schaffen klarheit: Auch kleine Enten sind s ss!
Transcription
schaffen klarheit: Auch kleine Enten sind s ss!
Queerulant_in Au Wi r ch kl sch e i n aff e E en nt kl e n ar sin heit d : s< ss unbezahlbar und kostenlos. Queere Politiken und Praxen Jahrgang 2, Ausgabe 2 (5) - September 2013 *** Zum Zusammenhang von gleichgeschlechtlicher Ehe und Islamfeindlichkeit in Europa *** *** *** Oberk;rperfreies Feiern - eine Geschichte m:nnlicher Privilegien *** Herrschaft durch Sprache - Geschlechtergerechte Sprache in Universit:t und Alltag *** *** Offensiv in die Steinzeit. Zur Offensive junger Christen *** *** K_ein Trans*mann mit langen Haaren - <ber Reproduktion von Stereotypen bei Trans* *** *** Queere Lyrik und Prosa *** und einiges mehr *** ! Bild: AnnaHeger (http://annaheger.wordpress.com/) Vorfall mit kleinen Enten ... ... hat nie stattgefunden. Themawechsel: Eine entgeldlose, queere Zeitschrift zu veröffentlichen, welche in Deutschland, Österreich und der Schweiz verfügbar ist und ehrenamtlich gelayoutet, geschrieben und verlegt wird. Unmöglich, denkt ihr? Ja, das ist der Fall. Deshalb brauchen wir auch eure, deine Unterstützung. In Zukunft planen wir eine Crowdfunding‐Aktion. Wenn ihr darüber hinaus Stiftungen und Initiativen kennt, die uns (finanziell) unterstützen würden, meldet euch gerne an unsere Mailadresse [email protected]. Meldet euch auch gerne, wenn ihr Feedback, Rezensionsanfragen, Beitrags‐Schreib‐Anfragen, Autogrammanfragen, Lesungsanfragen, andere Anfragen und harte Kritik habt. Diese Ausgabe veröffentlichen wir wieder ohne Schwerpunkt‐Thema. Dafür mit nicht weniger interessanten Beiträgen. Habt Freude und queeres, aktivistisches Gedankengut! Ein Schwerpunkt‐Thema in der nächsten Ausgabe könnte sein: Queer und Gehörlosigkeit. Wer Beiträge einreichen möchte oder Ideen hat, schreibt an [email protected] ‐ Einsendeschluss ist der 15.11.2013. Wir gendern[1] wieder fast durchgängig mit dem Gender_Gap[2], welches die Vielfalt der Geschlechter aufzeigt und so dafür sorgen soll, dass sich Personen, die sich einem bestimmten Geschlecht zugeordnet fühlen, ebenso inkludiert fühlen, wie Personen, deren Identi‐ tätskategorie jenseits von Frau und Mann zu finden sind. Seid flauschig! (falls ihr wollt) [1] Wir benutzen nicht, wie in vielen anderen Publikationen leider üblich, das generische Maskulinum, welches Perso‐ nen, die sich nicht oder nicht nur als Mann definieren, kate‐ gorisch ausschließt. [2] Baumgartinger, Perry Persson (2008): "Lieb[schtean] Les[schtean], [schtean] du das gerade liest... Von Emanzipation und Pathologisierung, Ermächtigung und Sprachveränderungen": http://www.liminalis.de/2008 _02/Liminalis‐2008‐ Baumgartinger.pdf 5 4 8 -9 Dritte Option ‐ Klage für einen 3. Ge‐ schlechtseintrag. Regelmäßiges Trans*‐ Plantschen in Gießen Barrierefreiheit in Queeren Szenen Uni Frankfurt: Sprache, Diskriminierung & ‐Is‐ men ‐ Eine Sprachkritik 6 1 14 8 2 22 Interview(s) Beiträge Aktuelles kurz berichtet 4 4 4 6 -7 Gründung des AK Awareness an der Universität Kassel. Offensiv in die Steinzeit. Zur Offensive junger Christen. (Sebastian Hell) Oberkörperfreies Feiern – eine Geschichte männlicher Privilegien (Anika Ziemba) 1 0- K_ein Trans*mann mit langen Haaren Über die Reproduktion von Stereotypen bei Trans* (Ver_Dichtung) Über die Zusammenhänge der gleichgeschlechtlichen Ehe und der Islamfeindlichkeit in Europa (Denise Reck) Herrschaft durch Sprache ‐ Geschlechtergerechte Sprache in Universität und Alltag (Judith Sümnik, Jonas Eickholl und Ivo Boenig) "Wir haben die Pro‐ Einhorn‐ und die Anti‐ Einhorn‐Fraktion im Team..." Interview mit Karoline (Schwule‐Mädchen‐ Party, Gießen) und Natascha (Cheer‐Queer‐ Party, Marburg). Im Gespräch mit Mara Otterbein. 12 13 2 -9 33 20 21 0+ 45 Comics von AnnaHeger Wortbahnhofs Kolumne (1) 40 -43 Rezensionen Socken von Levi Queerulant_in Kolumne(n) Queere Prosa, Lyrik und Comics Widerstand von Levi 5 3 4 3 9 1 18 Die glitzernde Advice‐ Kolumne (2): "Trans*‐Sein und schiefe Seitenblicke" Esme Grünwald 17 ... Du magst Queerulant_in? 7 3 36 Leser_innen‐Briefe‐ Ecke Glossar ‐ „Queer_Feminismus“ (Nadine Lantzsch und Leah Bretz) ‐ Rezension von mo. 38 383 ‐ „machtWORTE!“ von Cindy Ballaschk, Maria Elsner, Claudia Johann und Elisabteh Weber, Ka Schmitz. Rezension von xy. ‐ „Intersexualität‐ Intersex“ von Heinz‐ Jürgen Voß. Rezension von Täsch Gewinne 6 -7 39 9 Aktuelles kurz berichtet Dritte Option ‐ Klage für einen 3. Geschlechtseintrag Regelmäßiges Trans*‐ Plantschen in Gießen Barrierefreiheit in Queeren Szenen Eine Gruppe von Trans*‐ und In‐ ter*‐Aktivist*innen hat die Kam‐ pagne "dritte Option ‐ Für einen dritten Geschlechtseintrag" ins Leben zu rufen. Nach dem Erfolg auf der 2. Trans*‐Tagung in Gießen, bei der an einem Abend als Gruppe in ein Hallenbad gegangen wurde, wird das Trans*‐Schwimmen nun regelmäßig angeboten! Wir (Queerulant_in) möchten auf folgendes Projekt von GLADT hinweisen: Angestrebt wird die Durchfüh‐ rung eines Prozesses um einen dritten Personenstand auf ge‐ richtlichem Wege einzufordern. Begleitet soll der Prozess von einer politischen Kampagne werden. Wichtig bei der Kampagne: Jede Person ist ihr_e eigene_r Exper‐ t_in und nicht auf die Meinung von Psycholog_innen, Psychia‐ ter_innen und Gutachter_innen angewiesen. Ähnlich wie seit 2012 in Argentinien möglich, sollen juristische Geschlechts‐ eintragsveränderungen also mit‐ tels formlosen Antrags und wenig bürokratischem Aufwand möglich sein. Auf dem Togetherfest in Düssel‐ dorf wurde am 03.08.2013 das Projekt vorgestellt, welches sich im Aufbau befindet. Die Akti‐ vist_innen suchen noch helfende und interessierte Personen und sind auf Spendengelder ange‐ wiesen. Für weitere Informationen: http://dritte‐option.de/ (mo) Die nächsten Termine hierfür sind die folgenden Samstage mit Aussicht auf weitere Samstage 2014: 09.11.2013, 11.01.2014 und 08.03.2014, jeweils von 20 bis 22 Uhr in Gießen. Für zwei Stunden gehört dann das Schwimmbad ganz Besucher_innen, die Trans* sind oder sich irgendwie als Trans* definieren, sowie ab September explizit auch Trans*‐Angehörigen und Allierten. Die Adresse des Westbads lautet: Westbad, Gleiberger Weg 31, 35398 Gießen. Für weitere Informationen: www.transtagung‐giessen.de Die Idee wurde mittlerweile auch nach Berlin importiert. Weitere Informationen dazu unter http://www.sonntags‐club.de/ programm/59schwimmen.html (mo) "Im Rahmen des Projekts "Diskri‐ minierungsfreie Szenen für alle!" kam die Idee auf, eine Broschü‐ re bzw. "Szene Guide" zum The‐ ma "Queere Orte / Veranstaltun gen und Barriere(freiheit)" zu erstellen. Es geht darum, eine Broschüre zu erstellen, in der Queere Orte und einzelne Ver‐ anstaltungen aufgelistet sind. Die Broschüre soll als Nach‐ schlagewerk dienen. Leute, für die es an Queeren Orte ver‐ schied ene Barrieren geben kann, sollen schnell erfahren können, ob sie mit ihren Voraus‐ setzungen an einen Ort können oder eben nicht oder unter wel‐ chen Umständen. Ohne erst dort anrufen oder lange auf der Ho‐ mepage nachschauen zu müs‐ sen. Mit Barrieren meinen wir nicht nur räumliche Barrieren, son‐ dern auch z.B. Sprachangebo‐ te/‐barrieren, Bewusstsein über (Mehrfach‐)Diskriminierungen, Rauchsituation etc. Für die Broschüre haben wir einen Fragebogen erstellt, den ihr bekommt, wenn ihr eine kurze Mail an [email protected] schreibt." Sprache, Diskriminierung & ‐Ismen ‐ Eine Sprachkritik Ab Oktober wird es in Frankfurt am Main eine regelmäßige Veranstaltung zum Thema „SPRACHE, DISKRIMINIERUNG & ‐ISMEN ‐ Eine Sprachkritik“ geben. Ziel ist es, einen Sprachleitfaden oder ähnliches ‐ je nach Interesse ‐ zu konzipieren. Die Veranstaltung ist studentisch organisiert und richtet sich an alle Interessierten der Sprachkritik, welche sich – jenseits des generischen Maskulinums und des generischen Femininums – gemeinsam neue Sprachentwürfe anschauen und diskutieren möchten. Eine mögliche Grundlage stellt dabei zunächst ein Leitfaden zur geschlechtergerechten Sprache an der Humboldt‐Universität zu Berlin[1] dar. Ergänzt kann dieser durch umfassendere Sprach‐Alternativen im Hinblick auf die Sensibilisierung bezüglich Rassismus, Migratismus, Ableismus […] werden. Terminlich angedacht ist dienstags, 16‐18h, Campus Bockenheim in Frankfurt am Main. Bei Interesse könnt ihr eine Mail an [email protected] schicken, um nähere Information bezüglich des Beginns, der Literatur usw. zu erhalten. [1] http://www.lannhornscheidt.com/wp‐ content/uploads/2012/11/HU_Sprachleitfad en_16.01.2013.pdf Zugegeben... ... das letzte Gewinnspiel war nicht ganz so einfach, aber... irgendwie... wollte dann doch zumindest eine Person die Rollen gewinnen. Und diese Person hat dann auch die Rollen zugeschickt bekommen. Ihr seht: Welche Person etwas gewinnen will, kann bei uns super großartigst gewinnen. Dieses Mal also sogar mit einer Gewinnwahrscheinlichkeit von 100%. Leider wurde das Hard‐Femme‐Zine von Kristy Fife nicht verlost. Weil sich keine Person dafür gemeldet hat. Das finden wir schade! Es ist englischsprachig und sehr zu empfehlen (Siehe Rezension in Queerulant_in Nr.4). Wer es möchte schreibt uns einfach eine Mail an [email protected] mit dem Betreff: "Gesangsverein für erwerbsarbeitende Schnabeltiere" und schon seid ihr ganz vorne mit dabei. Antworten bitte an: [email protected] (Einsendeschluss ist der 16.11.2013). Gründung des AK Awareness an der Universität Kassel Ende April 2013 wurde der Arbeitskreis (kurz: AK) Awareness an der Universität Kassel durch das Studierendenparlament (1) bestätigt und somit institutionell als Teil der Studierendenschaft anerkannt. Was bedeutet Awareness? Awareness ist ein englischsprachi‐ ger Begriff und bedeutet ins deut‐ sche übersetzt in etwa 'Bewusstsein' oder 'Achtsamkeit'. Für uns bedeutet der Begriff wei‐ terführend 'Sensibilität', 'Einfüh‐ lungsvermögen' und 'Empathie'. Awareness kann sich auf verschie‐ denste Aspekte, Situationen und/oder Ebenen beziehen: Was ist eigentlich Achtsamkeit? Wie bin ich achtsam? Wem_was gegenüber bin ich achtsam? Für uns bedeutet Awareness im universitären Kontext eine Annähe‐ rung an einen möglichst barriere‐ sowie diskriminierungsarmen Raum für alle. Awareness geht somit für uns einher mit dem Ablehnen von diskriminierenden Strukturen und Handlungen_Äußerungen (zum Bei‐ spiel rassistisches1_sexisti‐ sches2_ableistisches3_klassistisches 4_lookistisches5_undsoweiter6 Verhalten) sowie dem Schaffen von Zugängen zu Räumen für (meist) marginalisierten Gruppen (Wer hat eigentlich wo (keinen) Zugang und wieso? ). Wieso ein AK Awareness an der Universität Kassel? Die Idee für einen AK Awareness entstand im Wintersemester 12/13 durch verschiedenste Personen aus dem Allgemeinen Studieren‐ denausschusses (kurz: AStA) und Mitarbeiter*innen7 des selbstverwalteten Kulturzen‐ trums K19. Anlass war das Er‐ leben von unangenehmen_übergriffi‐ gen_gewaltvollen Situationen bei Partys im K19: Ich stehe alleine hinter der Theke, weil die andere Per‐ son gerade rauchen/auf Toi‐ lette ist. Auf der Tanzfläche bildet sich eine aggressive Handgreifligkeit heraus. Wie kann ich Intervenieren? Eine Person tanzt penetrant eine andere Person, welcher dies offenbar unangenehm ist, an. Greife ich ein? Was sage ich? Das sind nur zwei Beispiele für Erlebnisse, welche für alle Beteiligten unange‐ nehm_stressend_triggernd8 sind/sein können. Aber nicht nur das K19 ist ein Raum, in dem mehr Achtsam‐ keit und Respekt füreinander nötig ist. Auch in anderen Räumen an der Universität Kassel kommt es immer wie‐ der zu unangenehmen Situa‐ tionen: Spanner*9 in den Toiletten der Universität, Rempeln beim Anstehen in der Mensa und den Cafes des Studierendenwerks, domi‐ nantes Redeverhalten in Semi‐ naren, Übergriffe bei dem nächtlichen Nach‐Hause‐gehen über den Campus... die Liste ließ sich mit verschiedensten Beispielen fortsetzen. Wir wollen diese Situationen nicht einfach hinnehmen ertra‐ gen und dann so tun als wäre nichts gewesen! Es gilt hin zu schauen, aufeinander acht zu geben und sich einzumischen, wenn Menschen unsere Unter‐ stützung brauchen. Wir be‐ schränken das nicht nur auf den universitären Raum. Auch in al‐ len anderen Bereichen der Ge‐ sellschaft ist es wichtig nicht weg zu schauen, solidarisch zu sein und sich aktiv ein zu mi‐ schen. Der universitäre Kontext scheint uns da als ein Raum, wo solche Dinge erprobt und dann in die Gesellschaft getragen werden können. Wir wollen eine Universität zum Wohlfüh‐ len_Austauschen_Lernen_Er‐ fahrungen sammeln_Spaß haben schaffen. Was macht der AK Awaren‐ ess? Der AK besteht aus einem losen Zusammenschluss von Stu‐ dent*innen und versteht sich somit als Initiative, welche all‐ gemeine Vorstellungen der Stu‐ dierendenschaft zum Thema 'Awareness' umsetzen möchte und ein Konzept erarbeitet, welches nicht nur von Einzelin‐ teressen bestimmter Personen/‐ Gruppen abgeleitet ist, sondern den Anspruch einer Gesamtkon‐ zeption im Sinne aller Studie‐ renden verfolgt. Dies bedeutet für uns unter an‐ derem eine Thematisierung über den gegenseitigen Umgang mit‐ einander, den Abbau von diskri‐ minierenden Strukturen und Verhaltensweisen und die Auf‐ klärung der Studierendenschaft diesbezüglich. Momentan planen wir so z.B. Veranstaltungen zu der Thema‐ tik, die Entwicklung eines Leit‐ fadens für Geschlechtergerechte Sprache für die Universität Kassel, die Einbindung eines Awareness‐ Konzepts in das Kulturzentrum K19 sowie das Cafe desasta und weiterführend die Hochschul‐ strukturen insgesammt. Gleichzeitig ist der AK an‐ sprechbar: Wenn ihr Probleme seht_erlebt, wenn ihr Lust habt dagegen etwas zu unternehmen, oder wenn ihr einfach nur Bera‐ tung_Informationen oder ähnli‐ ches braucht könnt ihr euch gerne bei uns melden. Für uns steht dahinter vor allem die Komponente der Selbstermäch‐ tigung, indem wir Hilfe zur Selbsthilfe leisten und/oder auch für Belange von Einzelper‐ sonen eintreten können. Der AK soll ein hochschulpoliti‐ sches Statement zum gemein‐ schaftlichen Umgang der Studierendenschaft initiieren und eine Signalwirkung für an‐ dere Studierendenschaften, Or‐ ganisationen und Strukturen haben. Wie mache ich mit? Da wir ein freiwilliger Zusam‐ menschluss von Student*innen sind, freuen wir uns über die Beteiligung und neue Ideen von Interessierten. Wie deine Mitar‐ beit dann aussieht lässt sich im Einzelnen zeigen und bespre‐ chen. Wir freuen uns auf deine Initiative! Zu finden und zu erreichen sind wir... … per Mail: awareness‐kassel(at)riseup.net … mit einer Homepage: http://ak4awareness.wordpress. com/ … und mit einer Facebook‐Seite: https://www.facebook.com/ AkAwarenessKassel 1) Studierendenparlament: höchstes beschlussfassendes Gremium der verfassten Studierendenschaft 2) Rassismus: Ablehnung von Menschen auf Grund ihrer vermeint‐ lichen ethnischen Zugehörigkeit 3) Sexismus: Diskriminierung auf Grund von Geschlechtszuschrei‐ bung und ‐identität, meist basierend auf der Vorstellung eines bi‐ nären Geschlechtersystems 4) Ableismus: (Ab)wertung von Menschen auf Grund ihrer Fähig‐ keiten und/oder Einschränkungen bzw. Normieren von Fähigkei‐ ten 5) Klassismus: Diskriminierung von Menschen auf Grund eines ökonomischen Standes und/oder der sozio‐ökonomischen Her‐ kunft 6) Lookismus: Diskriminierung auf Grund des Aussehens, meist orientiert an sog. 'Schönheitsidealen' 7) Wir benutzen bei der Aufzählung Unterstiche um zu verdeutli‐ chen, dass es sich bei den verschiedenen Diskriminierungsformen nicht um abgrenzbare Bereiche handelt, sondern diese meistens miteinander verknüpft sind und ineinander übergehen. 8) Wir benutzen in Fällen, in denen alle Geschlechter gemeint sind, dass sog. Gender*Sternchen, um nicht nur weiblich* oder männlich* gelesene Menschen zu benennen, sondern ebenso Men‐ schen, welche sich zwischen oder über dem bipolaren Geschlech‐ tersystem hinaus verorten. 9) Als triggernd werden Begriffe_Situationen_Handlungen be‐ zeichnet, welche durch bestimmte Reizfaktoren negative Emo‐ tionen_Erinnerungen_Ängste_Belastungen auslösen (können). 10) Das Sternchen* hinter geschlechtlichen Beschreibungen, wie 'Frau*/Mann*' macht deutlich, dass es sich hierbei nicht um eine klare Rolle und Identität handeln muss, sondern verschiedene Definitionen, Identitäten und Selbstbezeichnungen mitwirken können, welche von außen als weiblich* oder männlich gelesen oder zugeordnet werden. Offensiv in die Steinzeit Ein Beitrag von Sebastian Hell. Die “Offensive Junger Christen” und das ihr angeschlossene „Deutsche Institut für Jugend und Gesellschaft“ (DIJG) aus Reichelsheim im Odenwald würden nur zu gerne Homosexuelle heilen. Die Gesellschaft bietet ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) an und wird hierfür vom Bund und dem Land Hessen gefördert. Dies dürfte einer der Gründe sein, warum die “Offensive Junger Christen” versucht sich bei dem Thema Konversionstherapie(1) bedeckt zu halten und sich darauf zu berufen einer „übersehenen Minderheit“ helfen zu wollen. Offiziell wollen sie nur Menschen helfen, die ihre homosexuelle Orientierung als unerwünscht und als konflikthaft mit ihren Lebenszielen, Überzeugungen und Wertvorstellungen erleben. Christel Ruth Vonholdt leitet das DIJG seit 2012. Sie hat jahre‐ lang zu Homosexualität “ge‐ forscht”: Schwule seien untreu, würden unter sexuellen Süchten leiden und seien häufiger als heterosexuelle Menschen psy‐ chisch oder physisch krank. Lesben würden unter „Bezie‐ hungsverwundungen“ und „Identitätsunsicherheit“ leiden. Aus der Sicht Vonholdts ist es also kaum bis gar nicht möglich ein glückliches Leben als homo‐ sexueller Mensch zu führen. So‐ mit ist aus ihrer Perspektive nicht nur eine „übersehene Minderheit“ gemeint, sondern per se alle homosexuellen Men‐ schen. Ein größeres Problem stellt dies für sie allerdings nicht dar, denn Homosexualität sei heilbar, glaubt Vonholdt. Es scheint naheliegend, dass die “Offensive Junger Christen” also auch glückliche und zufriedene Homosexuelle zur Konversions‐ therapie drängen will. Aber nicht nur homosexuelle Menschen sind Vonholdt ein Dorn im Auge. So legt sie in ei‐ nem Artikel dar, dass „seelische Verletzungen und Verwundun‐ gen, Misshandlung und Missbrauch in der (früh‐)kindli‐ chen Entwicklung“ Grund für ei‐ ne „radikale Ablehnung des eigenen weiblichen oder männ‐ lichen Selbst“ sein sollen. Trans*‐Personen können somit kein Teil einer funktionierenden Gesellschaft sein. Diese würden dem angeblich gottgegebenen, „geschlechtlichen Unterschieden von Frau und Mann“ zuwiderlau‐ fen, der Vonhodt zufolge uner‐ lässlich für die Gesellschaft sei. Vonholdt steht damit nicht al‐ leine. Zum Einen spricht sie als Leiterin des Instituts DIJG für jenes, zum Anderen steht sie in der Tradition ihres Vorgängers Dominik Klenk. Klenk leitete von 2002 bis 2012 das Institut. Seit 2012 ist er Verlagsleiter und Ge‐ schäftsführer des Brunnen‐Ver‐ lags in Basel, bei welchem er auch selbst publiziert. Außerdem ist Klenk Initiator des „Bündnis‐ ses Ehe und Familie“. Klenk vertritt in etwa die glei‐ chen Standpunkte wie Vonholdt, versucht dabei aber gemäßigter zu wirken. Letztendlich bezieht er auch Stellung gegen die Ni‐ vellierung der Geschlechterun‐ terschiede und sieht in der „Gender‐Politik“ eine „lautlose Revolution“ gegen die „schöp‐ fungsgemäßen“ Unterschiede zwischen Mann und Frau. Im Bezug auf Homosexualität for‐ dert er ebenfalls das „Recht auf therapeutische Begleitung“ für Menschen, die an „ichdystoner“ Sexualorientierung leiden und begründet dies mit den gleichen Punkten, die auch Vonholdt an‐ führt. Auch bezeichnet er eine offizielle Öffnung des Pfarr‐ erdienstrechtes für gleichge‐ schlechtliche Lebenspartner_innenschaften als „Zündelei“ und als Demon‐ tage des Pfarrhauses. Dieses würde nämlich durch gleichge‐ schlechtliche Lebenspart‐ ner_innenschaften in ein „Freudenhaus“ verwandelt werden. Die Offensive, das Institut, das Bündnis, der Verlag und die Hochschule Vonholdt, Klenk und ihr Institut sind Teil eines größeren Netz‐ werkes. So erscheinen Bücher und Zeitschriften des DIJG und der OJC im Brunnen‐Verlag, welcher neben Basel in Gießen ansässig ist. Im von Klenk und Vonholdt initiierten bundeswei‐ ten „Bündnis Ehe und Familie“ findet sich auch das „Institut für Ethik und Werte“ an der Freien Theologischen Akademie Gie‐ ßen. Die Geschäftsadresse des Bündnisses ist, auch wenig überraschend, bei der „Offensi‐ ve Junger Christen“. Somit agiert ein ganzes Netzwerk zu‐ sammen oder durch Überschnei‐ dungen mit einem homofeindlichen und sexisti‐ schen Weltbild und glaubt ho‐ mosexuelle Menschen heilen zu können. Dies ist nicht nur aus‐ gemachter Unfug, sondern auch gefährlich, denn wer sein sexu‐ elles Verlangen zu unterdrücken versucht, der*die setzt sich ei‐ ner großen psychischen Bela‐ stung aus, bzw. wird einer solchen ausgesetzt. Trotzdem sind solche Positionen weitest‐ gehend gesellschaftlich aner‐ kannt und werden vom Bund und dem Land Hessen auch noch ge‐ fördert. In diesem Kontext ver‐ wundert es kaum, wenn der, von der hessischen Linken‐Frakti‐ onschefin Janine Wissler als Hassprediger betitelte, CDU‐ Landtagsabgeordnet Hans‐Jür‐ gen Irmer, in dem von ihm her‐ ausgegeben Wetzlar Kurier, die „Umpolungstherapie“ des DIJG ausdrücklich lobt. (1) Konversionstherapie: Eine pseudowissenschaftliche Metho‐ de nicht‐heterosexuelle Men‐ schen zu heterosexuellen Menschen zu “therapieren”. Anzeigen Oberkörperfreies Feiern – eine Geschichte männlicher Privilegien Beitrag von Anika Ziemba. Der nachfolgende Beitrag ist angelehnt an eine konkrete Situation auf einer Party und einer daraus folgenden Diskussion in einem sozialen Netzwerk. Es wird um cis‐männliche Privilegien gehen, Abwehrstrategien und Fragen, wie wir in einen Dialog treten können. Die Erfahrungen von Trans*‐ und Intersex*‐personen werden in diesem Beitrag nicht explizit? wiedergespiegelt, dafür möchte ich mich im Vorhinein entschuldigen. Triggerwarnung: Es kommen unter anderem abwertende Bezeichnung für weiblich‐gelesene Personen vor. Stell dir folgendes Szenario vor: Du bist eine Frau*. Es ist Wochenende, du möchtest feiern gehen. Gesagt, getan, also rein in die Klamotten, gute Freund_innen angerufen und auf geht’s. Die Party ist megagut! Die DJane trifft voll deinen Geschmack und du tanzt wie verrückt. Alle sind ziemlich gut drauf und die Luft brennt nahezu. Es ist ziemlich heiß und du schwitzt. Neben dir tanzt eine Person, ein Cis‐Mann. Er zieht sein Shirt aus, sieht ziemlich erleichtert aus und freut sich über die schöne Party. Du denkst dir vielleicht, dass du dir auch gern das Shirt ausziehen würdest, aber das geht nicht, du bist eine Frau* und hast keine Lust auf Kommentierungen deines Körpers, Grenzüberschreitungen oder einfach „nur“ Blicke. Naja, ist ja dein Problem, wenn du so verklemmt bist, schließlich leben wir ja in einer “völlig toleranten Gesellschaft und Männer und Frauen sind doch total gleichberechtigt“ und werden demnach auch gleich behandelt. Oder etwa nicht? Was ist hier los? Wir leben in einer strukturell sexistischen Gesellschaft, das heißt, dass wir von Kindesbeinen an lernen, dass es zwei – und zwar genau zwei! – Geschlechter gibt, Frau* und Mann*, und dass diese bestimmte Dinge können oder nicht können, bestimmte Eigenschaften und bestimmtes Aussehen haben oder nicht haben, dass ihnen bestimmte Handlungsweisen offen stehen oder verschlossen bleiben. Wichtig ist, dass diese beiden Pole diametral zueinander stehen, sich also sozusagen ergänzen und dass sie immer hierarchisch angeordnet sind. Daraus ergibt sich, dass es auf der einen Seite diejenigen gibt, die strukturell privilegiert sind und die, die marginalisiert sind. Damit das alles so funktioniert, ist es wichtig, dass alle lernen, die Struktur/das System unkritisch so anzunehmen. Wir lernen also, dass es in Ordnung ist, dass ein Mann* mit vielen Frauen* Sex haben kann und dafür gefeiert wird, während eine Frau*, die dasselbe tut, eine Schlampe ist. Wir lernen, dass es in Ordnung ist, wenn Politik mehrheitlich von Männern* gemacht wird, dass eine weiße, männliche, ableisierte Perspektive objektiv ist. Wir haben uns das alle schließlich so ausgesucht, von Rollenbildern und institutionellen Schranken wissen wir nichts. So, also warum ist es ein Problem, wenn ein Mann* sein Shirt auszieht? Gehen wir das Ganze doch mal aus der oben genannten Perspektive an: Ich bin eine Frau*, ich stehe im Club, mir ist heiß. Also ziehe ich mein Shirt aus. Womit muss ich rechnen? Vermutlich wird irgendein Kerl seinen Kumpel anstoßen und ihn auffordern mich anzuschauen. Je nachdem, ob ich einem Schönheitsideal entspreche oder nicht, werden „positive“ Kommentare über meinen Körper gemacht oder nicht. Eine Frau* im Raum wird mich vermutlich ebenso abschätzig anschauen und sich darüber echauffieren, dass ich mich so „nuttig, schlampig, bitchy“, etc. aufführe. Vielleicht quatscht mich irgendwer an, dieses Gespräch beginnt dann wahrscheinlich nicht mit „Hallo, ich bin AB, coole Musik hier, oder?“, sondern mit irgendeinem „Kompliment“ zu einem "Ihr wollt doch lieber in einer Welt ohne Männer leben!" beliebigen Körperteil, vielleicht berührt jemand meinen Körper ohne mich vorher um Erlaubnis gefragt zu haben. Er ist also privilegiert, weil er ein Mann* ist und sein Körper daher NICHT als öffentliches Gut betrachtet wird, das kommentiert, berührt und fremddefiniert werden darf. Weil er sich keine Gedanken machen muss, was wohl passiert, wenn er sein Shirt auszieht, weil ihm nicht gesagt wird, er sei selber schuld, wenn ihn jemand auf unerwünschte Weise berührt und – da kommt der Trick – er nicht merkt, dass er privilegiert ist. starten musste, um sich zu vergewissern, dass die Frauen*, die ihn dazu aufgefordert hatten, total falsch gelegen haben müssen. Schließlich war er auf einer „alternativen“ Party und da sollen doch alle tun dürfen, was sie möchten. Ich möchte hier gerne mal 4 beliebte „Argumentationsstrategien“ darstellen: „Wenn ich oberkörperfrei tanze, tue ich euch (wer ist denn euch?) ja nichts, gegen die, die euch begrabschen, müsst ihr vorgehen!“ Spannender Punkt, aber: Die Tatsache, dass es Menschen gibt, Privilegiert zu sein, bedeutet die Frauen*körper als eine gesellschaftliche Position öffentliches Gut betrachten, das zugeschrieben zu bekommen, angefasst, kommentiert, etc. die mit Macht verbunden ist. werden darf, liegt daran, dass Weiße Personen sind privilegiert es eine gesellschaftliche gegenüber People of Colour, Übereinkunft darüber gibt, wer Befähigte gegenüber Nicht‐ was darf und wer was nicht Befähigten und darf. In dieser Männer* "Wenn ich Übereinkunft gegenüber erhalten oberkörperfrei Frauen*. Das Männer* qua tanze, tue ich euch Position das hat immer einen (wer ist denn Recht Raum historischen euch?) ja nichts, einzunehmen, Ursprung und Situationen zu gegen die, die euch definieren und ist für uns so normal, dass begrabschen, müsst ihre eigene wir es gar nicht Perspektive als ihr vorgehen!" mehr allgemeingültg mitkriegen und sogar wütend zu proklamieren und daraus werden, wenn es doch mal folgt auch das Recht sich als jemand wagt, eine Kritik zu Mann* mehr oder minder äußern. gefahrlos oberkörperfrei zu inszenieren, während dies für Diese kann dann zum Beispiel so Frauen* nicht gilt. Genauso gilt aussehen, dass solche Männer* also auch, dass Männer* Frauen* gebeten werden, ihr Shirt doch „begrabschen“ können bzw. sich bitte wieder anzuziehen und regelmäßig das Recht dazu ihre männlichen* Privilegien herausnehmen ohne dass dies nicht so zur Schau zu stellen. So größere Konsequenzen für sie geschehen auch auf der hätte. Es wird ja doch eher die genannten Party, die ich vor Schuld bei der betroffenen Frau* einiger Zeit besucht habe. Der gesucht (zu kurzer Rock, am betroffene Mann* war so empört falschen Ort zur falschen Zeit, darüber, dass er nicht einfach etc.). oberkörperfrei weitertanzen durfte, dass er gleich mal eine „Frauen* sollen doch auch Diskussion in einem uns einfach ihr Shirt ausziehen!“ bekannten sozialen Netzwerk Gerne auch mit dem Zusatz: „ich hätte jedenfalls nichts dagegen.“ Dieser Hinweis ist leider falsch, da wie ja oben bereits ausgiebig beschrieben, Frauen* durchaus mit anderen und in der Regel grenzverletzenden Reaktionen rechnen müssen als dies bei Männern* der Fall ist. Menschen, die das ernsthaft vorschlagen, ignorieren damit gesellschaftliche Positionierungen und individualisieren das Ganze („Ich kann ja nichts dafür, dass du dich nicht traust“) „Es bringt nichts mir meine Privilegien nicht zu gönnen oder wegnehmen zu wollen, ihr müsst sie euch halt auch erkämpfen.“ Mit diesem Argument hat der Mensch, der dieses äußert, leider schon verkannt, das genau das passiert ist: Sobald Frauen*, Männer*, Inter*, Trans* von Cis‐Männern verlangen, ihr Hemd doch bitte wieder anzuziehen, haben sie sich damit das Recht herausgenommen, mitzubestimmen, wie sich die Menschen in ihrem Umfeld verhalten sollen, also genau das zu tun, was der Sprecher* verlangt: Das Recht erkämpft, Situationen zu definieren. „Ihr wollt doch lieber in einer Welt ohne Männer leben!“ Hm, unendlich gerne würde ich in einer Welt ohne die Konstruktion Mann* und Frau* leben. Ich würde auch gerne in einer Welt ohne männliche, weiße, ableisierte, …. Privilegien leben. Das ist so ein schönes Totschlagargument. Die Person, die das sagt, muss sich nicht mehr mit irgendwelchen Privilegien auseinandersetzen, sondern schiebt die ganze Schuld den Kritiker_innen zu. ... ‐> Leider führen meiner Erfahrung nach solche Diskussionen in sozialen Netzwerken selten zu einer wahren Auseinandersetzung, sondern eher dazu verschiedene Positionen gegeneinander auszuspielen. Dabei hätten wir vermutlich alle soviel davon, einmal den Blickwinkel zu ändern und die „andere“ Position nachzuvollziehe n. Ich habe leider auch noch nicht gelernt, wie ich Kritik so rüberbringe, dass die Abwehrmechanismen meines Gegenübers* nicht sofort anspringen und vielleicht ist das auch gar nicht meine Verantwortung, aber irgendwie würde ich gerne diesen Dialog ankurbeln. Menschen* haben ja auch gute Gründe, Kritik abzuwehren, also gut im Sinne der Aufrechterhaltung eines gesellschaftlichen Systems, was wir ein Leben lang lernen. Wie kann ich Kritik an Menschen herantragen, sodass wir gemeinsam, ein System hinterfragen, eigene Positionen reflektieren und letztlich zumindest ein bisschen verantwortliche r mit eigenen Privilegien umgehen? Aber auf der anderen Seite bin ich doch nicht dafür verantwortlich anderen Leuten ständig zu erklären, was warum kritisch/ungünstig/übergriffig… war, dafür gibt es doch massenweise Informationen und auf diese Weise werde ich gezwungen meine Meinung zu erklären, während ihre ohne Erklärungen stehen bleiben "Es bringt nichts mir meine Privilegien nicht zu gönnen oder wegnehmen zu wollen, ihr müsst sie euch halt auch erkämpfen." kann. Solchen Menschen vorzuhalten, was marginalisierte Menschen privilegierte NICHT schulden, hat bisher auch nicht zum Erfolg geführt…. Also, was tun? Lesetipps und Quellenangaben: http://hoc.twoday.net/stories/ maenner‐privilegien/ http://www.amptoons.com/blog /the‐male‐privilege‐checklist/ http://feminismus101.de/male‐ privilege/ http://smirkingbenevolence.tum blr.com/post/20595638578/thing s‐that‐people‐of‐minority‐ groups‐dont‐owe‐people http://sanczny.wordpress.com/2 012/07/19/was‐ist‐sexismus/ http://birdofparadox.wordpress. com/derailing‐for‐dummies‐ google‐cache‐reconstruction/ Anzeige ...ab 19 Uhr. K_ein Trans*mann mit langen Haaren Über die Reproduktion von Stereotypen bei Trans* Beitrag von Ver_Dichtung www.eulenstaub.wordpress.com Trans*männlichkeiten müssen kurze Haare haben. Das zumin‐ dest suggerieren verschiedene mediale Darstellungen von Trans*männlichkeiten. Auf ver‐ schiedenen Blog´s, Websites und Youtube‐Channels beschäftigen sich Personen mit Trans*männ‐ lichkeiten. Im Vordergrund steht dabei oft das „How to pass like a man“. Neben nützlichen Infor‐ mationen und einem Austausch bezüglich Kleidung, Ärzt_innen‐ erfahrungen, persönlichen Co‐ ming‐out Berichten und weiteren bedeutsamen Themen, ist der Haarschnitt ein essentielles Thema. Viele Personen berich‐ ten, dass diese vor ihrem Co‐ ming‐out die Haare lang, zumindest länger trugen. Der erste Schritt ist dann oftmals der Weg zum Friseur, um die Haare kurz zu schneiden. Somit wird eine Verbindung von langen Haaren und Weiblichkeit auf‐ rechterhalten und die Möglich‐ keit, dass Männlichkeit lange Haare nicht ausschließt, wird unsichtbar. Bei der Betrachtung von Cis*männlichkeiten(1) müs‐ ste doch eigentlich deutlich werden, dass eine Vielfalt von eigene Vorstellung und passt nicht neswegs von allen Männlichkei‐ gesellschaftliche Bild von stereo‐ Männlichkeiten existiert und kei‐ ten eine Kurzhaarfrisur getragen wird. Wieso dann diese rigide Vorstellung von der Unmöglich‐ keit von Trans*männlichkeiten mit langen Haaren? Sind lange Haare wirklich das entscheiden‐ de Merkmal, dass ein Passing(2) ausschließt? Oder sind es nicht eigentlich Reproduktionen von Stereotypen, die hier vorgenom‐ men und auf Trans* übertragen werden? Also, „da ja Männlich‐ keiten mit langen Haaren sehr feminin wirken, ist es per unvor‐ teilhaft als Trans*männlichkeit lange Haare zu tragen.“ Aber, „ein Kurzhaarschnitt könnte zwangsläufig in das derzeitige typer Männlichkeit. Bei der Be‐ trachtung gesellschaftlicher Normierungen – beispielsweise Körpernormen – ist feststellbar, dass diese einem zeitlichen Wan‐ del unterliegen. Dieser Wandel benötigt jedoch eine Sichtbarma‐ chung des verschiedenen „So‐ Seins“ von Menschen und nicht die Anpassung an ein vorherr‐ schendes stereotypes Bild, in die‐ sem Falle von Männlichkeit, was medial als Passing für Trans*männlichkeiten aufbereitet wird. ebenfalls das Passing zerstören, (1) Umfasst Personen, die männ‐ einen Kurzhaarschnitt tragen.“ Selbstwahrnehmung da ja viele lesbische Frauen* Der Haarschnitt scheint ein Bei‐ spiel für ein Dilemma zu sein, dessen Ausweg wohl nur in der Sicherheit der eigenen Selbstre‐ präsentanz gesehen werden kann. Wenn das Bild von der ei‐ genen Person ein Männliches ist, dann liegt es nahe, dass auch ein eigenes Bild von Männlichkeit verkörpert wird. Die Verkörpe‐ rung des männlichen Bildes be‐ zieht sich dann primär auf die lich zugeordnet sind und deren mit Zuschreibung identisch ist. dieser (2) Das „Gelesen‐werden“ als ei‐ ne angehörige Person des Ge‐ schlechts, mit dem Identifikation stattfindet. eine Über die Zusammenhänge der gleichgeschlechtlichen Ehe und der Islamfeindlichkeit in Europa Beitrag von Denise Reck. Die Autorin hat kürzlich ihren Master of Arts in Women and Gender Studies an der San Francisco State University abgeschlossen. Dieses Exzerpt ist die stark komprimierte Version ihrer Abschlussarbeit, die sich mit den Zusammenhängen von U.S. Hegemonie, LGBT‐Rechten, europäischem Neokolonialismus und anti‐rassistischem Aktivismus befasst. Die Autorin wohnt in San Francisco, USA. Erst vor wenigen Tagen wurde in Kalifornien das Verbot von gleichgeschlechtlichen Ehen aufgehoben. Während dies für den Küstenstaat einen großen Schritt bedeutet, ist die Homoehe in Deutschland schon ein “alter Hut”, dürfen sich doch bereits seit 2001 gleichgeschlechtliche Heiratswillige trauen lassen (wenngleich mit Einschränkungen gegenüber Heterosexuellen). Diese Gesetzesregelungen spiegeln sich wider in der öffentlichen Meinung: Für die deutsche Mehrheitsgesellschaft bedeutet Homosexualität schon länger keinen Faux‐pas mehr und Christopher Street Days locken jährlich Tausende von Tourist/innen in deutsche Großstädte. Im Gegensatz zu anderen Ländern wird in Deutschland Homosexualität selbst in der Politik akzeptiert und kann, wie im Falle von Klaus Wowereit, sogar zu vermehrter Beliebtheit führen. Vieles deutet darauf hin, dass sich der deutsche Nationalstaat die Akzeptanz Homosexueller auf die Fahne geschrieben hat. Dies ist der Schwulen‐und Lesbenbewegung zuzuschreiben und wird zurecht begrüßt. Was daran problematisch sein kann, wenn ein Nationalstaat wie Deutschland die Rechte von Homosexuellen öffentlichkeitswirksam fördert und dies zugleich als vorbildlich für andere Kulturen deklariert, soll in diesem Exzerpt kritisch hinterleuchtet werden. Ich möchte betonen, dass mein Anliegen in keinster Weise eine Missbilligung von LGBT‐Rechten ist, vielmehr geht es um die kritische Hinterleuchtung der deutschen Innenpolitik und der Islamfeindlichkeit in diesem Zusammenhang. Deutschland belegt den zweiten Platz der sogenannten “Rainbow Map“, einer von der Internationalen Schwulen‐ und Lesbenvereinigung herausgegebenen Karte, die die “Homosexuallenfreundlicheit” europäischer Länder ermittelt (ILGA Europe 2012). Die Karte deklariert die meisten westeuropäischen Länder als “sehr schwulenfreundlich”, im Gegensatz zu ost‐ und südeuropäischen Staaten. Dadurch legt die Rainbow Karte nahe, dass Länder wie die Türkei und Moldawien dringend “aufholen” müssen, um so “fortschrittlich” zu sein wie Westeuropa. Länder wie Deutschland werden als “gut und fortschrittlich” präsentiert, gegenüber u.a. der Türkei, die als “schlecht und rückwärtsgewandt” kategorisiert wird. Die Rainbow Karte veranschaulicht, wie westeuropäisch‐demokratische Werte im Zusammenhang mit der pro‐LGBT Einstellung dargestellt werden. Deutschland kann sich als “progressiv und modern” auszeichnen, in dem es sich gegen die “Anderen”, also sogenannte “rückwärtsgewandte” Länder/Kulturen abgrenzt, ohne deren Existenz das “fortschrittliche” Selbstverständnis Deutschlands überhaupt erst möglich gemacht wird. Dieses Exzerpt befasst sich mit den Spannungen innerhalb der “deutschen Werte” und den muslimischen Mitbürger_innen, die durch die deutsche pro‐LGBT Gesetze zum Sündenbock gemacht werden. Es geht mir dabei um den Begriff der “Freiheit” und welche Auswirkungen die staatliche Definition der sexuellen Freiheiten für Schwule und Lesben auf die Lebensqualität muslimischer Mitbürger_innen hat. Die Art und Weise mit denen westliche Länder ihren Begriff von “Freiheit” konstruiert haben, stützt sich auf die Gegensätzlichkeit zwischen “modern” und “rückständig” (Butler 2008). Judith Butler veranschaulicht die Problematik zwischen LGBT Rechten und anti‐westlicher Haltung mit ihrer Frage: “Ist diese linke Verteidigung meiner Freiheit etwas über das ich mich freuen soll, oder wird diese “Freiheit” benutzt als Züchtigungsmittel, welches Europa weiß, rein und nicht‐religiös halten soll, ohne dabei die Gewalt zu hinterfragen, die diesem Ziel innewohnt?” Wir müssen den Begriff “Freiheit” verkomplizieren, um über den Zwiespalt zwischen sog. europäischer “Freiheit” und nicht‐europäischer “Rückständigkeit” hinwegzukommen. Um den Zusammenhang zwischen vom Staat legitimierter Homosexualität und der Diffamierung muslimischer Einwanderer_innen zu beleuchten, ist das Konzept der “Homonormativität” ausschlaggebend. Der Begriff wurde von Lisa Duggan geprägt und bezeichnet einen Mainstream Diskurs, in dem sich Schwule und Lesben, statt abzugrenzen, als möglichst normativ präsentieren (2002 ). Damit wird Heterosexualität als soziale Norm nicht etwa abgebaut, sondern bloß erweitert. Es kommt dabei zu keiner strukturellen Kritik an einem System, das bestimmte Gruppen begünstigt und andere marginalisiert. Die dadurch konstruierte Identität für “homonormative” Schwule und Lesben[1] wird u.a. vom deutschen Nationalstaat durch Legitimität belohnt, wie im Fall der Homo‐Ehe. Dadurch gewinnen Schwulen‐ und Lesbenrechte an Bekanntheit und es kommt zur Abnahme von Homophobie. Diese neu‐ gewonnene, etablierte Identität für Schwule und Lesben wird an staatliche Regelungen und an Konsum gebunden, was zum weiteren Ausschluss von denjenigen Menschen führt, die an dieser vom Staat legitimierten Version von Homosexualität nicht teilnehmen möchten oder können. Homonormativität verpackt “Freiheit” in Form von Privatssphäre, Häuslichkeit und Konsum. Sie depolitisiert die Schwulen‐ und Lesbenbewegung, weil strukturelle Probleme und Kapitalismuskritik ausgeblendet werden. Diese neu entstandene Identität kommt dem deutschen Nationalstaat finanziell und ideologisch zu Gute. Der Staat erhält die Definitionsmacht über die Legitimität schwuler und lesbischer Identitäten. Jasbir Puar nennt diesen Prozess “die goldenen Handschellen der Schwulenrechte – ein schönes Geschenk, das Kontrolle mit sich bringt” (2012). ... ‐> Anzeige Um den Zusammenhang zwischen Homonormativität und Islamophobie in Deutschland aufzuzeigen, können aktuelle Statistiken herangezogen werden. Laut einer Studie des Statistischen Bundesamts bejahen 46% der Deutschen, dass “es zu viele Muslime gibt in Deutschland”. 58% finden, dass Muslime darin eingeschränkt werden müssen, ihren Glauben zu praktizieren (Zick/Küpper 2013). Diese Zahlen reflektieren wachsende islamophobische Tendenzen in Deutschland, welche sich widerspiegeln in einer generellen Ablehnungshaltung, bis hin zu tödlichen Übergriffen gegenüber denjenigen, die als Muslime wahrgenommen werden. Diese öffentliche feindselige Haltung wird durch die Medien und vor allem die Bild‐Zeitung verstärkt. Die Berichterstattung von Bild über das “Immigrationsversagen” von Muslimen, sowie deren systematische Darstellung als schwulen‐ und frauenfeindliche Kriminelle, ist beispielhaft für die ansonsten eher subtile anti‐ islamische Berichterstattung der Medien. Es ist bemerkenswert, dass Bild trotz der konservativen Haltung in Bezug auf Einwanderung, Geschlechtergerechtigkeit und Sozialleistungen eine liberale Meinung hinsichtlich Homosexualität vertritt. Auf ihrer Website berichtet Bild über apolitische, homonormative Themen, wie etwa “die hübschesten lesbischen Schauspielerinnen”. Bild ist somit beispielhaft dafür, wie deutsche konservative Medien ihre Werte um ihren “Gegenpol”, die Muslime, konstruieren und dabei Gebrauch von Homonormativität machen. Ein solches pro‐ LGBT Selbstverständnis lenkt von innerdeutschen Problemen ab, wie dem wachsendem Rechtsextremismus. Gleichzeitig steht ein solch “modernes” Selbstverständnis im Einklang mit den politischen Positionen der Europäischen Union. Der deutsche Nationalstaat ergreift somit die Möglichkeit, die ihm immernoch anhaftenden Assoziierungen mit dem Nationalsozialismus “abzustreifen” und stattdessen eine europäische, “moderne” Identität anzunehmen. Durch die Konstruktion eines gemeinsamen Gegenpols wird zudem ein Zusammengehörigkeitsgefühl europäischer Staaten gestärkt. Dies geschieht auf Kosten von Migrant_innen aus dem Mittleren Osten und dem afrikanischen Kontinent, die durch die europäische Gesetzgebung und “Fortschritts‐Ideologie” als archaisch und rückständig dargestellt werden. Dass sich Deutschland auf dem Weg zum vorbildlichen pro‐LGBT Nationalstaat befindet, geschieht somit im aktuellen politischen Diskurs zum Teil auf Kosten der „Anderen“, der nicht‐europäischen Einwanderer_innen, und trägt zur Verschärfung konstruierter Gegensätze bei. Die dadurch erlebte Feindseligkeit in ihrer Wahlheimat trägt für Immigrant_innen sicherlich nicht dazu bei, dass sie sich in dieser wohlfühlen, bzw. aufgenommen fühlen. Nach‐ und Hinweise [1] Bi – und transsexuelle Menschen fallen werden durch Homonormativität nicht adressiert, was wiederum auf die problematische Vereinfachung der dadurch konstruierten“Lesben‐und Schwulenidentität” hinweist. Butler, Judith. “Sexual Politics, Torture and Secular Time.” The British Journal of Sociology 59.1 (2008): 1–23. Print. Duggan, Lisa. “The new homonormativity: The sexual Politics of Neoliberalism” In: Materializing Democracy: Toward a Revitalized Cultural Politics. Edited by Castronovo, Russ and Nelson, Dana.:Durham: Duke University Press, 2002. 175‐194. Print. ILGA Europe. “Rainbow Europe Map and Index.” May 2012. Web. 16 February 2013. Puar, Jasbir K. “The Golden Handcuffs of Gay Rights: How Pinkwashing Distorts both LGBTIQ and Anti‐Occupation Activism.” The Feminist Wire. 30 January 2012. Web. 4 December 2012 Zick Andreas, Küpper Beate et al. „Die Abwertung der Anderen. Eine europäische Zustandsbeschreibung zu Intoleranz, Vorurteilen und Diskriminierung.“ Berlin: 2011. Web. 18 March 2013. Anzeige ... Du magst Queerulant_in? Ihr seht schon: Wir kommen mal wieder zum Ende. Doch haltet ein: ... Du magst Queerulant_in? Das trifft sich gut. Denn wir machen Queerulant_in. Falls du auch Queerulant_in sein möchtest/machen möchtest/mitgestalten möchtest, bist du herzlich dazu eingeladen. Bei uns erwarten dich zwar neuerdings auch glorreiche Gewinne für die Leser_innen, dafür aber kein Ruhm und noch weniger Ehre. Falls du trotzdem interessiert bist, würden wir uns über deinen Beitrag in der nächsten Ausgabe von Queerulant_in freuen. Schreib uns auch gerne, wenn du Queerulant_in kostenlos in den Briefkasten erhalten möchtest! ... Du magst Queerulant_in? ... Du willst Queerulant_in in die Welt und unter die Menschen bringen? ... Du möchtest uns nicht nur darauf hinweisen, dass wir überall Schreibfehler haben, sondern auch Queerulant_in korrigieren und somit etwas für die Menschheit tun? ... Du möchtest in Queerulant_in mitschreiben? Foto: privat ... Du möchtest uns auf ein spannendes Thema hinweisen? ... Du möchtest Leser_innen‐ Briefe schreiben? ... Du weißt, welches JUZ, Kulturzentrum, Café, etc. ... Queerulant_in auslegen möchte? Sehr gerne: Schreib uns an: [email protected] Wortbahnhofs Kolumne Nach der immer noch neuen und glitzernden Advice‐Kolumne von Esme, startet nun die neue Kolumne von Wortbahnhof. Wortbahnhof schreibt manchmal, aber eher selten, und dann über ihren_seinen Trans*‐Alltag auf www.wortbahnhof.de ‐ und nun auch hier in der neuen Queerulant_in‐Kolumne. Dieses Mal gehts um Trans* im universitären Alltag und die ein oder anderen Konsequenzen, die dort ein neuer Name hervorrufen kann... Neulich machte ich mir im Gespräch mit meinem Psy‐ chologen klar, warum ich vor allem gerade nicht stu‐ diere, obwohl ich eigentlich teilweise gerne würde: In der Universität ist mein alter, bürgerlicher Name ver‐ zeichnet, den ich nicht mehr führe. Wenn ich mir dann denke, dass ich doch spontan und ohne Ver‐ pflichtungen in Seminare gehen könnte, schwingt im‐ mer die Angst mit, dass die Dozierenden die Namens‐Liste im Online‐Seminar‐Verzeichnis sehen, dann die Anwesenheit abfragen und der alte Name sichtbar ist. Zwar habe ich mich dort in der Uni‐Com‐ munity auf unsichtbar gestellt, aber für Dozierende sind die Personen trotzdem sichtbar. Dies hat zur Fol‐ ge, dass ich dann lieber nicht in Universitäts‐Veran‐ staltungen gehe, obwohl ich eingeschrieben bin und wie gesagt auch manchmal Lust darauf habe Veran‐ staltungen zu besuchen. Im Gespräch mit meinem Psycho ergab sich dann nur die eine Konsequenz, die ich die ganze Zeit verscho‐ ben habe: Ich müsste mich mit dem Universitätskor‐ pus in Verbindung setzen und da eine Lösung finden, damit mein eigener Name innerhalb der Universität verzeichnet ist und ich nicht mehr mit falschen Na‐ men assoziiert werde. Längerfristig wäre sicher eine offizielle Namensänderung sinnvoll, doch dazu habe ich momentan noch nicht die Motivation gefunden. Ich wusste, dass eine Namensänderung im universi‐ tären Rahmen möglich ist, ohne dass der bürgerlicher Name mit dem gewählten Namen übereinstimmt. Dies hatte ich erfahren, als ich mich für eine anderen Per‐ son mit der Universitätsleitung in Verbindung setzte, um dann in der Rechtsabteilung über die Möglichkei‐ ten zu sprechen, wie eine Namensänderung, ohne vorherige Änderung des bürgerlichen Namen etabliert werden konnte, also Outing‐Situationen vermieden werden können. Ich rief also bei der verantwortlichen Person an, mit der ich das letzte Mal gesprochen hat‐ te. Die Person war etwas genervt, sagte, dass ein Termin diese Woche nicht mehr möglich sei, und ich schob die Genervtheit auf den vollen Terminkalender. Im Gespräch selbst sagte ich nur, dass ich da wieder einen Fall hätte, da ich am Telefon selbst nicht sagen wollte, dass es um mich geht. Es war mir vorher schon klar, dass es viel einfacher ist für die Ziele von anderen Personen zu kämpfen, als für meine eigenen. Zu persönlich und zu emotional bin ich dann. Ich füh‐ le mich schutzlos und verletzlich, aber wenn ich für eine andere Person streite, dann kann ich sachlicher und kämpferischer sein, weil es ja nicht meine Iden‐ tität betrifft und eigene Zweifel und negative Gedan‐ ken nicht dazwischenfunken können. Zu dem Termin in der darauffolgenden Woche nahm ich eine_n Freund_in mit, damit ich ein wenig Rückendeckung genießen konnte. Die Person aus der Rechtsabteilung begrüßte uns freundlich‐beschäftigt und räumte erstmal ein dutzend an dicken Leitzord‐ nern vom Tisch, auf dem sich diese stapelten. Sie fragte, was sie für uns tun könne. Ich erläuterte et‐ was befangen, aufgeregt, dass es wieder um eine Na‐ mensänderung ginge, ohne dass der bürgerliche Name damit übereinstimme, dass es darum geht, dass ich eben nicht studiere, obwohl ich gerne studieren wür‐ de, und ob wir da wieder eine Lösung finden könnte. Ich sprach davon, dass ich auch ein Schreiben meines Psychologen dabei hätte, in dem steht, dass ich we‐ gen Trans* in Behandlung bin und auch einen Veran‐ staltungshinweis, auf dem mein Name stand, um zu belegen, dass ich den Namen auch wirklich benutze. Wir lächelten und schmunzelten, sie wollte die Unter‐ lagen jedoch nicht sehen, fragte danach, was mir vor‐ schwebte. Wie beim letzten Mal versuchte die Person aus der Rechtsabteilung eine Möglichkeit zu finden den Vornamen mit einem Punkt abzukürzen, da der Anfangsbuchstabe von des jetztigen und des alten Na‐ mens der selbe war. Glücklicherweise ging dies jedoch nicht, da im Computer‐System keine Punkte in Namen erlaubt sind. Mit der Aussage, dass sie nicht wüsste, was dagegen spräche, verwies sie mich an den Ge‐ schäftsführer des Studierendensekretariats, den sie anrief, um einen Termin zu machen. Dieser sagte, dass ich sofort vorbeikommen könne, weshalb meine Begleitung und ich uns auf den Weg dorthin machten. Beim Studierendensekretariat angekommen, begrüßte uns der Mensch dort nach einer kurzen Begrüßung mit: „Ja, dann bekomme ich von einem von ihnen eine Ma‐ trikelnummer und einen neuen Namen“. Mit beidem konnte ich dienen. Da ich noch ein neues Passbild für den neuen Studierendenausweis vorbeibringen wollte, müsse ich nochmal kommen. Im System wurde jedoch schon mein Name geändert. Per E‐Mail (an meine alte Universitäts‐E‐Mail‐Adresse) erhielt ich dann in Kopie die Unterhaltung zwischen dem Menschen aus dem Studierendensekretariat und der Person vom Hochschulrechenzentrum, welche da‐ für zuständig war, dass ich eine neue E‐Mail‐Adresse erhielt. Denn ohne neue E‐Mail‐Adresse kein neuer Studierendenausweis. Da standen dann die Fakten, dass sich mein Name geändert habe, jedoch auch, dass ich eine „Geschlechtsumwandlung“ gemacht ha‐ be. Soso... Ich nahm es mit Humor, weil ich bekom‐ men hatte, was ich wollte, und mir der Rest egal war. Dass eine Namensänderung jedoch mit Transsexualität und Geschlechtsangleichungen verbunden wird, ist in dem Fall lustig. Denn davon wie ich mich identifiziere habe ich weder in der Rechtsabteilung noch im Stu‐ dierendensekretariat etwas gesagt: Aber klar, ich ste‐ he als männliche Person im System und möchte einen neuen Namen, wegen so Trans*‐Geschichten. Dann muss ich ja eine „Frau“ sein. Am nächsten Montag schritt ich wieder zum Studie‐ rendensekretariat mit einem neuen Passbild und mei‐ ner Begleitung. Auf dem Weg dorthin fiel mir ein: Oh, vielleicht hätte ich mich nochmal rasieren sollen oder nicht meine Camouflage‐Hose anziehen sollen. Doch ich überwand die Zweifel und dachte mir, dass das jetzt egal sei. Eine Person erwartete mich am Schal‐ ter, der ich kurz erzählte, dass ich eine neue Studie‐ rendenkarte beantragen wolle und hierfür das Passbild mitgebracht hatte. Es kam wieder die Frage nach der Matrikelnummer, welche ich ihr mitteilte. Die Person las meinen Namen vor, mit einer weiblichen Anrede, welche im System stand. Darauf sagte sie: „Das kann aber nicht sein!“ Ich sagte: „Doch.“ Sie etwas zwei‐ felnd aber dann doch akzeptierend, erläuterte kurz, dass ich eine E‐Mail an meine (neue) E‐Mail‐Adresse bekäme und dann den Ausweis abholen kann. Etwas weiteres müsse ich nicht tun. Sie wies mich nur dar‐ auf hin, dass ich noch meinen Personalausweis mit‐ bringen müsse. Ich sagte: „Okay.“ und verlies mit meiner Begleitung das Studierendensekretariat. Ich erzählte ihr davon, worauf er_sie sich zusammen mit mir freute, was passieren wird, wenn ich mit meinem alten Namen meinen Studierendenausweis mit neuem Namen abhole und alles, bis auf die Namen überein‐ stimmen. Auch das Bild. Später fiel mir ein, dass ich die Person am Schalter noch hätte fragen können, warum das denn nicht sein könne, dass ich Frau XYZ ZYX bin. Sie hatte ja auch eine weibliche Anrede, so‐ gar ein Schild auf dem das stand und zudem mehr Oberlippenbart als ich im Moment unseres aufeinan‐ dertreffens. Meine Begleitung sagte, dass mensch mit der Zeit wohl schlagfertiger wird. Dann wurde mir klar, dass offenbar nicht nur mein Name geändert wurde, sondern auch das Geschlecht, sonst hätte die Person am Schalter nicht so verwundert eine weibli‐ che Anrede verwendet. Später beim Einkaufen stand ich im Tegut an der Kas‐ se. Vor mir 4 Jugendliche. Ein von mir als Mädchen gelesenes Kind sah mich, und flüsterte ihrer Freun‐ din(?) sofort etwas zu. Ich schaute sie bewusst an und lächelte. Die zweite Person schaute mich an, kicherte sich einen ab und rannte dann weg. Aus Albernheit, vielleicht auch, weil ich sie ja auch anschaute. Kurze Zeit später vor dem Tegut‐Supermarkt standen alle vier und unterhielten sich. Sie schauten mich an und ich schaute zurück, grinste sie verschmitzt an, mach‐ te mich insgeheim über ihre Geschlechtervorstellun‐ gen lustig, während sie sich über mich lustig machten. Vielleicht die angenehmste Variante, als angepisst sein, weil ich nicht passe, weil ich angst habe, dass Menschen denken, dass ich falsch bin, dass ich doch eigentlich ein Mann bin. Das ist nerviger, als wenn ich das Gefühl habe als schwul zu passen. Wenn ich als schwul passe kann ich selbstbewusster sein, weil ich ja weniger schwul bin als weiblich. Weiblich nur halb passen ist dann wieder emotionaler, persönlicher, verletzlicher. Ausserdem gehen die Leute mit mehr Abstand um, wenn ich als Schwuler, also tendenziell eher als Mann* passe. Dann kann ich mich mit Men‐ schen anlegen, dann werde ich wütend und stelle mir Kampfszenen mit Leuten vor, die gemein und verlet‐ zend zu mir sind. Wenn ich besonders darauf Wert le‐ ge als weiblich zu passen, dann erlauben sich die Menschen um mich mehr heraus, gehen mir weniger aus dem Weg, wenn ich vorbei will (was heißt, dass ich mehr Leute remple, wenn ich als weiblich gelese‐ ne Person passen möchte), oder schauen verletzender. Aber auch ich bin verletzlicher, und achte mehr auf die Blicke. Vielleicht schauen die Leute auch immer gleich, nur je nach Performanz geht es näher an mich heran... Queere Lyrik - Autor*in: Levi. Widerstand Der Ethikrat des Parlaments diskutiert heute ob Genitalverstümmelungen an Babys in Deutschland OK sind. Häh, was, wie? Nein, kann nicht sein. Doch, doch. Genau das. Wenn ein Kind als Hermaphrodit zur Welt komme Finden viele in Psychologie und Medizin, es völlig ok, ja sogar notwendig, Genitalen zu operieren, die nicht in die Schubladen männlich oder weiblich passe, Hört sich ziemlich gruselig an. Ist es auch. Die UN‐Kommission gegen Folter hat dann mal nachgefragt. Jetzt diskutiert also Das Parlament. Der WDR meint, das sind immerhin ein paar Minuten Sendezeit wert. Ich bin fröhlich gelangweilt auf der Arbeit und warte darauf gleichzeitig nach Hause zu fahren Dring, Dring, Dring, „Hallo, hier ist Levi.“ „Ja Hallo, Ich bins, Ich wolle fragen ob du ein Interview machen würdest. Hast du nachher kurz Zeit. äh – äh – ja „Es geht um Intersex‐Rechte‐Naja‐Die haben mich gefragt die finden keine*n“ „Joa ‐ ok – bis gleich.“ Der WDR also. Na gut. Wundert mich nicht, dass da nicht viele drüber sprechen. Über ihre Leben – als – Zwitter. Ich hab auch schiss. Aber besser ich sag mal was ‐ Als immer nur selbst ernannte Expert*innen die keine Ahnung haben. Ich komme zum Treffpunkt, die Leute vom WDR – und M., die mich angerufen hat sind da. „Hallo, ich bin Levi.“ „Hallo, äh – bist du schon 18? „22“ „Oh – Entschuldigung – klar“ Wir halten kurzen Smalltalk und dann geht es los. „Ja, was genau bist du jetzt körperlich?“ „Wurdest du operiert?“ Wie ist das mit dem Sex“ Irgendwie dachte ich, es ginge um Politik. Hm. Ich werde mit jeder Frage kleiner, bin bald wirklich „Das arme kleine Opfer ‐ Das sie wohl gesucht haben. Aber zum Glück ist M. mit dabei. Und hält ihnen einfach mal einen Spiegel vor. Verbal. „Ähm – Entschuldigung – Aber ‐ wie ist eigentlich ihr – Hormon Status ‐ uns wie genau sehen ihre Geschlechtsteile aus?" Stille Wow. Das ist angekommen. Alles dreht sich‐ Danke für die Solidarität Jetzt darf ich sagen ‐ Was mir wichtig ist ‐ Warum OP´s keinen Sinn machen Warum wir endlich im Gesetz, im Pass, bei Toiletten usw. nicht mehr unsichtbar sein wollen und wie ich mir eine andere Gesellschaft erträume und versuche diese voran zu bringen. Da bin ich so grad noch einmal dem Voyeurismus entkommen Queere Lyrik - Autor*in: Levi. Socken Ich fand shoppen schon immer scheiße. Ich könnte jetzt sagen, dass ich auch als Kind Konsum kritisch reflektiert habe. Das wär aber leider gelogen. Mein Problem mit C&A und H&M war damals ein ganz anderes. Zum einen sind deren Maße definitiv nicht für Menschen mit Maßen wie mich gemacht. Hosen zu lang, T‐Shirts zu eng, so war das meistens. Aber vor allem sind deren Läden Geschlechter getrennt. Irgendwie habe ich in der sogenannten "Frauenabteilung" selten was gefunden was ich mochte. In der "Männerabteilung" wurde ich dann von überengagierten Verkaufenden in die "Frauenabteilung" verwiesen, wo es doch viel schönere, passendere Sachen für mich gäbe. Danke, ich weiß, was ich suche, und kaufe was ich will. Am Ende muss ja auch ich damit rumlaufen. Zu Hause hat dann Mama geschimpft, wenn ich mal wieder nur "Jungsklamotten" angeschleppt habe. Heute ist es wieder soweit. Auch der Umsonstladen kann mich diesmal nicht retten. Ich brauche Socken. Keine Ahnung was die Waschmaschine mit denen macht, aber irgendwie sind fast alle weg. Ich mache mich also auf den Weg zum Einkaufen. Schicke mein Gewissen in Kurzurlaub um nicht an Kinderarbeit zu denken und geh in den Laden. Ich schau mich um und bin von so viel Ware verwirrt und überfordert. Da werde ich prompt von einer Verkäuferin angesprochen: "Entschuldigung, kann ich helfen?" "Ich suche Socken" Sie setzt an zu antworten und beginnt mich genauer zu mustern. Schließlich fragt sie, unsicher: "Männer oder Frauenabteilung?" Ich bin jetzt völlig überfragt und bringe nur ein: "Äh‐keine Ahnung, egal." zu Stande. Immerhin, sie lacht und erklärt mir freundlich den Weg zu beiden, verschiedenen Socken Regalen. Trotzdem denke ich mir: Verdammt, es sind Socken, sind nicht wenigstens die Genderneutral? Aber Nein, wo kämen wir denn da hin, sicher sind die einen Rosa und die anderen Blau, damit auch alle wissen, wo ihr Platz ist. Herrschaft durch Sprache Geschlechtergerechte Sprache in Universität und Alltag Ein Beitrag von Judith Sümnik, Jonas Eickholl und Ivo Boenig. Sprache stellt durch ihre Funktion als Kommunikations‐ und Interaktionsmittel einen relevanten Faktor für gesellschaftsanalytische Ansätze dar. Auch in der Wissenschaft ist Sprache im Kontext von möglicher (Re‐)Produktion von Rollenbildern und Sexismen(1) seit der zweiten Frauenbewegung in den 1970er Jahren immer wieder ein Thema (Reiss 2008, 742). Aufgrund immer wieder vorkommender und (re‐)produzierter Sexismen im universitären Kontext fand am 29.01.2013 in Kassel, organisiert durch Teile des Allgemeinen Studierenden Ausschusses (kurz: AStA) Kassel sowie das Autonome Referat für Frauen und Geschlechterpolitik Kassel, eine Podiumsdiskussion mit dem Titel „Herrschaft durch Sprache – Geschlechtergerechte Sprache in Universität und Alltag“ statt. Ziel der Veranstaltung war es, einen möglichst facettenreichen und fundierten Überblick über verschiedene Perspektiven zur geschlechtergerechter Sprache zu schaffen, ohne in eine Grundsatzdiskussion, ob geschlechtergerechte Sprache an sich überhaupt notwendig ist, zu verfallen. Auf dem Podium saßen verschiedene Vertreter*innen(2) universitärer Gremien, so eine Referentin des Schwulen‐Trans*‐Queer‐Referates Gießen, der Referent des Autonomen Schwulenreferates Kassel und eine Vertreterin des Referats für Hochschulpolitik des AStA der Goethe‐Universität Frankfurt Main, sowie ein in der Piratenpartei aktiver Blogger. In diesem Forumsbeitrag zu der Podiumsdiskussion soll ein Überblick über die verschiedenen Ansätze und Positionen, also eine Zusammenfassung des inhaltlichen Diskurses, gegeben werden. An manchen Stellen finden sich Fußnoten mit weiterführender Literatur und/oder Erklärungen zu Begriffen, da nicht davon ausgegangen werden kann, dass Fachbegriffe und deren Definitionen allen Menschen zugänglich und bekannt sind. Aufgrund der der Veranstaltung vorangegangenen Diskussion, welche auch persönliche Angriffe gegen einzelne Podiumsteilnehmer*innen beinhaltete, ist die Zusammenfassung der Inhalte anonym und nicht personenbezogen formuliert.(3) Die Relevanz der Auseinan‐ dersetzung mit der eigenen Sprache hen. So besteht eine Wechselwir‐ kung zwischen Denken und Spra‐ che auf der einen und dem Handeln auf der anderen Seite. Was ist Sprache? In welchen For‐ Sprache an sich ist stets von Ge‐ men kann Sprache verwendet schlechtszuschreibungen und werden? Wofür benutze ich ‐bezeichnungen durchzogen, so Sprache in welchen Momenten? ‐ zum Beispiel bei Substantiven ‐ Das sind mögliche Ausgangsfra‐ bezeichnet als 'Genus', dem gen, um die Relevanz von Spra‐ grammatikalischen Geschlecht. che und die eigene So finden sich Unterschiede in Auseinandersetzung mit dieser verschiedenen Sprachen in Bezug zu klären. Sprache findet auf auf Geschlechterzuschreibungen, verschiedenen Ebenen statt: wie eine*r der Podiumsteilneh‐ nonverbal und verbal. Beide mer*innen anbrachte. Heißt es im Formen von Sprache stellen ein deutschen 'der Mond' und 'die Mittel zur Kommunikation und Sonne' sind die Geni im lateini‐ Interaktion dar. Die Bedeutung schen umgekehrt. Somit findet gewisser Wörter, Gesten und Mi‐ nicht nur eine Konstruktion der mik geschieht hierbei durch Wortdefinitionen an sich, sondern normativen Vorstellungen sowie ebenso eine Konstruktion der Zu‐ Zuschreibungen, dem bewussten schreibungen zu einem Ge‐ oder unbewussten Weltbild einer schlecht statt. Dies bezieht sich Gesellschaft, welche Sprache nicht nur auf das Genus, sondern letztendlich zu einem Konstrukt ebenso auf die Konnotation von machen. Die Sprachwissen‐ Begriffen durch verschiedene schaftlerin Senta Trömel‐Plötz pronominale Zuordnungen (bei‐ schrieb hierzu: „Mit Hilfe unse‐ spielsweise: 'der Sekretär' und rer Sprache erfassen wir die 'die Sekretärin'). Welt, und mit Hilfe von Sprache Durch die basale Funktion von konstruieren wir unsere Wirk‐ Sprache und die damit zusam‐ lichkeit.“ (Trömel‐Plötz 1984. menhängenden Möglichkeiten, 51). Eine*r der bietet Sprache Podiumsteil‐ jedoch auch die "Sprache wird zu ei‐ nehmer*innen Möglichkeiten nem prozesshaften merkte an, zur Machtaus‐ und wandelbarem dass hierbei im übung, zur Dis‐ bestmöglichen kriminierung, Konstrukt, welches Fall ein Kon‐ zur Verletzung Herrschaftsverhält‐ sens über die und der (Re‐) nisse (re‐)produziert jeweiligen Be‐ Produktion von griffe und De‐ sogenannten '‐ oder durch Reflexion finitionen ismen' (Rassis‐ und bewussten Um‐ besteht. Ist mus[4]_Sexis‐ gang abbaut." dies nicht der mus_ Fall, sei es als Antiromais‐ sinnvoll anzusehen, diesen Zu‐ mus[5][6]_Ableismus[7]_Klassis‐ stand erneut anzustreben, in‐ mus[8]_Lookismus[9]_Antisemiti dem Verwendungen von smus[10]_ und viele weitere[11]). Begriffen geändert werden. Sprache wird damit zu einem Zusammenhang von Sprache, prozesshaften und wandelbarem Hierarchien und Sexismus Konstrukt, welches Herrschafts‐ verhältnisse (re‐)produziert oder Wer formt, schafft und normiert durch Reflexion und bewussten Sprache? Wer hat die Möglichkeit Umgang abbaut. welche Form von Sprache zu be‐ Als weiterer wichtiger Aspekt ist nutzen? Wem höre ich (nicht) zu? die Sprache im Zusammenhang Wer und was wird in Sprache mit Denken und Handeln zu se‐ (nicht) benannt? Durch die wechselseitige Rück‐ kopplung von Sprache und dem Weltbild einer Gesellschaft ist es wichtig diese auch in dem Kon‐ text von Geschlecht und Sexis‐ mus zu betrachten. Die Podiumsteilnehmer*innen waren sich einig: Die deutsche Sprache stellt, an vielen Stellen, ein Ab‐ bild männlicher Dominanz dar. Die Verwendung des generischen Maskulin bei geschlechtlich ge‐ mischten Gruppen (Bspw. 'Stu‐ denten' statt 'Studierende'), Konnotationen von Sprechwei‐ sen, welche eine 'männliche Sprechweise' mit Macht, Taten und Aktionen und eine 'weibli‐ che' Sprechweise mit Tratsch as‐ soziieren oder die Betonung von als 'nicht normal' deklarierten Zuständen (Beispielsweise von homo‐/asexuellen und/oder po‐ lyamoren Beziehungen, da diese nicht dem heteronormativen[12] Bild einer klassischen Paarbezie‐ hung ('Mann und Frau') entspre‐ chen) sind ein Ausdruck der patriarchalen und von einem dualen Geschlechterbild gepräg‐ ter Weltanschauung in der west‐ europäischen Gesellschaft. Die grammatikalische Einschränkung in der deutschen Sprache von einem allein weiblichen und männlichen Geschlecht, macht nicht nur eine Differenzierung und Wertung zwischen diesen beiden Polen auf. Es schließt Menschen, welche sich zwischen oder über diesen Geschlechter‐ zuschreibungen hinaus verorten, aus und macht diese somit un‐ sichtbar.[13] Auch strukturell lassen sich Hierarchien in Sprache feststel‐ len. Dies wird, wie eine*r der Podiumsteilnehmer*innen als Beispiel nannte, durch eine Dif‐ ferenzierung pronominaler Anre‐ deformen in die vertraute Form 'du' und die höfliche respektvolle Form 'Sie' deutlich. Im Ge‐ schlechterkontext ist hier eine unterschiedliche Konnotation von der Anrede 'Herr' und der ... ‐> Anrede 'Frau' oder die bis in die Sprache stets gesellschaftspoli‐ 1970er Jahre gängige Form tisches Handeln ist. Sprachkritik 'Fräulein' zu erkennen. Wird die und Empathie, d.h. ein zuneh‐ Anrede 'Herr' mit Macht und mend kritisch‐intensives Wahr‐ Stellung assoziiert, ist die Form nehmen und 'Frau' eher eine reine Ge‐ bewusst‐reflektiertes ‚Erleben‘ schlechtszuschreibung. Mit der von Sprache und Sprachhandlun‐ Verwendung von 'Fräulein' wird gen, werden zu Strategien der sogar eine Verniedlichung und Infragestellung gesellschaftli‐ Abwertung sowie eine Unter‐ cher wie genderspezifischer scheidung in 'verheiratet' und Hierarchien“ (Reiss 2008. 743). unverheiratet' getroffen.[14] Ebenso kann Sprache nicht nur Vorhandene Strukturprobleme zur Interaktion und Kommunika‐ Gesellschaft und Universität tion, sondern auch zum Aus‐ schluss von Personen aus Die vorhandenen Strukturpro‐ sozialen Kontexten dienen. So bleme drücken sich auf unter‐ findet beispielsweise durch das schiedliche Art und Weise, meist Verwenden von Fachausdrücken viel subtiler aus. Konkret in den ein Ausschluss all derjenigen Strukturen der Universität Kas‐ statt, die keinen Zugang zu die‐ sel gibt es zum Beispiel klare ser Form der Sprache haben Hierarchien im Bereich des Re‐ oder haben wollen. Aber auch derechts, welche unter anderem diese Ausschlussmechanismen in den Strukturen der Studieren‐ sind viel niedrigschwelliger und denschaft sichtbar werden. Dort unbewusster zu beobachten: So gibt es weder eine Gender‐quo‐ ist es zum Beispiel auch eine tierte noch eine Erstredner*in‐ Forderung der Bewegung von nen‐Redeliste[16], sodass die Menschen mit Lautesten und Behinde‐ "Sprache ist nie‐ Dominantesten rung/Einschrän‐ als erstes zu mals neutral, Wort kungen, dass kom‐ Texte in einfa‐ men.[17] Durch sondern stets ein cher oder leich‐ das generische Politikum." ter Sprache Maskulin be‐ verfasst werden nannte Gremi‐ müssen und Menschen sich so en, wie den 'Ältestenrat' sowie ausdrücken sollten, dass sie das 'Kanzleramt', oder Evaluati‐ möglichst von allen verstanden onsbögen zu Studien‐ und Semi‐ werden.[15] Zur Identifizierung narbedingungen, in denen eine von ausschließender (also exklu‐ Einordnung als 'weiblich' oder dierender) Sprache kann die Be‐ 'männlich' gefordert wird, sind antwortung folgender Fragen nur einige Beispiele. Gerade bei aufschlussreich sein: welche Letzterem ist nicht nur fraglich Ausdrücke, welche Art von Spra‐ wieso die Erfassung des ver‐ che wird benutzt? Mit welchem meintlichen Geschlechts für Hintergrund benutze ich welche Studien notwendig ist, sondern Form von Sprache? Wer hat Zu‐ es entsteht ebenso ein Konflikt gang zu diesen Ausdrücken und für Menschen, welche sich nicht wer nicht? Wodurch wird dieser in das binäre Geschlechtersy‐ Zugang ermöglicht? stem einordnen wollen oder Kristina Reiss schreibt in dem können. Ergänzend hierzu merk‐ Aufsatz „Linguistik: Von Femini‐ te eine*r der Podiumsteilneh‐ stischer Linguistik zu Genderbe‐ mer*innen an, entsteht durch wusster Sprache“: das Nicht‐Erfassen von anderen „Sprache ist niemals neutral, Geschlechtern in Studien wei‐ sondern stets ein Politikum. Was terführend auch keinerlei Basis und wie gesprochen wird, ist und Sichtbarkeit von diesen Per‐ von besonderer Bedeutung, da sonen, womit unbewusst die Denkweise eines binären Ge‐ schlechtersystems – auch in der Wissenschaft – (re‐)produziert und gefestigt wird. An der Uni‐ versität Kassel zeigen sich die Strukturprobleme weiterhin bei der Betrachtung von Posten und Ämtern innerhalb der Universi‐ tät: So sind die 5 Stellen des Präsidiums, als leitendes Organ der Hochschule, von vier als männlich* gelesenen und nur ei‐ ner als weiblich* gelesenen Per‐ son besetzt. Eine*r der Podiumsteilneh‐ mer*innen ging zur Veranschauli‐ chung vor allem auf Seminarsituationen ein: Das Re‐ deverhalten in Seminaren scheint sich an unterschiedlichen Universitäten zu ähneln. Auch wenn in diesen keine formellen Hierarchien, abgesehen von der lehrenden Person zu den Lernen‐ den, vorgegeben sind, gibt es meist informelle Hierarchien, welche als männlich* gelesenen weißen ableisierten Menschen das Rederecht zuschreibt. Nach Beobachtungen haben häufig auch Dozierende nicht die not‐ wendige Sensibilität dies wahr‐ zunehmen oder gar diesen Mechanismen entgegen zu wir‐ ken. Informelle Hierarchien sind nicht statisch festgelegt oder 'von Natur aus da', sondern ba‐ sieren auf Konstruktion, Normie‐ rung und Sozialisation, welche zur unbewussten Aneignung und somit Gewohnheit führen. Was sind Übergriffe? Die Definition wird im Kontext von Sexismus‐Debatten immer wieder thematisiert, da es keine einheitliche Definition und Auf‐ fassung dessen gibt. So kann 'Übergriff' zwar durchaus weiter gefasst werden als körperliche Angriffe, aber wo ein Übergriff nun anfängt, ist nicht pauschal festzulegen. Wer definiert also wann, was ein Übergriff ist? Wel‐ che Arten von Übergriffen gibt es? Und gibt es Unterschiede in der Wertung dem gegenüber? Auf dem Podium wurde zunächst zwischen physischer (zum Bei‐ nicht nur auf der Annahme, dass spiel: Schlagen, Misshandlung) Logik eine angeborene Fähigkeit und psychischer (zum Beispiel: sei, sondern schaffen ebenso Ablehnung, Mobbing) Gewalt einen Übergriff auf alle als weib‐ unterschieden, wobei psychische lich* gelesenen Menschen sowie Gewalt häufig eine Folge von sich nicht als männlich* definie‐ physischer Gewalt darstellen renden Personen. Gerade diese kann. Übergriff wäre hier eine Normsetzungen führen als Resul‐ Art der Unterdrückung und/oder tat zu den bestehenden Normen Demütigung eines Menschen. So (beispielsweise: 'Frauen haben manch eine*r mag meinen, dass nur wenig logisches Verständnis'). psychische Ge‐ Eine*r der Podi‐ walt durchaus "Häufig wird argu‐ umsteilneh‐ schlimmere Kon‐ mer*innen dass die brachte außer‐ sequenzen mit mentiert, sich trägt als Verwendung ge‐ dem einen juri‐ physische Gewalt stischen Aspekt schlechtergerechter ‐ aber kann dies an: Das Recht von außen über‐ Sprache, sei es nun greift durchaus haupt beurteilt in Schriftform oder nicht alle Mög‐ werden? Nach von in verbalen Äuße‐ lichkeiten dem sogenannten Übergriffen rungen, umständlich und/oder se‐ Definitonsmacht‐ Konzept, liegt sei und störe..." xualisierter Ge‐ die Wertung und walt auf. Beurteilung von Obwohl rechtli‐ Gewalt und Übergriffen allein che Grundlagen immer wieder bei der jeweils betroffenen Per‐ Änderungen vollziehen und sich son und richtet sich somit nach somit weiterentwickeln, sind ge‐ seinem*ihren subjektivem Emp‐ rade rechtliche Prozesse bezüg‐ finden von einer Grenzüber‐ lich Übergriffen im Bereich der schreitung. Diese Definition ist sexualisierten Gewalt durch jedoch nur selten mehrheitsfä‐ herrschende Vorstellungen, meist hig, da meistens eine mehr‐ von außen getätigte Wertungen, heitsgesellschaftliche unterzogen. Erst seit dem Jahr Vorstellung von Objektivierbar‐ 1997 wird beispielsweise Verge‐ keit besteht.[18] waltigung in der Ehe in der BRD Zum Anderen kann ebenso un‐ als strafrechtlich relevant er‐ terschieden werden zwischen klärt. Übergriffen auf sprachlicher (zum Beispiel: Drohungen) sowie Handlungsperspektiven und An‐ physischer Ebene. Von einem*r satzpunkte der Podiumsteilnehmer*innen wird angenommen, dass Über‐ Es gibt verschiedene Handlungs‐ griffe auf sprachlicher Ebene perspektiven und Ansatzpunkte durchaus häufiger im Universi‐ um auf '‐ismen', Übergriffe, Hier‐ tären Kontext vorkommen als archien und Unterdrückung zu physische Übergriffe. Erklärt reagieren und einen kritischen wird dies mit einer erhöhten Umgang mit der eigenen Sprache Hemmschwelle bei dem*r Tä‐ zu erlangen. Da die vier Podi‐ ter*in. Ein Beispiel ist erneut in umsteilnehmer*innen schon eine alltäglichen Seminarsituationen längeren Zeitraum in verschiede‐ zu finden, in denen zum Beispiel nen Kontexten, welche sich mit ein Professor* das Durchfallen geschlechtergerechter Sprache von weiblich* gelesenen Men‐ auseinandersetzen, arbeiten, schen in einer Logik‐Klausur mit bringen diese auch verschiedene dem Geschlecht erklärt. Solche Ansätze und Herangehensweisen Erklärungsansätze basieren, laut an. dem*r Podiumsteilnehmer*in, Sprache resultiert viel aus Ge‐ wohnheit und Sozialisation: Welche Begriffe, Worte benutze ich in welchem Kontext, in wel‐ chen Situationen, aus welcher Position? Welche Erwartungen habe ich in Interaktionen an meine*n Gesprächspartner*in? Wie bewusst und gezielt findet Kommunikation statt? Häufig wird argumentiert, dass die Verwendung geschlechter‐ gerechter Sprache, sei es nun in Schriftform oder in verbalen Äußerungen, umständlich sei und störe. Die durch das Ver‐ wenden von geschlechterge‐ rechter Sprache hervorgerufene Irritation schafft aber ebenso Aufmerksamkeit und sorgt eventuell im zweiten Schritt für eine Sensibilisierung für die Thematik. Gerade in geschrie‐ bener Sprache gibt es verschie‐ denste Möglichkeiten sensibel mit der möglichen (Re‐)Produk‐ tion von '‐ismen' umzugehen: vom Gendern geschlechtszu‐ schreibender Bezeichnungen, wie beispielsweise durch die Benutzung des Binnen‐I (Stu‐ dentInnen), Gender_Gap/Un‐ terstrich (Student_innen), Gender*Sternchen (Student*in‐ nen) oder Verlaufsformen (Stu‐ dierende), wie auch eine Abschwächung bzw. Kennzeich‐ nung von Zuschreibungen durch Formulierungen, wie 'männ‐ lich*weiblich gelesene Men‐ schen'. Ebenso die Nicht‐Benutzung und/oder Co‐ dierung bestimmter Worte (Bei‐ spielsweise das N‐Wort[19]) kann eine Möglichkeit sein, Ver‐ letzungen, Diskriminierungen, Machtausübungen durch Sprache zu vermindern.[20] Zum Vorschein kam ein Konflikt, dass durch die Benutzung von geschlechtergerechter Sprache teilweise das binäre Geschlech‐ tersystem reproduziert werde. ... ‐> Dies in dem Worte verwendet Sichtbarkeit sowie von aktiver werden, die scheinbar hauptsäch‐ Teilhabe geschaffen. Dies eröff‐ lich männliche* oder weibliche* net die Perspektive der (Ver‐ Personen einbeziehen und benen‐ )Änderung und Weiterentwick‐ nen (Beispiel: Student_innen). Die lung von Sprache sowie auch von Benutzung von geschlechterge‐ gesellschaftlicher Normalität für rechter Sprache führt bei Perso‐ einen gleichberechtigten Um‐ nen ohne Vorkenntnisse dazu, dass gang miteinander. sie nur an 'Studentinnen' oder Zwei der Podiumsteilnehmer*in‐ 'Studentinnen und Studenten' den‐ nen merkten weiterführend an, ken. Jedoch werden Intersex*‐ dass gerade der Zusam‐ Personen und Personen, welche menschluss von Menschen gegen sich nicht oder nicht eindeutig ge‐ patriarchale Zustände erleich‐ schlechtlich verorten (wollen), ternd im Bezug auf den Abbau nicht benannt. Ein möglicher Um‐ von Hierarchien und Hürden ist. gang mit diesem Konflikt ist zum Schutz‐ und Freiräume, wie Beispiel die Einführung neutraler FrauenLesbenTrans*‐Räume, so‐ Worte: Wortendungen mit 'x' (sin‐ wie gemeinsames Reagieren ge‐ gular: Studierx, plural: Studier‐ gen patriarchale oder xe)[21] oder das in Schweden 2009 hierarchische Strukturen, bieten eingeführte geschlechtsneutrale Möglichkeiten, diesen entgegen Pronomen 'hen'[22]. zu wirken. Eine*r der Podiumsteilnehmer*in‐ nen, die*r sich nach eigener Aus‐ Die Rolle des Internets sage noch nicht besonders lange mit der Thematik auseinander‐ Das Internet stellt ein immer setzt, merkte im Zuge dessen an, größeres und zentraleres Medi‐ dass besonders die Schriftsprache um zur Kommunikation und In‐ viele Möglichkeiten für einen be‐ formationsbeschaffung dar. wussten Umgang bietet, da ge‐ Inwieweit sehen die Podiums‐ sprochene Sprache schneller, teilnehmer*innen dieses jedoch weniger achtsam und mehr aus als adäquates Mittel zur Diskus‐ Gewohnheit resultierend vollzogen sion und Be‐/Verarbeitung poli‐ wird. Dies zieht keine zwangsläu‐ tischer und feministischer fige Trennung von geschriebener Themen? und verbal geäußerter Sprache mit Das Potenzial des Internets wur‐ sich. Viel mehr können geschrie‐ de in manchen Punkten schon ben Worte ein Potenzial zur ersten erwähnt. So lässt sich gerade im Annäherung an bewussten Sprach‐ Internet die Schriftsprache zur gebrauch bieten. Veränderung von Die Irritationen, "Wichtig ist es, sich Sprache benut‐ welche durch über die eigene zen, um auch nicht gewohnte die*n Lesende*n Sprache, den eige‐ anzuregen. Von Sprachausdrücke geschaffen wer‐ nen Sprachgebrauch manchen der den, sollten als möglichst bewusst zu Podiumsteilneh‐ Chance begriffen mer*innen wur‐ werden und immer de das Internet werden, zum Nach‐ und Wei‐ wieder kritisch zu vor allem als terdenken anzu‐ eine gute Mög‐ hinterfragen..." regen, um sowohl lichkeit angese‐ kommentiert, als hen, um gegen auch unkommentiert, bei dem*r Sexismus vorzugehen. Durch Empfänger*in einen bewussten kollektiv organisierte Wider‐ und sensiblen Sprachgebrauch zu stände oder Aktionen, wie zum fördern. Gerade durch das Benen‐ Beispiel #aufschrei[24] oder nen von Zuständen und von margi‐ #ichhabnichtangezeigt[25], wo nalisierten[23] Personengruppen Frauen* diskriminierende und wird erst die Möglichkeit von übergriffige Erfahrungen be‐ nannt und somit öffentlich und sichtbar gemacht haben, lassen sich in kurzer Zeit mit wenig Auf‐ wand und Barrieren viele Men‐ schen erreichen. Desweiteren bewirken gemeinsame Aktionen, laut eine*r der Podiumsteilneh‐ mer*innen, auch eine positive Wirkung auf die einzelnen Betrof‐ fenen, da sich ein Gefühl von 'Ich bin nicht alleine mit der Erfah‐ rung/dem Problem' einstellt. In‐ ternetforen können für von Diskriminierung, Verletzungen, Machtausübung und/oder Über‐ griffen betroffenen Menschen ein erster Anlaufpunkt zum Austausch mit anderen Menschen, die ähnli‐ che Erfahrungen haben, sein. Auch Veranstaltungsbewerbungen und ‐hinweise lassen sich durch das In‐ ternet schnell vervielfältigen, be‐ werben und erreichen dadurch mehr Menschen. Das Zusammenkommen von Men‐ schen, gerade auch von verschie‐ densten marginalisierten Gruppen – auf dem Podium wurde zur Ver‐ deutlichung das Beispiel einer les‐ bischen_schwarzen_trans* Person jüdischer Religion genannt – ist durch das Internet einfacher mög‐ lich als im lokalen Kontext. Gerade soziale Plattformen wie Facebook wurden jedoch kritisch gesehen: Mensch ist bei der An‐ meldung zum Wählen eines der im binären Geschlechtersystem vor‐ handenen Geschlechter (männ‐ lich/weiblich) gezwungen und kann auch bei der sexuellen Ori‐ entierung nur zwischen 'Interesse an Frauen/Männern/beidem' un‐ terscheiden. Gerade in einem so‐ zialen Netzwerk, wo diese Zuschreibungen/‐ordnungen nicht notwendig sind, ist es nicht ver‐ ständlich wieso erneut ein binäres und heteronormatives Bild (re‐ )produziert wird. Das Internet an sich kann durch die anonyme Nutzung auch viel Potenzial für Mobbing und Diskri‐ minierung bieten. Dies wird unter anderem durch respektlose, bis hin zu übergriffigen und bedrohli‐ chen Kommentaren auf Blogs oder ähnlichem, aber auch bei offen‐ sichtlich sexistischen_rassistischen Gruppen, Profilen, Homepage sichtbar. Eine*r der Podiumsteilneh‐ mer*innen sah dies vor allem als gesamtgesellschaftliches Pro‐ blem, bei dem diskriminierendes Verhalten im Internet ebenso nur eine Art Abbild des gesell‐ schaftlichen Weltbildes dar‐ stellt. Fazit Literaturverzeichnis und Quellen Schon Senta Trömel‐Plötz schrieb 1984, dass es einen Zu‐ sammenhang zwischen psychi‐ schen und physischen Gewaltakten gibt. Wird Sprache als eine Art Handlung begriffen, kann durch Sprachakte Gewalt ausgeübt werden. Laut Trömel‐ Plötz liegt bei den Menschen selbst die Wurzel von Gewalt, sodass „[...] es wichtig [ist], uns dafür zu sensibilisieren, wo überall und in welchen Formen Gewalt auftritt, damit wir ihr begegnen können und damit sie nicht zu unserem einzigen letzten Mittel in der Lösung von Konflikten wird.“ (Trömel‐Plötz 1984, 50 f.). Sprache ist somit zwar nicht das alleinige Mittel Gewalt, Über‐ griffe und Diskriminierungen zu vermindern, aber stellt eine wichtige Basis im zwischen‐ menschlichen Umgang und In‐ teraktion dar. Die hier genannten Handlungs‐ perspektiven und Ansatzpunkte sind keinesfalls vollständig und sollen nicht die richtige Art und Weise von geschlechtergerech‐ ter Sprache und/oder allgemein '‐ismen' vermeidbarer Sprache darstellen. Sie sollen zum Nach‐ denken, Weiterdenken und Um‐ denken anregen. Aufgrund der Sozialisation ist kein Mensch frei von ‐'ismen'. Ob ein diskriminie‐ rungsfreier Zustand jemals mög‐ lich wird, bleibt zunächst fraglich und ist abhängig von verschiedensten Faktoren, wie beispielsweise der Gesell‐ schaftsstruktur. Wichtig ist es jedoch, sich über die eigene Sprache, den eigenen Sprachge‐ brauch möglichst bewusst zu werden und immer wieder kri‐ tisch zu hinterfragen, um einen sensiblen und reflektieren Um‐ gang mit diesem anzustreben. Literaturverzeichnis Hornscheidt, Lann (2012): feministische w_orte. ein lern‐, denk‐ und handlungsbuch zu sprache und dis‐ kriminierung, gender studies und feministischer linguistik. Frankfurt a.M. Kilomba, Grada (2009): Das N‐Wort, in: Bundeszentrale für politische Bildung (Hrsg.): Afrikanische Diaspo‐ ra in Deutschland. http://www.bpb.de/gesellschaft/migration/afrikanische‐diaspora/59448/das‐n‐ wort?p=0 Pusch, Luise (1984): Das Deutsche als Männersprache. Frankfurt a.M. Re.ACTion (2010): Antisexismus_reloaded. Zum Umgang mit sexualisierter Gewalt. Ein Handbuch für die antisexistische Praxis. München. Reiss, Kristina (2008): Linguistik: Von Feministischer Linguistik zu Genderbewusster Sprache. In: Becker, Ruth / Kortendiek, Beate (Hrsg.): Handbuch Frauen‐ und Geschlechterforschung. Wiesbaden. Samel, Ingrid (2000): Einführung in die feministische Sprachwissenschaft. Berlin. Trömel‐Plötz, Senta (1984): Gewalt durch Sprache. In: Trömel‐Plötz, Senta (Hg.): Gewalt durch Sprache. Die Vergewaltigung von Frauen in Gesprächen. Frankfurt a.M. Quellen: (1) Sexismus: Diskriminierung auf Grund von Geschlechtszuschreibung und ‐identität, meist basierend auf der Vorstellung eines binären Geschlechtersystems (2) Wir benutzen in Fällen, in denen alle Geschlechter gemeint sind, dass sog. Gender*Sternchen, um nicht nur weiblich* oder männlich* gelesene Menschen zu benennen, sondern ebenso Menschen, welche sich zwischen oder über dem bipolaren Geschlechtersystem hinaus verorten. Häufig steht auch hinter geschlechtlichen Beschreibungen, wie 'Frau*/Mann*', ein Sternchen, um deutlich zu machen, dass es sich hierbei nicht um eine klare Rolle und Identität handeln muss, sondern verschiedene Definitionen, Identitäten und Selbstbezeichnungen mitwirken können, welche von außen als weiblich* oder männlich* gelesen und zugeordnet werden. (3) Informationen zu der Situation finden sich unter anderem in einer „Stellungnahme des Orga‐Teams und des AStA zu den Anfeindungen gegen die Podiumsdiskussion“: http://www.asta‐kassel.de/?p=2535 ... ‐> (4) Rassismus: Ablehnung von Menschen auf Grund ihrer vermeintlichen ethnischen Zugehörigkeit (5) Antiromaismus: Ablehnung von Sinti und Roma sowie als von außen als Sinti und Roma definierten Menschen und zugeschriebenen Eigenschaften (6) Wieso der Begriff 'Antiromaismus' und nicht 'Antizig*nismus'? Informationen unter anderem hier: http://derparia.wordpress.com/2013/03/26/wer‐spricht‐in‐der‐antiziganismusforschung/ Fortsetzung: Literaturverzeichnis und Quellen (7) Ableismus: (Ab)wertung von Menschen auf Grund ihrer Fähigkeiten und/oder Einschränkungen bzw. Normieren von Fähigkeiten (8) Klassismus: Diskriminierung von Menschen auf Grund eines ökonomischen Standes und/oder der sozio‐ ökonomischen Herkunft (9) Lookismus: Diskriminierung auf Grund des Aussehens, meist orientiert an sog. 'Schönheitsidealen' (10) Antisemitismus: Ablehnung von Menschen mit jüdischer Religion sowie als von außen als 'Juden' bezeichnete Menschen und/oder als 'jüdisch' zugeschriebener Eigenschaften (11) Wir benutzen bei der Aufzählung Unterstiche um zu verdeutlichen, dass es sich bei den verschiedenen Diskriminierungsformen nicht um abgrenzbare Bereiche handelt, sondern diese meistens miteinander verknüpft sind und ineinander übergehen. (12) Heteronormativität beschreibt den Zustand, in dem Heterosexualität und die damit verbundene Vorstellung eines binären Geschlechtersystems (Mann/Frau) als Norm begriffen werden. (13) Weiterführende Literatur: Pusch 1984 (14) Weiterführende Literatur: Samel 2000, 126 ff (15) Weiterführende Informationen http://www.leichtesprache.org/ zum Thema 'Leichte Sprache' finden sich hier: (16) Dies sind nur zwei Formen von möglichen Arten Redelisten in Diskussionen zu führen und sind durchaus auch kritisch zu betrachten, da gerade bei einer klassischen gender‐quotierten Redeliste von außen Zuschreibungen über die Geschlechtsidentität der Personen getroffen werden (17) Stand 2012. Seit der neuen Geschäftsordnung des Studierendenparlaments der Universität Kassel zum 27.01.2013 gibt es laut § 15 Abs. 3 eine Erstredner*innen‐Liste. Quelle: http://www.asta‐ kassel.de/wp‐content/uploads/2013/03/Gesch%C3%A4ftsordnung.pdf (18) Weiterführende Literatur: Re.ACTion 2010, 19‐28 (19) Zur weiteren Erläuterung: Kilomba (2009) (20) Eine ausführliche Übersicht und Beschreibung über verschiedenste Möglichkeiten findet sich unter anderem bei Hornscheidt 2012, 271 ff (21) Weitere Erläuterungen bei: Hornscheidt 2012, 293 ff (22) Weitere Erläuterungen: geschlechtsneutrales‐Pronomen http://diestandard.at/1334796038632/Schweden‐Ringen‐um‐ (23) Marginalisierung: Verdrängung von Menschengruppen an den 'Rand' der Gesellschaft. Die Folge ist Ausschluss vom wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Leben. (24) Weitere Informationen unter anderem hier: http://kleinerdrei.org/2013/02/was‐ihr‐schon‐immer‐ uber‐aufschrei‐wissen‐wolltet‐und‐bisher‐auch‐zu‐fragen‐wagtet‐ein‐faq‐versuch/ (25) Weitere Informationen u.a. hier: http://ichhabnichtangezeigt.wordpress.com/ "Wir haben die Pro-Einhorn- und die Anti-Einhorn-Fraktion im Team..." Zwei queere Partys im Vergleich. Kein Erbarmen zwischen zwei großen Playern in der europäischen Queer‐Party‐Szene. Oder: Ein informatives, spannendes und auf‐Party‐Lust‐ machendes Interview zwischen Karoline (Schwule‐Mädchen‐Party, Gießen) und Natascha (Cheer‐Queer‐Party, Marburg). Die Interview‐Fragen stellte Mara Otterbein. Mara: Heute sind Natascha und Karoline mit mir im Interview. Beide veranstalten unterschiedliche Partys in Gießen und Marburg. Welche Partys vertretet ihr und seit wann gibt es denn eure Partys? Natascha: Die CHEER QUEER Party gibt es seit dem Sommersemester 2013. Sie fand zweimal statt. Vorher gab es irgendwann in Marburg die Pink‐Sheep‐ Party, was sozusagen die Ur‐Idee war. Eine Person im Orga‐Team war auch damals schon in der Pink‐ Sheep‐Orga. Nun sind wir aber vor allem neue Leute, bis auf die, die schon damals bei der Pink‐Sheep dabei war. Am Anfang waren wir so 5 Menschen aus Marburg und mittlerweile sind wir noch 2 Menschen mehr aus Gießen. Dann haben wir uns, weil es ein Neuanfang ist, einen neuen Namen gegeben. Der Ort ist aber auch wieder im Trauma (http://www.cafetrauma.de/). Eigentlich haben wir so den Plan, dass es so weiterläuft, ungefähr zweimal pro Semester, wobei wir mal sehen müssen, wie sich alles so entwickelt. Mara: Wie ist das bei der Schwule‐Mädchen‐Party? Karo: Also die Schwule‐Mädchen‐Party gibt es seit 2007. Sie ist daraus entstanden, dass es nicht mehr so viele Angebote gab. Es gab davor noch die Hip‐your‐clit‐Frauenparties von Lila Kabel Lesbentelefonberatung Gießen e.V., die dann leider ausgelaufen ist, weil zu wenige kamen. Es hat sich einfach nicht mehr getragen. Und es gab kein richtig queeres Angebot. Es gab dann noch die Harleem‐Parties, aber das haben wir damals nicht unbedingt als Queer empfunden. Dann haben wir uns überlegt, dass wir sowas bräuchten, 2006, als Zusammenschluss vom Lila Kabel e.V., der AIDS‐Hilfe e.V. und dem damaligen Schwulenreferat im AStA. Wir veranstalten eine lesBiSchwule Sommerparty. Das war dann schon mal eine gemischte Party, was es lange nicht mehr gab. Das fand im MuK statt und wir haben gemerkt, dass wir das Konzept eigentlich ziemlich gut finden und Lust auf mehr hätten und haben dann 2007 die erste Schwule‐Mädchen‐Party gestartet. Auf unserer Webseite fehlt der Flyer der ersten Party und demnach war die letzte Party nicht die 10 Party, sondern die 11 Party. Mara. Du hast gesagt, dass es keine richtig queere Party gab. Was unterscheidet die Schwule‐Mädchen‐ Party von einer schwul‐lesbischen Party? Karo: Naja, dass es halt nicht nur den Fokus auf schwul‐lesbisch legt, dass es uns um Identitäten geht. Und dass sich auch bei diesen schwul‐lesbischen und LesBiSchwulen Mara: Mögen die Besucher_innen der Schwule‐Mädchen‐ Partys viele Leute ausgeschlossen fühlen, also dass sich Party die Party und verstehen sie als Schutzraum? auch Leute, die sich bisexuell definieren, nicht richtig angesprochen fühlen. Und wir haben gemerkt, dass alle Karo: Mögen tun sie sie auf jeden Fall. Das merken wir das Interesse haben, diese Party auszurichten, ein zum Einen natürlich an dem positiven Rückmeldungen, anderes Konzept zu fahren. Also was Geschlecht aber auch dass Leute, die schon auf der ersten Party angeht, aber auch sexuelle Orientierung, das war uns waren noch dabei sind. Das ist auch ein positives nicht genug. Es ist okay, wenn andere solche Partys Zeichen, finde ich. Dass Leute, die auch nicht mehr in machen, wir jedoch andere Partys machen wollen. Der Gießen oder Hessen sind extra für die Partys kommen Name entstand in Bezug auf das Lied von Fettes Brot, oder versuchen es sich einzurichten. Ich glaube schon, was auch immer noch dass einigen läuft auf den Partys. Menschen bewusst Natascha: Unsere Partys sind explizit ist, dass es ein Weil es zwei Sachen anspricht: Sexuelle offen für alle und sollen nicht nur Schutzraum ist. Es Orientierung, aber ist bei uns ja schwul‐lesbisch dominiert sein. nochmal gesondert auch Geschlecht. Also Außerdem wünschen wir uns, dass mit gelagert, weil wir wir wollten dann das aufgreifen und etwas Körpernormen kritisch umgegangen wird. die Party im AK44 umdeuten, so wie es in (Autonomes dem Lied gedacht ist. Kulturzentrum, Dass es oft als Beleidigung genutzt wird, so wird es ja http://www.ak44.de.vu/) veranstalten. Es gibt Leute, in der Geschichte zu dem Lied verwendet und wir die ankommen und überrascht darüber sind, wie das wollten halt sagen, dass es keine Beleidigung ist. Das Setting ist, weil sie noch nie da waren. Wir versuchen beides gut ist und wir wollten eine positive Party die Party als Schutzraum zu gestalten. Wir versuchen machen. Möglichkeiten zu bieten, dass es allen gut geht, können aber natürlich nicht alle Leute „kontrollieren“. Es hat Mara: Wie ist es bei euch, habt ihr ein dezidiertes schon Vorfälle gegeben, unterschiedlichen Ausmaßes, queeres Verständnis? aber wir versuchen dem vorzubeugen und die Personen, die betroffen sind zu unterstützen und Konflikte vor Ort Natascha: Schon, auf jeden Fall. Das steht ja auch im zu regeln. Nachträglich überlegen wir für die nächste Namen: CHEER QUEER. Wir wollen Partys organisieren Party, ob es irgendwelche Lösungsstrategien gibt, damit auf denen sich alle Menschen wohlfühlen können. es nicht mehr zu solchen Situationen kommt. So richtig Unsere Partys sind explizit offen für alle und sollen ausschließen, dass etwas passiert, kann man aber nie. nicht nur schwul‐lesbisch dominiert sein. Außerdem Weil es einfach so viele Menschen sind, die da wünschen wir uns, dass mit Körpernormen kritisch zusammenkommen und halt auch die Grenzen so umgegangen wird. Wir haben auch ein individuell sind. Selbstverständnis auf unserer Webseite, mit dessen Ausarbeitung wir noch beschäftigt sind. Das ist so eine Mara: Gibt es Dinge, die sich über die Partys verändert Monsteraufgabe, bei Selbstverständnissen. Wir haben haben? Also bei euch ist es vielleicht nicht so krass zu auch im Orga‐Team unterschiedliche Menschen, was sagen, Natascha. Aber vielleicht dadurch dass ihr bei dazu beiträgt, dass das relativ gut mitgedacht wird. der ersten Party diesen Oberkörperfrei‐Vorfall hattet und nun vielleicht mehr Augenmerk darauf habt. Mara: Du hast gesagt, viele fühlen sich nicht so wohl auf schwul‐lesbischen Mainstream‐Partys. Ist es so, dass Natascha: Ist schwierig nach zwei Partys. Auf der Rückmeldungen kommen, dass die CHEER QUEER Party ersten Party waren halt mehr Menschen da und die von den Leuten eher als Schutzraum begriffen wird? zweite Party war weniger besucht, weil gleichzeitig Fusion war, was wir vorher nicht bedacht haben und Natascha: Also von uns ist das auf jeden Fall so halb Marburg auf der Fusion war und die Fachschaft Bio gedacht. Wir hatten bisher größtenteils positive hatte am gleichen Abend auch noch ne Party. Von daher Rückmeldungen. Es gab auf der ersten Party einen Fall war auf der zweiten Party, dadurch dass weniger bei dem sich ein Mann ausgezogen hat und halt von Menschen da waren, auf jeden Fall sehr nett und nicht mehreren Personen angesprochen wurde, dass er es so anfällig für Vorfälle, wie die erste Party. Bei zwei wieder anziehen soll. Und der hat dann so rumgepöbelt Partys kann ich schlecht sagen, ob da Entwicklung statt im Nachhinein, weil er dann ja ausgegrenzt werden gefunden hat. Wir haben uns natürlich nach der ersten würde und sowas. Wir haben ihm dann versucht zu Party, nach diesem Oberkörperfrei‐Vorall, mehrmals erklären, was männliche Privilegien sind. Daraufhin hat damit auseinandergesetzt und überlegt, wie man dem er sein T‐Shirt wieder angezogen. Sonst war das alles vorbeugen könnte. Wir wollen halt auf jeden Fall unser sehr harmonisch und sehr schön und wir hatten sehr Awareness‐Konzept noch ausbauen und uns mit viel Spaß und haben von Gästen viel positives Feedback Menschen austauschen, die da mehr Erfahrung haben gekriegt. als wir. Auf jeden Fall wollen wir uns Richtung Awareness mehr Gedanken mache und ein Konzept erarbeiten. Ansonsten sind wir relativ zufrieden und würden so weitermachen. Mara: Hat sich bei euch viel verändert über die Jahre, über die 11 Partys? Einnahmen, und das obwohl die Hälfte des Gewinns an die AIDS‐Hilfe Gießen e.V. geht. Bislang haben wir nie ein Minus gemacht, auch nicht mit der ersten Party. Was natürlich auch eine Anerkennung ist, weil wir versuchen den Eintritt niedrig zu halten und für alle Zugangsmöglichkeiten zu bieten, so dass es finanziell für alle möglich sein sollte, an der Party teilzunehmen. Karo: Ja, schon. Ich glaube es wäre auch komisch, wenn über 6 Jahre alles gleich geblieben wäre. An sich hat sich personell einiges geändert, das hat man Mara: Ist die CHEER QUEER vollkommen ehrenamtlich in Studienstädten immer, dass Leute an irgendwas und könnt ihr euch finanzieren? teilnehmen und irgendwann einen Abschluss haben oder die Uni wechseln oder wegziehen, auch wenn sie Natascha: Ja, wir sind auch alle ehrenamtlich und nicht studieren und sich dadurch personell etwas dadurch, dass wir eine Trauma‐Gruppe sind, gehen die ändert. Ich glaub das, was bei uns von Anfang an der Einnahmen auch alle ans Trauma. Also zahlen wir Fall war, dass wir nie so eine rein studentische Party keine Miete fürs Trauma. waren. Wir haben auch einen anderen Turnus. Die Party findet zweimal im Jahr statt und in der letzten Mara: Karoline sagte gerade, dass die Schwule‐ Zeit fand die Party immer in den Semesterferien statt, Mädchen‐Party mit dem Preis versucht den Eintritt aus ganz unterschiedlichen Gründen. Im Moment niederschwellig zu halten. Wie ist es bei euch mit haben wir das Gefühl, wir bräuchten noch ein paar Barrierefreiheit generell? neue Leute, die Lust hätten mitzuarbeiten, weil es in letzter Zeit eher so war, dass mehr Leute gegangen Natascha: Eigentlich ist es bei uns 3 Euro als Standard als dazugekommen sind. Das, was uns schon immer in Marburg. Wobei einige Clubs gerade anfangen mehr mal begegnet, was aber nicht als Zuspitzung zu Eintritt zu nehmen, was wir halt nicht so gut finden. verstehen ist, ist der Konsumgedanke bei einigen Und es gab auch schon die Diskussion im Orga‐Team, Leuten. Es gibt viel positive Rückmeldung und der ob wir das irgendwie billiger machen wollen oder Wunsch nach einer häufiger stattfindenden Party sagen wollen, dass die Leute sich an der Kasse melden („Alle zwei Monate, alle drei Monate!"). Die Leute können, die es sich nicht leisten können, dass die halt selbst haben aber keine Lust und/oder Zeit sich zu umsonst rein können, aber wir waren uns im Orga‐ engagieren, das ist schwierig. Ein, zweimal waren das Team nicht einig, weil es halt auch blöd ist sich zu auch tatsächlich Aussagen, die auf Partys getätigt outen und zu sagen: „Ne, ich kann mir die 3 Euro wurden: "Ich hab dafür nicht leisten“. Und gezahlt, also müsst ihr dann gesagt, Karo: Aber ich glaube, dass halt auch haben dafür sorgen." Wir dass wenn jemand einfach viele Leute kommen, die das etwas sagt, dann kann haben ja auch teilweise versucht unsere ganzen AK nicht kennen und eigentlich ganz der natürlich einfach ehrenamtlichen auf die Party, aber angetan davon sind, weil es halt sehr so Tätigkeiten die dahinter haben das jetzt auch abgelebt, alternativ ist, da halt auch nicht groß publik stecken nochmal sichtbarer zu machen. gemacht, weil die einfach viel gelebt wird. Ansonsten sind die Sorge war: Dann kann Rückmeldungen positiv. ja jede_r kommen. Es ist immer noch der Wunsch da, dass die Partys Sonst von den Räumlichkeiten her ist das Trauma stattfinden und die Partys sind immer voll. Was auch theoretisch barrierefrei. Wobei der Tanzraum auch positiv ist, ist, dass wir engagierter und routinierter bestuft ist, aber es gibt eigentlich einen Lift für geworden sind, weil wir einfach wissen was zu tun ist. Rollstühle, der leider seit 2, 3 Monaten kaputt ist. Also auch bei den Vorbereitungen, dass es nicht mehr Hoffentlich ist er bald repariert und dann ist die Party so aufwendig ist, sich zu überlegen, was wir alles schon relativ barrierefrei. organisieren müssen und wir haben ein Profil, was wir mit der Party machen. Aber es ist wichtig neue Leute Mara: Wie ist es bei euch, habt ihr einen Lift auf der zu finden, die neue Ideen einbringen und die Schwule‐ Schwule‐Mädchen‐Party? Mädchen‐Party mit neuen Ideen weiterbringen. Karo: Das AK44 ist definitiv nicht barrierefrei. Mara: Es ist ja auch immer schwer, wenn Dadurch dass es ein autonomes Zentrum ist, das ehrenamtliche Arbeit geleistet wird und es nicht so finanziell nicht gefördert wird, was sehr schade ist, gewürdigt wird. Finanziert sich die Party denn oder können entsprechende Renovierungsarbeiten nicht braucht ihr Zuschüsse? durchgeführt werden. Also selbst wenn es keine Stufen am Eingang geben würde, wenn die Türen alle Karo: Die Party finanziert sich tatsächlich über die breit genug wären, gibt es Probleme mit den Toiletten und dem fehlenden Fußboden, der auch nicht so zulässt, dass man sich gut fortbewegen kann mit Rollstuhl oder Rollator oder auch mit Krücken. Also das ist definitiv ein Problem und wir haben schon mehrmals darüber geredet, als es auch immer mal wieder im Verlauf zur Party darum ging neue Räumlichkeiten zu suchen. Es gibt aber in Gießen keine Alternative, die zum Beispiel auch nicht dazu führen würde, dass wir die Preise anheben müssten. Mara: Habt ihr eine geschlechtliche Toilettenpolitik? Karo: Alle Toiletten sind für alle. Es sind halt immer einzelne Zimmer. Das ist dann auch kein richtiger Waschraum mit verschiedenen Toiletten, sondern die einzelnen Kabinen gehen immer vom Flur ab. Ich finde das macht auch immer noch einen Unterschied; in jeder Kabine ist dann ein Waschbecken. Mara: Habt ihr, Natascha, eine Toilettenpolitik? Natascha: Also prinzipiell ist es halt so im Trauma, dass die eigentlich nicht ausgeschildert sind, auch wenn halt keine CHEER QUEER Party ist. Da steht halt nicht dran „Frauen‐ und Männertoilette“, aber in dem einen sind Pissoirs und in dem anderen nicht. Und in Marburg weiß halt jede_r, was die "Frauen‐ und was die Männertoilette" ist. Bei der ersten Party hatten wir keine Ausschilderungen. Im Endeffekt haben wir es jetzt so gemacht, dass wir auf die eine Seite geschrieben haben: „Toiletten und Pissoirs, offen für all‐genders“. Und auf die andere Seite: für Personen, die nicht mit Männern* auf einem Klo sein wollen eine Toilette für Frauen_Lesben_Trans_Inter*. Also Trans* haben wir auch mit aufgenommen, aber die Toilette ist halt nicht für Cis‐Männer. Was du vorher auch noch gefragt hattest; wir haben Urinellas auf beiden Seiten ausgelegt. Wir hatten die ideale Lösung für die Frage "wo hin damit?" Wir haben Urinellas dann an die Wand getapt. Mara: Du hast gesagt, dass die CHEER QUEER Party besucht hast, Karoline. Sind dir dort Sachen aufgefallen, die du gut fandest? Karo: Auf der zweiten CHEER QUEER war ich, weil ich auf der ersten Party keine Zeit hatte. Da war alles gut und so. Die Partys sind halt so unterschiedlich, und ich finde, Partys sind aus einer Reihe schon schwierig zu vergleichen und bei zwei Konzepten, die Ähnlichkeiten haben, aber trotzdem sehr unterschiedlich sind, kann ich sowieso gar nicht vergleichen. Natascha: Aber ist dir etwas negativ aufgefallen, wo du dachtest, dass müssten die unbedingt ändern? Karo: Es war halt musiktechnisch ziemlich anders zu unserer Party, was ich auch gut fand. Denn ich finde es wäre schade, wenn die Partys genau identisch wären. Sie sind so eine gute Ergänzung zueinander, weil beides ein gutes Angebot an die ähnliche Zielgruppe macht und sich dann doch unterscheidet. Wir haben halt einfach auch schon viele Diskussionen bei uns über Musik gehabt, weil wir langsam ein sehr starkes musikalisches Konzept mit der Party verbinden. Natascha: Wir haben halt keine_n feste_n DJ_ane. Aber prinzipiell haben wir auch inhaltlichen Anspruch an die Musik, dass keine Texte mit diskriminierenden Sachen gespielt werden. Karo: Bei uns steht auch die 12. Party an und das ist das gleiche Problem. Wir sagen immer: Wir müssen uns mehr Gedanken machen, wir müssen auch irgendwie einen DJane‐Workshop machen und uns selbst fitter machen, weil wir auch einmal eine Party absagen mussten, weil wir niemanden finden konnten, die_der einspringt und gut passt. Es ist halt immer ganz schwierig, jemanden zu finden, die_der den Gedanken mitträgt, was die Party vermitteln soll, und zuverlässig ist. Wir können leider auch nicht viel bezahlen Natascha: Ja, das ist bei uns auch das Problem, dass die Leute die auflegen, kein Honorar kriegen. Und das ist dann halt so, dass Leute sagen: Ja, für Geld würde ichs machen, aber nicht für nichts. Und da ist es halt nochmal schwieriger. Mara: Warst du denn schon mal auf der Schwule‐ Mädchen‐Party? Natascha: Ne, ich war noch nicht auf einer Schwule‐ Mädchen‐Party, weil es zeitlich nie gepasst hat. Aber prinzipiell besuchen wir uns schon. Ausser mir waren alle anderen Personen aus unserem Team schon mal auf der Schwule‐Mädchen‐Party. Nur ich habe es leider nie geschafft. Mara: Du sprachst eben von der Toilettenpolitik für FrauenLesbenTransInter*. Hattet ihr nachgedacht, insbesondere nach dem Oberkörperfrei‐Vorfall die Party ganz für FrauenLesbenTransInter* zu machen oder war das mal ein Diskussionsthema? Natascha: Nein. Das war eigentlich nie Diskussionsthema, weil wir eigentlich immer offen für alle Menschen sein wollten. Uns ist wichtig, dass sie tolerant sind anderen Menschen gegenüber, aber unabhängig davon, wie sie sich definieren. Mara: Und lasst ihr heterosexuelle Cis‐Menschen rein? Karo: Uns sind prinzipiell alle Menschen willkommen. Wichtig ist die Haltung, wir wollen keine Leute da haben, die sich homophob, rassistisch, frauenverachtend, sexistisch o.ä. äußern. Unser Orga‐ Team ist sehr vielfältig, was sexuelle Orientierungen und Identitäten betrifft, so dass wir da nicht einschränkend auftreten können und wollen. verteilt, aber auf der zweiten Party hatten wir schon ein wenig mehr. Mara: Habt ihr ansonsten Pläne für die Zukunft? Mara: Eine Person aus dem Orga‐Team hatte mir eine ganze Packung in die Hand gedrückt, die ich dann irgendwann mal in die Luft warf. Das war lustig. Karo: Also ich finde zumindest die 18 sollten wir erreichen und volljährig werden. Ja, aber einfach, dass die Party sich über weitere nächsten Jahre in Natascha: Es hat sehr viel Spaß gemacht mit Konfetti Gießen hält. Das muss man sich ja auch überlegen: um uns zu schmeißen. Was ich zudem noch erzählen Ein Konstrukt, dass über 6 Jahren besteht, das ist ja kann: Wir hatten die große Diskussion im Orga‐Team schon eher selten was Partys in Gießen angeht. um "Das Einhorn". Wir hatten ja auf der ersten Party‐ Deswegen wäre es mir total wichtig, dass neue Leute Flyer kein Einhorn, und wir haben so die pro‐Einhorn Lust haben und dazukommen. Und dass sie keine und die anti‐Einhorn‐Fraktion im Team. Und die einen Angst davor haben, dass wir da total eingenommen sind dafür, dass wir ein Einhorn als Maskottchen sind und ein festes Konzept fahren, sondern über haben wollen, weil Einhörner so toll sind. Also ich bin neue Ideen freuen, über Leute, die sich noch nie in pro‐Einhorn. Dann gibt es da auch die Menschen, die sowas eingebracht haben sagen: Nein, Einhörner und denken: Sind wir neu sind furchtbar und Karo: Es war halt musiktechnisch kitschig und verbraucht. in Gießen, wir wollen mal. ziemlich anders zu unserer Party, Wir hatten dann den Die sollen auf jeden Fall dazu kommen. Wir sind was ich auch gut fand. Denn ich Kompromiss auf dem auch vom Alter ganz finde es wäre schade, wenn die zweiten Flyer mit einem unterschiedlich. Es sind Partys genau identisch wären. Sie kleinen Einhornkopf. Ich auch nicht nur Studierende dass sich das sind so eine gute Ergänzung hoffe, angesprochen, die am erhält, aber vielleicht zueinander, weil beides ein gutes setzt sich auch die anti‐ Anfang ihres Studiums Angebot an die ähnliche Zielgruppe Einhorn‐Fraktion durch. stehen. Die aber natürlich auch, aber gerne auch macht und sich dann doch Wir hatten dann auf der berufstätige Menschen, 40, zweiten Party unterscheidet. 50+ ist auch kein Thema. Elefantenstempel, und Das ist alles ganz offen bei ich hab dann persönlich uns. Wir würden uns auf jeden Fall freuen, entweder allen Leuten noch ein Einhorn aus dem Elefanten direkt ansprechen auf der Party oder gerne über gemalt. Manche auf dem Team hassen das Einhorn. Es soziale Medien oder Kontaktdaten melden. Und so wie gibt auch den Lippfisch, da hatten wir drüber es aussieht findet die nächste Party am 16.11.2013 nachgedacht den als Maskottchen zu nehmen, weil statt. der im Laufe seines Lebens sein Geschlecht ändert. Aber den Fisch kann man auf dem Flyer eher nicht so Mara: Wann findet eure nächste Party statt? gut erkennen und ein Einhorn ist halt wiedererkennbarer als ein Lippfisch, obwohl Natascha: Die nächste Party findet am 26.10.2013 Lippfische ziemlich cool sind. statt. Wir haben beschlossen, dass wir es nicht in den Ferien machen, sondern 2 Mal pro Semester, Karo: Wir haben dafür die Diskokugel mit den Nieten, wahrscheinlich so wie in diesem Sommersemester. an der man unsere Party erkennt. Eher eine am Anfang und eine am Ende. Mara: Gibts da ne Bedeutung? Mara: Wollt ihr auch 20 Partys machen? Karo: Ne, ist halt nicht das typische Diskoding, Natascha: Wir schauen erstmal, ob es jetzt sondern mit Ecken und Kanten funktioniert und im Semester danach und danach. Aber wir sind noch nicht so weit in die Zukunft Mara: Ich danke euch beiden für das Gespräch. ausgerichtet. Dafür haben wir aber Seifenblasen. Karo: Das haben wir auch, aber Konfetti haben wir nicht, weil das so schlecht vom Boden abgeht. Natascha: Jaa, auf der ersten Party hatten wir auch Konfetti, aber nicht so viel. Auf der ersten Party hatten wir ja auf dem Flyer Konfetti und die eine Packung, die Simone gekauft hatte um den Flyer zu machen, hatten wir noch und haben es auf der Bühne Schwule‐Mädchen‐Party: Nächste Party 16.11.2013. www.schwule‐maedchen‐party.de Cheer‐Queer‐Party: Nächste Party 26.10.2013. www.cheerqueerparty.tumblr.com e ! d n r mne e i tz K o lu l g ee i D d Vvi c A "Trans*-Sein und schiefe Seitenblicke" Zur queeren Revolution gehört auch das Überdenken unseres Umgangs mit anderen Men‐ schen und auch mit uns selbst. Kommunikation kann schwierig sein, wenn wir uns ver‐ ständlich machen möchten, aber auch niemensch verletzen. Wir können uns selbst vergessen, bis zur Erschöpfung aufreiben, im Kampf mit Autoritäten, *ismen, Ämtern und uns selbst. Manchmal brauchen wir Unterstützung dabei, eine Situation zu klären oder mal aus einem anderen Blickwinkel zu sehen. Zu diesem Zwecke gibt es ab dieser Ausgabe die tolle ‐ neue ‐ glitzernde ADVICE‐Kolumne! Egal wo der Schuh drückt, ob das Problem auf den ersten Blick queer scheint oder auch nicht, euch die Katze des Schwiegerliebchens partout nicht leiden kann, der Freund_innenkreis das gewünschtes Pronomen ignoriert: Esme weiß Rat. Mailt eure Fragen für die nächste Ausgabe an [email protected] "Hallo Esme, Die Advice-Kolumne was mich oft beschäftigt in letzter Zeit ist die Aussenwirkung als Trans_mensch: Seitdem ich mich mehr definiere, darüber Trans zu sein, achte ich auf Blicke von Menschen, wenn ich auf der Straße bin. Da gehen mir dann so Gedanken durch den Kopf, wie: Wissen die Bescheid? Warum schauen die so? Was würden die eigentlich wissen und glaube oft zu wissen, dass Leute über mein Trans‐Sein Bescheid wissen. Weiß Dr. Esme da einen Rat, was das angeht: Schauen alle Menschen immer gemein und bösartig, oder nur die, die Trans‐Menschen gegenüberstehen? Was kann ich tun, um nicht mehr auf Blicke zu achten und mich gut zu fühlen, wie ich bin, ohne auf doofe Blicke zu achten... Grüße, Anonym" Die Ratschläge erteilt ‐ glücklicherweise ganz ohne je‐ den Doktor_innentitel ‐ Esme Grünwald. Geschliffen durch jahrelanges Auf‐ saugen von Ratge‐ ber_innenblogs, queer‐ feministischen Gas‐ senhauern und Selbsthilfebüchern, bis an die Zähne mit Anregungen und Hinweisen bewaffnet, wird sie* euch zur Seite stehen. Und das sicherlich ohne Tipps aus den Un‐ tiefen der Heteronormativität. Wer von Esme nicht ge‐ nug bekommen kann findet ihren* Blog unter highoncliches.wordpress.com. Aber nun genug der Ein‐ leitung, Esme hat das Wort. Hallo Anonym! Menschen werden in unserer Ge‐ sellschaft dazu erzogen jede*n in die Kategorie „weiblich“ oder „männlich“ einzuordnen – zu‐ mindest so lange sie nicht ge‐ lernt haben, dass das nicht die einzigen Kategorien sind. Diese Einordnung geschieht unbewusst, um zum Beispiel die richtigen Pronomen und Wortendungen zu benutzen. Wenn mensch andro‐ gyn präsentiert oder verschiede‐ ne Merkmale „nicht passen“ (was nicht passt, wird gesellschaftlich festgelegt), ist das manchen Menschen unangenehm und sie versuchen eine*n in vertraute Kategorien zu quetschen. Um dich konkret als trans* zu erken‐ nen, sind die meisten nicht aus‐ reichend mit dem Thema vertraut. Dass du dich anders als andere Menschen präsentierst, kann ihnen schon auffallen. Trotzdem wäre es falsch anzu‐ nehmen, dass alle Menschen dich ununterbrochen misstrau‐ isch studieren. Zwei Bemerkungen zu dem, was in den Köpfen anderer Menschen vorgeht: 1. Die Menschen auf der Straße hängen ähnlichen Gedanken nach wie du: Wo kaufe ich nachher ein? Was muss ich noch erledigen? Man, ist es kalt/warm/windig. Wenn deine Zeit nicht zu 100% Geschlechter‐ Raten besteht, wird es ihre auch nicht. Da es für unser Gesicht kein „Außer Betrieb“‐Signal gibt, sehen viele Menschen beim Denken eher grummelig aus. Ein schlecht gelauntes Gesicht ist also noch kein Grund zur Sor‐ ge.[1] 2. Da du nicht tatsächlich in die Köpfe anderer Menschen sehen Bild‐Quelle: REMY SAGLIER ‐ DOUBLERAY (http://www.flickr.com/photos/doubleray/) An dieser Stelle kommen wir zu dem, was du tun kannst, um weniger auf Blicke zu achten. Zunächst ein‐ mal: Versuch da‐ mit aufzuhören. Wenn du merkst, dass du die Gesichter von Passant*innen nach verrä‐ terischen Zeichen der Erkennt‐ nis absuchst, unterbrich dich. Du hast schon wieder begonnen die Leute in der Bahn zu stu‐ dieren? Kein Problem, einfach wieder wegsehen. Es ist zwar unwahrscheinlich, dass dich das völlig davon abhalten wird, dir Sorgen zu machen, aber man kann sich zu einem gewis‐ sen Grad trainieren kreisende Gedanken wenigstens dann zu unterbrechen, wenn mensch sie bemerkt. Nun ist das natürlich nicht die Lösung, denn es handelt sich um Symptombekämpfung. Wir sind aber an der Ursache inter‐ essiert, also weiter. Besteht die Möglichkeit, dass die Blicke dich mehr stören, wenn du gerade einen schlech‐ ten Tag hast? Kannst du sie besser ignorieren oder vergisst sie ganz, wenn du locker in deinem Lieblingsoutfit unter‐ wegs bist? Ich bemerke in mei‐ nem Alltag, dass mein (Un‐)Wohlbefinden einen ent‐ scheidenden Einfluss darauf hat, wie ich mit negativen Si‐ gnalen umgehen kann. Wenn ich erschöpft bin, fällt es schwer einen schiefen Seiten‐ blick nicht an mich heranzulas‐ sen. Wenn ich ausgeruht und weitestgehend im Einklang mit mir bin, bin ich hingegen viel entspannter in der Gegenwart von fremden oder anstrengen‐ den Menschen. Deswegen zwei Vorschläge: Achte gut auf dich und gib dir Gelegenheit, eine angenehme Beziehung zu dei‐ ner Identität zu entwickeln. Auf dich achten kann heißen: ausreichend schlafen, essen, trinken, dir am Tag Pausen gön‐ nen und immer mindestens eine Sache, die dir Spaß macht/bei der du dich wohlfühlst einpla‐ nen. Das kann ein Hobby sein (lesen, schreiben, zeichnen, singen, …) oder regelmäßig Ta‐ gebuch zu schreiben. Falls du das Gefühl hast, dass sehr viele deiner Tage zu anstrengend sind, versuche öfters die Frage „Was brauche ich jetzt gera‐ de?“ an dich zu richten. Je häufiger du dir das gibst, was du im Moment brauchst, desto zuverlässiger bist du für dich selbst. Das beruhigt. Mit deiner Identität zu arbeiten kann heißen: Dich online oder offline mit Menschen tref‐ fen/organisieren, die sich nicht als cis identifizieren. Dich aus‐ führlich damit beschäftigen, in welcher Kleidung/mit welcher Frisur/mit welcher Körperhal‐ tung/ob mit oder ohne Schminke du dich am wohlsten fühlst. Schrei‐ bend oder zeichnend ermitteln, was deine Identität für dich heißt, wie du dich in einer idealen Welt (einer, die nicht trans*feindlich ist) ausdrücken, verhalten, geben würdest. Es kann heißen, dass du über‐ legst, ob du mehr Un‐ terstützung brauchst und wer dafür in Frage kommt: Online‐Com‐ munities, verlässliche Freund*innen, Familie? Beide Punkte sollen helfen zu ermitteln, wie du dich am wohlsten fühlst und so Wohlbe‐ finden anzustreben. Die Advice-Kolumne kannst, entspringt alles, was du ihnen an Gedanken unter‐ stellst, deiner eigenen Vorstel‐ lung. Somit wird der Inhalt stark von deinen eigenen Sor‐ gen („jede*r bemerkt das Loch, das ich mir in die Haare rasiert habe“[2]) beeinflusst oder ob es dir gerade schlecht geht („alle hassen mich“). Ich versuche Menschen keine Emotionen oder Meinungen zu unterstellen bis ich weiß, dass sie die tatsächlich haben. Das spart Zeit und Nerven und lässt Platz für wichtigere Gedanken. Trans* zu sein ist gegenwärtig nicht einfach. Es ist manchmal beängstigend, teils einsam und oft Neuland, weil mensch wenig bis keine (alltäglichen, schönen) Vorlagen in den Medien hat, wie das eigene Leben aussehen kann. Aber du kannst dir, zu‐ sammen mit anderen Menschen, aus dem Wissen wer du bist und wie dein Leben aussehen soll ein festes Fundament bauen. Dann bringt dich nicht mehr viel ins Wanken. [1] Wenn du je ein schlechtes Gefühl im Bauch hast, ist es jedoch genau richtig, die Straßenseite zu wechseln. [2] Nicht dass ich aus Erfahrung spreche oder so. Leser_innenBriefEcke. rste h t das e "Wäre nic ass d Projekt, tolle en d an letztlich " . scheitert Finanzen rulant_ Hu h u Q u e e in, Möchtest auch du einen Leser_innen‐ Brief einreichen? Lieb* Benesisus Sakal‐Theo lisz IX, deine für iose Dank r die grand elen fü vi k an richst D sp n viele mir rte. Du die benden Wo lo an: , ft ri n h ze sc nan Zeit hr Thema Fi immer me an as d op e h il e ‐S li rw e So mittl ein sehr t. Ich bin etwas wie e So gn ile e ge e rw b e tl n Orte tzt mit viele avon, wie bt es ja je d gi er t d ck ru d rm in Fo be e in direkt in s n o . ti n Loca schon ing‐Aktio Crowdfund e schen d mittlerweil n u nnen Men ‐ n auslege enden kö in Sp t_ n lant‐ la ru e ru e e u Q ue vier xt.de/q nach nur bei startne s it dann re e s b e das gibt r ü af D . in T‐Shirts, Ausgaben. Aufkleber, dass ich s, , n n o e tt ss u e ‐ B d er, Original Angesichts keinerlei te und Post ka la n P vo bislang n Werbung Zeichnunge lle und ie rz e , d m n m u ko und ihr nt_in la ru te e n e n u ko Q ragen also entdecken aum zu ert ld für die K e . G .. d in n u ke an Menge auch sonst große ehmt, diese h. n ac ft ri , h Ja sc . it Ze Auflage s und so.. ie ik d m ch im G au finde ich schier as. Das wird w Exemplaren s von 2000 as d , e ff und ho k. unglaublich für ein Feedbac auf Kosten Danke für d t h ic n a d r ih Versand Herzlichst, und Druck arez Serafine Alv t. e sitzenbleib ll to te rs t das e Wäre nich an den s letztlich as Projekt, d heitert. Finanzen sc einem s denn mit e Wie wäre Soli‐ m e oder ein p o h ‐S li So diejenigen damit A bo , s sich , die e Leser*innen können, leisten in auch Queerulant_ nen? tützen kön rs te etwas un erbare diese wund Auf dass es geben noch lange Zeitschrift möge. k Tausend Dan IX* sz Benesius li o e Sakal‐Th Gerne könnt ihr uns Le‐ ser_innen‐Briefe schicken. Bei der Wahl eures Anliegens sind euch keine Grenzen ge‐ setzt. Bitte habt jedoch Verständnis dafür, wenn euer Schreiben nicht in jedem Fall veröffentlicht werden kann. Schreibt uns einfach an [email protected] ‐ wir freuen uns über eure "Post". Für weitere Informationen: http://www.queerulantin.de * Namen wurden von der Redaktion leicht geändert. Leser_inn en‐Brief Au s g a b e 4 (2). Hallo Que erulant_in , zu Lieb* Jan osz Szubu lartorus, vielen Da nk für de ine loben Worte. G de n erade du bist eine Person, die wir erreichen möchten. Menschen , die sic möglicherw h eise ande re Medien nicht le isten kö nnen so a u ch a n llen queeren Diskursen teilnehme n kö nnen. mit groß er Freud e habe le ich eure se Zeitschrift und finde es toll, d ass sie m ir auch tr meiner otz finanziell Einschrän en kung en (beziehe A LG2 ) nicht vorenthalt en Da n k e u bleibt. nd weite r so! Nach de m L o b nun no c Zum Glo h einen kleinen ssar: Da s Glossa m a c h t ma n Verbesseru r chmal, w ngsvorsch as es wil u n la d g: Ihr schreibt, ma n c h ma l l kö nnen dass da nicht meh s Glossa wir stetig r nachverf r weiter olgen wa bzw. was ausgebau s, werden so w t er veränd ll. Das fin ert hat. Dies habe de ich se lobenswe ich aus d hr rt. Jedoc em Kelle gehört. D h finde es sehr an r ort sitzt ich strengend n ä mlich die P e , rs je on, welc de s mal aufs h e da s N e u e da verwaltet Glossar s g anz e Glossar d und Tag urchzulese u n d v e N a ch t rs n , u cht Ordn um die Änderung ung ins en z u z G "e u lo n ssar b td ringen. D Daher fä ecken". ementspre nde ich v e c rs h e u e nd chen wir s n o ch besser, gerne de we n n Vorschlag ihr inen Ergänzung b e zu i en Herzen n e h me n . zu u n d Ä n de E s kö nn rungen e te jedoc sein, d ines Wort dieses z.B h a ss e s wir bei . mit ein Umsetzun er andere de r Farbe h g n d eines Vo ervorhebe rschlags Rückschlä n würde Da n n k ö n ge erleid t. nte ich d en könnte F a a ll n s n n. dies so se gleich erk immer in sollte; ennen, w e a s n s im u si n c m s nicht b seit h de r öse; wir letzten dich trotz h a be n Ausgabe geändert dem lieb! hat und w ü rd e nichts me damit hr verpass Danke für en. dein Feed ba ck . Herzlichst Janosz Sz , ubulartoru Serafine A s* lvarez Dr. rer. mil. Serafine Alvarez Serafine Alvarez, Verfechter_in der Allgemeinen Walpflicht beantwortet Leser_innen‐Briefe für Queerulant_in mit bestem Wissen und Gewissen. Rezensionen und mehr Rezensionen "aber ist aufgeben eine option? nein. ist es nicht." machtWORTE! Das Buch Queer_Feminismus von Leah Bretz und Nadine Lantzsch liefert einen kurz‐ en, anekdotenreichen, subjektiven und dadurch tendenziell berlinfixierten Blick auf den deutschsprachigen Queer_Feminismus. Durch Einbeziehung von Internetdiskus‐ sionen und Diskursen aus der Blogosphäre wird der Rahmen der Queer‐Feminismus‐ Diskussion erweitert und vorallem durch aktuelle Entwicklungen bereichert. Cindy Ballaschk, Maria Els‐ ner, Claudia Johann und Elisabteh Weber haben zu‐ sammen mit Illustrationen von Ka Schmitz im Dezem‐ ber 2012 das Bilderbuch 'machtWORTE – 26 und mehr Anregungen, Sprache immer wieder neu zu leben' herausgebracht. Obwohl Lann Hornscheidts Buch "feministische w_orte" erst 2012 erschien, nimmt es großen Einfluss auf Nadine Lantzschs und Leah Bretzs Buch "Queer_feminismus": So übernehmen die Autor_innen den dynamischen Unterstrich und die sechs Realisierungsformen von sexistischer Genderung, welche im Buch "feminismus schreiben lernen" (unter Mitautorixschaft von Lann Hornscheidt entstanden) vorgeschlagen werden. Die Verwendung von durchgängigem Kleinschreiben (bis auf Selbstbezeichnungen, wie People of Color oder Schwarze), den dynamischen Unterstrich und die starke Verortung an neueren queer‐feministischen Publikationen, könnten als Einführung etwas zu viel sein. Für Leser_innen, die sich schon mit Sprachkritik, Feminismus oder Queer beschäftigt haben, dürfte das Buch jedoch eine Bereicherung sein. Wichtige Konzepte, wie das Entnennen (von Privilegien) und das Ent_erwähnen (die explizite nicht‐Benennung von diskriminierten Positionen) werden vorgestellt. Ich hatte den Eindruck, dass das Buch Queer_Feminismus von Nadine Lantzsch und Leah Bretz Weiterbildung für Vorgebildete ermöglicht, jedoch keine ideale Einstiegslitera‐ tur ist. Als interessant empfand ich, dass auch Unterschiede zwischen der deutsch‐ sprachigen Queer_Feminismus‐"Szene" und anderssprachigen Queer‐Feminismus‐"Szenen" aufgezeigt werden. So zeigen Lantzsch und Bretz bei‐ spielsweise, dass ein positiver Fat‐Diskurs noch nicht in Deutschland angekommen, oder gerade erst am entstehen sei[1]. Auch die Erfahrungen von Nadine Lantzsch als musikschaffende Person zeigen praxisnah, wie Sexismus und andere Diskriminie‐ rungsformen den Alltag von Queer‐Feminist_innen umfassend bestimmen. Das Buch bietet wenig Antworten, dafür viele anregende und sinnvolle Fragen, bei denen zu erkennen ist, dass gerade das nicht‐Beantworten der Fragen ein wichtiger Bestandteil der eigenen Verantwortung ist: Nadine Lantzsch und Leah Bretz können und dürfen nicht alle Fragen im Queer_Feminismus beantworten, übertragen aber die Diskurse in Fragen und regen neue Denkanstößen, welche die Leser_innen für sich beantworten oder weiterdiskutieren sollen, an. Wer das Buch liest, wird erfah‐ ren welche Verbindung das bedingungslose Grundeinkommen zu queer‐feministi‐ scher, ehrenamtlicher Arbeit hat und warum erfolgreiche queer‐feministische Interventionen nie auf dem Rücken anderer diskriminierter Gruppen ausgetragen werden können. (mo) [1] RiotMango: http://riotmango.de/wanted‐fat‐positive‐debatten/ Unter http://queerfeministische‐praxis.de gibt es weitere Texte zum Buch. In 'machtWorte' werden an‐ hand des Alphabets ver‐ schiedene Fragestellungen_Gedan‐ ken_ Anregungen, zu Spra‐ che, Ausschluss und Wirklichkeiten dargestellt. Jede Seite des Buches ist einem Buchstaben gewid‐ met: so zum Beispiel am Anfang dem Buchstaben 'A' mit der Fragestellung_Ge‐ danken_Anregung: „Wo ist das Alle, wenn die Anderen Außen sind?“. Ballaschk, Elsner, Johann, Weber und Schmitz benutzen hierbei nicht nur Wörter und Aus‐ drücke um Gedanken anzu‐ stoßen, sondern ebenso verschiedene Schreibwei‐ sen (klein, Groß, Gend_er‐ Gaps...) und Illustraionen. Nach der Darstellung des Alphabets befinden sich 'Glossar‐ Ideen und Anre‐ gungen', wo sich zu jedem der Darstellungen von A‐Z kürzere Ausführungen und Erläuterungen finden las‐ sen. ... ‐> Derartige Eingriffe sind nicht akzeptabel. Auf dem Klappentext des Bil‐ derbuches steht: „Von A bis Z lädt dieses Buch Kinder und Er‐ wachsene dazu ein, gemeinsam über die Welt zu philosophie‐ ren.“. Durch die vielen Illustra‐ tionen wird viel Raum geboten um mit Kindern über das ge‐ schriebene_gesehene zu reden und auf eine andere Art und Weise Buchstaben_Wörter_Spra‐ che_lesen Kindern nahe zu brin‐ gen. Im Gegensatz zu vielen anderen Kinderbüchern wird hier ver‐ sucht kritisch mit Normen und Vorstellungen, wie von Körpern, Geschlechter‐ und Familienbil‐ dern, Normen von w_richtig und falsch umzugehen und zu hin‐ terfragen. Inwieweit das Buch wirklich auf Interesse von Kindern stößt, bleibt hierbei erstmal offen. Für welche Kinder, in welchen Si‐ tuationen das Buch passend er‐ scheint obliegt nicht der reinen Beurteilung von sogenannten Er‐ wachsenen. Auch wenn einige der Ausdrücke und/oder Schreibweisen auf Grund ihrer Ungewohnheit zunächst nicht verstanden werden, ist dies nicht gleich ein Ausschluss zur Benutzung als Kinderbuch. Wie aber auch von den Herausge‐ benden angemerkt, soll das Buch zum philosophieren anregen, und das funktioniert zu mehrt ja häufig auch besser als alleine. (yx) Das Buch „Intersexualität‐Intersex“ von Heinz‐Jürgen Voß erschien als Reaktion auf die Stellungnahme „Intersexuali‐ tät“ des deutschen Ethikrats, die dieser 2012 veröffentlich‐ te. In dieser Stellungnahme wurden zwar manche Anliegen der Intersex*‐Bewegung, wie zum Beispiel die Empfehlung für eine dritte Kategorie im Personenstandsregister, berück‐ sichtigt. Allerdings nur punktuell und in viel zu geringem Maße. Zentrale Forderungen der Intersex*‐Bewegung wurden vom deutschen Ethikrat nicht berücksichtigt. Zum Beispiel die Forderung Intersex nicht länger als Krankheit zu klassifizieren und die Beendigung von medizinisch nicht erforderlichen Eingriffen im frühen Kindesalter. Auch aktuelle Studien zur Behandlungszufriedenheit von Intersex‐ Personen wurden außen vor gelassen. Heinz‐Jürgen Voß versucht in dem neuen Buch den aktuellen Stand der Debatte zu reflektieren und dabei insbesondere die Positionen der betroffenen Personen darzustellen. Zu Beginn gibt es eine kurze Begriffserläuterung und eine kurze Vorstellung gegenwärtiger Behandlungskonzepte. Einen großen Teil des Buches nimmt die historische Darstel‐ lung ein. Anhand verschiedener Fallbeispiele wird die ge‐ sellschaftliche Reaktion auf Menschen mit uneindeutigen Geschlechtsmerkmalen dargestellt. Auch die Rolle der Medi‐ zin und ihre technische Entwicklung, die zu immer invasi‐ veren Eingriffen in den Körper führten, wird ausführlich behandelt. Dabei wird auch auf den gesellschaftlichen Kontext in welchem die jeweiligen Mediziner_innen handeln eingegangen. So denken viele der Mediziner_innen zum Beispiel sie würden im besten Sinne ihrer Patient_innen handeln. Schließlich werden verschiedene aktuelle Studien zur Be‐ handlungszufriedenheit ausführlich vorgestellt. Dabei wird deutlich, dass trotz verbesserter technischer operativer Möglichkeiten und besserer Kenntnisse der physiologischen Prozesse, die meisten Menschen unglücklich mit der medizi‐ nischen Behandlung sind. Dies gilt insbesondere wenn medizinische Behandlungen im Kleinkindalter stattfanden und der betroffenen Personen somit das Entscheidungsrecht über den eigenen Körper genommen wurde. Abschließend werden ethische Konsequenzen der vorge‐ stellten Studien dargestellt: Chirurgische und hormonelle Eingriffe richten in vielen Fällen erheblichen körperlichen und psychischen Schaden an. Sie sollten nur auf Wunsch von vollständig aufgeklärten und einwilligungsfähigen Pati‐ Das Glossar § 175 ‐ Der §175 existierte im Deutschen Reich, der Weimarer Republik und der Bundesrepublik Deutschland bis 1994. Inhalt war unter anderem die Bestrafung sexueller Handlungen unter Personen männlichen Geschlechts. § 218 ‐ Der § 218 bezeichnet den deutschen "Abtreibungsparagraphen". Demnach ist ein Schwangerschaftsabbruch generell in Deutschland nicht legal. Frauen*, Inter*personen, Trans*menschen und Queers, die abtreiben wollen werden zu Beratungsgesprächen und Bedenkfristen gezwungen, was die psychische Belastung der Betroffenen um ein vielfaches erhöhen kann. Aids‐Hilfe ‐ Aids‐Hilfen sind Organisationen, welche nach dem Auftreten der ersten Aids‐Fälle 1981 gegründet wurden (Die erste Aids‐Hilfe in Berlin). Hauptaugenmerk der Arbeit von Aids‐Hilfen liegt auf der öffentlichen Aufklärung über HIV/AIDS und andere sexuell übertragbare Infektionen. Außerdem werden Personen mit HIV/AIDS unterstützt und beraten. AStA ‐ Der Allgemeine Studierendenausschuss ist an vielen Universitäten die Studierendenvertretung, welche vom Studierendenparlament (StuPa) gewählt wird. Im AStA gibt es meist Referate, welche sich um die Belange der Student_innen kümmern. Asexualität ‐ Asexuell zu sein bedeutet, kein Interesse an sexueller Interaktion zu haben. Dies ist keine bewusste Entscheidung (wie z.B. beim Zölibat), es fehlt vielmehr das Verlangen danach. Dies muss nicht bedeuten, dass asexuelle Menschen kein Verlangen nach Zärtlichkeit haben oder nie Sexualität mit anderen Menschen erleben. Bigender ‐ Menschen, die bewusst und oft sichtbar zwischen Frauen‐ und Männerrollen wechseln. Boys‘ Love Manga/BL Manga ‐ Manga, deren Augenmerk auf Begehren zwischen männlichen Charakteren liegt. Da ein Großteil der Autor_innen und Leser_innen frauisierte Personen sind, wird oft von einem Genre „von Frauen für Frauen“ gesprochen und die Identitätsvielfalt der Fans und Zeichner_innen ignoriert. Christopher‐Street‐Day (CSD) ‐ Deutscher Pendant zum "Gaypride". Orientiert sich an den Stonewall‐Riots (welche in der Christopher‐Street in New York begannen). Diese fanden 1969 statt und richteten sich gegen die staatliche Repression der Polizei gegen Queers. In den Riots involviert waren vor allem People of Colour, Drag Queens, Transvesititen, Trans*gender, sowie Lesben und Schwule. CIS*/cis* ‐ Mit Zissexualität (englisch: cisgender) bezeichnete Volkmar Sigusch 1991 die bis dahin unbenannte Übereinstimmung von körperlichen Geschlechtsmerkmalen und geschlechtlicher Identität. Er räumte somit ein, dass das Gegenteil von Trans* keine Selbstverständlichkeit und auch zu problematisieren sei, vor allem aber benannt werden müsse. Dies ähnlich wie bei Heterosexualität: Zu Heterosexualität wurde bislang im Gegensatz zu Homosexualität ebenso wenig geforscht wie über Cis* im Gegensatz zu Trans*. Dadurch entsteht der Eindruck, hetero und cis* seien der Normalzustand, homo und trans* die problematischen Abweichungen. Die Krake ‐ ist ein jährlich im Selbermach‐Verfahren herausgegebenes feministisches Magazin, das Beiträge über „alternative“ Beziehungen versammelt und verbreitet. Alternative Beziehungen umfassen dabei alle Formen, die nicht dem Ideal der monogamen, romantischen Zweierbeziehung entsprechen, seien es nun glückliche Singles und ssexy Queers, Polyamante oder Geniesser_innen von Gelegenheitssex, Kommunard_innen oder leidenschaftliche WGlinge, Kuschelfeund_innen oder Schmusekatzen. Die Krake als Wappentier symbolisiert dabei mit ihren vielen Armen die vielen Möglichkeiten gleichzeitig ganz unterschiedliche Beziehungen zu pflegen. www.diepolytanten.de.tc Eingetragene Partnerschaft ‐ fälschlicherweise als Homo‐Ehe bezeichnet ist sie eine nicht mit der heterosexuellen Ehe gleichgestellte Errungenschaft der konservativen Schwulen‐ (und Lesben‐)Bewegung. Die eingetragene Partnerschaft erkennt schwule und lesbische Partnerschaften teilweise staatlich an, verwehrt aber bewusst viele Privilegien der Heteroehe. Emanzipation ‐ Allgemein bedeutend für Befreiung aus einem Zustand der Abhängigkeit. Emanzipation kann sich sowohl auf eine individuelle Ebene als auch auf einen sozialen Prozess bzw. eine soziale Gruppe beziehen. Feminismus ‐ ist das Prinzip der Bekenntnis zur sozialen, wirtschaftlichen und politischen Gleichheit von Frauen und Männern. Freiraum/Freiräume ‐ siehe FLT(I)*/FrauenLesbenTrans*(Inter*). FTM ‐ Female To Male. Siehe Transmann. FLT(I)*/FrauenLesbenTrans*(Inter*) ‐ Manche Organisationen oder Räume richten sich ausschließlich an FLT* bzw. FLTI*, also an Frauen,Lesben,Trans*‐(und ggf. Inter*)personen. Die Ursache dessen ist die Forderung nach einem Schutzraum, welcher durch das Leben in einer patriarchalen, männerdominierten Gesellschaft erforderlich sein kann. Gendern ‐ Als Gendern wird die Kenntlichmachung von Geschlecht in der Sprache bezeichnet. Es gibt verschiedene Möglichkeiten in Texten zu gendern, wie z.B. das BinnenI (BesucherInnen), der Gender_Gap (Besucher_innen), das Sternchen (Besucher*innen) oder die ausgeschrieben Form (Besucher und Besucherinnen). Wird im Text ausschließlich die männliche Form verwendet (siehe Generisches Maskulinum), führt dies zur Unsichtbarmachung anderer mitgemeinter Geschlechter und verstärkt Stereotype. Gender_Gap ‐ Das Gender_Gap, also der Unterstrich, ist eine queere und geschlechtergerechte Schreibweise, um bei geschlechtsspezifischen Bezeichnungen nicht nur Männer und Frauen, sondern auch alle anderen Geschlechter, welche sich dazwischen oder darüber hinaus einordnen, zu benennen. Generisches Maskulinum ‐ Das generische Maskulinum (GM) ist eine verbreitete Form, um in der deutschen Sprache Personen, die nicht männlich sind, nicht mitzunennen. Das GM wird dabei so angewandt, dass auch Gruppen von Frauen und Transgendern, in denen nur eine männliche Person ist, mit ausschließlich männlicher Form bezeichnet werden. Nach dem GM wäre es korrekt eine Gruppe aus 100 Arbeiterinnen und einem Arbeiter als „die Arbeiter“ zu bezeichnen. GirlFag – GirlFags oder Schwule Frauen sind Personen verschiedener Identitäten, die oft weiblich gelesen werden/wurden, deren Begehren schwul ist und auf (ausschließlich oder unter anderem) schwule/bisexuelle/… Personen gerichtet ist. Mehr dazu: girlfag‐guydyke.forumieren.com Gleichstellung ‐ Gleichstellung bezeichnet einen Begriff bei dem zwei oder mehrere Gruppen oder Personen miteinander gleiche Rechte erhalten. Dies kann beispielsweise die Gleichstellung von Frauen und Männern (Frauenwahlrecht, gleiche Entlohnung) ebenso sein, wie die Gleichstellung von homosexuellen und heterosexuellen Lebenspartnerschaften. GuyDyke – GuyDykes oder Lesbische Männer sind Personen verschiedener Identitäten, die oft männlich gelesen werden/wurden, deren Begehren lesbisch ist und auf (ausschließlich oder unter anderem) lesbische/bisexuelle/… Personen gerichtet ist. Mehr dazu: girlfag‐guydyke.forumieren.com Heteronormativität ‐ Heteronormativität beschreibt den Zustand, in dem Heterosexualität und so z.B. auch die damit verbundene Vorstellung von einem binaren Geschlechtersystem als Norm begriffen wird. Heterosexualität ‐ Ein bislang weitgehend unerforschtes Phänomen bei dem ein Mensch sich zu einem anderen Menschen mit einer anderen Geschlechtsidentität angezogen fühlt (z.B. eine Frau*, die sich zu einem Mann* hingezogen fühlt). Heterosexualität wird meist im Kindesalter durch falsche Ernährung (überwiegend durch Konsum von Fleisch) verursacht. Homonationalismus – kann eine Folge homonormativer Politik/Denkweise sein, die nationalistische Ideen propagiert: Es wird kein Zusammenhalt mit lesbischwulen Szenen anderer Länder gesucht, sondern einerseits rassistische Gedanken gegen Muslima_s und Ausländer_innen unterstützt, die oftmals auch als per se homofeindlich gesehen werden. Auf der anderen Seite werden teilweise Kriege mit der Begründung unterstützt, die homosexuelle Bevölkerung müsse befreit werden. Somit können sich die homonormativen Schwulen und Lesben in den patriotischen, weißen Mainstream einklinken. Homonormativität ‐ beschreibt den Zustand, in dem Homosexualität als Teil des heteronormativen Systems existiert bzw. Homosexualität sich von Heterosexualität ableitet. Es wird sich an Idealen der bürgerlichen, weißen, heterosexuellen Mittelklasse orientiert, statt diese in Frage zu stellen, Monogamie, normativer Sex in den eigenen vier Wänden, zwei‐Geschlechtersystem usw. werden unhinterfragt angestrebt und als normal angesehen, abweichendes Verhalten kritisiert. Homosexualität ‐ Homosexualität beschreibt (meist ausgehend von einer Zweigeschlechtlichkeit) den Zustand, dass sich Männer* von Männern* angezogen fühlen und Frauen* von Frauen*. Dies kann sich sowohl auf die Sexualität, als auch auf Liebe und Partnerschaft beziehen. ICD10 ‐ „Mit dem ICD‐10 werden Störungen der Geschlechtsidentität als eine "Persönlichkeits‐ und Verhaltensstörung" (Abschnitt F6) klassifiziert. Unter "F46, Störungen der Geschlechtsidentität" werden fünf Symptombilder unterschieden. Deutlich getrennt davon wird "fetischistischer Transvestitimus" im Abschnitt F65 als "Störung der Sexualpräferenz" zwischen Fetischismus und Exhibitionismus klassifiziert. Damit kann die psychiatrischen Diagnose zwischen sechs TransGender‐Typen unterscheiden: F64.0 Transsexualismus F64.1 Transvestitismus unter Beibehaltung beider Geschlechtsrollen F64.2 Störung der Geschlechtsidentität des Kindsalters F64.8 sonstige Störungen der Geschlechtsidentität F64.9 nicht näher bezeichnete Störung der Geschlechtsidentität F65.1 fetischistischer Transvestitismus“ (http://www.transx.at/ (10.02.2007)) Intersex*/"Intersexualität"/Inters*x ‐ „Bis heute gilt in der Medizin die Theorie, dass die Genitalien operativ dazu gebracht werden müssen, der Norm zu entsprechen und einem weiblichen oder männlichen Geschlecht angepasst werden. In der Regel wird die Geschlechtszugehörigkeit anhand der äusseren Erscheinung der Genitalien und weniger nach dem Chromosomensatz definiert. Heute ist die Fähigkeit zum heterosexuellen Geschlechtsverkehr der wichtigste Aspekt bei der Langzeitbeurteilung von Genitaloperationen an Intersexuellen. Die operativen Eingriffen an Intersexuellen werden von Seiten der Betroffenen und Fachpersonen stark kritisiert.“ www.intersex.ch (11.5.2006) Lady(*)fest – Lady(*)feste, auch LaDIY*feste, sind politische Veranstaltungen mit feministischem Hintergrund, welche meist von FrauenLesbenTrans* organisiert werden. Ladyfeste bestehen sowohl aus theoretischen Workshops und Vorträgen, als auch aus Kunst‐ und Kulturaspekten, wie Stencil‐Workshops, Lesungen, Auftritte von (feministischen) Bands u.ä.. Lesbisch ‐ Eine Begehrensform, bei der sich eine Frau* oder ein_e Guydyke zu einer anderen Frau*/Lesbe/Guydyke hingezogen fühlt. LGBT* ‐ (auch LGBT*IQ) ‐ ist eine Abkürzung für LesbianGayBiTrans* (oder eben auch ergänzt um die Erweiterung "Inter*Queer"). Die Abkürzung ist für LGBT* am gebräuchlichsten, kann jedoch auch erweitert werden um eine Vielzahl weiterer Begriffe, wie A für Asexuell, Q für Queer oder Questioning usw. MSM ‐ Männer die Sex mit Männern haben, ist ein Begriff, der unabhängig von den Kategorien "heterosexuell", "queer", "schwul", bisexuell", "Homosexuell" läuft und somit ein größeres Spektrum an Zielpublikum einschließt. Der Begriff wird vorrangig in der HIV‐Prävention verwendet, da sich die deutsche AIDS‐Hilfen‐Arbeit vorrangig an "MSM" richtet. MTF ‐ Male To Female. Siehe Transfrau. N**** ‐ Das N‐Wort ist eine abwertende, koloniale und rassistische Bezeichnung für PoC (People of Color) und/oder Schwarze. Queer ‐ „Der Begriff Queer etablierte sich in den USA als Bezeichnung eines politischen Aktivismus und einer Denkrichtung, den Queer‐Theorien bzw. Queer‐Studies. [...]. Schwerpunkt sowohl theoretischer Ansätze wie auch queerer Praxen ist [im deutschsprachigen Raum, Anm. P.B.] bislang die Auseinandersetzung mit den Kategorien Sex,Gender und Begehren. [...] Dieser Schwerpunkt fand ansatzweise Erweiterung, vor allem in den USA, insofern Sexualität und Geschlecht in ihrer Verknüpfung mit anderen Machtverhältnissen reflektiert wurde und andere gesellschaftliche Regulativa als Geschlechterkategorien (wie kulturelle Herkunft, Kultur, (Hautfarbe, Ability etc.) einbezogen wurden. Unter Queer wird bis heute keine einheitliche Theorie verstanden, sondern ein offenes politisches und theoretisches Projekt.“ Gudrun Perko: Queer Theorien. Ethische, politische und logische Dimensionen plural‐queeren Denkens. Köln: PapyRossa Verlag, 2005, S. 15 Queers ‐ Sammelbegriff für unterschiedlichste Geschlechts‐ und Begehrensidentitäten, welche sich meist selbst als nicht‐heteronormativ bezeichnen. Queer Theory ‐ Die Queer Theory ist eine Kulturtheorie, die die Zusammenhänge zwischen zugewiesenem Geschlecht (sex) und sozialem Geschlecht (gender), sowie Begehren (desire) untersucht. Passing ‐ Als Mitglied einer bestimmten Geschlechtsidentität akzeptiert werden, das heißt nicht auffallen und somit durchgehen. Nationalismus/Patriotismus ‐ Als Nationalismus wird eine Lebensanschauung bezeichnet, welche sich um die Souveränität von einzelnen Nationalstaaten dreht. Hierbei wichtig ist die Bildung nationaler Identität. Patriotismus wiederum bezeichnet die emotionale Verwurzelung mit dem Staatsgebilde, in das ein Mensch geographisch hineingeboren wurde. People of Colour ‐ Politische Selbstbezeichnung von Schwarzen und anderen nicht‐weißen Personen, welche von Rassismus betroffen sind. Playparty ‐ Eine Sexparty, die BDSM, Rollenspiele und ähnliche Abweichungen von normativem Sex ins Zentrum rückt. Poly* ‐ Der Begriff "Poly*" umfasst unterschiedlichste nicht‐monogame Konzepte. Rosa Liste ‐ Rosa Listen bezeichnet Listen, welche von Polizei und anderen Strafverfolgungsbehörden geführt wurden/werden und der Sammlung von Auflistung von vermeintlichen Schwulen und Lesben dient. In München ist die Rosa Liste auch eine schwulesBische politische Partei, die sogar einen Sitz im Stadtrat hat. Schlampenau ‐ 2007 fand das erste "Ferien in Schlampenau, Sommercamp für unnatürliche Frauen" statt, das inzwischen zu einer jährlichen Veranstaltung geworden ist. Es ist ein Sommercamp bei dem sich Poly‐FLT* (FrauenLesbenTrans*) treffen um zusammen Ferien zu machen. Schwul ‐ Eine Begehrensform, bei der sich ein Mann* oder ein_e GirlFag zu einer_m anderen Mann* und/oder GirlFag, hingezogen fühlt. Schwulenreferat ‐ Schwulenreferate sind Referate in der studentischen Selbstverwaltung, welche meist in den 1980ern entstanden und für die Selbstverwirklichung und Selbstentfaltung von Schwulen und Bisexuellen im universitären Raum kämpfen. Manche Referate schlossen sich mit FrauenLesben‐Referaten oder zu Queer‐ Referaten zusammen. So lässt sich eine Veränderung der Ziele feststellen: Nicht nur Schwulen soll ein angenehmeres Klima an der Universität beschert werden, sondern meist auch Trans*‐ und Inter*Personen, Lesben und Queers. Slutwalk ‐ Slutwalks bezeichnen seit 2011 eine Demonstrationskultur,welche sich gegen die Täter‐Opfer‐Umkehr bei Vergewaltigungen, Vergewaltigungsmythen generell und sexualisierter Gewalt richtet (VictimBlaming). Da der Name von vielen Betroffenen, insbes. Mehrfachdiskriminierten, abgelehnt wird, wurden die Namen der Demonstrationen in vielen Städten geändert. Standards of Care (SoC) ‐ Die Standards of Care sind für Transsexuelle erarbeitete Behandlungsrichtlinien, die seit 1979 von der Harry Benjamin Gesellschaft (Harry Benjamin International Gender Dysphoria Association) erarbeitet werden. Die aktuelle Version 7 der SoC wurde im Juli 2012 veröffentlicht: http://www.wpath.org/documents/SOC%20V7%2003‐17‐12.pdf Studierendenparlament (StuPa) ‐ Das Studierendenparlament ist in den meisten Universitäten, welche eine verfasste Studierendenschaft haben, das höchste beschlussfähige Gremium der Student_innen der jeweiligen Universität. Trans* ‐ „Die Vorsilbe Trans zeigt an, dass etwas "jenseits, über, darüber hinaus" ist. Trans, transgender, transidentisch oder transsexuell (s.u.) bezeichnet also eine (Geschlechts‐) Identität, die sich definiert über Faktoren, die über die sexuell‐biologischen hinausgehen, bzw. sich im Gegensatz zu diesen sieht. Ausschlaggebend für Selbst‐ und Fremdwahrnehmung ist nicht alleine der Körper oder gar die Geschlechtsorgane, sondern Identitäts(‐gefühl, ‐bewusstsein), Empfinden und erhalten. So kann sich ein Mensch, der eine vollständig weibliche Anatomie hat, dennoch nicht als Frau fühlen, sondern teilweise oder vollständig als Mann, und möchte dann auch so wahrgenommen werden. (oder natürlich umgekehrt)“ Transmann e.V. http://www.transmann.de/informationen/transfaq.shtml (09.02.2007) Transfrau (TF) ‐ Person, welche bei der Geburt ein männlicher Personenstand zugewiesen wurde, die sich jedoch weiblich und/oder als Frau definiert. Transgender ‐ "Oberbegriff für alle Transmenschen (so verwendet in „Transgender Network Switzerland“). Wird mitunter auch verwendet für: a) Menschen, für deren Geschlechtsidentität das Zweigeschlechtermodell nicht ausreicht; b) Transmenschen, die keine oder nicht alle medizinischen Maßnahmen wünschen." (Transgender Network Switzerland) Transgenderradio ‐ Das Transgenderradio ist ein Online‐Radio, welches einmal im Monat zu ausgewählten Neuigkeiten zu Trans* berichtet, also auch über aktuelle Veranstaltungen, Proteste, Interviews Gesetzesänderungen oder Publikationen. http://www.transgenderradio.info/ Transidentität ‐ Der Begriff Transidentität bezeichnet das Gleiche wie Transsexualität, wird von manchen Trans*‐ Personen jedoch bevorzugt, da es die Identität im Wort hervorhebt, im Gegensatz zum oft als pathologisch bezeichnete Begriff der Transsexualität. Transmann (TM) ‐ Person, welche bei der Geburt ein weiblicher Personenstand zugewiesen wurde, die sich jedoch männlich und/oder als Mann definiert. Transsexualität ‐ Transsexualität bedeutet, dass sich eine Person nicht mit dem bei ihrer Geburt zugewiesenen Geschlecht identifiziert. Transvestit_in ‐ „Menschen die aus verschiedenen Beweggründen die Kleidung des anderen Geschlechts anziehen, jedoch nicht (unbedingt) an ein Leben im anderen Geschlecht denken. Kann in manchen Fällen Vorstufe der Transsexualität/ Transidentität sein, bzw die Person erkennt erst später ob sie transsexuell ist. Der größte Anteil aller Transvestiten trauen sich nicht, ihre 4 Wände zu verlassen, und unterdrücken dabei einen wesentlichen Teil ihrer Persönlichkeit.“ www.transgender.at (10.02.2007) Trans*‐Tagung ‐ Eine Selbstermächtigungsveranstaltung bei der Trans*‐Personen, Angehörige und Interessierte Workshops anbieten und Platz für Austausch geboten wird. Meist eine mehrtägige Veranstaltung. In Deutschland existieren momentan Tagungen in Berlin, München und Gießen. In der Schweiz wird es 2013 die erste Trans*‐ Tagung geben. Auch in Hamburg ist eine Tagung in Planung.. Veganismus ‐ Veganismus ist eine Ernährungs‐ und Lebensweise bei der keinerlei tierische Produkte Verwendung finden. Zis* ‐ siehe Cis* Dieses Glossar wird von Ausgabe zu Ausgabe erweitert und wurde mit Hilfe der Autor_innen von Queerulant_in und der Zuhilfe‐Nahme von anderen Glossaren erstellt. Es wird von Ausgabe zu Ausgabe wachsen und in so auch besser werden. Dieses Glossar ist das zweite veröffentlichte Glossar in Queerulant_in, nachdem in Queerulant_in Nr. 3 die erste Version veröffentlicht wurde. Impressum Queerulant_in ‐ Kollektiv Queerulant_in Druck: HB Offsetdruck GmbH, Industriestraße 34, 97437 Haßfurt V.i.S.d.P.: M. Otterbein, Postfach 11 03 01, 35348 Gießen E‐Mail: [email protected] Webseite: http://www.queerulantin.de Auflage: 2000 Erscheinungsweise: 2‐4 Ausgaben pro Jahr. Redaktionsschluss: 28.08.2013 Lizenz: Creative Commons (CC) : Namensnennung‐NichtKommerziell‐Keine Bearbeitung. Mehr Informationen zu CC unter http://de.creativecommons.org/ ISSN der Printausgabe: 2195‐7281 ISSN der Online‐Ausgabe: 2195‐7533 Alle Rechte an den Fotos und den Artikeln liegen bei den Fotograph_innen und den Autor_innen. Nicht in allen Fällen konnten die Urherber_innen der verwendeten Fotos herausgefunden werden. Wir bitten darum, sich ggf. bei uns zu melden. Bildnachweise: Coverfoto: Derek Chatwood (www.PopRelics.com) Comic auf Seite 0 und 45: AnnaHeger (www.annaheger.wordpress.com) Hintergrundbild auf Seite 34 und 35: MY SAGLIER ‐ DOUBLERAY (www.flickr.com/photos/doubleray/) Der Inhalt namentlich gekennzeichneter Ar‐ tikel spiegelt nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Eigentumsvorbehalt: Nach diesem Eigentumsvorbehalt ist die Zeitung solange Eigentum der Absender_in‐ nen, bis sie der_dem Gefangenen persön‐ lich ausgehändigt worden ist. "Zur Habenahme" ist kein persönlicher Aushändi‐ gung im Sinne dieses Vorbehalts. Wird die Zeitung der_dem Gefangenen nicht persän‐ lich ausgehändigt, ist sie den Absender_in‐ nen mit Begründung der Nichtaushändigung zurückzusenden. Wird die Zeitung nur teil‐ weise ausgehändigt, so sind die nicht aus‐ gehändigten Teile, und nur diese, den Absender_innen mit Begründung der Nichtaushändigung zurückzusenden. "Queerulant_in": Die Namensgeber_innen unseres Magazins werden ab Ausgabe 3 von Noah Carev designt. Noahs Webseite lautet: www.noahcarev.de. 1. AStA der Universität Marburg http://www.asta‐marburg.de 2. Das Autonome Referat für Frauen und Geschlechterpolitik der Universität Kassel http://www.frauenreferat‐kassel.de 3. AStA Hochschule RheinMain http://www.asta‐hsrm.de/ 4. AStA TU Darmstadt / Queer‐Referat Darmstadt: http://www.asta.tu‐darmstadt.de Bild: AnnaHeger (http://annaheger.wordpress.com/)