rufen zu dir:
A: Hilf uns, wir bitten dich:
- Dass wir einander vergeben,
- dass wir den Feinden vergeben,
- dass wir dir auf dem Weg der Gewaltlosigkeit folgen,
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- dass wir dich in jedem Menschen erkennen,
- dass wir die Verachteten annehmen als Brüder und
Schwestern,
- dass wir in den Geschlagenen dein Antlitz erkennen,
- dass wir die erlösende Kraft deines Leidens erfahren,
- dass wir nicht aufhören zu hoffen.
V/A: Im Kreuz ist Heil, im Kreuz ist Leben,
im Kreuz ist Hoffnung.
Vater unser
Verneigen wir uns vor Jesus am Kreuz, so verneigen wir uns
vor Gott. Beten wir mit Jesus Christus, so beten wir zu Gott,
unserem Vater im Himmel …
Schlussgebet
Gerechter Gott,
dein Sohn Jesus hat am Kreuz unsere Verlassenheit,
Angst und Ohnmacht getragen.
Führe uns in seiner Nachfolge
zur Gemeinschaft mit dir.
A: Amen.
Segensbitte
Der Herr segne und behüte uns;
Er lasse sein Antlitz über uns leuchten und sei uns gnädig;
Er wende uns sein Antlitz zu
Und schenke uns seinen Frieden.
A: Amen.
V: Lasst uns gehen mit Gottes Liebe im Herzen.
A: Dank sei Gott.
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Ich bin der „Ich-werde-für-dich-da-sein.“
(Ex 3,14)
Eucharistische Vigil
Eröffnung
V: O Gott, komm mir zu Hilfe.
A: Herr, eile, mir zu helfen.
V: Ehre sei dem Vater und dem Sohn
und dem heiligen Geist.
A: Wie im Anfang, so auch jetzt und alle Zeit
und in Ewigkeit. Amen. Halleluja.
Begrüßung/Einführung
Im Zentrum der Feiern des Weltjugendtages in Köln 2005, fand
in der Nacht zum Abschlussgottesdienst eine feierliche Vigil
statt. Viele werden sich noch erinnern können, wie gesammelt
und dicht die Atmosphäre auf dem Marienfeld war. Ein großes
„Verdienst“ des Weltjugendtages war u.a., dass uns verschiedene Formen der Anbetung, besonders die eucharistische Anbetung, wieder bekannt geworden sind.
Der Pfarrer von Ars beobachtete einmal in seiner Dorfkirche einen einfachen Bauern, der regungslos in seiner Bank kniete
und, ohne ein Wort zu sagen, immerfort zum Altar blickte.
Der Pfarrer fragte den Mann. „Was machen Sie da?“ Die Antwort des Mannes. „Ich betrachte meinen lieben Gott, und ER
betrachtet mich; ich schaue IHN an und ER schaut mich an.“…
Anbetung beinhaltet ein Zweifaches:
Gott setzt sich uns aus, wie er es in seiner Menschwerdung
überhaupt getan hat und: Der Mensch setzt sich Gott aus – ich
darf vor Gott da-sein, so wie ich bin.
Die frühen Christen haben z.B. in der Nacht vor Ostern gewacht und gebetet. Diese Tradition wurde weitergepflegt und
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auch vor dem Sonntag oder anderen Festen wurde Nachtwache gehalten. Wir sind heute zusammen, um Gott zu begegnen. Er ist Mose im brennenden Dornbusch (evtl. Hinweis auf das
Feuer von Pfingsten) begegnet und hat ihm seinen Namen genannt:
Ich bin der „Ich-werde-für-dich-da-sein“.
Gott schaut uns an mit seinem liebevollen Blick, in dem wir
uns annehmen dürfen, so wie wir sind. Anbetung ist, mich von
Gott anschauen und lieben lassen.
Hymnus/Lied
Dir sing ich mein Lied (Effata II, 191)
Gott, in deinen Händen
wünsch ich mir mein Haus.
Dort bin ich geschützt und du bist da.
Du bist meine Sehnsucht.
Du schenkst mir dein Wort.
Heile meine Seele, sei mir nah.
Gott, mit deiner Liebe fängt mein Leben an.
Du bist es, der diese Welt ersann.
Gott mit deiner Liebe fängt mein Leben an.
Dir sing ich mein Lied, so lang ich kann.
Gott in deinen Händen ist das Leben nah.
Da bricht kein Gericht mein Lebenslicht.
Viele tausend Schulden
zeichnen dich bis heut.
Du wiegst sie mit deiner Liebe auf.
Gott mit deiner Liebe fängt mein Leben an.
Du bist es, der allen Grund ersann.
Gott mit deiner Liebe fängt mein Leben an.
Dir sing ich mein Lied, so lang ich kann.
Gott in deinen Händen ist Vergebung da.
Du baust eine Brücke, die mich trägt.
Sie verbindet Ufer, nichts trennt mich von dir.
Bleib bei mir, begleite meinen Weg.
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Ich bin der „Ich-werde-für-dich-da-sein.“
Gott mit deiner Liebe fängt mein Leben an.
Du bist es, der meinen Sinn ersann.
Gott mit deiner Liebe fängt mein Leben an.
Dir sing ich mein Lied, so lang ich kann.
Erster Psalm Psalm 104c (GL 253, 1 und 2)
abwechselnd gesungen oder gesprochen
KV: Sende aus deinen Geist, und das Antlitz der Erde wird neu.
1.
Herr, wie zahlreich sind deine Werke!/
Mit Weisheit hast du sie alle gemacht, *
die Erde ist voll von deinen Geschöpfen.
2. Sie alle warten auf dich, *
dass du ihnen Speise gibst zur rechten Zeit.
3. Gibst du ihnen, dann sammeln sie ein; *
öffnest du deine Hand, werden sie satt an Gutem.
4. Verbirgst du dein Gesicht, sind sie alle verstört;/
nimmst du ihnen den Atem, so schwinden sie hin *
und kehren zurück zum Staub der Erde.
5. Sendest du deinen Geist aus, so werden sie alle erschaffen, *
und du erneuerst das Antlitz der Erde.
6. Ewig währe die Herrlichkeit des Herrn; *
der Herr freue sich seiner Werke.
7. Er blickt auf die Erde, und sie erbebt; *
er rührt die Berge an, und sie rauchen.
8. Ich will dem Herrn singen, solange ich lebe, *
will meinem Gott spielen, solange ich da bin.
9. Möge ihm mein Dichten gefallen. *
Ich will mich freuen am Herrn.
10. Ehre sei dem Vater und dem Sohn *
und dem Heiligen Geist,
11. wie im Anfang, so auch jetzt und alle Zeit *
und in Ewigkeit. Amen.
KV: Sende aus deinen Geist, und das Antlitz der Erde wird neu.
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Lesung (Ex 3, 1-14)
Mose weidete die Schafe und Ziegen seines Schwiegervaters
Jitro, des Priesters von Midian. Eines Tages trieb er das Vieh
über die Steppe hinaus und kam zum Gottesberg Horeb. Dort
erschien ihm der Engel des Herrn in einer Flamme, die aus einem Dornbusch emporschlug. Er schaute hin: Da brannte der
Dornbusch und verbrannte doch nicht. Mose sagte: Ich will
dorthin gehen und mir die außergewöhnliche Erscheinung ansehen. Warum verbrennt denn der Dornbusch nicht?
Als der Herr sah, dass Mose näher kam, um sich das anzusehen, rief Gott ihm aus dem Dornbusch zu: Mose, Mose! Er antwortete: Hier bin ich. Der Herr sagte: Komm nicht näher heran! Leg deine Schuhe ab; denn der Ort, wo du stehst, ist heiliger Boden. Dann fuhr er fort: Ich bin der Gott deines Vaters, der
Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs. Da verhüllte Mose sein Gesicht; denn er fürchtete sich, Gott anzuschauen. Der Herr sprach: Ich habe das Elend meines Volkes
in Ägypten gesehen und ihre laute Klage über ihre Antreiber habe ich gehört. Ich kenne ihr Leid. Ich bin herabgestiegen, um
sie der Hand der Ägypter zu entreißen und aus jenem Land hinaufzuführen in ein schönes, weites Land, in ein Land, in dem
Milch und Honig fließen, in das Gebiet der Kanaaniter, Hetiter,
Amoriter, Persiter, Hiwiter und Jebusiter. Jetzt ist die Klage der
Israeliten zu mir gedrungen und ich habe auch gesehen wie die
Ägypter sie unterdrücken. Und jetzt geh! Ich sende dich zum
Pharao. Führe mein Volk, die Israeliten, aus Ägypten heraus!
Mose antwortete Gott: Wer bin ich, dass ich zum Pharao gehen
und die Israeliten aus Ägypten herausführen könnte?
Gott aber sagte: Ich bin mit dir; ich habe dich gesandt und als
Zeichen dafür soll dir dienen: Wenn du das Volk aus Ägypten
herausgeführt hast, werdet ihr Gott an diesem Berg verehren.
Da sagte Mose zu Gott: Gut, ich werde also zu den Israeliten
kommen und ihnen sagen: Der Gott eurer Väter hat mich zu
euch gesandt. Da werden sie mich fragen: Wie heißt er? Was
soll ich ihnen darauf sagen? Da antwortete Gott dem Mose: Ich
bin der „Ich-bin-da“. Und er fuhr fort: So sollst du zu den Israeliten sagen: Der „Ich-bin-da“ hat mich zu euch gesandt.
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Ich bin der „Ich-werde-für-dich-da-sein.“
Meditation zu Ex 3, 1-14
Ich bin
• Stelle dich darauf ein, dass du jetzt nichts tun musst.
• Auch deine Gedanken und deine Gefühle sind im Moment
nicht wichtig. Nimm sie freundlich zur Kenntnis und lass sie
weiterziehen. Grundlegend wichtig ist, dass du da bist. Mehr
nicht.
• Nimm in der Stille wahr: „Ich bin.“
„Ich bin“ – „Ich-bin-da“, so ist der Name Gottes, wie er ihn Mose genannt hat. „Ich bin“ nennen wir aber auch das Geheimnis unseres Lebens, unseres Personseins zwischen Geburt und
dem Tod. Diesem doppelten Geheimnis nähern wir uns in dieser Meditation, wie in jeder Meditation: Das „Ich bin“ Gottes
und das „Ich bin“ des Menschen berühren einander.
Anbetung und Meditation ist ein Weg der Annäherung an das
göttliche Geheimnis.
• Stelle dir die Umgebung vor, in der du jetzt bist:
• Den Boden unter deinen Füßen und was darunter ist und alles, was dir Halt und Stütze bietet.
• Den Raum über dir, die Decke dieses Zimmers, den Raum
darüber bis zum Dach; und darüber den Himmel.
• Stell dir die Menschen neben dir vor.
• Von allen Seiten – in allem was dich umgibt: Gott.
• In dieser Vorstellung verweile.
• Stell dir vor, wie du in Liebe wahrgenommen wirst, jetzt, in
diesem Augenblick und immer.
• Stell dir vor, wie es dich erfüllt, verändert, bewegt, wenn ein
Mensch dich in vorbehaltloser Liebe ansieht – und du schon
seinem Blick anmerkst, wie er über dich denkt: Du bist gut!
• Verbinde diese Vorstellung mit dem Gedanken: Das göttliche
Lebensgeheimnis ist mir in Liebe zugewandt. Wie immer du
den liebenden Blick dir vorstellst: Versuche, ihn auf dich wirken zu lassen – und genieße ihn.
• Verweile dabei.
• Ich bin da.
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Eucharistische Aussetzung
V: Hochgelobt und gebenedeit
sei der Herr im allerheiligsten Sakrament.
A: Von nun an bis in Ewigkeit.
Gebet
Jesus, im heiligsten Sakrament,
du lädst mich ein:
Komm! Ruh dich aus.
Entspanne dich.
Lass dich los!
Lass deine Sorgen los,
deine Ängste los,
deine Pläne los,
lass dich selber los.
Bei mir musst du nichts leisten,
nur da sein und still sein
und schweigen. –
Dann wirst du hören,
die Stille hören,
mich hören:
Ich liebe dich.
Ich umfange dich.
Ich berge dich.
Ich halte dich
fest in meiner Hand.
Mein bist du!
Jesus, nur eines sage ich:
Ich bete dich an.
Stille Anbetung
Lied
Meine Hoffnung und meine Freude (Effata II, 180)
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Ich bin der „Ich-werde-für-dich-da-sein.“
Zweiter Psalm Psalm 147 (Gl 254, 1 und 2)
abwechselnd gesungen oder gesprochen
KV: Der Geist des Herrn erfüllet sie,
und alle künden, was Gott getan. Halleluja.
1.
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4.
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8.
9.
10.
11.
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13.
Gut ist es, unserem Gott zu singen; *
Schön ist es, ihn zu loben.
Der Herr baut Jerusalem wieder auf, *
Er sammelt die Versprengten Israels.
Er heilt die gebrochenen Herzen *
Und verbindet ihre schmerzenden Wunden.
Der Herr hilft den Gebeugten auf *
Und erniedrigt die Frevler.
Stimmt dem Herrn ein Danklied an, *
Spielt unserem Gott auf der Harfe!
Jerusalem, preise den Herrn, *
Lobsinge, Zion, deinem Gott!
Denn er hat die Riegel deiner Tore fest gemacht, *
Die Kinder in deiner Mitte gesegnet;
Er verschafft deinen Grenzen Frieden *
Und sättigt dich mit bestem Weizen.
Er sendet sein Wort zur Erde, *
Rasch eilt sein Befehl dahin.
Er verkündet Jakob sein Wort, *
Israel seine Gesetze und Rechte.
An keinem andern Volk hat er so gehandelt, *
Keinem sonst seine Rechte verkündet.
Ehre sei dem Vater und dem Sohn *
Und dem Heiligen Geist,
Wie im Anfang, so auch jetzt und alle Zeit *
Und in Ewigkeit. Amen.
KV: Der Geist des Herrn erfüllet sie,
und alle künden, was Gott getan. Halleluja.
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Jugendandacht
Gebet
Jesus,
du bist die Wahrheit, nach der ich verlange,
bewahre mich.
Du bist die Fülle, die ich erstrebe,
erfülle mich.
Du bist die Freude, die ich ersehne,
erfreue mich.
Du bist die Freiheit, die ich begehre,
befreie mich.
Du bist das Licht, das ich brauche,
erleuchte mich.
Du bist der Weg, den ich suche,
bewege mich.
Du bist die Liebe, die ich erhoffe,
liebe mich.
Jesus, in dir lebe und bewege ich mich.
Du bist für mich alles.
V: Hochgelobt und gebenedeit sei der Herr
im allerheiligsten Sakrament.
A: Von nun an bis in Ewigkeit.
Eucharistischer Segen
Lied Du, Herr, gabst uns dein festes Wort (Effata I, 139)
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Von Gott geliebt – Gott ist die Liebe
Jugendvesper
Papst Benedikt XVI. hat über die christliche Liebe eine Enzyklika verfasst. Sie hat die Überschrift „DEUS CARITAS EST“,
übersetzt: „Gott ist die Liebe“. Darin schreibt Papst Benedikt
gleich zu Beginn: „Gott ist die Liebe, und wer in der Liebe
bleibt, bleibt in Gott, und Gott bleibt in ihm“ (Joh 4, 16). In diesen Worten aus dem Ersten Johannesbrief ist die Mitte des
christlichen Glaubens, das christliche Gottesbild und auch das
daraus folgende Bild des Menschen und seines Weges in einzigartiger Klarheit ausgesprochen. Außerdem gibt uns Johannes in demselben Vers auch sozusagen eine Formel der christlichen Existenz: „Wir haben die Liebe erkannt, die Gott zu uns
hat, und ihr geglaubt“ (vgl. Joh 4,16).
Und weiter: „In der Tat: Niemand hat Gott gesehen, so wie er
in sich ist. Und trotzdem ist Gott uns nicht gänzlich unsichtbar, nicht einfach unzugänglich geblieben. Gott hat uns zuerst
geliebt, sagt der … Johannesbrief (vgl. Joh 4, 10), und diese Liebe Gottes ist unter uns erschienen, sichtbar geworden dadurch,
dass er ‚seinen einzigen Sohn in die Welt gesandt hat, damit
wir durch ihn leben’ (1 Joh 4, 9). Gott hat sich sichtbar gemacht:
In Jesus …“
Eröffnung
V: O Gott, komm mir zu Hilfe.
A: Herr, eile, mir zu helfen.
V: Ehre sei dem Vater und dem Sohn
und dem heiligen Geist.
A: Wie im Anfang, so auch jetzt und alle Zeit
und in Ewigkeit. Amen. Halleluja.
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Jugendandacht
Begrüßung/Einführung
Ich bin von Gott geliebt. Diesen Satz auszusprechen heißt, etwas im Grunde Unfassbares zu sagen. Der allmächtige Gott,
der sich einlassen kann, mit wem er will, er liebt mich. Er liebt
nicht irgendeinen Zahlencode, sondern einen Menschen aus
Fleisch und Blut, dem er (mir) das Leben gab. Und er meint
nicht mein Land, nicht meine Stadt, nicht meine Familie. Er
meint mich, ganz persönlich. Jesus Christus nennt mich
Freund oder Freundin. Der Gott der Liebe schenkt mir sein Vertrauen und ruft mich bei meinem Namen.
Ich möchte diesem Ruf antworten, jetzt in dieser Vesper und
in meinem Leben.
Singen wir zu Beginn gemeinsam das Lied: Komm herein – es
ist die persönliche Einladung Jesu an mich.
Hymnus/Lied Komm herein (Effata II, Nr. 1)
Psalm 139 (nach M. Wanner)
KV: Gott, du liebst mich, zeige mir deine Wege
Mein Gott, du kennst mich
und schaust in mein Herz.
Ob ich sitze, stehe oder gehe,
du weißt von mir.
Meine Gedanken sind dir vertraut,
ich brauche sie nicht auszusprechen.
Ob ich ruhe oder unterwegs bin,
in Hektik oder gelassen, du kannst es sehen;
all meine Wege sind dir bekannt.
Ich weiß noch nicht, was ich sagen möchte,
du, Herr, hast es schon gehört.
Wie von einem wärmenden Tuch umhüllt,
schützt und berührst du mich.
Unfassbar und wunderbar ist für mich dies zu wissen,
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Von Gott geliebt – Gott ist die Liebe
aber begreifen kann ich es nicht.
Es gibt keinen Ort, an dem du nicht schon vor mir da bist;
du stellst keine Bedingungen für deine Liebe.
Du siehst mich an mit den Augen der Liebe,
ich muss mich vor deinem Blick nicht verstecken.
Wenn ich sagen würde, schau weg ich fühle mich
so unansehnlich und hässlich; ich will keinen mehr
sehen und am liebsten für immer verschwinden;
du würdest sagen, bleib hier,
du bist wunderschön und liebenswert,
ich möchte mit dir tanzen und fröhlich sein.
Gott, deine Schöpfung bin ich, dein Wunschkind,
du hast mich im Schoß meiner Mutter geborgen.
Ich war noch nicht geboren, da hast du mich schon
gekannt und all meine Lebenstage.
Wenn ich mich mit deinen Augen ansehe, kann
ich mich schön finden, zufrieden sein
und dir danken, dass Du mich so wunderbar gemacht hast.
Ich darf über mich staunen wie über all deine Werke.
Schwierig ist es für mich, manchmal all das
zu verstehen, aber auch beeindruckend und gut.
Gott, schau her, und ergründe mein Herz,
erforsch mich und prüfe meine geheimen Gedanken.
Mein Weg führt doch nicht von dir weg?
Gott, du liebst mich, zeige mir deinen Weg – du bist mein Ziel.
KV: Gott, du liebst mich, zeige mir deine Wege
Lied Singt dem Herrn alle Völker und Rassen (Effata I, Nr. 157)
Schriftwort (1Joh 4, 7-11)
Liebe Brüder und Schwestern, wir wollen einander lieben;
denn die Liebe ist aus Gott und jeder, der liebt, stammt von
Gott und erkennt Gott. Wer nicht liebt, hat Gott nicht erkannt,
denn Gott ist die Liebe. Die Liebe Gottes wurde unter uns dadurch offenbart, dass Gott seinen einzigen Sohn in die Welt ge21
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Jugendandacht
sandt hat, damit wir durch ihn leben. Nicht darin besteht die
Liebe, dass wir Gott geliebt haben, sondern dass er uns geliebt
und seinen Sohn als Sühne für unsere Sünden gesandt hat.
Stille
(mindestens ein paar Minuten – kann auch kurz eingeführt werden)
Was hat mich berührt, was hat mich angesprochen von den
gehörten Texten? Bleibe bei diesem Wort oder Satz und frage
dich, ob es etwas mit dir und mit deinem Leben zu tun hat.
Möchtest du Gott etwas sagen, ihn um etwas bitten? Wähle
eine Anrede für Gott, die dir entspricht.
oder
Zeit des Schweigens: Lege deine Hände ineinander und spüre
während der Zeit des Schweigens in deine Hände.
Wenn dir Gedanken kommen, nimm sie wahr, ohne weiter darüber nachzudenken. Wenn die Zeit vorüber ist, spüre in dich
hinein. Möchtest du Gott etwas sagen, ihn um etwas bitten?
Aktion (als Möglichkeit)
Jede/r bekommt mindestens ein ausgeschnittenes Herz. Ich
überlege mir, wer mir im Moment besonders am Herzen liegt,
für wen ich vielleicht beten möchte. Ich schreibe seinen/ihren
Namen auf das Herz und lege es in die Mitte (oder vor den Altar, Kreuz, ..)
Ich kann etwas dazu sagen (nur in vertrauten Gruppen), oder
es schweigend hinlegen.
Dazwischen wird gesungen, z.B. „Put your hand in the hand“
(Effata II, Nr. 145)
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Von Gott geliebt – Gott ist die Liebe
Fürbitten Ruf: Kyrie (Effata I, Nr. 8)
• Es fällt mir oft schwer, wirklich zu glauben, dass du mich
lieb hast, hilf mir zu glauben. – Kyrie
• Wenn ich mich selber nicht ausstehen kann, spüren das
oft die andern, hilf mir lieben. – Kyrie
• Ich bin oft wütend und verletzt, wenn ich mich nicht geliebt und verstanden fühle. Zeige mir Jesus, den Weg der
Versöhnung und des Friedens – Kyrie
• Mich macht das Leid meiner Mitmenschen traurig und
hilflos, zeige mir, was ich tun kann – Kyrie
• …
Vater unser
Segensbitte
Guter Gott,
segne mich.
Ich bin von dir
gerufen und gewollt,
beschenkt und geliebt.
Segne mich mit meinen
Grenzen und meiner Weite.
Segne meine Wege und sei mir
nahe, wenn Wege sich kreuzen.
So segne mich, gütiger Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist.
A: Amen
Lied Ich will dir danken, Gott (Effata II, Nr. 193)
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