IC Falkenberg

Transcription

IC Falkenberg
Glaube, Ehre, Eitelkeit
Ob im größten Dom oder in der kleinsten Dorfkirche,
Epitaphe gehören zum christlichen Totenkult. Zu Lebzeiten gut Betuchte – Adlige, Kleriker, Staatsdiener,
Handwerksmeister – ließen in Kirchen diese Grabmale
aufstellen, damit die Hinterbliebenen ihrer gedachten
und für’s Seelenheil beteten. Ab 17. Juni zeigt das Turmmuseum der Kaulsdorfer Jesuskirche, Dorfstraße 12,
eine Reihe dieser Kunstwerke die auch tiefe Einblicke
in ihre Entstehungszeit geben. Eröffnung 19.30 Uhr.
Inhalt
Nr. 6/2009
14. Jahrgang
EVP: 1 Euro
Die Bürgerzeitung
aus Marzahn-Hellersdorf
16 Stufen zum 7. Himmel
Künstler-Serie in jot w.d.:
Viele Leser werden sich an
Sänger und Musiker ihrer
Jugendzeit in der DDR erinnern. jot w.d. berichtet,
was aus ihnen geworden
ist. Heute: IC Falkenberg.
Seite 3
Das Grün inspiziert:
Jedes Jahr im Frühling
machen sich in Hellersdorf die Grüninspektoren
auf zu einem Rundgang,
um die Außenanlagen im
Kiez zu prüfen. Ihr Blick
fiel im neuen Wohnhof sogar auf Palmen; jot w.d.
lüftet deren Geheimnis.
Hier blüht Kunst:
Seite 4
In diesem Jahr nehmen
die Feiern kein Ende. Auch
eines der Kleinode des
Bezirks hat Jahrestag: Das
Kunsthaus Flora hat aber
eine viel längere Geschichte, wie jot w.d. erklären kann.
Alternative Bildung:
Seite 5
Auch wenn es noch eine
ganz kleine Gruppe ist,
hofft die Waldorfschule des
Bezirks auf eine große Zukunft. jot w.d. traf Jungen
und Mädchen, die überraschend zwei Obstbäume
geschenkt bekamen.
Seite 6
Paare, die sich in der Marzahner Mühle künftig das Ja-Wort geben, müssen zunächst die 16 Stufen der
neuen Hochzeitstreppe erklimmen. An deren Ende weisen noch einmal Mühlsteine dezent darauf hin, dass
das Leben auch Mühsal bereit halten wird. Die Mühle feierte am Deutschen Mühlentag (Pfingstmontag) 15.
Geburtstag. Sie ist seit einigen Jahren auch eine Außenstelle des Standesamtes.
Siehe Seite 13.
Liebe Leser,
es gibt bei uns Journalisten den Grundsatz: Nie
Wortspiele mit Namen. Beim Thema, das mich
diesmal bewegt, ist das gar nicht so einfach.
Denn Parteiübertritte werden halt zumeist Wechsel genannt. Dass sich also ein Wortspiel bei
Carl Wechselberg quasi von selbst ergibt, kann
ich leider nicht verhindern.
Vor wenigen Tagen erreichte die Redaktion eine
Pressemitteilung der Linken des Bezirks, die
den Biesdorfer Wahlkreisabgeordneten Carl
Wechselberg nach dessen Parteiaustritt zu einem Gespräch auffordert, gleichwohl konstatiert, dass jener dies ablehnt. Die Enttäuschung
der Par teiführung kann ich nachvollziehen.
Schließlich ist nicht nur die Mehrheit der Berliner Regierungsfraktionen äußerst knapp. Vielmehr handelt es sich bei Wechselberg um einen Abgeordneten, den die Landesführung dem
Bezirk quasi „auf’s Auge gedrückt“ hat.
Polit-Hopping
Sicher, ein Kandidat muss nicht zwingend dort
wohnen, wo er Stimmen sammelt. Wer aber in „seinem“ Wahlkreis zu Hause ist, trifft ab und zu auch
die Menschen, die ihm ihre Stimme gaben. Das
schafft Ver trauen und mindert den Rechtfertigungszwang. Und machen wir uns nichts vor: Niemand wird mit seinem Namen gewählt; hinter der
Person steckt (und steht) immer die Partei, für
die sie auch antritt.
Ein Parteiaustritt ist nichts Ungewöhnliches. Und
schon gar nichts Unrechtes. Trotzdem ist es schäbig und verlogen, dann sein Mandat nicht niederzulegen; insbesondere wenn es ein Direktmandat
ist. Aber ich habe ja auch schon erlebt, wie Abgeordnete, die nicht wieder aufgestellt werden sollten, barmten, sie würden nun bald zum Sozialfall.
Es geht eben immer auch um Geld.
Warum aber tendenziell eher linke Parteien bzw.
linke Flügel in Parteien Mandatsträger durch
Polit-Hopping verlieren, erschließt sich mir von
Verheugen bis heute nicht.
Eines sollte die Parteien-Hopperei insbesondere Sie, liebe Leser, als Wähler lehren: Schauen Sie bei Wahlkreiskandidaten künftig ganz
genau hin. Oder um es mit Brecht zu sagen:
„Lege den Finger auf jeden Posten, frage: Wie
kommt er hierher.“ Im Übrigen bin ich überzeugt,
dass jemand, der seine Karriere nicht geradewegs sprichwörtlich als „Kreißsaal-Hörsaal-Plenarsaal“ beschreiben muss, sondern im Leben
auch etwas erarbeitet hat, innerparteiliche Gegenwinde viel besser aushalten kann. Daher gilt
Brechts Ratschlag auch für die Parteiführungen. In der Hoffnung, dass Sie trotzdem auch
künftig zur Wahl gehen, wünsche ich Ihnen viel
Spaß mit dieser 154. Ausgabe von jot w.d.
Ihr Ralf Nachtmann
2
jot w.d. 6/2009
Ort der Vielfalt
Willenberg wird nicht gezeigt
Im gesamten Bezirk kein würdiger Rahmen auffindbar
Marzahn-Hellersdorf – Zugegeben, auch ich hatte vor dem 18. Dezember 2008 den Namen Samuel
Willenberg noch nie gehört. Dann
las ich in den BVV-Unterlagen einen Antrag, das Bezirksamt solle
eine Willenberg-Ausstellung ermöglichen. Samuel Willenberg ist
einer der wenigen Überlebenden
des Vernichtungslagers Treblinka.
Seine Leiden und Erlebnisse hat er
als Bildhauer verarbeitet. Insgesamt 15 Bronzeplastiken hat er geschaffen. Im Mai wurden sie in
Terezin (Theresienstadt) gezeigt
und hatten vor ihrem Rücktransport
nach Israel im Juni für eine Ausstellung in Deutschland zur Verfügung gestanden.
In einer Antwort auf das Ersuchen
der BVV schrieben nun die Stadträte Stefan Komoß (Finanzen und
stv. Bürgermeister) und Stephan
Richter (Kultur und Bildung), dass
in bezirkseigenen Räumlichkeiten
Ja, ich möchte
dies nicht möglich sei. Man könne
weder einen würdigen Rahmen,
noch das nötige Aufsichtspersonal
und auch nicht die angemessene
Begleitveranstaltung sichern. Die
geschätzten Gesamtkosten von
3000 (!) Euro stünden im Budget
nicht zur Verfügung.
Zum Vergleich: Für diese Summe
müssten die Mitglieder des Bezirksamts (gemeinsam) nicht einmal zwei
Tage arbeiten. Zum Vergleich: Marzahn-Hellersdorf mit etwa 240 000
Einwohnern ist vergleichbar einer
Stadt wie Rostock oder Kassel. Dem
„Ort der Vielfalt“ (siehe re.) hätte
eine solche Ausstellung, z.B. im
Rathaus, Schloss Biesdorf, Flora,
ASH, gut getan. An dieser Stelle
zeigt jot w.d. 13 der insgesamt 15
Skulpturen im Foto. Weitere Informationen beim Bildungswerk Stanislaw Hantz e.V., Dörnbergstraße
12, 34119 Kassel, www.bildungswerk-ks.de.
R. Nachtmann
Bezirk für Eintreten gegen Rechtsextremismus ausgezeichnet
Marzahn-Hellersdorf – Hohe
Ehre. Der Bezirk wurde am 25.
Mai als „Ort der Vielfalt“ ausgezeichnet. Bereits 2007 startete die
Bundesregierung die Deutschland
weite Initiative, jetzt wurden zum
zweiten Mal Urkunden und jeweils ein Schild für Rathaus oder
Verwaltungssitz an 93 Städte, Gemeinden und Landkreise überreicht. „Hinter diesen Kommunen
stehen 1202 Gemeinden mit mehr
als 11 Millionen Einwohnern“,
sagte Hermann Kues,
Parlamentarischer Staatssekretär
im Bundesfamilienministerium.
Viele dieser Menschen hätten
eins gemeinsam, sie setzten sich
dafür ein, dass Fremdenfeindlichkeit und Rechtsextremismus
in ihren Reihen keinen Platz haben. „Sie engagieren sich gemeinsam vor Ort in Aktionsbündnissen, Initiativen und Projekten für
ein vielfältiges, tolerantes und demokratisches Miteinander in unserem Land“, ergänzte Kues. Im
September 2008 waren 66 Kommunen zu „Orten der Vielfalt“
ernannt worden. Der Wuhlebezirk
steht nun in einer Reihe mit Städten wie Stuttgart, Erfurt, Köln
oder Chemnitz, Landkreisen wie
Osterode (Niedersachsen) oder
dem Vogtlandkreis in Sachsen.
Aber auch kleinen Gemeinden,
wie dem brandenburgischen
Wildau oder Rosenberg in BadenWürttemberg, brachte ihr vorbildlicher Einsatz gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlich-
* Die Einrichtung von Tempo 30 in
der Köpenicker Straße wurde zum
wiederholten Mal von der „Verkehrslenkung Berlin“ abgelehnt.
* Gemeinsam mit Paul Wright, dem
Leiter des Gartenbauamtes unserer
Partnerstadt Halton, und Beate Reuber, Chefin der Gärten der Welt,
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keit den Titel „Ort der Vielfalt“
ein. „Diese Auszeichnung ist eine
Würdigung all jener, die sich insbesondere dafür engagieren, dass
Marzahn-Hellersdorf ein toleranter und bunter Bezirk ist und
bleibt, in dem Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit
keinen Platz haben“, freute sich
Bürgermeisterin Dagmar Pohle
bei der Preisübergabe.
R. Nachtmann
Das Schild zeigt, dass Fremdenfeindlichkeit keinen Platz hat. F.: Stegemann
pflanzte Bürgermeisterin Dagmar
Pohle am 24. Mai den ersten Baum
für den künftigen „Englischen Garten“. Die 9 Meter hohe Stieleiche ist
ein Geschenk aus Halton.
* Im Juni wollen der Bezirk Marzahn-Hellersdorf, der Landkreis
Märkisch Oderland und Vertreter des
Flughafens BBI gemeinsam von Berlin und Brandenburg als Nahverkehrsbesteller Verbesserungen auf
der Ostbahn, insbesondere die Einrichtung eines Bahnhofes, fordern.
jot w.d. entsteht in gemeinnütziger, ehrenamtlicher Arbeit als Bürgerzeitung für Biesdorf,
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Die nächste Ausgabe von jot w.d. erscheint am 9. Juli 2009
Redaktionsschluss: 30. Juni 2009, Anzeigenschluss: 2. Juli 2009
IMPRESSUM
jot. w. d.
Die Bürgerzeitung aus Marzahn-Hellersdorf
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Anerkannt gemeinnützige Körperschaft
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Redaktion: Ingeborg Dittmann (V.i.S.d.P.), Ulrich Clauder, Ralf Nachtmann (Leitung, Gestaltung und Produktion)
Ständige Autoren: S. Birkner, B. Staacke, L. Schuchert
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Leute
jot w.d. 6/2009
Der Rhododendron-King
von Mahlsdorf
Karl-Heinz Lippmann
ist Gärtner aus Leidenschaft
Seine Lieblinge heißen Gudrun,
Erica oder Oheimb-Woislowitz
und tragen Rosa, Veilchenblau,
Violettrot oder Weiß. Sie sind
nicht gerade pflegeleicht und unheimlich durstig, gerade jetzt, im
Frühjahr, wo sie ihre ganze
Pracht entfalten. Manche von
ihnen kennt Karl-Heinz Lippmann schon seit mehr als 30 Jahren, weiß um die Besonderheiten jedes einzelnen. Am besten
gedeihen sie auf halbschattigen
Plätzchen. Und davon gibt es
genug auf dem elterlichen
Grundstück an der Mahlsdorfer
Markgrafenstraße – dem kleinen
grünen Paradies von Karl-Heinz
Lippmann und seiner Frau.
Karl-Heinz Lippmann, 73, ist
Rhododendron-Liebhaber. Rund
60 unterschiedliche Sorten blühten im April/Mai in seinem Garten, einige davon hat er schon vor
35 Jahren gepflanzt. Die Leidenschaft für dieses Gewächs begleitet den einstigen Mechanikermeister nun schon sein halbes
Leben. Anfang der 70er Jahre fing
alles an. „Ich gab dafür das Trinken und Rauchen auf und holte
mir erste fachmännische Ratschläge in einer Gruppe des damaligen Kulturbundes“, erinnert
sich der Mahlsdorfer, der 1942
hier eingeschult wurde.
Botanik und Sport (Langstrekkenlauf) wurden zu seinen liebsten Hobbys. Das Laufen musste
er nach einer Hüft-Operation
aufgeben, doch Bewegung hat er
in seinem weiträumigen Garten
genug. Der gepflegte Englische
Rasen (auch vor dem Grundstück) bildet einen merkwürdigen Gegensatz zum ansonsten
(geordneten) Wildwuchs von
Bäumen, Sträuchern, Hecken,
Blumen, Gemüse und (natürlich)
immer wieder Rhododendron.
Drei bis vier Jahre brauchen die
anspruchsvollen Gewächse zum
Einwachsen. Zwei Spaten tief
müsse der Boden (am besten
kalkfreier Humos) ausgehoben
werden, dann wird mit Laub- und
Rasenerde mit Lehm und nassem
Torfmull oder Moorerde aufge-
füllt. Wichtig sei eine hohe Bodenfeuchtigkeit, erfahren wir.
„Die flachen kleinen Faserwurzeln müssen immer feucht gehalten werden“, weiß der Fachmann, der am Tag unseres Besuches mehr als drei Stunden mit
Bewässern verbracht hatte. „Urlaub wäre für mich und meine
Frau nicht drin, würden nicht
Freunde oder Nachbarn einspringen“, sagt Herr Lippmann. Zumal er auch das eine oder andere „Pflegekind“ hat. Etwa eine
Pflanze, die er 1985 aus der damaligen CSSR mitbrachte. „Die
kränkelt seit Jahren vor sich
hin.“ Mit Geduld und verschiedenen Tricks schaffte er es, dass
sie überlebte. Auch wenn sie neben all den prächtigen Nachbarn
etwas mickrig aussieht, hängt
Lippmann an ihr.
Beim Rundgang durch den Garten bekomme ich noch so ganz nebenbei den einen oder anderen
Tipp für die eigene Hobbygärtnerei. Zum Beispiel für Tomaten.
Die Pflanzen stehen im Lippmannschen Garten nicht etwa in
Reih und Glied. Ich entdecke sie
einzeln, versteckt zwischen Büschen, Rhododendron und Efeuranken an allen Ecken des Gartens. Deren Ausdünstungen hielten Pilze von den umgebenden
Pflanzen fern, erfahre ich.
Und noch etwas. Unter jeder Tomatenpflanze liegt ein Hering in
der Erde! Ein Scherz? „Nee, das
habe ich in einem uralten Gartenbuch gelesen,“ sagt Herr
Lippmann. Und als ich ihm von
meiner Gartenmarkt-Suche nach
Physalispflänzchen erzähle,
drückt er mir ein Töpfchen in die
Hand. Natürlich, er hat sie aus
den minikleinen Samenkörnchen
von Physalisfrüchten selbst gezogen. Zum Abschied meines
kurzen Besuches bekomme ich
noch einen großen Strauß mit
den prächtigen rosa Blüten seiner ältesten Rhododendron – der
Oheimb-Woislowitz – geschenkt.
Die entfalten nun in der Vase neben meinem Schreibtisch ihre
ganze Pracht.
I. Dittmann
Karl-Heinz Lippmann neben der Oheimb-Woislowitz in seinem Garten an der Markgrafenstraße.
Foto: Dittmann
3
Musiklegenden des Ostens – jot w.d.-Serie, Teil 58
In der Juli-Ausgabe 2004 begannen wir, Künstler vorzustellen, die in der Jugendzeit vieler unserer Leser – also in den 50er, 60er, 70er und
80er Jahren – Schlagzeilen machten.
Wie geht es den Publikumslieblingen von einst
heute? jot w.d. traf viele von ihnen. Wir setzen
unsere Serie in dieser Ausgabe mit dem Komponisten, Musiker und Produzenten IC fort.
IC Falkenberg
Das Allround-Talent aus Halle
Unter seinem bürgerlichen Namen Ralf Heinz Schmidt kennen
ihn wohl die wenigsten. Vielleicht
noch als Sängerknaben vom Stadtsingechor Halle, Deutschlands ältestem Knabenchor. Dort begann
1970 quasi seine Gesangskarriere
im zarten Alter von 10. Später
hatte er Opernrollen am Landestheater, mit 14 schließlich die erste eigene Band (diverse andere
wie „Primaner“ oder „Joker“ sollten folgen). Am bekanntesten wurde Ralf Schmidt (seine Freunde
nannten ihn zuweilen auch Heinz)
Anfang der 80-er Jahre wohl als
Sänger und Frontmann der Stern
Combo Meißen (ab 1983). Nach
wenigen Jahren verließ er die
Band.
„Baal“ in Jena) folgten in den 90er Jahren. In der Revue des
Friedrichstadtpalastes „Paradiso“
besetzte er die männliche Hauptrolle. Und immer wieder gab es
Tourneen und gemeinsame Projekte mit Freunden wie „ostende“ (mit
Dirk Zöllner).
Mit „mollwerk publishing“ gründete er einen eigenen Verlag. Hier
wurde im vergangenen Jahr auch
seine aktuelle CD „So nah vom
nächsten Meer“ verlegt – mit Songs
wie „Tiefenrauschen“, „Für Krieger wie uns“, „Bedingungslos lieben“ oder „Ich komm bei dir an“.
Seine nach der Wende fast alljährlich produzierten Alben stellt IC
seit einigen Jahren auch dem
Marzahner Publikum in der Studio-
Schon 1985 hatte der Hallenser
parallel zur Bandarbeit sein Soloprojekt IC aus der Taufe gehoben.
IC steht für „integrated circle“ (integrierter Schaltkreis). Daraus
wurde schließlich irgendwann „IC
Falkenberg“.
Mehr als 200 000 Mal ging sein
erstes Soloalbum „Traumarchiv“
(1987) über den Ladentisch, das
er in Personalunion als Texter,
Komponist, Arrangeur und Produzent selbst einspielte. Dafür gab’s
1988 sogar die „Goldene Amiga“.
Für die nächsten Platten („Nächte“, „Zigeuner auf Zeit“, „delta
dreams“, „Eine Nacht“, „Schwimmen im Regen“ – um nur einige
zu nennen) holte er sich dann jede
Menge guter Musiker ins Studio
– Andreas Bicking, Bimbo Rasym,
Ingo Politz, Frank Schirmer und
andere. Nebenbei entstanden die
ersten musikalischen Trailer für
TV-Jugendsendungen wie die
Notenbude, Stop Rock! oder hautnah. Auch das Medium Film, später Video, reizte das Allroundtalent, das schon als Jugendlicher
mehrere Instrumente beherrschte
(Gitarre, Klavier, Flöte). Songs für
andere Künstler und Theaterinszenierungen (Kompositionen
für Schillers „Räuber“ am HansOtto-Theater und für Brechts
bühne des FFM vor. Das aktuelle
Album hatte dort am 8. Mai vor
einem fachkundigen Publikum
„Marzahner Premiere“. Es wurde
nicht nur ein „melodischer Abend
auf exterritorialem Gebiet“, wie IC
eingangs scherzhaft ankündigte,
sondern ein äußerst unterhaltsamer,
denn bei einem IC-Konzert gibt’s
immer eine Menge zu erzählen –
Geschichten zu den Songs, Episoden aus dem Musikerleben oder
seine Sicht auf die große und die
kleine Welt.
Neben den neuen Songs wollte das
Publikum natürlich auch die alten
Hits hören – von „Dein Herz“ über
Abb.: IC Mitte der 80-er Jahre und
beim Konzert am 8. Mai 2009 im
Freizeitforum Marzahn.
Fotos: Dittmann/nl-Archiv
„Zigeuner auf Zeit“, „Eine Nacht“
oder „Piraten“ bis zu „Ich bin im
Osten geborn“ und den SternSongs. Und so kommt der Musiker schließlich erst nach mehreren Zugaben von der Bühne.
Dass zum Allround-Talent IC auch
eine Vorliebe zum Fotografieren
gehört, erfährt man auf seiner
Website www.icfalkenberg.de.
Aufträge als Fotograf führten ihn
u.a. nach Asien, in die USA und
nach Südafrika.Ein Blick auf seinen diesjährigen Tourkalender
zeigt: Es gibt landauf landab viel
zu tun. Auch in Berlin stehen noch
einige Konzerte an, u.a. mit der
neuen Formation „stern accustic“
oder mit dem „ostende“-Projekt.
Ingeborg Dittmann
ich bin im osten geborn
auf den strassen bis zum zaun
störte niemand meine kreise
beim seifenblasenbaun
und die welt war eine scheibe
und wir glotzten übern rand
da ist die scheibe umgekippt
und die fahne hat gebrannt
+
ich bin im osten geborn
hinterm mond lag ich wach
meine hände in den taschen
warn für fäuste noch zu schwach
als die goldgräber kamen
lag ich noch in meinem bett
sie rochen gut sie rochen teuer
und ihre messer glänzten nett
+
ich bin im osten geborn
wo er tief und dreckig ist
unter der milchglassonne
da wo der staub sich durch
die fenster frisst
+
ich werd im westen krepiern
ein zweites leben ist genug
das erste werde ich behalten
das zweite ist der letzte zug
In dieser Serie erschienen bisher:
Julia Axen, Hans-Jürgen Beyer, Helga
Brauer, Uschi Brüning, Gerd Christian,
City, Dieter Dornig, Hartmut Eichler,
electra, Ina-Maria Federowski, Arnold
Fritzsch, Fred Frohberg, Rainer Garden,
Gitte & Klaus, Günter Gollasch, HeinzJürgen Gottschalk, Ingo Graf, Mary Halfkath, Michael Hansen, Monika Hauff/
Klaus-Dieter Henkler, Monika Herz, Andreas Holm & Thomas Lück, Lutz Jahoda, Uwe Jensen, Barbara Kellerbauer,
Britt Kersten, Jürgen Kerth, Aurora Lacasa, Lift, Angelika Mann, Gerti Möller,
Thomas Natschinski, Omega, Jenny Petra, Puhdys, James W. Pulley, Thomas
Putensen, Brigitte Rabald-Koll, Gaby
Rücker t, Christian Schafrik, Fred
Schmidt, Sonja Schmidt, Vera Schneidenbach, Frank Schöbel, Christel Schulze, Sonja Siewert & Herbert Klein, Reiner Süß, Tina, Regina Thoss, Christiane Ufholz, Siegfried Uhlenbrock, Bärbel Wachholz, Jürgen Walter, Peter Wieland, Alfons Wonneberg, Petra Zieger,
Wolfgang Ziegler
4
jot w.d. 6/2009
Abenteuer Umwelt
erspielen
Marzahn – Im Rahmen eines
Umweltbildungsprojektes bietet
die Spielplatzinitiative Marzahn
ein Programm für Schulklassen,
Hortgruppen und einzelne Kinder auf dem Abenteuer- und Umweltspielplatz „Wicke“ in Marzahn Nord an. Die Kinder können auf spielerische und unterhaltsame Weise das Hören, Sehen, Riechen, Fühlen und
Schmecken üben und unter sachkundiger Anleitung aus Naturmaterialien bauen, spielen und
Feuer machen. In der warmen
Jahreszeit kann mit Lehm gebaut
und kleine Figuren und Landschaften gestaltet werden. Dafür
bitte Badezeug und Sachen zum
Schmutzig machen mitbringen.
Am 19. Juni feiert „Wicke“ von
14-18 Uhr 17. Geburtstag mit
Hopseburg, Schminken, Stockbrot und Basteln.
Wer hat Ideen
für’s Quartier?
Hellersdorf – Für neue Projekte und Aktionen, die 2010/2011
in der „Hellen Mitte“, im
Wohngebiet Kastanienallee sowie rund um die Hellersdorfer
Promenade verwirklicht werden sollen, können bis 16. Juni
Ideen und Vorschläge beim
Quartiersmanagement eingereicht werden. Die Projektideen sollen einen inhaltlichen
Bezug zum Gebiet haben und
müssen direkt im Quartier umgesetzt werden. Über die Vergabe dieser Mittel entscheidet
eine Bewohner-Jury. Gelegenheit, über Projekte und Entwicklungen im Quartier zu diskutieren, ist beim Bewohnertreff am 16. Juni, 18 Uhr, im
„Baukasten“ am U-Bahnhof
Hellersdorf. Info im Stadtteilbüro Hellersdorfer Promenade
17, Tel. 99 28 62 87.
Wer gestaltetet
Hirsche mit?
Marzahn – Der Künstler Jörg
Schlinke soll für die durch Abriss
entstandenen Freiflächen im
„Schorfheideviertel“ bis zu fünf
Hirschskulpturen anfertigen und
aufstellen. Schlinke sammelt
vom 7.-14. Juni in einer Wohnung an der Schorfheidestraße
14 auch Vorschläge von Anwohnern. Die Entwürfe werden ausgestellt, die zur Realisierung ausgesuchten am 30. Juni bekannt
gegeben. Die Gewinner sind
dann mit dabei, wenn die Tiere
ihre Beton-Gestalt erhalten.
Die Palmen sind leider nur aus Holz
Hellersdorfer „Grüninspektoren“ absolvierten traditionellen Frühlingsspaziergang
Hellersdorf – Auch in diesem Jahr
ist die Natur in der Großsiedlung
Hellersdorf ihrer Zeit um einiges
voraus. Vorgärten, Innenhöfe und
Mietergärten der STADT UND
LAND stehen in voller Blüte. Das
nahmen die Mitglieder des „Klubs
der Grüninspektoren“ bei ihrem
traditionellen Frühjahrsspaziergang zu Protokoll. Die Außenanlagen zeigten sich überwiegend in
einem guten Zustand. „Wer hier
durch die Höfe spaziert, meint,
noch in der benachbarten Gartenschau zu sein, von so hoher Qualität sind hier die wohnnahen
Grünanlagen“, freut sich Klubleiter Dr. Lothar Brückner.
Im Juni 1993 hatten sich 16 Naturfreunde (seinerzeit zumeist
Mieter der heute zu STADT UND
LAND gehörenden WoGeHe) zum
ersten Mal aufgemacht, um neu
gepflanzte Bäume in ihrem
Wohnumfeld zu inspizieren, um
sie hinsichtlich Wachstum, Pflege
und Schäden zu kontrollieren. Ihre
Beobachtungen gaben sie weiter
an die beim Vermieter Zuständigen, damit gegebenenfalls
schnell reagiert werden konnte.
Aktuell hat der Grünklub 28 eingeschriebene Mitglieder im Alter
von 45 bis 80 Jahren. Es sind Vorruheständler, Rentner, Arbeiter
und Angestellte. Ihr Leiter ist von
Anbeginn der studierte Historiker
Dr. Lothar Brückner. Die „Inspektoren“ organisieren sich übers Jahr
ein interessantes Klubleben. Sie
sind gefragte Gesprächspartner bei
Umweltfesten, machen Exkursionen und arbeiten auch daran, das
Bewusstsein ihrer Mitbewohner
für Natur und Umwelt zu sensibilisieren.
In Hellersdorf pflegt STADT UND
„Boxen statt Gewalt“
Neues Projekt im Nachbarbezirk
Hohenschönhausen – Nach 15
Jahren erfolgreicher Arbeit in
Hellersdorf und Marzahn eröffnete das Integrationsprojekt am 15.
Mai ein neues Sport- und Trainingszentrum an der Wustrower
Straße 26 in Hohenschönhausen.
Es existieren damit nun drei Zentren in Berlin und ein Projekt in
Frankfurt/Oder. Ein weiteres
wird im Juli in Halle eröffnet.
Die Übergabe der Schlüssel der
neuen Sportstätte an den Initiator des Gesamtprojektes, Harald
Lange, erfolgte aus den Händen
von Lichtenbergs Bürgermeisterin Christina Emmrich. Unter den
gut 500 Gästen waren auch die
Vizepräsidenten des Abgeordnetenhauses Karin Seidel-Kalmutzki und Uwe Lehmann-Brauns.
LAND rund 411 000 Quadratmeter Grünfläche. Dazu zählen vor
allem 80 Innenhöfe mit den dazu
gehörenden Spielflächen. Die
Vielfalt der Fauna, die man in der
Großsiedlung antrifft, dürfte manchen überraschen. Mehr als 5300
Bäume stehen auf den Grundstükken der Gesellschaft, darunter
Ahorn, Linde, Pappel, Eberesche,
Eiche, Walnuss, Kirsche und Ap-
Auch wenn sie nur „Kunst“ ist, freuten sich die Grüninspektoren über
die Namensgeberin des neuen „Palmenhofs“.
Foto: SuL
Außerdem kam neben zahlreichen Olympiasiegern, Welt und
Europameistern auch alles, was
„Rang und Namen“ hat, aus dem
Sauerlandstall, an der Spitze Ulli
Wegner, Hagen Döring und Weltmeister Artur Abraham.
In einem bewegenden Moment
würdigte Ulli Wegner die herausragenden Erfolge bei der Entwicklung und Erziehung von Kindern in diesem Projekt und vor
allem die Leistungen der Trainer und Übungsleiter um Cheftrainer Horst Gülle, einer Legende des deutschen Boxsportes. Das
Projekt „Boxen statt Gewalt“ hat
bundesweit eine starke Beachtung ausgelöst. Trainingszeiten
Montag bis Freitag ab 15 Uhr,
Info Tel. 42 00 49 92.
F.L.
Auszeichnung für
Schülerlotsen
Hellersdorf – Ordnungsstadtrat
Christian Gräff zeichnet am 10.
Juni, 9.30 Uhr, in der Jugendverkehrsschule, Erich-KästnerStraße 100, die Schülerlotsen des
Bezirks aus. Sie erhalten eine
Urkunde. Insgesamt waren in
diesem Schuljahr 81 junge Verkehrshelfer aus sieben Schulen
an 8 Standorten im Einsatz.
Großsiedlung
Artur Abraham und Uli Wegner bei der Eröffnung der Halle. Foto: Ludwig
fel. Mehrere Kilometer Hecken
aus Ahorn, Buche, Liguster, Spiere
und Mahonia zieren Höfe, Vorgärten und Wege. 600 Mietergärten
werden von den Bewohnern mit
Liebe und vielen Ideen gestaltet.
Der diesjährige Rundgang der
Grüninspektoren führte über einen
gerade gestalteten, grünen Stadtplatz in einen ebenfalls neu angelegten Wohnhof im so genannten
Roten Viertel, unweit vom UBahnhof Kaulsdorf Nord. Auch die
Fläche einer früheren Kindertagesstätte wurde in die Gestaltung
des Wohnhofes mit reichlich Grün
integriert. Dadurch ist so etwas
wie ein kleiner Stadtteil-Park mit
38 neuen Bäumen in diesem Kiez
entstanden. Gerne hätten die Planer im Baum-Hain auch eine Palme gepflanzt. Weil dies aber trotz
Klimaerwärmung nicht möglich
ist, regen vier stattliche Holzpalmen hier ein wenig die Fantasie
an und verhalfen so dem „Palmenhof“ zu seinem Namen.
Zusätzlich wurden 26 Garagen gebaut, die die Parksituation entlasten und mit den aus ihrer Vermietung erzielten Mitteln die künftige Pflege der Gesamtfläche unterstützen. Die Gesamtkosten von
194 000 Euro förderte der Europäische Fonds für regionale Entwicklung mit 116 000 Euro. D.N.
Wandel nach der Wende
Wohntheke zieht positive Zwischenbilanz
Hellersdorf
– Die Slogans, mit denen die Hellersdorfer
Wohntheke
neue Mieter
an den Stadtrand locken
möchte, sind
schon recht
knackig. „Sie
reichen von
„Frischluft
statt Feinstaub“ bis zu
„Gestern
grau, heute Grün“. Und daran
betsteht auch kein Zweifel. Gut 90
Prozent der Wohnungen sind saniert, vielfach wurden Grundrisse
den modernen Erfordernissen
angepasst. Sechsgeschosser erhielten Aufzüge, einfache Höfe wandelten sich zu kleinen Parklandschaften. Moderne Kommunikations- und Medientechnik, selbst
Öko-Anlagen wie Photovoltaik,
Regenwassernutzung und Einrichtungen zur Energieeinsparung
hielten Einzug.
Was in den vergangenen 20 Jahren bei der Sanierung der Großsiedlungen erreicht wurde, ist
auch in einer hervorragenden
Ausstellung (derzeit in der Hellen Passage) dokumentiert, die
auch Abriss und Umbauten nicht
ausklammert. Besonders erwähnenswert sind dabei Erfahrungen,
die in anderen Städten gemacht
wurden. „Von Leinefelde lernen,
Auch ein Schwalbenhaus wie hier im
Wohnhof an der Albert-Kuntz-Straße
gehört zu den Neuerungen.
Foto: Nachtmann
heißt Siegen lernen“, titelte jot
w.d. bereits vor sieben Jahren.
Nicht zu vergessen, dass so manche heutige Selbstverständlichkeit vor nur wenig mehr als 20
Jahren unvorstellbar war – von
der freien Wohnungswahl bis zur
regelbaren Heizung.
Bei allem berechtigten Stolz auf
Erreichtes klammern die Mitglieder der Wohntheke nicht aus, dass
auch künftig große Aufgaben auf
sie warten. Ihr Engagement für
die Großsiedlung bleibt. Die
nächsten öffentlichkeitswirksamen Aktionen werden die „Skater
by Night“ am 25. Juli, das „Strohballenfest“ in Strausberg und die
Geburtstagsfeier „30 Jahre Marzahn-Hellersdorf“ im September
sein.
R. Nachtmann
Kleinsiedlung
jot w.d. 6/2009
5
TaP mit Neuem
und Bewährtem
Die Stille sehen
Fotos von Torsten Willers in der Krankenhauskirche
Biesdorf – Eine interessante Ausstellung mit Fotografien von Torsten
Willers ist noch bis zum 19. Juni in
der Krankenhauskirche am
Brebacher Weg 15 zu sehen. Unter
dem Titel „Orte der Stille“ zeigt
Willers Motive, der er auf Friedhöfen fand. Dabei geht es nicht um
Grabstellen, sondern das „Drumherum“, von Kapelle über Sitzbank und
einen achtlos hingestellten alten
Stuhl bis zu versteckten Schönheiten der Natur. Willers, der sich seit
mehreren Jahren als Autodidakt der
Fotografie verschrieben hat, hatte
bereits mehrere Ausstellungen in
Berlin und schrieb auch den nachfolgenden Text.
Der „Ausgang“ ist eines der Motive, die Torsten Willers fand. Die Kamera ist stets dabei.
Straßenlärm, Sirenen von Feuerwehr und
Polizei. Der Nachbar bohrt mal wieder –
Sonntagmittag – in Beton. Das Kind wird
wach und schreit. Die Party gestern Abend
war mal wieder zu lang, und mein Kopf brüllt
nach Aspirin und Ruhe. Ich packe mein
schreiendes Kind ein, nehme die Frau mit und
gehe an einen Ort, an dem man Ruhe und
Frieden findet, Diese Ruhe ist ansteckend. Wir
laufen leise vor uns hin und beobachten Eichhörnchen, die sich auf den Winter vorbereiten. Vögel springen von Ast zu Ast, und ich
glaube, dort hinten einen Fuchs gesehen zu
haben. Das alles mitten in der Großstadt und
ohne Eintrittsgeld. Ich lese die Namen, die
auf den Gräbern stehen, Sie sagen mir meistens nichts. Ich sehe Engel und andere Figuren. Wie kleine Gärten sind die einzelnen
Gräber angeordnet. Kleine Paradiese, in halbe Quadratmeter aufgeteilt.
Wie hier wohl die Grundstückspreise sind,
frage ich mich. Noch brennt die Sonne hart
von oben herab. Ich lass’ die Kamera in der
Tasche und den Ort auf mich wirken. Fragen
kommen auf. Werde ich auch einmal hier liegen oder aus Platzmangel ins Weltall geschossen? Im Prenzlauer Berg soll gerade ein
Friedhof einem Einkaufszentrum weichen.
Was ist dem Menschen eigentlich noch heilig. „ Wo bitte finde ich das Gemüse“, frage
Foto: Nachtmann
ich die Verkäuferin. Sie antwortet: „Reihe 8,
Nummer 13.“ Der Gedanke erschauert mich.
Meine Frau liest Jahreszahlen vor. „Ach
schau“, sagt sie, „der ist aber auch nicht alt
geworden.“
Die Sonne geht langsam unter. Die richtige
Zeit, um nun meine Aufgabe zu erledigen.
Spinnenweben ziehen sich von der Rose herunter zum Grab. Von den hundert Fotos kann
ich wieder nur drei verwenden. Wir öffnen das
Tor, und da ist er wieder, der Straßenlärm.
Und die Sirenen. Der Nachbar brüllt seine
Kinder an und prügelt seine Frau. Sie werden ihn später nicht oft besuchen, auf dem
Friedhof von Berlin.
Floreat!
Das Kunsthaus Flora feiert sein 20-jähriges Bestehen in 71-jähriger Geschichte
Mahlsdorf – Unter der Kastanie der
Appellplatz ist noch da. Die Fahne
hoch. Da standen vor 71 Jahren erstmals die Jungs, angetreten dem
Namensgeber ihres Vereins zu huldigen. An der Florastraße 113 war
ein HJ-Heim gebaut worden. Sieben
Jahre später hatte sich der Patron
eine Kugel durch den Kopf geschossen, die Stadt war zu Schutt und
Asche zerbombt, die Mehrzahl der
Jungs von 1938 im mörderischen
Krieg geblieben. Das Haus an der
Florastraße aber stand noch.
Wieder fünf Jahre später fand hier
der erste Jugendclub des neuen Ostberlin unter dem Namen „Erich
Weinert“ seine Heimstatt. Passend
zur Zeit war auch der Appellplatz
noch zu gebrauchen. Auch wenn man
die Fahne zunächst seltener aufzog.
Im stillen Siedlungsgebiet wollte
man auch in den Folgejahren nichts
wissen von Aufmärschen, von „Bekenntnis und Tat“, von denen allein
das Bekenntnis zählte. Tat hieß, gehorchen, Befehle ausführen. So was
gehörte auf die Karl-Marx-Alle, den
Im Mai spielten „Kommerell & Friends“ im Garten Jazz.
Bebelplatz, nicht zwischen Häuschen
mit Gärten.
Und wieder ging es in rasanter Fahrt
immer schneller bergab. Mit dem
kleinen Land, dessen Führer es wieder einmal so groß wähnten, dass
ihnen kaum auffiel, wer sich im Jugendklub eher zum Rande der Verweigerung hin bewegte. Im Garten
landeten Waschmaschinen. Über
Zäune flogen Bierflaschen.
1986 wurde ein Neustart gewagt. Mit
Kulturwissenschaftlerin Bärbel
Borchhardt an der Spitze zogen
Töpferzirkel, musikalische Früherziehung, Kinderyoga, Fotografie ins
Foto: Nachtmann
Haus. Nebenbei zerbröselte der Rest
des kleinen Landes. Das Haus und
seine Macher (hauptsächlich Macherinnen) blieben. Unter breiteren Freiheiten wuchs eine breitere Palette der
Möglichkeiten. Malerei und Zeichnen kamen hinzu, Tai Chi und Yoga.
Das Haus wurde grundsaniert, die
Fäkaliengrube vergrößert, eine Heizung eingebaut. Nun hieß es „Kunsthaus Flora“ und hatte einen Freibrandofen im Garten, eine Kostbarkeit, darin kann die seltene RakuTechnik gebrannt werden.
Doch wie auf einer exzentrischen
Bahn des Lebens stand „Die Flora“
gut 15 Jahre später erneut vor einem
Wandel. Die „derArt“ gGmbH übernahm die Verwaltung, der QuasiKunst-Verein, zu dessen Chefin die
frühere Leiterin des Töpferzirkels,
Magdalena Freudl, avancierte, das
künstlerische Programm. Ungebrochen werden in schöner Regelmäßigkeit Ausstellungen anerkannter
Künstler und Lesungen organisiert.
Matineen finden stets auch eine kulinarische Komponente. In Haus und
Garten gibt es wieder interessante
Konzerte und Feste.
Am 11. Juli nun wird ab 15 Uhr der
20. Geburtstag des Kunsthauses Flora mit einem großen Familien- und
Sommerfest begangen. Das Musiktheater Pampelmuse führt das Hexen-Einmaleins auf, bei einer Märchenrallye für Eltern und Kinder
kann man schöne Preise gewinnen,
das Chanson-Duo Paul Arno singt
Evergreens aus sechs Jahrzehnten
am Lagerfeuer. Wohlgemerkt, Evergreens und keine Marschmusik.
Also, wenn das kein Grund zum
Mitfeiern ist!
Ralf Nachtmann
Neue Ausstellung „Verlassen“ – Fotos von Hans Scherner
Poet’s Corner –ein Lyriknachmittag
Hans Scherner führt mit seinen
Fotos in eine Zeit, über der so etwas wie Grauschleier und Staub
liegt. Es sind Bilder aus den Jahren 1982 bis 1991. Vernissage am
20. Juni, 19 Uhr, Einführung
Nina Scherner, Moderation Margarete Groschupf. Dazu liest der
Künstler aus „Leib und Leben“.
Darin schlagen sich Erfahrungen
eines Psychologen der Erziehungsberatung Marzahn-Hellersdorf in Märchendeutungen nieder.
Gedichte sind keine romantischen Spielereien vergangener Zeiten, Lyrik ist immer noch die direkteste Gefühlsäußerung der Literatur. Berlin, so unromantisch es sein mag, ist zu einer Hochburg der Lyrik
geworden. Die Literaturwerkstatt am Prenzlauer
Berg hat ein internationales Lyrik-Festival ins Leben gerufen, das jährlich Dichter aus aller Welt anreisen lässt. Seit drei Jahren findet es auch in
Hellersdorf statt, in diesem Jahr im Kunsthaus Flora. Am 27. Juni, 15 Uhr, lesen Blanche Kommerell,
Gerd Adloff, Richard Pietraß, Diego Gortaire aus
Ekuador und der erst 14-jährige Sebastian Netzker.
Moderation Margarete Groschupf, Eintritt frei.
In Folge des Artikels „Bagger in
der Paradies-Siedlung“ in jot w.d.
5/2009 erreichen uns immer wieder Anfragen, ob das Theater am
Park schließt oder schon geschlossen ist. Angesichts der Schuttberge und skelletierten ehemaligen
Verwaltungsgebäude und Theaterwerkstätten eine verständliche
Frage. Doch das Gegenteil ist der
Fall: Allen treuen Besuchern, großen und kleinen Gästen kann ich
versichern, dass das Team des TaP
mit großem Engagement unter den
neuen Bedingungen sowohl Bewährtes als auch Neues anbieten
wird. Neben den vertrauten und
lieb gewonnenen Veranstaltungen
wie Märchenfenster, Puppenspiel,
Kindertags- und Halloween-Parties für die kleinen Gäste und den
Tanzveranstaltungen sowie dem
Theaterfrühschoppen für die Großen, wird es 2009 im Rahmen „30
Jahre Marzahn-Hellersdorf“ noch
einige interessante Überraschungen im Spielplan geben. Wir freuen uns auf Ihren Besuch im Theater am Park (Tel. 514 37 14).
Hubert Berndt, TaP
„Lust auf Garten“
im Schlosspark
Biesdorf – Unter dem Motto
„Lust auf Garten“ lädt der
Schlosspark anlässlich des bundesweiten Tags der Parks und
Gärten am 13. und 14. Juni zu einem breit gefächerten Programm,
das von der Führung durch den
Park bis zum Schlosskonzert
reicht, ein. Am 13. Juni stellt u.a.
Dr. Klaus von Krosigk, Leiter des
Referates Gartendenkmalpflege
im Landesdenkmalamt Berlin,
Schlosspark und Eiskeller vor.
Nachmittags gibt es Tanz, Musik
und Performances; abends Programm auf der Parkbühne.
Am 14. Juni bietet 11 Uhr das
Schlosskonzert „Elemente“ eine
Hommage an den Komponisten
Kurt Schwaen anlässlich seines
100. Geburtstages. 13 und 14 Uhr
singt der Hellersdorfer Kinderund Jugendchor unter Leitung von
Klaus Kühling. 16 Uhr beginnt
das Preisträgerkonzert des KurtSchwaen-Wettbewerbs.
Hummelplatz wird
umgestaltet
Mahlsdorf – Der Hummelplatz
soll noch in diesem Jahr umgestaltet werden. Einige Robinien und
Ahorn müssen der Rekonstruktion des Gehwegs an der Spitze des
Platzes weichen. Um die Birke zu
erhalten und eine neue Bepflanzung vornehmen zu können, müssen teilweise neue Borde gesetzt
werden. Im Zuge der Umgestaltung werden im Herbst neue Rosen und Gehölze gepflanzt. Der
kleine Platz erhält mit der Rekonstruktion eine seiner Funktion als
Stadtplatz und Gedenkort für antifaschistische Widerstandskämpfer (u.a. Arno Weisbrod) angemessene Gestaltung. Zu gegebener Zeit soll auch die Gedenktafel erneuert werden. Sie wird dann
so angeordnet, dass sie vom Gehweg aus einsehbar ist.
6
„erdacht & gemacht“
im KulturGut
Marzahn – Noch bis 10. Juli
ist im Kulturgut, Alt-Marzahn
23, die Ausstellung „erdacht &
gemacht“ zu sehen. Es geht um
Erfindungen und Innovationen
ausMarzahn-Hellersdorf. Dabei sind Spirituosenhersteller
Schilkin, das Sandmännchen,
aber auch die Firma NICO mit
ihren Patenten und Erfindungen im Bereich der Werkzeugmaschinen oder die Firma Mekon, die im Bereich der Klimaund Umwelttechnik Patente
und Innovationen in der Reinigung von Lüftungsanlagen entwickelte, die weltweit bekannt
sind. Info Tel. 56 29 42 86.
Schon früh gesunde
Ernährung lernen
Hellersdorf – Im Kindergarten
„Micky Maus“ an der Weißenfelser Straße 31/33 nimmt die
Erziehung der Kinder zu gesunder Ernährung einen wichtigen
Platz ein. Im Mai erhielt die
Einrichtung nun von einem Lebensmittelhändler des Bezirks
alle notwendigen Materialien
für ein großes Gemüsebeet.
Seitdem wird es von den Kindern liebevoll gepflegt und in
laufende Projekte zur „Gesunden Ernährung“ eingebunden.
Bürgersprechstunde
Marzahn – Am 16. Juni findet von 18.30-20 Uhr im Bürgerzentrum an der Havemannstraße die nächste Sprechstunde des Wahlkreis-Abgeordneten Wolfgang Brauer statt.
Schmuddelig und
unsicher?
Hellersdorf – Fast 200 Anwohner im Quartier Hellersdorfer Promenade, Helle Mitte und Kastanienallee nahmen an einer Umfrage des Quartiersmanagements
zu Wohnsituation, Angeboten im
Kiez und Wünschen an die Quartiersentwicklung teil. Mehr als
drei Viertel zeigten sich mit ihrer
allgemeinen Wohnsituation zufrieden. Sicherheit, Sauberkeit
und gute Verkehrsanbindung werden dabei als besonders wichtig
und notwendig bewertet.
In puncto Sicherheit, Sauberkeit
und beim Angebot an Freizeitmöglichkeiten wird Verbesserungsbedarf gesehen. Weil Freizeit- und Beratungsangebote für
Jugendliche und Kinder als sehr
wichtig erachtet werden, sind die
Befragten mit den entsprechenden Einrichtungen am wenigsten
zufrieden. Für Bildungsangebote und Berufsberatung im Quartier interessieren sich hauptsächlich Bewohner unter 50 Jahren,
Ältere sehen das nicht so. Besonders die Berufsberatung müsse
verbessert werden.
Doch es wird nicht nur Kritik geübt. Fast die Häfte der Befragten
kann sich vorstellen, für Verbesserungen im Quartier selbst aktiv zu werden und bis zu 7,4 Stunden im Monat dafür zu opfern.
jot w.d. 6/2009
Links & rechts
Zwei Bäumchen für den Schulgarten
Freie Waldorfschule will aber von Marzahn nach Mahlsdorf umziehen
Marzahn – 12 Uhr an einem
Montag Ende Mai. Enna, Henrike, Bryan, Emelie, Tobias. Leo,
Annika, Lara, Philipp, Johannes
und Cressida sitzen in ihrem
Klassenzimmer im Obergeschoss
einer ehemaligen Grundschule
am Parsteiner Ring 46 und malen. Am Ende der Stunde präsentieren sie ihre Werke voller Stolz
ihrer Lehrerin Britta Hackbusch.
Nach der 5. Stunde ist der Schultag für sie zu Ende. Im Nebenraum gibt’s Mittagessen. Die ersten Kinder werden von ihren
Eltern abgeholt, einige verbringen den Nachmittag im Hort. Die
Eltern kommen aus dem Siedlungsgebiet, zumeist aus Mahlsdorf. Dass die Schüler einen relativ weiten Anfahrtsweg haben,
hängt damit zusammen, dass der
Standort in Kaulsdorf (in einem
Privathaus) Ende vergangenen
Jahres aufgegeben werden musste. Alle hoffen, im kommenden
Schuljahr den geplanten Schulstandort an der Mahlsdorfer Elsenstraße, die „Mobile Unterrichtseinrichtung“ (Schulcontainer) des Elsengymnasiums beziehen zu können. Die Verhandlungen mit dem Liegenschaftsfond
Berlin laufen noch, erfahren wir.
Eine Schule mit 11 Kindern und
einer Lehrerin? Das ist wohl einmalig in Marzahn-Hellersdorf.
Initiator des Projektes ist die „Initiative Freie Waldorfschule
Mahlsdorf“. Aller Anfang ist eben
schwer. Und doch irgendwie ein
kleiner Erfolg. Erinnert sei daran, dass sich schon vor Jahren ein
Mahlsdorfer Verein mit viel Engagement und Durchhaltevermögen um die Gründung einer Waldorfschule im Bezirk bemühte,
jedoch weder im Bezirk noch im
Senat Unterstützung fand und
nach jahrelangem Kampf aufgab.
Anderen Privatschulen, hinter
Enna, Henrike, Bryan, Emelie, Tobias und Frau Hackbusch freuen sich über den grünen „Zuwachs“.
denen große Träger standen, gelang es hingegen, sich zu etablieren, z. B. „Best Sabel“ (in Mahlsdorf) oder die „Arche“-Grundschule (in Hellersdorf).
Britta Hackbusch ist von der Waldorf-Pädagogik, die differenziert
die individuellen Entwicklungsstufen von Kindern und Jugendlichen
berücksichtigt, überzeugt. Mit ihrem Mann siedelte sie von Leipzig
nach Berlin-Kaulsdorf über, um
diese Herausforderung anzunehmen. Sie unterrichtet Deutsch,
Mathe, Englisch (von der 1. Klasse an werden Fremdsprachen gelehrt), Handarbeit und anderes.
Wenn mehr Kinder angemeldet
werden, wird es auch mehr Lehrkräfte geben. So wie an anderen
Waldorfschulen in Berlin – in Köpenick, Mitte oder in den West-
bezirken. Dort können die Schüler
nach 12 bzw. 13 Jahren sogar das
Abitur ablegen. „Meine Schuljahre waren harmonisch und abwechslungsreich“, berichtete kürzlich
eine Zehlendorfer Waldorf-Abiturientin in einer Berliner Tageszeitung. „Vor allem, weil man genügend Zeit hat, sich zu entwickeln
und seinen eigenen Weg zu finden.“
Nach dem Unterricht
in den Garten
Enna, Emelie, Bryan und die anderen Schüler von Britta Hackbusch sind mit ihren 9, 10 oder
11 Jahren davon noch weit entfernt. Nach dem Essen sind sie
eifrig im kleinen Schulgarten bei
der Sache. Lutz Reineke aus
Natur mit allen Sinnen erleben
Im Mai wurde der „Garten der Sinne“ wieder eröffnet
Mahlsdorf – In unserem heutigen, vom Streben nach Perfektion, Schnelligkeit und Hektik geprägten Alltag haben viele verlernt, neben ihrem Kopf auch die
Sinne zu schulen – neben hören
und sehen also zu riechen, zu tasten, zu schmecken, zu fühlen. So
entstand vor einigen Jahren im
Verein „Mittendrin in Hellers-
dorf“, dem Verein zur Integration Behinderter, die Idee, einen
„Garten der Sinne“ anzulegen.
Am 19. Mai wurde dieser ganz
besondere Garten an der
Wodanstraße 6 nach der Winterpause wieder eröffnet. Entstanden ist ein kleines grünes Paradies mit vielen Blumen, Gemüse- und Kräuterbeeten, Büschen,
Zur Wiedereröffnung des „Gartens der Sinne“ mit Teich, Beeten und
Spielgerät kamen viele Besucher in die Wodanstraße. Foto: Dittmann
Bäumen und sogar einem Teich,
über den eine Brücke führt. An
verschiedenen Stationen kann jeder seine Sinne schulen, neu erfahren oder trainieren. Zum Teil
auf spielerische Weise, so dass
der Garten ganz besonders für
Kinder erlebbar und Natur im
besten Sinne des Wortes begreifbar wird. Großen Anteil an der
gärtnerischen Gestaltung hat Herr
Nordmann, gelernter Gärtner und
Agraringenieur. Von ihm kann
man auch fachkundigen Rat und
viele Tipps für die eigene
Blumenecke oder den Hausgarten
bekommen.
Zwischen Mai und Oktober, Montag bis Freitag, 9 bis 16 Uhr, sowie jedem 2. und 4. Sonntag im
Monat kann der Garten besucht
werden. Besuchergruppen, etwa
Kita- oder Schulklassen, sollten
sich zuvor anmelden (Telefon 99
88 160). Gegen einen kleinen
Obulus wird auch Tee und Kuchen bereit gehalten. I. Dittmann
Foto: Dittmann
Mahlsdorf, dessen drei Jungs vor
vielen Jahren ebenfalls eine Waldorfschule besuchten und nun in
Lehre oder Studium stehen, wollte den Kindern eine Freude machen und schenkte ihnen spontan
zwei Obstbäumchen.
Die Kinder dürfen den Platz für
Apfel- und Kirschbaum aussuchen, holen Spaten und Gießkanne und nach wenigen Minuten ist
das Werk vollbracht. Nun hoffen
sie, dass ihre „Schützlinge“
schnell wachsen – genau wie ihre
kleine Schule.
Ingeborg Dittmann
Info und Kontakt: Initiative
Freie Waldorfschule Mahlsdorf,
Forum Pädagogik Berlin e.V.,
Verdistraße 40, 12623 Berlin, Tel.
56 880 999, www.berlins.de,
[email protected]
Ein einziger
neuer Baum
Marzahn-Hellersdorf – Im vergangenen Jahr wurden im Auftrag des Bezirksamts 142 Straßenbäume gefällt. Und
(trotz anderer gesetzlicher Vorschriften)
nur ein einziger nachgepflanzt. Das geht
aus einer Antwort der Senatsumweltverwaltung auf eine Anfrage des Abgeordneten Stefan Ziller aus MarzahnHellersdorf hervor. Damit landete der
Wuhlebezirk weit abgeschlagen auf dem
letzten Platz aller Berliner Bezirke. In
Mitte beispielsweise stehen 120 Fällungen 380 Neupflanzungen gegenüber,
selbst das arme Pankow pflanzte 533
neue Straßenbäume, nachdem 862 ein
Opfer der Kettensägen wurden.
Einsamer Spitzenreiter hingegen wurde
Marzahn-Hellersdorf bei der „Bestandskorrektur“ von Straßenbäumen. 2130
wurden mit spitzem Bleistift in die eigenen Listen aufgenommen. Solche Korrekturen sind beispielsweise notwendig
bei Umwidmung von Flächen zu öffentlichem Straßenland. Demnach könnten
gut 40 Kilometer neues Straßenland im
Wuhlebezirk entstanden sein. Bloß wo?
R. Nachtmann
der Wuhle
jot w.d. 6/2009
7
Leben auf den höchsten Wert bringen
Schule am Pappelhof mit Förderschwerpunkt „Geistige Entwicklung“ feierte Europa
Marzahn – Albert Schweitzer
forderte, „entwickelbares Leben
auf den höchsten Wert“ zu bringen. Genau darum geht es dem
Lehrer- und Erzieherkollektiv der
Schule am Pappelhof. „Jedes Jahr
führt unsere Schule auch eine
Projektwoche durch“, berichtet
die stellvertretende Schulleiterin
Frau Kamieth. Und weil in diesem Jahr Wahlen zum Europaparlament sind, hat sich die Gesamtkonferenz des Pädagogenkollektivs auf das Motto „Wir in Europa“ geeinigt.
Alle Klassen waren am Projekt
beteiligt, jede suchte sich ein eigenes Thema aus. So gab es bei
der Vorführung der Ergebnisse am
13. Mai die Möglichkeit, symbolisch durch Europa zu reisen. Stationen waren u.a. der Spanische
Stierkampf, ein Auftritt der Beatles in Großbritannien, ein Besuch des Moskauer Bolschoitheaters, das „Schwanensee“ tanzte.
Ein Expressionist
in Biesdorf
Marzahn – Beim nächsten Gespräch zur Geschichte lädt das
Bezirksmuseum, Alt-Marzahn 51,
am 10. Juni, 19 Uhr, zu einem
Vortrag mit Lichtbildern zum Thema „Ein Expressionist in Biesdorf
– Hans Brass (1885-1959)“ ein.
Referent ist Stefan Isensee, der
Biograf von Hans Brass. Der Maler hatte unter den Berliner Expressionisten der frühen Zwanzigerjahre einen guten Ruf genossen. Er war Mitglied des „Sturm“
und der „Novembergruppe“, später Mitbegründer der „Bunten Stube“ in Ahrenshoop. Im November
1953 nahm die Ärztin Elisabeth
Brass eine Stelle am Krankenhaus
Wuhlgarten an und bezog dort eine
Dienstwohnung. Mit ihr kam ihr
Mann Hans Brass nach Biesdorf.
Isensee berichtet anhand von
Tagebuchnotizen und Dokumenten vom Lebensabend des Künstlers in Wuhlgarten, dessen unstetes Leben, vor allem die Widrigkeiten der Nazizeit, dann der frühen DDR, sein bemerkenswertes
Werk weithin in Vergessenheit
geraten ließen. Der Referent gibt
Einblicke in Brass’ romanhaft
spannende Lebensgeschichte, seine künstlerische Denk- und Arbeitsweise und sein Werk. Dabei
spiegelt sich ein bewegtes Stück
Zeitgeschichte im Schicksal eines
ungewöhnlichen Menschen. RN
Hans Brass im Jahr 1930.
Foto: wikipedia
So wie der Stierkampf zu Spanien gehört, kennzeichnen die Beatles Großbritannien.
Für ihr mit viel Liebe vorgetragenes Programm erhielten die
Akteure begeisterten Beifall der
Zuschauer im übervollen Saal.
Die Schule am Pappelhof ist eine
Ganztagsschule für derzeit 130
geistig behinderte Kinder. Sie
werden an fünf Werktagen von 8
bis 15 Uhr unterrichtet. Die
Schülergruppen gliedern sich in
Eingangs-, Unter-, Mittel-, Oberund Abschlussstufe. Es gibt keine Noten, kein Klingelzeichen, es
wird solange unterrichtet, wie die
Kinder sich konzentrieren können. Für jeden Schüler werden
individuelle Förderpläne erarbeitet. In einer 11. und 12. Klasse
erlernen die Schüler in einem
berufsqualifizierenden Lehrgang
Fotos: Schuchert
Fertigkeiten, die sie befähigen,
später z.B. in einer Werkstatt für
Behinderte arbeiten zu können.
Seit 1991 residiert die Schule
übrigens in ihrem neuen Haus am
Ketschendorfer Weg. Neben dem
Förderverein aus Eltern, Lehrern
und Sponsoren unterstützt die
Bundespolizei die Schule durch
eine Patenschaft.
L. Schuchert
„Klänge aus 1001 Nacht“
ßem Gebäck oder warmen Speisen kann man das Bühnenprogramm aus orientalischem Tanz,
traditioneller Musik und Poesie
verfolgen und an Marktständen
Souvenirs erwerben. Eintritt
(ganztägig) 5/2,50 Euro, Jahreskartenbesitzer und Kinder bis 6
Jahre frei, Info unter www.gaerten-der-welt.de.
BR
Marzahn – Duftendes Rosenöl,
Schlangenbeschwörer, orientalische Poesie, traditioneller Bauchtanz und Märchen aus 1001 Nacht
zeigen die Vielfalt des Morgenlandes. Schon Scheherazade verzauberte mit Geschichten aus 1001
Nacht ihren König und war so
Vorbild für viele Märchenerzähler
und Poeten. Zum zweiten Mal nun
bieten die „Gärten der Welt“ am
19. Juli von 14 bis 16 Uhr rund
um den Orientalischen Garten
„Klänge aus 1001 Nacht“. Der
Orientalische „Garten der vier
Ströme“ und der „Saal der Empfänge“ bilden für dieses außergewöhnliche Fest die authentische
Kulisse. Der Duft nach Zedernholz
und Rosenöl, geheimnisvoll gekleidete Bauchtänzerinnen und
Märchenerzähler, traditionelle
Dekorationen, Henna-Malerei
und orientalische Musik versetzen
die Besucher für ein paar Stunden
in den Orient. Bei Mocca und sü-
Auch die Wasserspiele im Orientgarten verzaubern. Foto: Nachtmann
Spezialambulanzen
für Jugendliche mit
Computerproblemen
Qualitäts-Siegel,
denn im FAIR
ist’s nicht zu laut
Marzahn – Eine Umfrage unter
den Besucherinnen und Besuchern des Freizeitforums Marzahn hat ergeben, dass sie sich
nicht nur einen neuen Namen vorstellen können, sondern sich sogar einen neuen Namen wünschen. Nun wird, wie jot w.d. bereits in Ausgabe 5/2009 exklusiv
berichtete, im Beirat des FFM
darüber beraten. Jugendstadträtin
Manuela Schmidt lädt alle interessierten Bürgerinnen und Bürger
ein, sich aktiv an der Suche nach
einem neuen Namen zu beteiligen. Die öffentliche Beiratssitzung am 8. Juni, 17 Uhr, im Klubraum 5 des FFM soll Auftakt für
die Namenssuche sein. Alle Interessierten dürfen mitdiskutieren.
Hellersdorf – Seit April arbeitet in
der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie und
Psychosomatik am Vivantes Klinikum Hellersdorf, Brebacher Weg
15, eine Spezialambulanz für Kinder und Jugendliche mit Computer- und Medienproblemen. Auch
Eltern und Fachleute können Rat
und Hilfe suchen. Die so genannte
Internetsucht oder multiple Medienabhängigkeit gilt als ein relativ
neues Phänomen, das aus ärztlicher
Sicht immer bedeutsamer wird. Allein im Jahr 2008 wurden mehr als
30 medienabhängige Minderjährige mit schweren Computer - assoziierten Störungen stationär in den
Vivantes-Kliniken behandelt. Info
und Anmeldung Tel. 130 183 730.
Marzahn – Seit Monatsbeginn trägt
das Jugend- und Freizeitzentrum
„FAIR“ im FFM das vom Landesamt für Gesundheit und Soziales
(LAGeSo) verliehene Qualitätssiegel „Freiwillig kontrollierte Lautstärke“. LAGeSo und Techniker
Krankenkasse (TK) informieren seit
2008 über „Lärmschutz in Diskotheken“ und die Gesundheitsgefahren
und verleihen ihr Qualitätssiegel an
Clubs und Diskotheken, die den
Schallpegel messen und visualisieren, einen Beurteilungspegel von 99
Dezibel nicht überschreiten, sachkundige DJs beschäftigen und
Gehörschutz anbieten. Das FAIR
wurde als erste öffentlich geförderte Kinder- und Jugendfreizeiteinrichtung ausgezeichnet.
Öffentliche Sitzung
des Beirates zu neuem
Namen für’s FFM
Familienplaner
„Erste Schritte“
Marzahn-Hellersdorf – Die
neue Informationsbroschüre „Erste Schritte“, ein Wegweiser für
werdende und junge Familien,
gibt Informationen zu gesetzlichen Rahmenbedingungen, Hilfeleistungen, zur Schwangerschaft sowie zur gesunden kindlichen Entwicklung und stellt
entsprechende Einrichtungen mit
ihren Leistungsspektren vor.
Aktiv kann das gesunde Aufwachsen von Kindern beispielsweise durch die regelmäßige Inanspruchnahme der Früherkennungsuntersuchungen („U“) beeinflusst werden. Mit der U7a
gibt es seit kurzem eine zusätzliche, die zwischen 34. und 36.
Lebensmonat durchgeführt wird.
Die Broschüre ist u. a. erhältlich
in den Bürgerämtern, im Jugendamt und beim Kinder- und
Jugendgesundheitsdienst.
Kulturfeuerwerk von
Schülern für Schüler
Hellersdorf – Die 2008 von der
Wohnungsgenossenschaft „Grüne Mitte“ gegründete Stiftung,
durch die junge Menschen Hilfe
zur Selbsthilfe erhalten sollen,
veranstaltet am 12. Juni, 18 Uhr,
im FFM ihre erste Benefizveranstaltung unter dem Motto
„Schüler zünden Kulturfeuerwerk“. Mädchen und Jungen
nutzen die Möglichkeit, ihr Können, Talent und ihre Ideen einem
Publikum zu präsentieren, das
sich ebenso für einen guten
Zweck engagieren möchte. Zu
erleben sind Schülerbands, Linedance und Theatergruppen. Für
die Tombola versprechen die Organisatoren, dass fast jedes Los
gewinnt. Alle Erlöse (Eintritt
2,50 Euro, Catering, Tombola)
gehen an die Stiftung.
Seniorenaktivtag in
der Bibliothek
Marzahn – Nach einjähriger
Pause findet am 24. Juni, 11-17
Uhr, der Seniorenaktivtag im
Freizeitforum Marzahn statt. Aus
diesem Anlass öffnet die „MarkTwain-Bibliothek“ im Hause
bereits 11 Uhr. Senioren und alle
anderen Interessierten erwartet
an diesem Tag ein breites Spektrum von Angeboten unter dem
Motto „Informieren, zuschauen,
mitmachen: 50+ aktiv“. Bühnendarbietungen sowie kulinarische
Angebote runden das Programm
ab. Die Bibliothek bietet 12 und
14 Uhr eine Einführung in den
Computerkatalog OPAC an. Eine
Bibliothekarin erklärt das technische Arbeitsmittel der Bibliothek speziell für Senioren.
16 Uhr gibt es in der Artothek
ein „Serenadenkonzert mit Werken aus Barock und Klassik“.
Es spielen die Senioren Christa
Muschong (Viola), Helga
Schönfeld (Violoncello), Gisela Maron (Flöte) und Dieter
Mohnke (Klavier). Das Quartett
wird durch das begabte Nachwuchstalent Sarah Schönfeld
(Violine) unterstützt.
8
jot w.d. 6/2009
Tipps und Termine
Hits von anno dunnemals
im „Kofferradio Live“
Biesdorf – Am 5. Juli, 15 Uhr, kommt
die bei Schlagerfreunden beliebte RadioSendung zum 9. Mal live auf die Bühne.
Ort des Schlagernachmittages ist die
Parkbühne im Schlosspark. Mit dabei
sind u.a. Monika Hauff & Klaus-Dieter
Henkler, Andrea & Wilfried Peetz, Sasha
Thom und Conny Körner und der Humorist Harry Wuchtig. Eintritt 11 Euro,
im Vorverkauf 8,80 Euro.
Wegen der großen Hörer-Resonanz der
14-tägigen Kofferradio-Sendungen im
Offenen Kanal Berlin (okb) läuft die
Sendung vom 25. Mai an nun sogar wöchentlich (16 bis 17 Uhr). Jeweils am 1.
Donnerstag im Monat wird ein StudioGast dabei sein, am 2. Donnerstag erklingen Schlager nach einem bestimmten Thema, am 3. Schlager nach Hörerwunsch und am 4. Donnerstag wird die
Sendung mit Studiogästen wiederholt.
Die nächste Folge geht am 18. Juni, 16
bis 17 Uhr, über den Sender, eine
Frühjahrswunschsendung. Titelwünsche
und Meinungen zur Sendung per Fax an
030-9915023 oder per Mail an [email protected]. Zu empfangen ist
das Kofferradio mit Hits und Raritäten
aus dem Osten über Kabel Berlin 92,6 /
96,85, Antenne 97,2 oder per Internet
über www.okb.de.
I. Dittmann
Film und Kabarett
im Schloss
Biesdorf – Am 8. Juni, 19 Uhr, präsentieren Carmen Bärwaldt und Mathias J.
Blochwitz im Schloss Biesdorf den Film
„Ich will da sein – Jenny Gröllmann“.
Gesprächspartnerin ist die Regisseurin
Petra Weißenberger. Eintritt 3 Euro. Das
Senioren-Kabarett der Volkshochschule
Lichtenberg, „Die Weisetreter“, ist am
10. Juni, 16 Uhr, mit seinem Programm
„WahlSpott 2009 – alte Drosseln spötteln gut“ zu erleben. Eintritt 4 Euro.
Festliche Matinee
im Freizeitforum
Marzahn – Zu einer festlichen Matinee
unter dem Motto „Freizeit und Kultur
für Jung & Alt (er)leben“ lädt das
Freizeitforum an der Marzahner Promenade am 28. Juni, 10 Uhr, ein. Anlass
ist ein rundes Datum: Seit fünf Jahren
betreibt die GSE gGmbH das FFM.
Namhafte Künstler, die eng mit der Kulturstätte verbunden sind, bestreiten das
umfangreiche Programm.
Mit dabei sind u.a.: Barbara Kellerbauer
und Tochter Johanna, Siegfried Trzoß,
Michael Ehrenteit, Peter Bause, Dagmar
Frederic, Hans-Joachim Scheitzbach,
Aurora Lacasa, Franziska Troegner, Jürgen Walter und Andrea & Wilfried Peetz.
Eintritt 15 Euro, Karten gibt es auch
unter Tel. 542 70 91 (Di bis Fr 15-20
Uhr, Sbd 10-20 Uhr).
König David und Akkordeon
in der Kirche
Kaulsdorf – Am 21. Juni, 17 Uhr, ist in
der Krankenhauskirche am Brebacher
Weg 15 ein Konzert mit der Kaulsdorfer
Kantorei unter Leitung von Oliver Vogt
zu erleben. Zur Aufführung kommt „König David“ von Arthur Honegger. Eintritt 14/11 Euro. Am 27. Juni, 17 Uhr,
konzertiert an gleicher Stelle das Akkordeonorchester Marzahn, Eintritt frei.
Kultur & Freizeit
Altrocker mit eigenem Museum
Auf der Burg Storkow wurde die Ausstellung „40 Jahre Puhdys – ein Abenteuer“ eröffnet
Storkow – Seit Jahrzehnten zieht es Tausende Elvis-Fans nach Graceland, der Kultstätte
ihres Idols. Nun gibt es solch einen „heiligen Ort“ auch für die PUHDYS, die Kultband aus dem Osten. Am 7. Mai , pünktlich
zum 800. Geburtstag der Stadt, wurde auf
der Burg Storkow die Ausstellung „40 Jahre Puhdys – ein Abenteuer“ eröffnet. Mindestens für ein Jahr soll sie Besucher aus
nah und fern auf die Burg locken. Dort sind
nicht nur Fotos, Plakate, Plattencover, Infotafeln und Videos zu sehen, sondern auch
Hunderte Sammlerstücke aus den ganz persönlichen Erinnerungsvitrinen der fünf Altrocker. So ähnelt die Ausstellung in der Galerie der restaurierten Burg eher einem Museum, in dem vier Jahrzehnte Bandgeschichte lebendig werden.
Nein, das sind keine Totenmasken, noch sind
die Puhdys quicklebendig und auf der Bühne
zu Hause.
Fotos: Nachtmann, Dittmann
„Einige der ausländischen
Plattencover habe ich selbst noch
nie gesehen“, gibt Maschine unumwunden zu. Und auch Klaus,
Bimbo, Peter und Quaster staunen über so manches Exponat,
das Erinnerungen an längst vergangene Zeiten lebendig werden
lässt. Ähnlich geht es den Gästen
und den vielen Fans, die
anlässlich der Ausstellungseröffnung in das idyllische Storkow
südöstlich vor den Toren Berlins
angereist waren. Einer der sachkundigsten Gäste schien Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck, der sich schon in
„Alt wie ein Baum“ wollen die Puhdys werden.
Deshalb pflanzten sie vor der Burgmauer eine Stieleiche, die allen Stürmen des Lebens trotzen soll.
seiner Eröffnungsrede als großer
Puhdys-Fan outete: „Die Burg
hat etwas, das nicht vergeht. Sie
ist da und wird immer da sein.
Da passen die Puhdys gut hinein, denn diesen Eindruck vermitteln sie auch. Ich bin mit den
Puhdys groß geworden“, sagte
er. Und Peter „eingehängt“ Meyer versprach: „Wenn Matthias
Platzeck Bundeskanzler wird,
werde ich Regierungssprecher.
Aber nur, wenn ich weiter bei
den Puhdys spielen kann.“
Betritt man die Burg, fällt sofort
ein lebensgroßes Poster der fünf
Altrocker ins Auge und lockt den
neugierigen Besucher nach oben
in die Galerie. Dort sind auf rund
200 Quadratmetern Ausstellungsfläche nicht nur jede Menge Plakate, Fotos, Platten-Cover
und Info-Tafeln aus 40 Jahren
Bandgeschichte zu sehen, sondern auch viele ganz persönliche Erinnerungsstücke – von der
Eintrittskarte zu Konzerten über
Bühnen-Garderobe wie die weißen Plateau-Stiefel von Quaster
bis zur selbst gebauten Gitarre
von Maschine mit einer sich drehenden Diskokugel, liebevoll
gebastelten Geschenken von
Fans, Urkunden und Preisen,
Der erste Dittmann-Artikel
über die Puhdys von 1975.
welche die Band im Laufe ihrer
40-jährigen Karriere bekam. Darunter entdeckte ich auch einige
Keramiken mit der Aufschrift
„Interpretenpreis des neuen leben“ aus den 70-er und 80-er Jahren und sogleich wurde bei mir
die Erinnerung wach an Zeiten,
als Tausende Leser meiner damaligen Redaktion die Puhdys
mehrmals zur „Band des Jahres“
kürten.
Jeder der fünf Musiker hat zudem eine eigene kleine Abteilung
mit ganz persönlichen Erinnerungsstücken und stellt sich auf
einem in Goldrahmen eingefassten Bildschirm per Video dem
Besucher vor. Das von den Ausstellern umgesetzte moderne
Gestaltungskonzept lässt allerdings einige Lücken deutlich
werden. Gerade aus der Anfangszeit fehlen meiner Ansicht nach
etliche Zeitdokumente. Auch die
Mappen mit willkürlich zusammen gestellten Presseartikeln lassen eine akribische Recherche
vermissen. Freilich fällt das vor
allem besonders jenen auf, die
den Werdegang der Rocker von
Anfang an mit verfolgten.
Die Ausstellung ist Dienstag bis
Sonntag zwischen 10 und 16 Uhr
geöffnet. Der Eintritt zur Burg
(auf der auch andere Ausstellungen besichtigt werden können)
beträgt 4,50 Euro (ermäßigt 3
Euro) für Erwachsene und 2 Euro
für Schüler bis 16. Burg Storkow,
Schlossstraße 6.
I. Dittmann
Leierkastenfrau mit Orgeldiplom
Orgel-Rieke und Bolle sind Berliner Originale
Hellersdorf – Marlene Szaulat, genannt Orgel-Rieke, war zu DDR-Zeiten die einzige Leierkastenfrau mit
einem Berufsausweis. Die ehemalige Programmgestalterin hatte sich
1985 eine Drehorgel gekauft. Rund
50 000 Mark kostete das gute Stück.
Inzwischen hat sie als Orgel-Rieke
Tausende Veranstaltungen und etliche Fernsehauftritte hinter sich. Auch
ein Buch hat sie geschrieben („Mein
Leben als Dicke“). Seit rund vier Jahren ist die schwergewichtige Frau aus
Hohenschönhausen mit dem Schauspieler Peter Schenk (Bolle) unterwegs. Nach der Scheidung von ihrem
zweiten Mann hatte Orgel-Rieke einen neuen Bühnenpartner per Annonce gesucht und in Peter gefunden. Der
spielte im Stadttheater Cöpenick,
noch unter der Regie von Hans-Joachim Preil, u.a. neben Rolf Ludwig.
„Preil war mein Mentor, als ich 1987
meinen Berufsausweis ablegte“, erinnert sich Peter, der auch als das Ber-
Orgel-Rieke alias Marlene Szaulat steht seit fast
25 Jahren, Peter Schenk alias Bolle seit vier Jahren an der Drehorgel. Das Instrument wählt die Titel
heute elektronisch aus. In Hellersdorf begeisterten
die beiden das Publikum mit Altberliner Weisen.
Fotos: Dittmann
liner Original Bolle auftritt. Als solcher wurde er 2008 vom Regierenden
Bürgermeister sogar als offizieller
Botschafter von Berlin gekürt.
Beide Unterhaltungskünstler waren
am 20. Mai bei Siggi Trzoß‘ Talkrunde
„3 nach drei” im Kulturforum zu Gast
und plauderten mit ihm über ihr Leben, die Liebe und die Leidenschaft
für das Instrument mit den 34 Orgeln.
500 Titel sind darauf gespeichert.
Heutzutage erfolge die Titelauswahl
elektronisch, erfahren die Gäste. Man
muss also nicht mehr den sprichwörtlichen „Riemen auf die Orgel werfen“.
Zwischen den Talkrunden gaben beide natürlich auch Proben ihrer gesanglichen Talente ab – bei Altberliner Melodien und Klassikern aus den USA
war Mitklatschen angesagt.
Beim nächsten Talk am 17. Juni, 15
Uhr, sind die Sängerin Gerda aus
Hoyerswerda und Beppo Pohlmann zu
Gast. Eintritt 6 Euro, Kaffeegedeck
auf Wunsch.
I. Dittmann
Kultur & Freizeit
jot w.d. 6/2009
Der wahre Reichtum dieser Welt
Flamenco, Kotospiel und russische Romancen bei „10 Jahre heller salon“
Hellersdorf – Es gibt wenige
kulturelle Veranstaltungsreihen,
die über so viele Jahre Bestand
haben. Die Gründe sind verschieden. Oft sind sie finanzieller Art. Häufig sind die Initiatoren nur zeitweilig bei dem jeweiligen Träger beschäftigt und
setzen ihre engagierte Arbeit
zuweilen eine Zeit lang im Ehrenamt fort. Manchmal bleiben
auch die (zahlenden) Besucher
aus oder die Idee war nicht tragfähig genug auf Dauer.
Nichts von alledem trifft auf den
„hellen salon“ des Kulturring in
Berlin e.V. zu. Seit 10 Jahren
organisiert und moderiert Alina
Martirosjan-Pätzold die Salonabende im Kulturforum. Seit der
ersten Veranstaltung im Juni
1999 („Armenien – mein Herz
ist im Hochland“) geht der interkulturelle Kulturabend vier Mal
im Jahr über die Bühne, jedes
Mal mit einem ganz speziellen
Thema. Meistens steht ein Land
im Mittelpunkt - und neben den
kulturellen Darbietungen werden landestypische Speisen gereicht. Unterstützung suchte und
fand die charmante Moderatorin
von Anfang an bei den jeweiligen
Botschaften
und
Kulturattachés der Länder.
Durch Musik, Tanz, Literatur,
Gespräche, Lichtbilder oder begleitende Ausstellungen bekommt der Besucher hautnah
einen Einblick in Vergangenheit
und Gegenwart, kulturelle Traditionen und Besonderheiten der
Länder. Etwa über Ungarn, Irland, Georgien, Japan, Frankreich, Großbritannien, Spanien,
Brasilien, Mexiko, Chile, Kuba,
Marokko, Indien, Norwegen,
Ägypten, China, Slowenien,
Finnland, Peru, Venezuela, die
Mongolei – die Liste ließe sich
beliebig fortsetzen.
Salon-Abende auch
bei den Nachbarn
Als Alina im Frühjahr 1999 ihren ersten Salon über ihre Heimat Armenien organisierte,
ahnte sie wohl selbst nicht, dass
die Abende so großen Anklang
finden würden. Und so organisiert sie seit fünf Jahren auch
im Nachbarbezirk Hohenschön-
hausen-Lichtenberg zwei weitere Salons – den „Carlshorster Salon“ und den „Hohen Salon“. Bei letzterem waren in
diesem Jahr bereits Griechenland und Persien zu Gast. Am
19. Juni wird es ebenfalls einen „Best of“-Salon geben (im
Saal der WBG „Humboldt Universität“ an der Warnitzer Straße 13). Danach stehen Vietnam
(28.8.), Moldawien (23.10.)
und Kuba (11.12.) auf dem Programm. Der „Carlshorster Salon“ hat seine Heimstätte im
Portland-Cement-Haus in der
Dönhoffstraße 38. Nach einem
„Sizilianischen Abend“ im
April geht es am 5. Juni mit
Argentinien weiter, am 4. September ist China zu Gast und
am 9. November Finnland.
Künstler aus drei
Kontinenten zu Gast
Wie in jot w.d. vom Mai angekündigt, fand der Hellersdorfer
„Best of“-Salon am 15. Mai im
Kulturforum statt. Zu den mitwirkenden Künstlern gehörten
Barbara Lemko-Misselwitz,
die, musikalisch begleitet von
Igor Savitzky, Tschechow las.
Laura la Risa (sie gibt im „a
compás“ an der Hasenheide
Flamenco-Kurse) und ihre kleine Tochter verzauberten mit
ihren Flamenco-Tänzen und
Yuko Moll ließ mit ihrem Spiel
auf dem traditionellen Saiteninstrument Koto einen Hauch
von Japan durch den Raum
wehen.
Ohne Zugaben kamen auch
Antonio de Brito aus Portugal,
Igor Savitzky (russische Romanzen und ukrainische Lieder) sowie Bernhard Mayo aus
dem Kongo (Lieder aus Afrika)
nicht von der Bühne. Mayo, der
seit 15 Jahren in Berlin lebt,
sang in seiner Heimatsprache,
auf Englisch, Französisch und
Deutsch Songs von seiner neuen CD „Besoin d`Amour“. In
einem seiner Titel heißt es „Die
Begegnung der Kulturen, das
ist der wahre Reichtum dieser
Welt“. In diesem Sinne viel
Glück und Erfolg für die kommenden Salonabende.
Ingeborg Dittmann
9
Tipps und Termine
Schwill in der Bibliothek:
„Is doch keene Frage nich“
Hellersdorf – Die Peter-Weiss-Bibliothek an der Hellersdorfer Promenade
lädt am 7. Juni, 10.30 Uhr, zur Buchpräsentation mit dem Schauspieler
Ernst-Georg Schwill ein. Schwill, geboren 1939, wurde als 14-Jähriger
für den DEFAFilm „Alarm im
Zirkus“ entdeckt.
Später studierte
er an der Hochschule für Film
und Fernsehen
Babelsberg. Bekannt wurde er
u.a. durch seine
Rollen in „Berlin
– Ecke Schönhauser“, „Sie nannten ihn Amigo“ oder
„Fünf Patronenhülsen“. Im Verlag Das
Neue Berlin erschien sein Buch „Is doch
keene Frage nich“, Erinnerungen eines
Schauspielers. Eintritt frei.
Blättern im Schlageralbum
im AWO-Treff
Mahlsdorf – Am 8. Juni, 14.30 Uhr,
blättert der älteste noch aktive Schlagersänger, Herbert Klein (siehe Musiklegende des Ostens, jot w.d. 9/2004), im
Schlageralbum. AWO-Stadtteiltreff am
Hultschiner Damm 98. An gleicher Stelle ist am 18. Juni, 14 Uhr, die Liedermacherin Elke Rheinsberg im „LeseCafé“ zu Gast. Eintritt jeweils 2,50
Euro, Anmeldung erbeten unter Tel. 566
98 395 oder 90 293 44 33.
I.D.
Oma-Opa-Enkel-Tag
im Bürgerhaus
Flamenco-Tänzerin Laura la Risa und ihre Tochter, Überraschungsgast Antonio de Brito aus Portugal mit Fado-Musik und Yuko
Mol aus Japan am Koto, dem klassischen Saiteninstrument aus dem Land der aufgehenden Sonne.
Fotos: Dittmann
Juhani Seppovaara: „Unter dem
Himmel Ostberlins“
Marzahn – „Viele glauben,
dass das Leben in Ostberlin grau
war. Aber für mich war es genau das Gegenteil. Es war bunt
und interessant.“ Juhani Seppovaara, finnischer Autor, Fotograf und Gast-Ostberliner in den
80er-Jahren, hat sich ein eigenes Bild gemacht. Vieles hat er
zusammengetragen: Monumentales und Abseitiges, tragische,
heitere und skurrile Geschichten, Momentaufnahmen der Illusionen und Befindlichkeiten
im real existierenden Sozialismus. Herausgekommen ist ein
kleines preisgekröntes Kunstwerk. Am 17. Juni ist Seppovaara 10 Uhr zu Gast beim Literarischen Frühstück in der
Mark-Twain-Bibliothek im
FFM. Moderiert wird die Veranstaltung von Suvi Wartiovaara
vom Finnland-Institut. Juhani
Seppovaara, geboren 1947 in
Helsinki, arbeitete ein Vierteljahrhundert lang als Volkswirtschaftler bei der finnischen Zentralbank. Seit Ende der 1990-er
Jahre arbeitet er als freier Fotograf und Autor. Inzwischen sind
in Finnland 18 Bücher von ihm
erschienen, vor allem über
volkstümliche Baukultur. Seine
Fotos wurden in Paris, Madrid,
Berlin und St. Petersburg ausgestellt. Seppovaara lebt heute
abwechselnd in Helsinki und
Berlin. Info Tel. 54 70 41 44.
Juhani Seppovaara. Foto: Archiv
„Wittstock statt Woodstock“
Film/Konzert über DDR-Hippies
Hellersdorf – Das Kino in der
Kiste, Heidenauer Straße 10,
zeigt am 6. Juni, 19 Uhr, in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule des Bezirks den Film
„Wittstock statt Woodstock –
Hippies in der DDR“. Die Dokumentation von Lutz Rentner
und Frank-Otto Sperlich entstand im Auftrag des RBB. Getragen von der Power Flower Bewegung der Hippies fand im
August 1969 in Woodstock das
bislang größte Open-Air-RockFestival statt. Mit Traditionen
der materiellen Wohlstandsgesellschaft und bestehenden Normen galt es damals zu brechen.
Andere Werte, wie die der Ehrfurcht vor dem Leben, dem Recht
auf Selbstbestimmung, individuelle Entfaltung, der Liebe und
Hingabe, des Pazifismus, der
Besitzlosigkeit, dem Respekt vor
der Integrität der Persönlichkeit,
gehörten zu den Idealen der Power Flower Bewegung. Der Film
„Wittstock statt Woodstock“
zeichnet das Bild der DDR-Hippies, auch wenn diese sich nicht
so nannten. Eine Bewegung, die
Ende der siebziger Jahre auf ihren Höhepunkt war. Mit Jeans,
Parka, langen Haaren und Jesuslatschten wollte man sich auch
äußerlich von zukunftsfrohen
DDR- und FDJ-Weisheiten abgrenzen. „Wittstock statt Woodstock“ zeigt das Bild einer unruhevollen Jugend.
Namhafte Publizisten, Musiker,
Alltagsforscher und Szene-Aktivisten berichten aus unterschiedlichen Perspektiven über historische Entwicklungen und Ereignisse. Anschließend spielen
Alexander Würker und die Band
Campaigner Neil-Young-Songs.
Eintritt 8 Euro, Info Tel. 99 87
481.
Petra Wölfel-Schneider
Marzahn – Zum Oma-Opa-Enkel-Tag
lädt das Bürgerhaus Südspitze an der
Marchwitzastraße 24-26 am 13. Juni
zwischen 11 und 17 Uhr ein. Geboten
wird ein Programm für Groß und Klein.
Musikalisches Highlight: Hans die Geige. Eintritt 3,50 Euro. Am 16. Juni ist
von 13 bis 17 Uhr eine Besichtigung des
Polizeimuseums Berlin mit anschließendem Kaffeetrinken geplant. Preis 9,50
Euro. Eine Dampferfahrt (Potsdamer
Seen und Schlösserrundfahrt) steht am
26. Juni, 12 bis 18 Uhr, auf dem Plan.
Preis inkl. Fahrtkosten 25 Euro. Am 27.
Juni, 14 bis 19 Uhr, ist die Dokumentarfilmerin Gitta Nickel im Bürgerhaus
zu Gast. Gezeigt werden die Filme
„Manchmal möchte man fliegen“ und
„Die da in der Platte“. Filme, Gespräche bei Kaffee und Kuchen und Grillen. Anmeldung für alle Veranstaltungen unter Tel. 54 221 55.
I.D.
„Metall in der Fotografie“
im Freizeitforum
Marzahn – Eine interessante Fotoausstellung gibt es vom 6. Juni bis 5. Juli
im FFM zu sehen. Initiiert von der Gesellschaft für Fotografie e.V., in der
Berufs- und Amateurfotografen eine
breite Plattform der künstlerischen
Kommunikation finden, wird dem Sonderthema „Metall in der Fotografie“, als
Teil von „100 Bilder des Jahres 2008“,
eine Extra-Ausstellung gewidmet. Vernissage am 6. Juni, 16 Uhr, im Foyer,
Eintritt frei.
10
Haus des Sports
und der Begegnung
Marzahn – Am 9. Mai wurde
das Haus des Sports, der Bildung und der Begegnungen, Eisenacher Straße 121, übergeben. „Nach vielen Jahren fraktionsübergreifender Anstrengungen und großem ehrenamtlichen Engagement der künftigen Nutzer eröffnen wir die
neue Heimstatt von mehreren
Geschäftsstellen von Sportvereinen, sportlicher Angebote,
eine Begegnungsstätte, u.a.
auch für Freie Träger der
Jugendhilfe und der Christen in
Marzahn-Hellersdorf, einer
Weiterbildungsstätte für Lehrer
und Erzieher des Bezirks und
der Geschäftsstelle des Bezirkssportbundes mit einem
Sportmuseum.“, sagte Kulturstadtrat Stefan Komoß während
der Eröffnung des Hauses. Zu
den Nutzern des Hauses zählen u.a. der SC Eintracht, der
Hellersdorfer Schützenverein,
der BSV Medizin Marzahn
(Schwimmen), der MC Hirschgarten Motorsport, der Boxring
„Boxen statt Gewalt“.
Wettbewerb
„Schule für Zukunft“
Marzahn-Hellersdorf – Mit
dem Wettbewerb „Schule für
Zukunft“ der Lokalen Agenda
21 sollen Projekte und Ideen
für eine nachhaltige Entwicklung im Sinne der Agenda 21
in Schulen des Bezirkes angeregt und unterstützt werden.
Gleichzeitig soll die Zusammenarbeit und Vernetzung unterschiedlicher Lernorte eines
Sozialraumes, wie Kindertagesstätten oder Jugendfreizeiteinrichtungen, gefördert werden. Der Wettbewerb wurde
zusammen mit der Ernst-Haekkel-Oberschule entwickelt,
startete zum zweiten Mal im
Januar dieses Jahres und ist für
einen Zeitraum von weiteren
zwei Jahren konzipiert. Der
Termin für die Abgabe der Projekte ist der 16. Oktober. Die
drei besten Beiträge werden
mit jeweils 1000 Euro ausgezeichnet. Info und Teilnahmebedingungen im Internet unter
www.Schule-für-Zukunft.de.
Mitmachen beim
Schwarzlichttheater
jot w.d. 6/2009
Tagore wäre stolz gewesen
Gymnasiasten erhielten Preise für außerschulisches Engagement und Leistungen
Marzahn – Der indische Literaturnobelpreisträger (1913) Rabindranath Tagore gründete in seiner
Heimat eine Schule für arme Kinder. Heute findet er im Schülerund Lehrerkollektiv des Gymnasiums, das seinen Namen trägt,
eifrige Verfechter seiner sozialen
und Bildungsideen. Die Schule
mit ca. 1000 Schülern hat vor allem eine sprachlich-musische
Ausrichtung. Sie ist sozusagen
ein Magnet, eine kulturelle Insel
im Bezirk geworden, weil hier die
Schüler in den unterschiedlichsten Sparten gefördert werden,
ganz egal ob sie Schulzeitungsredakteur oder Solosänger im
Schulchor sein wollen.
Seit 2006 wird jährlich ein
„Tagore-Preis“ für außerschulisches Engagement, für soziale Tätigkeiten und Unterstützung gemeinnütziger Zwecke und Kommunalprojekte verliehen. Und in
diesem Bereich haben Schüler
und Lehrer Beachtliches vorzuweisen: So gewann der Chor der
Schule den Marzahner Chorwettbewerb, eine Arbeitsgemeinschaft
unter der Leitung von Lehrer Dr.
Vogt baute ein Solarboot, das seine Fahrtauglichkeit auf dem
Orankesee in Hohenschönhausen
bewiesen hat. Weil das Boot allgemein nutzbar ist, bekam die AG
dafür in einem nationalen Wett-
bewerb 10 000 Euro. Die Hälfte
davon nutzten die Schüler, um zu
einem internationalen Wettbewerb nach China zu reisen. In
Peking errangen sie mit ihren
selbst konstruierten Robotern im
Wettbewerb gegen Mannschaften
aus anderen Ländern einen dritten Preis. Für diese unter seiner
Leitung erzielten Leistungen erhielt Dr. Vogt den diesjährigen
Künstlerische Umrahmung durch den Schulchor.
Foto: Schuchert
Tagorepreis für Lehrer. Die
Schülerauszeichnung in der
Sekundarstufe 1 (Klassen 7-10)
ging in diesem Jahr an Natalja
Kasimir, die u.a. für den Schulchor ein Lied selbst getextet und
komponiert hat. In der Abiturstufe
erhielten diesmal zwei Schüler
den begehrten Preis. Kathrin
Kirste bekam ihn für ihre langjährige Arbeit in Schulkonferenz
und Schülergesamtvertretung;
Justin Jura wurde vor allem für
die technische Absicherung von
Schulveranstaltungen geehrt.
Zu den zahlreichen Ehrengästen
gehörten auch Professor Sengupta, ein ehemaliger Schüler Tagores, und der leitende Schulrat
Herr Langlotz.
Zu den bewegenden Momenten
gehörte jener, als die Klassen, die
eine Patenschaft für ein indisches
Kind übernommen hatten, ein
Bild von ihrem Schützling überreicht bekamen.
L. Schuchert
„Rock im Grünen“ braucht noch Helfer
Biesdorf – Berlins größtes Newcomer-Open-Air „Rock im Grünen“ sucht wieder Jugendliche, die
sich bei der Durchführung des Festivals am 17. und 18. Juli auf der
Parkbühne Biesdorf engagieren
wollen. Das gemeinnütziges Festi-
val möchte die Vielfalt der Berliner Musikszene nutzen, um das
friedliche Miteinander von jungen
Menschen zu fördern. Daher wird
das gesamte Festival im Ehrenamt
organisiert. Der Eintritt ist frei. Die
jugendlichen Helferinnen und Hel-
Früh übt sich
Kindergartenkinder zeigen ihre sportlichen
Fähigkeiten beim Bummisportfest
Hellersdorf – Der „Lubbi“, wie
alle Beteiligten liebevoll ihren
Jugendklub „Lubminer“ nennen,
richtet nun schon seit 1991 jährlich das Bummi-Sportfest für die
Jüngsten und ihre Eltern aus. „Die
Kinder können in drei Disziplinen
ihre Leistungen testen, im 40-mLauf, im Dreisprung und im
Medizinballweitwerfen“, erzähli
Klubchefin Frau Willim. Dass die
Macher nun zum 19. Mal auf dem
richtigen Weg sind, zeigen die
jährlich wachsenden Teilnehmerzahlen. „Dieses Jahr sind soviel
Anmeldungen von den Kitas aus
dem Stadtteil eingegangen, dass
wir das Bummisportfest an drei
Tagen durchführen müssen“, freute sich Frau Willim. Die Kitas treffen sich im „Lubbi“ auch zur
Bewegungsschule und zum „Yogateppich“. Erstmals kommen jetzt
auch 1.-Klasse-Kinder. Viele interessierte Eltern nutzen das
Kinderturnen und sonabends die
Familiensportveranstaltung in der
Turnhalle der 29. Grundschule.
Am Wochenende ist der Club für
Jugendliche in Eigenregie reserviert, von Montag bis Freitag
bleibt er von jeweils 8 bis 20 Uhr
Kindern bis zwölf Jahre vorbehalten.
L. Schuchert
Marzahn – Die Schwarzlichttheatergruppe BLACK
FAIRys des Jugendfreizeitzentrums FAIR im hat freie
Plätze für die Altersgruppe 911 Jahre. Treffpunkt ist immer
dienstags, 16-17.30 Uhr im
Theaterraum 1311. Die Arbeitsgemeinschaft kostet pro
Monat und Kind 2,50 Euro.
Info im FAIR, Tel. 54 70 41 37.
Hochbegabte
werden gefördert
An der Melanchton-Schule
wird eine Hochbegabten-Förderung eingerichtet. Das verkündete Schulstadtrat Komoß.
Jugend-Bildung-Sport
Ist hier schon ein künftiger Olympiasieger dabei?
Foto: Schuchert
fer werden von Mitgliedern des
Veranstalter-Vereins professionell
betreut und von erfahrenen Bühnen- und Veranstaltungstechnikern
angeleitet. Während der Veranstaltung gibt es für alle Mitstreiter ein
großes Backstage-Barbecue. Als
Dankeschön für sein Engagement
erhält jeder Jugendliche ein RiGÜberraschungspaket und ein Zertifikat über die ehrenamtliche Unterstützung des Projekts. Onlinebewerbungen bis 14. Juni unter
www.rockimgruenen.de.
„UNO“ – aktuell
Jugend- und Freizeithaus stellte sich
mit Tag der offenen Tür vor
Marzahn – Am sonnigen 17. Mai
war das Wetter gerade so, wie es
sich Sylke Weiß, die Chefin des
„UNO“ wünschte. Denn so konnte im großen Garten ein buntes
Fest für junge und jung gebliebene Besucher über die Bühne gehen. Das Haus vereint drei Projekte: „Lebensnähe/Toleranz“ für
behinderte junge Erwachsene,
„Reistrommel“ für vietnamesische Familien (vor allem Sprachunterricht) und eben „UNO“.
Letzteren gibt es zwar seit 1992;
im Quartier in der Märkischen Allee 414, direkt gegenüber des S-Bahnhofs
Ahrensfelde, hat das
Haus erst seit Dezember
2003 sein Domizil. Die
ehemalige Kinderkombination aus DDR-Zeiten bietet mehr Räume
für verschiedene Interessengruppen; es gibt eine
Kreativ- und Keramikwerkstatt, eine Zeichenwerkstatt, ein Fotolabor,
ein Computerkabinett
und seit Mai 2006 auch
eine Geschichten- und
Märchenstube. Im Garten finden sich Hexenhaus, Beachvolleyballfeld, Tipis und ein Holzboot. Das Haus spricht
Besucher aller Altersgruppen an.
Ein offener Kinder- und Jugendbereich soll als Treffpunkt für das
Wohngebiet dienen. Ein neues Projekt unter den zahlreichen Bildungsangeboten sind Museumstouren und Führungen, vor allem
durch das Bode- und das
Naturkundemuseum. Sylke Weiß
wünscht sich für die Zukunft, „dass
es auch in 20 Jahren noch Kulturund Kinderarbeit im Stadtteil gibt“.
Wenn sich weiterhin soviel Ehrenamtliche wie zum jetzigen Zeitpunkt engagieren, dürfte es mit dem
„UNO“ noch lange weiter gehen.
InfoTel. 93 23 111, www.jh-uno.de.
Lutz Schuchert
Viel Anklang fand auch „Hexe Barbra“, die als Handleserin in die
Zukunft schaute. Foto: Schuchert
Umwelt & Verkehr
jot w.d. 6/2009
11
Biotope am Elsensee schützen
Naturschützer fordern Prüfung der Umweltverträglichkeit der Pläne
Mahlsdorf – Harsche Kritik üben
Vertreter mehrerer Umweltverbände an den Plänen des Bezirksamts zur Errichtung eines Freibades und einer Wasserski-Anlage
auf dem Elsensee. Sie haben den
(mittlerweile mehrfach präzisierten) Bebauungsplan eingehend
unter die Lupe genommen und
eine ganze Reihe von Mängeln
und Verfahrensfehlern konstatiert. Im einem Brief ans Bezirksamt vom 9. März dieses Jahres
(liegt jot w.d. vor) machen die
Vertreter der Berliner Landesarbeitsgemeinschaft Naturschutz
ihrem Ärger Luft. Insbesondere
ärgert sie, dass die „Neubilanzierung der Ausgleichserfordernisse“ erhebliche Defizite aufweist, da etwa „die Entsiegelung
der Bereiche im Ostteil des BPlangebietes auf den Grundstükken der neuen Eigentümer nicht
berücksichtigt“ wurde.
Auch werde bei der „Annahme einer Verringerung der Eingriffsintensität infolge von Sukzession“ nicht berücksichtigt, dass es
sich um eine „Verschlechterung
der Biotopqualität aufgrund der
nicht durchgesetzten Schutznormen“ durch die Verwaltung
handele. Nicht zuletzt vermissen
die Naturschützer eine „Bilanzierung der Eingriffe in das Gewässer als Biotop (im Sinne von Ökosystem) aufgrund der noch immer
fehlenden Untersuchung“ dieses
Bereiches.
Ebenso verärgert sind die Vertre-
ter der Arbeitsgemeinschaft, dass
„die für die Entscheidung zur Erteilung einer Ausnahmegenehmigung erforderlichen Unterlagen
(z.B. Prüfung von Alternativen
des Vorhabens)“ bisher nicht vorlägen. Die Umweltverbände fordern beispielsweise „eine detaillierte Darstellung der mit dem
Vorhaben erfüllten Gemeinwohlbelange auch hinsichtlich der
Wahrscheinlichkeit ihres Eintretens“. Denn das Vorhaben unterliege nach der gesetzlichen Pflich
einer Umweltverträglichkeitsprüfung. Diese wurde jedoch bisher
nicht durchgeführt. Deshalb fordern die Umweltschützer, vor der
Weiterführung des Verfahrens
u.a. „umgehend eine Umweltverträglichkeitsprüfung für den BPlan“ vorzunehmen. Für das Gewässer als Biotop im Sinne von
Ökosystem einschließlich der
Uferzonen sei eine umfassende
Untersuchung zu beauftragen und
eine Ausgleichs-Bilanzierung vorzunehmen.
R. Nachtmann
Mitglieder der Landesarbeitsgemeinschaft Naturschutz sind die
Landesverbände von: Bund für
Umwelt und Naturschutz (BUND),
Naturschutzzentrum Ökowerk,
Naturschutzbund Deutschland
(Nabu), NaturFreunde, Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, GRÜNE LIGA, Baumschutzgemeinschaft Berlin.
Die hier zitierte Stellungnahme
erarbeiteten Dr. Camillo Kitzmann, Angele Schonert und Andreas Ratsch vom Nabu.
Marzahn-Hellersdorf – Für einen Fotowettbewerb zum 30.
Jahrestag des Bezirks lobt das
Bezirksamt den mittlerweile 16.
Umweltpreis aus. Besonders gefragt sind vergleichende Fotos
von gestern und heute und Fotodokumente zur Wende. Eingesandt werden können auch Bilder, die für den Teilnehmer Ereignisse beschreiben, die er/sie
in besonderer Weise mit dem
Bezirk in Verbindung bringen.
Die besten Motive werden von
einer Jury ermittelt und in einer Ausstellung gezeigt. Die Autoren (Gruppen und Einzelpersonen) werden im Rahmen des
Festes zum 30. Jahrestag Marzahn-Hellersdorfs ausgezeichnet und mit einer Geldprämie
belohnt. Einsendeschluss ist der
12. August. Info im Internet
unter www.umweltpreis.com.
Johannimahd
und Kiezrallye
Berliner Naturschützer aus anerkannten Verbänden fordern, die Eingriffe in das einmalige Biotop des
Elsensees neu zu bilanzieren und eine Umweltverträglichkeitsprüfung durchzuführen. Foto: Nachtmann
Vorfahrt für den Nahverkehr
Bezirk fördert Umstieg auf Busse, Bahnen und Fahrräder
Marzahn-Hellersdorf – Mit der
weiteren Errichtung von P+RParkplätzen und Fahrradabstellanlagen will der Bezirk den Umstieg vom Auto auf Busse und
Bahnen erleichtern. Jüngste Beispiele dieser Maßnahmen sind
der Parkplatz am U-Bahnhof Hönow und die Fahrradabstellanlage
am U-Bahnhof Biesdorf-Süd.
Fotowettbewerb um
den 16. Umweltpreis
Der neue Parkplatz an der Endhaltestelle der U 5 umfasst 138
Stellplätze und kostete 454 000
Euro. Es ist nicht die erste gemeinsame Tat der Nachbarn. In
vielen kommunalen Fragen besteht eine enge Kooperation zwischen der Gemeinde Hoppegarten
und Marzahn-Hellersdorf. Bereits
im vergangenen Jahr wurde ein
Wirtschaftsstadtrat Christian Gräff (re.), Hoppegartens Bürgermeister Klaus Ahrens und die Brandenburger Landtagsabgeordnete Renate Adolph durchschnitten das Band zum Eingang des neuen Parkplatzes am U-Bahnhof Hönow.
Foto: Stegemann
„Fahrradparkplatz“ am U-Bahnhof gebaut. „Der neue Parkplatz
wird die anliegenden Wohngebiete entlasten“, hofft Hoppegartens
Bürgermeister Klaus Ahrens und
bedankte sich für die konstruktive Zusammenarbeit. Auch die Erweiterung der Fahrradabstellfläche wird von allen Partnern gemeinsam auf den Weg gebracht.
Bereits im April war eine neue
Fahrradabstellanlage am U-Bahnhof Biesdorf-Süd eröffnet worden. „Für den wachsenden Stadtteil Biesdorf haben wir mit der
BVG gemeinsam lange um zusätzliche Stellmöglichkeiten für
Fahrradfahrer geworben und sind
froh, dass dies nun rechtzeitig zu
Beginn des Frühjahrs realisiert
werden konnte“, sagte Wirtschaftsstadtrat Christian Gräff.
Diese Anlage bietet Platz für 104
Velos und wurde mit Unterstützung der BVG errichtet. Eine
weitere solche Anlage mit 52
Plätzen wird derzeit am U- Bahnhof Elsterwerdaer Platz durch die
Partner gebaut.
ADFC-Stadtteilgruppe
will sich einmischen
Nach der Neugründung der
Stadtteilguppe „Wuhletal“ des
ADFC haben die Mitglieder ihre
ersten Ziele abgesteckt. Dabei
geht es nicht allein um das Sammeln und Erfassen von „Problemstellen“ für den Radverkehr.
Neben Teilnahmen an den Sitzungen des Verkehrsausschusses der
BVV und am Umweltfest
Hellersdorf hat sich die Gruppe
auch vorgenommen, für Neuberliner Radtouren durch Marzahn-Hellersdorf zu organisieren.
Der ADFC hat nämlich festgestellt, dass sehr viele Zuzügler
sich für den gut ausgebauten öffentlichen Nahverkehr und das
Fahrrad entscheiden, statt sich in
Autos durch Innenstadtstaus zu
quälen. Mit den Rad-Erkundungen möchten die Mitglieder den
Neubürgern die Schönheiten des
Wuhlebezirks zeigen und eventuelle Vorbehalte und Berührungsängste, gespeist aus falschen und
verkürzten Darstellungen besonders in Medien westlicher Bundesländer, abbauen.
R. Nachtmann
Interessenten an einer Mitarbeit sind stets willkommen. Die
Stadtteilgruppe trifft sich jeden
vierten Dienstag, 19 Uhr, im
Stadtteilzentrum „Kompass“
am Kummerower Ring 42. Info
auch im Internet unter www.adfc-berlin.de; hier die Seite
mit Stadtteilgruppen öffnen.
Hellersdorf – Die Naturschutzstation Schleipfuhl, Hermsdorfer
Straße 11A, lädt am 20. Juni, 9
Uhr, zur „Johannimahd“, einer
traditionellen Wiesenmahd mit
der Sense. Nach einer kurzen
Einweisung können sich Anfänger und Fortgeschrittene im
Umgang mit der Sense üben.
Sensen und Erfrischungsgetränke stehen bereit. Im Anschluss erwartet alle Teilnehmer eine kleine Stärkung. Am
27. Juni beginnt 11 Uhr eine
„Kiezrallye in Hellersdorf“ für
Teilnehmer ab 12 Jahre bzw. in
Begleitung der Eltern. Auf einem gemeinsam zu absolvierenden Rundkurs lernt man die
Freizeiteinrichtungen im Stadtteil kennen. Zum Abschluss
gibt’s ein großes Fest bei Stern
Kaulsdorf. Start am Jugendclub
„U5“, Auerbacher Ring 25 oder
am „Joy In“, Hultschiner
Damm 140. Anmeldungen und
Info im Naturschutzzentrum,
Tel. 99 89 184. Steffen Gierth
Ökologische
Bauberatung
Marzahn-Hellersdorf – Vielen
Bauenden stellt sich die Frage,
inwieweit ökologische Gesichtspunkte, zusätzlich zu den gesetzlichen Anforderungen, für ihr
Bauvorhaben eine Rolle spielen
könnten. Um hier zu helfen, bietet das Bezirksamt eine ökologische Bauberatung an. Dabei werden Themen wie die Auswahl
von Baustoffen sowie Möglichkeiten zum Energie- und Wassersparen behandelt und weitere
Ansprechpartner zu diesen Themenbereichen vermittelt. Im Angebot sind auch Informationsmaterialien zum ökologischen Bauen, die neben wichtigen Adressen eine Sammlung von Informationen zu den Themen enthalten.
Interessenten können unter Tel.
90 293 56 85 oder per email:
[email protected] einen Termin für eine
Beratung vereinbaren.
RN
12
Imedo hat die
meisten Treffer
Berlin – Eine jetzt publizierte
Studie der Universität ErlangenNürnberg zeigt, dass das Gesundheitsportal www.imedo.de
bei der internetgestützten Recherche im Bereich Arztsuche
und -bewertung in Deutschland
führend ist. Kein anderes Portal
erzielt mehr Treffer. 51 Prozent
der Internetnutzer suchen ihren
Arzt im Internet. Die OnlineArztsuche löst immer mehr die
Gelben Seiten und gedruckte
Arztverzeichnisse ab. Die Studie
der Wissenschaftler beschäftigt
sich mit den Arzt-Bewertungsportalen in Deutschland. Nach
dieser Studie ist imedo die
Website mit den meisten Treffern für die Suchbegriffe wie
„Arztsuche“ oder „Arztbewertung“. Seit Sommer 2007 bietet
www.imedo.de die Online-Arztsuche an. Darüber hinaus finden
Nutzer ein ausführliches und
leicht verständliches Medizinlexikon, ein Gesundheitsfernsehen mit Dr. Michael Prang, Kolumnen von prominenten Medizinern, Gesundheits-News, eine
Gesundheits-Kochkolumne und
viele andere Angebote.
I.D.
Hilfen für erschöpfte
Mütter und Väter
Marzahn – Mütter und Väter haben die Verantwortung für ihre
Kinder und die Familie tagtäglich rund um die Uhr. Ihr gesundheitliches Wohlbefinden bleibt
oftmals im stressigen Alltag auf
der Strecke. Deshalb berät seit
Ende Mai jeden Freitag von 9 bis
12 Uhr Martina Harder in der
Selbsthilfekontaktstelle, Alt
Marzahn 59 A, zu Mutter- und
Vater-Kind-Kuren. Bei diesen
sollen Eltern in schwierigen Lebensphasen eine schnelle Hilfe
erhalten, insbesondere wenn sich
die Probleme bereits durch psychosomatische Erkrankungen
oder Erschöpfungszustände
(Burnout) gefestigt haben. Die
betroffenen Eltern finden Abstand zu ihren persönlichen Lebensumständen, um im Rahmen
einer unbelasteten Umgebung
Ruhe und Entspannung zu finden, ohne die Kinder verlassen
zu müssen. Info Tel. 542 51 03.
Tilman Gens
Frauenzentren helfen
Marzahn-Hellersdorf – Die
vier Frauenzentren im Bezirk
bieten unter dem Motto „4 für
Sie“ Alleinerziehenden Hilfe in
allen Lebenslagen an. Zu den
Spezialangeboten gehören beispielsweise ein persönlicher
Begleit- und Unterstützungsservice, Bildungsangebote mit
Kinderbetreuung oder ein Mütter-Kinder-Treff. Alle Angebote
sind kostenfrei. Info Frauenzentrum Matilde, Stollberger
Straße 55, Tel. 56 40 02 29;
Frauenzentrum Marie, Märkische Allee 384, Tel. 978 910 01;
HAFEN, Schwarzburger Straße
10, Tel. 93 28 132; Frauentreff
HellMa, Marzahner Promenade
41, Tel. 54 25 057.
jot w.d. 6/2009
Wirtschaft & Soziales
Noch drei Jahre bis zur Volljährigkeit
SOS-Familienzentrum feierte Geburtstag
Hellersdorf – Das SOS-Familienzentrum an der Alten Hellersdorfer Straße kann auf eine inzwischen langjährige und erfolgreiche Tätigkeit in unserem Bezirk
zurückblicken und feierte im Mai
15. Geburtstag.
Träger dieser Einrichtung ist der
weltweit agierende Verein „SOSKinderdorf“. Sie bietet ein umfangreiches Programm zur Erziehungs- und Familienberatung an.
Kinder, Jugendliche, Eltern und
Großeltern können hierher kommen. Rat und Hilfe gibt es u.a.
bei Schwangerschaft, in Rechtsund Sozialfragen. Im Wochenplan
stehen auch Secondhand-Shop,
Tae Kwon Do, Töpfern, Gymnastik für Frauen, Familientreff und
vieles mehr.
Thomas Walter, Kinder- und Jugend-Psychotherapeut und Leiter
Zu den Gratulanten, die Thomas Walter begrüßen konnte, gehörten auch
Petra Pau und Jugenddezernentin Manuela Schmidt. Foto: Schuchert
der Einrichtung seit 2002, erinnerte an den Start des SOS-Familienzentrums im Mai 1994.
Die Jahrestagsfeier am 17. Mai
mit buntem Programm für Familien mit vielerlei Mitmachaktivitäten wurde auch von anderen
SOS-Einrichrungen der Region
unterstützt. Dieser Tag bot eine
gute Gelegenheit für die Besucher, an Infoständen unter dem
Motto „Vielfalt unter einem
Dach“ die Angebote des Hauses
kennenzulernen oder sich am
Bühnenprogramm zu erfreuen.
Zusammen mit der Arbeiterwohlfahrt betreibt das SOS-Familienzentrum auch das Stadtteilzentrum Hellersdorf-Nord.
SOS-Kinderdörfer gibt es in der
Region u. a. in Berlin-Moabit und
in der Stadt Brandenburg.
Lutz Schuchert
Wer soll wissen, was richtig ist?
Bundestagskandidaten zu Gast beim Wirtschaftskreis
Marzahn-Hellersdorf/Hohenschönhausen – Es war die erste Kandidatenrunden, die der Wirtschaftskreis MHWK diesmal ins Hotel
Kolumbus bei unseren Nachbarn einberufen hatte. Die Wahl der Örtlichkeit mag der Tatsache geschuldet
sein, dass aus dem Wuhlebezirk drei
Bewerber um einen der blauen Sessel im Reichstag kamen, einer aus
Pankowm ein weiterer als Listenkandidat der FDP.
Obwohl die Mehrzahl der vorgestellten Bewerber keine so genannten
Wirtschaftspolitiker, geschweige
denn Wirtschaftsfachleute sind, waren ihre Aussagen trotzdem nicht
uninteressant. Petra Pau von den Linken beispielsweise sieht die derzeitige Krise nicht als „Werk einiger
durchgeknallter Manager“, sondern
als logisches Ergebnis einer auf Umverteilung von unten nach oben ausgerichteten Wirtschafts- und Sozialpolitik. Der bündnisgrüne Stefan
Ziller will „den Leuten sagen, dass
es kein Problem ist, seinen Job zu Hellersdorf ins Zentrum. „Die von vorzugt und FDP-Mann Lindemann
verlieren, wenn man dann einen neu- mir dort verbaute eine Milliarde darf am „Bürgergeld“ festhält, setzen sich
en in zukunftsfähigen Technologien nicht umsonst gewesen sein“, ruft er Petra Pau und Stefan Ziller eher für
bekommt“. Der Liberale Lars Linde- ins Auditorium und ist erbost, dass einen (nicht näher bezifferten) Minmann möchte schon, dass es in der „die alten Eliten im Westen darüber destlohn ein. Einig waren sich alle
Gesellschaft gerecht zugehe und da- entscheiden, wer was im Osten be- fünf, dass das Ehrenamt wichtig ist
für den Zusammenhalt in der Gesellbei die Starken mehr tragen als die kommt“.
Schwachen. „Aber die Starken sol- Die anwesenden Unternehmer inter- schaft und gestärkt werden muss;
len auch das Gefühl haben, eben dies essierten sich dagegen eher für Fra- beispielsweise durch den gefordertragen zu können“, fordert er mehr gen der Ansiedlung in den Gewer- ten allgemeinen Versicherungsschutz
Rücksicht auf Befindlichkeiten ver- begebieten des Bezirks, was natur- (gesetzliche Unfallversicherung)
meintlich oder tatsächlich Reicher. gemäß mit der Arbeit im Bundestag und durch mehr Lockerungen bei der
Gottfried Ludewig von der Union, eher wenig zu tun hat. Klarer waren Gewährung von Aufwandsentschädigleichzeitig Bundesvorsitzender des die Aussagen der Kandidaten zum gungen. Die kommenden KandidaRings Christlich Demokratischer Mindestlohn. Während Unionsver- tenrunden könnten durchaus spanR. Nachtmann
Studenten, hat sich politisch der Bil- treter Ludewig das „Aufstocken“ be- nender werden.
dungspolitik verschrieben und fordert mehr
Generationengerechtigkeit. Dabei hat er vermutlich eine bestimmte Gruppe „reicher
Rentner“ im Blick. Sozialdemokrat Rudi Kujath stellte seine Erfahrung beim Umbau in Die Kandidaten stellten sich den Fragen von Moderator Gernot Zellmer. F.: Nachtmann
30 Jahre jung und altKLUG
Neue Ausgabe des Ratgeber-Journals für Menschen ab 55
Marzahn-Hellersdorf – 2009 steht
im Zeichen der Jubiläumsfeierlichkeiten. Der Bezirk wird 30, und die
Senioren, die oft mit und in ihrem
Bezirk 30 Jahre älter wurden, feiern
mit: Beim Oma-Opa-Enkel-Tag,
beim Sängerfest, in der Seniorenwoche, beim Seniorenaktiv- oder
beim Seniorenwandertag. Das Ratgeber-Journal für Menschen ab 55
erzählt, was hier geplant ist und hat
viele Veranstaltungen zusammengetragen.
Manche Erinnerung wird die Ausstellung „Zeitblicke“ im Bezirksmuseum wecken. Sie widmet sich
neben dem Bezirksjubiläum dem 20.
Jahrestag des Mauerfalls und lädt ein
zum Mitgestalten. So können Besucher Dinge, die sie sich vom Begrüßungsgeld gekauft haben, hier leihweise ausstellen. Torsten Preußing,
der 1986 mit Frau und Sohn von
Oberschöneweide nach Marzahn
zog, erinnert sich an die „Siedlergefühle“ von einst. Heute ist er mit
der Kamera unterwegs, engagiert
sich im Quartiersrat Marzahn NordWest und hat dabei sein eigenes Rezept :„Zeit investieren, Initiative ergreifen und sich nicht
abspeisen lassen. Es ist
besser, vor einer Entscheidung zu kämpfen
als danach zu meckern.“
Auch die Koordinierungsstelle Rund ums
Alter Marzahn-Hellersdorf hat Grund zum
Feiern: Für den 14. Oktober lädt sie zum Fünfzehnjährigen ein. Leiterin Andrea Schulz informiert über die Arbeit
ihres Teams, das Senioren berät, unterstützt und Hilfen im Alltag bietet. Im RatgeberJournal erfahren die
Leser, welche Wohn- und Pflegeangebote es im Bezirk gibt, wo sie ihre
Ansprechpartner im Bezirksamt, in
Beratungsstellen und Netzwerken
finden. Hier ist auch nachzulesen,
was unter rechtlicher
Betreuung zu verstehen ist. Karl-Heinz
Beßer, Betreuer aus
Leidenschaft, ist für
seine Betreuten jedenfalls „beständig auf
Achse“.
2009 sind auch Neugründungen zu feiern –
wie von „Kompass“ am
Kummerower Ring 42
– Jugendfreizeiteinrichtung und Stadtteil-
zentrum in einem. „Wir haben lange
darum gekämpft, aber die Anstrengungen haben sich gelohnt. Ich hoffe, dass der Ansturm der Bürgerinnen und Bürger anhält“, so Bezirksbürgermeisterin Dagmar Pohle bei
der Eröffnung. Dasselbe lässt sich für
AltKLUG, die Akademie für höhere
Semester, sagen. Neben gesundheitlichen Fragen sind inzwischen auch
kulturelle Themen und eine Vorlesungsreihe zur „Psychologie des
Alters“ geplant.
Das RatgeberJournal für Menschen
ab 55 ist kostenfrei erhältlich und
liegt in vielen öffentlichen Einrichtungen des Bezirkes aus. Gegen Einsendung von 1,45 Euro in Briefmarken kann die Broschüre bei der
apercu Verlagsgesellschaft, Gubener
Straße 47, 10243 Berlin, Tel. 293 71
400 bestellt werden.
R. Wagner
Feuilleton
jot w.d. 6/2009
13
Die vierte Mühle von Marzahn
Im Mai feierte das Wahrzeichen des Bezirks 15. Geburtstag
Marzahn – 20,5 Meter misst ihr
Flügeldurchmesser, 5 Tonnen allein eine Flügelwelle, 7 Tonnen
schwer ist das Fundament, der
Bock aus 500 Jahre alter französischer Eiche und 37 Tonnen
bringt der drehbare Mühlenkasten auf die Waage. Die Bockwindmühle auf dem Mühlenberg
am Dorf Marzahn kann bis zu 100
Kilo Mehl am Tag mahlen, mit
Windkraft oder mit einem Elektromotor. Diese Technologie gibt
es bereits seit 1894 in Marzahn.
Auch unsre Vorfahren wussten:
Nicht immer steht der Wind uns
günstig. 1815 wurde in Marzahn
die erste Mühle errichtet, die heutige Bockwindmühle wurde 1993/
94 erbaut, nachdem die dritte
Mühle von 1908 in der DDR
1978 abgerissen, sprich gesprengt
wurde.
Eine neue Mühle sollte aufgebaut
werden, so beschloss es der damalige Ostberliner Magistrat.
Allerdings stellte man sich eher
eine geflügelte Attrappe mit
Kneipenbetrieb vor, denn das
Mehl wurde in der DDR in Großbetrieben wie der Osthafenmühle
gemahlen. Es sollte über zehn
Jahre dauern, bis im Berliner
Nordosten wieder eine richtige
Mühle ihren Platz fand.
Wolf ist der 11. Müller
von Marzahn
Nicht ganz unschuldig daran ist
Jürgen Wolf. In seiner sächsischen Familie gibt es eine 300jährige Müllertradition. Ohne
sein Engagement, sein Fachwissen und sein technisches und
Schüler der „Grundschule an der Mühle“ und Kitakinder kamen am
13. Mai, um zum Mühlengeburtstag zu gratulieren. Fotos: Dittmann
handwerkliches Geschick wäre
die Mühle nicht das, was sie heute ist – ein Kulturdenkmal mit
laufendem Betrieb, ein Ort des
Lernens (besonders häufig kommen Schulklassen), die modernste Lehrmühle in Berlin-Brandenburg, Dokumentationszentrum
(Mühlenarchiv und Mühlenbibliothek) und nicht zuletzt
Hochzeitsmühle und damit eine
Außenstelle des Standesamtes.
Im Juli 1997 wurde hier die erste
Mühlenhochzeit gefeiert. Heutzutage schreiten zuweilen vier
Brautpaare am Tag die Hochzeitstreppe zur Mühle hinauf. Erst vor
wenigen Tagen, am 13. Mai, wurde diese unter Anwesenheit vieler Gäste offiziell eingeweiht.
Müller Jürgen Wolf konnte viele Glückwünsche zum Jubiläum „seiner“ Mühle (u.a. von Schulstadtrat Stefan Komoß) entgegen nehmen.
Wenn Jürgen Wolf über die vergangenen 15 Jahre nachdenkt,
fallen ihm viele schöne, aber auch
weniger schöne Ereignisse ein.
Da gab es Brandanschläge, einen
Flügelbruch 1996 und 1999
mussten sogar neue Flügel angebracht werden. Nur fünf Jahre
hatten die alten gehalten.
2001 baute er die Treppe neu und
2005 den Motor ein. „Flügelkiller“ nennt er die Wasserhose,
die am 6. Juli 2006 über den
Marzahner Bürgerpark niederging. Danach bekamen die Flügel stählerne Gerüste. Die wur-
den über 700 Kilometer aus Aalten (Holland) nach Marzahn
transportiert. Seit Februar 2008
gibt es auch eine Mühlenhütte.
Wolf verwendete dafür Holz von
der alten Mühlenfassade. Nun
können Besucher bei Führungen
oder Veranstaltungen wie dem
alljährlichen Mühlentag zu Pfingsten auch einen Imbiss zu sich
nehmen. Mühleneselin Laura hat
sich mittlerweile an den Rummel
gewöhnt. Als zur Einweihung der
Hochzeitstreppe die Schüler der
Grundschule an der Mühle ein
Ständchen brachten und die Kitakinder von nebenan ihre Mühlenzeichnungen übergaben, schaute
sie dem Treiben interessiert zu.
Ingeborg Dittmann
Wasserhose zerstörte
die riesigen Flügel
Die Russen kommen! Und die
Schwaben! Und Zehntausende!
Europas größtes Weltmusikfestival lädt vom 3.-5. Juli nach Rudolstadt
Rudolstadt – Genau 15 Jahre
nach dem Abzug der letzten russischen Streitkräfte auch von Thüringer Territorium ist in diesem
Jahr erneut ein „Russensturm“
angesagt. Allerdings künstlerisch,
denn der eurasische Koloss bildet den Länderschwerpunkt bei
der 19. Auflage des Tanz- und
Folkfestes in Rudolstadt. Insgesamt neun Bands aus dem Land
(genauer: aus den Ländern) zwischen Brest und Wladiwostok
haben die Organisatoren eingeladen. Bands wie etwa „HuunHuur-Tu & AntiMalerija“ kennen
bisher hauptsächlich Eingeweihte. Nun soll ihre Kunst, die zwischen Traditionellem und Avantgardistischem pendelt, einem zumindest für Deutschland breiten
Publikum nahe gebracht werden.
Den regionalen Focus richtet das
Festival, das im vergangenen Jahr
einen Rekord von ca. 68 000 Besuchern melden konnte, auf Baden-Württemberg. Bewusst, wie
TFF-Direktor Ulrich Doberenz
versichert. Schließlich wirbt Rudolstadt im Schillerjahr (und darüber hinaus) für sich nicht mehr
wie früher mit dem Slogan „Stadt
der Tanzfeste“, sondern versucht,
sich als „Schillerstadt“ zu verkaufen. Und der „deutsche Nationaldichter schlechthin“ stammt bekanntlich aus Württemberg.
Organisatorisch bleibt es bei der
bewährten Struktur. Auf den 20
Bühnen werden sich im Verlauf
der drei Tage gut 80 Bands präsentieren. Auch diesmal sind
mehr als drei Dutzend Straßenmusikanten-Gruppen und -solisten dabei. Das beliebte Kinderfest, das Instrumentenbauzentrum, Ausstellungen und Symposien ergänzen das Programm.
Im Mittelpunkt der „Bewegungsspiele“ steht diesmal der „Männerund Werbetanz“, den man an mehreren Orten, auch unter fachkundiger Anleitung, ausprobieren kann.
Wenn dann (wieder) das Wetter
mitspielt, ist nicht ausgeschlossen,
dass es erneut einen Besucherrekord gibt.
R. Nachtmann
Dauerkarten (50/25 Euro) müssen bis 23. Juni per Post oder
email bestellt werden. Alle Informationen, auch über Anreise,
Parkmöglichkeiten und Zeltplätze unter www.tff-rudolstadt.de
Zu Gast: Huun-Huur-Tu
„Das Dorf war die Seele Russlands.
Das Land hat uns auch geistig ernährt. Dort sind die verschiedenen
russischen Musikstile entstanden“,
sagt Sänger und Musiker Sergej Starostin, der versucht, das In- und Ausland vom Wert dieser Musik zu überzeugen und Widerstände wie jahrzehntelang choreografierte Folklore,
Hochnäsigkeit der Städter gegenüber
dem Land oder Tunnelblick auf den
Westen und das, was man dort als
„modern“ erkannte, bei gleichzeitiger Blindheit gegenüber der eigenen
Tradition zu überwinden. Foto: tff
Schriftstücke
wiedergefunden
ASH zieht Studenten in ihre Geschichte
Hellersdorf – Streng genommen
gibt es in der Alice-Salomon-Hochschule nur einen Ort, den wirklich
alle Studenten mindestens zwei
Mal passieren müssen. Es ist der
„Leitungsflur“ mit dem Immatrikulationsbüro. Und eben da treffen sie
seit Mai auf eine ganz besondere
Art von „Ahnengalerie“. Keine „alten Männer in Öl“, sondern Fotos
von Dokumenten, die Eckard Tramsen im Archiv der Hochschule in
Schöneberg fand. Es sind Dokumente aus der Zeit des Nationalsozialismus. Sie zeigen in „banalen,
unscheinbaren Sätzen“, wie es Prof.
Ulrike Hemberger formuliert, dass
bereits 1933 die Vertreibung jüdischer Studenten
und Lehrkräfte begann.
Und wie dies von Machthabern und Helfershelfern (noch) kleingeredet
wurde. Da heißt es in einem Dokument nicht
etwa, dass gekündigt wurde, statt dessen, dass die
Betroffenen „aus ihrem
Vertrag ausgetreten“ seien. Die Aufarbeitung der
Vergangenheit war auch
an der Hochschule ein schmerzhafter Prozess. „Sie hat wie viele an-
dere der Verdrängung Vorschub geleistet“, schrieb Rektorin Prof.
Christine Labonté-Roset bereits
1988. Eckard Tramsen nannte seine Ausstellung „Wiederfinden“.
Seine Fotos zeigen einen ganz subjektiven Blick. Wie zufällig erscheinen darin die historischen
Dokumente, wie hingeworfen und
vergessen. Zuweilen scheint allein
ein Windstoß die Seiten umzublättern. „Wir möchten, dass die Studenten von heute sich auch der Geschichte ihrer Hochschule zuwenden“, sagt Kanzler Andreas Flegl.
Sie sollen sie stets aus’s Neue wiederfinden.
R. Nachtmann
Eckard Tramsen fotografierte Dokumente im Archiv. Foto: Nachtmann
14
jot w.d. 6/2009
Empfehlungen
Das ist die Berliner Luft
jot w.d. verlost Freikarten
für Vorstellungen im Admiralspalast
Berlin – Vielen ist Jürgen
Hilbrecht als „Hauptmann
von Köpenick“ bekannt.
Jetzt tritt der beliebte
Volksschauspieler mit einer eigenen Show im zweiten Stock des Admiralspalastes auf. Unter dem
Motto „Das ist die Berliner Luft“ singt Hilbrecht
Lieder und Chansons aus
dem alten Berlin, von Paul
Lincke bis Otto Reutter.
dazu erzählt er Geschichten aus der Zeit der Jahrhundertwende und den
„Goldenen Zwanzigern“
zwischen den beiden Weltkriegen. Bereichert wird
die Show durch interessante Gäste, etwa die Sängerin Regina Nitzsche oder
den Entertainer KarlHeinz Lawetzsch (Foto).
Foto: Tomacka
Nächste Termine sind der 14.
Juli und 4. August, jeweils 20
Uhr. Der Eintritt kostet 21,25
Euro. jot w.d. verlost für beide
Termine jeweils zwei Mal zwei
Freikarten. Interessenten
schreiben bitte eine Postkarte
an: jot w.d., „Freikarten“,
Müllerstraße 45, 12623 Berlin.
Konzerte in der Kiste
„Summertime-Music“
Hellersdorf – Mit zwei „Aftershow-Parties“ ergänzt die Kiste, Heidenauer Straße 10, in diesem Monat Konzerte der
Biesdorfer Parkbühne. Am 13. Juni geben sich Preacherman´s friend die Ehre,
am 27. Juni zeigen „Die Halben“, dass
sie auch die „kleine Form“ beherrschen.
Zu „normalen“ Konzerten kommt am 19.
Juni die „Geheimkapelle Selber“ mit
Rock, Ballade und Sozialkritik. Am 20.
Juni zelebriert „Colbinger Live“ Rock.
Beginn jeweils 21.30 Uhr, Eintritt 5 Euro.
Marzahn – Gabi Munk & Ingo Krähmer sind seit Jahren erfolgreich mit ihren stimmungsvollen Musikprogrammen unterwegs. Ob Schlager, Country oder volkstümliches Liedgut –
sie präsentieren ihre Show mit viel Spaß und guter Laune, der
Lohn sind erfolgreiche Tourneen weltweit und zahlreiche Sendungen in Funk und Fernsehen. Diesmal soll der Applaus aber
den neuen Talenten gehören, die Gabi Munk & Ingo Krähmer
vorstellen. Im Rahmen ihrer Lehrtätigkeit an den Musikschulen Marzahn-Hellersdorf und Treptow-Köpenick präsentieren
sie am 26. Juni, 19 Uhr, im Freizeitforum Marzahn viel versprechende junge Künstler aus dem Bereich Rock, Pop und
Musical. Eintritt 5/3 Euro. Ticket-Hotline: 542 70 91.
Wohnen im Branitzer Karree
Zwei Blicke in die Innenhöfe.
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4-Zimmer-Wohnung
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www.stadtundland.de
Musikalische Lesung
Hellersdorf – Zum zweiten Mal stellen Mitglieder der Autorengruppe „Fensterblick“ am
10. Juni, 19 Uhr, in der Kiste eigene Texte
bei einer musikalischen Lesung vor. Eintritt:
3/2 Euro, Info Tel. 99 87 481
direkt – Briefe & Antworten
jot w.d. 6/2009
15
„DDR hat Regeln des Völkerrechts strikt eingehalten“
Zu: „Was ist ein Unrechtsstaat?“, jot w.d. 5/2009
Eigentlich lese ich die „jot.w.d.“ recht gern;
sie informiert mich interessant und unterhaltsam über aktuelle Geschehnisse in unserem Kiez und ist im Allgemeinen auch
um einen sachlichen, ausgewogenen Umgang mit der Geschichte der DDR bemüht.
Daher war ich enttäuscht, dass Ralf Nachtmann mit seinem Beitrag „Was ist ein
Unrechtsstaat?“ so tief vor dem von den
Herrschenden und ihren Medien bestimmten Zeitgeist eingeknickt ist und die DDR
„zumindest rechtstheoretisch“ zum
„Unrechtsstaat“ erklärt hat. Er hat seine
Meinung – ich eine andere.
Der Begriff „Unrechtsstaat“ ist eben
nicht rechtstheoretisch, das heißt auf
der Grundlage einer wissenschaftlichen
Analyse definiert, kann es gar nicht sein,
denn es handelt sich um einen politischen Kampfbegriff, der auf der immer
und immer wieder offen erklärten Feindschaft der Herrschenden in der BRD
gegen unseren Versuch einer antifaschistisch- sozialistischen Alternative zur kapitalistischen Gesellschaft fußt. Er ist so
viel wie ein politisches Glaubensdogma
– und auch nicht mehr wert, denn man
kann sehr wohl „anders glauben“.
Google verzeichnet unter dem Stichwort
„Unrechtsstaat weit über 58 000 Einträge, davon allein zum „Unrechtsstaat
DDR“ fast 40 000 – ein deutliches Indiz
dafür, dass es sich um ein spezifisch
deutsches Phänomen handelt, das in der
Zeit des Kalten Krieges hochgespielt und
nach dem Untergang der DDR durch Po-
litiker aller Couleur und Medien geradezu inflationär ausgeweitet wurde. Aber
unmäßig häufige Wiederholung einer falschen Behauptung macht diese noch
nicht zur Wahrheit. Dass gerade im Jahr
2009 mit der Keule „Unrechtsstaat“ auf
den Leichnam DDR mit besonderer
Wucht eingeschlagen wird, nimmt nicht
Wunder. Offenbaren sich doch gerade
angesichts der grassierenden Krise des
globalen imperialistischen Systems immer mehr enttäuschte Erwartungen, die
viele DDR-Bürger mit dem Anschluss ihres Landes an die Bundesrepublik, „das
Land, wo Milch und Honig fließen“, verbanden. Da ist es für die hier zu Lande
Herrschenden besonders wichtig, dem
gemeinen Volk jede positive Erinnerung
an ihr früheres Leben auszutreiben.
Es steht außer Zweifel: Die DDR war kein
bürgerlicher Rechtsstaat im Sinne des
von der Rechtswissenschaft seit der Verfassung der USA entwickelten und weiter ver vollkommneten Rechtsstaatsprinzips. Sie wollte ausdrücklich kein
bürgerlicher Staat sein, war nach anderen Prinzipien strukturiert und verfolgte grundlegend andere Ziele. Das folgte
als Konsequenz aus ihrem anderen
Klassencharakter. So trat an die Stelle des Prinzips der Gewaltenteilung (Legislative, Exekutive, Judikative) die Einheit der Staatsgewalt, deren Träger die
gewählten Volksvertretungen waren.
Heute bin ich für mich zu der Erkenntnis gelangt, dass eine Mischform aus
Dreckecke erzählt ein
Stück Geschichte
Zu: „Schönes Hellersdorf“, jot w.d. 5/2009
Einheit der Staatsgewalt und Gewaltenteilung dem Aufbau der sozialistischen,
demokratischen Staatlichkeit wahrscheinlich dienlicher gewesen wäre als
die Art und Weise, wie sie in der DDR
praktiziert wurde.
Falsch ist die generalisierende Behauptung, die Gerichte der DDR seien nicht
unabhängig gewesen. Nach der 1968
durch Volksentscheid angenommenen
Verfassung der DDR und nach dem darauf fußenden Gerichtsverfassungsgesetz
waren die Richter in ihrer Rechtsprechung unabhängig und nur dem Gesetz
unterworfen, und so war auch die Praxis im Alltag der DDR-Gerichte, bis auf
wenige willkürliche Eingriffe der Parteiführung in politisch besonders bedeutsame Verfahren in den Anfangsjahren
der DDR, die es später nachweislich nicht
mehr gab. Nebenbei: gerade den Regierenden der BRD ist zu raten, sich mit
dem Vorwurf der Einmischung der Regierung in die Rechtsprechung sehr zurückzuhalten. Bei der Verfolgung von
Verantwortungsträgern der DDR nach
dem Anschluss beeilten sich bundesdeutsche Richter allzu dienstbeflissen,
dem Auftrag des damaligen Justizministers Kinkel Folge zu leisten und ihren
Beitrag zur „Delegitimierung des SEDRegimes zu erbringen. Willkürliche und
rechtswidrige Eingriffe der Exekutive in
die Rechtsprechung gab es also auch
im „Rechtsstaat BRD“.
Genau so verhält es sich mit dem ständig
wiederholten Vorwurf, in der DDR seien die
grundlegenden Menschenrechte nicht gewahrt worden. Der ist absurd, was die im
„Korb 3“ der in Stockholm ausgehandelten KSZE- Akte genannten sozialen Menschenrechte betrifft. Hier hätte die BRD bei
der DDR in die Schule gehen sollen. Zwar
hatte die DDR bei der Gewährung verschiedener politischer Bürgerrechte ernste und
schädliche Defizite. Jedoch weder vor noch
nach ihrer Aufnahme in die Vereinten Nationen sah deren Menschenrechtskommission einen Anlass, dies zu beanstanden;
wohl aber wurde die BRD von diesem Gremium wegen der Menschenrechtssituation
in diesem Lande harsch kritisiert! Das bösartige Geschrei antisozialistischer Meinungsmacher erinnert angesichts dessen
doch sehr an die Fabel „Haltet den Dieb!“
Am 8. Mai 2009 begründete Bundeskanzlerin Merkel ihre Verdammung der
DDR mit der Behauptung, ihre Gründung
sei „nicht legitim“ gewesen. Hier irrt die
Frau: Nach den allgemein anerkannten
Regeln des Völkerrechts war die Gründung der DDR genau so legitim wie die
der BRD, nur – sie gefiel Adenauer und
Co. samt deren Nachfolgern nicht.
Ralf Nachtmann erfand nun noch ein
weiteres Merkmal, auf das er sein vernichtendes Urteil über die DDR stützt.
Angeblich hatte sie Gesetze, „die in eklatantem Widerspruch zu anerkannten
Normen des Völkerrechts stehen“. Den
Beweis für seine tatsachenwidrige Behauptung muss er schuldig bleiben. Ge-
rade die DDR war, auch aus Gründen,
die mit dem von der Bundesrepublik mit
der so genannten Hallstein-Doktrin reklamier ten Anspruch auf Alleinvertretung aller Deutschen und dem diplomatischen Boykott der DDR zusammenhingen, geradezu peinlich darauf bedacht, die Regeln des Völkerrechts strikt
einzuhalten. Nachtmann wird daher nicht
ein einziges Gesetz nennen können, das
diesen Normen widersprach.
Es wird gewiss Leser geben, die mich
nach der Lektüre dieser Zeilen für einen
ausgemachten „Betonkopf“ oder „Verklärer“ halten. Ich kann damit leben,
versichere aber ehrlichen Gewissens,
dass ich wie viele meiner politischen
Freunde gerade nach dem Untergang
unseres Staates außerordentlich kritisch
über die Gründe unseres Scheiterns,
einschließlich der selbst gemachten, und
selbstkritisch über eigene Verantwortung nachgedacht habe. Deshalb wehre
ich mich mit nachweisbaren Argumenten gegen Schwarz-Weiß-Malerei, einseitige Geschichtsdarstellung, Geschichtsklitterung und Verteufelung. Die DDR war
noch kein vollendeter sozialistischer
Rechtsstaat – aber sie war mit wachsendem Erfolg auf dem Wege dorthin!
Hans Kaiser, Hellersdorf
Sehr geehrte Damen und Herren,
mit großem Interesse habe ich die jot
w. d. 5/2009 gelesen. Leider lag sie
erst am 17. Mai in unserem Briefkasten und der überwiegende Teil der angekündigten Veranstaltungen ist bereits gelaufen. Schade. Mit freundlichen
Grüßen, Bärbel Naether, Kaulsdorf
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Red.
Diese Bäumchen gibt’s nur dank Spontanpflanzung mit Gregor Gysi. Foto: Clauder
Die von jot w.d. kritisierte Dreckecke
am Fritz-Lang-Platz in der Hellen Mitte
habe ich mir mal genauer angeschaut:
Das mit Maiengrün protzende Gebüsch
als einzige Zierde in der sonst ungepflegten Umgebung mag Fragen aufwerfen: Woher kommt der Bewuchs?
Besteht doch ansonsten die Helle Mitte überwiegend aus Stein, mit der
rühmlichen Ausnahme von Kastanien
am Fritz-Lang-Platz.
Beim näheren Hinsehen erkennen wir
eine Robinie, zwei Traubenkirschen,
einen Feldahorn und eine Linde. Sie
wurden nicht als Samen durch Vögel
aus dem Wald geholt, sondern als Jungbäume durch rebellische Linke Anfang
der 90-er Jahre. Gepflanzt durch Gregor Gysi im Rahmen einer Spontan-
demo gegen die ökologisch bedenklichen Bebauungspläne für das durch die
DDR leer gelassene Areal der Hellen
Mitte, die in der Hellersdorfer BVV
eine Mehrheit fanden. Nach Meinung
der damaligen Opposition hätte es dort
eine parkähnliche Grünbepflanzung geben sollen. Viel zu wenig Grün, das befanden später auch die Studenten der
Alice-Salomon-Fachschule, worauf auf
dem Alice-Salomon-Platz einige dürre
Bäumchen auftauchten. Die inzwischen
Pleite gegangene MEGA frischte ihre
von Manhattan inspirierte Bauplanung
ökologisch auf, indem eine Dachbegrünung durchgesetzt wurde. So erzählt uns die heutige Dreckecke an der
Weill-Gasse auch jüngere Bezirksgeschichte.
U. Clauder
Sehr geehrte Frau Naether,
jot w.d. ist – im Gegensatz zu den weit
verbreiteten Anzeigenzeitungen – nicht
kostenlos. Eine Ausgabe kostet am Kiosk (sofern dort angeboten) 1 Euro.
Liebe Leser, diskutieren Sie mit;
schreiben Sie an jot w.d., Müllerstraße 45, 12623 Berlin, email:
[email protected]
jot w.d. 6/2009
Was Kätzchen hält
von Muttertags-Ritualen
Alljährlich sorgt eine Erfindung der amerikanischen Blumenhändler (die zu Beginn des vorigen Jahrhunderts auch in Deutschland, besonders in Berlin verbreitet wurde) für Furore. Die Geschäftstüchtigen Herren hatten zwecks Ankurbelung ihres schmalen Umsatzes den „Muttertag“ erfunden und in
einer landesweiten Kampagne dafür geworben, den Müttern insbesondere damit zu danken, dass man
ihnen – na klar – Blumen schenke. So geht es nun schon gut hundert Jahre. Übrigens: Wer den Müttern
tatsächlich danken möchte, trägt regelmäßig Müll runter, wäscht auch mal von allein ab und lässt nicht
überall in der Wohnung seine stinkenden Socken rumliegen. Und vor allem: Er sorgt für Kita- und
Arbeitsplätze. Für Mütter. Ansonsten halten es die Mütter bald wie unser Kätzchen.
Cora Browne
Foto widlec; eingesandt von unserem Leser Hans-Peter Runge aus Alliston/Ontario in Kanada.
Schöne Kaulsdorfer Seen
Letzte Seite
Himmelfahrt:
Wiederauferstehung Preußens
Und das alles noch
nebenbei, während er
von Schlachtfest zu
Schlachtfest eilte,
Soldaten gab es ja
genug. Die museale
Kollektion zeigt sich
bestürzt über das Unverständnis der auf
allen Feldern besiegten Nachbarn, die Größe Preußens zu würdigen. Preußischer Militarismus? Fehlanzeige, das waren doch nur fröhliche Kaiser samt Gefolge mit Säbeln zum Spielen,
während die bösen Europäer mit den Versailler Knebelverträgen Deutschland an die
Kehle gingen. Preußen ging aber nicht unter nach der Flucht des letzten Kaisers. Der
militärische Widerstand gegen Hitler, allesamt straffe Preußen.
Heil Dir, Wustrower Museum, für diese
Geschichtsbetrachtung! Die aufwändig
gestaltete Ausstellung hatte einen Sponsoren namens Siemens und erhielt ihre
Weihe von Sr. Majestät Generalfeldmarschall Schönborn. Die Schulklassen werden hier endlich wieder im nationalen
Geiste aufgeklärt, der so lange tabu war.
Schlauerweise ist der Weg dorthin nur
deutsch ausgeschildert, so dass polnische
oder tschechische Touristen die heimliche
Wiederauferstehung Preußens nicht bemerken. Es hat ja schließlich alles einmal
klein angefangen mit der Schlacht zu Fehrbellin, quasi in Sichtweite zum Museum.
Euer Schwejk
Am Himmelfahrtstag war ich auf geschichtsträchtigem Minenfeld in sumpfiger Umgebung unterwegs: Dort, wo die
Störche brüten und die Gummistiefel im
Luch versinken, dort schlugen sich 1675
bei Fehrbellin die Preußen mit den Schweden um die Vorherrschaft über die Mark
Brandenburg und Vorpommern.
Der Sieg des roten Adlers über die Schweden machte Mut auf größere Happen.
Österreich wurde in drei Kriegen um
Schlesien erleichtert, Polen mehrfach von
der Landkarte getilgt und schließlich unter Preußens Führung nach dem Sieg über
Frankreich das Deutsche Reich geschaffen. Die Berge von Leichen im Ersten
Weltkrieg, an dem die Deutschpreußen um
ihren Hohenzollern-Kaiser nicht so ganz
unschuldig waren, waren nicht abschrekkend genug, um Rufe nach einer „Rache
für Versailles“ zu ersticken. Der wenig
später verlorene großdeutsche Krieg
brachte freilich neben Millionen Toten
auch das Verbot der alliierten Sieger für
den Staat Preußen mit sich.
Aber ein echter Preuße gibt sich nie und
nimmer geschlagen! Das lernte ich zu nämlicher Himmelfahrt im schicken kleinen
Museum zu Wustrow am Ruppiner See. Die
Preußen waren ohnehin in allen Belangen
von Landbau, Wissenschaft, Erziehung und
Kunst den Nachbarn stets säbelhoch überlegen. Wo doch der Große Friedrich so gut
Flöte spielen konnte, das Oderbruch trokken legte, für den Kartoffelanbau sorgte
und ausländische Fachkräfte ansiedelte.
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Gärtnerisches jot w.d.-Preisrätsel
Ü T
1
2
3
4
U M
5
6
A R
7
8
5
9
10
M S
M Ä
P L
F E
L Z
S B
B I
Es sind Gartenbegriffe mit zehn Buchstaben folgender Bedeutung zu bilden:
1. aus ihr wird Duftöl gewonnen, 2.
Gerät zum Wiesenschnitt, 3. wird auf
Gänge im Garten gelegt, 4. selbst angebaut schmecken sie besonders gut,
5. daran kann man sich erfreuen und
auch „Geschenke“ ernten, 6. damit
sticht man Löcher in die Erde, 7. darin
sitzen die Jungen der „Kirschendiebe“,
8. Mancher zählt es zu den Unkräutern,
9. sie wächst an schlanken hohen Bäumen, 10. dorthin führen die Gänge vom
„Haufen“ auf der Wiese.
Die Buchstaben in den markierten
Feldern ergeben – neu sortiert –
ein „Gartenteil“, über das „Geschichten“ erzählt werden.
Schicken Sie Ihre Lösung bis 2. Juli (Poststempel) an jot w.d., Müllerstr. 45, 12623
Berlin, Kennwort Rätsel, und gewinnen Sie u.a. ein Bonusheft für Märkisch Oderland.
Auflösung des Preisrätsels aus jot w.d. 5/2009: 1. Leitzinsen, 2. Bundesbank, 3.
Immobilien, 4. Sparbüchse, 5. Investment, 6. Gesundheit, 7. Geldschein, 8. Aktienkurs, 9. Euroscheck, 10. Starterkit. Das Lösungswort lautete: Schuldturm.
Die Preise gingen per Post an die Gewinner. Herzlichen Glückwunsch!
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Nichts leuchtet so schön wie die Gaslaterne:
Kulturgut bewahren!
Illegale Müllentsorgung ist Alltag im Trinkwasserschutzgebiet an den Kaulsdorfer Seen.
Was sagt das Ordnungsamt eigentlich dazu?
Foto: Dittmann
Als Auftakt einer vollständigen Beseitigung der Berliner Gasbeleuchtung sollen
nun die sogenannten Gas-Reihenleuchten
abgeschafft werden. Eine entsprechende
Beschlussfassung steht im Abgeordnetenhaus in Kürze an. Dagegen wenden sich
die Mitglieder der Gaslichtinitiative Berlin, nach eigenem Bekunden eine Vereinigung von Fachleuten aus Kultur und
Technik sowie weiteren engagierten Men
schen, denen es nicht egal ist, wie es in
der Stadt aussieht. Sie sehen in der Berliner Gas-Straßenbeleuchtung nicht nur
einen Kostenfaktor, sondern einen hohen
kulturellen und touristischen Wert, den
man nicht leichtfertig aufgeben dürfe.
Die Gasbeleuchtung soll einen festen
Platz in der zukünftigen Berliner Stadtentwicklung und in Konzepten der behutsamen Stadterneuerung haben.