Eiserne Hochzeit - sondheim-im

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Eiserne Hochzeit - sondheim-im
SONDHEIM/GRABFELD
Helga und Rudolf Eckardt halten eisern
zusammen
Gemeinsam durchs Leben: Helga und Rudolf Eckardt aus Sondheim/Grabfeld haben am
Freitag Eiserne Hochzeit gefeiert. Foto: Katharina Haid
Freitag, der 13. Mai 2016, ist für Helga und Rudolf Eckardt aus Sondheim/Grabfeld kein
Unglückstag, sondern ein Grund zum Feiern. Seit 65 Jahren halten die beiden fest zusammen
– und feierten am Freitag im Kreis von Freunden und Verwandten ihre Eiserne Hochzeit. Es
ist ein seltenes Fest in der heutigen Zeit, und um dies zu würdigen, waren auch Mellrichstadts
dritter Bürgermeister Frank Vetter und der stellvertretende Landrat Josef Demar zu Besuch.
Helga erinnert sich noch genau wie es war, vor 65 Jahren. Sie war 21 und Rudolf, genannt
Rolf, 25, als sie heirateten. „Früher hat man zwei Tage lang die Hochzeit gefeiert, mit Essen
und Trinken“ sagt sie und lacht. „Es war auch Pfingsten, und am ersten Tag war es sehr
schön, aber am zweiten hat es dann geregnet.“
„Die Kinder, Enkel und Urenkel, das waren unsere Höhepunkte in 65 Jahren Ehe“ sagt Rolf
rückblickend, und Helga nickt. Ihre fünf Kinder Udo, Anne-Mi (Anne Marie), Karen, Hella
und Anja haben ihnen zehn Enkelkinder geschenkt, heute bereichern schon acht Urenkel die
Familie.
Tiere mögen die Eckardts auch. Viele Jahre hatten sie Kühe, Schweine, Hühner und Hasen
und standen täglich um 5.30 Uhr auf, um sie zu versorgen. Heute lassen sie sich drei Stunden
mehr Zeit. Nach Frühstück und Zeitung lesen geht es für Rolf sofort in den Garten. Die Arbeit
macht ihm noch Spaß. Hühner versorgen und Flurfahrten mit dem Schlepper gehören auch
zum Programm. „Ich muss ja schließlich schauen, was da draußen los ist“, sagt er lächelnd.
„Mein Vater ist ein sehr ruhiger Mensch“, erzählt Sohn Udo, „aber er wird ungemütlich, wenn
er nichts zu tun hat.“ Die Familie müsse aufpassen, dass er sich nicht zu viel zumutet. Es
kommt schon mal vor, dass er – mit fast 90 Jahren – noch vier bis fünf Stunden auf dem
Schlepper sitzt. „Ich bin es nicht anders gewohnt“, sagt Rolf achselzuckend. „Ich mache das,
seit ich 14 bin.“
Wenn er dann mal in der guten Stube ist, liest er gerne. „Am liebsten Arzt- und Bergromane“,
schwärmt Rolf. Helga dagegen strickt lieber zusammen mit einer Freundin in deren Garage,
oder sie sieht zuhause fern. Das Stricken ist schon seit ihren Jugendjahren ihr Hobby, so hat
sie Rolf auch in der Lichtstube kennengelernt. „Das war ein Treffen in stets verschiedenen
Häusern. Da haben die Männer geraucht und die Frauen gesponnen oder gestrickt“, erinnert
sie sich. Zwar kannten sich Helga und Rolf aus der Schule, gefunkt hat es aber erst in der
Lichtstube.
Dass ihr Rolf der Richtige ist, weiß Helga nach 65 Jahren Ehe ganz genau. „Er ist der ideale
Mann, mir ist alles an ihm lieb. Und jetzt hilft er mir auch so viel, weil ich gesundheitlich
nicht mehr alles schaffe“, sagt Helga liebevoll. „Er kocht jetzt sogar“, schwärmt sie. „Ich gebe
an, was er machen muss, und er befolgt alles.“ Und so kochen sie dann gemeinsam ihre
Leibspeisen: Kartoffeln mit Butter für Helga und Gries- oder Reisbrei mit Obst für Rolf.
Dass sie immer noch so gut mit einander auskommen, ist für die beiden nichts
Außergewöhnliches. „Das haben wir so miteinander ausgemacht“, sagt Helga. Rückblickend
sagt Rolf: „Damals waren es ganz andere Verhältnisse. Da war die Währungsunion, und jeder
von uns beiden bekam 40 Mark, und mehr hatten wir nicht. Alles andere mussten wir uns
durch die Landwirtschaft erarbeiten. Da rauft man sich zusammen.“ Man hatte Arbeit von
früh bis spät, auch am Wochenende. Für Streitereien blieb da keine Zeit und Kraft. An laute
Auseinandersetzungen können sich die beiden jedenfalls nicht erinnern.
Ein Leben voll harter Landarbeit und fünf Kinder großziehen – mal woanders Urlaub machen,
das kennen die beiden nicht. „Nur einmal waren wir acht Tage in Bad Reichenhall, um
Bekannte zu besuchen“, erinnert sich Helga. „Und ich war mal auf Kur“, erinnert sich Rolf.
Doch beide sind sich einig: „Daheim ist es einfach am schönsten.“