Das belgische Spa setzt auf Luxus

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Das belgische Spa setzt auf Luxus
Reisen
TRADITION
INNOVATION
Das belgische Spa setzt
auf Luxus-Wellness
Der Mini ist ein
griechischer Geniestreich
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6. OKTOBER 2013
Vertieft Seite 79
Der Etang de la Gruère ist
ein mystischer Moorsee
Erhöht Seite 80
Im Kurhaus Cademario
thront man über der Welt
Verkleinert Seite 81
Volvo setzt nur noch auf
eine Plattform und eine
Motorengeneration
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DIE HÖLLE HINTER DEN HÜGELN
Der Weg zum Traumstrand konfrontiert Touristen auf den philippinischen Visaya-Inseln
manchmal mit der Armut der Einheimischen
Ausgangspunkt für die
Fahrt zu den Tauchrevieren:
Sugar Beach auf der Westseite
der Insel Negros
FOTO: AVENUE IMAGES
VON BRIGITTE JURCZYK
Der Bub mit dem nackten Oberkörper und der zerschlissenen
Hose, kaum vier, fünf Jahre alt,
stöbert zwischen den Plastiksäcken. Er steckt einen dürren
Ast in den Abfall, zieht etwas hervor und hebt es auf: ein quietschgelbes Fabeltier. Der Kopf fehlt,
das Rot der Füsse ist abgeblättert,
über das Plastik zieht sich ein
schmuddeliger Belag. Der Kleine
auf einer der unzähligen, wilden
Müllhalden auf der Insel Cebu
schmeisst das Tier schliesslich
weg. Nicht essbar, nicht zu
gebrauchen. Nicht mal als
Spielzeug.
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«It’s more fun in the Philippines»
steht ein paar Meter weiter auf
einem Plakat, das schief an einem
verwitterten Holzzaun hängt. Die
Strasse, an dem er steht, führt geradewegs ins Paradies, vorbei an
verrosteten, verwitterten Wellblechhütten und streunenden
Hunden, derer sich keiner erbarmt.
Mit Auslegerbooten zu den
Stränden und Tauchrevieren
Das Paradies ist ein lang gezogener, optimal gebogener Streifen
Strand, auf dem sich Sonnenliegen unter Sonnenschirmen aneinanderreihen. Der Sand ist von
der Nachbarinsel Bohol herange-
Kolonialmächte, Diktatur, Ansätze von Demokratie
Seit 1946 sind die Philippinen unabhängig. Seit den 70er-Jahren setzt
das Inselreich verstärkt auf den Tourismus.
Zuerst kamen die Spanier, dann die Amerikaner, während des Zweiten
Weltkriegs die Japaner: Das Reich aus 7107 Inseln wurde lange von
fremden Mächten beherrscht. 1946 erlangten die Philippinen die Unabhängigkeit von Amerika. Der berüchtigte Ferdinand Marcos wurde 1965
Präsident. Sein Regime endete 1986 mit dessen Flucht nach Hawaii. Die
nachfolgenden demokratisch gewählten Präsidentinnen und Präsidenten konnten der Korruption nicht Herr werden. Um die Wirtschaft anzukurbeln, setzten die Philippinen verstärkt auf den Tourismus, der in den
1970er-Jahren mit Rucksacktouristen begann. Heute hat man allen
Grund, optimistisch zu sein: Die Zahl der Besucher steigt. So fasziniert
der Mix aus asiatischer Identität und spanischer Kolonialvergangenheit
gepaart mit Strandidylle und Tauchparadiesen.
schippert worden, Tonne um
Tonne: feiner Korallensand, davor
ein klares, blaues Wasser, in dem
Koreanerinnen und Japanerinnen
im Ganzkörperanzug und tief ins
Gesicht gezogener Kapuze
schwarz-weiss gestreifte Minifische mit den Resten ihres Frühstücks füttern. Das wurde ihnen
gerade im Shangri-La serviert,
einem Grandhotel der Luxuskategorie mit 500 Zimmern und
vier Restaurants. Es liegt nur
einen Katzensprung entfernt auf
der Insel Mactan. Rechts und
links des Resorts mit den
vorgelagerten Felsenbrocken im
tropenwarmen Wasser, von denen
keiner genau weiss, ob sie hier nur
als Kulissenfüller eingesetzt wurden, sind über die Jahre weitere
Strandhotels entstanden. Draussen auf dem Meer bringen Auslegerboote jeden Tag Dutzende von
Touristen zu Tauchrevieren voll
Korallenschönheiten und Tropenfischschwärmen. Und wenn man
Glück hat, schwimmen auch mal
Riesenschildkröten vorbei.
Wenn die Flugzeuge ihre Ladung auf dem Mactan International Airport, einer der zentralen
Anlaufpunkte auf den in der Mitte
der Philippinen gelegenen Visayas-Inseln, ausspucken, ist die
Strand- und Meeridylle aber noch
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ReisenPhilippinen
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Die Hölle hinter den Hügeln
zu aufgewühlt!» Erfahrene
Wassersportler wie der junge
Innerschweizer scheuen den langen Flug auf die Philippinen nicht.
Sie suchen nach dem Besonderen
und finden es zum Beispiel am
Sandstrand von Punta Ballo im
Südwesten Negros.
Das Artistic Diving Resort
wurde schon 1998 als erstes
Tauch- und Beachresort von Sipalay City von einem Schweizer
gegründet. «Damals war Sipalay
nur ein kleines Fischerdorf abseits des Touristenstroms. Am
Strand gab es keinen Strom, kein
Telefon und nur eine schlechte
Strasse, die zu uns führte», erinnert sich Arthur Müller aus Ruswil
LU, der die einfache, familiäre
Ferienanlage mit den 16 Bungalows und der Tauchbasis zusammen mit seiner philippinischen
Frau Evalyn eröffnete. Die Pioniere entdeckten seitdem 44 spannende Tauchplätze, die alle innerhalb einer halben Bootsstunde
vom Korallenriff vor ihrer Haustür erreichbar sind. Heute hat der
1000 Meter lange Sandstrand von
Punta Ballo seine Unschuld verloren. Schon morgens um sieben
dringt Loungemusik vom nächsten Beachhotel herüber.
Hütten aus Holz und Blech: San Carlos auf Negros
FOTO: GETTY
Kontrastprogramm: Ein Bauer auf einem Wasserbüffel, Touristin beim Fischefüttern
FOTOS: LAIF
Die prächtigen Herrenhäuser
der Zuckerbarone
Während sich die ersten Touristen
zum Sonnen auf die Liegen
unter den Palmen legen, haben die Feldarbeiter ihr
Tagwerk schon fast
vollbracht: Zuckerrohrplantagen
überziehen grosse Teile des Inselinneren. Sie machten einst die Zuckerbarone reich,
ohne dass die Arbeiter vom Segen
profitieren konnten. Als Mitte der
1980er-Jahre der Weltmarktpreis
für Zucker drastisch sank, schlossen die Grossgrundbesitzer Zuckerfabriken und verringerten die
Anbaufläche. 250 000 Philippinos
verloren die Möglichkeit, zumindest eine Saisonarbeit zu finden.
Damals herrschte unter den Landarbeiterfamilien grosse Hungersnot. Die Touristen, die heute die
prächtigen Herrenhäuser der
Zuckerbarone im spanischen
Kolonialstil besuchen, interessiert
das kaum. Sie fahren mit den fast
100 Jahre alten eisernen Dampflokomotiven über die Plantagen
und lassen sich im Paradies von
bittersüsser Nostalgie einfangen.
Die Reise wurde unterstützt
von Tourasia
Schnorchel- und Tauchparadies
Anreise Mit Singapore Airlines
täglich mit dem A380 von Zürich
nach Singapur, von dort weiter mit
Silkair nach Cebu:
www.singaporeair.com
Reiseveranstalter Tourasia ist der
Spezialist für die Philippinen mit
einem grossen Angebot für
Badeferien und Rundreisen, Tel
043 233 30 90, www.tourasia.ch
Unterkunft Artistic Diving
Resort: einfache Hotelanlage
direkt am Strand von Punta Ballo
auf Negros. Ideal für
Schnorchel- und Tauchausflüge.
DZ ab 27 Fr.
www.artisticdiving.com
q Atmosphere Resort & Spa:
Modernes Design, schönes Spa,
Traumlage am Strand – ein Boutiquehotel zum Relaxen mit nur
20 Zimmern auf einer grossen
Kokosplantage, DZ ab 250 Fr.,
www.atmosphereresorts.com
q Shangri-La Mactan Resort &
Spa, Luxusresort an einer
privaten Sandbucht mit vorgelagertem Riff, DZ ab 350 Fr. ,
www.shangri-la.com
Alle Hotels über Tourasia buchbar.
Rundreise Acht Tage über die
zentralphilippinische Inselgruppe
der Visayas, Privattour
2 Personen, im DZ p. P. 1640 Fr.,
www.tourasia.ch
Reisezeit Beste Reisezeit ist die
Trockenzeit von Dezember bis
April. Von Mai bis Ende November
ist es schwülwarm, und es muss
mit Taifunen gerechnet werden.
Allgemeine Informationen
www.wowphilippines.ch
Bergen – Lieblingshafen der Seeleute
FOTO: ANGELA ALLEMANN
Bunt wie ein Herbststrauss zeigt sich Norwegens zweitgrösste
Stadt von der Wasserseite aus. Malerisch steht die leicht schiefe,
farbige Häuserzeile an der Kaianlage Bryggen nach etlichen
Restaurierungen wieder so authentisch wie zu Zeiten der Hanse
im 14. Jahrhundert. Kein Wunder wurde das
schmucke Ensemble am Hafenbecken ins
’()+"#"’
Unesco-Weltkulturerbe aufgenommen.
Bergen
Fähr- und Ausflugsschiffe, Katamarane
und Segelboote kommen und gehen
Oslo
hier rund ums Jahr, denn Bergen ist
der Lieblingshafen vieler Seeleute,
* $+"!"’
!,’"Einheimischer und Touristen.
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www.visitbergen.com
Anreise Swiss und SAS fliegen Bergen ab
Zürich über Oslo an. Bergen ist Abfahrts- und
Ankunftshafen der Hurtigrutenschiffe. Die Postschiffe fahren
täglich von Bergen der Küste entlang und durch die Fjorde bis
nach Kirkenes hoch oben im Norden des Landes.
www.hurtigruten.com
Hotel Thon Hotel Bristol. Zentrales Dreisternhotel, DZ ab 190 Fr.
CITYTIPP
SÜD�
CHINESISCHES
MEER
LUZON
PHILIPPINEN
PAZIFIK
VISAYAS INSELN
MINDORO
PANAY
CEBU
PALAWAN
NEGROS
BOHOL
MINDANAO
MALAYSIA
200 km
Komfortabel auch das Thon Hotel Brygge im historischen
Stadtteil, DZ ab 195 Fr. www.thonhotels.com
Essen Am Torget Fischmarkt werden alle Gerichte frisch
zubereitet zu moderaten Preisen. «En smak av Kysten», der
Geschmack der Küste, gilt als kulinarisches Gütezeichen.
Sightseeing Im Herbst und Winter kann man bestens Kunst und
Kultur entdecken. Das Bryggens Museum und das Hanseatic
Museum setzen ganz auf Lokalkolorit, die Art Museums und die
Bergen Kunsthall auf Zeitgenössisches, Edvard Munch inklusive.
www.kunstmuseene.no
Der Musiker Edvard Grieg hat im Vorort Troldhaugen ein eigenes
Museum. Hier seine «Morgenstimmung» zu hören, das hat was.
www.griegmuseum.com
Shopping Delikatessen, zum Mitnehmen wohl verpackt, gibt es
auf dem Fischmarkt. Bergen gilt als die regenreichste Grossstadt
Europas. Entsprechend praktische Regensachen gibt es in der
Einkaufsstrasse Strandgaten. Ansonsten: nordisches Strickdesign aus kräftiger Wolle und schweres Silber in den Boutiquen
im historisches Viertel Bryggen. Elchgeweihe bei Elg, Bryggen 11.
Imposanter Christbaumschmuck bei Julehuset, HolmedalsANGELA ALLEMANN
garden 1. Trolle gibt es überall.
SoZ Huwi
weit entfernt. Taxis oder Jeepneys,
diese zu Kleinbussen umfunktionierten, jetzt kreischend bunt angemalten Hinterlassenschaften
der Amerikaner, zeigen den Neuankömmlingen erst einmal eine
andere Seite der Insel. Ein in ein
Industriegebiet umgewandeltes
Stück Land, auf dem sich in den
letzten Jahren immer mehr Firmen
angesiedelt haben: Uhrenproduktionsstätten, Sportartikelhersteller, Kleidungsindustrie.
Ein Zeichen für den wirtschaftlichen Aufschwung des ostasiatischen Landes, der seine Schattenseiten hat: «Arbeit gibt es hier
nicht für jeden!», sagt Rizaldo
und reicht eine Colabüchse über
den Tresen von Angel’s Hamburger, einer klapprigen Fast-FoodBude direkt an einer der belebtesten Strassen Cebus. Nur die Qualifizierten haben Aussicht auf
einen Arbeitsplatz, Schul- und
Ausbildung sind aber teuer, Armut ist weit verbreitet. Und verbergen lässt sie sich nicht: Auf
dem Weg zum Paradies reihen
sich armselige Wellblechhütten
aneinander, Händler verkaufen
billige Waren am Strassenrand,
Kopien von Markensportschuhen
und Uhren, die keine fünf Franken wert sind.
Drüben auf der Nachbarinsel
Negros bringt ein Boot Touristen
zum Schnorchelrevier. Fast eine
halbe Stunde braucht das weisse,
schlanke Holzboot mit den seitlich herausragenden Stützen, um
über das kristallklare Wasser zu
gleiten. In der Campomanes Bay,
an deren hellen Sandstränden
sich Palmen im Wind wiegen,
wird der Anker geworfen. Was
sich hier unter der Wasseroberfläche verbirgt, macht süchtig: In
den Korallengärten tummeln sich
riesige Napoleon-Lippfische
neben Seesternen, bunten Papageien- und leuchtend gelben
Zitronenfalterfischen. Wasserschildkröten ziehen unaufgeregt
durch die Szenerie, und bei
28 Grad Celsius Wassertemperatur verlieren die Schnorchler jedes Gefühl für die Zeit. Es ist wie
ein Rausch in Blau.
Bei Tauchern gelten die Philippinen als absoluter Geheimtipp:
die Wasserqualität 1 a, die Korallenriffe noch intakt, ein Reichtum
an Lebewesen, der sich in allen
möglichen Formen und Farben
entfaltet. Christian aus Zug hatte
sich schon auf die Schiffswracks
aus dem Zweiten Weltkrieg gefreut, die man damals in der Bucht
zurückliess. Aber der Tauchgang
wurde abgesagt: «Das Meer war