Duale Hochschule Baden-Württemberg Ravensburg
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Ravensburg Duale Hochschule Baden-Württemberg Ravensburg Stabilisierung der Europäischen Währungsunion und Implikationen für Private Geldanlage Kritische Betrachtung der Euro-Krise am Beispiel Griechenlands und ökonomische Bewertung der Stabilitätsmaßnahmen Betreuender Hochschullehrer: Prof. Dr. Friedrich Then Bergh Studentische Teammitglieder: Ralf Genal André Lang Pia Richter Matthias Schmidt Carolin Stadali Beitrag zum Postbank Finance Award 2011 Stabilisierung der Europäischen Währungsunion Kritische Betrachtung der Euro-Krise am Beispiel Griechenlands und ökonomische Bewertung der Stabilitätsmaßnahmen Beitrag zum Postbank Finance Award 2011 Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis .............................................................................................................. I Abkürzungsverzeichnis .................................................................................................... II Abbildungsverzeichnis .................................................................................................... III Tabellenverzeichnis..........................................................................................................IV 1. Grundlagen ................................................................................................................ 1 1.1. Diskutierte Zukunftsszenarien ........................................................................... 1 1.2. Komplexität der national individuellen Problemstellungen ............................ 3 1.3. Ziel einer kollektiven Strategie ........................................................................... 5 2. Renditeentwicklung europäischer Staatsanleihen ................................................. 8 2.1. Theoretische Grundlagen ................................................................................... 8 2.1.1. Begriffsabgrenzung ............................................................................................. 8 2.1.2. Klassische Einflussfaktoren auf die Renditeentwicklung ............................. 10 2.2. Vergleich der deutschen und griechischen Staatsanleihen .......................... 12 2.3. Makroökonomische Situation Griechenlands ................................................ 13 2.3.1. Konjunkturelle Entwicklung ............................................................................. 13 2.3.2. Arbeitsmarkt....................................................................................................... 14 2.3.3. Inflation............................................................................................................... 15 2.3.4. Das Staatsdefizit und der Schuldenstand ....................................................... 17 2.4. Zwischenergebnis ............................................................................................. 21 3. Exkurs: Ausschluss von Krisenstaaten aus der Währungsunion ...................... 22 4. Euro-Rettungsschirm .............................................................................................. 25 4.1. Der Weg zum Euro-Rettungsschirm ................................................................ 25 4.2. Die Funktionsweise des Euro-Rettungsschirms ............................................ 25 4.3. Ermittlung der Haftungssumme ....................................................................... 26 4.4. Beurteilung des Euro-Rettungsschirms .......................................................... 27 4.5. Erweiterung des Haftungsmodells................................................................... 28 5. Eurobonds ................................................................................................................ 30 5.1. Funktionsweise von Eurobonds ...................................................................... 30 5.1.1. Aufbau ................................................................................................................ 30 5.1.2. Möglichkeiten zur Einführung .......................................................................... 33 5.2. Vorteile von Eurobonds .................................................................................... 33 5.3. Kritik an Eurobonds .......................................................................................... 34 6. Fazit .......................................................................................................................... 36 Literatur- und Quellenverzeichnis ...................................................................................V I 2011 Beitrag zum Postbank Finance Award Abkürzungsverzeichnis BIP Bruttoinlandsprodukt bzw. beziehungsweise CAC Collective Action Clauses EFSF Finanz-Stabilitäts-Fazilität EU Europäische Union EFSF European Financial Stability Facility EWF Europäischen Währungsfonds EZB Europäische Zentralbank HVPI Harmonisierter Verbraucherpreisindex i.d.R. in der Regel IWF Internationaler Währungsfond Mrd. Milliarden OECD Organisation for Economic Cooperation and Development PIIGS Portugal, Irland, Italien, Griechenland, Spanien u.a. unter anderem II Beitrag zum Postbank Finance Award 2011 Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Vergleich deutscher und griechischer 10-jähriger Staatsanleihen..................... 12 Abbildung 2: Inflationsraten im Euro-Währungsgebiet in Prozent.......................................... 15 Abbildung 3: Griechisches Haushaltdefizit (in % des BIP) ursprünglich gemeldeter und später revidierter Werte..................................................................................................................... 18 Abbildung 4: Zahlungsströme bei der Emission von Eurobonds............................................ 32 III Beitrag zum Postbank Finance Award 2011 Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Griechenlands Staatsdefizit (2006-2008) ............................................................... 17 IV Beitrag zum Postbank Finance Award 2011 1. Grundlagen Nach der schrittweisen Einführung des Euro als europäische Gemeinschaftswährung in den Jahren 1999 als Buchgeld und 2002 als Bargeld, steht der Euro erstmals in seiner Geschichte vor einer existenziellen Krise. Der amerikanische Nobelpreisträger für Wirtschaftswissenschaften Milton Friedman sah die Gefahr seinerzeit bereits bei der Einführung des Euro, dass „die Mitgliedsländer mit ihrer unterschiedlichen Wirtschaftspolitik […] künftig viele Probleme bekämpfen müssen“1. Zudem war Friedman der Auffassung, dass “the euro would not survive the first major European economic recession.”2 Die Märkte haben das einstige Vertrauen in den Euro verloren. Aber nicht nur institutionelle Anleger reagieren sensibel. Auch unter der Bevölkerung stößt der Euro mehr und mehr auf Ablehnung. Laut infratest dimap, einem in Berlin ansässigen Umfrageinstitut, sind die Skeptiker gegenüber dem Euro in der Mehrzahl. Auf die Frage, ob der Euro für die Umfrageteilnehmer Vor- bzw. Nachteile bringen würde, antwortete die Mehrheit sowohl im Jahr 2001 (45 Prozent) als auch im Jahr 2010 (60 Prozent) negativ. Die Befürworter blieben über die Jahre konstant bei einer Zustimmungsquote von 32 Prozent. Gar 57 Prozent wünschen sich die D-Mark zurück.3 Ein konträres Bild liefern Umfragewerte aus der zweitgrößten Volkswirtschaft im Euro-Raum. Nur 28 Prozent der Franzosen möchten im Januar 2011 wieder mit dem Franc bezahlen. 72 Prozent sprechen sich für den Euro aus.4 1.1. Diskutierte Zukunftsszenarien Sämtlich denkbare Hypothesen zur Zukunft des Euro werden aktuell auf Podiumsdiskussionen oder in Medien erörtert. Aufbauend auf der Ablehnung des Euro in Deutschland von 57 Prozent werden die Rufe nach der D-Mark stetig lauter. Als größter Nettozahler innerhalb der EU kommt Deutschland eine Signalstellung zu. Je höher die Nettobeiträge werden, desto höher wirkt ein innenpolitischer Druck auf die Bundesregierung.5 Dabei vertreten nicht nur Hardliner die Rückkehr zur D-Mark. Bereits vor 12 Jahren klagte Joachim Starbatty, Volkswirtschaftsprofessor in Tübingen, erfolglos gegen die Einführung des Euro.6 Argumente, die in diese Richtung abzielen, finden zunehmend Zuspruch. 1 o.V. (2001): Nobelpreisträger Milton Friedman hält den Euro für unterbewertet. Lachmann, D. (2010): Maybe Milton was right about the euro. 3 Vgl. ARD-Deutschland TREND – Dezember 2010. 4 Vgl. Ifop pour France Soir - Les Français et la sortie de l’Euro. 5 Vgl. o.V. (2010): Deutschland muss als größter Nettozahler seine Interessen wahren. 6 Vgl. Interview Joachim Starbatty: „Aus der Währungsunion wird eine Inflationsunion“. 2 1 Beitrag zum Postbank Finance Award 2011 Erschwerend kommt für die europäische Gemeinschaftswährung hinzu, dass viele Bürger die D-Mark als Symbol des Wirtschaftswunders deuten. Rein theoretisch wäre nach Meinung des Währungsexperten Barry Eichengreen von der University of California eine Rückkehr zur alten Währung möglich.7 Als wesentlicher Vorteil dieses Szenarios gilt das Einsparpotential der EU-Gelder. Die Signalwirkung und eine damit einhergehende politische Isolation wären allerdings verheerend. Aufgrund der fiktiv kräftigen Aufwertung der Währung, die als Konsequenz aus den Kapitalzuflüssen in eine mit AAA bewertete Anlage entsteht, müsste Deutschland mit einer Verteuerung der Ausfuhren rechnen. Angesichts der Tatsache, dass die größten Handelspartner mit Frankreich, United Kingdom, Niederlande und Italien EU-Mitglieder sind, dürfte sich der Effekt unmittelbar auswirken. Einzige Ausnahme sind die Vereinigten Staaten von Amerika.8 Insgesamt betrug der Anteil der exportierten Waren aus Deutschland in europäische Länder 746,6 Mrd. €, was einem Anteil von 75 Prozent entspricht.9 Durch die Zusammensetzung der Exportgüter ist allerdings ersichtlich, dass Deutschland hauptsächlich Automobile, Maschinen sowie Pharmazieprodukte exportiert, die über einen maßgeblichen Teil mit dem Label Made in Germany als Qualitätsprodukt veräußert werden.10 Eine weitere denkbare Alternative ist die Realisierung von sog. Haircuts. Anleger, die entsprechende Anleihen besitzen, verzichten auf einen prozentualen Anteil ihrer jeweiligen Forderungen in Form von bspw. reduzierten oder ausgesetzten Zinszahlungen oder einer Laufzeiterweiterung. In erster Linie werden Anleger bei einer derartigen Form an den Kosten beteiligt. Der Verzicht setzt eindeutige Anreize gegen moralisches Fehlverhalten (moral hazard), da eine hohe Rendite bei gleichzeitiger Absicherung durch den europäischen Rettungsfonds ausgeschlossen ist. Nachteilig wirkt sich aus, dass in der gegenwärtigen Situation ein solcher Forderungsverzicht teils hohe Abschreibungen zur Folge haben könnte. Derzeit belaufen sich die Forderungen der deutschen Banken gegenüber den PIIGS-Staaten (Portugal, Italien, Irland, Griechenland, Spanien) auf circa 437 Mrd. Euro.11 Bei Abschreibungen in entsprechender Höhe ist mit einer Destabilisierung des hoch vernetzten Bankensystems zu rechnen. Die Politik bezieht eindeutig Stellung: Angela Merkel befürwortet eine Partizipation der privaten Geldgeber mit der Begründung, es gäbe kein Geschäft bei dem der Steuerzähler das Risiko trägt.12 Grundlage für ein neuartiges Konzept soll demnach ein striktes Anpassungsprogramm sein. Geplantes Kernelement sind Klauseln, die bei Zahlungsunfähigkeit eines Landes 7 Vgl. Interview Barry Eichengreen: „Deutschland könnte D-Mark wieder einführen“. Vgl. Deutschlands wichtigste Handelspartner 2009. 9 Vgl. Drei Viertel aller deutschen Exporte gehen nach Europa. 10 Vgl. Einfuhr und Ausfuhr nach d. Güterabteilungen d. Güterverzeichnisses für Produktionsstatistiken 2009. 11 Vgl. Auslandsforderungen deutscher Banken an ausgewählte Länder. 12 Vgl. Schäfers, M.: Private sollen an Euro-Rettung beteiligt werden. 8 2 Beitrag zum Postbank Finance Award 2011 erlauben, die Zahlungsbedingungen zu ändern. Ab 2013 sollen alle ausgegebenen Staatsanleihen innerhalb der EU mit den CACs (Collective Action Clauses) versehen werden.13 Bei Verwendung der entsprechenden Klauseln können eine Laufzeitverlängerung, eine Zinssenkung, ein Schuldenschnitt oder eine Kombinationsmöglichkeit die Konsequenz bedeuten. Dieser Sicherheitsmechanismus wird die Attraktivität von Staatsanleihen verringern. Eine ähnliche Grundidee verfolgte bereits der Brady Plan in den 80er Jahren. Den Gläubigern wurde damals eine Wahloption zwischen Discount-Bonds, die die Höhe der ursprünglichen Forderungen um ungefähr ein Drittel reduzierte, dafür aber einen marktüblichen Zins erhielten, und Par-Bonds, bei denen die Nominalforderung gleichbleit, aber dafür mit niedrigeren Zinsen als am Markt bedacht wurden.14 Trotz drastischer Reformen in Griechenland, u.a. Senkung der Staatsausgaben, rechnen Marktakteure langfristig mit einer Umschuldung, da die Schuldenlast nach wie vor bei 140 Prozent des BIP liegt.15 Die aktuelle Situation wird Geld kosten. Es ist nur die Frage, ob der Steuerzahler in Form von Kreditbürgschaften aufkommt oder die Käufer von Staatsanleihen in Form von Verlusten. Ökonomisch scheint ein Forderungsverzicht eine denkbare Alternative zu sein. 1.2. Komplexität der national individuellen Problemstellungen Der Druck auf die Mitgliedsländer sich auf einen gemeinsamen Konsens zu einigen war selten größer. Die finanzielle Situation in Griechenland, Portugal und Irland drängt die politischen Entscheidungsträger zur Handlung. Es wird zunehmend offensichtlich, dass die bisherige Währungsunion und die damit reduzierten Zinssätze für entsprechende Staaten nicht für die Staatshaushalte genutzt wurde. Während in Spanien die Mittel zum Immobilienboom führten16, flossen beispielsweise in Griechenland in die unnötige Ausdehnung des Staatsapparates. Es wird davon ausgegangen, dass in insgesamt über 700 Staatsbetrieben, die als überflüssig eingestuft werden, EU-Mittel versickert sind.17 Mit dem Beschluss des dauerhaften Rechtes der Ausgabe von Notkrediten an Staaten, scheint die erste Maßnahme in Richtung Transferunion gemacht zu sein.18 In kritischen Situationen sind Transfers häufig unabdingbar, allerdings muss darauf geachtet werden, dass diese nicht zum Normalfall werden. Die negativen Anreize einer Dauerlösung verleiten geradezu zum Fehlverhalten. Dennoch ist eins klar: „Scheitert der Euro, dann scheitert Europa“19, 13 Vgl. Berschens, R. (2011): Ringen um stabileren Rettungsschirm. Vgl. Braunberger, G. (2011): Der Plan des Nicholas Brady. 15 Vgl. Kühnlenz, A. (2011): Wie Athen die Schuldenlawine aufhalten will. 16 Vgl. Müller, S. (2007): Die Makler machen als Erste dicht. 17 Vgl. Jessen, C. (2010): Griechen wüten gegen die Prass-Wirtschaft. 18 Vgl. Fischer, M. (2010): Angriff auf die Stabilitätsfestung. 19 o.V. (2010): Scheitert der Euro, dann scheitert Europa. 14 3 Beitrag zum Postbank Finance Award 2011 so Angela Merkel in ihrer Regierungserklärung. Auf Dauer sind die einzelnen europäischen Staaten in der weltweiten Konkurrenz gegen Brasilien, Russland, China, Indien, Japan und den USA zu klein, um nachhaltig bestehen zu können. Was die Verarbeitung und die zu treffenden Maßnahmen zunehmend schwierig macht, ist die Tatsache, dass die Probleme der einzelnen Staaten teilweise sehr differenziert einzuordnen sind. Während Irland bislang häufig als „Musterknabe“ innerhalb der EU herangezogen wurde, war die finanzielle Problematik von Griechenland nicht besonders überraschend. Nach aufkommenden Zweifeln und einer genaueren Prüfung der in der Vergangenheit eingereichten Defizitzahlen Griechenlands wurde bekannt, dass die Verschleierung über Jahre betrieben wurde. In 2009 wurde aufgrund falscher Zahlen noch ein griechisches Staatsdefizit von 3,7 Prozent prognostiziert, und damit nur 0,7 Prozent über der Neuverschuldungsgrenze von maximal 3,0 Prozent des BIP der EU-Konvergenzkriterien, dabei betrug der korrekte Wert 12 Prozent der Wirtschaftsleistung.20 Speziell strukturelle Probleme sind für die Situation Griechenlands verantwortlich. Bei der Analyse des BIP von 2008 ist besonders auffallend, dass das produzierende Gewerbe nur 13,6 Prozent zum BIP beiträgt (zum Vergleich: In Deutschland beträgt der Wert 26,2 Prozent).21 Die griechische Wirtschaftsleistung stützt sich zum großen Teil auf die Bereiche Konsum und Tourismus. Die Auswirkungen der Sparmaßnahmen können einen negativen Effekt zur Folge haben. Der wohl gewichtigste Faktor wird der Gehaltsstopp bzw. die Einkommenskürzungen spielen. Zusätzliche Effekte wie Kürzungen der Weihnachts- und Urlaubsgeldregelungen oder weitere Zulagenstreichung werden die Konsumlage negativ beeinflussen. Erschwerend kommt hinzu, dass die Mehrwertsteuer zum wiederholten Mal angehoben wurde. Irland hingegen kämpft mit grundverschiedenen Problemen. Im Gegensatz zu Griechenland besitzt Irland eine industrielle Basis, die mehr als ein Viertel des BIP verantwortet (26,3 Prozent).22 Die Iren kämpfen mit der horrenden Auslandsverschuldung der Unternehmen und des privaten Sektors. Mit einem Anteil von 68 Prozent an der gesamten Auslandsverschuldung in Höhe von 620 Mrd. $ treten die Probleme eher im mikroökonomischen Bereich auf.23 Im Vergleich dazu beträgt der Anteil der privaten Auslandsverschuldung in Spanien (46 Prozent), in Griechenland (41 Prozent) und in Portugal (50 Prozent). Irland hat im Vergleich mit Griechenland nicht die Problematik der hohen Staatsverschuldung, sondern einer hohen Verschuldung des Bankensektors. In vielen 20 Vgl. Baring, A. (2010): Die Tricks der Griechen. Vgl. Hutterer, M. (2010): Staatsverschuldung in Griechenland. 22 Vgl. Wirtschaftskammer: Wertschöpfung nach Sektoren. 23 Vgl. Losse, B. (2010): Dem Abgrund immer näher. 21 4 Beitrag zum Postbank Finance Award 2011 Ländern der Europäischen Union liegt das Verhältnis von Bilanzsumme des Bankensektors zum BIP bei dem Zwei- bis Vierfachen. In Irland lag dieser Faktor bei ungefähr zehn.24 Allerdings muss im irischen Kontext beachtet werden, welche der Banken im Eigentum der Inländer sind und damit im Krisenfall primär durch staatliche Garantien stabilisiert werden müssten und welcher Anteil der Banken sich im Besitz ausländischer Gesellschaften befindet. Im letzteren Fall würden diese im Krisenfall im Verantwortungsbereich der übergeordneten Konzerngesellschaften liegen. Dennoch bietet die aktuelle Situation die Gelegenheit, Entscheidungen nachzuholen bzw. zu treffen, die für den zukünftigen Erfolg des Euro notwendig sind. Einmal mehr wird deutlich, dass der Euro keinen optimalen Währungsraum darstellt. Viele Kriterien wie flexible Preisgestaltung, Mobilität der Arbeitskräfte, integrierte Märkte oder eine identische Wirtschaftspolitik sind allenfalls partiell erfüllt. Als Referenzwerte dienen exemplarisch die Mobilität der Arbeitskräfte und die einheitliche Wirtschaftspolitik. Die Mehrzahl der Analysen kommt zu dem Resultat, dass die Eurozone insgesamt eine geringe Mobilität aufweist.25 Dies mag im Unterschied zu den Vereinigten Staaten von Amerika nicht zuletzt auf die „Sprachbarriere“ zurückzuführen sein. Auf die Frage, ob die Teilnehmer bereits in einem fremden Land gelebt bzw. gearbeitet haben, antworteten 84 Prozent mit Nein.26 Nur 17 Prozent der befragten Europäern hat in der Zukunft die Absicht in einem anderen Land zu arbeiten. Drei Viertel hingegen erklären dagegen, keinen Standortwechsel zu planen. Insbesondere die skandinavischen Länder befürworten einen Landeswechsel (Dänemark 51 Prozent; Estland 38 Prozent; Schweden 37 Prozent; Finnland 35 Prozent). Als sehr heimatbezogen gelten dagegen Italien, Österreich und Griechenland; dort kann sich noch nicht mal jeder Zehnte einen Arbeitsaufenthalt im Ausland vorstellen. 1.3. Ziel einer kollektiven Strategie Eine einheitlich abgestimmte Wirtschaftspolitik ist aufgrund der Kompetenzbeschränkung der EU nicht realisierbar. Verhandlungen und politische Aussagen werden meist von nationalen Interessen dominiert. Als exemplarisches Beispiel dient die Ratifizierung des Vertrags von Lissabon, dessen Ziel eine verbesserte Handlungsfähigkeit der Union ist. Um ein Inkrafttreten des Vertrages von Lissabon zu gewährleisten, waren die Mitgliedsstaaten dazu angehalten, gemäß der jeweiligen nationalen Bestimmungen zu ratifizieren. Aufgrund mehrerer nationaler Entscheidungen verzögerte sich die Ratifizierung. 24 Vgl. Kater, U. (2011):Gegenwärtige Bestrebungen zur Stabilisierung des Euros können nur Zeit kaufen. Vgl. Duwendag. et al (1999), Eichengreen (1993), Blanchard & Katz (1992). 26 Vgl. Europäische Kommission (2010): Mobilität von Arbeitnehmern. 25 5 Beitrag zum Postbank Finance Award 2011 In Deutschland fiel die finale Entscheidung vor dem Bundesverfassungsgericht;27 in Tschechien fehlte zunächst die Zustimmung des Senats; in Polen verweigerte Präsident Kaczynski die Unterschrift und in Irland konnte eine Mehrheit erst in einem zweiten Volksreferendum erzielt werden. Neueste Streitursache ist in Bezug auf Irland der Körperschaftssteuersatz in Höhe von 12,5 Prozent. Die Ankündigung des irischen Finanzministers Brian Lenihan, dass der Körperschaftssteuersatz unverändert bei 12,5 Prozent bleiben würde, wurde mehrfach kritisiert.28 „Es kann nicht sein, dass Unternehmen und Einwohner in Irland weniger Steuern zahlen, als Unternehmen und Einwohner in den Staaten, die Hilfe leisten“29, sagte Niedersachsens Finanzminister Hartmut Möllring. Langfristig ist damit zu rechnen, dass Irland aufgrund des Drucks der Mitgliedsstaaten bei der Haushaltskonsolidierung um Steuererhöhungen wohl vermeiden können wird, um so die Einnahmen zu erhöhen. Unter allen 33 OECD-Ländern hat Irland den niedrigsten Unternehmenssteuersatz.30 Durch die niedrige Besteuerung, die hauptursächlich für die Anziehungskraft Irlands als Unternehmensstandort verantwortlich ist, kann Irland eine beträchtliche Anzahl an Unternehmenssitzen vorweisen. Neben namhaften US-Konzernen wie Apple, Google, Intel und HP, die Irland als Standort für ihre Europazentrale wählten, befinden sich auch zahlreiche Tochterunternehmen deutscher Konzerne auf der „grünen Insel“. Die irische Regierung argumentiert, dass höhere Belastungen der Unternehmen in Form von Steuererhöhungen eine finanzielle Erholung deutlich erschweren würde. Desweitern verweisen Lobbyisten auf die weltweite Konkurrenz um Investments. Da die Steuerpolitik innerhalb der EU nicht aufeinander abgestimmt ist, obliegt die Steuergesetzgebung nationalen Beschlüssen. Der Einfluss der übrigen Mitgliedsstaaten bleibt somit auf den politischen Dialog beschränkt. Das Ergebnis ist ein Trend zu einer sinkenden Unternehmensbesteuerung, der seit zwei Jahrzehnten in der Union zu beobachten ist.31 Die reine Körperschaftsteuer ist in Deutschland mit 15 Prozent nur marginal höher als in Irland.32 Zusätzlich erhebt jede Kommune mittels individuellen Hebesatz die Gewerbesteuer. Dass die Steuergesetzgebung innerhalb der Union auch zukünftig in nationaler Zuständigkeit bleiben soll, hatte sich Irland vor dem zweiten Referendum über Zustimmung oder Ablehnung des Vertrags von Lissabon zusichern lassen.33 27 Vgl. Urteil Bundesverfassungsgericht: BVerfG, 2 BvE 2/08 vom 30.6.2009. Vgl. Sheahan, F. (2010): Corporation tax will stay at 12.5pc, Lenihan insists. 29 o.V. (2010): Notenbankchef fordert Verkauf von Banken. 30 Vgl. PWC: Paying Taxes 2011 – The global picture. 31 Vgl. Theurer, M. (2010): Steuern hochumstritten. 32 Vgl. BMF: Körperschaftsteuer. 33 Vgl. Die Ratifizierung des Reformvertrages. 28 6 Beitrag zum Postbank Finance Award 2011 Bleiben die Fürsprecher für eine erheblich engere Zusammenarbeit weiterhin in der Minderzahl, wird die Erwartungshaltung an die Flexibilität der EU-Länder deutlich ansteigen. Zielführend kann nur eine gemeinsame politische Leitlinie zwischen den Mitgliedsländern sein. Die gegenwärtige Sachlage und Maßnahmen zur Festigung des Euro wie etwa der Rettungsfonds sind nur in der Lage mehr Zeit zur Verfügung zu stellen. Langfristig kann die Union nur bestehen, sofern die Wirtschaftspolitik in großem Ausmaß koordiniert wird. Bislang wurden Standardisierungsmaßnahmen oft als Einmischung in die nationale Souveränität ausgelegt. Entscheidend ist das Verständnis für gemeinsame Entscheidungen anstelle von nationalen Egoismen. Am 19. Mai 2010 hat Bundesbankpräsident Weber anlässlich des Haushaltsausschusses des Deutschen Bundestages zum Entwurf eines Gesetzes zur Übernahme von Gewährleistungen im Rahmen eines europäischen Stabilisierungsmechanismus, ein eindrückliches Statement geäußert: „Die jüngsten Entwicklungen haben Schwachstellen des bisherigen finanzpolitischen Regelwerks offengelegt und die wirtschaftlichen Konsequenzen langjährig divergierender Wettbewerbspositionen in der Währungsunion zutage treten lassen. Für die langfristige Solidität der Währungsunion wird es entscheidend darauf ankommen, das bestehende schmale Zeitfenster für Reformen nicht ungenutzt verstreichen zu lassen.“34 Im weiteren Verlauf der Arbeit soll einer genauen Beschreibung der Funktion von Staatsanleihen erfolgen. Weiter wird anhand eines Vergleichs der deutschen und griechischen Staatsanleihe eine Entwicklungstendenz dargestellt, um dann die aktuelle Diskussion der Eurobonds aufzugreifen und die Auswirkungen darzustellen. 34 Vgl. Weber, A. (2010): Die jüngsten Entwicklungen haben die Schwachstellen des bisherigen finanzpolitischen Regelwerks offengelegt. 7 Beitrag zum Postbank Finance Award 2011 2. Renditeentwicklung europäischer Staatsanleihen 2.1. Theoretische Grundlagen 2.1.1. Begriffsabgrenzung Bei Staatsanleihen handelt es sich um Wertpapiere, die Fremdkapital verbriefen und zur Finanzierung des Staatshaushaltes dienen.35 Die Anleihen, die auch als Schuldverschreibungen oder Obligationen bezeichnet werden, dienen dazu, den Kapitalbedarf der Regierung zu decken.36 Die von den europäischen Staatsbanken ausgegebenen Anleihen sind das größte Marktsegment im europäischen Rentenmarkt und der weltweit größte Markt für Staatsanleihen.37 In nahezu allen Ländern tritt der Staat als größter Schuldner auf. Gläubiger können Investoren, oder auch private Haushalte sein, die dann vom Schuldner zum einen die vertraglich vereinbarten Zinsleistungen erhalten und zum anderen am Ende der Laufzeit den Nominalbetrag bzw. den face value oder Nennwert.38 Staatsanleihen können mit kurzfristiger, mittelfristiger oder langfristiger Laufzeit ausgestattet sein. Unter kurzfristig versteht man Anleihen, die täglich verfügbar sind und mit dem klassischen Tagesgeldkonto vergleichbar sind.39 Bei Staatsanleihen mit mittelfristiger Laufzeit ist das Kapital i.d.R. ein bis zwei Jahre gebunden, wobei in diesem Zeithorizont auch Laufzeiten bis zu sieben Jahre fallen. Bei längerfristigen Anlagen kann es sich um eine Laufzeit von bis zu 30 Jahren handeln.40 Der Zins einer Staatsanleihe ergibt sich aus dem Potentialwachstum der (globalen) Wirtschaft, der Inflationsrate und der Ausfallwahrscheinlichkeit der Anleihe.41 Der Zinsunterschied europäischer Staatsanleihen im Euroraum ist, verstärkt im Zuge der Finanzkrise, auffallend. Betrachtet man die Zinsmargen, die Finanzinvestoren für ihr Risiko der Kapitalüberlassung einfordern, so lässt sich erkennen, dass diese teilweise stark von einander abweichen. Deutschland, als größte Volkswirtschaft Europas, wird hierbei als Benchmark herangezogen.42 So bringt eine deutsche Staatsanleihe mit Laufzeit zwei Jahre dem Anleger beispielsweise im Februar 2011 eine Rendite von 2,19 Prozent. Eine mit gleicher Laufzeit zeichnet eine französische Staatsanleihe eine Rendite von 1,61 Prozent ab und eine griechische Staatsanleihe mit dieser Laufzeit notiert eine Rendite von 35 Vgl. http://www.geld-magazin.info (Stand 11.02.2011). Vgl. Sperber (2009), S. 252. 37 Vgl. Dembowski /Ehrlich (2001), S. 92. 38 Vgl. Spremann / Gantenbein (2007), S. 17. 39 Vgl. http://www.geld-magazin.info (Stand 11.02.2011). 40 Vgl. http://www.geld-magazin.info (Stand 11.02.2011). 41 Vgl. Welt.de (2010). 42 Vgl. http://www.nzz.ch (Stand 11.02.2011). 36 8 Beitrag zum Postbank Finance Award 2011 13 Prozent.43 Im Zehnjahresbereich verspricht eine deutsche Staatsanleihe 3,28 Prozent, die Französische 3,66 Prozent und der Inhaber einer griechischen Anleihe werden 11,43 Prozent zugesagt.44 Der Zins einer Staatsanleihe ergibt sich aus dem Potentialwachstum der (globalen) Wirtschaft, der Inflationsrate und der Ausfallwahrscheinlichkeit der Anleihe.45 Insbesondere in der Finanzkrise galten Staatsanleihen als relativ sicher.46 Eine genaue Betrachtung der europäischen Staatsanleihen zeigt jedoch diverse Risiken auf.47 Vor der Einführung des Euros wurden Bondspreads (Zinsdifferenzen) unter anderem durch Wechselkursrisiken begründet. Seit der Euro-Einführung gelten die Vorschriften des Stabilitäts- und des Wachstumspaktes. Diese stellen Vereinbarungen dar, die innerhalb der europäischen Wirtschafts- und Währungsunion für wirtschaftliche Stabilität sorgen sollen. Der Stabilitäts- und Wachstumspakt verpflichtet die Mitgliedstaaten der EU einen ausgeglichenen Staatshaushalt zu führen und die Begrenzung der öffentlichen Verschuldung zu beachten.48 Im Hinblick auf Zinsdifferenzen sind insbesondere die Liquidität und die Bonität eines Landes von zentraler Bedeutung. Die Krisenmaßnahmen der europäischen Gemeinschaft vom 9. und 10. Mai 2010 und die darauf folgenden Konsolidierungsmaßnahmen einiger Mitgliedsländer stärkten die finanzielle und wirtschaftliche Stabilität in Europa.49 Durch die beschlossenen Rettungsaktionen wurde die Zinsspreizung diverser europäischer Staatsanleihen zunächst reduziert. Jedoch sind die Konsolidierungsmaßnahmen auf drei Jahre begrenzt. Demzufolge können diese die zehnjährigen Anleihen nicht schützen. Dies war unter anderem ein zentraler Grund, warum die Zinsspreads erneut zunahmen. Zudem führte die Besorgnis über die Verschuldung in einigen Ländern der Währungsunion und das damit verbundene Liquiditätsrisiko dazu, dass die Renditespreads von Staatsanleihen im Euro-Raum erheblich sind.50 Am 7. Mai 2010 lag der durchschnittliche Zinsspread gegenüber der deutschen Staatsanleihe bei 1,08 Prozent. Anschließend fiel der durchschnittliche Spread für einige Wochen. Bereits im Juni 2010 war er jedoch wieder auf 1,1 Prozent gestiegen. Am 11. November 2010 betrug der durchschnittliche Spread zur deutschen Staatsanleihe sogar 1,37 Prozentpunkte.51 43 Vgl. http://anleihen.onvista.de (12.02.2011). Vgl. http://anleihen.onvista.de (12.02.2011). 45 Vgl. Welt.de (2010). 46 Vgl. Müller (2009), S. 148. 47 Vgl. Hummel / Breuer (2001), S. 597. 48 Vgl. Junius et. al. (2002), S. 12. 49 Vgl. OECD (2010). 50 Vgl. OECD (2010). 51 Vgl. Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München (2010), S.4. 44 9 Beitrag zum Postbank Finance Award 2011 In den letzten Jahren sind speziell die Zinsen für die griechischen Staatsanleihen signifikant gestiegen. Als Grund dafür nennt die EZB unter anderem die offizielle Korrektur des griechischen Haushaltsdefizits und die Herabsetzung des Ratings für den griechischen Staat. Dadurch erreichten die Renditesätze der griechischen Staatsanleihe Höchststände Anfang 2009, während die Zinsdifferenzen der anderen Euro-Länder in einem geringeren Maß betroffen waren.52 Dies zeigt, dass eine Herabstufung der Bonität eines Landes durch Ratingagenturen eine Erhöhung der Zinsen für Staatsanleihen verursacht und dadurch größere Bondspreads nach sich zieht. Ein höheres Ausfallsrisiko muss vom Kreditgeber durch überdurchschnittliche Zinsen vergütet werden.53 Grund hierfür ist, dass ein möglicher Ausfall die erwartete Rückzahlung aus Zinskupon und Tilgung mindert.54 Welche Faktoren bei der Renditeentwicklung eine Rolle spielen, soll im nachstehenden Kapitel aufgezeigt werden. 2.1.2. Klassische Einflussfaktoren auf die Renditeentwicklung Vier ökonomische Einflussgrößen können für die Renditeentwicklung europäischer Staatsanleihen von Bedeutung sein: • das Bruttoinlandsprodukt, • die Arbeitslosenquote, • die Preissteigerungsrate und • die Staatsverschuldung. Ein möglicher Einflussfaktor für die konjunkturelle Entwicklung eines Landes dar ist das Bruttoinlandsprodukt. Es gilt als Maß für die Leistungsfähigkeit einer Volkswirtschaft innerhalb eines bestimmten Zeitraumes und stellt eine wichtige Kenngröße der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung dar. Der Arbeitsmarkt - gemessen an den Größen Beschäftigungsquote und Arbeitslosenquote - kann ebenfalls Einfluss auf die Renditeentwicklung nehmen und stellt somit die zweite entscheidende Größe dar. Die Arbeitslosenquote der Euro-Länder lag im Dezember vergangenen Jahres wie bereits im Vormonat bei 10 Prozent. In den Niederlanden (4,3 Prozent) und in Luxemburg (4,9 Prozent) sieht die Lage am Arbeitsmarkt am besten aus. Die höchsten Arbeitslosenquoten weisen Spanien (20,2 Prozent) sowie Lettland (18,3 52 Vgl. Jahresbericht EZB (2009), S. 47. Vgl. Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München (2010), S.4. 54 Vgl. Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München (2010), S.4. 53 10 Beitrag zum Postbank Finance Award 2011 Prozent) aus.55 Hier sind also im Ländervergleich der Euromitgliedstaaten erhebliche Unterschiede zu erkennen. Ein weiterer Einflussfaktor ist die Preissteigerungsrate für Waren und Dienstleistungen die Inflationsrate. Sie drückt den allgemeinen Anstieg des Preisniveaus, gemessen am Verbraucherpreisindex, aus.56 Der Verbraucherpreisindex, der auf „länderübergreifend harmonisierten statistischen Methoden beruht“57, wird einmal im Monat auf Basis eines Warenkorbs erstellt. Inflation führt im Allgemeinen zu einem Wertverfall des Geldes und damit zu einem Verlust seiner Kaufkraft. Die Preisstabilität ist das vorrangige Ziel der Europäischen Zentralbank. Die EZB sieht allerdings nur einem Anstieg des Harmonisierten Verbraucherpreisindexes (HVPI) unter bzw. nahe zwei Prozent die Preisstabilität innerhalb des Euroraumes gewahrt. Mit diesem Beschluss des EZB-Rates im Mai 2003 soll mittelfristig eine Stabilität der Preise gewährleistet sein.58 Die Inflationsrate kann somit auch als ein wichtiger Einflussfaktor auf die Renditeentwicklung herangezogen werden. Als vierter Einflussfaktor auf die Renditeentwicklung europäischer Staatsanleihen soll die Staatsverschuldung aufgeführt werden. Bei den EU-Staaten ist diese in den letzten Jahren deutlich angestiegen.59 Eine genaue Betrachtung des Durchschnitts der Zinsen für 10jährige Staatsanleihen der EU-Länder in den Jahren 1994-2008 zeigt, dass die Zinsen für Staatsanleihen dann gestiegen sind, wenn die Staatsverschuldung der einzelnen Länder im Verhältnis zu ihrem jeweiligen BIP steigen.60 Konjunkturprogramme, die Wirtschaftskrise selbst und Maßnahmen zur Rettung einiger Banken haben viel Geld gekostet. Der Referenzsatz für das Haushaltsdefizit liegt bei drei Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) und die Verschuldung darf 60 Prozent des BIP nicht überschreiten, so die Vorgaben der Maastricht-Kriterien.61 Lag die Kompetenz der Geldpolitik davor in den Händen der jeweiligen Länder, so steht die Ausübung dieser seit Einführung allein der Europäischen Zentralbank (EZB) zu. Die Neigung einzelner Mitgliedsstaaten durch eine expansive Geldpolitik die Haushaltslage zu „verbessern“ ist somit beschränkt. 55 Vgl. http://www.swp.de (Stand 14.02.2011). Vgl. Gerdesmeier (2008), S. 75. 57 Vgl. Gerdesmeier (2008), S. 75. 58 Vgl. Gerdesmeier (2008), S. 8. 59 Vgl. http://www.bundesregierung.de (Stand 14.02.2011). 60 Vgl. Manganelli (2009). 61 Vgl. http://www.bundesregierung.de (Stand 14.02.2011). 56 11 Beitrag zum Postbank Finance Award 2011 2.2. Vergleich der deutschen und griechischen Staatsanleihen Folgendes Schaubild zeigt einen Vergleich der deutschen zur griechischen Staatsanleihe mit einer 10-jährigen Laufzeit. In einem fünfjährigen Betrachtungszeitraum wird der Unterschied in der Renditeentwicklung deutlich. 62 Abbildung 1: Vergleich deutscher und griechischer 10-jähriger Staatsanleihen. Quelle: http://www.bloomberg.com/apps/quote?ticker=GDBR10:IND (Stand 10.03.2011). Vergleicht man die deutsche und die griechische Staatsanleihe mit einer zehnjährigen Laufzeit, so ist festzustellen, dass bis etwa im Juli 2008 ein Gleichlauf der Risikoprämien stattgefunden hat. Der Anstieg auf den Fünf-Jahres Höchststand der deutschen Bundesanleihe von 4,66 % Ende des Julis 2008, bekräftigt die unter Punkt 2.1.2 genannten Ursachen für die Einflussfaktoren auf die Entwicklung der Risikoprämien. Im vorliegenden Fall ist von einer Beeinflussung durch die Konjunkturentwicklung auszugehen, da zu diesem Zeitpunkt die Finanzkrise begann. Im weiteren Zeitverlauf vergrößert sich die Differenz der Renditen. Ab Mai 2010, nach dem fundierten Bekanntwerden des Ausmaßes der griechische Staatsverschuldung steigt die Verzinsung der Staatsanleihen deutlich auf über 11,0 %. Nachhaltige Bestätigungen und weitere Informationen zur ökonomischen 62 Vgl. http://www.bloomberg.com/apps/quote?ticker=GDBR10:IND (Stand 09.03.2011). 12 Beitrag zum Postbank Finance Award 2011 Situation Griechenlands trieben die Renditen weiter in die Höhe. Die starke Korrektur nach unten Mitte Oktober resultierte vermutlich aus der Zusage des Rettungsschirms und dem Aufkauf griechischer Staatsanleihen durch die Europäische Zentralbank. Fraglich ist vor allem beim Verlauf der Risikoprämie der griechischen Staatsanleihe, warum diese nach der Bekanntgabe des Rettungsschirmes nicht drastisch gefallen ist. Ein möglicher Faktor hierfür ist die Erwartungshaltung der Anleger, die vermutlich davon ausgehen, dass der Rettungsschirm nicht ausreicht. Im Gegensatz dazu bewirkte eine schnelle konjunkturelle Entwicklung der Bundesrepublik Deutschland, sowie eine zeitweise negative Inflationsrate ein Fall der Rendite auf den Tiefpunkt von etwa 2,10 %.63 2.3. Makroökonomische Situation Griechenlands Basierend auf den volkswirtschaftlichen Eckdaten aus dem Punkt 2.1.1., sollen diese, in Hinblick auf die Situation Griechenlands, untersucht werden. So wird zunächst auf die konjunkturelle Entwicklung des Landes eingegangen, gefolgt von der Betrachtung des Arbeitsmarktes und der Inflation und schließlich des Staatsdefizits. 2.3.1. Konjunkturelle Entwicklung Das BIP Griechenlands, basierend auf den Zahlen vom 15.02.2011, wird für das vierte Quartal 2010 auf ein Minus von 1,4 Prozent gegenüber dem Vorquartal geschätzt. Im Vergleich zum gleichen Quartal des Vorjahres muss Griechenland ein negatives Wachstum von 6,6 Prozent des BIP hinnehmen. 64 Im Euroraum wird hingegen im vierten Quartal 2010 ein Anstieg des BIP von 0,3 Prozent im Vergleich zum Vorquartal erwartet. Im Vergleich hierzu nahm das BIP in den Vereinigten Staaten von Amerika im gleichen Zeitraum um nur 0,8 Prozent zu, in Japan sank es um 0,3 Prozent.65 Das saisonbereinigte BIP im vierten Quartal 2010 verzeichnete im Euroraum im Vergleich zum entsprechenden Vorjahresquartal einen Anstieg von 2,0 Prozent. Im Euroraum wird für das gesamte Jahr 2011, laut Hochrechungen der Eurostat, eine Wachstumsrate des BIP von 1,7 Prozent erwartet.66 Für Griechenland sieht der IWF hingegen einen Rückgang von vier Prozent voraus, wobei eine Prognose des IWF-Beauftragten für Griechenland, Poul Thomsen für 2012 bereits wieder einen Wachstumskurs 63 http://www.faz.net/-00ofc1 (Stand 09.03.2011). Vgl. Eurostat (2011a), S. 3. 65 Vgl. Eurostat (2011a), S. 1. 66 Vgl. Eurostat (2011a), S. 1. 64 13 Beitrag zum Postbank Finance Award 2011 ankündigt.67 Die Sparprogramme der griechischen Regierung seien der richtige Weg, denn infolgedessen würden wieder Arbeitsplätze geschaffen und eine Einkommenssteigerung erwartet werden, so Thomsen.68 Schätzungen geben an, dass sich das Wirtschaftswachstum Griechenlands auch in 2011 weiter verschlechtern wird. Die Wirtschaftskammer Österreichs prognostiziert einen Rückgang von 3,0 Prozent für 2011.69 Griechenland stellt somit einen der wenigen EU-Staaten dar, bei dem dies der Fall wäre. Ein möglicher Grund für die negative Wachstumsrate kann die steigende Arbeitslosigkeit Griechenlands sein. Im vierten Quartal 2009 war die Arbeitslosenquote bei 10,3 Prozent, so das Nationale Statistikamt ESYE.70 Im Januar 2010 lag die Arbeitslosigkeit im Land bereits bei 11,3 Prozent71, was in der Folge einen Rückgang des Konsums mit sich bringen würde. Geht jedoch der Konsum im Land zurück, wäre in der Konsequenz auch keine Steigerung des Wirtschaftswachstums zu erwarten. Ein Kreislauf, der schwer zu durchbrechen ist. Weiter kann auch der Staat Sparmaßnahmen einleiten. Ansatzweise ist dies 2010 vorgenommen worden, in dem die Regierung dem Parlament im Juni 2010 ein Gesetz zur Erhöhung des Renteneintrittsalters und eine Senkung der Rentenhöhe vorgelegt hat.72 Außerdem wurde die Umsatzsteuer von 19 Prozent auf 23 Prozent angehoben.73 2.3.2. Arbeitsmarkt Lag die Arbeitslosenquote der Euroländer im Februar 2010 bei 9,9 Prozent, so lässt sich seitdem ein leichter Anstieg festhalten. Im Dezember 2010 ermittelt die Eurostat eine saisonbereinigte Arbeitslosenquote von 10,0 Prozent.74 Im Februar 2010 sind in Griechenland 11,0 Prozent der Bevölkerung arbeitslos gemeldet, im September ermittelt die Eurostat bereits eine Quote von 12,9 Prozent.75 Griechenland liegt somit über dem EU-Durchschnitt. Hier könnte als Ursache die Finanzmarktkrise aufgeführt werden, da der Güterhandel zurückgegangen sein könnte und dadurch die Kapazitäten nicht ausgelastet wurden. 67 Vgl. RP Online (2010), o.S. Vgl. RP Online (2010), o.S. 69 Vgl. wko.at (2010), S. 1. 70 Vgl. http://www.griechenland.net, o.V., (Stand 19.02.2011). 71 Vgl. http://www.finanznachrichten.de, o.V. (Stand 19.02.2011). 72 Vgl. RP Online (2010), o.S. 73 Vgl. http://www.spiegel.de , o.V. (Stand 19.02.2011). 74 Vgl. Eurostat (2011b), o.S. 75 Vgl. Eurostat (2011b), o.S. 68 14 Beitrag zum Postbank Finance Award 2011 2.3.3. Inflation In den letzten zehn Jahren wurden in den einzelnen EU-Ländern relativ große Inflationsdifferenzen festgestellt. Die durchschnittliche Inflationsrate aller Länder des Euroraums lag im Zeitraum von 1999-2010 bei 2,0 Prozent. Dies ist ein gutes Ergebnis, da von Preisstabilität innerhalb der EU-Zone ausgegangen wird, sofern die Inflationsrate eines Mitgliedsstaates die Benchmark von 2,0 Prozent nicht übersteigt. Die Differenz der Inflationsraten zwischen Deutschland und Griechenland betrug zwischen den Jahren 1999 und 2010 im Durchschnitt 1,9 Prozentpunkte: die durchschnittliche Inflationsrate Griechenland in den Jahren 1999 - 2010 betrug 3,4 Prozent, diejenige Deutschlands 1,5 Prozent. Insbesondere im Jahr 2010 haben sich die Inflationsunterschiede jedoch erheblich vergrößert. Beispielsweise lag die Inflationsdifferenz zwischen der griechischen und der deutschen Rate 1999 bei 1,5 Prozentpunkten. Im Jahr 2010 Jahre später beträgt die Differenz der beiden Inflationsraten 3,6 Prozentpunkten (siehe Abbildung 1). Im Jahr 2010 weicht die griechische Inflationsrate sogar um 3,2 Prozentpunkte vom EU-Durchschnittswert (1,5 Prozent) ab.76 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 Durch‐ schnitt DE 0,6 1,4 1,9 1,4 1,0 1,8 1,9 1,8 2,3 2,8 0,2 1,1 1,5 GR 2,1 2,9 3,7 3,9 3,4 3,0 3,5 3,3 3,0 4,2 1,3 4,7 3,4 EU 1,1 2,1 2,3 2,2 2,1 2,1 2,2 2,2 2,1 3,3 0,3 1,5 2,0 Abbildung 2: Inflationsraten im Euro-Währungsgebiet in Prozent Quelle: Europäische Zentralbank (2011a), S. 42. Der ausschlaggebende Grund für die Inflationsunterschiede sind die erhobenen Maßnahmen zur Wiederherstellung der Wettbewerbsfähigkeit und die Handlungen zur Konsolidierung des Staatshaushalts diverser Länder. Beispielsweise haben die Erhöhungen indirekter Steuern und die Lohnkürzungen in einigen EU-Mitgliedsstaaten dazu geführt, dass die Inflationsraten erheblich vom EU-Durchschnittswert abwichen.77 Eine Begründung für die Höhe der Inflationsrate ist die wirtschaftliche Entwicklung eines Staates. In den Mitgliedsstaaten des Euroraums, in denen das Pro-Kopf-BIP im Vergleich zum Durchschnitt hoch ist, sind die Preise für handelbare und nicht-handelbare Güter und Dienstleistungen tendenziell höher als in solchen Ländern mit einem niedrigeren Pro- 76 77 Vgl. Europäische Zentralbank (2011a), S. 43. Vgl. Europäische Zentralbank (2011a), S. 43. 15 Beitrag zum Postbank Finance Award 2011 Kopf-BIP. Diejenigen Länder, die sich in einem Aufholprozess befinden, passen sich den wohlhabenderen Ländern allmählich an. Dadurch kann es in diesen Ländern zu einem stärkeren Preisanstieg kommen.78 Zudem lassen sich die Inflationsraten durch die Nachfrageschwankungen in den einzelnen EU-Ländern begründen. Aus den Nachfrageschwankungen ergibt sich ein Inflationsdruck, der wiederrum mit der Produktionslücke verbunden ist. Die Produktionslücke stellt die Abweichung vom Gleichgewichtsniveau dar. In der Volkswirtschaftslehre wird der Zusammenhang zwischen der Entwicklung der Inflationsrate und der Produktionslücke in der Form der Philipps-Kurve verdeutlicht. Generell besteht ein Bezug zwischen niedrigen Inflationsraten und negativen Produktionslücken. In dieser Situation liegt die tatsächliche Produktion unter ihrem möglichen Potenzial. Vor diesem Hintergrund ist zu beachten, dass in einigen EU-Mitgliedsstaaten eine oftmals zu lockere Haushaltspolitik verfolgt wurde, die nicht mit dem Stabilitäts- und Wachstumspakt vereinbar war. Gleichzeitig stiegen die Immobilienpreise in diversen EU-Ländern aufgrund übermäßig optimistischer Erwartungen. Durch die starke Binnennachfrage stiegen sowohl Kosten als auch Preise in diesen Ländern im Vergleich zu den anderen Mitgliedsstaaten erheblich. Dies führte zu einem Verlust an Wettbewerbsfähigkeit.79 Zudem wurde der Inflationsdruck durch relativ unbewegliche Güter- und Arbeitsmärkte verstärkt. Zwischen den einzelnen EU-Ländern bestehen große Unterschiede im Bereich der Flexibilität der Arbeits- und Gütermärkte. Je geringer die Flexibilität der Arbeits- und Gütermärkte, desto geringer ist auch die Möglichkeit der Variabilisierung von Kosten. Der Grad der Flexibilität dieser Märkte beeinflusst die Entstehung eines Kostendrucks auf der einen Seite und dessen Übertragung auf die Verbraucherpreise auf der anderen Seite. EU-Länder deren Güter- und Arbeitsmärkte wenig flexibel sind, weisen durchschnittlich höhere Inflationsraten auf.80 Aus den Erfahrungen der Jahre 1999 bis 2010 lassen sich Rückschlüsse und Lehren für die Zukunft ziehen. Maßnahmen, die zu übermäßig optimistischen Erwartungen führen, sollten vermieden werden. Bedeutend ist, dass die EU-Mitgliedsstaaten robuste Haushaltspositionen erzielen und diese beibehalten. Zur Verringerung der Inflationsunterschiede in der europäischen Währungsunion könnten Strukturreformen eine entscheidende Rolle spielen. Dies würde die reibungslose Funktionsweise der gesamten Geldpolitik im EU-Währungsraum fördern. Die Einführung flexibler Lohngestaltungs78 Vgl. Europäische Zentralbank (2011a), S. 44. Vgl. Europäische Zentralbank (2011a), S. 44. 80 Vgl. Europäische Zentralbank (2011a), S. 44. 79 16 Beitrag zum Postbank Finance Award 2011 mechanismen wäre beispielsweise sinnvoll, um regionen- und branchenspezifische Lohndifferenzen zu ermöglichen. Dadurch ließe sich der Wettbewerb an den Gütermärkten stärken. Die Umsetzung entsprechender Reformen könnte die Unterschiede im Bereich der Wettbewerbsfähigkeit der einzelnen Länder des Euroraums, die unter anderem durch die Finanzkrise entstanden sind, verringern. 2.3.4. Das Staatsdefizit und der Schuldenstand Ein Staatsdefizit liegt vor, wenn die Staatsausgaben die Staatseinnahmen übersteigen. Im Umfang des Staatsdefizits nimmt die Regierung netto Kredite zur Ausgabenfinanzierung auf. Diese Größe stellt die Netto-Neuverschuldung dar.81 Im Jahr 2006 betrug das griechische Staatsdefizit 210.459 Mio. € (siehe Abbildung 2). Der prozentuale Anteil des Defizits am BIP bezifferte sich auf 3,6 Prozent. Dies war der vergleichsweise beste Wert im Zeitraum 2006 bis 2009. Im Jahr 2009 betrug das Defizit sogar 13,6 Prozent des BIP. Das griechische Staatsdefizit lag in den Jahren 2006 bis 2009 durchschnittlich bei 7,5 Prozent des BIP. Im Jahr 2009 betrug der griechische Schuldenstand 115,1 Prozent des BIP. Zu diesem Zeitpunkt hatte Griechenland 237.494 Mio. € Schulden. Der Schuldenstand von Deutschland betrug zur gleichen Zeit 73,2 Prozent des BIP. Der durchschnittliche Schuldenstand der EU-Länder bezifferte sich auf 78,7 Prozent.82 2006 2007 2008 2009 BIP (Mio. €) 210.459 226.437 239.141 237.494 Defizit (‐)/ Überschuss (+) des Staates (Mio. €) ‐7.496 ‐11.478 ‐18.303 ‐32.342 (% des BIP) ‐3,6 ‐5,1 ‐7,7 ‐13,6 Staatsausgaben (% des BIP) 43,2 45,0 46,8 50,4 Staatseinnahmen (% des BIP) 39,3 39,7 39,1 36,9 Schuldenstand (Mio. €) 205.738 216.731 237.252 273.407 Schuldenstand (% des BIP) 97,8 95,7 99,2 115,1 Tabelle 1: Griechenlands Staatsdefizit (2006-2008). Quelle: Eurostat (2010), S. 5. Der Stabilitäts- und Wachstumspakt der EU schreibt eine maximale Grenze der Verschuldung von 3 Prozent des BIP vor. Dieses Kriterium konnte demzufolge von Grie81 82 Vgl. Cezanne (2007), S. 45. Vgl. Eurostat (2010), S. 5. 17 Beitrag zum Postbank Finance Award 2011 chenland zu keinem Zeitpunkt im betrachteten Zeitraum 2006 - 2009 eingehalten werden. Im Jahr 2009 übertraf Griechenland dieses Kriterium sogar um mehr als das Viereinhalbfache.83 Die europäische Kommission beurteilte die griechischen Daten (Staatsdefizit und Schuldenstand) in ihrem Bericht vom 8. Januar 2010; dabei wurden die Finanzstatistiken Griechenlands erheblich kritisiert. Die griechischen Behörden sandten Eurostat im Oktober 2009 zwei unterschiedliche Tabellen, die Angaben über das öffentliche Defizit und Prognosen für 2009 enthielten. Die übermittelten Daten zeigten eine Erhöhung des Staatdefizits von 5,0 Prozent des BIP (Mitteilung an Eurostat im April 2009) auf 7,7 Prozent des BIP. Parallel wurde die geplante Defizitquote von 3,7 Prozent (Meldung im Frühjahr 2010) auf fast 14 Prozent angepasst. Der 20. Oktober 2009 gilt als Ausgangspunkt der Eurokrise. An diesem Tag wurde die Korrektur des Staatsdefizits durch den griechischen Finanzminister veröffentlicht. In den sechs Monaten nach dem 20. Oktober 2009 verloren die griechischen Staatsanleihen bis zu 40 Prozent des Wertes. Der Euro verlor gegenüber dem Dollar ein Viertel seines Werts im Zeitraum Oktober 2009 bis Juni 2010.84 16 14 12 10 8 6 4 2 0 2001 2002 2003 2004 ursprünglicher Wert 2005 2006 2007 2008 2009 später revidierter Wert Abbildung 3: Griechisches Haushaltdefizit (in % des BIP) ursprünglich gemeldeter und später revidierter Werte. Quelle: Konrad / Zschäpitz (2010), S. 53. 83 84 Vgl. Eurostat (2010), S. 5. Vgl. Konrad/ Zschäpitz (2010), S. 47.f. 18 Beitrag zum Postbank Finance Award 2011 Wie Abbildung 3 zeigt, mussten nachträglich alle Angaben zum Staatsdefizit Griechenlands in den Jahren 2001 - 2009 ex post korrigiert werden.85 Der Stabilitäts- und Wachstumspakt schreibt den Mitgliedstaaten des Euroraums eine maximale Neuverschuldung von 3,0 Prozent des BIP vor. Griechenland konnte diese Vorgabe seit dem Beitritt zur Währungsunion nur im Jahr 2006 einhalten. Die Gründe für die zahlreichen Korrekturen der griechischen Staatsdefizite sind beispielsweise die Auswirkungen der Wirtschaftskrise, Entscheidungen im Rahmen der Rechnungslegung und verfehlte Haushaltsziele in einem Wahljahr. Die Korrekturen zeigen die qualitativen Mängel der griechischen Finanzstatistiken auf. Dies ist ein Indiz dafür, dass die Fortschritte bei der Statistikerstellung in Griechenland und die intensiven Kontrollen der europäischen Statistikbehörde (Eurostat) seit dem Jahr 2004 nicht ausgereicht haben, um die Datenerhebung Griechenlands auf das Niveau der anderen Länder der Europäischen Währungsunion zu bringen.86 Laut Eurostat ist die Korrektur der griechischen Defizitwerte auf zwei Gründe zurückzuführen. Der erste Problemkomplex betrifft die methodischen Schwachstellen und unzureichende technologische Verfahren seitens des griechischen obersten Rechnungshof, dem Finanzministerium und dem nationalen Statistischen Amtes Griechenlands (ESYE). Der zweite Problemkomplex definiert sich durch mangelhafte Governance. Diverse griechische Einrichtungen, die für die Vermittlung der Daten zuständig sind, arbeiten nicht produktiv zusammen und verfügen über keine exakte Aufgabenaufteilung. Befugnisse der einzelnen Mitarbeiter sind nicht klar definiert und personelle Zuständigkeiten unterliegen keiner einheitlichen Regelung. In dem Bericht zu den Statistiken Griechenlands, der von Eurostat erstellt wurde, wird die Qualität der Finanzstatistiken zudem durch den Wahlkalender und politische Einflussnahme beeinträchtigt.87 Berichten zufolge ist davon auszugehen, dass nahezu ein Drittel aller wirtschaftlichen Aktivitäten in Griechenland außerhalb der Besteuerung erfolgt, d.h. für Güter und Dienstleistungen werden weder Umsatzsteuer noch Substanz- oder Ertragsteuern abgeführt.88 Dies spiegelt den größten Marktanteil der Schattenwirtschaft aller OECDLänder wider. Laut Steuerstatistik 2009 verdienten griechische Ärzte oder griechische Rechtsanwälte etwa 10.500 € pro Jahr. Dies ist deutlich weniger Durchschnittsgehalt eines griechischen Angestellten, das 16.000 € beträgt. 89 als das Die Korrup- 85 Vgl. Stark (2009), S. 12. Vgl. Eurostat (2010), S.3. 87 Vgl. Eurostat (2010), S.4. 88 Vgl. Konrad/ Zschäpitz (2010), S. 50. 89 Vgl. Konrad/ Zschäpitz (2010), S. 51. 86 19 Beitrag zum Postbank Finance Award 2011 tion sei in Griechenland sehr weit verbreitet und die Bürokratie überbewertet, mit diesen drastischen Worten beschrieb der griechische Ministerpräsident auf dem Weltwirtschaftsgipfel 2010 in Davos die Situation in seinem Land. Die größten Empfänger von Bestechungsgeldern sollen griechische Finanzämter und öffentliche Krankenhäuser sein.90 Die mehrmaligen Korrekturen des griechischen Staatsdefizits führten unter anderem dazu, dass die Finanzstatistiken der EU-Mitgliedsländer nach dem Willen der EU-Kommission stärker kontrolliert werden sollen. Diesbezüglich soll die europäische Statistikbehörde neue Vollmachten hinsichtlich der Prüfung der nationalen Statistiken erhalten. Beispielsweise soll die Anzahl der Kontrollen der EU-Staaten durch EU-Statistiker erhöht werden. Sofern spezifische Probleme auftreten, sollen die Kontrollen intensiviert werden. Dadurch soll die Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedsländern und Eurostat effektiver gestaltet werden und die Qualität verbessert werden. Zudem sollen die verstärkten Prüfungen das gegenseitige Vertrauen innerhalb der europäischen Union stärken.91 Aufgrund der Veröffentlichung der Korrektur des griechischen Haushaltsdefizits am 20. Oktober 2010 stellte der EU-Mitgliedstaat Griechenland, der 0,7 Prozent der weltweiten Wirtschaftsleistung verantwortet, ein systematisches Risiko dar. An den Märkten befürchtete man, dass es zukünftig keine Interessenten für griechische Staatsanleihen mehr geben würde. Griechenland benötigte jedoch dringend Kapital, da im Frühjahr Staatsanleihen mit einem Volumen innerhalb eines zweistelligen Milliardenbetrags fällig wurden. Dementsprechend wurden die Risikoaufschläge, die Griechenland im Vergleich zu solventeren Schuldnern zahlen musste, erhöht. Jedoch steigert ein Zinsanstieg um einen Prozentpunkt bei einer Staatsanleihe den Schuldendienst des Staates um fast drei Milliarden Euro pro Jahr. Die Staatsverschuldung steigt umso höher, je mehr Zinsen ein Staat seinen Gläubigern zahlt, unter der Annahme, dass die Ausgaben und Einnahmen konstant bleiben.92 Griechenland ist weiter auf die Zeichnung griechischer Staatsanleihen angewiesen. Bis zum Jahr 2019 wird insgesamt ein Volumen von über 200 Milliarden Euro zur Rückzahlung fällig. Die erforderlichen Tilgungsleistungen entsprechen drei Vierteln der gesamten Schulden Griechenlands. Nicht zu vernachlässigen sind die Zinszahlungen, die zusätzlich gezahlt werden müssen. Aus Sicht der Investmentbank Goldman Sachs kann man die wirtschaftliche Situation Griechenlands, die einer verdeckten Zahlungsunfähigkeit ent90 Vgl. Konrad/ Zschäpitz (2010), S. 51. Vgl. Finanznachrichten (2010). 92 Vgl. Konrad/ Zschäpitz (2010), S. 48. 91 20 Beitrag zum Postbank Finance Award 2011 spricht und nur durch laufende Zuführung von „fresh money“ abgewendet werden kann, als dauerhafte Liquiditäts- und Solvenzkrise beschreiben.93 2.4. Zwischenergebnis Trotz der Expertenmeinung, Griechenland könnte auf lange Sicht eine Besserung der konjunkturellen Lage erwarten, zeigen andere Faktoren, dass dies nicht genügt. So reichen die angekündigten und teilweise bereits umgesetzten Sparprogramme der griechischen Regierung nicht aus, dem Land zum Aufschwung zu verhelfen. Bei den Arbeitslosenzahlen und der Inflation liegt Griechenland weit über dem EU-Durchschnitt. Weiter ist auch davon auszugehen, dass die Schattenwirtschaft in Griechenland von nicht unerheblicher Bedeutung ist. Selbst eine hohe Inflation hinzunehmen, um die Konjunktur wieder anzukurbeln, stellt keine langfristige Verbesserung dar, weil durch Preissteigerungen die Produktionslücken nicht gefüllt werden können und Griechenland dadurch nicht an Wettbewerbsfähigkeit gewinnen kann. Auch die Verschuldungsrate überschritt Griechenland seit Beitritt teilweise in hohem Maße, was selbst die europäische Kommission kritisierte. Wenn selbst öffentliche und staatliche Einrichtungen Bestechungsgelder kassieren und Mängel in der Finanzstatistik hingenommen werden, sind noch einige Schritt erforderlich, um Griechenland aus der der bestehenden Solvenz- und Liquiditätskrise zu befreien. Aufgrund der makroökonomischen Situation und diesen gegebenen Indikatoren hätte Griechenland 2006 folglich nicht in den Eurowährungsraum aufgenommen werden sollen. Im nachfolgenden Exkurs sollen nun die Auswirkungen eines möglichen Ausschlusses von Krisenstaaten aus der Europäischen Währungsunion genauer diskutiert werden und aufgezeigt werden, welche Konsequenzen ein solcher Ausschluss mit sich führen würde. 93 Vgl. Konrad/ Zschäpitz (2010), S. 53. 21 Beitrag zum Postbank Finance Award 2011 3. Exkurs: Ausschluss von Krisenstaaten aus der Währungsunion Im vorhergehenden Kapitel wurde die Frage gestellt, ob Griechenland der Währungsunion hätte beitreten dürfen. Gemessen an den vorangestellten Faktoren wurde diese Frage mit Nein beantwortet. Auch seitens der europäischen Mitgliedsstaaten wurde eine Fälschung wichtiger Haushaltskennzahlen für den Beitritt zur Währungsunion und die laufende Stabilitätsbeurteilung scharf kritisiert.94 Konsequenzen wurden gefordert, wie beispielsweise ein Austritt Griechenlands und anderer Krisenstaaten aus der Währungsunion.95 Die dahinter stehende Idee war, dass – sofern Krisenstaaten aus der Währungsunion ausscheiden – eine dauerhafte ökonomische Divergenz einzelner Mitgliedsländer vermieden wird und so die ökonomische Basis der Währungsunion stabilisiert werden kann. Gleichsam berief man sich hierbei auf eine Rückkehr der Austrittsländer zur jeweils vorhergehenden Währung, wie beispielsweise der Drachme in Griechenland und der Peseta in Spanien. Während man aus Sicht der Mitglieder der Währungsunion das Ausgliedern von Krisenstaaten und eine damit mögliche Gesundung des Eurosystems hervorheben kann, ist die Sichtweise aus Perspektive eines ehemaligen Mitgliedsstaats differenzierter.96 Als wichtigstes Argument für dieses Vorgehen, wird die Möglichkeit genannt, dass der betreffende Staat die Abwertung der eigenen Währung gegenüber dem Euro eigenmächtig steuern kann. Eine abgewertete Währung würde somit die Wettbewerbsfähigkeit dieses Landes erhöhen, den Export steigern und folglich Erträge aus wirtschaftlicher Leistung erzielen. Man könnte somit von einem Strukturwandel sprechen. Der eigene Staatshaushalt soll auf wirtschaftlichen Strukturen gegründet werden, weniger auf Einnahmen aus Staatsanleihen der vorangegangenen Jahre. In diesem Zusammenhang lässt sich jedoch anzweifeln, welche Nachhaltigkeit und Wirkung dieses Vorgehen generell hat. Eine kaum zu vernachlässigende Folge wäre ein starker Verfall des Lohnniveaus. In diesem Zusammenhang ist signifikant, dass speziell Griechenland (40 Prozent)97, Spanien (30 Prozent) und Portugal (20 Prozent) innerhalb der letzten 10 Jahre enorme Zuwächse bei den Lohnstückkosten zu verzeichnen haben. 94 Vgl. http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/0,1518,675842,00.html (Stand 22.02.2011). Vgl. http://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/fdp-legt-griechen-euro-austritt nahe/3417910.html?p3417910=all (Stand 22.02.2011). 96 Vgl. http://www.dihk.de/presse/meldungen/2010-12-14-eurobonds (Stand 22.02.2011). 97 Vgl. http://www.welt.de/wirtschaft/article6526662/Griechen-arbeiten-konkurrenzlos-teuer.html (Stand 22.02.2011). 95 22 Beitrag zum Postbank Finance Award 2011 Unberücksichtigt der ursächlichen Wirkung dieses Trends, ist dennoch kritisch zu beurteilen, ob auf Kosten eines geschwächten Inlandskonsums, eine Exportsteigerung erzielt werden sollte oder durch gegenläufige Effekte gar kompensiert wird. Gleichsam verspricht eine Abwertung der Währung keine signifikante Verbesserung der Exporterträge, da sich beispielsweise Griechenlands Wirtschaft auf einer extrem schwach exportorientierten Basis gründet. So wurden während des Betrachtungszeitraums im 3. Quartal 2010 lediglich 20 Prozent des BIP mit Ausfuhren erzielt;98 mithin sind griechische Waren im internationalen Vergleich im Unterschied zu den Produkten der stark exportorientierten deutschen Wirtschaft nur wenig wettbewerbsfähig. Auch ist der Gläubigerstatus der Peripherieländer zu betonen. Ausländische Banken, welche Anleihen eines ehemaligen Euromitglieds halten, müssten in Folge einer abgewerteten Währung an der geregelten Tilgung ihre Forderungen zweifeln. Diese wäre aufgrund der Abwertung im Schuldnerland teurer und infolge der ohnehin erschwerten Haushaltslage nicht ohne einen Gläubigerverzicht zu realisieren.99 Auch die Europäische Zentralbank wäre im besonderen Maße von der beschrieben Vorgehensweise betroffen. Laut der Fachzeitschrift für das gesamte Kreditwesen, müsste sie rund 15 Prozent ihrer Staatsanleihebestände wertberichtigen und wäre damit faktisch der Insolvenz nahe.100 Neben der Betrachtung der volkswirtschaftlichen Basis, ist anzuzweifeln, ob der Austritt eines Beitrittslandes rechtlich vollzogen werden kann. Zur Klärung dieser Frage ist der Vertrag von Lissabon Grundlage. Die Schlussbestimmungen des Artikel 50, (1) des EUGrundlagenvertrages besagen: „Jeder Mitgliedstaat kann im Einklang mit seinen verfassungsrechtlichen Vorschriften beschließen, aus der Union auszutreten.“101 Hierbei ist jedoch nur ein Austritt aus dem Staatenverbund der Europäischen Union erfasst. Ein Austritt aus der europäischen Währungsunion findet keine Erwähnung und ist somit ohne weitere Anpassung im Vertrag von Lissabon nicht möglich. Als Zwischenfazit lässt sich somit resümieren, dass ein Austritt von jetzigen Krisenländern aus der Währungsunion keinen adäquaten Ansatz für die Stabilität des Eurowährungssystems darstellt. Es bleibt somit zu beleuchten, wie der bisherige Krisenmechanismus zur Rettung von insolvenzbedrohten Eurostaaten funktioniert. Hierbei soll zunächst auf den am 10. Mai 2010 beschlossenen Euro-Rettungsschirm eingegangen werden. An98 Vgl. http://www.focus.de/finanzen/news/staatsverschuldung/chefvolkswirt-rees-austritt-aus-derwaehrungsunion-ist-keine-loesung_aid_590873.html (Stand 14.02.2011). 99 Vgl. http://www.ftd.de/finanzen/maerkte/:schuldenkrise-austritt-aus-dem-euro-geht-das/50199039.html (Stand 14.02.2011). 100 Vgl. Zeitschrift für das gesamte Kreditwesen 02 vom 15.01.2011, S. 60. 101 Vgl. http://dejure.org/gesetze/EU/50.html (Stand 14.02.2011). 23 Beitrag zum Postbank Finance Award 2011 schließend soll zum einem späteren Zeitpunkt das System der so genannten „Eurobonds“, in die Diskussion eingeschlossen werden. Diese Eurobonds, Anleihen, die von der Europäischen Zentralbank emittiert werden und bei denen mehrere Mitgliedsstaaten der Währungsunion als Schuldner auftreten, gelten als ein weiteres mögliches Mittel zur Sicherung der Zahlungsfähigkeit für schwächere Euroländer und werden momentan kontrovers diskutiert. 24 Beitrag zum Postbank Finance Award 2011 4. Euro-Rettungsschirm 4.1. Der Weg zum Euro-Rettungsschirm Im Fokus der Eurokrise standen 2010 im besonderen Maße Griechenland, Portugal und Spanien. Mit Verzögerung wurde letztlich auch Irland Ende 2010 in den Kreis der Krisenländer aufgenommen. In der Chronologie waren es zunächst die schon beschriebenen defizitären Haushaltszahlen Griechenlands, welche seitens der bekannten Ratingagenturen zu deutlichen Abstufungen des Länderratings führten und eine Anhebung der Risikoaufschläge für griechische Staatsanleihen verursachten. In der Folge wurde am 2. Mai 2010 für Griechenland ein Rettungspaket in Höhe von 110 Mrd. € beschlossen.102 Die Zahlungsunfähigkeit des griechischen Staates war somit zunächst abgewendet, jedoch mit umfassenden Sparauflagen verbunden. Gleichsam führte die Krisensituation Griechenlands zur genaueren Überprüfung weiterer Euroländer hinsichtlich ihrer Bonität. Die Folge war zunächst eine Herabstufung Portugals durch die Ratingagentur Fitch am 24. März 2010 von AA auf AA-.103 Spaniens Kreditwürdigkeit wurde am 28. April 2010 erstmalig von AA+ auf AA korrigiert.104 Dieser Prozess deutete an, dass absehbar Krisensituationen durch mangelhafte Liquiditätszufuhr entstehen würden, welche auch das Vertrauen in die Währungsunion schwächen könnten. Die vorgenommenen Herabstufungen der Länderratings auf dem europäischen Anleihemarkt implizierten einen entsprechend großen Risikoaufschlag auf die bisherigen Zinszahlungen und die hiermit verbundene Sorge über Refinanzierungsprobleme.105 4.2. Die Funktionsweise des Euro-Rettungsschirms Dieses Problem fand am 10. Mai 2010 seine vorläufige Lösung im Beschluss des EuroRettungsschirms für angeschlagene Mitgliedsstaaten der Währungsunion. Die hierfür vereinbarten Finanzmittel belaufen sich nominell auf eine Höhe von 750 Mrd. € und gelten bis zum 30. Juni 2013. Seine Funktionsweise ist folglich detaillierter zu betrachten. Droht einem Euroland die Zahlungsunfähigkeit wird zunächst ein Sofortrettungsmechanismus in Höhe von 60 Mrd. € aktiviert. Dieser Notfallfonds wird durch den Haushalt der Europäischen Union generiert, zugleich aber an einige Auflagen geknüpft. So muss sich der betreffende Staat mit der EU und dem IWF (Internationaler Währungsfonds) über wirtschaftspolitische Richtlinien abstimmen und den Staatshaushalt konsolidieren. Ist die 102 Vgl. http://www.tagesschau.de/wirtschaft/griechenland644.html (Stand 20.02.2011). Vgl. DIW-Wirtschaftsbericht 2010/2011 Seite 9, Chronologie der Schuldenkrise. 104 Vgl. DIW-Wirtschaftsbericht 2010/2011 Seite 9, Chronologie der Schuldenkrise. 105 Vgl. http://www.handelsblatt.com/finanzen/boerse-maerkte/anleihen/risikoaufschlaege-steigen-aufrekordhoch/3541420.html (Stand 20.02.2011). 103 25 Beitrag zum Postbank Finance Award 2011 Soforthilfe für die Überbrückung der Zahlungsunfähigkeit nicht ausreichend, wird eine weitere Möglichkeit zur Schaffung von Liquidität genutzt: die Aufnahme von finanziellen Mitteln am Kapitalmarkt. Hierfür wurde eine Zweckgesellschaft gegründet, die European Financial Stability Facility (EFSF). Sie kann durch Bürgschaften der 16 Euroländer am Kapitalmarkt 366 Mrd. € aufnehmen, wovon jedoch nur 250 Mrd. € effektiv an Krisenstaaten ausgeliehen werden können. Der verbleibende Anteil, in Höhe von ca. 116 Mrd. €, muss als Sicherheitsbehalt in der Zweckgesellschaft bewahrt werden.106 Um einen permanenten Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM) aufzubauen und auch hoch verschuldeten Staaten wie Portugal zu ermöglichen den europäischen Rettungsschirm in Anspruch zu nehmen, trafen sich die Finanzminister der Mitgliedsländer am 14.03.2011 in Brüssel. Dort soll eine Ausweitung des Euro-Rettungsschirms auf effektiv 440 Milliarden Euro beschlossen werden, so dass sich Portugal nicht mehr genötigt sieht, Beträge mit einem hohen Risikoaufschlag an den Kapitalmärkten aufzunehmen.107 4.3. Ermittlung der Haftungssumme Als weitere Absicherung gelten die Bürgschaftsgeber, welche bislang gemeinschaftlich mit einer Summe von 440 Mrd. € haften. Hiermit wird die maximale Kapitalaufnahme um 20 Prozent überdeckt. In Kombination mit der zuvor erwähnten Sicherheitsreserve ergibt sich hieraus die Ratingklasse AAA, welche eine besonders zinsgünstige Refinanzierung am Kapitalmarkt bedeutet. Die Haftungssumme der Bürgschaftsgeber errechnet sich aus dem eingezahlten Kapitalanteil bei der Europäischen Zentralbank im Verhältnis zum Gesamtkapital aller Eurostaaten. Der festgestellte prozentuale Anteil wird auf das gemeinschaftliche Bürgschaftsvolumen von 440 Mrd. € umgerechnet.108 Für Deutschland ergibt sich aus den Daten der EZB rechnerisch folgende maximale Haftungssumme109: ⎛ ⎜ ⎜ ⎜ ⎝ ( eingezahltes Kapital Nationalbank*100 eingezahltes Kapital aller Nationalbanken des Euroraums ⎛ ⎜ =⎜ ⎜ ⎝ 100 ( 1.406.533.694,10 € *100 5.196.932.289,36 € 100 )⎞⎟ ∗ Bürgschaftsvolumen = ⎟ ⎟ ⎠ )⎞⎟ ∗ 440.000.000,00 € = 119.084.642.813,43 € ⎟⎟ ⎠ 106 Vgl. http://www.sueddeutsche.de/geld/euro-rettungsfonds-das-milliarden-euro-paket-1.1060312 (Stand 16.02.201). 107 Vgl. o.V. (2011): Portugal lehnt Finanzhilfen ab – Schäuble zufrieden mit Gipfel. In Tages-Anzeiger online, http://www.tagesanzeiger.ch/wirtschaft/agenturen-ticker/Portugal-lehnt-Finanzhilfen-ab--Schaeublezufrieden-mit-Gipfel/story/30642676. 108 Vgl. http://www.faz.net/s/Rub3ADB8A210E754E748F42960CC7349BDF/Doc~ EB9FB344E569D 4398B6B9EB94FD833949~ATpl~Ecommon~Scontent.html (Stand 20.02.2011). 109 Vgl. http://www.ecb.int/ecb/orga/capital/(html/index.de.html (Stand 16.02.2011). 26 Beitrag zum Postbank Finance Award 2011 Analog kann für Griechenland folgende maximale Haftungssumme ermittelt werden110: ⎛ ⎜ ⎜ ⎜ ⎝ ( eingezahltes Kapital Nationalbank *100 eingezahltes Kapital aller Nationalbanken des Euroraums ⎛ ⎜ =⎜ ⎜ ⎝ 100 ( 145.939.392,39 € * 100 5.196.932.289,36 € 100 )⎞⎟ ∗ Bürgschaftsvolumen = ⎟ ⎟ ⎠ )⎞⎟ ∗ 440.000.000,00 € = 12.356.007.174,28 € ⎟ ⎟ ⎠ Die Bundesrepublik Deutschland wäre somit mit etwa 27% am der Garantiesumme von 440 Milliarden Euro des Euro-Rettungsschirms beteiligt, während Griechenland selbst nur 2,8% anteilig zum Bürgschaftsvolumen beitragen würde. 4.4. Beurteilung des Euro-Rettungsschirms Zu der Haftungssumme Deutschlands lässt sich ergänzen, dass diese durch einen Beschluss des Deutschen Bundestages bei Bedarf auf bis zu 148 Mrd. € ausgeweitet werden kann.111 Somit kann durch eine Anhebung des Haftungsvolumens einer potentiell drohenden Ratingherabstufung der Zweckgesellschaft entgegengewirkt werden. Nicht zu vernachlässigen ist auch, dass der IWF weitere Finanzhilfen, etwa die Hälfte des europäischen Anteils, bereitstellen wird. Weiterhin ist anhand der Berechnungsergebnisse eine starke Divergenz hinsichtlich der jeweiligen Haftungssummen der Euro-Mitgliedsstaaten zu erkennen. Folglich lässt sich die Frage ableiten, wie es zu diesen starken Abweichungen kommt? Die Berechnungsgrundlage zur Ermittlung der Haftungsanteile ist das von der jeweiligen nationalen Notenbank gezeichnete Kapital gemessen am Gesamtkapital aller Eurostaaten bei der EZB. Die Höhe des zu zeichnenden Kapitals wird nach einem Verteilungsschlüssel bemessen. Besonders der Bevölkerungsanteil des Staates im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung Europas und der Beitrag des nationalen BIP gemessen am BIP des gesamten Euroraums sind hierbei zentrale Einflussfaktoren.112 Hinsichtlich Bevölkerung übersteigt Deutschland (81.802.000 Einwohner) 113 der Griechenland (11.282.751 Einwohner)114 um das 7fache. Ein ähnlich starker Trend ist beim Vergleich des BIP zu erkennen. Betrachtet man jeweils das BIP des dritten Quartals 2010 der betrachteten 110 Vgl. http://www.ecb.int/ecb/orga/capital/(html/index.de.html (Stand 18.02.2011). Vgl. http://www.faz.net/s/RubEC1ACFE1EE274C81BCD3621EF555C83C/Doc~EC50350 6FEF5E4C71AB9BACFEC0D2FEEF~ATpl~Ecommon~Scontent.html (Stand 20.02.2011). 112 Vgl. http://www.ecb.int/ecb/orga/capital/(html/index.de.html (Stand 18.02.2011). 113 Vgl. http://www.destatis.de/jetspeed/portal/cms/Sites/destatis/Internet/DE/Navigation/ Statistiken/Bevoelkerung/Bevoelkerungsstand/Bevoelkerungsstand.psml (Stand 21.02.2011). 114 Vgl. http://www.statistics.gr/portal/page/portal/ESYE (Stand 21.02.2011) . 111 27 Beitrag zum Postbank Finance Award 2011 Staaten, wird ersichtlich, dass Deutschland (628.140.000.000 €)115 den griechischen Referenzwert (56.896.000.000 €)116 um das 11fache übersteigt. Dies erklärt formal die deutliche Unterscheidung hinsichtlich der Bürgschaftsanteile. Gleichsam stellt sich die Frage, ob die Haftungsbeanspruchung verursachungsgerecht ist, beziehungsweise wie dies erreicht werden kann. Da heutige Krisenländer wie Griechenland, Irland und Portugal die Stabilität der Währungsunion mit Fehlhandlungen gefährdet haben, wäre ein möglicher Ansatz in einer stärkeren Haftungsbeteiligung dieser Länder zu sehen. Ziel soll es sein, die Krisenländer zu einem verantwortlicheren Handeln gegenüber der Währungsunion zu bewegen. Gleichzeitig muss die Frage gestellt werden, wie hierfür währungspolitisch die richtigen Anreize gesetzt werden können. 4.5. Erweiterung des Haftungsmodells Ein konzeptioneller Vorschlag wäre es, die Krisenländer verursachungsgerecht für ihr Fehlverhalten an der Rettung der Europäischen Währungsunion teilhaben zu lassen, sie finanziell über die oben ermittelte Haftungssumme hinaus zu beteiligen. Denkbar wäre hierfür ein Haftungsmodell in den Rettungsschirm zu integrieren, welches die Haftungssummen eines Eurolandes nicht nur auf Grundlage der Einlagenhöhe bei der EZB bemisst. Alternativ könnte stattdessen eine stärkere Verknüpfung zum Stabilitäts- und Wachstumspakt der Europäischen Währungsunion erfolgen. Zentrale Vorgaben innerhalb des Regelwerks sind die Beschränkung des jährlichen Haushaltsdefizits auf 3 Prozent und eine Staatsverschuldung von 60 Prozent bemessen am BIP. Mit den genannten Größen könnte eine Berücksichtigung des Fehlverhaltens eines Eurostaates bei der Bemessung der Bürgschaftsanteile erfolgen. Hierfür müssten diese nach einem Gewichtungsfaktor in die Haftungsbeteiligung des Euro-Rettungsschirms integriert werden. Denkbar wäre somit eine Erhöhung der Haftungsintensität für Eurostaaten mit Fehlverhalten, bei gleichzeitiger Verminderung des Haftungsvolumens für weniger defizitäre Staatshaushalte. Außerdem muss ein unmittelbarer Verstoß gegen den o.g. Stabilitätspakt eine konsequente Sanktionierung nach sich ziehen. Einerseits wäre zunächst das zuvor erwähnte Ziel zur Berücksichtigung der Verursachungsgerechtigkeit erfüllt und gleichsam zu nachhaltigerer Haushaltspolitik angehalten. Weiterhin könnten wirksame Konsolidierungsmaßnahmen und nachhaltige Haushaltspläne positiv entgolten werden. So könnten die Krisenländer an Gewinnen, welche die Zweckgesellschaft durch die günstige 115 Vgl. http://www.destatis.de/jetspeed/portal/cms/Sites/destatis/Internet/DE/Content/Statistiken/ Zeitreihen/WirtschaftAktuell/VolkswirtschaftlicheGesamtrechnungen/Content75/vgr111ga,templateId=render Print.psml (Stand 21.02.2011). 116 Vgl. http://www.statistics.gr/portal/page/portal/ESYE/BUCKET/A0704/PressReleases/A0704_ SEL84_DT_QQ_04_2010_01_E_EN.pdf (Stand 21.02.2011). 28 Beitrag zum Postbank Finance Award 2011 Kapitalaufnahme und Kreditausleihung erwirtschaftet, beteiligt werden. Das hier beschriebene Anreizsystem könnte somit zu mehr Nachhaltigkeit im Euro-Währungsraum beitragen. Andererseits lassen sich berechtigte Kritikpunkte hinsichtlich der Durchsetzbarkeit dieses Systems finden. Zweifelhaft wäre beispielsweise, ob sich Staaten mit übermäßigen Haushaltsdefiziten als adäquate Bürgschaftsgeber überhaupt eignen. Eine unterstellte stärkere Haftungsstellung der betreffenden Länder, könnte das Spitzenrating der Zweckgesellschaft bedrohen und somit zugleich eine teurere Refinanzierung der Zweckgesellschaft auf dem Kapitalmarkt bedeuten. Aber nicht nur eine geregelte Finanzmittelbeschaffung über den Kapitalmarkt wäre erschwert. Auch eine mögliche nachgelagerte Inanspruchnahme der Bürgschaftsgeber über das ermittelte Maß hinaus, ist problematisch. So lässt sich bezweifeln, ob Griechenland die entsprechenden Zahlungen zu jeden Zeitpunkt leisten könnte. Ein Lösungsansatz hierfür kann eine Abkehr von quantitativen Größen sein. Beispielsweise wurde von deutsch-französischer Seite ein Vorschlag zur Vereinheitlichung des Wirtschaftsstandorts Europa gegeben. Durch die Schaffung einer europäischen Wirtschaftsregierung wären nationale Regierungen an wirtschaftspolitische Ziele des gesamten Euroraums gebunden. Diese Koordination gäbe nicht nur dem Euro als Währungssystem, sondern auch dem gemeinschaftlichen Wirtschaftssystem einen höheren Stellenwert in der globalen Gemeinschaft.117 Wie bereits erwähnt, verliert dieser Sicherungsmechanismus zur Sicherstellung der Solvenz von Eurostaaten nach bisheriger Vereinbarung mit dem 30. Juni 2013 seine Gültigkeit. Zwar ist eine Ausweitung und Verlängerung am 14. März 2011 beschlossen worden, gleichsam ist er nur letztes Mittel zur Abwendung einer Zahlungsunfähigkeit eines Eurolandes. Abgewandt von dem System des Euro-Rettungsschirms, ist das schon erwähnte System der Eurobonds ein stark diskutierter Vorschlag von Jean-Claude Juncker, dem Premierminister Luxemburgs.118 117 Vgl. http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/0,1518,743063,00.html (Stand 21.02.2011). Vgl. http://www.faz.net/s/RubEC1ACFE1EE274C81BCD3621EF555C83C/Doc~ EC503506FEF5E4C71AB9BACFEC 0D2FEEF~ATpl~Ecommon~Scontent.html (Stand 15.02.2011). 118 29 Beitrag zum Postbank Finance Award 2011 5. Eurobonds In den so genannten Eurobonds sehen viele Politiker die Lösung der Schuldenkrise. Der Begriff „Eurobonds“ erscheint zunächst irreführend, denn Eurobonds im ursprünglichen Sinne waren Emissionen in Währungen, die von der Währung des Staates, in dem die Geschäfte abgewickelt werden, abwichen. Historisch liegt dies darin begründet, dass Anfang der siebziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts insbesondere die Erdölförderstaaten anfingen, Finanzgeschäfte in US-Dollar in Europa, insbesondere in Großbritannien abzuschließen, um auf diese Weise nicht der US-amerikanischen Regulierung zu unterliegen. Die gemeinsame Emission einer Anleihe in Form eines Eurobonds mit einem einheitlichen Zinssatz soll die finanziell schwächeren Länder unterstützen, ohne dass die finanziell stärkeren einen großen Nachteil daraus haben sollen. In Wirtschaftszeitungen ist derzeit eine große Diskussion zwischen den Ideengebern, wie z.B. Jean Claude Juncker, dem Premierminister von Luxemburg oder den Befürwortern wie Silvio Berlusconi oder auch José Sócrates, dem portugiesische Premierminister und klaren Gegnern dieses Vorhabens, wie beispielsweise Bundeskanzlerin Angela Merkel oder Finanzminister Wolfgang Schäuble zu verfolgen. 119 Das Ziel der Schaffung eines solchen Einheitsfonds soll die Schaffung eines grundlegenden Mechanismus‘ zum Schutz des Euro sein. In diesem Abschnitt soll die Funktionsweise von Eurobonds, sowie Vorteile und mögliche Risiken beschrieben werden. 5.1. Funktionsweise von Eurobonds Da bislang nur Modelle von Eurobonds und deren Überwachung existieren, wird in dieser Arbeit das Modell des ECON Committees (ECON: Economic Affairs) des Europäischen Parlamentes beschrieben. 5.1.1. Aufbau Seit dem Frühjahr 2010 haben kriselnde Euroländer die Möglichkeit auf einen Rettungsschirm zurückzugreifen. Der Fonds mit dem offiziellen Namen Europäische Finanz-Stabilitäts-Fazilität (EFSF) hat ein Volumen von insgesamt 750 Milliarden Euro und kann im Notfall Kredite gewähren, damit geschwächte Länder eine drohende Staatspleite verhindern können. 119 120 120 Vgl. Handelsblatt v. 09.12.2010 „Der Juncker-Plan“. Vgl. DIW zu Grundlinien der Wirtschaftsentwicklung (2011), S.10f. 30 Beitrag zum Postbank Finance Award 2011 Allein die Errichtung dieses Rettungsfonds trug in der Griechenland-Krise zur Beruhigung der Finanzmärkte bei. Dieser EFSF würde bei der Einführung von Eurobonds durch den Europäischen Währungsfonds (EWF) ersetzt, welcher neu zu gründen wäre. Der EWF würde dann die Eurobonds auflegen. Zudem wäre der EWF zuständig für die Errichtung von Auflagen hinsichtlich der Finanzpolitik der emittierenden Staaten(gemeinschaft) und deren Kontrolle.121 Dies ist notwendig, da die aus den Eurobonds profitierenden Staaten keinen zwingenden Anreize haben ihre finanzielle Lage zu verbessern. Die moral hazardProblematik wäre offensichtlich, da unabhängig von der Budgetpolitik eines Staates die Verschuldung zum einheitlichen Zinssatz der Eurobonds möglich wäre. Da die Steuerungsfunktion des Zinssatzes außer Kraft gesetzt ist, sind Kontrollmaßnahmen unabdingbar, um die aus der Fremdfinanzierung resultierenden Agency Costs zu reduzieren. Die neu geschaffenen Euroanleihen wären sogenannte Senior-Bonds. Dies bedeutet für den Anleger, dass die Anleihe für den Fall eines Staatsbankrottes in jedem Fall vorrangig bedient werden würde. Das Ausfallrisiko einer solchen Anleihe würde folglich gegen null tendieren. Bei der Ausgabe der Anleihen als Senior-Bonds bedarf es, aufgrund des geringen Risikos eines deutlich geringeren Zinssatzes, was eine Zinsentlastung für die Staaten darstellt. Als weiteren Grund für den relativ niedrigen Zinssatz der Euroanleihen nennt Jean-Claude Juncker eine höhere Attraktivität für internationale Investoren, die aus der Größe des europäischen Wirtschaftsraumes resultiert. Juncker geht davon aus, dass gerade institutionelle Anleger aus den risikoreichen griechischen, irischen und portugiesischen Anleihen in sicherere Märkte wie den asiatischen oder amerikanischen Bondmarkt geflohen seien. Durch Eurobonds wird der europäische Bondmarkt größer, bedeutender und vor allem auch liquider, sodass eine Rückkehr wahrscheinlich ist und die damit verbundene höhere Konkurrenzfähigkeit des Europäischen Bondmarktes den Euro stabiler macht.122 Die Zahlungsströme bei den Senior Bonds würden wie folgt aussehen: 121 122 Vgl. ECON Commitee des Europäischen Parlaments v. 13.01.2011. Vgl. Handelsblatt v. 09.12.2010 „Der Juncker Plan. 31 Beitrag zum Postbank Finance Award 2011 Abbildung 4: Zahlungsströme bei der Emission von Eurobonds. Quelle: eigene Darstellung. Um das Ziel zu erreichen, allen EU-Mitgliedsstaaten durch Eurobonds dieselben Refinanzierungsmöglichkeiten zu bieten, verlangt der Europäische Währungsfonds von allen Mitgliedsstaaten dieselbe Risikoprämie von etwa 3,5% – 4,0%.123 Im Gegenzug hierfür leitet der EWF das von den Anlegern zur Verfügung gestellte Kapital an den Staat weiter. Da der EWF die Anleihe jedoch beim Anleger nur mit 2,5% bis 3,0% verzinst, ergibt sich nach Abzug der Kosten (Personalkosten, Verwaltungskosten etc.) vermutlich ein Gewinn auf der Seite des EWF. Diesen Gewinn plant der EWF proportional zur Größe des jeweiligen Mitgliedslandes auszuschütten. Durch diesen Vorgang würde Deutschland als größtes EU-Mitgliedsland auch den größten Teil der Erträge rückvergütet bekommen. Dies hätte zur Folge, dass Deutschland im Bereich der Senior Bonds nur eine marginal höhere Risikoprämie als bisher bezahlen müsste. Gleichzeitig hat der EWF die Möglichkeit dieses Modell als Druckmittel gegenüber Mitgliedsstaaten, die keine Fortschritte in der Schuldenpolitik ausweisen können, zu nutzen.124 In diesem Fall würden die betroffenen Länder keine Rückvergütung erhalten, und müssten im angenommenen Modell die volle Risikoprämie bezahlen, was wiederum immer noch günstiger wäre als die bisherigen Staatsanleihen.125 Um zu verhindern, dass die angeschlagenen Mitgliedsländer dieses Verfahren ausnutzen, planen sowohl das ECON Committee als auch Jean Claude 123 Vgl. Jean-Claude Juncker bezeichnet die Schätzung von Risikoprämien bei diesem Modell als sehrschwer, weshalb in dieser Arbeit fiktive Werte zur Veranschaulichung verwendet werden. Vgl. Handelsblatt vom 09.12.2010 „Der Juncker Plan. 124 Vgl. ECON Commitee des Europäischen Parlaments v. 13.01.2011 125 Vgl. Griechische Staatsanleihen derzeit mit mehr als 11% Risikoprämie 32 Beitrag zum Postbank Finance Award 2011 Juncker die Höhe des aus der Emission von Eurobonds zur Verfügung gestellten Kapitals auf 40 % - 60 % des BIP zu begrenzen.126 Die bisherigen Staatsanleihen würden dann als sogenannte Junior-Bonds ausgegeben werden. Dies hat zur Folge, dass der Anleger im Falle einer Staatsinsolvenz Geld verlieren könnte. Im Gegenzug erhält er für das vorhandene Ausfallrisiko einen höheren Zins. Länder mit einer höheren Risikoprämie würden folglich die Emission von Eurobonds priorisieren, während Mitgliedsstaaten mit geringeren Risikoprämien eher die Emission von Junior-Bonds bevorzugen würden. 5.1.2. Möglichkeiten zur Einführung Als entscheidend für den Ablauf der Einführung wird eine Übergangsphase gesehen. Diese soll fließend von den einfachen Staatsanleihen zu den Eurobonds stattfinden. Durch diese Maßnahme wird den in Not geratenen Mitgliedsländern Zeit gegeben, um Ihre finanziellen Aufgaben und Probleme nachhaltig und überlegt zu bekämpfen. So wird vermieden, dass strenge Entschuldungsprogramme der Regierungen die Wirtschaftssituation in den betroffenen Ländern erheblich verschlechtern. Da die Risikoprämie der bisher im Umlauf befindlichen Staatsanleihen deutlich über dem Niveau von möglichen Eurobonds liegt, besteht die Gefahr von hohen Abschlägen im Kurs der sich im Umlauf befindlichen Anleihen, da eine Flucht der Anleger in die vermeintlich sichereren Eurobonds wahrscheinlich ist. Dieses Problem soll laut ECON durch eine mögliche Garantie gelöst werden. 127 5.2. Vorteile von Eurobonds Als Hauptargument für die Notwendigkeit solcher Anleihen nennen die Befürworter die hohen Risikoprämien, die die betroffenen Staaten zu zahlen hätten. Die Höhe der Risikoprämien würde aus Marktübertreibungen resultieren und den ohnehin schon angeschlagenen Staaten durch die hohe Zinsbelastung zusätzliche Probleme bereiten. Die Emission von Eurobonds fördert zudem die Solidarität und die Einheit der Europäischen Union. Eine erhöhte Solidarität in Krisenzeiten ist vor allem deshalb notwendig, da ein Insolvenzverfahren keine Option für ein stabilitätsorientiertes Europa sein kann. Die Einführung von Eurobonds gibt den finanziell schwächeren Ländern stattdessen die Möglichkeit die finanzielle Struktur des Landes nach und nach zu verbessern, ohne dass durch akute Handlungen und Sparmaßnahmen erhebliche Konjunkturrückschläge in Kauf genommen werden müssen. Mögliche Lösungsansätze wie die 126 127 Vgl. DIW zu Grundlinien der Wirtschaftsentwicklung(2011), S.10 Vgl. ECON Commitee des Europäischen Parlaments v. 13.01.2011. 33 Beitrag zum Postbank Finance Award 2011 Emission von Eurobonds müssen vorher greifen. Befürworter werfen den Kritikern zudem uneuropäisches Verhalten vor. 5.3. 128 Kritik an Eurobonds Kritiker der Eurobonds sehen neben dem Verstoß gegen Art. 103 des EU-Vertrages (gemeint ist die Nichthaftung für Staatsschulden durch die Europäische Gemeinschaft) vor allem auch Nachteile darin, dass das eigentliche Grundproblem der Schuldenentstehung durch Eurobonds nicht gelöst werden würde. 129 Auch bemängeln Kritiker, dass zur Einführung von Eurobonds umfangreiche Vertragsänderungen in den EU-Verträgen notwendig seien. Das künstliche Niedrighalten der Risikoprämien verwischt zudem die nationale Verantwortung für den öffentlichen Haushalt was eine Verfehlung der Ursachenbekämpfung zur Folge hat. Es besteht die Befürchtung, dass ein nicht dem Risiko entsprechender Zinssatz den Anreiz bietet, sich verhältnismäßig hoch zu verschulden. Vor allem finanziell stärkere Länder wie bspw. Deutschland, die Niederlande oder Österreich müssten unter Umständen höhere Risikoprämien als bisher zahlen. Generell widerspricht die Emission dieser Eurobonds der Forderung einer systematischen, marktorientierten Risikopolitik auf der Basis wirtschaftspolitischer Länderrisiken. Eine risikoundifferenzierte, d.h. vom Rating des jeweiligen Gemeinwesens unabhängige Konditionsgestaltung führt dazu, dass Staaten mit einer hohen Bonität einen zu hohen Zinssatz zu zahlen haben, während Staaten mit niedrigerer Bonität einen ihrem hohen Risiko nicht korrekt widerspiegelnden zu niedrigen Zinssatz zahlen werden (Abb. . Der Steuerungsmechanismus des Zinssatzes wird durch die Emission von Eurobonds außer Kraft gesetzt. 128 129 Vgl. Handelsblatt v. 09.12.2010 „Der Juncker Plan. Vgl. DIW zu Grundlinien der Wirtschaftsentwicklung(2011), S.10. 34 Beitrag zum Postbank Finance Award 2011 Zins Risikodifferenzierte Konditionengestaltung Risikoundifferenzierte Konditionengestaltung AAA Gute Risiken mit einem zu hohem Zins Schlechte Risiken mit einem zu niedrigem Zins C Rating Abbildung 5: Risikoundifferenzierte versus risikodifferenzierte Konditionengestaltung Quelle: eigene Darstellung in Anlehnung an Schierenbeck, H. (2008), S.312. Des Weiteren beziehen sich Kritiker auf das Prinzip der Subsidiarität, welches die EU nach eigener Vertragsform primär verfolgt. Dies bedeutet, dass jeder Staat zunächst angewiesen ist, eigene Lösungswege für finanzielle Probleme zu finden und diese auch umzusetzen. Nachdem solche Versuche erfolglos bleiben hat ein Staat nach diesem Prinzip die Möglichkeit Solidarität einzufordern. 130 Dies ist nach der Meinung der Kritiker bereits in hohem Maße durch die Einführung eines Rettungsfonds geschehen. 130 Vgl. DIHK (2010) S. 3. 35 Beitrag zum Postbank Finance Award 2011 6. Fazit Die Krise der Europäischen Währungsunion ist offensichtlich. Während Staaten wie Griechenland und Irland bereits finanzielle Hilfen aus dem Euro-Rettungsschirm in Anspruch genommen haben, bestehen für die anderen PIIGS-Staaten Portugal, Spanien und Italien weiterhin Liquiditätsrisiken Die Währungsunion hat sich entschieden, geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um die Zahlungsfähigkeit aller Mitgliedsstaaten des Euroraums sicherzustellen. Ziel war es, einen permanenten Europäischen Stabilitätsmechanismus zu installieren, so dass den Euro als stabile Währung bestehen bleibt, mithin einer Erosion des Währungsraums entgegengewirkt wird. Hierzu wurden allerdings nur die Symptome behandelt, d.h. kurzfristig wurde durch die Einrichtung eines Euro-Rettungsschirms die Zahlungsfähigkeit und damit auch die Kreditwürdigkeit einzelner Mitgliedsstaaten wie Griechenland oder Irland wiederhergestellt. Auf diese Weise hoffte die Union einen „Dominoeffekt“, d.h. das Übergreifen von Liquiditätsrisiken auf andere Staaten der Währungsunion zu vermeiden. Wenngleich sich ein Staat mit Inanspruchnahme von Geldern aus dem Euro-Rettungsschirm umfangreichen Kontrollmechanismen der nationalen Budgetund Finanzpolitik aussetzt, wurden die Ursachen der Zahlungsschwierigkeiten einzelner Staaten wie eine niedrige Unternehmensbesteuerung (Irland) oder ein hohes Maß an Schattenwirtschaft (Griechenland) bislang nur begrenzt entgegengewirkt. Der bereits installierte Euro-Rettungsschirm in Höhe von 750 Mrd. Euro und mit einer Laufzeit bis 30. Juni 2013 soll die Finanzmärkte stabilisieren. Trotz Inanspruchnahme dieses Notfallfonds durch die Republik Griechenland wiesen griechische Staatsanleihen im Vergleich zu deutschen Staatsanleihen weiterhin eine deutlich höhere Effektivverzinsung auf. Dies lässt vermuten, dass die Marktteilnehmer immer noch das - im Vergleich zur Bundesrepublik Deutschland - mit einer niedrigeren Bonität ausgewiesene Griechenland als potentiell insolvenzgefährdet ansehen. Eine andere Erklärung lässt die höhere Verzinsung der griechischen Staatsanleihen nicht zu. Wird ein Haircut, d.h. die Anleihegläubiger müssen auf einen prozentualen Anteil ihrer jeweiligen Forderung verzichten, ausgeschlossen, ergeben sich für den Anleger in griechischen Staatsanleihen risikolose Ertragsmöglichkeiten. Bei den so genannten „Eurobonds“ hingegen, bei denen die Europäische Zentralbank für alle Mitgliedsstaaten des Euroraumes Anleihen mit einem risikoundifferenzierten Zinssatz emittiert, ist diese Möglichkeit risikoloser Arbitragegewinne ausgeschlossen. Allerdings bergen Eurobonds die Gefahr einer „moral hazard“-Situation in sich, d.h. Krisenstaaten haben keinerlei Anreize ihre Budget- und Finanzpolitik so abzuändern. Da der Zins als 36 Beitrag zum Postbank Finance Award 2011 Steuerungsinstrument des Marktes ausfällt, kann nur durch supranationale Kontrollmechanismen sichergestellt werden, dass eine Disziplinierung aller Mitgliedsstaaten des Euroraums gegebenenfalls durch ein Pönale bei Missachtung der durch die EZB vorgegebenen Rahmenbedingungen erfolgt. Sowohl der Euro-Rettungsschirm als auch die Emission von Eurobonds tragen zu einer Stabilisierung des Europäischen Währungsraumes bei. Beide Maßnahmen führen allerdings zu einer Fehleinschätzung des Risikos. Ein Euro-Rettungsschirm, der einen Haircut ausschließt, kann ebenso nur als teilweise marktgerechtes Instrument der Politik eingestuft werden wie die Emission von Eurobonds, die Staaten mit hoher Bonität für gute Entscheidungen in der Budget- und Finanzpolitik eher benachteiligt und Staaten mit niedriger Bonität eher bevorzugt. Beide Instrumente können so zu einer Fehlallokation finanzieller Mittel führen. 37 Beitrag zum Postbank Finance Award 2011 Literatur- und Quellenverzeichnis ARD-Deutschland TREND: Umfrage zur politischen Stimmung, S.9, Dezember 2010, infratest dimap, Berlin, http://www.infratest-dimap.de/uploads/media/dt1012_bericht.pdf. Artikel 50 des Lissabonvertrages: http://dejure.org/gesetze/EU/50.html (14.02.2011). Baring, A.: Die Tricks der Griechen, http://www.mdr.de/fakt/7111992.html. Beike, R./ Schlütz, J. (2005): Finanznachrichten. Lesen-verstehen-nutzen. 4.Auflage. Schäffer-Poeschl-Verlag, Stuttgart. Berschens, R. (2011): Ringen um stabileren Rettungsschirm, 18.01.2011, http://www.handelsblatt.com/politik/international/euro-krise-ringen-um-stabilerenrettungsschirm;2733696. Betrachtungen zum Austritt der Krisenstaaten aus Gläubigersicht, Zeitschrift für das gesamte Kreditwesen 02 vom 15.01.2011 Seite 60. Blanchard, O. / Katz, L. 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