Santiago de Cuba 2016 - International Office

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Santiago de Cuba 2016 - International Office
Erfahrungsbericht Santiago de Cuba 2016
VORBEREITUNGSZEIT: nervenreibend. Am 30.10. endete die Frist für das International Office,
die vorverlegt wurde, damit mehr Zeit für die Beantragung des Visums bliebe. Leider hat
diese Vorverlegung nicht viel geholfen, denn erst eine Woche vor Abreise kam die E-Mail aus
Kuba, dass das Visum (wahrscheinlich) abholbereit in Bonn läge. Neben all den andern
Vorbereitungen musste auch noch ein kompletter Tag für die Fahrt nach Bonn eingelegt
werden. Auch blieb sehr lange unklar, wann genau das Programm beginnt: Im Dezember kam
die allgemeine Zusage, dass der Kurs stattfindet, Mitte Januar dann der genaue Zeitraum.
Aber wie lange man noch zusätzlich nach Kursende in Kuba bleiben dürfte, blieb ungeklärt.
Aus diesem Grund habe ich für Mitte Juli einen Rückflug gebucht. Dies war ein Fehler, denn
den Karneval in Santiago (eine Woche Ende Juli) habe ich verpasst. Ich empfehle direkt mit
Leonel, dem Institutionsleiter, in Kontakt zu treten, sobald man weiß, dass der Kurs
stattfindet. Die E-mails hat er immer innerhalb von zwei Tagen beantwortet und man kann
ihm sagen, wann man zurückfliegen möchte, da er sich mit dem Immigrationsbüro
auseinandersetzt.
GELD: Die Unterkunft in den Casas Particulares kostet nicht – wie im Infoheft aufgelistet –
250-300€, sondern 400€. Pro Nacht waren es 13CUC inklusive Frühstück (in meinem Fall:
Ei, Brot, Gemüse, Tee, Milch, ab und zu frittierte Bananen). In Kuba gibt es zwei Währungen:
Dollar (CUC) und einheimische Peso (CUP). In den meisten Läden und Restaurants zahlt man
in CUC, an Marktständen und Transportmittel in CUP. 25Pesos einheimische Währung sind
ungefähr 1Dollar. Eine Touristin, die mit mir eine Zeit lang im selben Haus gewohnt hat, hat
die Situation sehr gut auf den Punkt gebracht: Es gibt keine Relation in Kuba. Man kann für
4ct 50km mit dem Bus fahren und zahlt im Taxi 5CUC für 3km. Für eine Tagestour zu den
wichtigsten Sehenswürdigkeiten haben wir 40CUC gezahlt, das ist der doppelte Monatslohn
eines Psychologen. Ich hatte eine VISA-Card und das war wohl die beste Entscheidung, denn
mit Mastercard konnte man an den Geldautomaten nicht abheben. Jede Bank und Cadeca
erhebt eine „comisión“ auf die Abhebung, bei 400CUC waren es 12CUC, bei 150CUC waren
es so ca. 4CUC.
KURS: Der Unterricht fand montags und mittwochs von 9-12Uhr statt, Dienstag und
Donnerstag blieben komplett frei und freitags (wahlweise auch donnerstags) wurde eine
Exkursion in eines der zahlreichen Museen unternommen. Der Unterricht wirkte manchmal
konzeptlos und von den Gastvorträgen, die angeblich donnerstags stattfinden sollten, war nie
wieder die Rede. Dennoch hatte ich den Eindruck, dass jeder der drei Lehrer sich wirklich
Mühe gegeben und das Beste aus den wenigen Möglichkeiten gemacht hat. Eine Woche im
Mai wurde uns freigegeben, die wir zum Reisen nutzten und wir konnten die Exkursion auch
mal auf Donnerstag vertagen, um übers Wochenende nach Baracoa (sehr empfehlenswert!) zu
fahren. Am Ende des Programms fand eine mündliche und schriftliche Prüfung statt. Die
Leute im Centro sind alle unglaublich nett und aufmerksam! Ich habe mich dort sehr wohl
gefühlt mit einigen haben wir auch öfters privat was unternommen.
DIE ZEIT IN SANTIAGO: Der Einstieg war hart. Die Hitze hat mir mehr zu schaffen gemacht als
gedacht und das kubanische Spanisch ist sehr gewöhnungsbedürftig. Meine Gastfamilie hat
sich auch nicht besonders viel Mühe gegeben langsam zu reden bzw. hat auch teilweise nur
gelacht, wenn ich dreimal nachfragen musste. Außerdem hat es eine Weile gedauert
Freundschaften zu schließen. Im Laufe der Zeit jedoch haben wir (dieses Jahr waren wir zwei
Teilnehmerinnen) mehr und mehr mit Leuten aus dem Zentrum gemacht und schließlich auch
an einem Tanzkurs teilgenommen. Dadurch hat sich einiges geändert. Zunächst einmal haben
wir Leute kennengelernt und hatten nun auch eine Beschäftigung, was sehr gut getan hat,
denn man hat sehr viel Freizeit. Auch mit meiner Gastfamilie ist es immer besser geworden.
Und so vergingen die vier Monate dann doch viel zu schnell. Was man in Kuba lernt ist
Geduld zu haben und dass nicht alles immer auf Anhieb funktioniert. Mal kann man zwecks
„Mala comunicacion“ kein Geld abheben, mal kommt der Bus eine Stunde nicht, mal gehen
die Internetkarten aus oder die Verbindung ist unglaublich träge usw. Wir wollten auf eine
kleine Fähre, die in der Bucht von Santiago fährt und haben geschlagene sieben Versuche
gebraucht, bis wir tatsächlich drauf saßen (mal war es voll, dann kaputt, dann ist es einfach
nicht gefahren oder nur um 3, aber nicht um 12…). Einkaufen gestaltet sich manchmal auch
umständlich, da der eine Laden Wasser, aber keinen Käse verkauft, der nächste verkauft
Seife, aber kein Klopapier. Man muss es einfach mit Gelassenheit und mit Humor nehmen,
was mir meistens – nicht immer – gelungen ist.
SICHERHEIT: Vor der Reise hatte ich ein bisschen Angst, da man so oft gewarnt wird. Für
mich hat sich das teilweise so angehört, als stünde Diebstahl an der Tagesordnung. Wir hatten
in dieser Hinsicht keine Probleme. Natürlich sind wir nachts nicht allein mit Goldklunker
behangen durch zwielichtige Gegenden gelaufen und haben aufgepasst, aber selbst in den
übervollen Bussen wurden keine Finger lang. Ich hatte eine Bauchtasche und habe mich damit
sehr sicher gefühlt, da sie eng anliegt und man problemlos auch mal 400CUC Miete nach
Hause transportieren konnte. In den Eisdielen wurde man ab und an darauf hingewiesen, die
Tasche nicht einfach am Boden abzustellen, sondern auf den Schoß zu legen, was ich dann
auch getan habe.
SANTIAGO UND DIE KUBANER: Santiago sprüht vor Energie. Es ist laut, heiß und bunt und fast
überall ertönt fast immer von irgendwoher Musik. In den Bussen beispielsweise ist der Fahrer
gleichzeitig DJ und man kann die Leute mitsingen hören oder sie trommeln mit den Fingern
den Takt mit oder, was wir auch mal gesehen haben, sie tanzen sogar (wenn der Bus nicht
gerade brechend voll ist). An den Wochenenden gibt es am Plaza de Marte immer eine
Veranstaltung mit Musik, Kinderkarussellen und viele Familien kommen dort hin. Man tanzt,
trinkt, isst Erdnüsse oder genießt einfach die entspannte Atmosphäre. Die Kubaner sind
unglaublich liebe Menschen. Einmal sind wir hinter einer Familie hergelaufen und haben dem
kleinen Mädchen zugezwinkert, was der Papa gesehen und prompt eine Unterhaltung
angefangen hat: Wo wir her seien, was wir hier machen und ob sie uns zu einem Eis einladen
dürften. Einfach so. Oder die Männer reichen den Damen die Hand beim Aussteigen aus dem
Bus oder bieten einem an, dir die schwere 5L Wasserflasche zu tragen. Als Frau bekommt
man auch nochmal eine ganz andere Aufmerksamkeit. Hinterherpfeifen, Komplimente
machen, im Vorbeigehen „I love you“ zu flüstern oder sogar Heiratsanträge zu stellen ist für
die Männer in Kuba wie ein Hobby.
FAZIT: Auch mit dem Wissen, dass Leben und Mentalität anders sein werden, war ich in der
Anfangszeit doch sehr überrumpelt. Man bekommt vieles mit, was als Tourist wahrscheinlich
ungesehen bleibt. Manche Stadtteile haben tage- oder sogar wochenlang kein Wasser,
während im 5-Sterne-Hotel weiter munter die Rasenfläche gegossen wird. Die Menschen
arbeiten bis zum Umfallen, teilweise auch zwei Jobs, und können sich gerade so über Wasser
halten. Ich habe mich auch immer unwohl gefühlt, mit Kubanern über unsere Rundreise durch
Kuba zu reden, da die meisten noch nie die Möglichkeit hatten sich ihr eigenes Land
anzusehen. Dennoch war die Zeit in Kuba unglaublich wertvoll. So viel wie die Menschen
hier zu kämpfen haben, sie schaffen es trotzdem mit einem Strahlen im Gesicht und einer
Herzlichkeit durchs Leben zu laufen – davon kann man sich definitiv eine Scheibe
abschneiden. Auch lernt man so einiges zu schätzen, was man in Deutschland für
selbstverständlich hält. Und von der Herzlichkeit der Menschen bin ich einfach nur hin und
weg. Ich bin sehr dankbar für alle Erfahrungen, die ich hier gemacht habe und kann dieses
Auslandssemester nur empfehlen!
EMPFEHLUNGEN/TIPPS:
Tanzkurs: Liliana und Yoaris (+5353403459, +5353630589), 10CUC für 3 Wochen/1Level
Internet: Im Hotel Melia Santiago de Cuba gibt es ein Internetcafe (2CUC/Stunde)
Geldabheben: In demselben Hotel gibt es eine Cadeca, wo man ungestört Geld abheben kann.
In der Stadt gibt es natürlich auch eine Bank, aber die Automaten sind direkt an der Straße.
Beim Abheben der Miete war mir diese Cadeca dann lieber.
Sonnenschirm/Cappi mitnehmen
Reiseapotheke: unbedingt Fenistil (hilft bei Sonnenbrand) und das ein oder andere MagenDarm-Hilfsmittel.
Damenhygieneartikel im Voraus mitnehmen. Binden kosten ungefähr 8CUC.
Gastgeschenke: generell eher praktische Dinge. Für das Zentrum z.B. Whiteboardstifte und
Eraser, für die Familien vielleicht schöne Tischdecken und Handtücher.
Bauchtasche
Stofftasche für Einkäufe und die Wasserflasche, die unbedingt immer mitgenommen werden
sollte.
Schweißtüchlein

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