Physikalische Chemie für Studierende im Nebenfach
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Physikalische Chemie für Studierende im Nebenfach
Thermodynamik - Wiederholung Gegenstand der letzten Vorlesung • Phasengleichgewichte und Phasendiagramm • Clausius-Clapeyronsche Gleichung: ln p ∼ − Δ RH ⋅T1 vap m • Mehrkomponentensysteme • Molenbruch x i = ni Σ nj , Molarität c i = ni V • ideale und reale Mischungen • partielle molare Größen ∂G • chemisches Potenzial μi = ∂n |p, T, n i ni , Molalität yi = m k • Mischungsentropie ΔSM • Aktivität a Physikalische Chemie für Studierende im Nebenfach Sommersemester 2014 | 20.6.2014 | Seite 1 Christof Maul L Thermodynamik - Wiederholung Phasengleichgewichte • Schmelz-/Verdampfungsenthalpien sind positiv d.h. Hm,s < Hm,l < Hm,g Gm Hm,g • Schmelz-/Verdampfungsentropien sind positiv d.h. Sm,s < Sm,l < Sm,g Hm,l Hm,s Gm,s = Hm,s - TSm,s fest flüssig gasförmig Gm,l = Hm,l - TSm,l Gm,s = Hm,s - TSm,s T Physikalische Chemie für Studierende im Nebenfach Sommersemester 2014 | 20.6.2014 | Seite 2 Christof Maul Thermodynamik - Wiederholung Phasengleichgewichte: Phasendiagramm Schmelzkurve flüssig fest Dampfdruckkurve Sublimationskurve gasförmig de.wikipedia.org Physikalische Chemie für Studierende im Nebenfach Sommersemester 2014 | 20.6.2014 | Seite 3 Christof Maul Thermodynamik - Wiederholung Clapeyron-Gleichung: Verlauf der Phasengrenzlinien allgemeine exakte Formulierung für Steigung von Phasengrenzlinien im Phasendiagramm: Δ Sm dp = dT Δ Vm Mit Δ Sm = Phasengrenzliniensteigung = molare Phasenumwandlungsentropie molares Phasenumwandlungsvolumen ΔQrev ,m und, bei isobaren Bedingungen, ΔQrev,m = ΔHm T ΔHm dp = dT T Δ Vm Phasengrenzliniensteigung = molarePhasenumwandlungsenthalpie Temperatur⋅molaresPhasenumwandlungsvolumen Anwendung auf Phasenübergang flüssig - gasförmig: Verdampfung / Kondensation Physikalische Chemie für Studierende im Nebenfach Sommersemester 2014 | 20.6.2014 | Seite 4 Christof Maul Thermodynamik - Wiederholung Clausius-Clapeyron-Gleichung: Verlauf der Dampfdruckkurve Anwendung auf Phasenübergang flüssig - gasförmig: Verdampfung / Kondensation lnp ≈ − Δ vap H m 1 R T ⋅ + C Logarithmus des Dampfdrucks ist der Temperatur umgekehrt proportional Integrationskonstante auf (beliebigen) Referenzzustand (T0, p0) bezogen: ln pp ≈ − 0 Δ vap Hm R ⋅( 1T − T1 ) 0 Ist molare Verdampfungsenthalpie bekannt, kann beliebiges (T, p) aus (T0, p0) berechnet werden. Physikalische Chemie für Studierende im Nebenfach Sommersemester 2014 | 20.6.2014 | Seite 5 Christof Maul Thermodynamik - Wiederholung Molenbruch xi, Konzentration ci, Molalität yi Molenbruch (Stoffmengenanteil): x i= Angabe von (k-1) Molenbrüchen ausreichend für Beschreibung der Zusammensetzung i=k Konzentration (Molarität): (L: Lösemittel) Molalität: ni N mit N= ∑ ni i=k−1 ∑ xi=1 d.h. x k =1− i=1 ci= yi = ni V Lösung ni mL ∑ i=1 xi nL ML mit V Lösung≈ VL = ρ L mit mL=nL ML Verdünnte wässrige Lösungen: 1-molale Lösung ist 1-molar ( c i≈yi⋅ρH O mit ρH O≈1 kgL ). 2 Physikalische Chemie für Studierende im Nebenfach Sommersemester 2014 | 20.6.2014 | Seite 6 Christof Maul 2 Thermodynamik - Wiederholung Ideale und reale Mischungen am Beispiel des Molvolumens einer Wasser/Ethanol-Mischung Physikalische Chemie für Studierende im Nebenfach Sommersemester 2014 | 20.6.2014 | Seite 7 Christof Maul Thermodynamik - Wiederholung Ideale und reale Mischungen ideale Mischung reale Mischung Φ = ∑ ni Φm, i Φ = ∑ ni ∂Φ ∂ n |n Φm = ∑ x i Φm ,i Φ m = ∑ x i ∂∂nΦ |n k i i k • entspricht "naiver" Erwartung • widerspricht "naiver" Erwartung • extensive Zustandsgrößen einfach additiv • • keine Wechselwirkung der verschiedenen Komponenten untereinander extensive Zustandsgrößen sind stoffmengen-gewichtete Summe partieller molarer Größen • molare Größen sind molare Größen der jeweiligen Reinstoffe • berücksichtigt Wechselwirkung der verschiedenen Komponenten untereinander • gilt für gleichartige Stoffe (Gasmischungen, Benzol/Toluol) • partielle molare Größen sind von Systemzusammensetzung abhängig • ideale Mischungen sind Ausnahme, nicht Regel • reale (nicht-ideale) Mischungen sind die Regel für kondensierte Mischphasen Physikalische Chemie für Studierende im Nebenfach Sommersemester 2014 | 20.6.2014 | Seite 8 Christof Maul Thermodynamik - Wiederholung chemisches Potenzial Chemisches Potenzial ist wichtigste partielle Größe - partielle molare freie Enthalpie μi = ∂G | ∂ ni p, T , n k Für beliebige Prozessbedingungen gilt Gibbssche Fundamentalgleichung dG = −SdT+Vdp+∑ μi dni Gesamte freie Enthalpie G eines Systems (wenn p und T konstant) G = ∑ ni μ i Physikalische Chemie für Studierende im Nebenfach Sommersemester 2014 | 20.6.2014 | Seite 9 Christof Maul Thermodynamik - Mischphasen chemische Potenziale in Gemischen - Aktivität Ideale Gemische: Keine kalorischen Effekte ΔH = 0 0 Δ G = −T Δ S μi = μi +RT ln xi Reale Gemische: Kalorische Effekte ΔH ≠ 0 Δ G = Δ H−T Δ S X In realen Mischungen ersetzt Aktivität ai den Molenbruch xi. fi heißt Aktivitätskoeffizient. Physikalische Chemie für Studierende im Nebenfach Sommersemester 2014 | 20.6.2014 | Seite 10 Christof Maul 0 μi = μi +RT ln xi μi = μ0i +RT ln ai ai = fi ∙ xi Thermodynamik Gegenstand der heutigen Vorlesung • Gibbsschse Phasenregel • kolligative Eigenschaften • Dampfdruckerniedrigung • Gefrierpunktserniedrigung • Siedepunktserhöhung • Osmose Physikalische Chemie für Studierende im Nebenfach Sommersemester 2014 | 20.6.2014 | Seite 11 Christof Maul Thermodynamik - Mischphasen Aktivität a In realen Mischungen ersetzt Aktivität ai den Molenbruch xi. ai = fi ∙ xi fi heißt Aktivitätskoeffizient. Unendliche Verdünnung: lim ai = xi lim f i = 1 xi →0 Aktivität → Molenbruch Aktivitätskoeffizienten sind in der Regel: Von beiden Regeln gibt es Ausnahmen! xi →0 Aktivitätskoeffizient → 1 1) kleiner als 1 2) um so kleiner, je größer die Konzentration Physikalische Chemie für Studierende im Nebenfach Sommersemester 2014 | 20.6.2014 | Seite 12 Christof Maul Thermodynamik - Mischphasen Aktivität a Aktivitäten können auch auf Konzentration c und Molalität y bezogen sein. Es gilt entsprechend: ac,i = fc,i ∙ ci ay,i = fy,i ∙ yi Beachte: Standardzustände und Aktivitätskoeffizienten sind jeweils unterschiedlich! Größe Standardzustand Molenbruch x x0 = 1 (Reinstoff) Konzentration c c0 = 1 mol L Molalität y y0 = 1 mol kg Für ausreichend verdünnte Mischungen kann anstelle der Aktivität a mit den Konzentrationsgrößen x, c oder y gerechnet werden. Physikalische Chemie für Studierende im Nebenfach Sommersemester 2014 | 20.6.2014 | Seite 13 Christof Maul Thermodynamik - Mischphasen Phasengleichgewicht in Mischsystemen - Gibbssche Phasenregel Betrachte System im Gleichgewicht aus K Komponenten und P Phasen z.B.: flüssiges Wasser Eis in flüssigem Wasser Eis in Kochsalzlösung Eis und festes NaCl in gesättigter Kochsalzlösung ... Vollständige Beschreibung einer Phase α: K=1 K=1 K=2 K=2 ... P=1 P=2 P=2 P=3 pα, Tα, xα,1 .... xα,K-1 K+1 intensive Größen p1, T1, x1,1 .... x1,K-1 ... Vollständige Beschreibung aller Phasen: pP, TP, xP,1 .... xP,K-1 P(K+1) intensive Größen Physikalische Chemie für Studierende im Nebenfach Sommersemester 2014 | 20.6.2014 | Seite 14 Christof Maul K−1 (da nα, K = 1− ∑ x α ,i ) i=1 Thermodynamik - Mischphasen Phasengleichgewicht in Mischsystemen - Gibbssche Phasenregel Vollständige Beschreibung aller P Phasen: P(K+1) Größen Gleichgewichtsbedingung • • Temperatur und Druck in allen Phasen gleich (thermisch und mechanisch) Chemische Potenziale aller Komponenten in allen Phasen gleich (chemisch) thermisches Gleichgewicht Tα = Tβ P−1 Bedingungen mechanisches Gleichgewicht pα = pβ P−1 Bedingungen chemisches Gleichgewicht µα,i = µβ,i K(P−1) Bedingungen (P−1)(K+2) Bedingungen Physikalische Chemie für Studierende im Nebenfach Sommersemester 2014 | 20.6.2014 | Seite 15 Christof Maul Thermodynamik - Mischphasen Phasengleichgewicht in Mischsystemen - Gibbssche Phasenregel Vollständige Beschreibung aller P Phasen: Gleichgewicht: P(K+1) Größen (P−1)(K+2) Bedingungen thermodynamische Freiheitsgrade: unabhängig voneinander einstellbare intensive Größen Zahl der Freiheitsgrade = F = Zahl der Größen P(K + 1) − Zahl der Bedingungen − (P − 1)(K + 2) Gibbssche Phasenregel F=K−P+2 Physikalische Chemie für Studierende im Nebenfach Sommersemester 2014 | 20.6.2014 | Seite 16 Christof Maul Thermodynamik - Phasengleichgewicht thermodynamische Freiheitsgrade im Einkomponentensystem K=1→F=1−P+2=3−P Tripelpunkt non-variant (F = 0) 3 Phasen 0 Freiheitsgrade p, T fest Phasengrenzlinien univariant (F = 1) 2 Phasen, 3 - 2 = 1 Freiheitsgrad reine Phase bivariant 1 Phasen, 3 - 1 = 2 Freiheitsgrade Physikalische Chemie für Studierende im Nebenfach Sommersemester 2014 | 20.6.2014 | Seite 17 Christof Maul p, T frei wählbar Thermodynamik - Phasengleichgewicht Abkühlkurven beim Gefrieren P=2 F=1 P=1 F=2 P=1 P=2 P=3 P=2 F=3 F=2 F=1 F=2 Eutektikum P=1 F=2 Lösung (K = 2) Temperatur T Temperatur T reines Lösemittel (K = 1) konstante Erstarrungstemperatur bei gegebenem Druck p flüssig flüssig + fest fest flüssig flüssig + fest Zeit t Physikalische Chemie für Studierende im Nebenfach Sommersemester 2014 | 20.6.2014 | Seite 18 Christof Maul flüssig + fest + fest fest + fest Zeit t Thermodynamik - Mischphasen kolligative Eigenschaften von Lösungen Stoffeigenschaft, die nur von der Teilchenzahl (Stoffmenge) abhängt, nicht aber von der Art der Teilchen oder deren chemischer Zusammensetzung abhängt. Beispiele: ● ● ● ● Dampfdruckerniedrigung Gefrierpunktserniedrigung (Kryoskopie) Siedepunktserhöhung (Ebullioskopie, s. Kryoskopie) Osmotischer Druck Physikalische Chemie für Studierende im Nebenfach Sommersemester 2014 | 20.6.2014 | Seite 19 Christof Maul Thermodynamik - Mischphasen kolligative Eigenschaften von Lösungen 2 Beispiel-Lösungen für alle Fälle a) 100 g Glucose (C6H12O6) auf 1 L Wasser MGlucose = 180 g mol b) 100 g NaCl auf 1 L Wasser nGlucose = mGlucose MGlucose g = 180100 g/mol = 0.55mol nWasser = mWasser MWasser = 1kg 18g/ mol = 55 mol g mol MNa = 23 (6·12+12·1+6·16) mNaCl nNa = nCl = M + - NaCl MCl = 35.5 100g = (23+35.5)g/ mol = 1.7mol Gesamte gelöste Stoffmenge (Osmolarität) wegen Dissoziation NaCl → Na+ + Cl− mNaCl nIon = nNa +nCl = 2 M + nGlucose +n Wasser Glucose xGlucose = n = 0.55mol 55.55mol g mol - NaCl = 3.4 osmol ≈ 0.01 xIon , NaCl = Physikalische Chemie für Studierende im Nebenfach Sommersemester 2014 | 20.6.2014 | Seite 20 Christof Maul nIon nIon+nWasser = 3.4 osmol 58.4osmol ≈ 0.058 Thermodynamik - Mischphasen Dampfdruckerniedrigung - Raoultsches Gesetz Phasengleichgewicht des reinen Lösemittels L µg0(p0) = µl0(xL,0=1) Gasphase flüssige Phase µg0(p0) µl0(xL,0=1) µg(p) RT ln pp = RT ln xL 0 reines Lösungsmittel µl(xL) Lösung Wird Feststoff F gelöst, sinkt xL von xL,0=1 auf xL (mit xF = 1 - xL) Chemisches Potenzial der flüssigen Phase sinkt von µl0(xL,0=1) auf µl(xL): μ l (xL ) = μ 0l (xL ,0=1)+RT ln xL Chemisches Potenzial der Gasphase passt sich an und sinkt von µg0(p0) auf µg(p): μ g (p) = μ 0g (p0 )+RT ln pp 0 Physikalische Chemie für Studierende im Nebenfach Sommersemester 2014 | 20.6.2014 | Seite 21 Christof Maul Thermodynamik - Mischphasen Dampfdruckerniedrigung - Raoultsches Gesetz p p0 = xL p = x L p0 xL: Molenbruch des Lösemittels p = (1−xF )p 0 xF: Molenbruch des gelösten Feststoffs RT ln pp = RT ln xL Raoultsches Gesetz 0 Gültigkeit, wenn a) Feststoff in Gasphase unlöslich (xg,L = 1, xg,F = 0) b) chemisches Potenzial der Lösung druckunabhängig ∂μ ∂μ (oder wenigstens ∂p = V l,m ≪ ∂p = V g, m ) c) ideales Verhalten vorliegt (Molenbruch x statt Aktivität a) l Physikalische Chemie für Studierende im Nebenfach Sommersemester 2014 | 20.6.2014 | Seite 22 Christof Maul g Thermodynamik - Mischphasen Dampfdruckerniedrigung - Raoultsches Gesetz p p0 = xL p = x L p0 xL: Molenbruch des Lösemittels p = (1−xF )p 0 xF: Molenbruch des gelösten Feststoffs 1 Dampfdruck des Lösemittels p0 Dampfdruck der Lösung p 0 xL xF Physikalische Chemie für Studierende im Nebenfach Sommersemester 2014 | 20.6.2014 | Seite 23 Christof Maul 0 1 Molenbruch des Lösemittels Molenbruch des gelösten Feststoffs Thermodynamik - Mischphasen Dampfdruckerniedrigung - Raoultsches Gesetz - Beispiele p = (1−xF )p 0 xF: Molenbruch des gelösten Feststoffs p0 = 31.7 mbar Dampfdruck von reinem Wasser bei Raumtemperatur (25°C) xGlucose = 0.01 pGlucoselösung = (1 - xGlucose)p0 = 0.99 · 31.7 mbar = 31.3 mbar xIon,NaCl = 0.058 pNaCl-Lösung = (1 - xlon,NaCl)p0 = 0.942 · 31.7 mbar = 29.9 mbar Dampfdruck p / mbar Wasser Glucoselsg. NaCl-Lsg. 31.7 31.3 29.9 Physikalische Chemie für Studierende im Nebenfach Sommersemester 2014 | 20.6.2014 | Seite 24 Christof Maul Thermodynamik - Mischphasen Phasendiagramm - Lösemittel und Lösung Druck p Auflösen einer Substanz führt zu kolligativen Phänomenen: Dampfdruckerniedrigung, Siedepunktserhöhung, Gefrierpunktserniedrigung p0(T): Dampfdruckkurve des Lösungsmittels p(T): Dampfdruckkurve der Lösung ΔTfus ΔTvap Siedepunktserhöhung Schmelzpunktserniedrigung Δp = p0-p = xp0: Dampfdruckerniedrigung Temperatur T Physikalische Chemie für Studierende im Nebenfach Sommersemester 2014 | 20.6.2014 | Seite 25 Christof Maul Thermodynamik - Mischphasen Entropische Stabilisierung der flüssigen Phase chemisches Potenzial µ molare freie Enthalpie Gm Findet Mischung nur in flüssiger Phase statt, wird deren chemisches Potenzial duch Entropieerhöhung verringert und auf Kosten der anderen Pasen stabilisiert. µ0(s) gasförmig µ0(l) µ0(g) flüssig fest Tfus Temperatur T Tvap Physikalische Chemie für Studierende im Nebenfach Sommersemester 2014 | 20.6.2014 | Seite 26 Christof Maul Thermodynamik - Mischphasen Entropische Stabilisierung der flüssigen Phase Ist eine Mischung nur in der flüssigen Phase möglich, wird deren chemisches Potenzial duch die Entropieerhöhung verringert und auf Kosten der festen und gasförmigen Pase stabilisiert. chemisches Potenzial µ molare freie Enthalpie Gm Schmelzpunktserniedrigung Siedepunktserhöhung µ0(s) ΔTfus gasförmig µ0(l) ΔTvap µ(l) = µ0(l) + RT lnx µ0(g) flüssig fest Tfus Temperatur T Tvap Physikalische Chemie für Studierende im Nebenfach Sommersemester 2014 | 20.6.2014 | Seite 27 Christof Maul Thermodynamik - Mischphasen Siedepunktserhöhung - Ebullioskopie Phasengleichgewicht des reinen Lösemittels L µg0(T0) = µl0(T0,xL,0=1) Gasphase flüssige Phase µg0(T0) µl0(T0,xL,0=1) µg(T) −S g,m (T−T0 ) = RT0 ln x L −S l,m (T−T0 ) µl(T,xL) Lösungsmittel Lösung Wird Feststoff F gelöst, sinkt xL von xL,0=1 auf xL und Siedetemperatur steigt von T0 auf T Chemisches Potenzial der flüssigen Phase sinkt von µl0(T0,xL,0=1) auf µl(T,xL): μ l (T , xL ) = μ 0l (T0, xL ,0=1)+RT0 ln xL −Sl, m (T−T0 ) Chemisches Potenzial der Gasphase passt sich an und sinkt von µg0(T0) auf µg(T): μ g (T) = μ 0g (T0 )−S g, m (T−T0 ) Physikalische Chemie für Studierende im Nebenfach Sommersemester 2014 | 20.6.2014 | Seite 28 Christof Maul Thermodynamik - Mischphasen Siedepunktserhöhung - Ebullioskopie Δ vap Sm (T−T 0 ) = −RT0 ln xL Δ vap Sm = Δvap Hm T0 RT 20 H vap m (T−T 0 ) = − Δ −S g,m (T−T0 ) = RT0 ln x L −S l,m (T−T0 ) Physikalische Chemie für Studierende im Nebenfach Sommersemester 2014 | 20.6.2014 | Seite 29 Christof Maul ⋅ln x L Thermodynamik - Mischphasen Siedepunktserhöhung - Ebullioskopie Δ vap Sm (T−T 0 ) = −RT0 ln xL Δ vap Sm = Δvap Hm T0 xL = 1−x F RT 20 H vap m ⋅ln x L (T−T 0 ) = − Δ RT 20 H vap m (T−T 0 ) = − Δ ln(1−x ) ≈ −x (T−T 0 ) = ⋅ln(1−x F) RT 20 Δ vap H m ⋅xF Taylor-Reihenentwicklung für kleine x: ln(1-x) ≈ -x. Darf man das? Physikalische Chemie für Studierende im Nebenfach Sommersemester 2014 | 20.6.2014 | Seite 30 Christof Maul Thermodynamik - Mischphasen Taylor-Reihenentwicklung - mathematischer Einschub Näherung für ln(1-x) für kleine x (verdünnte Lösungen) Vorgehensweise: Taylor-Reihenentwicklungen mit Abbruch nach dem ersten Glied f'(z0) Allgemein: f(z) ≈ f(z0) + f'(z0)·(z-z0) f(z) z0 hier: z = 1-x, f(z) = ln z, f'(z) = 1/z, z0 = 1, z-z0 = -x f(z0) = ln z0 = ln1= 0 f'(z0) = 1/z0 = 1/1 = 1 Dann: f(z) ≈ f(z0) + f'(z0)·(z-z0) ln(1-x) ≈ 0 + 1·(-x) = -x Physikalische Chemie für Studierende im Nebenfach Sommersemester 2014 | 20.6.2014 | Seite 31 Christof Maul Anwendungsbereich der Entwicklungs-Näherung Thermodynamik - Mischphasen Taylor-Reihenentwicklung - mathematischer Einschub graphische Darstellung der Näherungsformel ln(1-x) ≈ -x Physikalische Chemie für Studierende im Nebenfach Sommersemester 2014 | 20.6.2014 | Seite 32 Christof Maul Thermodynamik - Mischphasen Taylor-Reihenentwicklung - mathematischer Einschub graphische Darstellung der Näherungsformel ln(1-x) ≈ -x Physikalische Chemie für Studierende im Nebenfach Sommersemester 2014 | 20.6.2014 | Seite 33 Christof Maul Thermodynamik - Mischphasen Taylor-Reihenentwicklung - mathematischer Einschub graphische Darstellung der Näherungsformel ln(1-x) ≈ -x Physikalische Chemie für Studierende im Nebenfach Sommersemester 2014 | 20.6.2014 | Seite 34 Christof Maul Thermodynamik - Mischphasen Taylor-Reihenentwicklung - mathematischer Einschub graphische Darstellung der Näherungsformel ln(1-x) ≈ -x Gute Näherung für Molenbrüche x zwischen 0 und 0.1 Physikalische Chemie für Studierende im Nebenfach Sommersemester 2014 | 20.6.2014 | Seite 35 Christof Maul Thermodynamik - Mischphasen Siedepunktserhöhung - Ebullioskopie Δ vap Sm (T−T 0 ) = −RT0 ln xL Δ vap Sm = Δvap Hm T0 RT 20 H vap m ⋅ln x L (T−T 0 ) = − Δ xL = 1−x F RT 20 H vap m (T−T 0 ) = − Δ ln(1−x F ) ≈ −xF (T−T 0 ) = ⋅ln(1−x F) RT 20 Δ vap H m ⋅xF Taylor-Reihenentwicklung für kleine x: ln(1-x) ≈ -x. Darf man das? Ja! Für kleine xF gilt: nF xF = n +n ≈ L F nF nL = nF ML mL = ML yF Δ T = (T−T 0 ) = K E⋅yF mit K E = RT 20 ML Δ vap Hm Siedepunktserhöhung ist proportional zur Zahl der gelösten Teilchen (zur Molalität). Ebullioskopische Konstante KE ist Eigenschaft des Lösemittels (nicht des gelösten Stoffs!) Physikalische Chemie für Studierende im Nebenfach Sommersemester 2014 | 20.6.2014 | Seite 36 Christof Maul Thermodynamik - Mischphasen Siedepunktserhöhung - Ebullioskopie - Beispiele Δ T vap = K E⋅yF yF: Molalität des gelösten Feststoffs K E (H 2 O)=0.521 K⋅kg mol Ebullioskopische Konstante von Wasser yGlucose = 0.55 mol kg yIon,NaCl = 3.4 osmol kg Siedepunkt T / °C ″1-molale Lösung erhöht den Siedepunkt von Wasser um 0.521K″ DTGlucoselösung = KE·yGlucose = 0.521 K⋅kg mol · 0.55 K⋅kg DTNaCl-Lösung = KE·yNaCl-Lösung = 0.521 mol · 3.4 Wasser Glucoselsg. NaCl-Lsg. 100.0 100.3 101.8 Physikalische Chemie für Studierende im Nebenfach Sommersemester 2014 | 20.6.2014 | Seite 37 Christof Maul mol kg mol kg = 0.29 K = 1.77 K Thermodynamik - Mischphasen Gefrierpunktserniedrigung - Kryoskopie In Analogie zur Siedepunktserhöhung gilt Δ T fus = K K⋅y F mit K K = RT 20 ML Δ fus H m Gefrierpunktserniedrigung ist proportional zur Zahl der gelösten Teilchen (zur Molalität). Kryoskopische Konstante KK ist Eigenschaft des Lösemittels (nicht des gelösten Stoffs!) Kolligative Eigenschaften, die nur von der Zahl, aber nicht der Art der Teilchen abhängen, können zum ″Teilchenzählen″ benutzt werden. Bei gleichzeitiger Wägung ist Bestimmung der Molmasse möglich. Physikalische Chemie für Studierende im Nebenfach Sommersemester 2014 | 20.6.2014 | Seite 38 Christof Maul Thermodynamik - Mischphasen Gefrierpunktserniedrigung - Kryoskopie - Beispiele Δ T fus = K K⋅y F yF: Molalität des gelösten Feststoffs K K (H2 O)=1.858 K⋅kg mol Kryoskopische Konstante von Wasser yGlucose = 0.55 ″1-molale Lösung erniedrigt den Gefrierpunkt von Wasser um 1.858 K″ mol kg yIon,NaCl = 3.4 osmol kg Gefrierpunkt T / °C DTGlucoselösung = KK·yGlucose = 1.858 K⋅kg mol · 0.55 K⋅kg DTNaCl-Lösung = KK·yNaCl-Lösung = 1.858 mol · 3.4 Wasser Glucoselsg. NaCl-Lsg. 0.0 -1.0 -6.3 Physikalische Chemie für Studierende im Nebenfach Sommersemester 2014 | 20.6.2014 | Seite 39 Christof Maul mol kg mol kg = 1.02 K = 6.32 K Thermodynamik - Mischphasen Gefrierpunktserniedrigung I Grundlage der Winterdienst-Salzstreuung. Da es nur auf die Zahl der gelösten Teilchen ankommt, ließe sich auch Zucker streuen (oder Kaliumcarbonat oder...) Physikalische Chemie für Studierende im Nebenfach Sommersemester 2014 | 20.6.2014 | Seite 40 Christof Maul Thermodynamik - Mischphasen Gefrierpunktserniedrigung II Winterharte Pflanzen. Umwandlung von Stärke (Polysaccharid) in Glucose (Monosaccharid) erhöht Zahl gelöster Teilchen mit entsprechender Gefrierpunkts-Absenkung Physikalische Chemie für Studierende im Nebenfach Sommersemester 2014 | 20.6.2014 | Seite 41 Christof Maul Thermodynamik - Mischphasen Osmotischer Druck Trennung zweier Phasen durch semipermeable Wand (Membran). Semipermeabel heißt z.B. durchlässig für Lösemittelmoleküle (Wasser) und nicht durchlässig für Ionen (Salze) oder große Moleküle (Polymere, Proteine). Betrachte chemische Potenziale des Lösemittels in beiden Phasen α und β. p0 p0 α β µα = µ0(p0) µβ = µ0(p0) semipermeable Membran Lösemittel Lösemittel Physikalische Chemie für Studierende im Nebenfach Sommersemester 2014 | 20.6.2014 | Seite 42 Christof Maul Thermodynamik - Mischphasen Osmotischer Druck - Nichtgleichgewicht: µα ≠ µβ p0 α p0 β Stofftransport µα = µ0(p0) semipermeable Membran Lösemittel µβ = µ0(p0)+RT ln(1−xF) Lösung Physikalische Chemie für Studierende im Nebenfach Sommersemester 2014 | 20.6.2014 | Seite 43 Christof Maul ΔµL=RT ln(1−xF) Thermodynamik - Mischphasen Osmotischer Druck - Gleichgewicht: µα = µβ p0 p0 Π Π=ρgh α h β µα = µ0(p0) semipermeable Membran Lösemittel µβ = µ0(p0+Π)+RT ln(1−xF) µ0(p0)+RT ln(1−xF) Lösung Physikalische Chemie für Studierende im Nebenfach Sommersemester 2014 | 20.6.2014 | Seite 44 Christof Maul ΔμΠ=µ0(p0+Π)−µ0(p0) Thermodynamik - Mischphasen Osmotischer Druck Π - van't Hoffsches Gesetz* ΔμL Erniedrigung des chemischen Potenzials durch Mischung ΔμΠ Erhöhung des chemischen Potenzials durch Drucksteigerung (osmotischer Druck Π) Im Gleichgewicht: |ΔµL| = |ΔµΠ| ΔµL = RT ln(1−xF) ≈ −xFRT p0 +Π ΔµΠ = µ (p0+P)−µ (p0) = 0 0 ∫ p0 0 dμ dp = Π V m dp nF so dass: ΠVm = xFRT (da µ0 = Gm = Um + pVm - TSm) nF xF= n +n ≈ n F L L ΠV = nFRT oder formal identisch mit Zustandsgleichung des idealen Gases (pV = nRT). *Es gibt mehrere, verschiedene nach van't Hoff benannte Gleichungen. Physikalische Chemie für Studierende im Nebenfach Sommersemester 2014 | 20.6.2014 | Seite 45 Christof Maul Π = cFRT Thermodynamik - Mischphasen Osmotischer Druck - Beispiele Π = cF RT cF: Konzentration des gelösten Feststoffs J RT=2494 mol mit T = 300 K cGlucose = 0.55 mol L cIon,NaCl = 3.4 osmol L osmotischer Druck Π / bar PGlucoselösung = cGlucose·RT = 2494 J mol PNaCl-Lösung = cNaCl-Lösung·RT = 2494 · 0.55 J mol mol L · 3.4 = 13.7 bar mol L Wasser Glucoselsg. NaCl-Lsg. 0.0 13.7 84.8 Physikalische Chemie für Studierende im Nebenfach Sommersemester 2014 | 20.6.2014 | Seite 46 Christof Maul = 84.8 bar Thermodynamik - Mischphasen Osmotischer Druck Osmotic Pressure (Wolfram Demonstrations Project) Physikalische Chemie für Studierende im Nebenfach Sommersemester 2014 | 20.6.2014 | Seite 47 Christof Maul Thermodynamik - Mischphasen Osmotischer Druck in der Biologie Wurzeldruck und Turgor, Plasmolyse und Deplasmolyse In Pflanzenzellen herrscht osmotisch bedingter Überdruck (Turgor, Wurzeldruck), der - neben den Kapillarkräften - für den Pflanzenstoffwechel verantwortlich ist. Bei Kontakt mit hypertonischen (hoch konzentrierten) Lösungen kommt es zur Plasmolyse: Wasser tritt aus den Zellen aus und die Zellen schrumpfen. Bei Kontakt mit hypotonischen (niedrig konzentrierten) Lösungen findet Deplasmolyse statt: Zellen nehmen Wasser auf und schwellen an. Tierische Zellen ohne Zellwand können platzen (z.B. Erythrozyten). Deswegen ist Isotonie von Transfusionslösungen wichtig. Physikalische Chemie für Studierende im Nebenfach Sommersemester 2014 | 20.6.2014 | Seite 48 Christof Maul Thermodynamik - Mischphasen osmotischer Druck isotonischer Kochsalzlösung mNaCl = 9g NaCl auf 1 Liter Wasser (0.9 %) g MNaCl = 58.5 mol , d.h. nNaCl = cNaCl = 2nNaCl 1L =308 mmol L 9g g 58.5 mol =154mmol + − (Dissoziation in Na und Cl !) J Π = cNaClRT = 308 mmol ⋅8.314 K⋅mol ⋅310K = 7.9 bar L Isotonische Kochsalzlösung besitzt osmotischen Druck von 7.9 bar. Den gleichen osmotischen Druck besitzt Blutplasma (″isotonisch″). Daher wird isotonische Kochsalzlösung als Infusionslösung verwendet Physikalische Chemie für Studierende im Nebenfach Sommersemester 2014 | 20.6.2014 | Seite 49 Christof Maul Thermodynamik - Mischphasen Osmotischer Druck in der Technik Osmosekraftwerk Fluss p0 p0+Π p0 Meer Physikalische Chemie für Studierende im Nebenfach Sommersemester 2014 | 20.6.2014 | Seite 50 Christof Maul Prototyp eines Osmosekraftwerks bei Hurum in Norwegen Thermodynamik - Mischphasen Osmotischer Druck in der Technik Umkehrosmose (Δp > Π) Meerwasserentsalzung Abwasserreinigung Fruchtsaftkonzentrat Raumfahrt (Trinkwasser aus Eigenurin) p0 p=p0+Δp>p0+Π Physikalische Chemie für Studierende im Nebenfach Sommersemester 2014 | 20.6.2014 | Seite 51 Christof Maul Thermodynamik - Mischphasen Dialyse Dialyse zur Reinigung einer Proteinlösung Prinzip der künstlichen Niere Die Proteinlösung wird in einen Dialyseschlauch gefüllt, der aus einer semipermeablen Membran besteht. Niedermolekulare Lösungsbestandteile können aus der Protein- in die Pufferlösung diffundieren, die Proteine sind dagegen zu groß. Nach dem Prinzip der Dialyse arbeitet auch die künstliche Niere, mit deren Hilfe Harnstoff, Harnsäure und andere Metabolite sowie überschüssige Ionen aus dem Blut gefiltert werden. Physikalische Chemie für Studierende im Nebenfach Sommersemester 2014 | 20.6.2014 | Seite 52 Christof Maul Thermodynamik - thermodynamisches Gleichgewicht Zusammenfassung • kolligative Eigenschaften • Dampfdruckerniedrigung p = p0(1-x) • Gefrierpunktserniedrigung ΔT = KK y (kryoskopische Konstante) • Siedepunktserhöhung ΔT = KE y (ebullioskopische Konstante) • Osmose ΠV = nRT (van't Hoffsches Gesetz) Physikalische Chemie für Studierende im Nebenfach Sommersemester 2014 | 20.6.2014 | Seite 53 Christof Maul