Woche 04.04. bis 10.04.2011 - Gesellschaft Schweiz
Transcription
Woche 04.04. bis 10.04.2011 - Gesellschaft Schweiz
Der wöchentliche Info-Service der Gesellschaft ISRAEL-SCHWEIZ (GIS) informiert Sie über spannende Aspekte, die sonst in der Berichterstattung über Israel kaum wahrgenommen werden. Darüber hinaus bietet der Info-Service einmal im Monat einen ausführlichen Bericht zu wechselnden Themen aus folgenden Bereichen: Kunst und Kultur, Wissenschaft und Forschung, Gesundheit und Medizin, Wirtschaft und Finanzen, Energie und Umwelt, Gesellschaft und Vermischtes. Der Info-Service wird im elektronischen Format verschickt und ist auf der GIS Internetseite in einem elektronischen Archiv abgespeichert. Ferner bietet die GIS den Journalisten Hilfe bei der Recherche und ausführliche Zusatzinformationen zu den einzelnen Themen an. Woche 04.04. bis 10.04.2011 Hinweis: In dieser Ausgabe finden Sie den Bericht des Monats zum Thema „Das Gesundheitssystem Israels“ In eigener Sache Offiziell e Gründung der Gesellschaft Israel-Schweiz in J erusalem Die Gesellschaft Israel-Schweiz (GIS) ist am 03. April 2011 als „Amuta“ (israelischer Verein) anerkannt und offiziell registriert worden. Im Anschluss an die Gründungssitzung der Gründungsmitglieder* feierte die GIS den Startschuss ihrer Arbeit als aktive Institution. Zu diesem Anlass begrüsste die Organisation eine hochkarätige Schweizer Parlamentarier-Delegation unter der Leitung von Vreni Müller-Hemmi, Zentralpräsidentin der Gesellschaft Schweiz-Israel, mit der die GIS in enger Kooperation steht. „Für die Gesellschaft Schweiz-Israel ist die GIS ein wichtiger, unverzichtbarer Partner in Israel, um das Land in seiner ganzen Vielfalt, Breite und Tiefe in der Schweiz zu präsentieren. Für mich persönlich ist es ein wunderbares Gefühl, mit Freundinnen und Freunden die Gesellschaft heute gegründet zu wissen.“, sagte Vreni Müller-Hemmi in ihrer Ansprache an die Gäste. Unter den Schweizer Parlamentariern empfing die neu gegründete Gesellschaft auch den Direktor des Instituts für Sozial- und Präventivmedizin der Universität Zürich und FDP-Politiker Ständerat Prof. Felix Gutzwiller. Dieser drückte seine Freude über die Errichtung der Organisation aus: „Es ist ausserordentlich wichtig, eine Gesellschaft wie die GIS als Partner zu haben. Denn die offizielle Politik zwischen zwei Ländern kann sich besser entwickeln, wenn sie solche Unterstützung erhält.“ 1 Die Gründungsmitglieder nach ihrer offiziellen Gründung und ersten Mitgliederversammlung auf der Terrasse des King David Hotels in Jerusalem (hinten von links nach rechts: Daniel Lyssy, Chanania Guggenheim, Philippe Weil; vorne von links nach rechts: Jacques Korolnyk, Michelle Holtz Hatav, Monique Korolnyk, Naomi Leshem, Irith Langer, Moshe Gabay, Danny Wieler); Bild: Katharina Höftmann Die Zentralpräsidentin der Gesellschaft Schweiz-Israel Vreni Müller-Hemmi mit dem Vorsitzenden der Gesellschaft Israel-Schweiz Jacques Korolnyk (li.) und Ständerat Felix Gutzwiller (FDP); Bild: Katharina Höftmann Bericht des Monats Das Ges undheitssystem Israels Das Gesundheitssystem in Israel ist bekannt dafür, effizient und finanziell stabil zu sein. Gleichzeitig kann das Land hervorragende demographische Statistiken aufzeigen und ist darüber hinaus im Bereich der medizinischen Forschung äusserst erfolgreich. Wie funktioniert das israelische Gesundheitssystem? Welche Rolle spielen Staat und Freiwilligenorganisationen? Und was sind die grössten Schwächen und wesentlichen Stärken? Als Israel 1948 gegründet wurde, waren am Ende desselben Jahres nur 53 Prozent der jüdischen Bevölkerung krankenversichert. Heute, im Jahre 2011 sind in Israel 100 Prozent der Einwohner des kleinen Staates voll krankenversichert. Für alle Bürger Israels, egal ob Frauen oder Männer, Nicht-Juden oder Juden, reich oder arm, gilt eine Versicherungspflicht in einer der Krankenkassen. Trotzdem sind die Ausgaben für das Gesundheitssystem seit mehreren Jahren stabil, während in den meisten OECD-Ländern, wie zum Beispiel der Schweiz, die Gesundheitsausgaben stetig steigen (siehe Grafik 1). Daneben kann Israel mit hervorragenden demographischen Statistiken aufwarten: Israel hat eine geringere Kindersterblichkeit, 4,17 Todesfälle pro 1.000 Lebendgeborenen, (im Vergleich dazu Schweiz: 4,12; Deutschland: 3,95; Österreich: 4,37; USA: 6,14) und eine höhere Lebenserwartung, 80,7, (im Vergleich dazu Schweiz: 82,2; Deutschland: 79,4; Österreich: 80,4; USA: 78,3) als die meisten Industrieländer. 2 Grafik 1: Ausgaben für das Gesundheitswesen in US $ Kaufkraftparität pro Kopf in der WHO Europäischen Region, 2000 oder spätestes verfügbares Jahr (in Klammern) Quelle: WHO Regionales Büro für Europäische Gesundheit für alle Datenbanken, US $ KKP Anmerkungen: CIS: Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS); CSEC : Zentral- und Südosteuropäische Länder, EU: Europäische Union Dabei stand Israels Gesundheitssystem von Anfang an vor besonderen Herausforderungen: Immerhin sind viele israelische Bürger Einwanderer und nur wenige der über 65-Jährigen im Land haben viel oder lange in das Sozialversicherungssystem eingezahlt. Dazu kommt, dass sich die Bevölkerung Israels seit seiner Staatsgründung mehr als versechsfacht hat und äusserst heterogen ist. Nicht zu vergessen die Tatsache, dass in Israel aufgrund seiner besonderen Situation andere Staatsausgaben, besonders für die Sicherheit, sehr hoch sind. Umso erstaunlicher ist die Rentabilität und Innovationskraft des Gesundheitssystems Israels. Wie funktioniert das? Die Rolle des Staates Gegenwärtig gibt es in Israel vier gemeinnützige Krankenkassen: Clalit, Maccabi, Meuchedet und Leumit (siehe Grafik 2). Während Krankenversicherungen in anderen Ländern privatwirtschaftliche Unternehmen sind, gibt es in Israel nur staatliche Krankenkassen. 3 Grafik 2: Verteilung der Versicherten auf die israelischen Krankenkassen Quelle: Diese Daten beziehen sich auf einen Beitrag des österreichischen Springermedizin Magazins 2009 Der israelische Staat ist aufsichtsführend, lizenzierend und verantwortlich für die allumfassende Planung der Gesundheitsdienste. Folgende Leistungen werden unter Anderem im Rahmen der gesetzlichen Krankenversicherung abgedeckt: - Medizinische diagnostische Abklärung und Behandlung Vorbeugende Medizin und Gesundheitserziehung Krankenhausaufenthalt (bei allgemeinen Erkrankungen, Geburtshilfe, psychiatrischen und chronischen Erkrankungen) Chirurgie und Transplantate (falls in Israel nicht verfügbar, Kostendeckung auch im Ausland) Vorbeugende Zahnbehandlung für Kinder Erste Hilfe und Krankentransport in ein Krankenhaus oder in eine Ambulanz Ärztliche Dienste am Arbeitsplatz Ärztliche Behandlung bei Drogensucht und Alkoholismus Medizinisches Zubehör und Geräte Geburtshilfe, Schwangerschaftsberatung und Behandlung bei Unfruchtbarkeit Behandlung von Verletzungen durch Unfälle und Gewalttaten Versorgung mit Arzneimitteln im Umfang laut der Anordnung des Gesundheitsministeriums Behandlung chronischer Erkrankungen Paramedizinische Dienste, wie Krankengymnastik und Beschäftigungstherapie Daneben stellt der Staat auch einige Dienstleistungen zur Verfügung, die nicht von den Krankenkassen angeboten werden, wie beispielsweise Mutter-Kind-Betreuung oder langfristige Krankenhausaufenthalte. So besitzt und betreibt das israelische Gesundheitsministerium fast die Hälfte der nationalen Notfall-Krankenhausbetten, ungefähr zweidrittel der Psychiatrischen Krankenhausbetten und zehn Prozent der Betten in den Bereichen der chronischen Erkrankungen. Diese Regelung hat im Land einige Kritik hervorgerufen, da das Gesundheitsministerium damit gleichzeitig Regulierungsbehörde und Wettbewerber auf dem Krankenhausmarkt ist. Darüber hinaus muss das Ministerium sich mit vielen operativen Fragen beschäftigen, während es im Wesentlichen für Planung und Qualitätssicherung verantwortlich sein sollte. Verschiedene Vorstösse, die Krankenhäuser als gemeinnützige Unternehmen zu etablieren, scheiterten jedoch, da Gewerkschaften um die Jobsicherheit und Rentenbedingungen der Mitarbeiter fürchtete. Inzwischen wird den Krankenhäusern jedoch mehr und mehr Autonomie zugestanden und die Involvierung des Gesundheitsministerium wurde erheblich gesenkt. Während oft behauptet wird, dass verstaatlichte Gesundheitssysteme ineffizienter sind und ein schlechteres Leistungsangebot haben, wird das israelische als äusserst erfolgreich angesehen, gerade weil es ein vorausschauendes Zahlungssystem gibt, welches vom Staat reguliert wird. In einem so genannten „Gesundheitskorb“ (Health Service Basket, HSB) werden die medizinischen Leistungen festgehalten, die jedem Israeli zustehen und somit zur Basisversorgung gehören. Das Budget dafür legt das Finanzministerium jährlich fest. Es handelt sich dabei um Einnahmen aus einer 4 Gesundheitssteuer, die etwa fünf Prozent des Einkommens ausmachen. Im Jahr 2008 standen in diesem HSB ungefähr fünf Milliarden Euro zur Verfügung. Der Schweizer Arzt Dr. Ralph Guggenheim, der seit Jahren in Israel praktiziert, ergänzt: „Neben dem Gesundheitskorb, der Liste von als grundlegend definierten Leistungen, die vom System finanziert werden, haben die Kassen Zusatzversicherungen, die vom einzelnen bezahlt werden und sowohl für die Kassen wie auch die Versicherungsgesellschaften, die formal die Versicherer sind, sehr rentabel sind.“ Lediglich die Zahnmedizin wird nicht von der Krankenversicherung abgedeckt. Es gibt jedoch staatliche Zahnkliniken, dort wird zumindest ein Anteil von der Krankenkasse übernommen. Guggenheim erläutert dazu: „Diese Struktur ist den Bedürfnissen des Israelis angepasst worden. Für Routine-Abklärungen und Behandlungen ist kein grosser Zeitaufwand nötig, sie werden speditiv „organisiert“, manchmal auch oberflächlich. Das Zusatzsystem, für das teilweise aus Versicherungsgeldern und zu einem Teil aus der eigenen Tasche bezahlt wird, wird für die Fälle reserviert, bei denen der Patient das Bedürfnis nach mehr Aufmerksamkeit oder Zeit verspürt und den Arzt seiner Wahl nicht nur im öffentlichen System sieht. Dies ist naturgemäss oft bei schwereren oder komplexeren Problemen der Fall.“ Damit zeigt sich ein weiteres Merkmal des israelischen Gesundheitssystem: Die Zeiteffizienz in der Realisierung. Diese kann sicherlich als positiv eingeschätzt werden, bringt jedoch auch gewisse Kehrseiten für die praktizierenden Ärzte mit. „Bis heute ist der Standard der zugewiesenen Zeit pro Patient zehn Minuten, trotz der viel komplexer gewordenen Probleme in der Medizin, die die Anforderungen an die Ärzte zu einer Art Quadratur des Kreises machen.“, beschreibt Dr. Ralph Guggenheim seine Erfahrungen. Die Infrastruktur des Gesundheitssystems Trotz der Verstaatlichung des israelischen Gesundheitssystems bietet das Land eine gute Infrastruktur an Ambulanzen, Krankenhäusern u.ä.: - - 49 Krankenhäuser und medizinische Zentren Über 2.000 Polikliniken für primäre Behandlung in den Gemeinden des ganzen Landes Vier auf Rehabilitation spezialisierte Krankenhäuser: das Lowenstein Hospital Rehabilitation Center in Tel-Aviv, das Chaim Sheba Medical Center Tel Hashomer in der Nähe von TelAviv, das Tel-Aviver Nationalinstitute zur Rehabilitation von Gehirnverletzungen und das Alyn Pediatric and Adolescent Rehabilitation Hospital in Jerusalem Vier medizinische Fakultäten, zwei zahnärztliche Fakultäten, zwei Universitätsabteilungen für Pharmakologie und 15 Ausbildungszentren für Pflegepersonal In Israel arbeiten ungefähr 32.000 Ärzte, 9.000 Zahnärzte und 6.000 Apotheker. Damit ist das Verhältnis Ärzte pro Einwohner eines der höchsten von allen Industrieländern. Dieses hohe Verhältnis geht vor allem auch auf die massive Einwanderungswelle von russischen Juden Anfang der Neunziger Jahre zurück. Während dieser Einwanderung sind allein mehr als 23.000 russische Ärzte ins Land gekommen. Generell ist das Krankenpersonal vielerorts divers. In vielen Krankenhäusern arbeiten arabische Ärzte und Pflegekräfte. Verschiedene Initiativen wie beispielsweise „Save a Child’s Heart “ am Wolfson Medical Center in Holon ermöglichen ausserdem palästinensischen Ärzten den Austausch mit israelischen Kollegen bzw. die Arbeit in israelischen Krankenhäusern. Allerdings zeigt eine aktuelle Studie der Knesset und des Informationszentrums, dass es gewisse Ballungszentren für Ärzte gibt. So gibt es in Tel Aviv dreimal mehr Ärzte als in den Randgemeinden des Landes. Dort kommen 5,5 Ärzte auf 1000 Anwohner, während es in den Randgemeinden nur 1,6 sind. Auch im Rest des Landes ist das Verhältnis Ärzte zu Anwohner deutlich niedriger als in Tel Aviv: Im Süden Israels sind es 2,1 Ärzte pro 1000 Anwohner, in Jerusalem 2,6 und in Haifa sowie im Landeszentrum 3,8. Die Zahlen für Krankenpflegepersonal sind ähnlich. Die Studie merkt weiterhin an, dass das Gesundheitsministerium bereits 2007 einen Sonderausschuss eingerichtete hat, um die Lücken in der Gesundheitspflege zu untersuchen und dieses daraufhin eine Liste von Empfehlungen verfasst hat, die jedoch nie implementiert wurden. Ein weiterer Ausschuss wurde 2009 errichtet, dessen Befunde sollen bald zu einem Abschluss kommen. 5 Kurzi nterview mit Dr. Eytan Chai-Am Dr. Eytan Chai-Am ist Arzt und arbeitete in der Vergangenheit als Direktor der allgemeinen Krankenkasse in Tel Aviv und Umgebung sowie als Direktor des Soroka Spitals in Beersheva. Darüber hinaus war er bis 2010 Direktor des Ministeriums für Gesundheit. Aktuell ist er als Direktor des privaten Gesundheitsdienst Assuta tätig. Was sind aus Ihrer Sicht die grossen Stärken des israelischen Gesundheitssystems? Israel verfügt über einen hohen, sehr professionellen Standard des Personals sowie einen hohen Standard der medizinischen Ausrüstung. Ausserdem haben alle Israelis eine Krankenversicherung. Was sind die grössten Schwächen des israelischen Gesundheitssystems? Ich denke, die grösste Schwäche ist, dass es ein starkes Gefälle in der Qualität des Gesundheitswesens gibt. Dieses verläuft von Zentralisrael zur Peripherie. Je weiter man von Zentralisrael wegkommt, desto schlechter wird zum Teil die Ausrüstung. Darüber hinaus fehlt es an Ärzten und Experten. Das Hauptproblem im ganzen Land ist, dass es viel zu wenig junge Ärzte gibt. Mit der grossen jüdischen Einwanderung aus der ehemaligen Sowjetunion anfangs der 90Jahre kamen viele Ärzte und auch Krankenpersonal, die jetzt in kurzer Zeit pensioniert werden. Da der Staat es versäumt hat, neues Krankenpersonal in dieser grossen Menge bereitzustellen entstand und entsteht ein riesiges Manko. Auch hier leidet die Peripherie des Landes viel stärker. Welche Aspekte im israelischen Gesundheitssystem sollten dringend angepackt und verändert werden? Hunderte von jungen Israelis studieren Medizin im Ausland, zum Beispiel in Ungarn oder Italien. Die wenigsten von ihnen kehren zurück. Die meisten werden mit Hilfe aggressiver Kampagnen vom Ausland angeworben. Israel braucht daher einen Plan der Regierung, um die jungen Israelis davon zu überzeugen, nach Israel zurück zu kommen. Dazu braucht es auch ein Budget, um die Rückkehr finanziell attraktiv zu gestalten. Vielen Dank für das Gespräch! Gemeinnützige Organisationen unterstützen das Gesundheitssystem In der jüdischen Religion spielt der Begriff „Tzadaka“ eine grosse Rolle. Das beinhaltet das Gebot zur Leistung wohltätiger und ehrenamtlicher Arbeit. Vor allem in der ultraorthodoxen Gemeinde wird die Hilfe für andere Menschen sehr hoch eingeschätzt und gilt als religiöse Pflicht. Daher sind in Israel neben den eigentlichen medizinischen Versorgungsanstalten viele verschiedene freiwillige, gemeinnützige und von der Regierung geförderte Organisationen im Gesundheitsbereich tätig. Dazu gehören unter anderem: Yad Sarah ist die grösste Freiwilligenorganisation in Israel. Sie bietet ein breites Spektrum an kostenlosen oder nur symbolisch zu bezahlenden Dienstleistungen, die das Leben für kranke, behinderte und ältere Menschen sowie deren Familien leichter machen. 6 So stellt die Organisation Bedürftigen beispielsweise Krücken, Rollstühle oder medizinische Geräte wie Sauerstoffkonzentratoren zur Verfügung. Yad Sarah verfügt über 103 Branchen in Israel und über 6.000 Freiwillige. Nach eigenen Angaben, erspart die Organisation der israelischen Wirtschaft jährlich mehr als 320 Millionen Dollar in den Bereichen Hospitalisierung und medizinische Kosten. Magen David Adom ist Israels Äquivalent zum Roten Kreuz. Magen David Adom betreibt Notdienst-Ambulanzen sowie ein Blutspendenprogramm und einen Ambulanzwagendienst. Darüber hinaus bietet die Organisation Erste-Hilfe-Kurse. Etwa 10.000 Freiwillige arbeiten in circa 120 landesweiten Rettungsstationen. ZAKA ist die wichtigste Organisation, wann immer Terroranschläge oder andere Katastrophen das Land heimsuchen. Fast 1.000 Freiwillige kümmern sich um die Identifizierung von Opfern solcher Ereignisse. Dabei zeichnet sich die Organisation dadurch aus, dass sie besonderen Wert auf die Wahrung der menschlichen Würde der Opfer sowie der Toten legt. Viele Helfer sind jüdisch orthodox und sichern so, dass die Opfer ganz nach jüdischer Tradition und Glauben behandelt werden. Die Hadassah Medical Organi zation spielt eine entscheidende Rolle in der Entwicklung des israelischen Gesundheitssystems. Hadassah betreibt zwei Krankenhäuser in Jerusalem sowie fünf weiteren angegliederten Ausbildungsstätten. Es gilt als eines der führenden medizinischen Versorgungszentren auf der Welt, sowohl in der Behandlung als auch in der medizinischen Forschung und Lehre und behandelt jährlich eine Million Patienten in Israel. Darüber hinaus ist es Arbeitgeber für mehr als 5.000 Arbeitnehmer. Im Hadassah Medical Center kommen arabische und jüdische Israelis tagtäglich zusammen. Das trifft sowohl auf die Patienten zu, als auch auf die Ärzte und Pflegekräfte. Israel steht auch für medizinische Innovationen Auch im Bereich der medizinischen Forschung ist Israel Vorbild. Stellvertretend für die zahlreichen Errungenschaften sollen an dieser Stelle drei vorgestellt werden: An der Hebrew University in J erusale m werden derzeit entscheidende Fortschritte in der Medikamentenforschung zur Aids-Therapie gemacht. Ein Forschungsteam hat einen neuen Ansatz für Medikamente gegen die HIV-Infektion entwickelt. Dabei nutzen die Wissenschaftler einen natürlichen Mechanismus, der zur Selbstvernichtung von Zellen führt. Mit dem HI-Virus infizierte Zellen werden gezielt zerstört, um so dem Aids-Erreger die Grundlage seiner Existenz im Körper zu nehmen. Mit auf dieser Basis entwickelten Medikamenten könnte das Virus vollständig aus dem Körper verbannt werden. Am weltberühmten Wei z mann Institut in Rechovoth hat ein Forschungsteam eine nichtinvasive Methode für die Krebsdiagnostik entwickelt, die Brust- und Prostatakrebs einfacher erkennt. Die Methode basiert auf der Magnetresonanztomographie (MRI) und könnte künftig die Notwendigkeit, Gewebeproben zu entnehmen, deutlich reduzieren. Eine weitere Errungenschaft des Weizmann Instituts liegt viel weiter zurück: In den Fünfzigerjahren veröffentlichte das Forschungsinstitut eine wissenschaftliche Arbeit, die zur heute in der Pränataldiagnostik üblichen Anwendung der Amniozentese (Fruchtwasseruntersuchung) führte. Am Technion in Haifa, der ältesten Universität Israels, wurde ein Präzisionsroboter entwickelt, der bei Rückenmarkoperationen hilft, hochgradig exakte Löcher zu bohren. Nach 12-jähriger Entwicklungsarbeit und gut 2.000 Operationen, u. a. in der Schweiz, den USA, Deutschland und Israel, ist heute deutlich: Die durch manuell durchgeführte Operationen verursachten Nervenschädigungen bei bis zu fünf Prozent der Patienten können durch Robotereinsatz vermieden werden. Das Unternehmen, das die Roboter herstellt, gehört zu den Weltmarktführern. Neben medizinischen Fakultäten und verschiedenen staatlichen Instituten und Laboratorien sind auch die Forschungs- und Entwicklungsabteilungen pharmazeutischer, biotechnischer und medizintechnischer Unternehmen in der Medizinforschung aktiv. Dank der intensiven Forschung verfügt Israel über Diagnose- und Behandlungsmethoden, die von moderner, hochentwickelter Technologie profitieren. Die enge Zusammenarbeit zwischen 7 medizinischen Forschungsinstituten und der Industrie hat zu einem erheblichen Fortschritt in der Entwicklung medizinisch-technischer Ausrüstung geführt. Die in Israel hergestellten CATScanner und hochentwickelten mikrocomputergesteuerte Geräte werden in alle Welt exportiert. In der Entwicklung und dem Einsatz von chirurgischen Lasergeräten, weiteren medizinischen Geräten, die zur Lebenserhaltung und Schmerzlinderung beitragen sowie computergesteuerten Monitorsystemen leistet Israel beeindruckende Arbeit. Der Schweizer Arzt Dr. Ralph Guggenheim, der mittlerweile seit langer Zeit in Israel praktiziert (Bild: privat) Der Hadassah Krankenhauskomplex in Jerusalem (Bild: Internetseite Hadassah) Ärzte wie dieser Palästinenser Dr. Othman Abu Saleh werden derzeit am Wolfson Medical Center im Rahmen der Initiative „ Save a Child’s Heart “ trainiert (Bild: Internetseite Save a Child’s Heart) Eine ehrenamtliche Mitarbeiterin der Organisation „Yad Sarah “ (Bild: Internetseite Yad Sarah) 8 Freiwillige der Organisation „ZAKA “ helfen bei der Räumung eines Verkehrsunfalls (Bild: Internetseite Zaka) Quellen: Übersicht über das Gesundheitssystem in Israel (englisch), Aussenministerium Israel, 28.11.10 http://www.mfa.gov.il/MFA/History/Modern%20History/Israel%20at%2050/The%20Health%20C are%20System%20in%20Israel-%20An%20Historical%20Pe Übersicht über Demografie in Israel (englisch), indexmundi http://www.indexmundi.com/israel/demographics_profile.html Analyse des israelischen Gesundheitssystems durch die NGO „The Israel Project“, 15.04.10 http://www.theisraelproject.org/site/apps/nlnet/content2.aspx?c=hsJPK0PIJpH&b=5118563&ct= 8183685 Wissenschaftliche Analyse des israelischen Gesundheitssystems im Übergang (englisch), The European Observatory on Health Care Systems, 2003 www.euro.who.int/__data/assets/pdf_file/0003/85449/E81826.pdf Bericht über die Ausgabenstabilität des israelischen Gesundheitssystems, Medical Tribune, 2009 http://www.medical-tribune.de/patienten/magazin/25091/ Artikel über medizinische Versorgung in Israel, Springer Medizin Österreich, 20.03.09 http://www.springermedizin.at/artikel/2308-israel-bei-medizinischer-versorgung-beispielhaft Meldung zur Studie über Ärzteverteilung in Israel (englisch), Haaretz, 26.01.2011 http://english.themarker.com/report-tel-aviv-has-three-times-more-doctors-per-patient-thanoutlying-areas-1.339241 Artikel über die Einwanderung von russischen Ärzten nach Israel (englisch), aish.com http://www.aish.com/jl/heb/s/95845674.html Internetseite der israelischen Initiative „Save a Childs Heart“ (englisch) http://www.saveachildsheart.org/ Internetseite der Freiwilligenorganisation Yad Sarah (englisch) http://www.yadsarah.org/index.asp?id=198 9 Internetseite der Freiwilligenorganisation ZAKA (englisch) http://www.zaka.org.il/index_e.php Internetseite Hadassah Medical Center in Jerusalem http://www.hadassah.de/hadassah_medical_center.html Informationen über die medizinische Forschung in Israel, Broschüre „ISRAEL Fokus Wissenschaft Technologie“ der Gesellschaft Schweiz-Israel http://www.schweiz-israel.ch/ausserdem/gsi-schriftenreihe/details/article/israel-fokus-wissenschafttechnologie.html Allgemeine Informationen über das israelische Gesundheitssystem (englisch), wikipedia http://en.wikipedia.org/wiki/Health_care_in_Israel Ihre Ansprechpartner Redaktion: Katharina Höftmann; sie arbeitete im Auslandsbüro der dpa in Tel Aviv, aktuell schreibt sie für die WELT ONLINE. E-Mail: [email protected] Projektverantwortlicher für den GIS-Vorstand: Jacques Korolnyk; E-Mail: [email protected] Hintergrund Die Gesellschaft ISRAEL-SCHWEIZ (GIS) setzt sich vordringlich als Vermittler zwischen Israel und der Schweiz ein und möchte als Plattform zur Förderung der bilateralen Kontakte dienen. Als politisch und religiös unabhängige Organisation möchte GIS durch Informationen und die Organisation von Aktivitäten den Dialog und die Kooperation zwischen Israel und der Schweiz im Bereich der Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur fördern. Die GIS steht in enger Kooperation mit der Gesellschaft Schweiz-Israel. Weitere Informationen finden Sie auf unserer Internetseite: www.israel-schweiz.org.il 10