Sushi, Sailor Moon und Stäbchen

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Sushi, Sailor Moon und Stäbchen
Sushi, Sailor Moon und Stäbchen
Schwarzwälder-Bote, 16.01.2015
Von Dunja Smaoui
Was ist die größte Stadt in Japan? Und haben die Japaner auch Playstations? 209 Kinder
drängten sich gestern in die Alte Festhalle in Haiterbach. Fast jeder Platz war besetzt. Die
Kinderuni hat wieder begonnen.
"Ich freu mich so sehr, dass so viele Kinder gekommen sind", war Juliane Roggenbuck ganz
erfreut. Die 20-Jährige vom Haiterbacher Bürgerbüro kümmert sich um die Organisation der
Kinderuni in der Kuckucksstadt. Gestern nun startete die Vorlesungsreihe der Kinderuni in
die neunte Runde. Das Thema: Warum essen Japaner mit Stäbchen?
Es ist das erste Mal, dass Juliane Roggenbuck die Verantwortung für die Veranstaltung
übernimmt. Für sie war die gestrige Vorlesung ein voller Erfolg, denn "in den vergangenen
Jahren ist der anfängliche Boom der Kinderuni total abgefallen", erinnert sie sich. "Da waren
nur die ersten zwei Reihen mit 20 Kindern und Eltern besetzt."
Dieses Jahr sah das ganz anders aus. Ganze Schulklassen rückten mit zwei vollen Bussen an.
Vergangenes Jahr war gerade mal einer voll geworden. "Das liegt natürlich auch daran, dass
wir dieses Jahr beschlossen haben, die Vorlesung auf den Vormittag zu verlegen", so Juliane
Roggenbuck. "Nachmittags machen die Kinder ihre Hausaufgaben oder gehen in AGs und
Vereine. Viele spielen ja Instrumente oder machen Sport. Deswegen war auch immer so
wenig los."
In der aktuellen Vorlesungsveranstaltung ist bei interessierten Schulen die Kinderuni nun Teil
des Unterrichts. Die Kinder aus den Klassen 2, 3 und 4 kamen aus Ebhausen mit 65 Kindern,
aus Haiterbach mit 71 Kindern, aus Oberschwandorf mit 22 Kindern, aus Walddorf mit 29
Kindern und Rotfelden mit 21 Kindern. Die Grundschule Egenhausen hat die
Veranstaltungsreihe nicht in das Schulprogramm eingebunden. So erschien aus Egenhausen
lediglich ein Kind zur Kinderuni.
Während ihres einstündigen Vortrags war die Japanologin Viktoria Eschbach-Szabo vom
Asien-Orient-Institut der Universität Tübingen bemüht, den lebhaften Kindern typische,
japanische Besonderheiten zu veranschaulichen. Sie zeigte über einen Tageslichtprojektor
Bilder von Schriftzeichen, japanischem Essen, dem Berg Fuji und Mangas. Bei dem
japanischen Comicbild von "Sailor Moon" schrien die Kinder vergnügt auf. Kennt ihr die?
"Ja!" ertönte es aus allen Ecken.
Die Kinder brauchten nicht lang, um mit der Vorlesung warm zu werden. Im Zwei-MinutenTakt gingen die kleinen Finger in die Luft, wenn Viktoria Eschbach-Szabo die Kinder Löcher
in den Bauch fragte: Wer hat schon mal mit Stäbchen gegessen? Wie viel Menschen wohnen
in Tokyo? Wer hat schon mal ein Schriftzeichen gemalt?
Die achtjährige Chiara kam mit ihrer Klasse aus Rotfelden zur Kinderuni. "Es ist schön, was
die Frau da vorne erzählt", sagte sie schüchtern. Auch Juri aus Rotfelden hörte gespannt zu.
"Wir lernen, wie die Japaner mit Stäbchen essen", erzählte der Drittklässler und will es jetzt
zuhause selbst mal ausprobieren. Hat er denn überhaupt welche zuhause? – "Ja, klar!"
Zum Schluss durften die Kinder endlich ihre Fragen loswerden. In Reih und Glied stellten sie
sich vor der Bühne auf. Einer nach dem anderen löcherte die Dozentin durch ein Mikrofon
mit Fragen, die Viktoria Eschbach-Szabo wahrscheinlich nur in der Kinderuni zu hören
bekommt: "Wie hört sich das an, wenn Japaner schnell sprechen?" "Ist es lebensgefährlich,
wenn ein Vulkan ausbricht?" Und: "Mit was putzen sich Japaner eigentlich die Zähne?
Die nächste Vorlesung der Kinderuni findet am 3. Februar in der Kuckucks-Halle in
Haiterbach statt. "Wir können das in der Festhalle gar nicht mehr machen, weil wir so viele
Anmeldungen haben", sagte Juliane Roggenbuck. Der Aufwand sei zwar groß, "aber es lohnt
sich total."
Am 5. März geht dann das aktuelle Kinderuni-Semester in der Festhalle Ebhausen zu Ende.

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