Pieter Aertsen Bauernfest 1550 Auf einem Fest wird gegessen

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Pieter Aertsen Bauernfest 1550 Auf einem Fest wird gegessen
Pieter Aertsen
Bauernfest
1550
Auf einem Fest wird gegessen, getrunken, gesungen und getanzt – und natürlich
geflirtet. All das wird uns gezeigt, aber auch die Arbeit, die dahintersteckt.
Fangen wir damit an, mit dem Brei- oder Suppenkoch, der, tief gebückt im großen
Kessel rührend, von etwas aufgeschreckt wird, sei es, dass ihm sein Nebenmann, der
den eleganten Kellner spielt, etwas zugerufen hat, sei es, dass außerhalb unseres
Blickfelds etwas seine Aufmerksamkeit fesselt (auch der Mann links am Tisch blickt in
dieselbe Richtung). Durch diese Störung ist sein Gleichgewicht gefährdet, er droht in
den Kessel zu tauchen, nur das Herausstrecken des Hinterns hält die Balance.
Der Kellner übt die Geschmeidigkeit der Armhaltung und der Kopfdrehung ein (in
diesem Augenblick sieht ihn ja niemand, es sei denn, er spielt einer unsichtbaren
Person etwas vor, vielleicht will er einem Mädel imponieren). Da ausschließlich
Bauern auf dem Bild dargestellt sein, könnte es auch sein, dass er den Ausdruck von
Vornehmheit höher gestellter Personen parodiert.
Der Mann links am Tisch hält einen Krug krampfhaft mit beiden Händen fest, als wolle
ihn jemand wegnehmen. Doch bei seinem Nebenmann riskiert er diesbezüglich
nichts. Dessen Hand geht bei der Dame neben ihm aufs Ganze, allerdings liegt ihre
Hand schon abwehrbereit neben der seinen. Auch diese beiden Personen schauen
auf unsichtbare Ereignisse, die Dame ist gefesselt von dem, was sie sieht, der Mann
möchte das gerne ausnutzen.
Im Hintergrund wird getanzt, ein Reihen- oder Rundtanz; ein Mädel wird mehr oder
weniger mit Gewalt zum Mittanzen bewogen.
Zwei Paare sitzen daneben, beide stark mit sich selbst beschäftigt.
In dem Haus im Hintergrund geht es ebenfalls hoch her. Die Erwachsenen stehen um
den Tisch, trinken und schwanken. Ich denke, dass das den beiden Kindern im
Vordergrund nicht so recht geheuer ist. Sie scheinen hastig einzupacken, was die
Esser übrig gelassen haben.
Der Hund ist glücklich in sich versunken. Er schleckt das noch nicht abgespülte
Geschirr aus.
Was aber ist das für eine Wand hinter der groß dargestellten Gruppe am Tisch? Es
kann weder ein großes Fenster noch eine transparente Stoffbespannung sein,
dahinter liegt ja der nicht mehr sichtbare Teil des Zimmers im Haus. Der hintere Baum
scheint sich darauf abzuzeichnen. Der vordere Baum kann keine Bemalung sein,
denn seine Äste wachsen links und rechts über die Fläche hinaus.
Ein kleines Rätsel.

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