Faszinierende Blüten

Transcription

Faszinierende Blüten
Lernaktivität LA14
Faszinierende Blüten - Form und
Vielfalt
Anleitung für Lehrperson
Faszinierende Blüten - Form und Vielfalt
Bei der Nachtkerzenblüten sind die Blütenteile gut zu erkennen (Heitzmann)
Ziele und Inhalt der Lernaktivität
Zyklus 2
Das Verständnis des Aufbaus der Blütenpflanze, insbesondere der Blütenorgane, ist
eine Voraussetzung, um die Bedeutung der Bestäubung für die Blütenpflanzen in der
Landwirtschaft zu verstehen. Die SuS untersuchen Blüten auf einem Bauernbetrieb
oder in der Schulhausumgebung und beobachten die Entwicklung und Ausgestaltung
einer Blüte. Sie lernen ihre Beobachtungen zu dokumentieren, indem sie den
Grundbauplan einer Blüte erforschen. Dabei lernen sie die Bedeutung der Blütenteile im
Zusammenhang mit der Bestäubung und Samenbildung kennen. Die untersuchten
Blüten werden mit einfachen Bastelmaterialien nach Anleitung (oder auch kreativ mit
ihrer Fantasie) nachgebaut. Mit den Modellen kann die Bestäubung nachgespielt
werden und die Bedeutung der einzelnen Blütenteile besser erfasst werden. Die Vorund Nachteile eines naturwissenschaftlichen Modells können am Beispiel der
Blütenmodelle erkannt werden.
Zyklus 3
Die SuS kennen schon den Grundbauplan einer Blüte. Beim Untersuchen von weiteren
Blüten festigen sie ihre Kenntnisse und entdecken die Eigenschaften bestimmter
Pflanzenfamilien. Sie erkennen, dass der Grundbauplan zwar gleich bleibt, aber
vielfältig abgewandelt wird. Beim Untersuchen der Blüten entdecken sie den
"Schauapparat", mit welchem Insekten angelockt werden, z.B. Blütenzeichnungen
(Saftmale), Nektardrüsen, Honigblätter etc. Mit einem Rollenspiel mit gebastelten
Blüten, die eine unterschiedliche Kronröhrenlänge haben, erfahren sie die Bedeutung
unterschiedlicher Rüssellängen von Insekten für die Bestäubung (Koevolution).
Stufe
Zyklus 2b, Zyklus 3, Sek 2
Sek 2
Die SuS können hier komplexere und kleinere Blüten untersuchen. Zuerst sollen die
Kenntnisse anhand einer beliebigen, einfachen Blüte aufgefrischt werden.
Anschliessend werden zusammengesetzte Asteraceen-Blüten und Gräserblüten
untersucht. Eine Recherche zu Windblütigkeit und Insektenblütigkeit ergänzt die
Beobachtungen. Auf dem Bauernbetrieb können die Kulturpflanzen auf ihre Bestäubung
(Windbestäubung, Insektenbestäubung) untersucht werden.
Im Labor kann mit Blütenfarben, ausgehend von Rotkohlsaft als Indikator,
experimentiert werden.
Auf dieser Stufe können viele Aufträge zusätzlich zu den Lektionen selbstständig, z.B.
auch als Hausaufgaben oder persönliche Projekte geleistet werden.
Eine Arbeitsteilung in der Bearbeitung der vielfältigen Aufträge in Form von
Gruppenarbeiten ist auch gut möglich. Es bleibt der Lehrperson überlassen, wie die
Auswertung gestaltet wird (schriftliche Aufbereitung oder mündliche Präsentation durch
einzelne Gruppen).
Didaktische Bezüge
Stufendifferenzierte Anleitung für:
Die Angebote werden hier nach Zyklen aufgeführt, wie sie auch in den
Schüleranleitungen dargestellt sind. Je nach Klasse oder Stufe können auch Aufgaben
aus einem andern Zyklus bearbeitet oder auch nur einzelne Aufgaben bearbeitet
werden. Alle Angebote dieser Lernaktivität eignen sich auch für projektartiges Arbeiten
(Einzelarbeiten oder Gruppenprojekte).
Zyklus 2: Das Angebot umfasst zwei Teile:
Erstens die Beobachtung und Dokumentation einer Blüte in ihrem Lebensraum
sowie das genaue Untersuchen, Darstellen und Benennen der einzelnen Blütenteile.
Zweitens das Bauen eines Modells der untersuchten Blüte oder einer Fantasieblüte
mit einfachen Bastelmaterialien.
Zyklus 3: Das Angebot umfasst drei Teile:
Erstens: Die Untersuchung verschiedener Blüten im Schulzimmer
Zweitens: Das Entdecken von Schauapparaten verschiedener Blüten und
Blütenzeichnungen, wie z.B. Saftmalen, auf dem Bauernbetrieb, in der
Schulhausumgebung oder im Garten
Drittens: Das Bauen der Modelle nach Anleitung, Spiel und Auswertung
Sek 2: Aus dem mehrteiligen Angebot können einzelne Aufgaben ausgewählt werden.
Zum Beispiel Untersuchen einer Compositen-Blüte oder Gräserblüte oder
Experimentieren mit Blütenfarbstoffen.
Zeitbedarf:
Zyklus 2
1L Beobachten und Beschreiben (auch als Hausaufgabe mehrmals über eine oder
zwei Wochen, bzw. einen bis drei Monate)
1-2L Untersuchen und Dokumentieren der Blütengestalt (je nach Klasse)
2L Bau des Modells (evtl. mit Werken zusammen)
1L Bestäubungsspiel und Sicherung
Zyklus 3
2L Untersuchen und Präparieren verschiedener Blüten
2L Entdeckung und Dokumentation von Schauapparaten (auch als HA möglich)
2L Bauen der Modelle (je nach Klasse und Stufe auch als HA)
2L Bestäubungsspiel und Sicherung
Sek 2
1L Repetition Blütenaufbau (ca. 1L, evtl. nicht nötig)
2L Untersuchung einer zusammengesetzten Blüte (Gras oder Asteraceenblüte)
2L Experimentieren mit Blütenfarben und Rotkohlsaft
Ort:
Bauernbetrieb, Garten, Schulhausumgebung
Schulzimmer
Labor (Sek 2)
Bezüge zum Lehrplan 21:
Bezug zu Kompetenzbereichen und Kompetenzen für Zyklus 2b
Bezug zu Kompetenzbereichen und Kompetenzen für Zyklus 3
Rahmenlehrplan Maturitätsschulen:
Richtziele und Basiskonzepte für Sek 2:
Auseinandersetzung mit der Vielfalt der Organismen und Erwerb von
Formenkenntnis
Erwerb von Grundkenntnissen zur sexuellen Fortpflanzung bei Pflanzen
Zusammenhänge zwischen Bau und Funktion in Bezug auf die Koevolution von
Pflanzen und Insekten erkennen
Basiskonzepte Struktur und Funktion; Information und Kommunikation, Variabilität
und Angepasstheit
Grundfertigkeiten: selbstständiges Erforschen, Entdecken, Beobachten und
Dokumentieren von Zuständen und Prozessen, Sammeln und Ordnen, Modelle als
Denkhilfen einsetzen.
Bezug zum Systemdenken:
Grundlage Systemdenken fördern (Schulverlag plus)
Haltungen: Zusammenhänge beachten, Veränderungen verfolgen. Die Blüte als Teil
des Systems Pflanze-Insekt wahrnehmen, Veränderungen in der Entwicklung und
Zeit verfolgen.
Konzepte und Werkzeuge: Systemelemente, System, Wirkungsbeziehungen. Die
einzelnen Blütenteile und ihre Funktion im System Bestäubung erkennen.
Unterrichtsablauf und Forschungsschritte
Problem- und Fragestellung
Zyklus 2
Obwohl die Blütenvielfalt jedes Jahr immer wieder faszinierend ist und wir vor allem im
Frühjahr von Blüten umgeben sind, werden Blüten selten bewusst wahrgenommen.
Beim genauen Betrachten und Untersuchen der Gestalt von Blüten erkennen die SuS,
dass die Blütenteile aus verschiedenartig gestalteten "Blättern" aufgebaut sind. Sie
sehen, dass die unterschiedlichst gestalteten Blüten immer den gleichen Grundbauplan
haben. Zusammenhänge zwischen dem Bau und der Funktion der verschiedenen Teile
sind offensichtlich und können erkannt werden. Folgende Fragen stellen sich:
Was ist eigentlich eine Blüte? Welche Bestandteile kann ich an einer Blüten erkennen?
Welche Aufgaben haben die einzelnen Teile einer Blüte? Warum sind Blüten
verschiedener Pflanzen gleich und doch verschieden? Wie können Blüten Insekten
anlocken? Warum fliegen Insekten zu den Blüten?
Zyklus3
Alle SuS haben schon die grosse Vielfalt an Blüten wahrgenommen. Sie wissen auch,
dass es wichtig ist, diese Vielfalt zu ordnen und zu kennen, z.B. zum Erkennen von
Nutz--, Zier- oder Giftpflanzen. Wissenschaftlich basiert die systematische Einteilung
der Pflanzengruppen auf dem Blütenbau. Indem SuS verschiedene Blüten vergleichend
untersuchen, können sie selbst verschiedene Gruppen von Pflanzen (Pflanzenfamilien)
erkennen. Sie können dabei auch die raffinierten Bestäubungsmechanismen entdecken
und erkennen Anpassungen von Bestäubern an den Bau der Blüten und umgekehrt die
Anpassungen der Blüten an ihre Bestäuber (Koevolution). Folgende Fragen stellen sich:
Wie unterscheiden sich Blüten verschiedener Pflanzen? Was ist eine Pflanzenfamilie?
Welche Pflanzenfamilien sind weitverbreitet? Welche spielen auf dem Bauernbetrieb
eine wichtige Rolle? Was ist ein "Schauapparat?" Wozu dient er? Warum spielt die
Rüssellänge der Bestäuber eine Rolle? Warum haben nicht alle Insekten einen
möglichst langen Rüssel?
Sek 2
Aufbauend auf den in den vorherigen Stufen erworbenen Grundkenntnisse entdecken
die SuS den Aufbau von komplexeren Blüten. Ausgehend von der Frage: "Was ist eine
Blume?" können die verschiedenen Blütentypen erkannt werden. Anhand der
Abwandlungen der Gräserblüte und der Ausgestaltung einer zusammengesetzten Blüte
können evolutive Anpassungen erkannt werden. Beim Untersuchen von Blütenfarben
wird erkannt, dass Blütenfarben unterschiedlich zustande kommen können, z.B.
physikalisch durch Lufteinlagerung (weiss), chemisch durch in die Vakuolen
eingelagerte, wasserlösliche Farbstoffe (rot, blau) oder durch die Anwesenheit von
organischen Pigmenten in den Chromoplasten.
Hinweise zu Forschung und Dokumentation
Mit den Forschungsaufgaben sollen die SuS selbstständig Zusammenhänge entdecken
und diese dokumentieren. Auf das Festhalten der Beobachtungen und das sprachliche
Beschreiben ist viel Gewicht zu legen, wenn auch die Dokumentation je nach
Lehrperson, Klasse und Fokus unterschiedlich geschehen kann: Einkleben der
Blütenblätter, Zeichnen, Fotografieren, Beschreiben mit Worten. Das Forschungsblatt
oder Forscherheft bietet eine Leitlinie zur Dokumentation und lehnt sich an
wissenschaftliches Arbeiten an.
Zyklus 2:
Bevor die Einzelblüte untersucht und auseinander genommen wird, soll die Blüte im
Lebensraum und in ihrer Entwicklung dokumentiert und beschrieben werden
(Knospen, Aufblühen, Verblühen, Fruchtbildung). Diese Aufgabe kann je nach zur
Verfügung stehender Zeit auch als Projekt (Hausaufgabe, Gruppenauftrag) über
einen längeren Zeitraum (2 bis 6 Wochen) durchgeführt werden. Dann empfiehlt es
sich eine bestimmte Blüte mit einem Wollfaden zu markieren, um ihre Entwicklung
genau verfolgen zu können.
Es ist wichtig grosse, einfach gebaute Blüten (auf dem Bauernbetrieb z.B. Raps,
Mohn, Obstblüten, Hahnenfuss; im Garten Tulpen, Nachtkerze) erforschen zu
lassen, bei denen die einzelnen Strukturen gut von Auge erkennbar sind.
Beim Untersuchen nehmen die SuS sorgfältig eine Blüten von aussen nach innen
auseinander. Sie ordnen diese Teile systematisch an, beschreiben und beschriften
sie. Damit wird der Grundtypus einer Blüte erarbeitet.
Anschliessend wird den Teilen ihre Funktion zugeordnet, dies kann anhand der
Informationen vom "Wissen zum Thema", anhand eines Lehrbuchs, mit Hilfe der
Lehrperson oder in einer selbstständigen Recherchearbeit geschehen.
Beim Herstellen eines Blütenmodells können die SuS die einzelnen Blütenteile
nochmals repetieren und ihre Anordnung erkennen. Je nach Klasse kann streng
nach Anleitung gearbeitet werden, oder die SuS können die Blüten gemäss ihrer
eigenen Phantasie gestalten. Mit den hergestellten Blütenmodellen kann in einem
Spiel zur Sicherung der Bestäubungsvorgang nachgespielt werden (siehe Link
Blütenmodelle). Die hergestellten Blüten können bewertet werden, wobei die
Kriterien zur Bewertung von den SuS selbst gefunden werden können, z.B.
Attraktivität für Insekten, naturgetreue Nachbildung, richtige Anordnung der
Blütenteile, exaktes Arbeiten, etc.
Wenn die SuS eine gewisse Sicherheit im Erkennen der Blütenstrukturen haben,
können weitere Blüten zur Untersuchung und zur Benennung gegeben werden (Iris,
Anemonen). Bei kleinen Blüten ist eine gute Lupe oder das Arbeiten mit einem
Binokular nötig.
Zyklus 3:
Hier bietet sich eine arbeitsteilige Gruppenarbeit an. So können verschiedene
Pflanzenfamilien gruppenweise erarbeitet und einander vorgestellt werden.
Es empfiehlt sich, möglichst grosse Blüten zu untersuchen und zu präparieren. Es
sollen nicht mehr als vier Familien untersucht werden, deren Merkmale aber (z.B. in
einer vergleichenden Tabelle oder auf einem Poster) festgehalten werden.
Folgende Familien und Arten können von Anfängern rasch erkannt und
unterschieden werden (besonders einfach zu untersuchende sind fett gedruckt). :
Kreuzblütler (Raps), Hahnenfussgewächse (Hahnenfuss, Anemonen),
Mohngewächse (Mohn), Rosengewächse (Obstbaumblüten, Apfel, Birne),
Schmetterlingsblütler (Lupine, Saubohne, Ginster), Lippenblütler
(Wiesensalbei), Doldenblütler (Karotte, Bärenklau), Nachtkerzengewächse
(Nachtkerze), Veilchengewächse (Stiefmütterchen), Liliengewächse (Schwertlilie,
Krokus, Tulpe), Primelgewächse (Schlüsselblume, Primeli), Astergewächse =
Korbblütler (Sonnenblume, Margerite), Nachtschattengewächse (Kartoffel);
Kürbisgewächse (Gurken, Kürbisse, Zucchetti).
Mit der Untersuchung der Blüten kann die Frage verknüpft werden, ob Merkmale
oder Mechanismen entdeckt wurden, die Bestäuber anlocken oder die
Selbstbestäubung verhindern.
Das Entdecken der Schauapparate kann mit einer Fotodokumentation oder mit
eigenen Zeichnungen geschehen. Die Gestalt des Schauapparats soll auch
sprachlich beschrieben werden. Falls eine UV-Lampe zur Verfügung steht, können
auch verschiedene Blüten im UV-Licht betrachtet und gezeigt werden, dass für die
Insekten, welche UV-Licht wahrnehmen können, Blüten anders aussehen.
Für das Blütenspiel können ebenfalls arbeitsteilig drei verschiedene Blütenmodelle
hergestellt werden. Um Zeit zu sparen, können diese auch von der Lehrperson
vorbereitet und immer wieder verwendet werden. Hier kann mit Lehrpersonen der
Bildnerischen oder Technischen Gestaltung zusammengearbeitet werden.
Sek 2:
Je nach Stand der Klasse können die SuS selbstständig arbeiten.
Es ist denkbar in der Klasse einzelne Aufgaben arbeitsteilig bearbeiten zu lassen, z.B.
die eine Hälfte untersucht Asteraceenblüten, die andere Hälfte Gräserblüten, etc.
Bei der Untersuchung der Blütenfarbstoffe kann die Zusammenarbeit mit der
Chemielehrperson gesucht werden und je nach Stand der Klasse vertiefter auf die
Zusammensetzung der Farbstoffe und die chemischen Vorgänge beim Farbwechsel
eingegangen werden. Die Forschungen sind aber auch auf einem einfachen,
phänomenologischen Niveau möglich.
Hinweise zum Material
Das Blütenangebot ist vor allem im Frühjahr günstig. Es können aber geeignete
Blüten während der ganzen Vegetationsperiode gefunden werden. Im Winter
können evtl. auch Blüten aus dem Blumenladen besorgt werden, wünschenswert
sind allerdings Untersuchungen, die mit Beobachtungen draussen verknüpft sind.
Für die Untersuchungen auf dem Bauernbetrieb ist Raps geeignet. In der
Schulhausumgebung oder in Hausgärten finden sich ebenfalls geeignete Blüten.
Für das Erarbeiten des Grundbauplans sind grosse Blüten, die die Lehrperson
aussucht und für die Klasse mitbringt, zu empfehlen. Falls Zeit ist, suchen sich die
SuS selbst ihre Blüte aus (Wahlkriterien vorgeben!) und bringen sie von zu Hause
mit. An diesen "eigenen" Blüten können die erworbenen Kenntnisse angewendet
und vertieft werden.
Für die Blütenuntersuchungen sind Pincetten (evtl. auch ein scharfes Messer) und
allenfalls Lupen notwendig.
Die Auslegeordnung kann auf Packpapier oder A3-Papieren erfolgen. Die
gestalteten Papiere können in einer Ausstellung präsentiert werden.
Für den Bau der Modelle werden am besten Alltagsmaterialien verwendet, siehe
Materialliste. SuS können diese mitbringen, die Lehrperson kann die Gegenstände
der Materialliste bereitstellen. Falls bestimmte Blütenmodelle hergestellt werden
sollen, z.B. langröhrige, kurzröhrige ist die entsprechende Anleitung zu gebrauchen.
Die konstruierten Modelle können in der Klasse ausgestellt und prämiert werden,
evtl. ist die Zusammenarbeit mit dem Technischen oder Textilen Werken sinnvoll.
Modell-Spiele: Mit Modell - Spielen kann das Verständnis der Bestäubung und die
Funktion der einzelnen Blütenteile gefestigt werden. Je nach Zeit können diese
aufwändiger oder einfacher gestaltet werden. Eine einfache Möglichkeit ist am Ende
der Arbeitsanleitung für SuS zusammengestellt. Für ältere SuS oder bei Vertiefung
kann die Anleitung "Handeln wie ein Insekt" (vgl. Anleitung Peter Pany "
low cost Blütenmodelle selber gemacht" und Herstellung von Blütenmodellen,
Unterricht Biologie 375, 2012) benutzt werden.
Falls die Anpassung von Insekten an verschiedene Blütentypen behandelt werden
soll, können kurzröhrige, langröhrige und mittellangröhrige Blüten gebaut werden
und die SuS mit kurzen, mittellangen und langen Rüsseln (Trinkröhrchen)
ausgestattet werden. In der Anleitung sind verschiedene Bastelvorlagen zu finden.
Farbstoffuntersuchungen: hier gibt es viele Anleitungen zu Experimenten mit
Rotkohlsaft auf dem Internet, z.B.
http://natex-hamburg.de/auspisalernen/auspisalernen.pdf
Pflanzenfarbstoffe als Indikatoren
Hinweise zur Datenerhebung
Obwohl der Blütenaufbau bei dieser Lernaktivität im Zentrum steht, macht es unter
Umständen auch Sinn, die Entwicklung der Blüten bis hin zur Fruchtbildung zu
untersuchen. Für die Dokumentation der Entwicklung der Blüten an ihrem Standort soll
den SuS möglichst viel individuelle Freiheit gelassen werden (Wahl des Mittels,
Beschreibung). Es können von der Lehrperson aber auch Kriterien vorgegeben werden,
die erfüllt werden müssen: z.B. Skizze und Beschreibung der ganzen Pflanze (Höhe,
Länge, Farbe, Aussehen). Wichtig ist, dass, die Dokumentation und Beschreibungen es
Anderen erlauben, die Pflanzen zu erkennen. Das exakte Messen kann auch ein Ziel
sein (z.B. Höhe, Länge der Früchte).
Die Dokumentationen können z.B. in Posterform ausgestellt werden und wichtige
Erkennungsmerkmale der Pflanzen können verglichen und nochmals festgehalten
werden.
Bei der Untersuchung lernen die SuS das naturwissenschaftliche Untersuchen, das
einen Eingriff ins Objekt bedingt (hier: abzupfen der Blütenorgane). Das systematische
Auslegen und Beschreiben ist wichtig, weil so die Merkmale erkannt werden können.
Die korrekte Benennung der Teile kann durch die Lehrperson anhand eines Schemas
visualisiert werden oder die SuS können Hilfsmittel wie Bücher oder Internetquellen
beiziehen. Hier ist es wichtig, den SuS klar zu machen, dass manchmal lateinische,
manchmal deutsche Namen verwendet werden und dass gewisse Bezeichnungen
synonym verwendet werden, wie z.B. Kronblätter und Blütenblätter.
Hinweise zur Datenauswertung
Die Datenauswertung der Beobachtungen und der Dokumentation besteht in einer
vergleichenden Diskussion mit der Formulierung von Vermutungen, Fragen oder
Merksätzen, vgl. auch Fragen im Forschungblatt.
Die Datenauswertung des Modellspiels können folgende Fragen thematisieren:
Welche Blüten sind besonders gut gelungen? Warum?
Was können wir mit den Modellen zeigen?
Ein Modell stimmt immer nur zum Teil. Wo stimmt mein Modell, wo nicht?"
Für die Sek 2-Stufe wird auf ein Forschungsblatt verzichtet, es wird davon
ausgegangen, dass die SuS selbstständig oder nach Anleitung ihre Notizen gestalten
und auswerten.
Ergänzende Hinweise für den Unterricht
Der forschend-entdeckende Zugang ermöglicht den SuS eine Beziehung zu Blüten
aufzubauen. Obwohl auch Arten- und Formenkenntnis erworben wird, steht nicht das
Kennen der Namen der Blüten und deren Systematik im Zentrum, sondern das
Entdecken von Zusammenhängen, das Kategorisieren und Wiedererkennen.
Es ist unbedingt empfehlenswert, die Grundkenntnisse an grossen, einfachen Blüten zu
erarbeiten und erst nachher zu zusammengesetzten oder kleineren Blüten überzugehen.
Fortgeschrittenere Schülerinnen und Schüler können am Beispiel noch speziellerer
Blüten (z.B. Orchideenblüten, Blüten aus tropischen Ländern) ihre Kenntnisse vertiefen
und mit eigenen Recherchen ergänzen.
Im Zusammenhang mit der Insektenbestäubung können je nach Zeit ergänzend auch
andere Bestäubungsmöglichkeiten diskutiert, recherchiert oder untersucht werden, wie
die Tierbestäubung allgemein oder die Wind- oder Wasserbestäubung, vgl. auch
"Wissen zum Thema - Pflanzenvielfalt in der Kulturlandschaft".
Didaktischer Kommentar
Fachhintergrund - Einbettung
Die Blütenvielfalt unserer Welt ist riesig, sie ist den Schülerinnen und Schülern meist
nicht bewusst. Das Untersuchen einer Blüte lässt die wichtigen Blütenteile als spezielle
Blätter erkennen. Vergleichende Untersuchungen (innerhalb der Klasse, der Gruppen
oder von einzelnen Schülern) zeigen den immer gleichen und doch abgewandelten
Aufbau. Dabei werden Zusammenhänge zwischen dem Bau und der Funktion erkannt,
z.B. Kelch=>Schutz; Kronblätter=>Anlocken, Landeplatz;
Staubblätter=>Pollenproduktion; Fruchtknoten=>Entwicklungsraum;
Narbe=>Pollenfängern etc. ! Merkmale und Mechanismen, die die Bestäubung
erleichtern oder verhindern, werden erkannt. Dies lässt die Bedeutung der sexuellen
Fortpflanzung bei Pflanzen und die gegenseitige Beziehung Pflanzen – Bestäuber
(Koevolution) erkennen.
Das Bauen eines Blütenmodells und das Spiel 'Handeln wie ein Insekt' festigt die
erworbenen Kenntnisse und eignet sich, um die Beziehungen zwischen Blütenformen
und Insektenbestäubung zu erkennen.
Die vergleichende Erarbeitung von Pflanzenfamilien soll den Blick für Unterschiede und
Gemeinsamkeiten wecken.
Auf Sek 2-Stufe kann bei der Untersuchung von komplexen Blüten auf deren evolutive
Entstehung eingegangen werden. Ebenfalls zeigen die Experimente zu Blütenfarben
schön, wie die Natur mit wenigen Blütenfarben durch Veränderung des chemischen
Milieus eine Vielfalt von Farben hervorbringen kann.
Kommentar zu den Arbeitsaufträgen
Die Arbeitsaufträge können nach Belieben verwendet werden. Sie eignen sich je nach
Einbettung für unterschiedliche Stufen. Aus der Fülle von Arbeitsaufträgen können auch
nur einzelne ausgelesen werden.