Indien 2012 - IAESTE Austria

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Indien 2012 - IAESTE Austria
BERICHT PRAKTIKUM MANIPAL, INDIEN
Lisa Müller
Nach einem Aufenthalt in Thailand und in Mumbai (ein erster Kulturschock) bin ich schließlich am Flughafen in
Mangalore angekommen, wo ich im Flugzeug schon auf weitere Praktikantinnen aus Deutschland und der
Türkei traf. Wir wurden von dem Schulbus des MIT abgeholt, allerdings war dem Fahrer von meiner Ankunft
nichts bekannt, was mich anfangs etwas beunruhigte. Ich wurde aber trotzdem mitgenommen und so machten
wir uns in dem klapprigen Fahrzeug auf den etwa zweistündigen Weg nach Manipal, der nicht nur wegen der
haarsträubenden Überholungs- und Fahrtechnik unseres Fahrers, sondern auch wegen der Leute, Landschaft,
Dörfer, Elefanten und Kühe auf der Straße ein großes Erlebnis war.
Als wir in Manipal ankamen wurden wir direkt in das IAESTE Büro geschickt, wo schließlich das Missverständnis
geklärt wurde, warum sie nicht Bescheid wussten, dass ich ankomme, und wir uns ans Dokumente ausfüllen
machten. Diverse Dinge mussten nach der Ankunft geregelt werden: Bibliothekskarte, Ausweis,
Studentenheim, Kautionen und nach Bedarf die Mitgliedschaft im Fitnesscenter ‚Marena‘, welches topmodern
ausgestattet ist. Wir wurden anschließend von anderen Praktikanten und Teammitgliedern mit dem TukTuk in
unser Mädchenhostel begleitet, wo ich überrascht war wie modern und neu die Zimmer ausgestattet sind.
Auch wenn ich meinen Professor nicht sofort kennenlernen konnte, war dies zum Glück sehr bald möglich und
ich musste nicht, wie manch andere, mehrere Tage (oder Wochen) warten, bis ich ihn treffe. Ich wurde von
einem Iaeste Teammitglied zu meinem Professor, Herr Kini begleitet, der sich als sehr sympathischer,
engagierter und interessierter Vorgesetzer herausstellte. Sogleich wurde ich in meine ersten Aufgaben, bei
denen auf mein persönliches Interesse eingegangen wurde, eingeführt, anderen Professoren vorgestellt und in
das EDV-Labor eingeführt, in dem ich die meiste Zeit arbeitete. Zunächst war ich damit beauftragt, Pläne, die
Herr Kini selbst angefertigt hatte, zu kontrollieren und auszubessern. Er besuchte mich immer wieder im
Computerraum und ich konnte ihn auch jederzeit im Büro antreffen. Bald bekam ich andere Aufgaben –
zunächst das Erlernen eines Programmes namens Design Builder, welches Herr Kini als sehr wichtig für mich
persönlich, nicht für das Praktikum selbst empfand – dann das anfertigen von Plänen für ein Doppelhaus nach
dem ‚Vastu Shastra‘ Prinzip, einer Art indisches Feng Shui. Schließlich musste ich noch eine mehrseitige Arbeit
über die Effekte von der Globalisierung auf die Umwelt in indischen Städten schreiben, für welche ich nicht nur
im Internet, sondern auch viel an der Universitätsbibliothek recherchierte.
Manipal selbst ist ein Studentenort, an dem neben eher wohlhabenden Indern auch einige internationale
Studenten (vor allem an der Medizin Universität, die einen sehr guten Ruf genießt) studieren – daher ist man
als Europäer gar kein Exot, ganz im Gegensatz zu anderen Orten in Indien, an denen man stets neugierig
angestarrt wird. Manipals Zentrum bildet der Tiger Circle, der eine Art Verkehrsknotenpunkt für Busse, Tuk
Tuks und beliebter Treffpunkt. Von diesem führt eine Art Hauptstraße, die mit typisch indischen Shops
(Kleidung, Obst, Haushaltsartikel, Lebensmittel, Fotobedarf, Fruchtsäfte, uvm.) ausgestattet ist, bis zum MIT, an
dem ich gearbeitet habe. In ganz Manipal sind diverse Universitäten und Studentenheime verteilt und auch
abseits der Hauptstraße finden sich immer wieder verschiedene Shops, Restaurants und Freizeitmöglichkeiten.
So findet man am Eingang des Ortes sogar Benetton, Nike, Pizza Hut und Dominos Pizza – im ‚Food Court‘ der
Medizinuni neben diversen indischen Restaurants sogar Subway, einen Italiener und Lavazza Cafe. Neben dem
besagten Fitnesscenter ‚Marena‘, welches selbst für europäische Verhältnisse unglaublich modern ausgestattet
ist, gibt es auch Outdoor Tennisplätze, einen Fußballplatz, wo sich die Jungs gerne getroffen haben, und einen
Volleyballplatz, wo wir auch öfter gespielt haben. Man glaubt es kaum, auch abends, hat Manipal einiges zu
bieten – selbst wenn alles schon um 23:00 schließt. Wir trafen uns zum Abendessen immer in einem der
Restaurants und später ging es meist in die Bar ‚T-Spirits‘, der Ort an dem alle Praktikanten zusammentrafen
und man sehr schnell Freundschaften schließen konnte. Es gibt auch einige Clubs, allerdings war dies einerseits
wegen der strengen Mädchen-Hostel Ausgangssperre (23:00) schwierig und wegen den politischen
Verhältnissen waren einige überhaupt geschlossen oder so und so nicht lange offen. Valley Flats, wo viele der
Praktikanten, vor allem die männlichen, wohnten, war auch ein stets beliebter Treffpunkt für gemeinsame
Zusammentreffen jeglicher Art, sei es Geburtstagsfeiern oder Video Abende.
An den Wochenenden wurden entweder vom IAESTE Komitee, oder von Praktikanten diverse Reisen
organisiert. Da wir an die 70 Praktikanten waren, war dies nicht immer einfach, da es unmöglich war, dass so
viele Leute gemeinsam wo hinfahren und zu große Gruppen wegen organisatorischer Schwierigkeiten so und so
nicht unbedingt gewünscht waren. Zudem waren einige Praktikanten schon länger da, die einige Orte schon
besucht hatten, weshalb sich für jedes Wochenende immer eine Vielzahl an Möglichkeiten ergab. Meist wurde
ein Bus- oder Zugticket über ein Reisebüro gebucht, die Busse fuhren in Manipal selbst ab, die Züge im
Nachbarort. Obwohl ich nur 4 Wochenenden hatte, konnte ich zumindest einen Einblick in die unglaubliche
Vielfalt des Landes gewinnen. Das erste Wochenende ging es nach vielen Stunden Zugverspätung und einer
langen Fahrt in der untersten Klasse (Ratten und Holzbank intensive) ganz in den Süden nach Kerala, wo wir
eine Nacht in dem portugiesisch geprägtem Fischerort Kochi verbrachten und schließlich ein Hausboot
mieteten, in dem wir übernachteten und die Backwaters erkundeten. Das Wochenende darauf ging es mit dem
überraschend bequemen Nachtbus nach Hampi, einer alten Tempelstadt, wo es auch in der Umgebung auf
einer unglaublich großen Fläche enorm viel zu entdecken wird. Deshalb mieteten wir uns Mopeds, mit denen
wir die Sehenswürdigkeiten über zum Glück verkehrsberuhigten Straßen mit einem vor Ort gebuchten Führer
erkundet haben und am Schluss noch von dem heiligen Elefanten gesegnet wurden. Das Ziel des nächsten
Wochenendes hieß Bangalore – das indische Silicon Valley - von dem wir im Großen und Ganzen etwas
enttäuscht waren. Laut, stickig, voll, ist die Stadt zwar typisch indisch, die aufregenden Sehenswürdigkeiten
bleiben allerdings völlig aus. Sehr positiv war allerdings, dass wir zu 9.(!) bei einem ehemaligen IAESTE Mitglied
und Studenten des MIT, wohnen konnten, der uns nicht nur als großzügiger Gastgeber, sondern auch als
engagierter Reiseführer empfangen hat. Das letzte Wochenende besuchten wir Goa, das seine besten Tage
aber eindeutig schon gesehen hat. Zwar hatten wir ein sehr nettes Quartier direkt am Strand, allerdings war
trotz Nebensaison erkennbar, dass die Ortschaften durch den Massentourismus der letzten Jahre völlig an
Charme verloren hatten. Zudem war ein Tag wegen der Regenzeit dermaßen regnerisch, dass wir Strand und
Pool gar nicht wirklich genießen konnten. Doch trotz allem, waren selbst die vielleicht etwas
‚enttäuschenderen‘ Reiseziele stets auch irgendwo spannend und wir hatten es überall sehr lustig.
Was vielleicht anfangs etwas gewöhnungsbedürftig ist, ist das Wetter in Indien. In unserem europäischen
Sommer ist im Süden Indiens Monsunzeit, weshalb es extrem schwül ist und immer wieder zu Regengüssen
kommen kann. Regel Nr. 1 war also: NIE den Regenschirm vergessen! Im Großen und Ganzen war die Regenzeit
aber viel weniger intensiv als ich erwartet hatte, meist regnete es nur wenige Minuten am Tag, manchmal gar
nicht – aber eben WENN, dann unglaublich intensiv. Besonders zu schaffen machte mir aber, vor allem zu
Beginn in Mumbai, die extrem hohe Luftfeuchtigkeit, an die man sich aber auch nach und nach gewöhnt.
Die Kultur in Indien an sich ist eine ganz andere als bei uns, die Unterschiede sind enorm, aber gleichzeitig auch
sehr spannend. Während die Studenten in Manipal durchaus modern und sehr westlich orientiert sind, war
dies an anderen Orten nicht immer der Fall. Oft wurde man angestarrt, fotografiert oder versucht einem etwas
zu verkaufen – woran man sich erstmal gewöhnen muss. Geschichten über das Kastensystem, Zwangsehe und
die soziale Ungleichheit und unglaubliche Armut stimmen einen oft sehr nachdenklich und traurig, doch
gleichzeitig ist es bemerkenswert, dass die Inder an sich trotz alldem so ein offenes und fröhliches Volk sind.
Mit persönlich hat mein Aufenthalt in Indien unglaublich gut gefallen, hätte ich die Möglichkeit, würde ich
sofort wieder hinfahren. Ich habe mich, trotz der extremen Kulturunterschiede, wie zu Hause gefühlt, was
neben den vielen internationalen Praktikanten vor allem dem unglaublich engagierten Team von IAESTE India
zu verdanken ist. Ich kann mir keine bessere Möglichkeit vorstellen, Indien kennenzulernen, da man einerseits
Einblick in das Universitäts- und Studentenleben bekommt, aber auch Kontakt zu Einheimischen hat und
gleichzeitig in großen, immer wechselnden Gruppen, die Möglichkeit hat, das Land zu erkunden. Alles in allem
war es eine sehr bereichernde Erfahrung für mich, auf die ich gerne zurückblicke und von der ich in vielen
Hinsichten unglaublich profitiert habe. In diesem Sinne möchte ich IAESTE Austria dafür danken, mir diese
unglaublich spannenende Möglichkeit gegeben zu haben, und IAESTE India dafür danken, dass sie mitgeholfen
haben diesen Aufenthalt so unvergesslich zu machen.

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