Ausgewählte Daten zur Geschichte der Stadt Pirna

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Ausgewählte Daten zur Geschichte der Stadt Pirna
Ausgewählte Daten zur Geschichte der Stadt Pirna
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um 1000: Auf dem Sonnenstein wird ein steinerner Wallfuß errichtet, vermutlich als
Teil einer Verteidigungsanlage, die aus einem Graben, dem steinernen Wallfuß und
einem darauf stehenden Aufbau besteht. Diese Erkenntnis resultiert aus
großangelegten Ausgrabungen des Landesamtes für Archäologie in den Jahren
2009/10. Im 11. Jahrhundert Zerstörung des Wallfußes durch einen Brand, die
Siedlungstätigkeit geht stark zurück. Bauliche Strukturen aus dem 10. Jahrhundert
werden auch im heutigen Stadtgebiet entdeckt, zum Beispiel die Reste eines
Grubenhauses im Bereich der Schloßstraße.
1233: Erste urkundliche Erwähnung. Pirna besitzt zu dieser Zeit noch kein Stadtrecht.
1245: Pirna besitzt nachweislich Stadtrecht und gehört zum Herrschaftsbereich des
Meißner Markgrafen.
1269: Erster urkundlicher Nachweis für die Burg Pirna.
1292: Bischof Withego von Meißen, in dessen Besitz Pirna im Vorjahr gelangte,
bestätigt mit den Schuhmachern die erste Handwerkerzunft.
1293: Pirna gelangt in den Besitz der böhmischen Krone.
um 1300: Anlegung eines Dominikanerklosters.
1325: König Johann von Böhmen erneuert und erweitert die durch Brand
vernichteten Privilegienbriefe, insbesondere das Stapelrecht. Danach müssen
sämtliche, die Stadt zu Wasser und zu Lande passierenden Waren drei Tage zum
Verkauf angeboten werden, oder man entrichtet ersatzweise Gelder an die Stadt.
1351: Kaiser Karl IV. hält in Pirna einen Fürstentag ab. Die Burg muss zu dieser über
entsprechend repräsentative Räume verfügt haben.
Um 1380 Ausbau des Dominikanerklosters, Aufsetzen des Daches auf die erweiterte
Kirche.
1404/05: Im Verlauf der Dohnaischen Fehde gelangen Stadt und Burg wieder an die
Markgrafschaft Meißen (später Kurfürstentum Sachsen).
1429: Die Hussiten werden vor Pirna gesichtet. Sie unterlassen jedoch einen Angriff
auf die stark befestigte Stadt.
um 1465: Johannes Tetzel, der spätere Ablassprediger und Widersacher Martin
Luthers wird in Pirna geboren.
1466-1479 Errichtung des heutigen Kirchturmes, damals noch für den
Vorgängerbau der Stadtkirche St. Marien.
1472: In Pirna etabliert sich die Eisenkammer als Handelsniederlage unter
kurfürstlicher Kontrolle (bis 1686).
1485: Nach der Landesteilung gehört Pirna zum albertinischen Herzogtum Sachsen.
1502 Beginn der Errichtung der heutigen Stadtkirche St. Marien als gotische
Hallenkirche unter Leitung von Meister Peter von Pirna (Einweihung 1546).
1503 Erwerb des Dorfes Copitz am rechten Elbufer.
1520: Nach vorangegangenen Protesten aus der Bürgerschaft erteilt der Landesherr
eine neue Ratsverfassung, die Bürgervertreter zur Kontrolle des Rates einbezieht.
1521: Die Mönche im Dominikanerkloster verbrennen Luthers Schriften.
1532: Infolge einer Pestepidemie stirbt etwa ein Drittel der Stadtbevölkerung.
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1539: Mit Einführung der Reformation wird der Wittenberger Diakon Anton
Lauterbach zum ersten evangelischen Pfarrer und Superintendent in Pirna berufen.
Der Haus- und Tischgenosse Luthers korrespondiert weiterhin mit Luther und
Melanchthon.
1546/47: Reichsacht über Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen. Pirna unterstützt
im Schmalkaldischen Krieg den mit der Vollstreckung beauftragten Herzog Moritz.
1549: In Anerkennung der Rolle Pirnas im Schmalkaldischen Krieg erteilt König
Ferdinand von Böhmen der Stadt ihr heutiges Wappen mit zwei Löwen.
1559: Philipp Melanchthon besucht Pirna.
1617: Kaiser Matthias weilt in Pirna.
1620: Niederlage der Böhmischen Stände in der Schlacht am Weißen Berg. Infolge
der Rekatholisierung Böhmen kommen immer mehr Exulanten in die Stadt.
Um 1628/29: Die Aufnahme böhmischer Protestanten erreicht ihren Höhepunkt.
Etwa 2000 Flüchtlinge weilen in der Stadt, etwa jeder dritte Einwohner ist ein
Fremder. In der Nicolaikirche dürfen Gottesdienste in tschechischer Sprache gehalten
werden. Eine böhmische Druckerei versorgt die Gemeinde mit notwendigen
Schriften. Pirna ist zu dieser Zeit das politische und intellektuelle Zentrum der
böhmischen Exulanten. Diese Entwicklung endet mit dem schwedischen Einfall 1639.
23. April 1639: Schwedische Söldner erobern die Stadt. Während der Kämpfe und
Plünderungen sterben in den folgenden Tagen und Wochen etwa 600 Menschen.
Nach fünfmonatiger erfolgloser Belagerung ziehen die Schweden im Herbst des
Jahres wieder ab und hinterlassen eine ruinierte Stadt.
1647: Der Verwaltungssitz des kurfürstlichen Amtsschössers wird vom Schloss in das
Haus Markt 12 verlegt.
1668: Beginn des Ausbaues des Schlosses Sonnenstein zur kurfürstlichen
Bergfestung durch Wolf Caspar von Klengel.
1679: Dauerhafte Etablierung einer Buchdruckerei in Pirna.
1707: Nach schwedischer Besatzung und Kontributionszahlungen im Nordischen
Krieg ist die Stadt mit über 100.000 Talern verschuldet.
1714: Der Arzt und Bürgermeister Johann Heinrich Großmann stiftet seine 1.154
Bände umfassende Privatbibliothek zur Begründung einer öffentlichen Bibliothek.
1719: Am 1. September wird Erzherzogin Maria Josepha hier durch Kurprinz
Friedrich August auf sächsischem Boden empfangen. Übernachtung und am
folgenden Tag prunkvolle Weiterfahrt auf der Elbe nach Dresden. In Vorbereitung
der glanzvoll gefeierten Hochzeit des Paares wurden in Pirna Teile des Marktplatzes
neu gestaltet.
1731: Erstmals seit dem Dreißigjährigen Krieg ist Pirna wieder mit einem Gesandten
bei den Landtagen im Ausschuss der Städte vertreten.
1739: Der Pirnaer Kantor und Chronist erinnert mit einer Schrift an das 100 Jahre
zurückliegende Geschehen im Dreißigjährigen Krieg.
1756: Beginn des Siebenjährigen Krieges. Auf der Ebenheit zwischen dem
Sonnenstein und Königstein kapituliert am 16. Oktober die sächsische Armee.
25./26.Juli 1757: Der preußische König Friedrich II. weilt in Pirna
1764: Die Festung Sonnenstein wird aufgehoben.
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1770: Erstmals erscheint ein „Pirnaisches gemeinnütziges Wochenblat“.
1774: Die erste Kattundruckerei nimmt ihre Arbeit auf.
1798: In der Stadt entsteht eine Literarische Gesellschaft.
1811: Gründung einer Königlich-Sächsischen Heil- und Verpflegungsanstalt
Sonnenstein, die sich bald zu einer führenden psychiatrischen Einrichtung
entwickelt.
Herbst 1813: Napoleon weilt wiederholt in der Stadt und lässt den Sonnenstein als
Festung reaktivieren. Danach Wiedereinrichtung der Heilanstalt.
1821: Unterzeichnung der Elbschifffahrtsakte. Aus dem Mittelalter überkommene
Rechte verlieren ihre Gültigkeit.
1823: Gründung einer katholischen Kirchgemeinde.
1830: Einweihung einer neuen großen Bürgerschule für Jungen und Mädchen.
1831/32: Neue Sächsische Verfassung und Städteordnung. Die Ratsdörfer werden in
der folgenden Zeit mit Aufhebung der Patrimonialgerichtsbarkeit wieder selbständig.
1848: Eröffnung der Eisenbahnlinie von Dresden nach Pirna. 1851 Fortführung bis
ins böhmische Bodenbach.
1848: Herausgabe der „Fliegenden Fähre“, einer politischen Wochenschrift, die
zwischen den Lagern vermitteln will, um bürgerliche Rechte und Freiheiten
durchzusetzen. Redakteur ist der Arzt Wilhelm Adolph Haußner.
1849: Während des Dresdner Maiaufstandes wird der Pirnaer Demokrat Wilhelm
Adolph Haußner erschossen.
1861: Gründung des städtischen Museums auf Betreiben des Gewerbevereins.
1862: Gründung einer Fabrik für emailliertes Geschirr. Es ist das erste größere
Industrieunternehmen.
1875: Fertigstellung der Elbebrücke. Durch die damit verbundene Eisenbahn nach
Kamenz wird die Stadt Eisenbahnknotenpunkt.
1885: Gründung der Maschinenfabrik der Gebrüder Lein.
1886: Gründung der Cellulosefabrik Hoesch und der Glasfabrik Hirsch & Co. –
Hermannhütte. Die Industrialisierung nimmt in den folgenden Jahren immer größere
Dimensionen an.
Um 1880/1890 entsteht im Zuge der Industrialisierung und Stadterweiterung die
neue Westvorstadt.
1908/09: Gründung der Kunstseidenfabrik Küttner. Die Firma entwickelt sich zum
größten Arbeitgeber der Stadt (1928 über 5688 Arbeitskräfte).
1914: Gründung einer städtischen Bibliothek.
1914: Beginn des Ersten Weltkrieges, die Truppen aus der Pirnaer Garnison ziehen in
den Krieg.
1918: Revolution und Zusammenbruch des deutschen Kaiserreiches. Pirna entwickelt
sich zu dieser Zeit zu einer Hochburg der Unabhängigen Sozialdemokratie. In Pirna
erscheint die „Volkszeitung“, die zu den etwa zwanzig in Deutschland
erscheinenden Blättern der linken Sozialdemokratie gehört.
1922/23: Eingemeindung von Posta, Copitz, Hinterjessen, Neundorf,
Niedervogelgesang, Zuschendorf, Rottwerndorf. Die Stadt entwickelt sich damit zu
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einem mittleren Zentrum in Sachsen und kann in dem von Dresden ausgehenden
Urbanisierungsprozess bestehen.
1932: Infolge der Weltwirtschaftskrise kommt die Arbeit der meisten Betriebe zum
Erliegen. Die Arbeitslosigkeit erreicht Rekordausmaße.
1933: Machtergreifung durch die NSDAP. Bücherverbrennung in der Breiten Straße.
1940/41: In der Euthanasie-Tötungsanstalt werden 13.720 psychisch kranke
Menschen und 1031 Häftlinge aus Konzentrationslagern ermordet.
19. April 1945: Bei einem Bombenangriff sterben 203 Einwohner.
8. Mai 1945: Truppenverbände der Roten Armee besetzten die Stadt. Nach
Kriegsende ist Pirna Durchgangsstation für viele Tausende Flüchtlinge.
1953: Gründung eines Kreiskulturorchesters.
Um 1960/70: Starker Zuzug infolge des Wismutbergbaus in der Region. Neue
Wohngebiete entstehen auf dem Sonnenstein und in Copitz vorwiegend mit
Plattenbauweise. In der Altstadt unterbleiben dagegen Investitionen weitgehend.
1974: Nach weiteren Eingemeindungen erreicht die Stadt ihren höchsten
Einwohnerstand: 49.771 Einwohner.
1980er Jahre: Der Verfall in der Altstadt erreicht unerträgliche Ausmaße.
1989: Abbruch eines großen, historisch wertvollen Bürgerhauses am Markt (Ecke
Frongasse). Es droht ein bevorstehender großflächiger Abbruch der Altstadtsubstanz.
Herbst 1989: Mit den mächtigen Demonstrationen in Leipzig und nachfolgend in
weiteren Großstädten wird das Regime der DDR zu Fall gebracht. Die Empörung
über den Verfall der Altstadt führt zur Gründung der Bürgerbewegung „Rettet
Pirna“.
1990er Jahre: Schließung vieler Industriebetriebe, Ansteigen der Arbeitslosigkeit und
Rückgang der Stadtbevölkerung. Der Prozess der wirtschaftlichen und
gesellschaftlichen Umgestaltung setzt ein.
1996: Schaffung eines Sanierungsamtes bei der Stadtverwaltung. Die umfassende
Sanierung der historischen Altstadt nimmt immer größere Dimensionen an.
1997: Pirna wird Große Kreisstadt und erhält damit eine größere kommunale
Selbständigkeit.
1998: Eröffnung des binationalen Deutsch-Tschechischen Gymnasiums in Pirna
1999: Vollendung der neuen Elbebrücke. Eingemeindung von Graupa mit Bonnewitz
und von Birkwitz-Pratzschwitz.
Sommer 2002: Bisher höchstes Elbehochwasser in Pirna. Umfassendes
Sanierungsprogramm.
2011: Abschluss der Sanierung von Schloss Sonnenstein und Nutzung als
Landratsamt.
2011: Der Schauspieler und Kabarettist Tom Pauls eröffnet im Peter-Ulrich-Haus ein
Theater mit 180 Plätzen.
Ende 2013: Pirna hat 37.645 Einwohner (Quelle: Bevölkerungsfortschreibung auf
Basis der Zensusdaten vom 9. Mai 2011).

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