Gottesdienstablauf an Palmsonntag 24.03.2013 Orgelvorspiel Lie

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Gottesdienstablauf an Palmsonntag 24.03.2013 Orgelvorspiel Lie
Gottesdienstablauf an Palmsonntag 24.03.2013
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Orgelvorspiel
Lied: „Du hast uns Herr gerufen“ EG 168,1-3
Grußwort (Votum)
Wochenspruch: Der Menschensohn muss erhöht werden, damit alle, die an ihn glauben, das ewige
Leben haben. (Joh. 3,14,15)
Hymnus aus dem Philipperbrief EG 764
Eingangsgebet
Auf dich warten mein Gott,
auch wenn es lange Zeit braucht,
bis die Unruhe sich legt in mir.
Auf dich warten mein Gott,
auch wenn meine Sinne dich lange nicht wahrnehmen.
Während ich auf dich warte, mein Gott,
werde ich gewahr,
dass ich erwartet bin
von dir,
dass du mich unablässig lockst,
bis ich es wage, mich dir zu überlassen.
Da bin ich mein Gott.
Da bin ich.
Stilles Gebet :
Schriftlesung: Sacharja,9,9+10
Lied: Jesus zieht in Jerusalem ein“ EG 314,1-3
Predigt: Joh. 12,12-19
Liebe Gemeinde,
Palmsonntag - Wir haben die Stadt Jerusalem erreicht, die Hauptstadt Judäas. Jerusalem, das
religiöse Zentrum des Judentums ist geprägt durch den Tempel. Jerusalem ist das Zentrum der
Theologie, das Zentrum des Glaubens.
Einen humorvollen Anstrich hat der Palmsonntag durch die Tradition, dass die Person die in einer
Familie als letzte aufsteht, den Titel des Palmesels bekommt. In der Tat spielt der Palmesel der im
Predigttext der für den heutigen Sonntag vorgesehen ist eine bedeutende Rolle. Ich lese aus
Johannes 12,12-19
Als am nächsten Tag die große Menge, die aufs Fest gekommen war, hörte, dass Jesus nach
Jerusalem käme, nahmen sie Palmzweige und gingen hinaus ihm entgegen und riefen: „Hosianna!
Gelobt sei, der da kommt in dem Namen des Herrn, der König von Israel! Jesus aber fand einen jungen
Esel und ritt darauf, wie geschrieben steht: „Fürchte dich nicht, du Tochter Zion! Siehe dein König
kommt und reitet auf einem Eselsfüllen.“ Das verstanden seine Jünger zuerst nicht: doch als Jesus
verherrlicht war, da dachten sie daran, dass dies von ihm geschrieben stand und man so mit ihm
getan hatte.
Das Volk aber, das bei ihm war, als er Lazarus aus dem Grabe rief und von den Toten auferweckte,
rühmte die Tat. Darum ging ihm auch die Menge entgegen, weil sie hörte, er habe dieses Zeichen
getan. Die Pharisäer aber sprachen untereinander: Ihr seht, dass ihr nichts ausrichtet; siehe, alle Welt
läuft ihm nach.“
Jesus, der König der Juden, nach christlichem Verständnis der König aller Völker reitet auf einem Esel
nach Jerusalem, dem Zentrums des Glaubens an den einen Gott. Dieses Bild steht im Mittelpunkt
unseres Predigttextes.
Menschen gehen ihm entgegen. Andere kommen aus ihren Häusern um ihn zu sehen. Die
begeisterten Jubelrufe steigern sich in der Menge der Menschen.
Beim genauen Hinschauen, entdecken wir in den Reihen verschiedene Gruppen. Sie sehen Jesus mit
ganz unterschiedlichen Augen. Entsprechend unterschiedlich sind ihre Reaktionen.
Da steht eine Gruppe von Pilgern, sogenannten Festpilgern. Wie jedes Jahr kommen sie nach
Jerusalem um sich auf das Passahfest vorzubereiten. Sie hatten von Jesus gehört. Von seinen Zeichen
und Wundern. Dafür konnten sie sich begeistern. In Bethanien hatte er Lazarus von den Toten
auferweckt. So ging es durch die Reihen. Ein Hinweis darauf, dass der Tod nicht das Ende ist. Eine
Hoffnung die in Zeiten der Trauer und Verzweiflung trägt. Die Menschen bekamen eine Ahnung
davon, dass mit Jesus viele ihrer Sehnsüchte und Hoffnungen erfüllt werden könnten. Manche
warteten nicht bis er vorbeikam. Sie gingen ihm entgegen. So erzählt es der Evangelist Johannes. Mit
Palmzweigen, einem Symbol des Triumphes empfangen sie ihn und jubeln ihm zu. Begeistert feierten
sie ihn als einen König mit dem endlich etwas Neues begonnen hatte. Gottes Reich ist auf dieser
irdischen Welt angebrochen. Hosianna! Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn, der König
von Israel.
So sehen ihn die Pilger die von Ferne von ihm gehört hatten.
Die zweite Gruppe sind die Menschen die mit Jesus etwas erlebt haben. Sie waren Zeugen der
Auferweckung des toten Lazarus, des Bruders von Maria und Martha. Alle Hoffnung auf Leben war
verloschen. Die Endgültigkeit des Todes war besiegelt.
Jesus stellte sich in seiner Person dem Tod mit den Worten entgegen. „Ich bin die Auferstehung und
das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt.“ Diese Menschen haben Jesus
erlebt als jemand der sich nicht abfindet mit den scheinbar normalen Grenzen. „Komm heraus,“
waren die Worte mit denen er Lazarus wieder ins Leben rief.
Eine unglaubliche Geschichte mit der Jesus ein Zeichen setzte für die, die davon hörten und die, die
die erlebten, was es bedeutet, wenn Jesus sagt: „Komm heraus. Ich bin die Auferstehung und das
Leben.
Wie immer wir diese Geschichte deuten, macht sie uns deutlich, dass sich in der Begegnung und im
Glauben an Jesus, scheinbare Sackgassen öffnen und zu Wege des Lebens werden.
Menschen machten und machen die Erfahrung, dass es ein Leben jenseits menschlicher Grenzen
gibt. Damit ist nicht nur der physische Tod gemeint, sondern genauso Situationen, durch die wir uns
vom Leben abgeschnitten fühlen. Ich denke an Menschen, die sich in Ängsten, Depressionen oder
Ausweglosigkeiten eingeschlossen fühlen wie in einem Grab vor das ein schwerer Stein gerollt ist.
In der Geschichte von der Auferweckung des Lazarus scheint etwas von einer
Auferstehungserfahrung durch, die auch bereits im Hier und Jetzt erlebbar ist.
„Manchmal feiern wir mitten im Tag, das Fest der Auferstehung“ So wird dies in einem Lied
ausgedrückt. Nämlich da, wo Menschen sich von Jesus herausgerufen wissen, aus dem was sie bindet
und am Leben hindert. Für Lazarus war dieser Schritt aus eigener Kraft nicht möglich. Es brauchte
andere, die für ihn hofften und glaubten, dass der Stein des Grabes weggenommen wird.
Männer und Frauen um Lazarus hatten mit Jesus Erfahrungen gemacht und erzählten sie weiter.
Auch sie stehen am Straßenrand und sehen Jesus, den König der Juden, den König der Völker auf
dem Esel reitend nach Jerusalem ziehen. Auch sie rufen Hosianna.
Die dritte Gruppe bilden die Jünger und Jüngerinnen Jesu. Männer und Frauen die ihm sehr nahe
standen. Sie haben wohl am meisten mit ihm besprochen und erlebt. Warum Jeus auf einem Esel ritt,
konnten sie zunächst nicht verstehen. Erst im Nachhinein erinnerten sie sich an das, was in den alten
Schriften stand. Bereits beim Propheten Sacharja heißt es: „Siehe dein König kommt und reitet auf
einem Eselsfüllen.“
Die Jünger und Jüngerinnen fühlten sich eng mit Jesus verbunden und doch blieb eine Distanz des
Nichtverstehens. Vielleicht waren es ihre eigenen Wünsche, Erwartungen und Vorstellungen die sie
daran hinderten wahrzunehmen wer Jesus wirklich war und welchen Weg er gehen musste.
Die Jünger und Jüngerinnen können uns eine Einladung sein, unsere Glaubensvorstellungen und
Ansichten immer wieder neu zu hinterfragen und zu prüfen. Vor allem dann, wenn unsere eigenen
Bilder und Urteile uns so dicht vor Augen sind, dass sie uns für die große Wirklichkeit Gottes blind
machen.
Glauben bedeutet, sich immer wieder neu auf das einlassen was ist. Manchmal kommt das
Verstehen erst später wie bei den Jüngern.
Die vierte Gruppe die Jesus auf dem Esel reiten sah, waren die Pharisäer. Fromme Menschen die sich
in der Schrift auskannten. Ihr ernsthaftes Bemühen um ihre Religiosität war in Frage gestellt. Die
Autorität ihrer Denk- und Lebensweise geriet ins Wanken. Sie waren hilflos und empört. „Alle Welt
läuft ihm nach.“ Wenn das so weiterginge, würden politische und religiöse Machtverhältnisse auf den
Kopf gestellt. Dem musste Einhalt geboten werden.
Vier verschiedene Gruppen sahen Jesus, wie er auf einem Esel nach Jerusalem reitet.
- Menschen die von ihm hörten und deshalb begeistert waren.
- Menschen, die mit ihm Erfahrungen machten und diese ebenfalls begeistert weitererzählten.
- Jünger und Jüngerinnen, die ihm besonders nahe waren. Sie teilten mit ihm das Leben.
Trotzdem verstanden sie ihn nicht immer.
- Pharisäer, Menschen die ihren Glauben sehr ernst nahmen und nach Gottes Geboten lebten.
Sie fühlen sich verunsichert und in Frage gestellt.
Alle vier Gruppen finden wir in unseren Gemeinden. Urteilen wir nicht vorschnell über die einen
oder anderen. Jede und jeder von uns hat seine eigene, ihre eigene Sichtweise von Glauben. Das
hat immer auch etwas mit unseren Erfahrungen zu tun. Umso wichtiger ist es, immer wieder neu
auch vielleicht alt bekannte biblische Geschichten zu betrachten und sich darüber
auszutauschen.
Wer ist dieser Jesus der 6 Tage vor dem Passahfest auf einem Esel nach Jerusalem reitet?
Sonderbarer Weise ergreift er selbst in dieser Geschichte nicht einmal das Wort. Aus seinem Mund
erfahren wir nichts. Nur ein äußeres Zeichen. Er setzt sich auf einen Esel. Damit predigt er ohne
Worte das Evangelium, das bereits die Propheten vorausgesagt haben. In diesem äußeren Zeichen
wird deutlich, wer der Sohn Gottes, der Messias ist.
Der Esel war das Reittier der einfachen Menschen. Er trägt die Lasten des Alltags. Politische Könige
ritten auf Pferden. Diese wurden auch in Kriegen eingesetzt. Dafür ist der Esel völlig ungeeignet. Wer
auf diesem Tier sitzt wird sich nicht über andere erheben. Er begegnet den Menschen, dem Volk auf
Augenhöhe im Alltag. Und noch mehr. Seine Größe besteht darin, dass er den anderen dient.
Wenn Jesus auf einem Esel nach Jerusalem reitet, kommt mit ihm der Friedefürst. In der
Schriftlesung haben wir den alttestamentlichen Bezug zu unserem Predigttext gehört. „Siehe dein
König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer, arm und reitet auf einem Esel.
Das Friedensreich Gottes ist auf dieser Erde angebrochen durch die Geburt Jesu. In den Wunder- und
Gleichnissgeschichten wurde es zeichenhaft verkündet und erlebt. Menschen waren davon
begeistert, haben Jesus zugejubelt und ihn als König gefeiert. Doch dieselben Menschen haben
später dem Todesurteil zugestimmt. Ihr „Hosiannajubel “ wurde zum „Kreuziget ihn“. Auch hier wird
uns durch die verschiedenen Personengruppen ein Spiegel vor gehalten.
Sie hatten nicht verstanden, dass Gottes Reich nichts mit Gewalt zu tun hat, sondern in der Person
Jesu, in seinem Leben und seinem Sterben begonnen hat. Das Reich Gottes wächst weiter mitten
durch das Leiden und Sterben hindurch. Gottes Reich in dieser Welt ist durch das Kreuz nicht
aufzuhalten, im Gegenteil. Eine Vorahnung davon bekamen die Menschen in der Auferweckung des
Lazarus. Eine Vorahnung hatte wohl auch Maria, die Schwester des Lazarus, als sie Jesus mit
kostbarem Öl die Füße salbte. Gesalbt wie einen König, Doch nicht der Kopf, sondern die Füße mit
denen er den Weg des Leidens und Sterbens gegangen ist.
Die Jünger hatten Vieles erst nach der Auferstehung verstanden. Als Christinnen und Christen wissen
wir, dass das Kreuz nicht das Ende ist, sondern eine, wenn auch sehr schmerzliche
Durchgangsstation. Gottes Reich ist nicht durch den Tod begrenzt, sondern wächst weiter durch den
Tod hindurch. Jesus ist dem nicht ausgewichen, sondern bewusst nach Jerusalem gegangen, als der
Friedefürst, der sich den Grausamkeiten dieser Welt stellt und bereit ist dafür zu sterben.
In der Karwoche sind wir eingeladen, den Weg Jesu zu bedenken. An den verschiedenen Stationen
uns von dem Mensch gewordenen Gott anschauen und berühren zu lassen. Glauben heißt, Jesus
immer wieder neu sehen lernen.
Amen
Lied: „Gott liebt diese Welt und wir sind sein eigen.“ EG 409,1-4
Fürbittengebet
Jetzt haben wir Zweige in den Händen
und dann den Essigschwamm.
Jetzt haben wir Hymnen auf den Lippen
und dann Hohn und Spott.
Jetzt tragen wir begeisterte Zustimmung im Herzen
und dann Hass und Ablehnung.
Gott, wie wankelmütig sind wir doch!
Wie eine Fahne im Wind!
Gib uns festen Stand,
Mut und Kraft,
Treue und Opferbereitschaft.
Nimm uns die Angst vor den anderen.
Lass uns mit Jesus Christus gehen
und dem göttlichen Leben verpflichtet
sein bis in den Tod.
Lass uns die Zweige des Bekennens nicht aus der Hand legen
wenn die Verführer kommen.
Lass unsere Lippen nicht verstummen,
wenn die Verfolger kommen.
Lass uns die Zustimmung nicht verleugnen,
wenn die Angst über uns kommt.
Gott, gibt uns die Kraft in dieser Welt zu stehen und Verantwortung zu übernehmen
An dem Platz an den du uns gestellt hast.
Vater unser
Lied: „Fürchte dich nicht, gefangen in deiner Angst“ EG 6291-3
Segensstrophe : „Ausgang und Eingang“ EG 175 (3x) (kein Vorspiel)
Segen
Orgelnachspiel