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Geschichte Rundgang Viollet-le-Duc Informationen Geschichte ▲ Rundgang Viollet-le-Duc Informationen ▲ Geschichte Rundgang Viollet-le-Duc Informationen ▲ Geschichte Rundgang Viollet-le-Duc Informationen ▲ Erläuterungen Jugendstil: bezeichnet eine Stilrichtung der plastischen Kunst zwischen 1885 und 1914, die durch die Natur inspiriert wurde und eine neue Ästhetik im Gegensatz zu den Stilrichtungen aus dem 19. Jahrhundert fördert, die jene aus den vorigen Jahrhunderten wieder aufnimmt. Pechnasen: vorspringende Gebäudeteile an der Spitze einer Befestigungsanlage mit Öffnungen im unteren Abschnitt, um den Feind beobachten, oder Geschoße abfeuern zu können. Preux, Preuses: dieses im Mittelalter entstandene Thema ist von Persönlichkeiten aus dem Alten Testament, dem Altertum und dem Mittelalter geprägt, um ein ritterliches Ideal zu verherrlichen. Söldner: Soldat, der vom Feudalherren angeheuert wurde, um dessen Besitztümer zu verteidigen. Praktische Informationen Dauer des Rundgangs: 1 Stunde. Freie oder geführte Touren. Das Bauwerk ist für Personen mit eingeschränkter Mobilität zugänglich. Souvenirshop Der Reiseführer zu diesem Bauwerk ist in der Reihe „Itinéraires“ im Souvenirshop erhältlich. Centre des monuments nationaux Château de Pierrefonds 60350 Pierrefonds tél. 03 44 42 72 72 fax 03 44 42 36 59 crédit photo © 4 vents / Centre des monuments nationaux. réalisation graphique beau fixe. traduction ADT International. impression Stipa, Imprim’Vert®, septembre 2015. Deutsch In den Kellerräumen ist die Ausstellung „Le bal des gisants“ mit Abgüssen von Grabskulpturen zu sehen, die von König Louis Philippe geordert wurden, um jenen großen Persönlichkeiten die Ehre zu erweisen, die zum Ruhm Frankreichs beigetragen haben. Diese Sammlung war ursprünglich im Schloss Versailles zu sehen und befindet sich nun in Pierrefonds. 15 I m Saal der Söldner oder der Wachen*, einem großen Saal unter jenem der Preuses, sind Fragmente von Statuen zu sehen, die bei Ausgrabungen gefunden wurden, die vor den Wiederaufbauarbeiten durchgeführt worden sind. Der Kamin stammt von Viollet-le-Duc. 16 Das Modell aus Stein wiegt insgesamt 4.500 kg, und wurde eigens für die Weltausstellung 1878 in Paris unter der Leitung von Lucjan Wyganowski angefertigt, der als Bauaufseher fungierte. Das Modell sollte der Öffentlichkeit den Umfang der Bauarbeiten zeigen. 17 Der Park Das Schloss Pierrefonds befindet sich an der Grenze des Waldes von Compiègne und wurde an der Stelle eines ehemaligen Herrenhauses in einem steilen bewaldeten Park oberhalb der Stadt errichtet, der von einer Mauer umgeben ist. Mit seinen hohen Zinnen war das Schloss im 14. Jahrhundert in der Lage, sich gegen eine Artillerie zu wehren, deren Reichweite noch zu wünschen übrig ließ. Davon ausgehend und mit der Gestaltung eines doppelten Wehrganges zwischen den Türmen gestaltet Viollet-le-Duc den Park um ihn in die pädagogische Dimension des Abwehrsystems des Schlosses einzubeziehen. www.monuments-nationaux.fr *Erläuterungen auf der Rückseite des Faltblatts. Eugène Emmanuel Viollet-le-Duc Französischer Architekt und Theoretiker (Paris 1814-Lausanne 1879) Viollet-le-Duc begeisterte sich für die Architektur des Mittelalters, hielt sich 1836 in Italien auf, und bereiste Frankreich in Begleitung seines Freundes Prosper Mérimée, der zu der Zeit als Inspektor des Denkmalamtes tätig war. Dieser beauftragte ihn 1839 mit der Restaurierung der Basilika in Vézelay. Er leitete die Restaurierungsarbeiten bedeutender ziviler und religiöser Bauwerke aus dem Mittelalter, wie der Kirchen Saint-Germain-des-Prés und Saint-Séverin, der Kathedrale Notre-Dame in Paris, des Mont SaintMichel, der Anlage in Carcassonne, der Schlösser Roquetaillade, Montépilloy, Coucy und Pierrefonds… Seine rationalistische Betrachtungsweise der gotischen Architektur und seine Folgerungen führten bisweilen dazu, dass er je nach bewertetem Merkmal der Epoche Elemente einfügen oder entfernen ließ. Bisweilen lösten solche Initiativen angeregte Diskussionen aus. Bei seinen Bauten blieb er den stilistischen Formen aus dem Mittelalter und der Klassik stets treu und verwendete oft Blumenmotive als Vorläufer des späteren Jugendstils*. Er war auch ein hervorragender Zeichner und Aquarellist, interessierte sich für zahlreiche Disziplinen und war auch ein kühner Theoretiker. Er setzte sich für die Verwendung von Materialien und Formen entsprechend ihrer Funktion und für die Verwendung von Metallstrukturen ein, und beeinflusste die Sicht der Gesellschaft auf die Geschichte des historischen französischen Kulturerbes. Viollet-le-Duc ist Autor zahlreicher Werke, wie des Dictionnaire raisonné de l’architecture française du xie au xvie siècle und der Entretiens sur l’architecture die die meisten Architekten späterer Generationen beeinflusst haben. *Erläuterungen auf der Rückseite des Faltblatts. Schloss Pierrefonds Das Mittelalter aus der Sicht von Eugène Viollet-le-Duc Die Festung Herzog Louis von Orleans (1372-1407), der sich mit dem Herzog von Burgund um die königliche Macht stritt, lässt 1397 in Pierrefonds eine befestigte Wohnstätte errichten. Er unterstreicht somit seine Macht und kontrolliert den Austausch zwischen Flandern und dem Burgund. Das verfallene Schloss 1617 wird das Schloss auf Befehl von König Ludwig XIII. geschleift, um zu vermeiden, dass es sich zu einem Refugium für Oppositionelle entwickelt. Die Türme sind zerstört. Diese große Ruine gerät bis zum Kauf durch Napoleon I. im Jahre 1810 in Vergessenheit und zieht durch ihr Aussehen die Romantiker aus dem 19. Jahrhundert an. Das neu erfundene Schloss Luftbild des Schlosses Ab 1857 will Kaiser Napoleon III. (1808-1873) Pierrefonds in eine kaiserliche Residenz verwandeln. Dieses Projekt gelingt nicht und das Schloss, das mittlerweile zu einem Museum geworden ist, wird ab 1867 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Eugène Viollet-le-Duc (1814-1879) wird zum Architekten der Restaurierung ernannt, setzt seine architektonischen Konzepte in die Praxis um und errichtet so ein ideales Schloss, wie es im Mittelalter existiert hätte. Nach dessen Tod setzt sein Schwiegersohn Maurice Ouradou die Arbeiten bis 1884 fort, ohne sie jedoch zu beenden. Geschichte Rundgang Viollet-le-Duc Informationen ▲ 10 A 16 15 1 Eingang 8 14 11 9 12 13 7 3 6 4 5 B 2 A Empfang B Toiletten 2 Erdgeschoß Die Eingangsfassade Das Schloss befindet sich in einem Park mit den typischen Merkmalen eines Abwehrsystems und umfasst acht Türme, die mit Statuen der Preux* geschmückt sind, deren Namen sie tragen: - David, Judas Makkabäus und Josua, biblische Könige und Krieger, - Cäsar, Alexander der Große und Hektor, Könige großer Weltreiche und Helden aus dem Altertum, - Karl der Große, König Arthus und Gottfried von Bouillon, christliche Helden aus dem Mittelalter. Der Hof: eine Lektion in Sachen Baukunst Hier findet man verschiedene Stilrichtungen aus dem Mittelalter und der Renaissance wieder, weshalb sich der Hof auch stark von den Außenfassaden des Schlosses unterscheidet. Von hier aus hat man einen guten Blick auf den großen Wohnkörper: links vom Eingang die großen Prunkräume, der Flügel der Offiziere direkt gegenüber, rechts die Kapelle, gefolgt vom quadratischen Turm und dem Bergfried. 1 Die Säulenhalle, eine Art Gang im Freien, führt den Wohnkörper entlang. Ihre Schlusssteine stellen verschiedene Berufe und Schimären dar. Die letzten drei Kapitelle stellen den Fuchsroman aus der altfranzösischen Literatur dar. Erster Stock 2 Die Kapelle, die am Ursprungsort neu errichtet wurde, erhielt von Viollet-le-Duc eine Tribüne, auf der man den Chorraum überqueren kann. Auf dem Mittelpfeiler der Tür wird Viollet-le-Duc als Pilger dargestellt, umgeben von Louis von Orleans und dessen Gattin Valentine Visconti von Mailand. 3 Die Reiterstatue von Louis I. von Orleans wurde 1869 vom Bildhauer Emmanuel Frémiet gestaltet. Der Bergfried Hier befinden sich laut Tradition die herrschaftlichen Gemächer und das letzte Refugium im Falle einer Besetzung. Die Wanddekoration in den Räumen ist besonders gepflegt und geht auf Zeichnungen von Viollet-le-Duc zurück. 4 I m Empfangszimmer befinden sich Täfelungen aus ungarischer Eiche mit fantastischen Tierwesen und Wandmalereien mit Tieren, die die königliche oder kaiserliche Macht repräsentieren. Der durch Pflanzenmotive inspirierte Stil der Friese nimmt mit 30 Jahren Vorsprung den Jugendstil* vorweg. Der Kamin ist mit dem Wappen der Herzöge von Orleans geschmückt. Die Sitzbank mit umkehrbarer Rückenlehne wurde von Viollet-le-Duc entworfen. 5 Der Saal für temporäre Ausstellungen. Auf dem Kamin befindet sich ein Fries mit den verschlungenen Initialen von Napoleon III. und dessen Gattin Eugénie de Montijo. 6 Das Arbeitszimmer ist mit den Symbolen des Kaiserreichs geschmückt, zu Ehren Napoleons I. (Biene), Napoleons III. und dessen Gattin (Adler). Die Täfelungen sind mit einem Fries geschmückt, auf dem fantastische Pflanzen und Tiere ineinander verschlungen sind. Auf dem Schreibtisch steht eine Büste von Viollet-le-Duc. Die Toilette mit Wasserspülung weist einmal mehr auf die Modernität dieses Schlosses aus dem 19. Jahrhundert hin. 7 Das herrschaftliche Schlafgemach befindet sich im Turm Julius Cäsar. Dieser Raum wurde aufgrund des geänderten Restaurierungsvorhabens nie genutzt: denn das Schloss wurde als Museum des Mittelalters und nicht als kaiserliche Residenz genutzt. Viollet-leDuc bezieht sich bei der Gestaltung des gemalten Frieses oben an den Wänden auf die Ikonographie des Mittelalters und stellt das Leben eines Ritters aus dem 14. Jahrhunderts dar. Die Dekoration des Kaminsimses zeigt verschiedene Jagdgewohnheiten. Die Prunkräume und der Waffensaal 8 Der Saal mit den Handfeuerwaffen ist ein Vorzimmer, in dem Napoleon III. auf den Wappen aus Holz die Handfeuerwaffen seiner Privatsammlung ausstellte. 9 Der Saal der Preuses, war ehemals ein Gerichtssaal und wurde später von Viollet-le-Duc in Anlehnung jenen im Schloss Coucy im Departement Aisne umgestaltet. Der reich verzierte Saal verfügt über ein Gewölbe aus Metall, als Beweis dafür, dass der Architekt durchaus bereit war, Werkstoffe aus seiner Zeit zu verwenden. Auf dem Kaminsims befinden sich die neun Preuses*: in der Mitte trägt Semiramis, Königin von Babylon, die Gesichtszüge von Kaiserin Eugénie, die übrigen Figuren jene ihrer Hofdamen. Besucher fanden sich hier ein, um die Rüstungssammlung Napoleons III. zu bewundern, die nach dem Fall des Kaiserreichs im Jahre 1870 ins Armee-Museum im Invalidendom in Paris überstellt wurde. Der kaiserliche Adler thront über den Statuen von Karl dem Großen und seiner vier Gefährten: Bischof Turpin, Roland, Olivier und Wilhelm von Oranien. Darstellung der Verteidigungsarchitektur des Mittelalters 10 Der Turm Alexander zeigt seine steinerne Basis aus dem 14. Jahrhundert und den oberen Abschnitt, der nach Zerstörung mit gehauenen Steinen aus dem 19. Jahrhundert neu gestaltet wurde. Unter dem Turm befindet sich eines der vier Verliese des Schlosses. 11 Der Wehrgang ist überdacht. Die Türme, die basierend auf einem alten Mauerwerk neu aufgebaut wurden, statten das Schloss mit einem bemerkenswerten Abwehrsystem aus: mit einer Doppelabdeckung der Mauern und Türme, einem doppelten Wehrgang auf zwei Ebenen, teilweise in die Mauer eingelassen und teilweise überstehend, mit Pechnasen*. Die Fenster bieten einen wunderbaren Blick auf die Stadt mit ihrer Kirche, dem Sabatier Haus, dem Schloss Jonval, den alten Thermen, dem alten Bahnhof und dem See. 12 Die Kasernenräume sollen für die Wachsoldaten bestimmt gewesen sein. Sie gehören zu den ältesten Gebäudeteilen des Schlosses. 13 Die Doppeltreppe, auf der man nach oben und unten gelangt, ohne einander zu begegnen, geht auf Modelle aus der Renaissance zurück. 14 Die Kellerräume, deren Mauern aus dem 14. Jahrhundert stammen, sind über eine monumentale zweiläufige Treppe erreichbar. Die Gewölbe wurden im 19. Jahrhundert neu errichtet. Anhand zweier großer Heizapparate, die von Violletle-Duc eingerichtet wurden, konnten die Wohnräume „zentral“ beheizt werden. *Erläuterungen auf der Rückseite des Faltblatts.