Stadtplan von Agadir Nun sollte man es auch heute nicht unerwähnt

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Stadtplan von Agadir Nun sollte man es auch heute nicht unerwähnt
Stadtplan von Agadir
Nun sollte man es auch heute nicht unerwähnt lassen, dass es dem Kommandanten von S.M.S. Berlin, Fregattenkapitän Löhlein zu verdanken
ist, dass diese offensichtliche Provokation der Franzosen dennoch friedlich ausgegangen ist. Die jungen deutschen Offiziere und die Mannschaft
wollten diese Aktion natürlich nicht unbeantwortet lassen und forderten einen sofortigen Einsatz. Der besonnene Fregattenkapitän Löhlein war
sich aber der eventuellen Folgen bewusst und ordnete konsequentes abwarten an. Später regelten Diplomaten die Angelegenheit und die
französische Flagge wurde wieder eingeholt.
Hafen von Agadir, auf dem Berg ist die Kasbah gut zu erkennen - Foto von 1911
Die Kasbah, die alte Festung von Agadir, wurde beim großen Erdbeben von 1960 völlig zerstört.
Fassen wir noch einmal zusammen: Unabhängig von den Entwicklungen in Marokko legte der Admiralsstab in Berlin bereits im Vorjahr für
1911 eine notwendige Grundreparatur von S.M.S. Panther in der Heimat fest. In dieser Zeit befand sich das Schiff in den Gewässern vor dem
deutschen Schutzgebiet Kamerun. Da es auf seiner langen Heimreise nach Deutschland Kohle benötigte, macht sich wie üblich ein
Zwischenstopp in Marokko notwendig. Der Chef des Admiralstabes fragte am 08.03.1911 im Auswärtigen Amt an, ob gegen das Anlaufen von
Casablanca und Mogador Bedenken bestünden. Um die Situation im Marokko nicht weiter zu eskalieren (aber trotzdem Flagge zu zeigen)
entschied sich das Auswärtige Amt als symbolischen Akt Agadir anzulaufen, also einen Hafen, der im Süden und somit sehr weit vom
französischen Operationsgebiet jener Zeit entfernt lag. S.M.S. Panther war zu dieser Zeit ein grundreparaturbedürftiges Kanonenboot mit
einer Besatzung von ca. 120 Mann und einer Bewaffnung von 2 Schnellfeuerkanonen Kaliber 10,5 cm und 6 Maschinenkanonen Kaliber 3,7
cm. In dieser Situation also ohne eigentlichen Gefechtswert, denn zu dieser Zeit waren bereits ca. 100.000 französische und spanische
Soldaten in Marokko stationiert.
Dieser "Panther" hatte weder richtige Zähne noch Krallen und war zudem altersschwach, auch sprang er nicht sondern schleppte
sich recht mühsam nach Hause. Alles in allem ein sehr unpassendes Beispiel für die damals von allen Industriestaaten praktizierte
Kanonenbootpolitik.
Lage von Agadir in Marokko
Der deutsche Schritt, der für die Eingeweihten keineswegs durchaus unerwartet kam, wurde zunächst überall verhältnismäßig ruhig
aufgenommen. Der französische Außenminister war zwar überrascht, aber "nicht bestürzt", die Pariser Presse verhielt sich in den ersten Tagen
recht gemäßigt. Rom und Petersburg zeigten sich ziemlich gleichgültig. Nur der neue Unterstaatssekretär im englischen Auswärtigen Amt, der
frühere Botschafter in Petersburg, Sir Arthur Nicolson, bemerkte, Agadir sei kein offener Hafen und stellte die Frage, ob Deutschland Truppen
landen werde. Kurz nachher erklärte Grey, nun sei eine neue, heikle Lage entstanden, die England zwinge, seine eigenen Interessen in
Marokko zu verfolgen. Eine schriftliche Mitteilung in diesem Sinne erfolgte am 4. Juli. Drei Tage später bekannte sich der französische
Außenminister zu Verhandlungen mit Berlin bereit, und Cambon, der von Paris nach der deutschen Hauptstadt zurückkehrte, erhielt die
Vollmacht zur Besprechung von Kompensationen. Seine erste Unterredung mit Kiderlen verlief verhältnismäßig günstig. Der Name des
französischen Kongogebietes als Austauschobjekt wurde genannt, und der Vertreter der Republik war sichtlich erleichtert, als er erkannte,
dass Deutschland in Marokko selbst keine Ansprüche erhebe.
Im Hafen von Agadir lag "Panther" im Zeitraum vom 01.07.1911 bis 20.07.1911 ohne irgendwelche Handlungen an Land zu unternehmen,
danach setzte sie seine Heimreise fort und wurde in Danzig generalüberholt.
Sir Eyre Crowe, Abteilungsleiter im britischen Außenministerium, notierte kurz nach dem "Panthersprung nach Agadir", am 3. Juli 1911: "Die
Tatsache, dass Deutschland den Sprung gemacht hat, muss der Annahme Raum geben, dass es sich jetzt in der Lage glaubt, der Gefahr einer
französisch-britischen Gegnerschaft zu trotzen. [...]. Wenn sich [...] erweisen sollte, dass dem so ist, so stehen wir nun einer dringenden und
unmittelbaren Gefahr gegenüber, für die gerüstet zu sein von vitaler Bedeutung ist."
Von der anderen Seite gesehen: "Blick auf die Festung von Agadir"
Kleiner Kreuzer Berlin vor Agadir
Quellen:
z Weltgeschichte nach Leopold v. Ranke, Eigenbrötler Verlag 1921
z Deutsche Seefahrt v. Trotha und König, Otto Franke Verlagsgesellschaft
z So war die alte Kriegsmarine, Mantey
z Le tremblement de terre d'Agadir 29 février 1960 (Erdbeben Agadir 1960)
z Encyclopaedia of the Orient (Agadir)