Kolumbien: Neue Politik für die «Basis
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Kolumbien: Neue Politik für die «Basis
newsletter dezember 2008 Bessere Lebensbedingungen für Lateinamerika Kolumbien: Neue Politik für die «Basis» In Ländern wie Kolumbien, die seit Jahrzehnten von einem Konflikt zermürbt und von Armut betroffen sind, ist eine aktive Zivilgesellschaft besonders wichtig. Vivamos Mejor baut deshalb in all ihren Projekten Basisorganisationen auf und bestärkt Menschen, ihre Ideen und Arbeitskraft gemeinsam einzusetzen. Der kolumbianische Staat jedoch macht der «Basis» derzeit einige Probleme. Ein neues Gesetz fordert von den Basisorganisationen die Einhaltung hoher Auflagen. Erfüllen Sie diese nicht, müssen sie mit Sanktionen rechnen. Liebe Leserinnen und Leser Negative Schlagzeilen dominieren die Nachrichten. Viele, auch wir, sind beunruhigt über die weiteren Auswirkungen der Finanzkrise. Als kleine Organisation mit marginalen Reserven, welche fast ein Drittel ihrer Spenden von der Wirtschaft erhält, müssen wir einen Einbruch der Spendeneinnahmen fürchten. Denn wenn weniger Geld vorhanden ist, wird weniger gespendet. Es gibt sie in Kolumbien, die gut organisierten und fähigen Basisorganisationen. Dazu hat auch Vivamos Mejor mit ihrer Arbeit in den letzten Jahren beigetragen. Viele der im Rahmen von Vivamos MejorProjekten aufgebauten Basisorganisationen sorgen heute dafür, dass – auch nach Rückzug unserer Stiftung – Kindergärten weiterbetrieben, Suppenküchen unterhalten und Schulen durch externe Finanzgeber weiterfinanziert werden. Der kolumbianische Staat scheint diesen Einsatz seiner Bevölkerung aber nicht sehr zu schätzen. Jedenfalls erschwert er ihre Arbeit neuerdings massiv: Ein kürzlich erlassenes Gesetz verlangt von den Basisorganisationen, dass sie die Projekte, an denen sich der Staat beteiligt, kofinanzieren müssen. Die Beiträge, die gefordert werden, übersteigen deren finanzielle Kapazitäten aber bei weitem. Zweites Problem ist, dass der kolumbianische Staat die Organisationen neu rechtlich mit KMU’s gleichsetzt, was bedeutet, dass sie monatlich eine komplizierte Steuererklärung ausfüllen und einen staatlich anerkannten Buchhalter bezahlen müssen. Das verursacht zusätzliche Kosten. Die Folge: Viele Basisorganisationen haben seit Einführung des Gesetzes die Auflagen nicht erfüllen können und müssen um ihre Existenz bangen. Vivamos Mejor will auch künftig dafür sorgen, dass «Hilfe zur Selbsthilfe» oberstes Ziel in Kolumbien bleibt. Der Basisorganisation in der Gemeinde Bosa zum Beispiel greift Vivamos Mejor mit einer Buchhalterin und Administrationstraining unter die Arme. Aber es gibt auch gute Nachrichten, die uns in unserer Arbeit bestätigen. Allen voran diese: Die Jugendlichen unseres Berufsförderungsprojekts in La Dorada haben einen nationalen Preis für die beeindruckendste Leistung von jungen kolumbianischen Menschen gewonnen. Als Preis können die Jugendlichen nun ihre Erfahrungen ein Jahr lang auf Kosten des kolumbianischen Staates bei verschiedenen Konferenzen vorstellen und damit an andere weitergeben. Unsere Hilfe wirkt also gleich mehrfach. Zweites Beispiel: In der nationalen Evaluation des kolumbianischen Erziehungsministeriums belegte unsere Partnerorganisation mit ihren Übergangsschulen die ersten drei Plätze für die besten Leistungen der SchülerInnen. Auch dies zeigt die Qualität unserer Arbeit, die nur möglich war, weil Sie, liebe SpenderInnen, an uns geglaubt haben. Danke für Ihr Vertrauen! Eine friedliche Weihnachtszeit wünschen Stiftung Vivamos Mejor Lorrainestrasse 6 Postfach 478 CH-3000 Bern 25 [email protected] www.vivamosmejor.ch Tel: +41 31 331 39 29 Fax: +41 31 331 03 09 Die Stiftung Vivamos Mejor ist ZEWO zertifiziert. Bankverbindung für Spenden: Berner Kantonalbank, 3001 Bern Kto. 16 875.780.0.73 Postcheckkonto 30-6632-5 Franziska Rohner und Sabine Maier Geschäftsleitung Internationale Studie: «Kleinbauern sind die Zukunft» Seit einigen Jahren schon setzt Vivamos Mejor auf kleinbäuerliche Landwirtschaft. Eine internationale Studie bestätigt nun diesen Ansatz. Auf Initiative der Vereinten Nationen und der Weltbank haben 400 Landwirtschaftsexperten vier Jahre daran gearbeitet, eine globale Strategie für die Landwirtschaft und gegen den Hunger in der Welt zu entwickeln. Das Ergebnis liegt nun vor: die grösste Landwirtschaftsstudie ihrer Art. che Landwirtschaft könne langfristig und nachhaltig den Hunger auf der Welt beenden. Es gelte, ökologisch stabile Anbausysteme und geeignete Methoden der Bodenbereitung und der Vermarktung zu entwickeln. Hier setzt die Arbeit von Vivamos Mejor an: In Condega in Nicaragua zum Beispiel sollen 96 Kleinbauernfamilien durch bessere Planung der Pfl anzungen, Diversifizierung der Anbauprodukte und effizientere, aber nachhaltige Anbautechniken zukünftig regelmässiger und mehr produzieren können. Ziel ist, dass sie ihren Eigenbedarf besser abdecken und genug produzieren, um einen Teil der Ernte verkaufen zu können. Positiver Nebeneffekt: Eine einseitige Auslaugung der Böden wird dadurch ebenfalls verhindert. Gefordert wird in dem Bericht eine radikale Änderung der Agrarpolitik und der Produktionsweisen. «Business as usual» sei keine Option mehr. Mit den bisherigen Strategien gehen die Experten hart ins Gericht: Der monokulturelle Intensivanbau sei zwar über Jahrzehnte erfolgreich gewesen, aber die Umweltkosten würden in seine Rechnungen kaum einbezogen. Die Kleinbauern seien es, die die Zukunft der Landwirtschaft bedeuteten. Nur eine an die klimatischen und sonstigen lokalen Gegebenheiten angepasste, kleinbäuerli- Ich heisse José Murilo und bin technischer Landwirtschaftsberater von CAV in Brasilien. Meine Aufgabe ist es, Kleinbauern in nachhaltigen Anbaumethoden zu beraten. CAV fördert ganzheitliches biologisches Bepflanzen, welches den klimatischen Bedingungen angepasst ist und den Bauern eine regelmässige Ernte ermöglicht. Statt der leider weit verbreiteten Monokultur werden nach unserer Methode viele verschiedene Pflanzen rotierend angebaut, so wird Bodenauslaugung verhindert. Dieses System hat uns übrigens ein Schweizer nähergebracht. Eukalyptusmonokulturen auf der Hochebene anpflanzte, welche zuviel Wasser absorbieren, die Regenzeit immer kürzer wird und die Wasserquellen überweidet wurden, kämpfen die Kleinbauern mit Wassermangel. Viele Bauern mussten deswegen ihre Höfe aufgeben. CAV hilft ihnen, das Problem anzupacken. Ich bin neben der Beratung auch für den Aufbau eines Wassermanagements verantwortlich: Die Bauern lernen, ihre Quellen zu schützen, damit sie mittelfristig wieder Wasser haben. Das Regenwasser wird durch ein System von kleinen StauIch besuche die Bauern regelmässig und mauern gesammelt und besser genutzt. berate sie, wo sie was verbessern können. Die Familien tragen aktiv zu unseren ProWichtig ist, auf ihre individuelle Situation jekten bei: Sie zäunen die Quellen ein, einzugehen. Bei jedem Besuch lerne ich beteiligen sich an Aushubarbeiten und lerauch etwas von den Bauern, wir tauschen nen, die Quellen eigenständig zu überwauns gegenseitig aus. Danach halte ich in chen. Dank unseren Massnahmen konnten einem Besuchsbericht fest, welche Emp- viele Bauern auf ihre Höfe zurückkehren, fehlungen ich gemacht habe. weil sie nun genug Wasser haben, um sich Weil eine Firma in Schweizer Besitz grosse selbst zu versorgen. José Murilo, Agronom bei CAV Brasilien Neues Projekt: Atitlán – die neue Phase 2009-2011 Seit Jahren ist Vivamos Mejor in Guatemala aktiv und hat – zuerst am AtitlánSee, danach im Hochland – verschiedene Entwicklungsprojekte mitfinanziert. Nun geht die Arbeit in eine neue Phase. In der Gesundheitsförderung gibt es vor allem inhaltliche Anpassungen: Wir führen ein Qualitätsverbesserungssystem ein, das die Arbeit sowohl der dörflichen wie der professionellen «GesundheitsverantwortliMit dem Regionalprogramm 2009-2011 chen» evaluieren und verbessern wird. knüpft Vivamos Mejor einerseits an die Zudem engagiert sich Vivamos Mejor neu in Aktivitäten der letzten Jahre an, denn der Sexualaufklärung und Familienplanung, nachhaltige Veränderungen brauchen primär bei Frauen und Jugendlichen. meinden zu bestimmen und entsprechende Präventionsmassnahmen zu ergreifen. So werden die Auswirkungen von Naturkatastrophen für Leben und Infrastrukturen abgeschwächt. Zeit. Andererseits setzen wir jedoch deut- Bei der landwirtschaftlichen Entwicklung liche neue Akzente – geographisch wie arbeiten wir künftig vermehrt mit Frauengruppen und unterstützen die Bauern neu inhaltlich. Im Bereich Erziehung führen wir die be- auch darin, ihre Anbaumethoden für Mais währte Frühförderung weiter, begünsti- zu verbessern. Die in der letzten Phase gegen aber mehrheitlich neue Gemeinden gründete Kaffee-Kooperative soll ihre Proentlang des Río Nahualate. Die schulische dukte besser vermarkten lernen. Wir konnten in der Vergangenheit viele sichtbare Fortschritte erreichen: So reduzierten wir unter anderem die Müttersterblichkeit erheblich. Ausserdem unterstützen wir den Aufbau eines Notfallzentrums, das im Katastrophenfall schnelles Handeln ermöglicht und Leben rettet. Um weitere solcher Meilensteine realisieren zu können, brauchen wir Ihre Unterstützung. Leisten Sie mit uns einen Begleitung ist nicht mehr Teil unseres Pro- Neu im Programm ist der Bereich Risiko- nachhaltigen Beitrag zur Verbesserung gramms, da hierfür erfreulicherweise ande- prävention: Lokale Behörden und Bewoh- der Lebensbedingungen in Guatemala! nerInnen lernen, die Risikozonen ihrer Ge- Jede Spende macht den Unterschied! re Geldgeber gefunden werden konnten. ... dass viele lateinamerikanische Staaten gleich mehrfach von der internationalen Finanz- und Bankenkrise betroffen sind? Lateinamerika, in den Achtzigerjahren eine notorische Krisenregion mit sinkenden Pro-Kopf-Einkommen und einer riesigen Auslandsverschuldung, schien in letzter Zeit eine Region wirtschaftlicher Stabilität und Wachstums zu sein. Doch die aktuelle Finanz- und Bankenkrise zeigt: Durch die Kombination aus fallenden Rohstoffprei- sen, enormen Wechselkursverlusten und der engen Kopplung an die von der Krise stark geschüttelte US-Konjunktur gerät Lateinamerika ins Wanken. So brachen dann im Oktober auch Börsen und Währungen geradezu ein: Der Börsenindex Ibovespa in São Paulo verlor seit Jahresbeginn – gemessen in US-Dollars – 46%, der kolumbianische IGBC General lag um 27% im Minus. Der brasilianische Real büsste 19% seines Werts ein, der kolumbianische Peso 11%. Brasiliens Präsident Lula befürchtet nun: «Vielleicht handelt es sich um die grösste Krise der Geschichte». Wie gross die negativen Auswirkungen der Krise auf die Sozialsysteme der Länder und damit die Unterstützung der Ärmsten sein werden, bleibt abzuwarten. Jedoch wird die Arbeit von Organisationen wie Vivamos Mejor wichtiger denn je sein, damit die Armen nicht noch mehr betroffen werden. Helfen Sie uns dabei, den Menschen in Lateinamerika ein positives Signal für die Zukunft zu senden! Spendenrückgang zu befürchten Weltweit fallen die Börsenkurse ins Bodenlose – und jeder spürt die Folgen. Die Finanzmarktkrise bedroht längst nicht mehr «nur» Banken und Staatshaushalte, sie macht auch vor gemeinnützigen Organisationen und Stiftungen nicht halt. So muss auch Vivamos Mejor einen Spendenrückgang befürchten. Unterstützen Sie uns, damit unsere Begünstigten weiterhin von unseren Projekten profitieren können! ... spendeten die Hochzeitsgäste von Patricia und Ivo Angehrn? Als wir im letzten Sommer heirateten, wollten wir unser Glück auch mit weniger privilegierten Menschen teilen. Wir entschieden deshalb, unsere Gäste um eine Spende an ein Hilfswerk zu bitten. Ein Mix aus eigenen Ideen, Empfehlungen von Bekannten und etwas Zufall führte uns zu Vivamos Mejor. Wir erhielten professionelle und überzeugende Informationen zur Organisation und konnten ein Projekt auswählen, dem das gesammelte Geld zugutekommen sollte. Das Team von Vivamos Mejor sorgte ausserdem für eine unkomplizierte administrative Abwicklung unseres Vorhabens. Die Geschichte gibt genug Anlässe zur Sorge: Wenn es für Staaten und deren Bevölkerung finanziell eng wird, sparen sie oft zuerst bei der Entwicklungshilfe. Meist leiden die Armen auf der Welt doppelt unter wirtschaftlichen Krisen. Sicherlich ist es noch zu früh, um die genauen Folgen der wirtschaftlichen Situation für Entwicklungshilfsorganisationen im 2009 abzuschätzen, aber es wächst die Sorge, dass sie sich negativ auswirken und auch Vivamos Mejor treffen könnte. Direkt, weil die lebenswichtigen Nahrungsmittel teurer werden und sie sich nicht mehr ausreichend ernähren können. Oder weil die Nachfrage in den Industrieländern nach Waren aus Entwicklungsländern sinken und niedrigere ausländische Investitionen weniger Wachstum und Regierungseinkommen bedeuten. Unser Anliegen ist es, dass wir unsere Arbeit kontinuierlich fortführen können. Vivamos Mejor verfügt zwar über kleine Reserven, die den Fortbestand laufender Projekte garantieren. Doch die sind verhältnismässig bescheiden, und wenn sie aufgebraucht sind, können wir keine neuen Projekte in Angriff nehmen. Daher unsere Bitte: Unterstützen Sie uns und unsere Begünstigten in Lateinamerika! Tragen Sie dazu bei, dass Kinder in die Schule gehen, Jugendliche eine Ausbildung absolvieren, Kleinbauern ihre Familien ernähren und schwangere Frauen sich regelmässig untersuchen lassen können! Indirekt werden sie betroffen, wenn auch bei den Spenden an Stiftungen, die sie unterstützen, gespart wird. Privatpersonen, Firmen, aber auch Stiftungen und die öffentliche Hand schnallen in Krisenzeiten den Gürtel enger – auch, was ihr Engagement für Entwicklungshilfe betrifft. Unsere Gäste folgten dem Spendenwunsch mehr als erwartet – insgesamt kamen mehrere tausend Franken zusammen. Das Geld wird dem Projekt Comuna Soacha in Bogotá/ Kolumbien zukommen. Wir freuen uns, damit einen Beitrag für eine bessere Zukunft der dortigen Flüchtlingskinder und deren Familien leisten zu können! Patricia und Ivo Angehrn ... französische MuttersprachlerInnen die Lust haben, uns in unserer Arbeit regelmässig mit kleineren Übersetzungsarbeiten zu unterstützen. Die Arbeit kann bequem von zu Hause erledigt werden. Wenn Sie Interesse haben, melden Sie sich bei uns! Stiftung Vivamos Mejor Lorrainestrasse 6 Postfach 478 CH-3000 Bern 25 [email protected] www.vivamosmejor.ch Tel: +41 31 331 39 29 Fax: +41 31 331 03 09 Die Stiftung Vivamos Mejor ist ZEWO zertifiziert. Bankverbindung für Spenden: Berner Kantonalbank, 3001 Bern Kto. 16 875.780.0.73 Postcheckkonto 30-6632-5 Impressum Texte: Kerstin Krowas, Sabine Maier Fotografien: Archiv Vivamos Mejor Beratung & Konzept: Peter Rohner, Comsult Grafik: Lydia Wilhelm Druck: Basisdruck, Bern