Mit Mack und FTF auf Oldie-Tour
Transcription
Mit Mack und FTF auf Oldie-Tour
STM Extra Der FTF aus dem Baujahr 1979 wurde ursprünglich als 5-Achs-Kipper gebaut. Fuhrunternehmer Jan Hoek baute ihn zur Zugmaschine um. Komplettiert wird das Ganze durch den NooteboomAuflieger. Mit Mack und FTF auf Oldie-Tour Sie sind ungleiche Brüder: Der niederländische FTF und der US-amerikanische Mack. Dennoch haben die beiden mehr gemeinsam als nur die Teilname an der Deutschlandfahrt für historische Nutzfahrzeuge im Vorfeld der IAA. Text: Klaus-P. Kessler, Fotos: Kessler, Küppers Man hört sie schon, lange bevor die jeweils markante Silhouette des 12 t schweren Mack-Haubers oder des plattgesichtigen FTF im Sichtfeld erscheinen. Unüberhörbar und ungewöhnlich hoch drehen die Detroit-Diesel. Unterstützt wird das „akustische Drehmoment“ der rund 3.000 Umdrehungen des Zweitakt- V 8 zudem von der Automatikschaltung. Beide Lkw haben eine bewegte Geschichte. Der Mack B 81 SX des Baujahres 1959 (gebaut von 1955 bis 1966) transportierte bis 1968 Schiffspropeller für eine Werft in den Niederlanden, um dann bis 1995 für das bekannte Spezialunternehmen Mammoet Schwertransporte zu fahren. Dann verschlug es den schon betagten Truck für ein 54 Jahr in den Senegal um dann, wieder zurück in den Niederlanden, komplett restauriert zu werden. Seither genießt Eigner Gerard-Jan van den Herik aus Amersfoort Ausflugsfahrten mit dem ungewöhnlichen Gefährt samt Nooteboom- Tieflader. Man machte sich einen Namen im Schwerlastbereich, 100 t Zuggewicht waren keine Seltenheit. Zwanzig Jahre jünger als der Mack und dennoch ein naher Verwandter ist der FTF. Er entstammt einer kurzen, aber starken Episode in der Nutzfahrzeughistorie: Auf der Nutz- fahrzeugmesse RAI in Amsterdam im Jahr 1966 präsentierte der Fahrzeugbauer Floor B.V. aus dem niederländischen Wijchen der Öffentlichkeit den ersten eigenen Motorwagen. Unter dem Kürzel FTF, es stand für Floor Truck Fabriek, baute man fortan neben gezogenem Material auch jene Kraftprotze, die heute sehr selten geworden sind. Das Fahrzeugbauunternehmen Floor baute seit 1955 Anhänger und übernahm zudem die Vertretung des amerikanischen Motorwagen-Herstellers Mack für die Niederlande. Die schweren Zugmaschinen aus Übersee passten gut zu den oft auf hohe Lasten ausgelegten Aufliegern. Man machte sich einen Namen im Schwerlastbereich, 100 t Zuggewicht waren keine Seltenheit. Doch die Verbindung mit Mack war nicht von Dauer. Unternehmer Floor wollte aber die Kombination aus (amerikanischer) Kraft und Tragfähigkeit weiter fortführen. Die Idee eines eigenen Motorwagens entstand. Umgesetzt wurde sie durch Verwendung von Komponenten anderer Hersteller. Die bis zu 500 PS starken Motoren kamen wie beim Mack von Detroit Diesel, das Fahrerhaus von Leyland aus Großbritannien, während die Fahrgestelle der mit bis zu fünf angetriebenen Achsen ausgerüsteten Zugmaschinen und Kipper in eigener Fertigung hergestellt wurden. Das unternehmerische Engagement wurde belohnt: 1972 erhielt FTF einen Großauftrag der Königlichen Niederländischen Streitkräfte zum Bau von Schwerlast-Kombinationen zum Transport von Panzern. Es folgten Aufträge zur Lieferung von Terminal-Schleppern für den Rotterdamer Hafen. Sogar Übersee-Exporte, zum Beispiel mehrerer 6x6 FTF an eine Ze- Schwertransportmagazin STM Nr. 13 | 2007 STM Extra Der Mack B 81 SX stammt aus dem Jahr 1959. Sein Besitzer, Gerarad-Jan van den Herik, genießt Ausflugsfahrten mit dem Oldie samt Nooteboom-Tieflader. Very british: Historisches Fahrzeug von Scammell. mentfabrik in den kolumbianischen Anden, füllten die Orderbücher. 1995 wurde wegen der gering gewordenen Nachfrage die Produktion eingestellt. Bis dahin baute FTF knapp 650 Fahrzeuge. Seither beschränkt sich die Floor B.V. wieder auf die Entwicklung und Herstellung gezogener Einheiten und lieferte 2001 den ersten 25 mZug für den bis November 2006 laufenden Großversuch des Niederländischen Verkehrsministeriums. Guter Klang „Oldie“-Rendevous: Kaelble trifft Antonov am Technik Museum. STM Nr. 13 | 2007 Schwertransportmagazin Der hier vorgestellte FTF aus dem Baujahr 1979 war ursprünglich als 5-Achs-Kipper gebaut und an van Ecke in Den Haag ausgeliefert worden. Nach mehreren Halterwechseln entdeckte der heutige Eigner, Fuhrunternehmer Jan Hoek aus Maarssen, das Gefährt bei einer Autoverwertung in Wert. Über einen Zeitraum von mehr als zweieinhalb Jah- ren restaurierte er das Fahrzeug und baute es zu einer Zugmaschine um, wobei er das Fahrgestell um eine Achse einkürzte. Das jetzt mit zwei Lenk-und zwei Antriebsachsen ausgerüstete und gut 6 m lange Gerät wird von einem Detroit Diesel V8 mit 410 PS angetrieben. Das Leergewicht der ,,niederländischen Wuchtbrumme“ beträgt satte 11.040 kg. Die Kraftübertragung erfolgt – wie beim zwanzig Jahre älteren Mack – über eine Allison-Automatik. Weitere Details des FTF sind seine Knorr-Bremsen, die Achsen von Kirkstal und die Michelin-Bereifung. Abgerundet hat ,,Käptn Hoek“ seinen Zug mit einem 13,5 m langen Auflieger von Nooteboom. Zusammen ergeben beide Schwerlast-Gespanne wohl die ungewöhnlichsten Kombinationen, die auf Oldtimerfahrten eingesetzt werden. Bei der 9. Deutschlandfahrt für historische Nutzfahrzeuge waren der seltene FTF und der markante Mack Attraktionen, optisch und akustisch. 55