Schulsport in Unterfranken

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Schulsport in Unterfranken
Februar 2014 8. Jahrgang
26
Unterfränkische Schule
Zeitschrift des Unterfränkischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes - Bezirksverband des BLLV
Volltreffer?
Schulsport in Unterfranken
Editorial/Inhalt
„Es lebe der
Sport …“
Inhalt
THEMA
Liebe Leserin, lieber Leser,
wer die obige Textzeile mühelos ergänzen kann – „ … er ist gesund und
macht uns hort, er gibt uns Kraft, er gibt
uns Schwung, er ist beliebt bei oid und
jung“ –, der ist vermutlich ein Fan von
Rainhard Fendrich. Der österreichische Liedermacher glossiert
in dem Liedtext aus den Neunzigern den hoch gezüchteten Leistungssport und die sensationsgierigen Zuschauern.
Am Schulsport dagegen gibt es wenig auszusetzen, so der
erste Eindruck. Wen wir bei der Recherche zu diesem Heft auch
befragt haben, überall Zufriedenheit, ja Begeisterung. Mädchenfußball am Heuchelhof, Mountainbiken in Waldaschaff, Bogenschießen in Volkach. Unterfranken hat die anderen bayerischen
Regierungsbezirke bei Sport nach 1, der Kooperation zwischen
Schulen und Vereinen, weit hinter sich gelassen. Das Sportzentrum der Universität gibt den Trendsetter bei den Trendsportarten – nicht nur, aber auch. Und sollte irgendwo ein Mangel
festgestellt werden, beispielsweise bei den Schwimmkenntnissen, wird sogleich ein Projekt aus dem Boden gestampft. Mit
Weltmeister Thomas Lurz als Zugpferd.
Zu verdanken ist dies überaus engagierten Lehrkräften, hoch
motivierten Übungsleitern und jeder Menge ehrenamtlicher
Mitarbeiter, die Zeit und Herzblut investieren, um Kindern und
Jugendlichen attraktive Bewegungsangebote zu machen - über
die zwei bis drei Sportstunden in der Woche hinaus. Dafür
gibt’s von Uwe Mitlöhner, dem Schulsportreferenten an der
Regierung von Unterfranken, ein dickes Lob.
Die Kehrseite der Medaille: alte Turnhallen mit noch älterem
Inventar; entlegene Schwimmstätten, die kaum erreichbar sind;
unzureichend ausgebildete Lehrkräfte, die nur Sport geben,
weil’s kein anderer macht; differenzierte Sportstunden, die zur
Manövriermasse werden, weil sonst der Stolz der Schule, die
Theater-AG, sterben müsste; Kinder, die so große sportmotorische Defizite aufweisen, dass eigentlich ein eigener Sportförderlehrplan aufgestellt werden müsste. Diese Themen werden
nur am Rande angesprochen oder gleich ganz verschwiegen.
Zugegeben: Die angesprochenen Mängel sind nicht die Regel,
aber auch keine Einzelfälle. Es gibt im Schulsport und für den
Schulsport noch viel zu tun – das sieht auch Joachim Huppmann in seinem Kommentar so. Oder: um es mit einer weiteren
Liedzeile aus der Feder von Rainhard Fendrich auszudrücken:
„Alles ist möglich, aber nix is’ fix“.
Mit sportlichen Grüßen
Ihr Peter Nossol
Leiter des Referates Öffentlichkeitsarbeit
Unterfränkische Schule im Internet
Die vergangenen Ausgaben der Zeitung finden Sie im Web
unter: http://unterfranken.bllv.de/usch/index.shtml
2
Unterfränkische Schule Ausgabe 26 Februar 2014
03
Finanzen versus Humanismus
04
Im Club der Mountainbike-Verrückten
05
Sport nach 1: Über 1000 Kooperationen
06 Am Heuchelhof: Bälle, überall Bälle
08 Fragen an Schulsportreferenten Uwe Mitlöhner
10 Warum nicht mal surfen gehen?
12 „Tauch‘ nicht ab, lern‘ schwimmen!“
14 Interview mit Weltmeister Thomas Lurz
15 Die Suche nach einer Lehrersportgruppe
16 Bogenschießen – ein sportlicher Dauerbrenner
VERBAND
18
150 BLLV-Kreisverband Schweinfurt-Stadt
20
Landschulen brauchen Stärkung
21 Gespräch mit Würzburger OB-Kandidaten
22 Tag der Verwaltungsangestellten
23 Workshop mit Pastor Schliephake
23 Wechsel in Fachgruppen und Referaten
24
BLLV-Studentengruppe Würzburg
25 Unterfränkischer Lehrer- und Erziehertag
IMPRESSUM
Herausgeber: Bezirksverband Unterfranken des Bayerischen Lehrerund Lehrerinnenverbandes BLLV, www.unterfranken.bllv.de
Vorsitzender: Gerhard Bleß
Hinterer Rosengarten 11; 97253 Gaukönigshofen
Telefon privat: 09337 2293; Telefon dienstl.: 0931 380-1761
Referat Öffentlichkeitsarbeit: Peter Nossol, Neubergstraße 7a,
97072 Würzburg, Tel.: 0931 72778; E-Mail: [email protected]
Redaktion: Joachim Huppmann, Linsenweg 7, 97332 Gaibach,
Tel.: 09381 715773, Fax: 09381 715773,
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Der Bezugspreis ist für Verbandsmitglieder im Mitgliedsbeitrag enthalten.
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Thema
Finanzen versus Humanismus
Ein Kommentar von Joachim Huppmann
Vom französischen Philosophen Voltaire
stammt der
Spruch: “Das
Bessere ist
der Feind des
Guten”. Mit den
Auswirkungen
des KienbaumJoachim Huppmann
Gutachtens
verkehrte sich die Weisheit eher in: “Das
Billige ist der Feind des Guten.” Neben
der Zusammenlegung von Fächern wie
Geschichte, Erdkunde und Sozialkunde
sowie anderen didaktischen Grausamkeiten musste auch die dritte Sportstunde
im Hauptschulunterricht dran glauben.
von Kindern mit psychischen Problemen
stetig zu. Die reichen von unkontrollierten
Wutausbrüchen oder Depressionen bis
hin zum Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom.
Gerade ADS-Kindern kann ein Plus an
Bewegung nicht schaden. Auch “normalen” Kindern tut mehr Sport gut. Zu sehr
ist der Alltag vom Stillsitzen geprägt. In
der Schule gezwungenermaßen, freiwillig
zu Hause dank Whatsapp, Facebook,
Twitter & Co.
Wer dabei als Gegengewicht nur auf
Trendsportarten setzt, der irrt. Inlineskaten
war bis vor einigen Jahren in aller Munde.
Zurzeit erleben Dumpbells und Gymnas-
Sport rechnet sich nicht, so könnte der
Gedanke der Unternehmensberater und
Finanzminister gewesen sein. Die Anzahl
der gemeldeten Mannschaften hat sich
seit 1999 dank der Kürzungen im Differenzierten Sportunterricht nahezu halbiert.
Die dritte Sportstunde gibt es noch immer
nicht für die Mittelschulen. Bayerische
Sportphilologen haben ein wesentlich
höheres Stundendeputat abzuleisten als
ihre Kollegen aus anderen Bundesländern.
Warum ist Sport in Bayern kein Vorrückungsfach? Sprechen wir nicht immer
von einer ganzheitlichen Bildung? Dazu
würde auch gehören, dass man dem
Unterrichtsfach den nötigen Stellenwert
zubilligt. Der Verlust kindlicher Bewegungskompetenz schreitet weiter voran.
Auf schwache motorische Fähigkeiten
in der Kindheit folgen demnach im
Jugendalter häufig Übergewicht, geringe
Bewegung und ein weniger fittes HerzKreislauf-System. Und zumindest der
Bewegungsmangel und die Fettleibigkeit
hängen wiederum oft mit schlechteren
Schulleistungen zusammen. So lauten
die Erkenntnisse einer finnischen Studie
mit mehr als 8000 Schülern. Nicht zuletzt
in den Mittelschulen nimmt der Anteil
“um die Ecke”. Andere Kinder, an deren
Schulstandorten es kein Schwimmbad
gibt, müssen mit dem Bus zum nächsten
Hallenbad gekarrt werden. So bleibt mit
zwei mal Umkleide etwas mehr als eine
halbe Stunde fürs Wasser. Eine nicht
unerhebliche Zahl von Nichtschwimmern
schafft so ihren Weg ohne diese Kulturtechnik durch die Schullaufbahn.
Gerade die Ganztagsschule böte eine
Chance, den Kindern und Jugendlichen
eine vernünftige Lebensführung aufzuzeigen und Alternativen zum Bildschirm
zu bieten. Rhythmisierung bedeutet hier,
dass unterschiedlichste Tätigkeiten, eben
auch geistige und körperliche, Aktion
und Ruhe, über den ganzen Schultag bis
in den Nachmittag hinein verteilt sind.
Dazu braucht es entsprechende Räume.
Die einen für Bewegung, die anderen für
Ruhe. Auch an Unterfrankens Schulen
wird dies höchst unterschiedlich gelöst.
Einige können dabei als Vorbild glänzen.
Bei manch anderen Schulen haben die
Sachaufwandsträger die Wichtigkeit
von Bewegung noch nicht erkannt. Vier
Hallenbälle für 25 Schüler, Holzwürmer
im Pferd, Pausenhöfe als stacheldrahtumgrenzte Betonwüsten und verrottende
Sportgeräte aus den Siebzigern. So sehen
Bewegungsräume für Kinder nicht aus.
Schule muss sich wandeln. Von einer Stillsitzschule zu einer bewegten Schule.
Der Weg zum Schwimmbad: Nicht für alle
eine Katzensprung.
Meine Herren Unternehmensberater und
Finanzminister: Das rechnet sich und zwar
für den ganzen Menschen!
Und das wäre besser als nur gut.
tikbälle ihre Renaissance. Parcours ist im
wahrsten Sinne des Wortes der Renner.
Sportunterricht muss Spaß machen, darf
aber auch die Klassiker wie Turnen oder
Leichtathletik nicht vernachlässigen. Jedes
Kind muss die Kulturtechnik “Schwimmen”
gelernt haben. Der Weg zum Schwimmbad ist bei vielen Schulen wahrhaftig nur
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Thema
Im Club der Mountainbike-Verrückten
Verbandsschule Waldaschaff ist Stützpunktschule Radsport
Steil bergab geht’s bei den Waldaschaffer Radsportlern nur im Gelände.
Waldaschaff. Ganz gleich wie man sich
der Verbandsschule Waldaschaff nähert,
ob physisch über die Schulstraße oder
virtuell via Internet. Was einem sofort ins
Auge fällt, sind Mountainbikes. Sie parken
vor der Turnhalle und finden sich stilisiert
im Schullogo.
Schuld daran ist Joachim Brand, Konrektor
an der Mittelschule und Radsport-Begeisterter. Privat sitzt er Woche für Woche im
Rennrad-, Cross- oder Mountainbikesattel,
bestreitet für die KSV Bavaria Waldaschaff Wettkämpfe, hat die Trainer-Lizenz
und fällt auch durch Radsport-Abenteuer
auf. 2011 hat Brand den Tour-de-FranceGiganten Mont Ventoux bezwungen.
Nicht einmal, nicht zweimal - dreimal an
einem Tag radelte er hinauf auf den 1912
Meter hohen Berg in der Provence. Jetzt
gehört der heute 48-jährige zum „Club
de Cinglés de Mt. Ventoux“, zum Club
der Verrückten, im Detail nachzulesen auf
main-netz.de.
Partner auf Vereinsebene wurde der KSV
Bavaria Waldaschaff, eigentlich ein Ringerverein. Ebenso wichtig war die Kooperation mit einem Fahrrad-Händler aus der
Region. Mit Hilfe von Sponsoren wurden
über Zweirad Stenger in Hösbach 12
Mountain-Bikes angeschafft und nach und
nach eine Fahrradwerkstatt eingerichtet.
Jahr für Jahr meldeten sich 12 bis 15
Schüler. Brand lehrte Fahrtechniken, trainierte die Ausdauerleistung, vermittelte
Kenntnisse in Radpflege und -reparatur,
organisierte Ausfahrten und Schulwettkämpfe – kurz er weckte die Begeisterung
für den Radsport. Und er blieb nicht alleine: Neben seinem Kollegen Philipp Wissel, der sich zum Übungsleiter Radsport
weiterbildete, ist auch der Bürgermeister
von Waldaschaff dabei. Marcus Grimm
erwarb 2009 die C-Trainer-Lizenz.
2010 folgten die nächsten Schritte. Der
Antrag auf Einrichtung einer Stützpunktschule Radsport wurde eingereicht – und
bewilligt. Gleichzeitig gründeten die Verantwortlichen des Ringervereins KSV eine
Radsport-Abteilung. Und Mountainbiken
wurde Prüfungsfach. Wer will, kann es im
Sport-Quali als Einzelsportart wählen. Die
Folge: Immer mehr Schüler interessieren
sich für Mountainbiken. Mittlerweile sind
Jahr für Jahr über 20 Mädchen und Jungen dabei.
Angeboten werden zweimal zwei Stunden
Radsport im Rahmen des Differenzierten
Sportunterrichts, aufgeteilt nach Anfänger
und Fortgeschrittene, und zwei Stunden
SAG am Wochenende. Immer wieder
entwickeln sich im Radsport-Unterricht
Talente, die dann in den Verein eintreten
und Lizenzrennen bestreiten. Die Radsportabteilung des KSV zählt inzwischen
über 50 Aktive, mehr als die Hälfte davon
Kinder und Jugendliche.
Stützpunktschulen sind leistungssportlich
orientiert. Wettkämpfe und sportliche
Erfolge ließen nicht lange auf sich warten.
2010 und 2011 richtete Waldaschaff die
Regionalentscheide aus. 2012 stiegen
die jungen Mountainbiker beim Landesfinale in Oberschleißheim als Sieger vom
Rad. Im vergangenen Jahr lief es nicht
ganz so gut. Wegen unglücklicher Altersklasse-Einteilung und Grippen-Infekten
mussten sich die Teilnehmer in der
Altersklasse III im Landesfinale mit Platz 7
2004 hat Brand begonnen, Schule und
Schüler zu infizieren. Er gründete im Rahmen des Projekts „Sport nach 1“ eine
Arbeitsgemeinschaft Radsport (SAG).
Fahrtechnik trainieren und demonstrieren: Radsportler beim Schulfest.
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Unterfränkische Schule Ausgabe 26 Februar 2014
Thema
gehört organisatorisch zur Landesstelle für
den Schulsport. Dort wurde 2007 auch
die Initiative Bikepool Bayern ins Leben
gerufen. Sie unterstützt interessierte
Schulen bei der Beschaffung von Mountainbikes und bildet Übungsleiter aus.
Lehrkräfte mit Sportausbildung können in
einem einwöchigen Lehrgang die Lehrbefähigung für Radsport erwerben. Näheres
unter www.bikepoolbayern.de.
Peter Nossol
Auch der Bürgermeister betreut die Waldaschaffer Radsportler: Patrick Haun, Oskar Kromberg, Marcus
Grimm, Clara Brehm, Michael Mett (von links).
begnügen. 2014 wollen die Waldaschaffer wieder vorne mitmischen.
So oder so – die Mountainbiker sind
aus dem Schulleben und auch aus dem
Gemeindeleben nicht mehr wegzudenken. Dafür sorgen Schnupperkurse in
Grund- und Mittelschule, FahrtechnikVorführungen beim Schulfest, Seminartage Radsport, Schulmeisterschaften,
Mitmach-Parcours für Jung und Alt und
das Dorfrennen für aktuelle und ehemalige Schüler der SAG Radsport. Joachim
Brands Engagement für den Radsport
an Schulen beschränkt sich längst nicht
mehr auf Waldaschaff. Er ist Fachberater
für das Schulamt Aschaffenburg, Schulbeauftragter für Radsport beim Bayerischen
Radsportverband und Mitglied im Bayerischen Lehrteam Radsport. Das Lehrteam
Der Konrektor sammelt Trainingskilometer: Joachim
Brand hat Waldaschaff mit dem Radsport infiziert.
Sport nach 1: Über 1000 Kooperationen in Unterfranken
Würzburg. Das Bayerische Kultusministerium und der Bayerische LandesSportverband haben 1991 das Kooperationsmodell „Sport nach 1 in Schule
und Verein“ gegründet. „Sport nach
1“ ist ein Bindeglied zwischen dem
schulischen Sportunterricht und dem
Breiten- und Leistungssport im Verein.
Das Modell eröffnet den Kooperationspartnern die Möglichkeit
eines qualifizierten, den Sportunterricht ergänzenden, freiwilligen Nachmittagsangebotes in über 70 Sportarten, von Aikido
bis Wasserball. Am häufigsten sind Kooperationen in Basketball. Den jeweiligen Partnern, Schule und Sportverein, bleibt es
dabei überlassen, ob eine Kooperation in Form breitensportlich
ausgerichteter Sportarbeitsgemeinschaften (SAG) oder leistungssportlich orientierter Stützpunkte angestrebt wird.
Und Unterfranken ist bayernweit Spitzenreiter. Im Schuljahr
2013/2014 sind 988 SAGs und 37 Stützpunkte gemeldet.
47 Prozent aller Schulen und 16 Prozent aller Vereine im
Regierungsbezirk beteiligen sich an Sport nach 1.
Alles Wissenswerte zu Sport nach 1 hat die Bayerische Landesstelle für Schulsport zusammengetragen. Auf der Internetseite laspo.de finden sich Broschüren zum Herunterladen, vorgefertigte Vertragsformulare, ein Portal zur Vereinssuche und
jede Menge Tabellen und Statistiken. Über sportnach1.de lässt
sich die gesamte Verwaltung auch online abwickeln.
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Thema
Am Heuchelhof: Bälle, überall Bälle
Schulleiterin Dusolt wünscht sich noch mehr Sportarbeitsgemeinschaften
mit. Die Grundschule hat aber nicht nur
das Schulprofil Inklusion, sie ist auch seit
vielen Jahren Ganztagsschule. Die SAG
beginnen deshalb in der Regel um 15.30
Uhr oder später. Das kommt den Vereinen entgegen, fast alle Übungsleiter sind
durch Schule, Studium oder Arbeit gebunden. Insgesamt sind über 60 Schülerinnen
und Schüler der Grundschule Heuchelhof
bei Sport nach 1 dabei.
Weiß-blaues Traininig: Die Schüler der SAG Tischtennis in Aktion.
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Foto: privat
Würzburg. Wenn die Rede auf „Sport
nach 1“ kommt, strahlt Schulleiterin Christine Dusolt. Die Grundschule Heuchelhof
kooperiert mit der DJK Würzburg und
dem SC Heuchelhof. Die Sportarbeitsgemeinschaften (SAG) in Basketball,
Fußball und Tischtennis laufen prima. Die
Schule stellt die Sportstätten, der Verein
qualifizierte Übungsleiter. Für die Eltern ist
das Angebot kostenlos, die Kinder sind
über die gesetzliche Unfallversicherung
der Schulen versichert. „Wir haben als
Schule wenig Aufwand und die Kinder
viel Bewegung.“ Viel Bewegung, das ist
neben gesunder Ernährung für Christine
Dusolt eine wichtige Voraussetzung für
Lernerfolge: „Wer seinen Körper regelmäßig bewegt, der ist auch im Geist beweglicher.“
Bewegungsmangel, Angebot zur sinnvollen Gestaltung der Freizeit, Möglichkeit
zum Erleben von Gemeinschaft und Chance zur Selbstverwirklichung“.
Das Kultusministerium nennt in seiner Broschüre „Sport nach 1“ weitere gute Gründe für das bayerische Kooperationsmodell.
„Über den schulischen Pflichtsportunterricht hinaus“, so heißt es da, „sollen
Kinder und Jugendliche zu regelmäßiger
sportlicher Betätigung motiviert und zu
lebenslangem Sporttreiben hingeführt
werden. (…) Sport ist Grundlage einer
gesunden Lebensführung, Rezept gegen
Schulleiterin Christine Dusolt freut besonders, dass die Sportarbeitsgemeinschaften auch die erreichen, die sonst keinen
Sport im Verein betreiben. Im Würzburger
Stadtteil Heuchelhof sind das viele Kinder und Jugendliche aus Familien mit
Migrationshintergrund: „Die SAG sind
ein Zugpferd für alle.“ Selbst einzelne
Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf machen
Unterfränkische Schule Ausgabe 26 Februar 2014
Das Sportangebot am Heuchelhof ist
vielseitig. Nicht nur Schulen und Vereine
kooperieren, auch die Schulen untereinander. Die SAG sind offen für Schülerinnen
und Schüler der Grundschule Heuchelhof,
der Leonhard-Frank-Grundschule und der
Mittelschule Heuchelhof. Neben Basketball, Fußball werden an der LeonhardFrank-Grundschule Squash und Tennis in
Kooperation mit dem TC Heuchelhof und
dem TSV Rottenbauer angeboten, an der
Mittelschule Heuchelhof neben Basketball
auch Radsport in Zusammenarbeit mit der
SG Sparkasse Mainfranken.
Der Aufwand, den die Vereine betreiben,
ist beachtlich. Beim Tischtennis stehen
mindestens zwei, oft drei Übungsleiter an
den Platten, erklärt Rainer Ziegler, Jugendleiter der Tischtennis-Abteilung des SC
Heuchelhof. Pro Schuljahr melden sich
etwa 20 Schülerinnen und Schüler zur
SAG Tischtennis an. Am Ende des Schuljahres sind meist noch 10 bis 15 junge
Sportler dabei. Davon melden sich wiederum 3 bis 5 Kinder beim SC Heuchelhof
an. Bestes Beispiel, dass die Integration in
den Verein gelingt, ist Jennifer. Die 14jährige startete ihre Tischtennis-Karriere auch
in einer SAG. Heute ist sie Co-Trainerin
und spielt in der Jugendmannschaft. Mit
fünf erfolgreichen Jugend- und BambiniMannschaften gehört der SC Heuchelhof
zu den Top-Vereinen in Bayern.
Dr. Martin Vocke, Abteilungsleiter Basketball bei der DJK Würzburg, hat schon
2000 mit Schnuppertraining in den
Grundschulklassen am Heuchelhof angefangen. Seit dem Schuljahr 2009/2010
sind feste SAG eingerichtet. Das besondere daran: Bei der DJK trainieren und
spielen nur Mädchen. Um die Jungen kümmert sich der SC Heuchelhof. Die Basketballerinnen stammen mehrheitlich aus
Migrantenfamilien. Die Jugendarbeit des
Vereins endet nicht mit Trainingsschluss.
Der Verein unterstützt die Kinder auch in
der Schule. Und einmal im Jahr erleben
die jungen Damen ein Freizeitwochenende im Steigerwald. Wer dabei bleibt, der
wird auch gefördert: Jennifer und Sabrina
haben mit Erfolg den Schiedsrichter-
Thema
lehrgang besucht. 2011 wurde die DJKBasketball-Abteilung „für ihre beispielhafte
und nachhaltige Integrationsarbeit auf dem
Heuchelhof“ mit dem Integrationspreis der
Regierung von Unterfranken geehrt.
Die gleiche Zielgruppe hat die FußballAbteilung des SC Heuchelhof im Visier.
Auch in der SAG Fußball jagen nur Mädchen dem Ball hinterher. Und die jungen
Fußballerinnen stammen wieder überwiegend aus Migrantenfamilien. Wer Spaß
am Fußballspiel entwickelt, der kann zu
den Heuchelhof Dragons wechseln, so
nennen sich die Fußball-Damen des SC
Heuchelhof. Der Verein bietet weit mehr
als Fußball-Training. Das Projekt M4all
besteht aus mehreren Bausteinen. Dazu
zählen wöchentliche SAG von Sportstudentinnen der Universität Würzburg an
Kitas und Grundschulen, ein Fußball-Vereinsangebot für Mädchen von den G- bis
zu den D-Juniorinnen und eine Hausaufgaben- und Lernhilfe durch PädagogikStudentinnen.
M4all wurde 2012/2013 gleich mehrfach
ausgezeichnet – mit dem Integrationspreis
der unterfränkischen Regierung, als Quantensprung 2020 vom Bayerischen Landessportverband und mit dem Bildungpreis
Lernanstoß der Deutschen Akademie für
Fußballkultur. In der Ehrung der Akademie
heißt es: „Mit M4all ist ein Projekt entstanden, das Mädchen unterschiedlicher Herkunft und Wurzeln als ganze Persönlichkeiten versteht, sie durch das Mitspielen
Ein Beispiel für nachhaltige Integrationsarbeit: Junge Basketballerinnen vom Heuchelhof mit Dr. Martin
Vocke, Abteilungsleiter Basketball bei der DJK Würzburg.
Foto: Nossol
in einen Verein einbindet und auch durch
das Miteinander der Kulturen interkulturelle Kompetenzen aller Kinder stärkt.“ So
ein Lob freut den Initiator des Projekts,
Professor Heinz Reinders, und sein Team.
Der Jugendleiter des SC Heuchelhof ist
auch mitverantwortlich für kickit! girls!, das
Würzburger Fußballprojekt für Mädchen.
Würzburger Fußballvereine organisieren,
unterstützt vom Bayerischen Fußballverband, der Arbeitsgemeinschaft Sport in
Schule und Verein sowie dem Sportamt
der Stadt Würzburg für Mädchen die
Fußball-SAG, die jährlichen Grundschulstadtmeisterschaften, die Qualifikation zur
Fußballassistentin und Fußballcamps.
Bleiben irgendwelche Wünsche offen?
Schulleiterin Dusolt wünscht sich schlicht
mehr Sportarbeitsgemeinschaften – „vielleicht in den Sportarten Tanz und Klettern“ – und die Vertreter der Vereine eine
bessere finanzielle Unterstützung. Für eine
SAG überweist die Bayerische Landesstelle für Schulsport (laspo) den Vereinen
je nach Zeitaufwand zwischen 70 und
140 Euro. „Das reicht nicht einmal für die
Tischtennisbälle“, so Rainer Ziegler. Die
operative Unterstützung dagegen, darin
sind sich die drei Übungsleiter einig, „verdient großes Lob“.
Peter Nossol
Neuer Name, neues Logo: Während der Fußball-Stadtmeisterschaft der Mädchen im Februar 2013 wurde nicht nur die Josef-Grundschule als bestes Schulteam
gekürt, sondern auch das Netzwerk kickit! girls! gegründet, das Mädchenfußball an Würzburger Schulen bringt.
Foto: privat
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Thema
„Wir haben viele engagierte Lehrkräfte“
Fünf Fragen an Uwe Mitlöhner, Schulsportreferent an der Regierung
Würzburg. Schulsport ist für Uwe Mitlöhner eine Herzenssache. Der 59-Jährige
war viele Jahre Sportlehrer und Sportfachberater in den Haßbergen. Heute arbeitet
er als Referent für Schulsport an der
Regierung von Unterfranken. Zu seinen
Aufgaben gehören die Organisation und
Durchführung von Schulsportwettbewerben auf Bezirksebene, der Sportstättenbau, die Lehrerfortbildung in den Fachbereichen Sport und Sicherheit, die Fachberatung Sport und die Bereiche Sicherheit,
Erste Hilfe und Verkehrserziehung. Peter
Nossol befragte Mitlöhner zur aktuellen
Situation des Schulsports an Unterfrankens Grund- und Mittelschulen.
Unterfränkische Schule: Felgaufschwung am Reck oder Zumba in the
Circuit. Was kann, was muss der Schulsport heute an Bewegungsangeboten
abdecken?
Uwe Mitlöhner: Sportlehrkräfte haben
die Aufgabe, die Inhalte der Fachlehrpläne
Sport umzusetzen. Dazu gehören Freude
am Sport zu vermitteln, die Kinder und
Jugendlichen zu lebenslangem Sporttreiben zu motivieren, Gefahren zu erkennen
und abzuwenden, den Lebensalltag
gesundheitsorientiert zu gestalten, fair miteinander umzugehen, gemeinsam vereinbarte Regeln einzuhalten, die motorischen
Grundeigenschaften Ausdauer, Kraft,
Schnelligkeit, Beweglichkeit, Geschicklichkeit und Gewandtheit zu fördern. Ein
motivierender Sportunterricht muss nicht
jeden Trend aufgreifen, der gerade aktuell
in den Medien verbreitet wird.
Die zentrale Aufgabe ist die Umsetzung
„klassischer“ Inhalte im Sportunterricht,
die allerdings nach methodischen Wegen
passgenau für die Schülerinnen und
Schüler aufbereitet werden müssen.
Trendsportarten, wie z.B. Zumba, Parcour,
Slackline, Waveboard dürfen und sollen
selbstverständlich in den Sportunterricht
mit einfließen. Allerdings müssen sich die
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Unterfränkische Schule Ausgabe 26 Februar 2014
Uwe Mitlöhner, Referent für Schulsport an der Regierung von Unterfranken.
Lehrkräfte, die sich an diese Bewegungsformen mit neuen Sportgeräten heranwagen, umfassend und intensiv mit diesen
Geräten auseinandersetzen, um Unfälle
zu vermeiden und Gefahren vorzeitig
abwenden zu können. Ziel muss es sein,
den Kindern individuelle Hilfestellungen
zu geben - entsprechend dem Grundsatz
„Den Starken fordern und den Schwachen
fördern“.
Unterfränkische Schule: Sie haben
Ende 2013 in einer Umfrage an den
Grund- und Mittelschulen die Rahmenbedingungen für den Schulsport in Unterfranken eruiert. Mit welchen Ergebnissen?
Uwe Mitlöhner: Die Erhebung
beschränkt sich darauf, wie der Sportunterricht an den Grund- und Mittelschulen
personell organisiert wird. Ich habe im
Vorfeld angenommen, dass wir einen sehr
großen Bedarf an qualifizierten Sportlehrkräften haben. Qualifizierte Sportlehrkräfte
sind die Kolleginnen und Kollegen, die in
Sport universitär ausgebildet worden sind
bzw. eine Fachlehrerausbildung mit Sport
abgeschlossen, oder über verschiedene
Maßnahmen eine Qualifikation mit Prüfung
absolviert haben.
Konkret hat sich herausgestellt, dass an
den unterfränkischen Grundschulen 49 %
der im Sportunterricht eingesetzten Lehr-
Foto: Privat
kräfte zu dieser Spezies gehören. Dazu
kommen noch einmal 12 % von Kollegen/
innen, die im Rahmen der staatlichen Fortbildung den Lehrgang „Fit für den Sportunterricht“ absolviert haben. Das sind in
Summe 61 %. An Mittelschulen unterrichten 76 % der Lehrkräfte mit Qualifikation,
7 % haben die Fortbildungen „Fit für den
Sportunterricht“ abgeschlossen, so dass
insgesamt 83 % des Sportunterrichts von
Kollegen/innen mit entsprechenden Fachkenntnissen abgedeckt wird. Das ist sehr
erfreulich.
Ein besonderes Anliegen ist für mich
der Schwimmunterricht, er umfasst etwa
ein Fünftel der Lerninhalte. Leider ist es
an unseren Schulen alltäglich, dass der
Schwimmunterricht nicht erteilt werden
kann, weil geeignete Schwimmbäder nicht
erreichbar sind, weil es keine Helfer gibt,
die den Sportlehrer, die Sportlehrerin
unterstützen, oder weil generell keine qualifizierten Lehrkräfte zur Verfügung stehen.
Unterfränkische Schule: Nicht alle, die
Sport unterrichten, sind dafür ausgebildet.
Bei anderen liegt die Ausbildung Jahre
zurück. Welche Schwerpunkte setzt die
Regierung von Unterfranken in der Lehrerfortbildung?
Uwe Mitlöhner: Wir wollen vor allem
möglichst viele Lehrkräfte für den
Thema
Schwimmunterricht nachqualifizieren.
Dazu werden staatliche Weiterbildungen
in Schwimmen angeboten, die in Unterfranken organisiert und durchgeführt werden. Für diese Maßnahmen benötigen wir
natürlich hochqualifiziertes Personal, das
sich in den Schwimmlehrteams organisiert
hat.
In Unterfranken sind wir in der glücklichen
Lage, mit insgesamt 32 Fachberatern/
innen Sport auf die speziellen individuellen
Bedürfnisse der Schulen reagieren zu können. Die Vielfalt der lokalen und regionalen
Angebote geht weit über das Schwimmen
hinaus. Angefangen bei der Vermittlung
von „Basics“ für die Kollegen/innen, die
erstmals Sportunterricht an ihrer Schule
erteilen müssen.
Weitere Angebote sind Auffrischungen
im Bereich Tanz, Gerätturnen, Fresh up
Schwimmen, neue methodische Übungsreihen in den Ballsportarten, Vermittlung
von Sicherheit im Sportunterricht, Unfallverhütung, Dienstbesprechungen mit den
Sportbeauftragten der einzelnen Schulen,
aber auch die Auseinandersetzung mit
neuen Trendsportarten.
Ganz besonders wichtig – und das steht
mit ganz oben auf der Agenda – ist die
Rettungsfähigkeit im Schwimmunterricht.
Hier bieten wir verstärkt in den letzten Jahren den Erwerb des Rettungsschwimmabzeichens in Bronze an. Mindestens
genauso wichtig ist die Überprüfung der
eigenen Rettungsfähigkeit. Auch hier sind
die Fachberater/innen Sport die ersten
Ansprechpartner und Vermittler, da sie
alle den Lehrschein Rettungsschwimmen
erworben haben.
Unterfränkische Schule: Wettbewerbe
sind fester Bestandteil des Schulsports.
Wie ist die Beteiligung in den vergangenen Jahren? Welche neuen Entwicklungen
gibt es in diesem Bereich?
Uwe Mitlöhner: In Unterfranken haben in
diesem Schuljahr insgesamt 1022 Mannschaften aus den Mittel-, Realschulen
und Gymnasien gemeldet. Dabei werden
Wettbewerbe vom Alpinen Skilauf bis
hin zum Beachvolleyball-Turnier durchgeführt. Insgesamt erreichen wir mit diesen
Wettbewerben 10.300 Schüler, die sich
aus den weiterführenden Schulen an
diesen Sportveranstalten beteiligen. Dazu
kommen noch Mannschaften aus den
Förderschulen, die eigene Wettbewerbe
durchführen. Die Grundschulen melden
jährlich ca. 300 Mannschaften mit ca.
3000 Schülerinnen und Schüler. Nicht
erfasst werden all die Sportwettbewerbe,
die die Schulen selbstständig organisieren
und durchführen können. Das sind z.B. die
Bundesjugendspiele, Schul- und Landkreissportfeste, die sogenannten B-Programme in den Sportarten Leichtathletik,
Gerätturnen und Schwimmen.
Analog den Angeboten zu „Sport nach 1“
hängt es von dem Engagement der Kolleginnen und Kollegen ab, ob Kinder mit
strahlenden Augen auf einem „Stockerl“
stehen und geehrt werden. Natürlich gilt
auch hier das olympische Prinzip „Dabei
sein ist alles“. Ein Erziehungsauftrag, den
die betreuenden Sportkollegen/innen
genauso wahrnehmen wie die Achtung
vor dem sportlichen Mitstreiter bei einem
Sportwettbewerb.
Man kann nur hoffen, dass die „alten,
erfahrenen“ Kollegen die Begeisterung an
die jüngere Sportlehrergeneration weiter
geben können, nicht nur um des Erfolges
Willen, sondern auch um die Erfahrungsbereiche ihrer Schülerinnen und Schüler
nachhaltig erweitern zu können. Viele positive Beispiele lassen hoffen, dass auch
künftig diese Schulsportwettbewerbe von
den Schulleitungen unterstützt werden,
die Kolleginnen und Kollegen bestärkt
werden, die positiven Effekte einer sportlichen Betätigung zu fördern.
Unterfränkische Schule: Unterfranken
ist Spitzenreiter bei „Sport nach 1.“ Bei
der Landesstelle für Schulsport sind über
1000 Kooperationen zwischen Schulen
und Vereinen gemeldet. Was sind die
Gründe für diese große Resonanz?
Uwe Mitlöhner: Zum einen haben wir
eine Vielzahl von hoch engagierten Lehrkräften an unseren Schulen, die weit über
das erwartete Engagement tätig sind
und zusätzliche Sportangebote entweder
selbst an der Schule unterbreiten oder
Kontakte zu den Kooperationspartnern,
sprich den Sportvereinen herstellen und
Sportarbeitsgemeinschaften ins Leben
rufen. Dazu müssen diese Kolleginnen
und Kollegen selbst zusätzliche Qualifikationen erwerben (z.B. für Sportklettern)
und Mannschaften im Rahmen der Schulsportwettbewerbe vorbereiten und beim
Wettkampf betreuen. Dies erfordert ein
hohes Maß an Idealismus. Ohne diese
engagierten Lehrkräfte wäre dies alles
nicht möglich.
Zum anderen haben auch die Sportvereine
erkannt, dass trotz der demografischen
Entwicklung bzgl. der schwindenden
Schülerzahlen hier eine Möglichkeit
besteht, Schüler für eine Sportart so weit
zu begeistern, dass sie in ihrer Freizeit im
Verein später weiterhin aktiv sein können.
Abgesehen von diesen beiden Aspekten
bieten diese zusätzlichen freiwilligen
Sportangebote Kindern mit Migrationshintergrund unglaubliche Perspektiven, sich
in ihrer Persönlichkeit in einem sportlichen
Umfeld mit Mitschülern weiter zu entwickeln, akzeptiert und in der Gesellschaft
aufgenommen zu werden.
Schulen mit Ganztagesangeboten greifen
gerne auf zusätzliche sportliche Angebote zurück. Es dringt immer mehr in das
Bewusstsein, dass Bewegung zusätzlich
zum gesundheitlichen Aspekt durchaus
förderlich für die kognitive Entwicklung ist.
Peter Nossol
Unterfränkische Schule Ausgabe 26 Februar 2014
9
Thema
Warum nicht mal surfen gehen?
Am Sportzentrum lernen künftige Lehrer Trendsportarten kennen
Sport, das ist sowohl Kampf als auch
Spiel. Vor allem der Aspekt „Kampf“ hat
in letzter Zeit an Bedeutung gewonnen,
weshalb auch Sportarten wie Taekwondo in das Programm der Hochschule für
die Sportlehrerausbildung aufgenommen
wurde. Kämpfen zu lernen, das hat viele
Facetten, führt Roth aus: „Es geht zum
Beispiel darum, so zu kämpfen, dass der
Gegner nicht verletzt wird.“
Reinhard Roth vom Sportzentrum der Universität
Würzburg.
Foto: Pat Christ
Würzburg. Von Badminton über Feldhockey bis hin zu Volleyball gibt es eine
ganze Menge Sportarten, die sich auch für
den Schulsport eignen. „Wir haben ebenso Wellenreiten, Tennis, Ultimate Frisbee
oder Beachvolleyball im Programm“, sagt
Reinhard Roth vom Leitungsteam der
Würzburger Sporthochschule. 1.200 Studierende bereiten sich hier auf den Beruf
des Sportlehrers vor. Neben dem Pflichtprogramm können sie aus einem üppigen
Kanon an Trend- und Freizeitsportarten für
den Schulsport wählen.
Im Sportunterricht miteinander zu kämpfen, ist aber nicht nur „affengeil“, wie
manche Schüler, gerade im Vergleich
zu eher ungeliebten Sportarten wie
Geräteturnen, im ersten Überschwang
finden. Kampfsport hat durchaus seine
menschlich herausfordernden Seiten. „Ich
muss zum Beispiel auch einmal einen Mitschüler berühren, den ich gar nicht mag
und darum normalerweise nie anfassen
würde“, sagt Roth. Denn der Sportlehrer
gestattet es nicht, dass immer nur die
besten Freunde miteinander ringen.
Kampfsport lässt also nicht nur den zur
Lebensbewältigung wichtigen Kampfgeist erwachen, er baut im Wortsinne
auch Berührungsängste ab. Soziale
Kompetenzen wie Fairness werden durch
Kampfsportarten ebenfalls in der Schule
trainiert. Kampfsport kann das Sozialverhalten positiv beeinflussen und Aggressionen mindern. Für den Sportunterricht
hervorragend geeignet ist er aber auch
deshalb, weil Kampfsport Disziplin und
Konzentration erfordert.
Großes Interesse bei Lehrern
Studierende und Lehrer sind offen für
neue Sportarten wie Kampfsport im Unterricht. Das zeigte sich bei einer bundesweiten Lehrerfortbildung im Sportinstitut
der Universität Würzburg im Juni 2010. Im
Mittelpunkt dieser von Professor Harald
Lange organisierten Veranstaltung standen die unschätzbaren Potenziale bezüglich der Gewaltprävention, die im geregelten Zweikampf liegen. 500 Lehrkräfte,
Studierende und Trainer nahmen an der
Fortbildung teil. Inzwischen folgten eine
Reihe weiterer Veranstaltungen. Aufgrund
der Würzburger Initiative richtete die Deutsche Vereinigung für Sportwissenschaft
eine eigene Kommission „Kampfkunst &
Kampfsport“ ein.
Ein eigenes Model für Kampfsport oder
Wellenreiten gibt es innerhalb des Curriculums für die in Würzburg ausgebildeten Sportlehrer nicht. Während ihres
Studiums sollen sie jedoch mindestens
zwei Trend- und Freizeitsportarten kennen
lernen, ausprobieren und darüber unter
pädagogischen Aspekten reflektieren.
Andere aktuelle Themen jenseits konkreter
Sportarten werden in die bestehenden
Module der aktuellen Studienordnung
integriert.
Die Trendsportart Beachvollyball lernen Lehramtsstudierende der Würzburger Sporthochschule zum Beispiel bei Kursen in Italien kennen.
10
Unterfränkische Schule Ausgabe 26 Februar 2014
Foto: privat
Thema
den Klassen sitzen, ist es für Roth unverständlich, dass der Sportunterricht nach
wie vor stiefmütterlich behandelt wird.
„Viele Klassen haben lediglich zwei Stunden Sport in der Woche“, bedauert der
Leistungsschwimmer. Der geringe Stellenwert des Sportunterrichts steht im Widerspruch zur großen Zahl an jungen Leuten,
die Sport studieren: „Ihre Zahl hat sich bei
uns in zehn Jahren etwa verdoppelt.“
Ultimate Frisbee ist ein interessantes Spiel ohne Schiedsrichter und Strafen, das sich in der Schule für nahezu alle Gruppen gut eignet.
Foto: Pat Christ
So darf dieser Tage laut Reinhard Roth
das Thema „Inklusion“ keinesfalls ausgespart bleiben. An der Würzburger
Sporthochschule hat es inzwischen einen
hohen Stellenwert. So wurde Ende September erstmals ein Seminar zum Thema
„Blindenfußball“ angeboten. 14 Studentinnen und Studenten aus ganz unterschiedlichen Semestern nahmen daran
teil. Warum? Zwar gibt es nur wenige
blinde Kinder in regulären Klassen, räumt
Roth ein. Blindenfußball allerdings eignet
sich wie kaum eine andere Behindertensportart dazu, alle Kinder zu integrieren –
Sehende benötigen lediglich eine Augenbinde, und schon ist die Chancengleichheit hergestellt.
Schwieriges Thema Inklusion
Weil immer mehr Schulen das Profil
„Inklusion“ haben, ist es Roth zufolge dringend notwendig, auch Sportlehrer für die
Unterrichtung von Klassen mit behinderten
Kindern auszubilden. In der Praxis allerdings scheitert inklusiver Schulsport nach
seinen Erfahrungen an vielen Hürden: „Oft
sind allein die Sporthallen für Kinder im
Rollstuhl unerreichbar.“ Sie befinden sich
in oberen Stockwerken. Einen Lift gibt es
nicht. Manche Lehrer sind bereit, das Kind
mit zwei, drei anderen kräftigen Helfern
nach oben zu transportieren. Doch davor
warnt Reinhard Roth seine Studenten:
„Wenn etwas passiert, dann seid ihr
dran.“
Es mangelt ebenso an einer geeigneten
Ausstattung: Sportgeräte sind für sehende
und auch anderweitig körperlich nicht
beeinträchtigte Kinder und Jugendliche
ausgelegt. Aktuell experimentieren Lehrkräfte im Sportunterricht mit inklusiven
Klassen also unter ungenügenden Rahmenbedingungen. Natürlich gibt es geeignete Übungen: Man kann Tandems bilden,
bei denen Schwache und Starke zusammengehen und sich auf diese Weise kompensieren. Roth: „Dieses Experimentieren
geht sicher oft gut. Aber manchmal auch
nicht.“ Bis inklusives Wissen Einzug in
den Sportunterricht gehalten hat, das wird
nach seiner Einschätzung noch sehr viele
Jahre dauern.
Sport hilft vielen Untersuchungen zufolge,
die Gesundheitskosten zu senken. Er
schützt gleichermaßen vor körperlichen
wie auch psychischen Leiden. Angesichts
alarmierender Zahlen, dass immer mehr
Kinder mit seelischen Störungen oder
diagnostizierten psychischen Handicaps in
Im Sportunterricht geht es nicht darum,
den nächsten Streckenrekord zu brechen.
Jungen Menschen Lust zu machen, sich
zu bewegen, steht im Vordergrund. Nun
wurde allerdings in früheren Zeiten die
Lust am Sport eben durch die Schule
manchmal ausgetrieben: Lehrer stellten
schwächere, ängstliche oder pummelige
Kinder durch die Art und Weise ihres
Unterrichts bloß oder brüskierten sie. Das
soll der Vergangenheit angehören.
Allen Schülern eine Chance
Sportlehrer für die Bedürfnisse ganz unterschiedlicher Schüler zu sensibilisieren,
dieses Anliegen der Hochschule zieht
sich laut Roth durch alle Module. Zum
Beispiel wird den angehenden Sportlehrern beigebracht, die Klasse in Schüler
etwa gleicher Leistungsstärke einzuteilen.
Nur innerhalb dieser Gruppen sollen sich
die Schüler vergleichen. Aber auch die
Trendsportarten können einen Beitrag zum
Leistungsausgleich leisten.
Wer etwas kräftiger ist und deshalb nicht,
wie die anderen, graziös auf dem Schwebebalken turnen, mit dem Ball spielerisch
durch die Halle tänzeln oder artistische
Übungen am Barren absolvieren kann, tut
sich womöglich beim Kampfsport hervor.
Denn da kommt es nicht zuletzt auf Körperkraft an. Roth: „Auch bei Rugby haben
diese Schüler endlich einen Vorteil gegenüber den kleinen Drahtigen.“ Das tut gut.
Es stärkt das Selbstvertrauen. Und macht
Lust auf mehr Sport.
Pat Christ
Unterfränkische Schule Ausgabe 26 Februar 2014
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Thema
„Tauch‘ nicht ab! Lern‘ schwimmen!“
Gemeinschaftsprojekt von Stadt und Landkreis Würzburg
Würzburg. Als sie von dem Projekt
erfuhr, war Monika Krug ad hoc bereit,
mitzumachen: Die Initiative „Tauch‘ nicht
ab! Lern‘ schwimmen!“ erschien der
57-jährigen Altenpflegerin aus Eisingen
äußerst sinnvoll. Monika Krug ist eine von
inzwischen 20 Ehrenamtlichen, die Lehrerinnen und Lehrer aus 15 Schulen in Stadt
und Kreis Würzburg beim Schwimmunterricht unterstützen. Heute ist Krug in Gerbrunn im Einsatz, wo Drittklässler aus der
Grundschule Kürnach regelmäßig baden.
Übermütige Mädchen im bunten Bikini und
sportbegeisterte Jungs, die um einen roten
Wasserball rangeln, tummeln sich im Bad.
Alle können sie mittlerweile sicher schwimmen. Doch das war nicht immer so. „Einer
der Schüler war in der ersten Klasse noch
völlig unsicher“, berichtet Lehrerin Kathrin
Borgmann. Heute fühlt er sich im nassen
Element pudelwohl. Der Junge war keine
Ausnahme: „Immer öfter sehen wir Erstklässler, die nicht schwimmen können“, so
die Lehrerin. Woran das liegt? „Die Kinder
selbst sagen, dass die Mama nicht gern
ins Schwimmbad geht.“ Auch Ausflüge ins
Bad stehen in vielen Familien nicht mehr
auf dem Wochenendprogramm.
Längere Strecken schwimmen, sicher tauchen und gekonnt ins Wasser springen,
dazu sind immer weniger Kinder imstande, bestätigt Hermann Gabel, Leiter des
Kreisjugendamts. „Das betrifft 30 Prozent
der Grundschulkinder in der Stadt und
25 Prozent der Grundschulkinder bei uns
im Landkreis“, sagt er. Das es an elementaren Schwimmkenntnissen mangelt, sei
nicht nur dann gefährlich, wenn es mit der
Familie zum Baderlaub an die türkische
Riviera oder nach Griechenland geht.
Schwimmen ist gesund
Auch aus Gesundheitsgründen darf der
Schwimmunterricht nicht unterbewertet
werden, warnt der Amtsleiter, der selbst
gern Sport treibt. Schwimmen hat gegen-
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Unterfränkische Schule Ausgabe 26 Februar 2014
schen 50 Meter weit mit Kopf- oder Achselschleppgriff zu schleppen. Für Monika
Krug war es kein Problem, das Abzeichen
zu erlangen.
Möglichst jedes Kind in Stadt und Kreis Würzburg
soll spätestens in der dritten Klasse schwimmen
können, wünscht sich Hermann Gabel vom Projekt
„Tauch‘ nicht ab! Lern‘ schwimmen!“.
über anderen Sportarten eine Menge
Vorteile. Es schont die Gelenke, stärkt
Muskeln und das Herz-Kreislaufsystem
und es tut auch der Seele gut. Vor allem
für Schüler, die viel sitzen, ist es wichtig,
sich mal im Wasser auszupowern. Aus
diesen Überlegungen heraus begann der
Landkreis zusammen mit der Stadt und
dem Schulamt im Februar 2012, das Pilotprojekt „Tauch‘ nicht ab! Lern‘ schwimmen!“ vorzubereiten. Vor rund einem Jahr
ging es mit den ersten Grundschulen an
den Start.
Vor allem rüstige Rentner im Alter bis zu
75 Jahren, aber auch Berufstätige wie
Monika Krug sowie Studierende wurden
als Schwimmhelfer gewonnen. Alle mussten sie eine zwölfstündige Ausbildung
zum Rettungsschwimmer in Bronze absolvieren. Hierbei kooperiert das Projekt mit
der DLRG und der Wasserwacht. Rettungsschwimmer müssen verschiedene
Schwimmtechniken beherrschen und fähig
sein, einen im Wasser verunglückten Men-
Die Schwimmhelfer profitieren in vielfacher
Weise von ihrem Ehrenamt. „Es ist zum
Beispiel gut, die Rettungsgriffe immer
wieder zu üben“, meint Monika Krug.
Spaß machen ihr und den anderen die
halbjährigen Treffen aller Schwimmhelfer.
Außerdem werden regelmäßig Fortbildungen organisiert. Die nächste soll sich
um das Thema „Wassergewöhnung“
drehen. „Viele kleine Kinder haben erst
einmal Angst vor dem Wasser“, erläutert
Hermann Gabel. Die ersten Schritte müssen sensibel begleitet werden. Zuerst geht
es über eine Treppe höchstens hüfttief ins
Wasser. Dann ergreift der Schwimmhelfer
die Hand des Kindes und bewegt sich mit
ihm langsam im Bad.
Schwimmen, davon sind alle Projektteilnehmer überzeugt, gehört zum Rüstzeug
für das spätere Leben ebenso wie das
ABC und das kleine Einmaleins. Doch
während es keine Schule ohne ausreichend Mathematik- und Lesebücher
gibt, verfügen viele von ihnen über kein
Schwimmbad. Weil Schwimmmöglichkeiten fehlen, weil sie zu weit entfernt
sind, weil Lehrkräfte nicht die erforderliche
Ausbildung oder Bedenken hinsichtlich
der Sicherheit haben, gibt es immer weniger Schwimmunterricht. „Tauch‘ nicht ab!
Lern‘ schwimmen!“ eröffnet Schulen neue
Möglichkeiten.
Dass einige Schulen nicht teilnehmen,
weil sie die entstehenden Kosten scheuen, findet Hermann Gabel schade. Bezahlt
werden muss vor allem der Transport zum
Schwimmbad und zurück. Für die Kürnacher Grundschüler bedeutet das einfach einen Weg von 13 Kilometern. Doch
der Peis ist nicht zu hoch angesichts der
Gefahr, der Kinder, die nicht schwimmen
können, ausgesetzt sind, findet Gabel.
Thema
Gerade für eine Stadt am Main sowie
einen Landkreis mit vielen Ortschaften, in
denen Bäche, Flüsschen, Dorfteiche oder
Weiher existieren, sollten Kinder schwimmen können.
Kurse für Eltern geplant
In einem Schwimmbad gibt es keinen
Wellengang und keine Strömung. Hier
kann also nicht geübt werden, wie man
sich am Meer verhält. Dies ist eigentlich
auch Sache der Eltern, so Gabel: „Die wir
nicht ganz aus ihrer Verantwortung entlassen wollen.“ Die Projektträger planen für
die Zukunft, Elternkurse anzubieten. Auch
soll es zusätzlich zum Schwimmunterricht
in der Schule in den nächsten Sommerferien einen Schwimmkurs geben. „Denn
einmal in der Woche zu üben, das reicht
nicht“, sagt Monika Krug, die in drei Schulen als Schwimmhelferin im Einsatz ist.
Dass Kinder gut schwimmen können, ist
der dreifachen Mutter und siebenfachen
Oma ein großes Anliegen.
Weil Kinder möglichst früh schwim-
Schwimmen gehört zum Rüstzeug fürs spätere Leben, genauso wie das ABC und das kleine Einmaleins.
men lernen sollten, wünschen sich die
Projektträger, dass bereits Erstklässler
mitmachen. „Vorgesehen sind dreimal
zehn Einheiten, entweder von der ersten
bis zur dritten oder der zweiten bis zur
vierten Klasse“, erläutert Gabel. Wer
drei Jahre intensiven Schwimmunterricht
mit Schwimmhelfern gehabt hat, ist am
Ende wahrscheinlich fähig, das Jugendschwimmabzeichen in Bronze zu absolvieren. Zumindest ein Teil der Schwimmabzeichen, die in Zukunft erworben werden,
sollen von Schwimmweltmeister Thomas
Lurz überreicht werden.
Von Lurz gab es auch schon zweimal viele
nützliche Hinweise rund ums Schwimmen:
Wann immer er kann, übernimmt er eine
Schwimmeinheit. Für die Kinder ist das
ein ganz besonderes Erlebnis: „Der da ist
ein echter Weltmeister!“ Das Projektteam
ist stolz darauf, neben Würzburgs OB
und Würzburgs Landrat als Schirmherren
Thomas Lurz als „Schwimmpaten“ für das
Projekt gewonnen zu haben. Und noch
etwas macht stolz: Kurz vor Weihnachten
erhielt das Projekt in der Bamberger Konzert- und Kongresshalle als bayernweit
beispielhafte Initiative den Bayerischen
Gesundheits- und Präventionspreis des
Jahres 2013.
Text und Fotos: Pat Christ
Die Schülerinnen und Schüler aus Kürnach fühlen sich im Gerbrunner Schwimmbad pudelwohl. Dass ihnen
beim Schwimmen nichts passiert, darüber wachen Lehrerin Kathrin Borgmann und Schwimmhelferin Monika
Krug.
Unterfränkische Schule Ausgabe 26 Februar 2014
13
Thema
„Ich hab mich immer auf Sport gefreut“
Weltmeister Thomas Lurz über sinnvollen Sportunterricht für alle Schüler
Würzburg. Schulsport wird verstärkt
bildungspolitisch diskutiert, obgleich das
Fach in den internationalen Bildungsvergleichsstudien keine Rolle spielt. Doch
schließlich ist Schule auch für die Bewegungs-, Spiel- und Sporterziehung junger
Menschen verantwortlich. Dass Sportunterricht keinesfalls vernachlässigt werden
darf, dafür plädiert auch der Würzburger
Schwimmweltmeister Thomas Lurz. Pat
Christ sprach mit ihm über seine Wünsche und Vorstellungen in Bezug auf den
Schulsport.
diskutiert. Wann ist denn für Sie als Sportler Schulsport sinnvoll?
Thomas Lurz: Jeder Schüler sollte, finde
ich, im Sportunterricht motiviert werden,
an seine persönlichen Grenzen zu kommen. Man kommt ja immer im Leben an
seine Grenzen. Durch Sport kann man lernen, damit umzugehen. Also, sich durchbeißen, auch wenn es mal zwickt und weh
tut! Ich denke das ist eine sehr wichtige
Lektion fürs ganze Leben.
Unterfränkische Schule: Für manche
Schülerinnen und Schüler ist Schulsport
zum Verzweifeln. Sie springen nicht so
weit wie die anderen, kommen beim
Turnen mit den Ringen nicht klar, haben
Angst vor Geräten. Wie sollen Lehrerinnen
und Lehrer damit umgehen?
Thomas Lurz
Foto: Pat Christ
Unterfränkische Schule: Herr Lurz,
waren Sie als Schüler rundherum zufrieden mit dem Sportunterricht in der Schule? Oder gab es Dinge, die sie störten?
Die sie vermissten?
Thomas Lurz: Ich habe mich immer
auf den Sportunterricht gefreut. Das hat
mir einfach Spaß gemacht. Ich denke,
Bewegung ist sehr wichtig für Schüler. Es
muss natürlich nicht jeder ein super Athlet
werden. Aber die Grundzüge mancher
Sportarten und Bewegungen sollte man,
finde ich, lernen. Die Gesundheit ist natürlich auch ein sehr wichtiger Aspekt. Sport
fördert die Gesundheit durch Bewegung
wie eigentlich nichts anderes. Man sollte
damit in jungen Jahren beginnen, damit es
später nicht zu Defiziten kommt.
Unterfränkische Schule: Seit langem
wird über Sinn und Unsinn von Schulsport
14
Unterfränkische Schule Ausgabe 26 Februar 2014
Thomas Lurz: Das ist ganz normal. Jeder
Mensch hat andere Veranlagungen und
Talente. Man sollte den Schülern zeigen,
dass sie sich verbessern können. Ich bin
auch nicht einfach so Weltmeister geworden. Das war lange und harte Arbeit.
Lehrer sollten motivieren und unterstützen
und dabei das Potential ausschöpfen, das
in jedem Schüler steckt. Natürlich ist das
nicht bei jedem gleich. Aber darum geht
es auch nicht.
Unterfränkische Schule: Für andere
Fächer lernen Schüler, weil sie sonst nicht
weiterkommen. Sport scheint nicht so
relevant zu sein für das spätere Leben und
den Beruf. Oder was meinen Sie?
Thomas Lurz: Das sehe ich nicht so! Es
kommt im späteren Leben natürlich nicht
darauf an, weit zu springen oder schneller
als andere zu laufen. Es sei denn, man
hat Ambitionen, Leistungssport zu treiben.
Aber es geht für jeden Menschen darum,
sich anzustrengen und etwas zu erreichen,
was man zuvor nicht gekonnt hat. Das zu
lernen, dafür ist Sport super. Man lernt,
über oder an seine Grenzen zu gehen –
wie später im Beruf auch.
Unterfränkische Schule: Haben Sie
selbst derzeit viel mit Schulsportlehrern zu
tun? Wenn ja, inwiefern? Würden Sie sich
mehr Kontakt wünschen?
Thomas Lurz: Ich habe aktuell ab und zu
mit ihnen zu tun. Allerdings ist es für mich
zeitlich schwer, Treffen einzurichten. Training und Wettkämpfe benötigen viel Zeit.
Hinzu kommen noch Vorträge und andere
Termine.
Unterfränkische Schule: Würden Sie
sich wünschen, dass man den Schulsport
mit anderen Fächern gleichstellt?
Thomas Lurz: Ich denke, es wäre vor
allem wichtig, den Schulsport nicht zu
vergessen!
Unterfränkische Schule: Durch Sport
werden Kameradschaft und Freundschaft
erlebt. Wie wichtig ist Ihnen persönlich
dieser Aspekt auf den Schulsport bezogen?
Thomas Lurz: Der ist mir sehr, sehr wichtig! Auch Kameradschaft lebt und erlebt
man kaum irgendwo sonst so gut wie
im Sport. Teamgeist, Ehrgeiz, Wille und
Disziplin wiederum benötigt man immer.
Diese Tugenden bringen einen auch im
Berufsleben voran, sie sind als Softskills
von extrem großer Bedeutung. Unterfränkische Schule: Studien zufolge gibt es eine Korrelation zwischen der
Sportnote und der Vereinsmitgliedschaft.
Für Sie als Mitglied des SV Würzburg
05 ist es sicher wichtig, dass über den
Schulsport eine Brücke zu Sportvereinen
geschlagen wird. Haben Sportlehrer denn
dies nach Ihrer Erfahrung im Blick?
Thomas Lurz: Das kann ich so nicht
sagen. Aber: Ein guter Sportlehrer sollte
dies auf jeden Fall im Blick haben! Auch
ich bin so zum Schwimmsport gekommen!
Thema
Ei, wo sind sie denn?
Die erfolglose Suche nach einer Lehrersportgruppe
Eigentlich sollte an dieser Stelle ein
Bericht über eine Lehrersportgruppe stehen. Schließlich ist auch der Lehrersport
ein Teil des Schulsports. So zumindest
die – im Nachhinein wohl sehr naiven –
Gedanken der Redaktion dieser Zeitung.
Aber ich will von vorne beginnen....
Für meinen Vater, einen pensionierten
Hauptschullehrer, ist der allmontägliche
Stammtisch seit ich denken kann unverzichtbares Pflichtprogramm. Das hat
bisweilen sogar der Geburtstag seiner
Tochter zu spüren bekommen.... Vor dem
Bierchen, so wusste ich noch aus meiner
Kindheit, trifft man sich seit Jahrzehnten
in der Turnhalle zum Kicken. Prima, die
taugen für einen kleinen netten Bericht,
so dachte ich.
Dass die Teilnehmer – zumindest des
sportlichen Teils – in den letzten Jahren
immer weniger geworden sind, dessen
war ich mir wohl bewusst. Sehr überrascht war ich dann aber doch, als ich
erfuhr, dass der einzige verbliebene „Lehrersportler“ der inzwischen 82 (!) jährige
Torwart ist. Jeden Montagabend steht er
im Kasten und hält die Bälle seiner Kameraden – die jedoch längst keine Lehrer
mehr sind, sondern durchwegs aus anderen Berufen stammen.
zum Volleyball! Eine Kontaktnummer hatte
er auch parat.
Nächster Anruf, diesmal muss es ja klappen! Aber ein neuer Stein rollt schon in
meinen Weg.... „Ja, des war immer schö,
aber uns gibt’s nimmer.“ Gründe siehe
oben.
Also gut, suchen wir eben eine andere
unterfränkische Lehrersportgruppe....
Von einem Freund, der im Landkreis
Schweinfurt unterrichtet, wusste ich,
dass er immer freitags zum Lehrerfußball
geht. Der Anruf bei ihm war nett, aber
auch frustrierend: „Die Gruppe gibt’s seit
einem Jahr nicht mehr.“ Ein Kollege nach
dem anderen sei ausgefallen, erzählt er,
die Gründe sind vielfältig: Familie, Versetzung, Krankheit, Karriere, Scheidung.
Auch weitere Nachforschungen in
unserem doch recht großen LehrerBekanntenkreis sind leider erfolglos
geblieben, und wir fragen uns jetzt schon
nach den Gründen. Werden Lehrer immer
unsportlicher? Sind sie gar noch fauler
als der Ruf, der ihnen vorauseilt? Oder
sind sie einfach ausgelastet, haben genug
um die Ohren? Ein kleiner Trost bleibt:
Während wir nur sportwillige Lehrer
suchen, hat die Staatsregierung wohl
immer öfter Probleme, leitungs- und leidenswillige Schulleiter zu finden. Das ist
doch ein kleiner Trost....
Ein kleines Trostpflaster hat er jedoch
parat: „Die treffen sich jetzt einmal im
Monat zum Kegeln, glaub ich.“ Okay, eine
sporadische Kegelgruppe hatte ich nicht
wirklich im Sinn. Kurz bevor ich auflege,
kommt ihm noch ein Geistesblitz: In der
Stadt Schweinfurt gibt es doch noch eine
sehr aktive Lehrersportgruppe: Jeden
Montagabend treffen sich die Kollegen
Sabine Huppmann
Ist die Luft raus aus dem Lehrersport? Die Redaktion freut sich über Zuschriften, die das Gegenteil beweisen.
Unterfränkische Schule Ausgabe 26 Februar 2014
15
Thema
Volkacher Volltreffer
Seit über 20 Jahren: Bogenschießen an der Verbandsschule Volkach
Start – übrigens als erste in Unterfranken.
Der Grund ist denkbar einfach: Der damalige Schulleiter Gerhard Wahler war selbst
begeisterter Hobbyschütze – und als
3. Bezirksschützenmeister natürlich sofort
Feuer und Flamme von der neuen Schulsportart. Blieb noch die Frage, wer das
Training übernimmt.
Bei der Suche im Kollegium war Wahler bald erfolgreich: Förderlehrer und
Sportbeauftragter Fritz Leicht war schnell
überzeugt und auch bereit, die doch sehr
aufwändige Ausbildung zum Übungsleiter
zu absolvieren. Doch zuvor musste der
ambitionierte Freizeitsportler erst einmal
selbst zum Bogen greifen. Schließlich war
das Bogenschießen eine der wenigen Disziplinen, die er für sich selbst noch nicht
„getestet“ hatte.
Konzentration und Körperspannung
Volkach. „Ach Mann, des is gemein!“ Aus
mehreren Ecken meines Klassenzimmers
höre ich Ausrufe der Enttäuschung von
meinen Viertklässern. Vor allem Sarah
zieht ihre berühmte Schnute. Der Grund
ist jedoch nicht eine hinterhältige Probe
oder eine unverständliche Hausaufgabe.
maier den „Mut“, das Bogenschießen als
Schulsport anzuerkennen und in den bayerischen Lehrplan aufzunehmen. Und noch
im selben Schuljahr ging die Volkacher
Verbandsschule in dieser Disziplin an den
Nein, viel schlimmer: Die Arbeitsgemeinschaft Bogenschießen ist wieder einmal
überfüllt, Anmeldungen werden erst ab der
5. Klasse angenommen. Die Grundschüler
gehen – wieder einmal – leer aus. „Es
sind einfach zu viele“, tröstet der Leiter
der Arbeitsgemeinschaft, Fritz Leicht. Und
ein Versprechen folgt sogleich: „Nächstes
Jahr seid IHR dran!“
Gleich in diesem allerersten „Betriebsjahr“
wurde sogar der Bayerische Rundfunk auf
die unterfränkische Rarität an der Mainschleife aufmerksam und schickte prompt
ein Team an die Schule. Und seitdem, alle
Jahre wieder, trainiert Fritz Leicht Jahr für
Jahr etwa 15 Schülerinnen und Schüler.
Am Nachmittag dann in der Turnhalle: Die
neuen Bogenschützen treffen sich zum
ersten Mal. Gespannt lauschen sie den
Ausführungen von Fritz Leicht, der eigens
für das Bogenschießen einen Übungsleiterlehrgang absolviert hat. Das ist mittlerweile über 20 Jahre her.
Damals, im Schuljahr 1992/93, hatte der
seinerzeitige Kultusminister Hans Zehet-
16
Unterfränkische Schule Ausgabe 26 Februar 2014
Aber wo lernt man mitten im Frankenland
und „irgendwie nebenbei“ das Bogenschießen? Hier half der Zufall: Eine
ehemalige deutsche Jugendtrainerin für
die Disziplin Bogenschießen war just in
Volkach wohnhaft – gerade einmal 100
Meter Luftlinie von der Schule entfernt.
So war die praktische Ausbildung in
„trockenen Tüchern“, der Übungsleiterlehrgang folgte auf dem Fuß, und der
Schulsportbetrieb im Fach Bogenschießen
konnte starten!
Warten auf den nächsten Schuss
Aber zurück in die Turnhalle: Beim
Bogenschießen ist nicht nur Kondition,
Muskelschulung und Muskelsinn gefragt.
In hohem Maße stellt diese Disziplin auch
Anforderungen an Selbstbeherrschung,
Willensstärke und seelisch-geistige Ausgeglichenheit. Geist und Körper müssen
Thema
harmonisch zusammenarbeiten, sonst
bleibt der Erfolg aus.
Daneben ist Bogenschießen aber auch ein
sehr gesunder Sport. Neben der Förderung von Konzentration und Entspannung
wirkt er auch physischen Krankheiten entgegen, wie beispielsweise Schädigungen
der Wirbelsäule, die sich ja längst zu einer
Volkskrankheit entwickelt haben.
Durch die starke Ausbildung der Rückenmuskulatur des Sportlers kann das
Bogenschießen nahezu als Therapie
gesehen werden, zumal sie bis ins hohe
Alter ausgeübt werden kann. Aber auch
Kinder im Grundschulalter können das
Bogenschießen erlernen, genauso wie die
rüstige Oma.
Natürlich gehört zur optimalen Ausbildung
aber auch der theoretische Unterricht.
Wie Fritz Leicht bestätigt, werden Informationen über Technik und Sicherheitsbestimmungen von den Schülern ebenfalls
interessiert aufgenommen.
Das Bogenschießen als „optimale Alternative zum Action-Sport“ sieht der Pädagoge, und er spricht von einer „ästhetischen
Sportart“: „Bogensport ist in erster Linie
Gemeinsame Trefferanalyse
Fritz Leicht zeigt, wie‘s geht.
ein Konzentrationssport, eine technischpsychologische Sportart mit hohem Reiz.
Aber es ist auch ein Sport für die ganze
Familie, für Jung und Alt. Denn hier ist
nicht nur Tatendrang gefragt, sondern
auch viel Geschick und eiserne Disziplin.“
Ein Jahr später hat Sarah es geschafft:
Als Fünftklässerin darf sie jetzt endlich
mitmachen beim Bogenschießen. Voller
Begeisterung erscheint sie regelmäßig
zum Training. Und gerade sie, die in Schule und Alltag ständig „unter Strom steht“
und wie der berühmte Gummiball durch
die Gegend hüpft, kommentiert dies so:
„Beim Bogenschießen macht Ruhigsein
und Konzentrieren voll Spaß!“
Sabine Huppmann
Alle Fotos: Joachim Huppmann
Unterfränkische Schule Ausgabe 26 Februar 2014
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Verband
Bildungsgerechtigkeit für alle
150 Jahre BLLV-Kreisverband Schweinfurt-Land
Der BLLV sei seinen ursprünglichen Zielen treu geblieben, sagte BLLV-Präsident
Klaus Wenzel, „das Ansehen des Lehrerberufes zu stärken und die Gleichwertigkeit aller Lehrämter herbeizuführen“. Der
BLLV arbeite unabhängig von politischen
Parteien und werde erst Ruhe geben,
wenn das Menschenrecht auf Bildung für
alle eingelöst ist.
Im Blick auf die aktuelle Lage sprach
Wenzel von vermurksten und schlampig
durchgeführten Schulreformen, die weder
vorbereitet noch kommuniziert worden
waren. Lernen sei mehr als das Aufsetzen
eines Trichters. So sei für die Zukunft ein
anderes Schulsystem notwendig, eine
reformierte Lehrerbildung und ein geändertes Lern- und Leistungsverständnis.
Walter Langenberger, verkleidet als alter Lehrer aus dem 19.Jahrhundert, erklärte zwei Schülerinnen aus der
Gegenwart, warum er jetzt zur Gründungsversammlung des BLV nach Sennfeld müsse.
Gochsheim. Mit einer großen Geburtstagsgala feierte der BLLV-Kreisverband
Schweinfurt-Land sein 150jähriges Bestehen. In seiner Festrede forderte BLLVPräsident Klaus Wenzel Bildungsgerechtigkeit für alle.
In einem gespielten Dialog als Audienz
beim König begrüßten Kreisvorsitzender
Walter Schäffer und sein Stellvertreter
Helmut Schmid die Gäste, darunter
BLLV-Ehrenpräsident Albin Dannhäuser,
ULLV-Ehrenvorsitzender Fritz Schäffer und
ULLV-Vorsitzender Gerhard Bleß.
„Wir engagieren uns für Kollegen, bessere
Arbeitsbedingungen, eine demokratische
Erziehungsschule und dass alle Kinder in
der Schule das mitbekommen, was sie für
ein selbstbestimmtes Leben brauchen“,
betonte Walter Schäffer.
„Ich spüre hier die Leidenschaft und das
Herzblut des BLLV“, stellte Staatssekretär
Gerhard Eck fest. Der Einsatz des Verbandes für die Schule sei das Resultat
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Unterfränkische Schule Ausgabe 26 Februar 2014
engagierter Lehrer. Eck hob Bayern als
Bildungsland Nummer eins in Deutschland
hervor. Dem BLLV dankte er für nicht
einfache, aber sehr wichtige Diskussionen
miteinander zum Wohle der Schule. Denn
nur eine gebildete Gesellschaft habe
Zukunft, betonte er.
Landrat Florian Töpper überbrachte die
Grüße des Landkreises und erklärte,
Schule seien keine bloßen Zulieferer für
den Arbeitsmarkt. Im Hinblick auf die
demografische Entwicklung sagte er, die
Zukunft des ländlichen Raumes hänge
auch von profilierten Schulstandorten ab.
Bürgermeister Wolfgang Widmaier
(Gochsheim) hob besonders das Engagement der Gemeinde für ihre Schulen
als Sachaufwandsträger hervor. Er lobte
die Einführung der 10. Klasse an der Mittelschule und kritisierte, dass immer mehr
Aufgaben vom Kultusministerium auf die
Kommunen verlagert würden. Als Beispiel
dafür nannte der Bürgermeister die wichtige Jugendsozialarbeit.
Bei der Bildung gehe es auch um soziale
und tief sitzende gesellschaftliche Verteilungskämpfe. So drohe der Elite auch
der Verlust von Privilegien. Die Schule
im 21. Jahrhundert müsse anders organisiert werden als vor 40 Jahren, betonte
der BLLV-Präsident. Dabei müsse jedes
einzelne Kind im Fokus sein. Dazu müsse
der Regelfall kommen, dass zumindest
phasenweise eine zweite Lehrkraft im
Klassenzimmer ist.
Festredner: BLLV-Präsident Klaus Wenzel bei
seiner Festrede.
Verband
Sahnehäubchen waren bei der Feier die
Einlagen: Mit einem Tanz von Schülerinnen der Mittelschule Gochsheim, einstudiert von Alan Brooks und Andrea Orth,
begann die Geburtstagsfeier. Walter Langenberger, verkleidet als alter Lehrer aus
dem 19. Jahrhundert, erklärte zwei Schülerinnen, warum er jetzt zur Gründungsversammlung des BLV nach Sennfeld müsse.
Er gab Einblick in die Arbeitsbedingungen
dieser Zeit, als ein Lehrer 93 Werktagsund 25 Sonntagsschüler aller Klassenstufen in einem Raum beschulen musste.
Kreisvorsitzender mit Ehrengästen: Fritz und Walter Schäffer, Albin Dannhäuser.
Applaus“, umgetextet zum 150. BLLVGeburtstag. Anschließend drehten die
„Midyards zum Tanz auf: Nicht alltäglich
dabei ist, dass der Leiter des Staatlichen
Schulamts, Jürgen Eusemann, auf der
Bühne steht, um mit seiner Band noch
fast drei Stunden zu „rocken“. Die Bewir-
tung hatte die Schülerfirma unter der
Leitung von Cornelia Lesch übernommen.
Die Dienste von Hausmeister Dieter Hildenbrand waren an diesem Abend viel
gefragt.
Horst Fröhling
Der „Lehrerinnenblues“
Der „Grettschter Dreigesang“ unter der
Leitung von Norbert Kraus sang das
Spottlied vom „Armen Dorfschulmeisterlein“. Auch die Lehrerinnenemanzipation
war Thema: Eine Lehrerin aus den zwanziger Jahren erzählte, wie die Frauen sich
ihre Gleichberechtigung im Beruf erkämpft
haben, hinterher gab es den „Lehrerinnenblues“. Eine Bilderrevue über die letzten
50 Jahre rundete den offiziellen Teil ab.
Für die Musik waren Andi Sauer, Rainer
Gressel und Norbert Kraus verantwortlich,
für Regie und Texte Marianne Mann. Die
technische Leitung hatte Michael Bauer.
Zum Abschluss spielten Andres Sauer
und Jürgen Eusemann das Lied „Applaus
Die „Midyards“ mit Schulrat Jürgen Eusemann.
Unterfränkische Schule Ausgabe 26 Februar 2014
19
Verband
Landschulen brauchen Stärkung
Kritische Anmerkungen aus dem Arbeitskreis Grundschule
Partenstein.
„Wir sind nicht
nur verantwortlich für das was
wir tun, sondern
auch für das
was wir nicht
tun“. Solche
oder ähnliche
Christoph Rüttiger
Sprüche sollen
uns sagen,
dass ein Entwicklungsprozess nicht automatisch voran schreitet, kein fahrender
Zug ist, auf den man einfach aufspringen
kann. Es bedarf vielmehr eigener Anstrengungen, um nicht auf der Stelle stehen zu
bleiben oder gar zu weit zurückzufallen in
einer sich rasant verändernden Schülerlandschaft von zunehmender Heterogenität, die nicht aufzuhalten ist und ständig
wechselnde Ansprüche an Unterricht und
Erziehung stellt. Der Schulentwicklungsprozess ist dabei wohl eher zu vergleichen
mit der Fahrt auf einer Lore. Die Ausrüstung ist beschränkt auf das Nötigste
und wirkt nicht gerade motivierend. Für
bremsenden Ballast, den jeder von uns
am Bein hat, kann man grundsätzlich keine
Unterstützung erwarten, doch das Team
wird letztendlich verantwortlich gemacht
für das Tempo. Da hilft so manche Kraftanstrengung wenig, die der eine für den
anderen übernimmt, wenn man weiß, dass
solche Energiereserven auch irgendwann
aufgebraucht sein werden.
Trotzdem wird in unseren Kollegien immer
noch gute Arbeit geleistet. Doch wie
lange noch? Denn unter diesen Umständen gehört schon ein hohes Maß an
Bereitschaft dazu, sich mit dem auseinanderzusetzen, was die Klasse, was die
Schule und nicht zuletzt, was einen selbst
voran bringt. Schulinterne Fortbildungen,
Elternveranstaltungen, Projektwochen,
Schulfeste oder besondere Aktionen
bedürfen einer sorgfältigen Planung.
Ein Jahresschwerpunkt kann oftmals ein
nützlicher roter Faden sein, muss jedoch
20
Unterfränkische Schule Ausgabe 26 Februar 2014
gut durchdacht sein. Zielvereinbarungen
sind dabei zwar richtungsweisend, doch
stellt man sehr schnell fest, dass man auf
dem Weg dorthin mit seinen eigenen und
gemeinsamen Anstrengungen zunehmend
an Grenzen stößt. Die Voraussetzungen
zur Umsetzung von gewinnbringenden
Maßnahmen sind denkbar schlecht – vor
allem an kleinen Schulen. Die Rede ist von
einzügigen Schulen auf dem Land, kleine
Klassen, wenig Migrantenanteil. Ein Idyll?
Der Schein trügt.
Immer weniger Mobile Reserven sorgen
dafür, dass Vertretungen gerade an kleinen Schulen zu einem wachsenden, belastenden Faktor werden, da die Mehrarbeit
von einem Kleinstkollegium gestemmt
werden muss und nicht selten die Schulleitung wieder mal die Anrechnungszeit
opfert. „Man traut sich ja nicht mehr, sich
auf Fortbildungen zu bewerben“, war kürzlich die Aussage einer Kollegin, die genau
weiß, dass dann das Kollegium mehr belastet wird.
Gerade kleine Schulen sind außerdem
oftmals knallhart budgetiert, Zusammenlegung von Unterricht in jahrgangsübergreifenden Gruppen ist die Folge. Jahrgangsgemischte Klassen zur Einsparung
einer Klasse sind schon die Regel. Und
schon ist das Idyll der immer währenden
kleinen Klasse wieder dahin. An zusätzliche Arbeitsgemeinschaften, die besondere Interessen von Kindern fördern,
kann man sich nur noch dunkel erinnern.
Fehlende Förderlehrerstunden bzw. Differenzierungsstunden lassen Kollegen und
Kolleginnen oftmals mit ihren pädagogischen Herausforderungen allein. Kinder
mit sonderpädagogischem Förderbedarf
vor allem im emotionalen und sozialen
Bereich (früher: „verhaltensauffällige“),
die sehr belastend auf das Klassenklima
wirken, bekommen an Schulen, an denen
die Stunden auf Kante genäht sind, keine
Möglichkeit in kleineren Organisationseinheiten gefördert zu werden.
Telefon? Post? Vertreter? Eltern mit einem
plötzlichen Anliegen? Anlieferungen? Hier
sind die Kolleginnen oder Kollegen in den
Klassenzimmern gefragt. Nicht selten wird
sogar die Arbeit einer nicht vorhandenen
Sekretärin oder gar eines Hausmeisters
aufgefangen.
Fazit: Auch kleine Schulen müssen sich
Herausforderungen besonderer Art stellen.
Da sich der Schulentwicklungsprozess
an kleinen Schulen auf weniger Schultern
verteilt, ist es umso wichtiger, dass hier
die viel zu wenig bemessenen Anrechnungsstunden für Verwaltungsarbeit und
Planungsarbeit der Schulleitungen aufgestockt werden, dass die Anrechnungsstunden der Lehrkräfte in jahrgangsgemischten Klassen unbefristet angerechnet
werden, dass Stunden für Verwaltungsangestellte großzügiger zugeteilt werden.
Eine Stärkung der kleineren Grundschulen
im Vergleich zu großen Schulen ist auch
im Hinblick auf die Anstrengungen zur
differenzierten oder individuellen Förderung, vor allem bei der Inklusionsthematik
mehr als angebracht. Hier handelt es sich
um sinnvolle zusätzliche Investitionen von
Unterrichtsstunden zur Entlastung und für
die Planung und Umsetzung von Maßnahmen, die dann die Qualität des Unterrichts
erhöhen und dem Klima und der Atmosphäre der ganzen Schulfamilie dienlich
sind. Diese Anrechnungen sind übrigens
z.B. bei Gymnasien für „Schulentwickler“ längst üblich. „Entlastung wäre eine
Sekretärin, die präsent ist und ein Hausmeister, der ansprechbar ist. Sowie eine
kleine Anrechnung mehr, die unsere Arbeit
zur Schulentwicklung unterstützt – als
Wertschätzung für unsere Bemühungen“,
so die Aussage einer Schulleiterin an einer
Landschule. Die pädagogischen Chancen,
die sich gerade an kleinen Schulen in
der Ausbildung eines heimatbezogenen
Schulprofils ergeben könnten und die Vorteile des persönlichen Bezugs zu jedem
einzelnen Schüler, auch im Hinblick auf
die Inklusionsthematik, werden durch eine
Verband
nicht bedarfsgerechte Zuweisungspolitik
leichtfertig vergeben.
Die Lösung des Problems liegt auf der
Hand: Da Unterfranken hinsichtlich des
Schülerrückgangs im Vergleich zu anderen Regierungsbezirken die größten
Verluste zu verzeichnen hat, die Anzahl
der Schulen aber (noch) beständig bleibt,
werden wir mit unseren kleiner werdenden
Klassen sehr knapp mit Lehrerstunden
ausgestattet. Deshalb müssen Regierungsbezirke mit sehr viel kleinen Schulen
einen großzügigeren Zuteilungsschlüssel
zugestanden bekommen. Danach müssen
die betroffenen Schulamtsbezirke natürlich
besonders bei der Vergabe berücksichtigt
werden. Den unterfränkischen Schulen
– vor allem den kleinen Schulen – wäre
damit sehr geholfen. Die Notwendigkeit
und Berücksichtigung regionaler Faktoren
müssen in München nicht nur erkannt,
sondern endlich akzeptiert und zugelassen
werden.
Auch wenn es die bekannte alte Leier ist:
Wer mehr Qualität an unseren Schulen
erwartet, muss insgesamt mehr Lehrerstunden zur Verfügung stellen, aber
auch mehr Planstellen nach Unterfranken
verteilen und frühere Zusagen an Arbeitsverträgen an unsere Junglehrer vergeben.
Schulentwicklung kostet nun mal – vor
allem (Anrechnungs)Zeit. Und Zeit ist
Geld! Wer ist nun vor allem „nicht nur für
das verantwortlich was sie tun, sondern
auch für das was sie nicht tun“?
Weitere Problematiken, die sich an den
Kleinstschulen ergeben, aber auch die
zwangsläufig vergebenen Chancen an
einzelnen Schulen bleiben aktuell und
dringlich bei der Arbeit des Arbeitskreises
Grundschule. Mit Kommentaren dieses
Artikels oder Beispielen ihrer Schule können Sie uns unterstützen. Sie erreichen
uns unter: ak-grundschule@unterfranken.
bllv.de
Christoph Rüttiger,
Arbeitskreis Grundschule
BLLV-Kreisverband Würzburg-Stadt im Gespräch mit Oberbürgermeister-Kandidaten
Würzburg. Am 16. März sind Kommunalwahlen. Die Würzburger Bürger
haben die Wahl zwischen sieben Kandidaten. Die zwei aussichtsreichsten
Bewerber hatte der BLLV-Kreisverband
Würzburg-Stadt nacheinander zum
Gespräch geladen. Muchtar Al Ghusain
(links) ist Kultur-, Sport- und Schulrefe-
rent der Stadt und Kandidat von SPD
und Grünen. Christian Schuchardt
(rechts) arbeitet als Stadtkämmerer und
Personalreferent in der Stadtverwaltung
und wird unterstützt von CSU, FDP
und Würzburger Liste. Erörtert wurden
unter anderem der Investionsstau an
städtischen Schulen, die mancherorts
mangelhafte Ausstattung der Schulen
und die Zukunft des Bildungsstandorts
Würzburg. Kreisverbandsvorsitzender
Jochen Wahlen überreichte beiden Kandidaten die BLLV-Handreichung Schulen
pädagogisch bauen und das Themenheft
Schulbauten der Unterfränkischen
Schule. Fotos: Peter Nossol
Unterfränkische Schule Ausgabe 26 Februar 2014
21
Verband
Freude über BLLV-Erfolge
Tag der Verwaltungsangestellten am Heuchelhof
„Allgemeine Geschäftsordnung und Verwaltungsakte“ über „Körper in Balance mit
Pilates“ bis hin zu „Tipps & Tricks für das
Schulsekretariat“.
ULLV-Fachgruppenleiterin Christine Starz mit Landesfachgruppenleiterin Petra Müller Foto: privat
Würzburg. Es war Samstagmorgen, ein
traumhafter Herbsttag, stahlblauer Himmel
über dem Heuchelhof. Den Autor dieser
Zeilen beschlichen bei der Anreise leise
Zweifel, ob unter diesen Voraussetzungen
genügend Teilnehmerinnen den 3. Unterfränkischen BLLV-Verwaltungsangestelltentag besuchen würden. Weit gefehlt.
Was Fachgruppenleiterin Christine Starz
gemeinsam mit Ihrem Team wieder einmal
auf die Beine stellte, beeindruckte auch
ULLV-Vorsitzender Gerhard Bleß. Er dankte dem Vorbereitungsteam und freute sich,
dass die Fachgruppe mehr und mehr im
Verband wahrgenommen wird. Hausherr
Bernd Kellner nutzte die Gelegenheit um
den Mitarbeiterinnen im Schulsekretariat
zu danken. „Wenn der Rektor einmal
nicht da ist, kann man das verschmerzen,
wenn die Sekretärin fehlt, ist Feuer am
Dach“, so der Schulleiter der HeuchelhofMittelschule.
Christine Starz konnte auch Landesfachgruppenleiterin Petra Müller am Heuchelhof begrüßen. Gemeinsam erinnerten sie
an einen Erfolg, für den der BLLV viele
Jahre gekämpft hat: Für die Verwaltungsangestellten an Grund- und Mittelschulen
werden die Zuteilungsrichtlinien angepasst. Dadurch werden auch Schulleite-
rinnen und -leiter entlastet. „Angesichts
der hohen Arbeitsbelastung, der Verwaltungsangestellte und Schulleitungen
insgesamt ausgesetzt sind, kann das allerdings nur ein erster Schritt sein“, stellte
Müller klar. Sie wies darauf hin, dass es
dem großen Engagement der Verwaltungsangestellten zu verdanken sei, dass
Schulleitungen trotz der enormen Aufgabenfülle überhaupt funktionieren könnten.
Oftmals müsse improvisiert werden und
die Beschäftigten bewegten sich auf dem
schmalen Grad der Selbstausbeutung.
Peter Nossol
Aufmerksame Seminarteilnehmer
Die Mitglieder der Fachgruppe hatten
sich bereits nahezu vollständig an der
Mittelschule Heuchelhof versammelt. Kaffeeduft durchzog die Aula, am Empfang
ein Arrangement aus Kerzen, herbstlichen
Zweigen, frischem Obst und süßen
Überraschungen. Die Damen waren in
angeregte Gespräche vertieft. Zeit um an
der Stellwand das Angebot an Seminaren
zu studieren. Die Themen reichten von
Willkommensgruß
22
Unterfränkische Schule Ausgabe 26 Februar 2014
Volles Haus: 3. Unterfränkischer Tag der Verwaltungsangestellten.
Fotos: Nossol
Verband
Kopfkino oder wie Bibel erzählen stark macht
Workshop mit Pastor Schliephake am 27. März im BLLV-Wohnheim
Würzburg. Am Donnerstag, 27. März
2014, findet über den Dächern Würzburgs, im Lesesaal des BLLV- Studentenwohnheims, Mariannhillstraße 6, ein Bibelerzählworkshop von 15 bis 18 Uhr statt.
Julia Lermig, die neue Leiterin des ULLVReferates Schule, Kirchen, Religionen
konnte als kompetenten Referenten Dirk
Schliephake gewinnen, der für die landeskirchliche Ausbildung zum Bibelerzähler in
Hannover verantwortlich ist.
Pastor Schliephake ist ausgebildeter Bibliologe, Godly Play Erzähler und Mitglied
der EKD-Plankommission für den Kindergottesdienst. Er arbeitet mit Erkenntnissen
aus der Neurobiologie, wie sich beim
Erzählen von Geschichten „Innere Bilder“
in unserem Gehirn bilden, die lebenslang
unser Denken, Fühlen und Handeln prägen. In der Bibel erzählen Menschen von
Erfahrungen, die Menschen vor Ihnen mit
Gott gemacht haben. Immer sind diese
Erfahrungen mit starken Gefühlen verbunden. Daran wird Schliephake ansetzen,
damit Bibelgeschichten lebendig bleiben.
Anmeldungen für diesen Workshop sowie
Fragen nimmt Julia Lermig ab sofort unter
der Emailadresse schule-und-kirche@
unterfranken.bllv.de entgegen. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt. Die Anmeldung
erfolgt nach Eingang. Der Workshop ist
für BLLV- Mitglieder kostenlos, Nichtmitglieder zahlen 12 Euro.
Pastor Dirk Schliephake
Foto: privat
Wechsel an der Spitze von Fachgruppen und Referaten
Würzburg. Der Bezirksausschuss, der
im November 2013 in Würzburg, tagte,
wählte drei Leiter von Fachgruppen und
Referaten. Das Referat Schule, Kirchen,
Religionen wird künftig von Julia Lermig
(Bild oben) geleitet. Sie ist 35 Jahre alt,
hat katholische Theologie studiert, engagiert sich ehrenamtlich in der Kirche und
war zuletzt in der Volksschule Eibelstadt
eingesetzt. Die bisherige Referentin
Sabine Wenzel stand für das Amt nicht
mehr zur Verfügung.
Die Fachgruppe Förderschulen führt
künftig Frank Tollkühn (Bild Mitte). Er
ist 39 Jahre und Sonderschullehrer. Im
BLLV leitet er schon die Landesfachgruppe Förderschulen. Tollkühn tritt die
Nachfolge von Werner Düll (Bild Mitte
links) an. Er engagierte sich 13 Jahre
für die Fachgruppe. ULLV-Vorsitzender
Gerhard Bleß dankte dem scheidenden
Fachgruppenleiter und erinnerte an die
Aktivitäten von Werner Düll, besonders
an die Installation des „Tages der sonderpädagogischen Förderung“.
Mit seiner Wahl zum Leiter der Fachgruppe Förderschulen gab Tollkühn die
Leitung des Referats Studentenarbeit
ab. An seine Stelle tritt Martin Scholz
(Bild unten). Er arbeitet derzeit als Mobiler Sonderpädagogischer Dienst an der
Friedensschule in Schweinfurt.
Fotos: Peter Nossol
Unterfränkische Schule Ausgabe 26 Februar 2014
23
Verband
Eignungstest für Studierende?
Wechsel an der Spitze der BLLV-Studentengruppe Würzburg
gewählt. Wir freuen uns auf die gemeinsame Zeit und intensive Arbeit mit ihm
und Gabi Simon und bedanken uns für die
tatkräftige Unterstützung.
In Zusammenarbeit mit dem Bezirk kam
es im Sommer dann zu einem Treffen mit
Simone Mattstedt vom Zentrum für Lehrerbildung, um über die Einführung eines
Eignungstest für Studieninteressierte des
Lehramts zu beraten. Im Gespräch wurden die Eckpunkte eines solchen Tests
besprochen, der auf der Bezirksdelegiertenversammlung 2012 befürwortet wurde.
Neue Gesichter in der Studentengruppe: Vorsitzender Andreas Rosenberger mit seinen
Stellvertreterinnen Katharina Pföß und Maria Franz (rechts).
Würzburg. Zu Beginn des Wintersemesters hat auch die Würzburger Studentengruppe im BLLV ihre Arbeit wieder
aufgenommen. Gleich zu Beginn zeigten
die Studierenden zusammen mit der ABJ
und Vertretern des Bezirks viel Einsatz bei
den verschiedenen Einführungsveranstaltungen der Universität, wie zum Beispiel
der „Ersti-Messe“ in der Hubland-Mensa.
Der Erfolg blieb nicht aus: Insgesamt 162
neue Mitglieder kamen sofort zum BLLV,
auch die Studentengruppe hat Zuwachs
bekommen. Als sehr erfolgreich stellte
sich auch die „Ersti-Hütte“ in Bamberg
heraus, wo Lehramtseinsteigern und -einsteigerinnen aus Würzburg, Bayreuth und
Bamberg über zwei Tage der Beginn des
Studiums unter anderem durch Hilfe bei
der Stundenplanung erleichtert wurde.
Schon im letzten Sommer gab es in der
Vorstandschaft der Studentengruppe
24
Unterfränkische Schule Ausgabe 26 Februar 2014
einen Wechsel. Nachdem Veronika Dumbacher auf Grund ihres Staatsexamens
den Vorsitz abgegeben hatte, übernahm
Andreas Rosenberger (Lehramt Gymnasium) das Amt des ersten Vorsitzenden.
An dieser Stelle möchten wir Veronika
nochmal herzlich für ihre Arbeit und für
ihr Engagement danken! Zu Beginn des
Wintersemesters komplettierte sich das
Vorsitzenden-Team: Maria Franz (Lehramt
Grundschule) und Katharina Pföß (Lehramt Hauptschule) bilden nun zusammen
mit Andreas den Vorstand der Studentengruppe. Wir freuen uns auf die Arbeit
und auch auf die weitere Zusammenarbeit
mit den Vertreterinnen und Vertretern des
Bezirks sowie der ABJ.
Eine Neuerung gab es auch bei den Studentenreferenten: Auf dem Bezirksausschuss im November wurde Martin Scholz
zum Nachfolger von Frank Tollkühn
Konsens besteht darin, diesen in mehrere
Phasen zu gliedern. Angedacht ist, bereits
in der Schule Angebote zum Thema „Lehrer werden – Lehrer sein“ zu schaffen
um über das Berufsbild umfassend zu
informieren. Um den angehenden Studierenden Orientierung bei der Berufswahl
zu geben soll vor Studienbeginn ein psychologisch-diagnostischer Eignungstest
durchgeführt werden, dem sich ein persönliches Beratungsgespräch anschließt.
Aufbauend darauf werden die Studierenden durch das Angebot von Seminaren
zur Persönlichkeitsbildung und Vermittlung
von Schlüsselkompetenzen individuell
gefördert.
All diese Bausteine sind in verschiedenen
Projekten an der Universität bereits installiert. Ziel der weiteren Arbeit muss es
daher sein, diese zu verknüpfen und auf
den Lehrerberuf passgenau zuzuschneiden. Die Studentengruppe wird diesen
Prozess mit Unterstützung des ULLV
weiter kritisch begleiten und bedankt sich
beim Zentrum für Lehrerbildung für die
intensive Kooperation. Die Würzburger
Studentengruppe bedankt sich auch beim
ULLV für die sehr gute Zusammenarbeit
und Unterstützung und möchte dieses
intensive Verhältnis natürlich noch lange
behalten.
Verband
ULLV – Unterfränkischer
Lehrer- und Lehrerinnenverband
Stark an Ihrer Seite
Unterfränkischer
Lehrer- und Erziehertag
15. März 2014
Mittelschule Würzburg-Heuchelhof
Berner Straße 3, 97084 Würzburg
09.30 Uhr
Begrüßung
10.00 Uhr
SchüLErMotiVatioN UND LEhrErgESUNDhEit
Die zwei Seiten der Motivationsförderung:
geben und Nehmen
Wolfgang Endres, Studienhaus St. Blasien
Prof. Dr. Michaela Brohm, Universität Trier
Motivation ist eine Quelle für die eigene Gesunderhaltung. Wer motiviert ist,
hat auch in schwierigen Situationen Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, hat
eine hohe „Selbstwirksamkeitserwartung“. Diese Erwartung ist eine gesunde Grundlage
für die Motivation der Motivateure. Wer andere motivieren soll,
braucht Begeisterungsfähigkeit - gleichermaßen aber auch Stehvermögen
und Widerstandskraft, das heißt Resilienz.
Zwischen Schülermotivation und Lehrergesundheit gibt es eine Wechselwirkung.
Motivation auf beiden Seiten ist auf ein gutes Zusammenspiel von Geben und Nehmen
angewiesen. Der Vortrag geht der Frage nach, ob und wie sich dieser
Prozess im Unterricht durch einen pädagogischen Führungsstil fördern lässt.
12.00 15.00 Uhr
Verlagsausstellung
Imbiss, Kaffee und Kuchen
10.00 15.00 Uhr
Kinderbetreuung
Anerkannt als eine die amtliche Fortbildung ergänzende Maßnahme!
Unterfränkische Schule Ausgabe 26 Februar 2014
25
Verband
Ist Ihr
Kind
auch ein
Künstler?
Es hätte ein Picasso werden können.
Leider haben wir das bemalte Sofa der Patentante vorher ersetzt.
Unser 2. Jubiläumsangebot für alle BLLV-Mitglieder:
Privathaftpflichtversicherung – Jahresbeitrag nur 49,90 €*
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Diese Vorteile sollten Sie sich auf keinen Fall entgehen lassen:
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Mit Sicherheit mehr Service!
Unsere Kinder- und Jugendzeitschriften
T O
G
A
R
Forscher der amerikanischen Carnegie-Mellon-Universität in
Pittsburgh konnten nachweisen, dass intensive Leseförderung
bei acht- bis zehnjährigen Kindern nicht nur deren
Lesefähigkeit, sondern auch den Datenaustausch zwischen
verschiedenen Gehirnbereichen deutlich verbesserte.
Das kam auch anderen kognitiven Leistungen zugute!
Der BLLV sieht das als eine Bestätigung für sein über
zehnjähriges Engagement für das FLOH-Lesefitness-Training!
Klaus Wenzel, Präsident des BLLV
Die vom BLLV in vier (!) altersgemäßen Ausgaben herausgegebene Schul-Jugendzeitschrift FLOHKISTE/floh! ist die „ älteste noch erscheinende Jugendzeitschrift
der Welt“. Wir sind stolz darauf, dass es unseren Kolleginnen und Kollegen
an den Schulen vor Ort durch ihre Lese-Empfehlung an die Eltern gelungen ist,
unser „ pädagogisches Produkt“ präsent zu erhalten! Wir müssen für unsere
Kinder- und Jugendzeitschriften auch weiter im Einsatz bleiben: Gerade jetzt,
wo Hirnforscher darauf hinweisen, dass Gedrucktes besser im Gedächtnis bleibt,
als an Bildschirmen Wahrgenommenes.
Jürgen Seidenzahl, BLLV-Kreisvorsitzender Bad Neustadt
G
Warum ich Schülerinnen und Schülern und deren Eltern
FLOHKISTE oder floh! zum Bezug empfehle?
O
„Weil gerade in den ersten beiden Schuljahren
tägliches Lesen entscheidend ist für den Leseerfolg.
Das FLOH-Lesefitness-Training leistet dabei
einen motivierenden Beitrag.
Zudem finde ich es toll, dass die Themen
so gut zu den HSU-Themen
der jeweiligen Jahrgangsstufe passen.“
Jutta Sitzmann
A
Grundschule Herschfeld,
Bad Neustadt
R
Verraten Sie uns,
was Sie den
Eltern sagen?
089/179134 70
S
T
Tipps
Bezirksverband Unterfranken BLLV · Linsenweg 7 · 97332 Gaibach
PvSt. · Deutsche Post AG · Entgelt bezahlt
„Wasserschnuppe“
Der Ausflugstipp: Relaxen auf dem höchsten Gipfel der Rhön
Poppenhausen. “Wasserschnuppe”, so
nennt sich ein Laden auf dem höchsten
Berg der Rhön. “Wo jeder Tag ein Sonntag ist...” heißt das Motto der Besitzerin
Mechthild Vörding. Auf 950m Höhe ist
für alle Geschmäcker und Jahreszeiten
viel geboten. Schneesportler können sich
28
Unterfränkische Schule Ausgabe 26 Februar 2014
über das Snowboarden, (Nacht-)Skifahren
und Rodeln erproben. Die nach eigener
Aussage günstigste Skihütte Deutschlands befindet sich unweit des Skilifts.
Startpunkt ist hier für eine Traumloipe
durch die Hochrhön. Das Flugfeld dient
im Winter als Lehr- und Übungsgelände
für das Snowkiting. Im Sommer erlernen
Paraglider ihren Sport mit Weitsicht. Wer
seinen Wasserkuppentag mit einem verdienten Essen beenden möchte, dem sei
das Hotelrestaurant “Peterchens Mondfahrt” ans Herz gelegt.
www.wasserkuppe-rhoen.de