Ausgabe 4-2014

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Ausgabe 4-2014
Im Wunderland
19. Jahrgang
Nr. 4/2014
EVP: 1 Euro
Die Bürgerzeitung
aus Marzahn-Hellersdorf
Bei der diesjährigen „Kultour à la carte“entführten Mitglieder des Grünclubs von Stadt und Land und des Klub
74 nicht nur Kinder zu einer Teeparty mit den Figuren
aus „Alice im Wunderland“. Siehe Seite 8 Foto: Preußer
Inhalt
Gleichen Lohn bitte!
Künstler-Serie in jot w.d.:
Viele Leser werden sich an
Sänger und Musiker ihrer
Jugendzeit in der DDR erinnern. jot w.d. berichtet,
was aus ihnen geworden
ist. Heute: Das Duo Sandra Mo & Jan Gregor.
Seite 3
Aufbruch geplant:
Zwar landet der Kiez um
die Hellersdorfer Promenade im Sozialranking ganz
weit hinten, dennoch wehren sich Anwohner gegen
die Bezeichnung „Notstandsgebiet“. Bald schon,
so erfuhr jot w.d., soll es
aufwärts gehen.
Seite 4
Turmtreppe abgesagt:
Bei der Rekonstruktion des
Schlosses Biesdorf wird die
Treppe im Turm nicht saniert. Die Gründe dafür findet jot w.d. erstaunlich.
Seite 5
Wohnungsbaukonzept:
Nach Jahren des Abrisses
müssen auch im Wuhlebezirk neue Wohnungen gebaut werden. Dazu hat
das Bezirksamt ein Konzept
entwickelt, jot w.d. entdeckte auch Kritik daran.
Seite 6
Seilbahn-Debatte:
Kaum jemand zweifelt
noch, dass sie kommt.
Debattiert wird um die Seilbahn dennoch weiter. Die
jüngste Bürgerveranstaltung besuchte jot w.d., um
Argumente zu sammeln.
Seite 11
Es ist schon Tradition: Am „Equal Pay Day“ hissten Bürgermeister Stefan Komoß und ASH-Rektorin Prof. Theda Borde
die dazugehörige Fahne vor dem Rathaus, um auf die ungleiche Bezahlung von Männern und Frauen hinzuweisen. Beim
Durchschnittssalär 2013 hätten Frauen bis zum 21. März 2014 arbeiten müssen, um eine gleich hohe Vergütung wie ihre
männlichen Kollegen zu erzielen. Insbesondere in Führungspositionen sind Frauen benachteiligt.
Foto: Schuchert
Liebe Leser,
in meiner Erinnerung war es Willy
Brandt, der kolportierte, „Mehrheit
ist nicht gleich Weisheit“. Wahrscheinlich stammt die Aussage selbst
bereits aus dem alten Griechenland,
das (soweit wir wissen) die Demokratie einführte. Auch damals war sie
nicht zwingend falsch, denn die Mehrheit der Menschen zählt nun mal nicht
zu einer wissenschaftlichen, philosophischen oder gar politischen „Elite“,
sondern folgt eher dem Augenblicksinteresse, das – öffentlich vorgetragen – regelmäßig als „Populismus“
geziehen wird. Wenn man aber anerkennt, dass auch die Politiker, die
letztlich weit reichende Entscheidungen treffen, aus der Mitte der Gesellschaft kommen (über das dazu gehörige Mittelmaß ist ja schon viel ge-
Zwischen Mehrheit
und Weisheit
schrieben worden), darf man sich nicht
wundern, wenn „politikfremde“ Einflüsse mehr und mehr zunehmen. Das
müssen nicht zwingend die „Lobbyisten“ sein, deren Wirken so segensreich nur für bestimmte (kleine) Gruppen von Menschen ist. Das sind oft
auch Verwaltungen, die normalerweise
zwar nach „Recht und Gesetz“ handeln, dabei aber je nach Gusto die ihnen eben aus den Gesetzen eröffneten
Spielräume ausnutzen oder nicht. Zumeist stellt sich dann bei Einzelnen das
Gefühl ein, man handele nachgerade in
ihrer Angelegenheit ganz besonders engherzig und hartleibig. Nicht selten wird
dann von den Verantwortlichen (auch
Politikern) „übergeordnetes Interesse“ angeführt, sei es, dass das Staatssäckel jeden müden Cent braucht und
deshalb auf Menschen im Einzelnen
keine Rücksicht nehmen könne, sei
es, dass ein Konzern noch eine Handvoll Minijobs zu schaffen vorgibt und
deshalb die Genehmigung für eine
weitere Kaufhalle braucht. Aber sollte deshalb jedesmal gleich eine Volksabstimmung abgehalten werden? In
vielen Dingen, insbesondere in Baufragen, gibt es im deutschen Recht
Mitbestimmungsmöglichkeiten für
alle Einwohner. Sie werden aber viel
zu selten genutzt. Es baucht nicht die
schweigende, sondern die aktive
Mehrheit. Ehe Sie nun aber flugs
Ämter und Behörden stürmen, wünsche ich Ihnen erst einmal viel Spaß
mit dieser 212. Ausgabe von jot w.d.
Ihr Ralf Nachtmann
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jot w.d. 4/2014
Bilder und Nachrichten des Monats
Eine Zeitung ist kein Buch und jot w.d. kein 80-seitiges
teures Magazin mit viel bunter Werbung drin. Deshalb ist es am Ende eines jeden Monats wieder so,
dass Ereignisse, über die zu berichten wünschenswert
ist, keinen Platz mehr finden. Einige dieser Momente
haben wir im Bild festgehalten und wollen unseren
Lesern so zumindest Nachricht geben. Egal, ob es sich
dabei um den „Großkopfeten“ handelt, dessen Engagement genauso zu würdigen ist, wie das des „Unbekannten aus der Nachbarschaft“. Und dabei sollen auch
die „kleinen Dinge“ nicht vergessen werden, denn sie
erst machen das Leben vollkommen.
Red.
Praktizierte Bürgernähe
Hereinspaziert und herzlich willkommen: Die Hellersdorfer Abgeordnete Gabriele Hiller hat übrigens am 30. April, 18 Uhr, Nikos
Tzanakis von der griechischen
Linkspartei „Syriza“ zu Gast.
Eintritt frei.
Foto: Nachtmann
Marzahn-Hellersdorf – Näher
dran sein an den (potenziellen)
Wählern, einen Anlaufpunkt für
Sorgen und Wünsche bieten, das
leisten Abgeordnetenbüros in den
Wahlkreisen. Nachdem das Abgeordnetenhaus beschlossen hatte,
dass seine Mitglieder für diese Art
der Öffentlichkeitsarbeit ausreichend Geld aus dem Steuersäckel
bekommen, wurden auch im
Wuhlebezirk entsprechende Wahlkreisbüros eingerichtet. In Biesdorf teilen sich die beiden SPDDamen Liane Ollech und Iris
Spranger den Platz an der Köpenicker Straße 25, in Hellersdorf
hat nunmehr Gabriele Hiller am
Teterower Ring 41 einen Anlaufpunkt geschaffen. Hübscher Nebeneffekt der Büros: Verdiente
„Parteisoldaten“ finden hier ein
Auskommen durch „Lohn und
Brot“. Das ist nicht ungewöhnlich,
wird von Bundestagsabgeordneten
seit Jahrzehnten auch so praktiziert. Vorreiter mit einem Bürgerbüro war übrigens der Mahlsdorfer
Abgeordnete Mario Czaja. Der
hatte seins schon vor Jahren eingerichtet, ganz ohne Steuergeld.
Mahlsdorf – Kahlschlag überall:
Für Einkaufsmärkte und Wohngebiete müssen immer mehr Bäume
fallen. Die grüne Lunge des Stadtteils leidet von mal zu mal stärker.
Die hier gezeigten Beispiele sind
nur einige – Zufahrt zum umstrittenen und noch nicht begonnenen
Lidl-Bau, die Bäume am ReweParkplatz sind auch bald dran (von
oben nach unten).
Lutz Reineke
Ja, ich möchte
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„Die Degewo testet in Marzahn
zusammen mit der Berliner Stadtreinigung ein neues System zur
Entsorgung von kleinen Elektrogeräten“, berichtet die Ausgabe 1/
2014 des Degewo-Mietermagazins
„Stadtleben“. Die Container, heißt
es weiter, stünden an verschiedenen, frei zugänglichen Standorten,
an denen die Einwohner ihre defekten Toaster, Radios oder auch
Telefone, kleinere Drucker und
ähnlichen Elektroschrott los werden können.
Eine leuchtend orangefarbene
„Kleingeräte-Box“ fand jot w.d. an
der Niemegker/Ecke Flämingstraße in Marzahn Nord, sinniger
Weise gegenüber dem „Niedrigenergiehaus“. Ein junger Mann,
der seinen Namen nicht in der
Zeitung lesen wollte, trennte sich
gerade von seiner ausgedienten
Kaffeemaschine, und Besucher
Hans-Jürgen Hennig musste sich
von seinen veralteten, nicht mehr
reparablen „Abhörgeräten“ trennen (Foto: Preußing). Beide sind
jedoch froh darüber, dass es endlich wieder in Wohnungsnähe
möglich ist, wenigstens die kleineren Elektrogeräte zu entsorgen.
Trotzdem sehen sie darin für sich
keine Verbesserung. „Es ist doch
noch gar nicht so lange her, da
konnten wir all diese Altstoffe im
angestammten Müllhaus entsorgen, und zwar in der Gelben Tonne. Hennig meint skeptisch, dass
nun schon zwei Müllsammler den
öffentlichen Straßenraum belasten
und zudem den Nutzern längere
Wege zumuten: Flaschen und Gläser sowie nun z.B. Rührmix, Brotschneider und Eierkocher. Nicht
gerade anmutig für das Stadtbild,
eher ein Treppenwitz: „Mülltonnen vermüllen Bürgersteige!“ -tp
jot w.d. entsteht in gemeinnütziger, ehrenamtlicher Arbeit als Bürgerzeitung für Biesdorf,
Hellersdorf, Kaulsdorf, Mahlsdorf und Marzahn. Redakteure und Mitarbeiter erhalten dafür
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Die nächste Ausgabe von jot w.d. erscheint am 1. Mai 2014
Redaktionsschluss: 22. April 2014, Anzeigenschluss: 24. April 2014
IMPRESSUM
jot. w. d.
Die Bürgerzeitung aus Marzahn-Hellersdorf
Herausgeber: Verein zur Unterstützung öffentlicher Diskussion am nordöstlichen Stadtrand e. V.
Anerkannt gemeinnützige Körperschaft
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Redaktion: Ingeborg Dittmann (V.i.S.d.P.), Ulrich Clauder, Ralf Nachtmann (Leitung, Gestaltung und Produktion)
Ständige Autoren: L. Schuchert, H. Sandow, Henson Stehling
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Leute
jot w.d. 4/2014
Alte neue Nachbarn
Germanistin Ella Rickert erzählte aus dem
Leben einer Russlanddeutschen
„Die Deutschen mit der russischen
Seele“, davon gibt es mehrere Tausend in unserem Bezirk. Eine von
ihnen ist Ella Rickert, die am 18.
März im Frauentreff HellMa an der
Marzahner Promenade aus ihrem
Leben und der Geschichte der Russlanddeutschen erzählte. 1992 kam sie
als Aussiedlerin nach Berlin. Ab
1993 galt dann auch der Status Spätaussiedler. Deutschland ist für viele
ihrer Landsleute das Paradies auf Erden. Jetzt kann sie die deutschen
Sprichwörter, die ihr ihre Mutter mit
auf den Lebensweg gegeben hat,
wieder gebrauchen.
Schon im 17. Jahrhundert holte Peter
der Große Deutsche nach Russland.
Moskau hatte 1649 eine Vorstadt
„Cloboda Nemezkii“, in der mehr als
200 Deutsche lebten. Die erste
Einwanderungswelle bestand vor allem aus Militärs, Handwerkern und
Kaufleuten. Die zweite Einwanderungswelle fand unter Katharina der
Großen statt. Sie wollte freie Territorien besiedeln und Kultur nach
Russland bringen. Die meisten, aber
nicht alle, kamen an die Wolga. Katharina wollte in erster Linie Bauern
haben, denen freie Religionsausübung
(z.B. den Mennoniten), keine Erhebung von Steuern für die ersten zehn
Jahre, zinslose Kredite und Befreiung
vom Militärdienst versprochen wur-
de. Mit der Gründung des Deutschen
Reichs 1871 wurden alle Privilegien
für Deutsche aufgehoben. Viele wanderten daraufhin aus.
Lenin ließ nach der Revolution die
Autonome Wolgarepublik der Deutschen gründen, die Stalin am 28. April
1941 auflöste und nahezu alle
Deutschstämmigen deportieren ließ.
Ihre Siedlungen bekamen russische
Namen. Ella Rickert erzählt, dass in
der Sowjetunion die Schüler zwar die
deutsche Sprache erlernt hätten, die
Methodik sei aber so aufgebaut gewesen, dass „kein vernünftiger Satz
auf Deutsch“ zustande kam. „Und das
war Absicht“, sagt sie. Was heute bei
uns kaum jemand weiß, ist die Tatsache, dass selbst noch in den 1960er Jahren Eltern von Deutschen
aufgepasst haben, dass Deutsche nur
Deutsche geheiratet haben. „Die Heirat mit Russen war verpönt“, erinnert sich Ella Rickert. Ihr zehn Jahre älterer Bruder allerdings hat eine
russische Frau geheiratet. Deshalb
lebe er noch heute in Sibirien.
Anders viele seiner Landsleute.
Selbst unter den strengen Ausreisevorschriften der Sowjetunion konnten einige der Russlanddeutschen das
Land verlassen. Bereits in den 1950er Jahren hatte die (westdeutsche)
Bundesrepublik um sie geworben;
1973 kamen die ersten in die BRD.
„Ab 1978 wurden sie förmlich aus
der SU rausgeworfen“, berichtet Ella
Rickert und erzählt, dass im Weißen
Haus in Tomsk 1990 viele Deutsche
(auch Juden und Russen mit deutschem Namen) zusammenkamen,
um zu erfahren, wie man nach
Deutschland auswandern könnte.
Die deutsche Botschaft hatte dafür
50-seitige Anträge an Interessenten
verteilt. Aus versteckten Unterlagen
ihres Vaters konnte sie dann auch die
Fragen zur Zufriedenheit beantworten. 1991 hat der damalige russische
Präsident Boris Jelzin schließlich ein
Gesetz zur Ausreise bestätigt. Vorher gab es im Großen und Ganzen
nur Familienzusammenführung. Die
Referentin berichtet auch, dass man
sich früher „z.B. auch in Kasachstan
nicht getraut hat, Weihnachten zu
feiern“. Dennoch seien die Erfahrungen der Aussiedler unterschiedlich.
In einigen Dörfern wurden sie als
Deutsche regelrecht gejagt, in anderen Siedlungen ließ man sie in Ruhe.
Noch heute leben viele Deutsche in
Russland, weil sie mit Russen verheiratet sind. Außerdem haben viele
den Sprachtest, der vor der Einbürgerung steht, nicht bestanden.
Lutz Schuchert
Erfolgreiche Leichtathletin
Mayada Al Sayad war die erfolgreichste Leichtathletin des Bezirks
in der jüngsten Hallensaison. Die 20
Jahre alte Mittel-und Langstreckenläuferin vom 1.VfL Fortuna Marzahn hatte bereits 2013 an den Deutschen Meisterschaften (DM) teilgenommen. In der Halle stellte sie nun
ihre weitere Entwicklung unter Beweis. Bei den Berlin-Brandenburgischen Hallenmeisterschaften BBM
gewann sie sowohl die 1500 als
auch die 3000 Meter im Alleingang
mit neuen persönlichen Bestzeiten
und erfüllte so die
Norm für die DM
in der Halle. Dort
waren in der ausverkauften LeipzigArena die besten zehn deutschen
Läuferinnen im 3000-Meter-Lauf am
Start. Mayadas Ziel, eine neue persönliche Bestzeit zu laufen, hat sie
knapp verfehlt; sie konnte am Ende
das Tempo nicht mehr halten und
wurde Achte. Auf den Medaillenrängen waren hier mit Elina Sujew
und Corinna Harrer Läuferinnen
platziert, die zur europäischen Spitze zählen. Mit einer so guten
Platzierung von Mayada Al Sayad
war vor der Hallensaison nicht zu
rechnen.
Im Sommer will die junge Läuferin,
die seit 2013 von Tobias Singer trainiert wird, versuchen, ihre Platzierung über 5000 Meter zu verbessern.
Im vergangenen Jahr belegte sie hier
bei den DM den 13.Platz.
Heinz Nabrowsky, Vfl Fortuna
3
Musiklegenden des Ostens – jot w.d.-Serie, Teil 113
In der Juli-Ausgabe 2004 begannen wir, Künstler vorzustellen, die in der Jugendzeit vieler unserer Leser – also in den 50er, 60er, 70er und
80er Jahren – Schlagzeilen machten.
Wie geht es den Publikumslieblingen von einst
heute? jot w.d. traf viele von ihnen. Wir setzen
unsere Serie in dieser Ausgabe mit dem Gesangsduo Sandra Mo & Jan Gregor fort.
Sandra Mo & Jan Gregor
Das Paar mit dem exotischen Äußeren
meisten Songs der ersten LP
stammen von ihnen („Hätt ich
noch mal die Wahl“, „Dein Weg
soll mein Weg sein“, „Jeder Tag
war ein Lied“, „Ein Lied muss
wandern“). Dazu kommt internationale Folklore – vom berühmten „Glöckchen“ über „Cotton
Fields“ (Seit du da bist) bis zu
„Jamaica Farewell“ (Wo ist unsre Spur im Sand).
1985 trennt sich das Duo.
(Noch ein letzter gemeinsamer
Auftritt folgt 1999 in der TVSendung „Wiedersehen macht
Freude“). Sandra Mo heiratet
ihren „Traummann“ aus Bulgarien, den Tenor und Musikpädagogen Valentino. Er wird
auch ihr Bühnenpartner, mit
dem sie ihre zweite Show-Karriere startet. Ihre Solo-LP
„Zigeunerlieder“ erscheint
und in ihrem Tournee-Programm „Sandra Mo in Show“
präsentiert sie neben Zigeunerliedern auch Pop-Musik
und Musical-Titel. In ihren
Live-Shows mit Valentino
reicht die Palette von Schlager
über Pop und Folk bis zum
Musical. Auf den Platten
„Winter-Zauberland“ (von
Rubin Records) sind sie mit
Songs wie „Il pensiero solo
a te“, „Noch einmal“ oder
„Frei wie der Wind“ vertreten. Sandra sattelt nach der
Wende noch einmal um und
studiert Musiktherapie. Neben ihrer Karriere als Sängerin ist sie in Dresden unter ihrem bürgerlichen Namen Ingrid Farhi als Musiktherapeutin und Heilpraktikerin für Psychotherapie erfolgreich.
Jan Gregor findet nie wieder zum einstigen Bühnenerfolg zurück. Nach gesundheitlichen Problemen übersiedelt er in die Türkei, in
die Nähe von Antalya. Hier
will er den Rest seines Lebens
verbringen, denn, so Jan: „Hier
hatte ich vom ersten Tag an das
Gefühl von Heimat.“
Ingeborg Dittmann
Obwohl Sandra Mo und Jan Gregor nur knapp zwölf Jahre gemeinsam auf der Bühne standen,
erinnern sich noch heute viele
Freunde des Schlagers und der
Folklore an das Gesangsduo, das
sich durch sein exotisches Aussehen und entsprechende Kleidung von vielen anderen Bühnenpaaren unterschied. Dabei
stammten beide „von hier“ –
Sandra, geboren 1950, kommt
aus Görlitz und Jans Heimat
war das Dörfchen Sommerfeld
bei Oranienburg, wo er 1946
geboren wird. Nach einer Lehre zum Bankkaufmann (nebenbei sang er in einem Schlagerchor) zog es ihn mit 18 Jahren
nach Berlin. Hier jobbte er als
Beleuchter am Maxim-GorkiTheater, bekam auch erste
kleine Rollen und erhielt eine
musikalische Ausbildung im
Chansonstudio Weißensee.
1968/69 war er Mitglied im renommierten Gerd-MichaelisChor, bevor er beschließt, sich
an der Musikhochschule „Carl
Maria von Weber“ in Dresden
zu bewerben. Dort lernte er
auch Sandra Mo kennen.
Die hatte schon seit ihrem
sechsten Lebensjahr Mandolinen- und Gitarrenunterricht
in der Volksmusikschule in
Görlitz und sieben Jahre
lang Ballettunterricht, einige Zeit auch an der weltbekannten Dresdner PaluccaSchule. Bei einem landesweiten Talente-Wettbewerb
errang sie mit gerade mal 16
Jahren Bestnoten, bewarb
sich nach Facharbeiter-Ausbildung und Abitur ebenfalls
an der Dresdner Musikhochschule. Beide schlossen das
Studium erfolgreich mit dem
Staatsexamen ab. Dass beide ein Gesangspaar wurden,
ist dem damaligen Regisseur
Heinz Burghardt vom Dresdner Kulturpalast zu verdanken,
der meinte, die beiden passen gut
zusammen und sie zu einem Engagement nach Prag schickte. Da
Sandra und Gregor stimmlich
wie auch äußerlich gut harmonierten, wurde aus ihnen das
Gesangspaar Sandra Mo & Jan
Gregor. Seit 1973 traten sie im
In- und Ausland mit einem Folklore- und Chansonprogramm auf.
Nach einem Fördervertrag mit
dem „Komitee für Unterhaltungskunst“ folgten Tourneen durch die
damalige Sowjetunion, eine
Jugendrevue im Friedrichstadtpalast und Auftritte im DDR-Fernsehen („Schlagerstudio“, „Einmal
im Jahr“, „Ein Kessel Buntes“).
Ihren musikalischen Durchbruch
erreichten die beiden 1976 mit
dem Hit „Hätt ich noch mal die
Wahl“. 1977 vertrat das Paar die
DDR beim internationalen Festival „Bratislavska Lyra“. Im gleichen Jahr erschien bei AMIGA
ihre erste Langspielplatte „Sandra
Mo – Jan Gregor“ (gefolgt von
„Unsere Melodie“ 1978). Ein
Glücksfall war für das Duo die Zusammenarbeit mit dem Autorenteam Arndt Bause (Komposition)
und Dieter Schneider (Text). Die
Abb.: Das Duo 1976 auf dem Titelblatt der „melodie & rhythmus“, Sandra Mo bei einem Auftritt im Februar 2014 im FFM
Fotos: Dittmann, Neubert/Archiv
In dieser Serie erschienen bisher:
ter Gotthardt, Heinz-Jürgen Gottschalk, Ingo Graf,
Mary Halfkath, Hans die Geige, Michael Hansen,
Monika Hauff/Klaus-Dieter Henkler, Monika Herz,
Jörg Hindemith, Ruth Hohmann, Andreas Holm &
Thomas Lück, Lutz Jahoda, Dieter Janik, Uwe Jensen,
Erhard Juza, Karat, Karussell, Barbara Kellerbauer,
Britt Kersten, Jürgen Kerth, Herbert Klein, Helmut
Kluwe, Zsuzsa Koncz, Jiri Korn, Henry Kotowski &
Die Sputniks, Horst Krüger, Thomas Kurzhals, Aurora Lacasa, Reinhard Lakomy, Anke Lautenbach,
Klaus Lenz, Lift, Wolfgang Lippert, Angelika Mann,
Gisela May, Achim Mentzel, Ger ti Möller, Gruppe
MTS, Gaby Munk & Ingo Krähmer, Gerd Natschinski,
Thomas Natschinski, Omega, Peter Paulick, Ines
Paulke, Jenny Petra, Die Puhdys, James W. Pulley,
Thomas Putensen, Ingrid Raack, Brigitte RabaldKoll, Reform, Gaby Rückert, Christian Schafrik,
Fred Schmidt, Sonja Schmidt, Vera Schneidenbach,
Frank Schöbel, Christel Schulze, Hartmut Schulze-Gerlach, Sonja Siewert & Herbert Klein, Silly,
Sven Simon & Pallas Band, Reiner Süß, Dina
Straat, Theo-Schumann-Combo, Tina, Regina
Thoss, TRANSIT, Christiane Ufholz, Siegfried Uhlenbrock, Bärbel Wachholz, Jürgen Walter, Peter
Wieland, Harald Wilk, Alfons Wonneberg, Pascal
von Wroblewsky, Petra Zieger, Wolfgang Ziegler.
Brigitte Ahrens, Julia Axen, Franz Bartzsch, Arndt
Bause, Olaf Berger, Hans-Jürgen Beyer, Hansi
Biebl, Holger Biege, Dieter Birr, Helga Brauer,
Uschi Brüning, Ralf Bursy, Gerd Christian, City,
Tamara Danz, Kurt Demmler, Stefan Diestelmann,
Dieter Dornig, Walter Eichenberg, Hartmut Eichler,
electra, Enger ling, IC Falkenberg, Ina-Maria
Federowski, Günther Fischer, Veronika Fischer,
Franke-Echo-Quintett, Dagmar Frederic, Maja
Catrin Fritsche, Arnold Fritzsch, Fred Frohberg,
Rainer Garden, Gitte & Klaus, Günter Gollasch, Pe-
4
jot w.d. 4/2014
Großsiedlung
Geschichte
Marzahns
Zwischen Not und Hoffnung
Marzahn – Zu einem Vortrag
mit Lichtbildern von Dr. Christa Hübner lädt das Bürgerhaus
Südspitze, Marchwitzastr. 2426, am 10. April, 17 Uhr, ein.
Der Vortrag umreißt in einem
Überblick die Geschichte des
Ortsteiles des heutigen Bezirkes von den Anfängen bis in die
Gegenwart. Diese Geschichte
beginnt mit den ersten Zeugnissen menschlicher Besiedlung
in der Steinzeit vor mehreren
Jahrtausenden. Seit 1920 ist
Marzahn Teil der Hauptstadt
Berlin. Einen tiefen Einschnitt
bedeutete der Bau der Großsiedlung, etwa 60 000 Wohnungen mit der zugehörigen Infrastruktur entstanden, die nach
1990 saniert, um- und rückgebaut wurden.
I.D.
Promenade wird schon bald aufgepeppt – Sanierungen für nächstes Jahr geplant
Unabhängige Infos
aus dem Quartier
Marzahn – Seit Beginn des Jahres rumort es im Quartiersrat von
Marzahn Nordwest. Der Senat
hat neue Verfahrensrichtlinien
für alle Quartiersmanagementgebiete erlassen. Mitglieder des
Quartiersrats, die der Einwohnerschaft entstammen und sich
auf diese Weise nicht an den
„Katzentisch“ zurücksetzen lassen wollen, starteten deshalb
eine Initiative über das soziale
Netzwerk Facebook. Sie wollen
damit erreichen, dass die Stimmen der Bürger in der Öffentlichkeit nicht verstummen und der
nördlichste Stadtteil des Bezirks
wahrnehmungsmäßig nicht in
der Versenkung verschwindet.
Informationen und Meinungen
können auf der Internetseite
https://www.facebook.com/
Kiez.Marzahn.Nord.West auch
ohne Facebook-Mitgliedschaft
abgerufen und veröffentlicht
werden.
Fritz Gläser, Quartiersrat
Hellersdorf – Gegen die wieder
verbreitet auftretenden Hass- und
Verachtungstiraden gegenüber
dem Bezirk und seinen namensgebenden Teilen (siehe Seite 16)
wehren sich Anwohner und Engagierte. Nur einen Teil der Wahrheit habe beispielsweise der Bericht über die „Promenade in
Not“ vom 4. März im „Berliner
Kurier“ enthalten, schimpft Anwohnerin Getraude Sumpf. Er
habe sie „fatal an Katastrophentourismus“ erinnert. Sie fragt
sich, ob das „Elend der anderen
schön gruselig“ vorgeführt werde, „damit die eigene, auch nicht
so rosige Lage nicht mehr ganz
so schlimm“ erscheint? „So werden die Leser beschwichtigt, statt
– angesichts der schreienden sozialen Ungerechtigkeit in unserem Land – den Wutbürger in ihnen zu wecken.“ Was die Autoren über das Quartier, das diesmal auf dem vorletzten Platz im
Sozialatlas Berlins landete, schilderten, träfe zwar zu, sei jedoch
nur ein Teil der Wahrheit.
„Wem nützt es, wenn vor allem die
Resignation, die traurigen Beispiele vorgeführt werden“, fragt
Frau Sumpf? So sei das „Bunte
Haus“ mit seinen sehr engagierten Helfern nicht die einzige Insel
in einem Meer der Hoffnungslosigkeit.Auch die ehrenamtlich
betriebene Peter-Weiss-Bibliothek
hat an der Promenade ihren Standort. Sie bietet u.a. an drei Nachmittagen in der Woche die kostenlose Ausleihe von Büchern an: Romane, Krimis, Sachbücher – aus
einem Bestand von etwa 20 000
Bänden. „Zu Lesungen konnten
hier Promis wie Peter Sodann,
Carmen-Maja Antoni, Ernst-Georg Schwill begrüßt werden“, er-
Ein Haus für alle Generationen
Zu den Molchen
Hellersdorf – Der nächste umweltpolitische Spaziergang mit
Frank Beiersdorff steht am 16.
April unter dem Motto „Der
Weiher Friedrichsfelde – wenn
die Molche laichen“ und führt
zu einem bedrohten, fast vergessenen Biotop am Rande. Treffpunkt 16.30 Uhr S-Bahnhof
Friedrichsfelde Ost, Bahnhofsvorplatz, Dauer ca. 1 Stunde.
Wahlhelfer gesucht
Marzahn-Hellersdorf – Für
die Europawahl und den Volksentscheid über den Erhalt des
Tempelhofer Feldes am 25.
Mai werden noch dringend
Wahlvorsteher, Schriftführer
und deren Stellvertreter für die
Wahllokale benötigt, ebenso
für das Auszählen der Briefwahlunterlagen. Wer mitarbeiten möchte, meldet sich im
Bürgeramt oder per Tel. 90 293
40 78/4068, email [email protected]. Es
gibt ein Erfrischungsgeld von
50, im Briefwahllokal 35 Euro.
Nicht allein im Frühjahr zeigt sich das Potenzial der Hellersdorfer Promenade. Foto: Dittmann/Archiv
innert die engagierte Anwohnerin. sie sich kämpferisch. Unterdessen moderat, liegen warm zwischen
Und eine Gruppe von Enthusia- keimt gerade für die Hellersdorfer 7,80 und 8 Euro. Noch preiswersten beackere seit dem vorigen Promenade ein neuerlicher Hof- ter sind derzeit die GewerberäuJahr den Bürgergarten „Helle fnungsstreif auf. Die Wohnhäuser me zu haben, ihr Mietpreis liegt
Oase“ – eine ehemalige Brach- des Quartiers, die in den vergan- um 6,80 Euro.
fläche, auf der es jetzt einen schö- genen Jahren mehrfach den Besit- Erste Gespräche mit dem Quarnen Spiel- und Buddelplatz, einen zer wechselten, sollen schon bald tiersmanagement hinsichtlich der
Bolzplatz und bald auch wieder saniert werden. Das erfuhr jot w.d. Sanierung hat es bereits gegeben.
aus dem Umfeld des neuen Eigen- Die Planungen sind wohl bereits
Blumen und Nutzpflanzen gibt.
„Die Ideen und Aktivitäten im tümers „Deutsche Wohnen“, der im Gange, im Frühjahr 2015
Kiez werden durch den sehr rüh- Immobilientochter der Deutschen könnte der erste Abschnitt (von
Norden her) in Angriff genommen
rigen Quartiersrat unterstützt und Bank.
nach Möglichkeit miteinander Leere Wohnungen wurden bereits werden. „Wir werden das Vorhavernetzt“, setz Getraude Sumpf in der Vergangenheit hergerichtet, ben mit unseren Möglichkeiten
hinzu. Viel Kraft und Zeit wür- doch ist nunmehr der Leerstand, unterstützen“, versichert Danieden investiert. „Noch nehmen der sich auch schon mal bei gut la Kunert vom Quartiersmanageviel zu wenige unserer Mitbürger 20 Prozent bewegte, nahezu völ- ment. Denn die Bewohner seien
diese Angebote an. Doch wir ge- lig abgebaut. Ganze drei Wohnun- mit vielem in ihrem Kiez durchben nicht auf, wollen unseren gen listet das Internetangebot des aus zufrieden. Von Not und Elend
Kiez nicht in Apathie und Selbst- Vermieters auf. Die Mieten sind könne trotz sozialer Probleme
isolation versinken lassen“, gibt auch nach Teilsanierung äußerst keine Rede sein. R. Nachtmann
KOMPASS feierte fünfjähriges Bestehen
Hellersdorf – Braucht man im Zeitalter der GPS-Navigation noch einen Kompass? Ehrlich gesagt, ich
weiß es nicht, aber vermutlich hat
auch heute noch mancher Wanderer sicherheitshalber einen dabei.
Aber hier geht es um „KOMPASS
– Haus im Stadtteil“ in Hellersdorf
Süd. Vor fünf Jahren wurde dieses
Haus eröffnet, jot w.d. war dabei
(Heft 2/2009, Seite 4). Damals war
das etwas Besonderes – ein Neubau
im Rahmen des Stadtumbaus Ost,
in dem zwei Einrichtungen untergebracht waren – das Stadtteilzentrum
von Hellersdorf Süd und eine
Jugendfreizeiteinrichtung, betrieben
von unterschiedlichen Trägern.
Die Frage, ob man diesen KOMPASS braucht, wurde auf der Feier
zum 5. Geburtstag gar nicht gestellt, weil die Antwort klar war.
Das Haus insgesamt und jede der
beiden Einrichtungen haben einen
festen Platz im Stadtteil. Von den
zahlreichen Gästen kamen Bürgermeister Stefan Komoß, Jugendstadträtin Juliane Witt, BundestagsVizepräsidenten Petra Pau und der
Wahlkreisabgeordnete im Abgeord-
netenhaus Sven Kohlmeier zu Wort
– alle vier erfreulicherweise nicht
mit dem Verlesen offizieller Schreiben, sondern mit sehr persönlichen
Gedanken zur Wertschätzung der
Arbeit des Hauses und seiner Mitarbeiter sowie mit Wünschen und
Ideen für die Zukunft – für die
nächsten fünf oder auch fünfzig
Jahre, wie der Bürgermeister sagte. In einem kleinen Podiumsgespräch konnten auch die Betreiber
eine positive Bilanz ziehen – Geschäftsführerin
Rosemarie
Eckhardt für den „Klub 74“, der das
Stadtteilzentrum betreibt, und die
stellvertretende Geschäftsführerin
Kornelia Hmielorz von FIPP e.V.,
dem Betreiber der Jugendfreizeiteinrichtung, waren sich darin einig.
Es sollte ein Haus für alle Generationen werden – und das ist es geworden. Die Geburtstagsfeier
machte es erneut deutlich. Der
Juliane Witt und Stefan Komoß bekamen tatkräftige Unterstützung.
Foto: Großmann
jüngste „Gratulant“ war vier Wochen alt – er hatte sich besonders
beeilt, auf die Welt zu kommen, wie
mir seine Mutter sagte. Seinem
Wohlbefinden hatte das ganz offensichtlich keinen Abbruch getan.
Nach dem Ältesten habe ich nicht
gefragt – aber da ich viele kannte,
weiß ich, dass die Achtziger-Grenze da deutlich überschritten war.
Und dann schloss sich auf dieser
Feier noch ein Kreis. Bei unserem Bericht über die Eröffnung
hatten wir hervorgehoben, dass es
einen „Kreativraum“ für vielfältige Betätigungsmöglichkeiten
gibt. Dieser Raum musste dann
leider zeitweise „umfunktioniert“
werden für ein neues Projekt.
Nun gibt es ihn in verändertem
Zustand wieder, und er wurde mit
einer „hauseigenen“ Inszenierung
von „Rotkäppchen“ eingeweiht.
Bisher heißt er „Multifunktionsraum“ – kein attraktiver Name,
deshalb wurde per Abstimmung
ein neuer Name gesucht. Das Ergebnis lag uns aber bei Redaktionsschluss noch nicht vor.
Bernd Preußer
jot w.d. 4/2014
Kleinsiedlung
5
Schon wieder eine Betonwüste?
Konzert in
der Kirche
Gegen die Planungen eines Möbelmarktes sind noch Einwendungen möglich
Biesdorf – Am 13. April lädt
die Krankenhauskirche am
Brebacher Weg 15 zu einem
Konzert ein. Ab 17 Uhr bringt
das „Duo Faller“ mit ihren Instrumenten
Domra und Bajan internationale Musik zu
Gehör. „Eine
musikalische
We l t r e i s e “
heißt das Programm, mit dem
Oxana Faller (Domra) und
Dmitry Faller (Bajan) bereits
zahlreiche Besucher begeisterten. Der Eintritt ist frei, um
Spenden wird gebeten.
I.D.
Mahlsdorf – Im Grunde ist die
Idee, die übrigens in dieser Zeitung erstmals öffentlich genannt
wurde, gut: Mit der Ansiedelung
eines Porta-Möbelmarkts soll die
„Marktmacht“ der Krieger-Gruppe (u.a. Höffner) zumindest ein
wenig abgeschwächt werden.
Auch das ausgewählte Areal am
Stadtrand an der B1/5 (AltMahlsdorf, Ecke Pilgramer Straße), ist sinnvoll gewählt. Der Verkehr, insbesondere von großen
Lieferfahrzeugen, wird frühzeitig
abgefangen, im weiteren Rund
gibt es bereits viele Gewerbe-Ansiedlungen. Ein Blick auf die jetzigen Planungen jedoch, die noch
bis einschließlich 10. April zur
„frühzeitigen Beteiligung der Öffentlichkeit“ im Stadtentwicklungsamt im Alten Marzahner
Rathaus, Helene-Weigel-Platz 8,
4. Etage, ausliegen, lässt erschaudern. Dieser vorhabenbezogene
Bebauungsplan 10-72-1 VE wird,
werden die hier genannten Ideen
Wirklichkeit, eine neuerliche Betonwüste an der Straße zur Folge
haben. Denn geht es nach den
Vorstellungen von Porta und
Stadtplanungsamt, wird das vierstöckige Hauptgebäude, das parallel zur stadtauswärts führenden
Straße verläuft, am südlichen
Ende des Grundstücks errichtet.
„Knautschke“
in die Villa?
Kaulsdorf – Was aus Nilpferd
„Knautschke“ (Foto: Kohlmeier),
einst das Maskottchen im „Wernerbad“, wird, ist offen. Denn die
Fläche soll, wie in dieser Zeitung
berichtet, recht „kompakt“ bebaut
werden. Auch der Wahlkreis-Abgeordnete Sven Kohlmeier zeigt
sich besorgt und setzt sich dafür
ein, dass die Skulptur auch weiterhin in Kaulsdorf bleibt. Er könne sich einen Umzug in den Garten der Villa Pelikan sehr gut vorstellen, ließ Kohlmeier wissen.
Mit dem Träger der Villa Pelikan,
dem Bezirksamt und den Bäderbetrieben habe er bereits erste
Kontakte aufgenommen, um für
seine Idee zu werben. „Kann die
Finanzierung des Umzuges nicht
aus Bezirksmitteln erfolgen, bin
ich mir sicher, dass viele Kaulsdorfer und Unternehmer den Umzug über Spenden finanzieren“, ist
Kohlmeier überzeugt.
Ganz anders sehen das die Bündnisgrünen. Sie wollen das von Erwin Kobbert geschaffene Nilpferd
im Areal des Wernerbadgeländes
belassen, denn der See ist geschützt. Daher könne die Skulptur auch dort bleiben. Am 2. April
sollte das Thema im Kulturausschuss beraten werden.
RN
So sollen die Flächen genutzt werden (besondere Einfärbungen durch
die Red.): Südlich und östlich Gebäude, zentral Parkplätze. Die Zeichnung ist (ohne Hervorhebungen) Teil der B-Planunterlagen.
Die Sinnhaftigkeit dieses Vorhabens erschließt sich mitnichten.
Denn es wird von zwei Seiten aus
ein Blick auf einen riesigen Parkplatz lenken, statt eine in Bezug
auf die bereits bestehende Bebauung im Karree akzeptable Arrondierung zu schaffen.
Gegenüber befindet sich der B1Businesspark mit zwar lockerer,
aber ebenfalls viergeschossiger
Bebauung mit etwa zehn Metern
Abstand zur Straße. Stadteinwärts sind beidseitig die Gebäude, viele davon moderne Gewerbebauten, relativ nahe zur Straße
errichtet. Als hässliche Ausnahme kann der (dem Vorhaben
schräg gegenüber liegende) Parkplatz des Penny-Marktes betrach-
tet werden – eine stets öde und
weitgehend leere Fläche.
Damals schon wurde beim Bau
verabsäumt, das Gebäude parallel zur Straßenfront zu errichten,
nun also soll eine weitere, noch
größere „Sünde“ folgen. Denn bei
einer geplanten Verkaufsfläche
von insgesamt 49 000 Quadratmetern (in zwei Gebäuden) sind
an die eintausend Parkplätze vorgesehen. Diese aber könnten genausogut größtenteils hinter einem Gebäude liegen.
Der Bebauungsplan soll, so kann
in den Unterlagen nachgelesen
werden, u.a. folgendes Planungsziel verfolgen: „Definition der
Stellung und der Dimensionierung der Baukörper unter Wahrung städtebaulicher Qualitätsansprüche“. Die bisher vorgelegten
Ideen erfüllen diese Forderung
jedenfalls nicht. Aufgabe der Verwaltung wäre es nun, auf Änderungen zu drängen und damit
nicht erst bis zur zweiten Stufe
der Planungen zu warten. Argumentative Unterstützung könnte
das Stadtplanungsamt durch entsprechende Stellungnahmen aus
der Bürgerschaft erfahren.
Schließlich wird das Ergebnis der
Äußerungen der Bürger „in die
weitere Planung einfließen“.
R. Nachtmann
Neues Stadtteilzentrum
Kaulsdorf – Am 31. März wurde an der
Brodauer Straße 27-29 das „Stadtteilzentrum
Kaulsdorf“ eröffnet. Träger der Einrichtung
ist der Verein „Mittendrin leben“, der an diesem Standort u.a. bereits die Werkstatt „Nadelholz“ betreibt. Leiterin des Zentrums ist
Jutta Stelbrink vom Verein, der seit vielen
Jahren zahlreiche Projekte in Hellersdorf (Albert-Kuntz-Straße), Mahlsdorf (Treff Treskowstraße und Garten der Sinne an der
Wodanstraße), Kaulsdorf (Brodauer Straße)
und Hönow (Dorfstraße) betreibt. Mehr dazu
in unserer kommenden Ausgabe.
I.D.
Rekonstruktion der Turmtreppe im Schloss Biesdorf abgesagt
Kein Geld für die Treppe: Den Blick vom Turm
herab wird es in absehbarer Zeit nicht geben.
Mahlsdorf – Hans Döring ist
zu Fuß von Nizza nach Konstanz
gelaufen – und gesund zurückgekehrt, sagt er. Mehr über seine Erlebnisse erfahren Besucher
in Wort und Bild am 7. April
im „Haus der Begegnung“,
Hultschiner Damm 98. Beginn
14.30 Uhr, Anmeldung Tel. 56
69 83 95, Eintritt 2,50 Euro,
Kaffeegedeck 2 Euro.
I.D.
German Bratwurst
Mahlsdorf – Schauspieleranekdoten und Ehedramen frei
nach Loriot erzählen KarlErnst Lüdtge und Edith Ostermann am 16. April im „Pestalozzi-Treff“, Pestalozzistraße 1
A. Ihr Motto: „Britischer Adel
und German Bratwurst“. Beginn 14.30 Uhr, Eintritt 2,50,
Kaffeegedeck 1,70 Euro, Anmeldung Tel. 56 58 69 20.
Schulgeschichte
Keine gute Aussicht
Biesdorf – Och, schade!
„Die Einbeziehung des
Turms und seine Nutzbarmachung für die touristische Erschließung und den
Betrieb des Ensembles
Schloss Biesdorf insgesamt wären sinnvoll und
wünschenswer t“, versichert Kulturstadträtin Juliane Witt. Allein: Es fehlt am
Geld. 344 000 Euro Gesamtkosten für die Wiederherstellung der Treppe im
Turm, darin eingeschlossen
allein 77 550 Euro Planungskosten, hat das ausführenden Büro PMS-Pinardi errechnet. Die Kosten seien statt 2000 Euro
pro Stufe realistisch mit
5000 Euro anzusetzen,
Von Nizza nach
Konstanz zu Fuß
das könne aus dem Bezirkshaushalt nicht bezahlt
werden. Da fragt man auch
im Wissen um Denkmalschutz unwillkürlich, ob es
sich um vergoldete Treppen
handelt bzw. wer zu solch
falscher Einschätzung
kam? Als besonderes Problem kommt laut Juliane Witt
hinzu , dass, so wurde es
in der Sitzung des Steuerungsgremiums am 13. Februar durch den Vertreter
des Projektsteuerers deutlich gemacht, die Klärung
der Finanzier ung des
Turmausbaus entgegen der
ursprünglichen Annahmen
nicht bis Ende des Jahres,
sondern bis Ende März
2014 hätte erfolgen müs-
sen. Wie konnte man auf derart falsche
Annahmen kommen? Außerdem hätte
die Gefahr bestanden, dass die Fördermittelgeber bei einer Veränderung des
Finanzierungsmodells Anteile mindern.
Unter den gegebenen Umständen war
der Wunsch nach Treppensanierung, der
auf einem BVV-Beschluss gründet, nicht
lösbar. Warum eigentlich wurde die
Treppensanierung nicht von vornherein
in das Projekt aufgenommen?
Der Bezirk konzentriert sich nun auf die
denkmalgerechte Sanierung des Schlosses und die Einrichtung der Galerie
„Bilderstreit“. Die Bezirksverordneten
hatten beschlossen, das Bezirksamt
möge „dafür Sorge tragen, dass im Zuge
der Wiederherstellung des Schlosses
Biesdorf die Treppenanlage im Turm des
Schlosses wiederhergestellt“ werde.
Na, beschließt mal schön weiter!
R. Nachtmann, Foto: Dittmann
Biesdorf – Am 23. April, 18
Uhr, geht es im Stadtteilzentrum
Biesdorf, Alt Biesdorf 15, um
die Schulgeschichte des Bezirkes. Unter der Überschrift „Beten, Singen, Lesen“ hält Christa Hübner vom Heimatverein
einen illustrierten Vortrag . Eintritt frei, Info Tel. 526 78 45 93.
Erinnerung an
Heinz Quermann
Mahlsdorf – „... tschüss und
winke, winke“ – diesen Gruß
verbinden viele mit einem Namen – dem des TV-Entertainers
Heinz Quermann. Seine
Tochter Petra
Quermann erinnert am 5.
Mai
im
„Haus der Begegnung“,
Hu l t sc h i n e r
Damm
98,
an
ihren
„Papschino“. Sie erzählt Begebenheiten „vor und hinter der
Bühne“ und wie es privat im
Hause Quermann zuging. Beginn 14.30 Uhr, Eintritt 2,50,
Kaffeegedeck 2 Euro. Anmeldung Tel. 56 69 83 95.
I.D.
Foto: DFF-Künstlerpostkarte
6
jot w.d. 4/2014
Menschen mit
Demenz malen
Biesdorf – Die Netzwerkpartner des Interessenverbunds
„Gesundheit im Alter“ laden zur
Präsentation der Wanderausstellung „Momente bewahren –
Menschen mit Demenz malen“
in die Krankenhauskirche im
Wuhlgarten, Brebacher Weg 15,
ein. Die Ausstellung wird bis
zum 30. April zu den Öffnungszeiten der Kirche für die Öffentlichkeit zugänglich sein. Wieder
können die Besucher inne halten, den Moment genießen und
darüber staunen, was in verschiedenen Stadien der Krankheit Demenz möglich ist, an
Eindrücken gestalterisch darzustellen. Der letzte Ort der Wanderausstellung ist das Foyer des
Polizeiabschnitts 62, Cecilienstraße 92. Die Eröffnung findet
am 6. Mai, 15 Uhr, statt. I.D.
Der erste Storch
ist angekommen
Malchow – Am 27. März, 11.20
Uhr, landete der erste Storch auf
dem Nest im Erlebnisgarten der
Naturschutzstation an der Dorfstraße 35. Unverzüglich begann
er mit Bauarbeiten am Nest, das
erst kürzlich von den Landschaftspflegern wegen seiner gewaltigen
Ausmaße „verschlankt“ worden
ist. Der Ankömmling ist ein stattlicher männlicher, beringter Vogel. Noch ist offen, ob es sich um
den Nestbesitzer vom Vorjahr
handelt. Nun bereitet er das Quartier für Brut und Aufzucht der
Jungen vor. Das Weibchen kommt
in der Regel etwas später. In der
Naturschutzstation hofft man,
dass auch das zweite Nest auf
dem Schornstein der alten Gärtnerei bald besetzt wird.
Werner Reinhardt
Vortrag zu
Amphibien
Hellersdorf –Alljährlich begeben sich Frösche, Kröten und
Molche auf die gefahrvolle
Wanderung vom Winterquartier
zum Laichgewässer. Dabei stellen die auf ihrem Weg befindlichen Straßen oft ein unüberwindbares und tödliches Hindernis dar. Ein Vortrag über heimische Amphibien macht am
13. April, 14.30 Uhr im Naturschutzhaus Schleipfuhl, Hermsdorfer Straße 11 A, mit den für
die Region typischen Arten vertraut und stellt die Problematik
des Amphibienschutzes vor. Anschließend ist ein kleiner Spaziergang zum benachbarten
Schutzzaun vorgesehen. Info
Tel. 99 89 184. Steffen Gierth
Osterbrunch
Kaulsdorf – Am 20. April lädt
das Park-Hotel Schloss Kaulsdorf, Brodauer Straße 35, zum
Osterbrunch mit Ostereiersuche für die Kleinen. Kosten
25 Euro (Erwachsene), 10,50
Euro (Kinder), Info und Reservierungen Tel. 56 59 50, email
[email protected]. RN
Links & rechts der Wuhle
Wohnungsbau, aber wo und wie?
Wohnungsmarktentwicklungskonzept liegt vor – Kritikpunkte der Linksfraktion
Marzahn-Hellersdorf – In Umsetzung des Beschlusses der BVV
„Bezahlbare Mieten durch Neubau“ vom September 2012 hat das
Bezirksamt ein Wohnungsmarktentwicklungskonzept durch die
Regionomica GmbH und die Planergemeinschaft Kohlbrenner –
beide schon mehrfach hier aktiv
und mit dem Bezirk vertraut – erstellen lassen. Als Kernpunkt der
Zielstellung formulierten Auftraggeber und Auftragnehmer neben
der Marktentwicklung insbesondere eine Klärung des Wohnungsneubaus im Bezirk. Denn der stetige Zuzug (nach Jahren der Abwanderung und des Abrisses von
rund 10 000 Wohnungen im Bezirk) führte in jüngster Zeit zum
nahezu völligen Abbau des Leerstandes und erfordert mittlerweile Wohnungsneubau. Dabei spielen sowohl Ein- und Mehrfamilienhäuser in den Siedlungsgebieten als auch verschiedene Arten
des Geschosswohnungsbaus eine
wichtige Rolle. Nach einigen
knappen Aussagen zu den Rahmenbedingungen, wie Wohnungsbestand, Wanderungsdynamik,
Bevölkerungsstruktur und demografische Entwicklung sowie Wohnungsbedarf in den einzelnen
Stadtteilen und im Gesamtbezirk,
Anforderungen an die Wohnungsqualität und die Infrastruktur, wurden zehn „Steckbriefe“ für potenzielle Neubaustandorte, zwei davon in Biesdorf, je einer in Kaulsdorf Süd und Mahlsdorf Süd, die
restlichen in der Großsiedlung
Hellersdorf, entwickelt.
Dazu hatten die Autoren im Vorfeld Fachgespräche mit Vertretern
der Wohnungswirtschaft geführt.
Allerdings wurden von ca. 40
Wohnungsgesellschaften und
Wohnungsgenossenschaften im
Bezirk lediglich zehn einbezogen,
dazu Verbände der Wohnungswirtschaft, das Bezirksamt Lichtenberg und die Senatsverwaltung. Im Ergebnis wurden Leitlinien formuliert, die von „sozialer Durchmischung“ über „Infrastruktur“, „Kostenreduzierung
Auf der Fläche des Steckbriefes 1 an der Theodorstraße in Mahlsdorf wird bereits gebaut. Foto: Nachtmann
durch neue Modelle“ bis zur weiteren „Kooperation zwischen
Wohnungswirtschaft und Bezirk“
reichen. Hier setzt Kritik der
Linksfraktion an. „In den Aussagen halten sich die Vertreter der
Wohnungswirtschaft sehr zurück,
was Aussagen über Mieterbewegungen, Entwicklung der Mieten
und beabsichtigte Neubaumaßnahmen betrifft“, moniert Fraktionsvorsitzender Björn Tielebein. Akute Probleme würden
nicht einmal angedeutet. „Für ein
Bündnis für Mieten sehen die
Befragten keinen Bedarf. Aus
Sicht der Mieterinnen und Mieter erscheint uns dies unverständlich“, setzt Tielebein nach. Ihm
„scheinen wesentliche Fragestel-
lungen zum Wohnen im Alter nicht
aus eigener Analyse erwachsen,
sondern recht unsystematisch und
zufällig zusammengetragen und in
das Konzept eingestreut“ zu sein.
Ganz besonders ärgert ihn, dass
„die Sicht der Mieter/innen und
ihrer Vertreter/innen“ völlig ausgespart bleibe. Auch blieben „akute
Probleme“ wie der Mangel an ausreichend Wohnungen für Menschen
mit besonderen Problemlagen (z.B.
Wohnungen für Betreutes Einzelwohnen, Wohnungen für psychisch
und Suchtkranke), der Mangel an
ausreichend Wohnungen für Mieter mit SCHUFA-Eintrag oder der
Mangel an ausreichend Wohnungen für Empfänger von Transferleistungen unberücksichtigt.
Deshalb sollten im weiteren Umgang mit dem Konzept Mieter
und ihre Interessenvertreter (Mieterbeiräte, Mieterverein, Mieterschutzbund) sowie die Seniorenvertretung des Bezirks einbezogen werden. Ebenso müssten die
bisher (aus welchem Grund auch
immer) nicht beteiligten drei
Viertel der Vermietungsunternehmen ins Boot geholt und eine systematische Analyse aller sich aus
der demographischen Entwicklung im Bezirk ergebenen Fragen
und Problemstellungen vorgenommen werden. Nicht zuletzt
fordert Tielebein ein Konzept zur
Umsetzung des Leitbildes und
eine Evaluation derselben.
R. Nachtmann
Alternativen blieben unbeachtet
Geplante Trassenführung der L 33 zwischen Hönow und Berlin wird attackiert
Hönow – Droht der geplante weitere Ausbau der L 33 von Hönow
bis Berlin für den Landesbetrieb
Straßenwesen in Eberswalde zu
einem Fiasko zu werden? Glaubt
man den Berichten aus den ersten
nichtöffentlichen Anhörungen der
„Einwender“, ist zumindest ein
Bauaufschub um vier Jahre bis
2018 so gut wie sicher. Denn die
Anwohner wollen sich mit den
Planungen der Behörde und der
Hartleibigkeit der Berliner Senatsumweltverwaltung nicht zufrieden geben. Wobei es den Anschein hat, als hätten die Brandenburger Verantwortlichen den
zuweilen recht „bitteren“ Weg an
die Berliner Brückenstraße weitgehend gescheut.
Kern des Streits ist die zu dichte
Heranführung der vierspurigen
Trasse an die Wohngrundstücke
der Hönower, speziell nahe des
Ortseingangs. Daher haben die
Einwohner eine Alternativ-Variante entwickeln lassen, die der
Landesbetrieb aber nicht tiefer
greifend in seine Betrachtungen
und Planungen einbezogen haben
soll. Deshalb mussten sich die
Eberswalder einige strenge Vorwürfe in der geschlossenen Veranstaltung anhören, bei denen
ihnen sogar eigene Fehler nachgewiesen worden sein sollen. Es
heißt, die Planer hätten sich nun
auf Druck der Bewohnerschaft
bereit erklärt, zumindest eine
Gegenüberstellung der Alterna-
tivvorschläge zu erarbeiten. Die
Betroffenen wollen nun auch
selbst in Berlin aktiv werden.
Denn ginge es nach ihrer Kompromiss-Idee, müsste ein Stück
des Landschaftsschutzgebietes
„Hönower Weiherkette“, in Rede
steht etwa ein Prozent der Fläche,
für den Straßenbau in Anspruch
genommen werden.
Dagegen sträubt sich allerdings
die Berliner Senatsverwaltung
und kann auf Unterstützung bei
einigen Naturschützern zählen.
Der wahre Hintergrund dürfte allerdings im Problem der Flächenübertragung zu suchen sein. Denn
den Nachweis, dass ökologische
Schäden bei dem minimalen Eingriff nahezu ausgeschlossen sind,
wollen die Anwohnervertreter
bereits geführt haben. Darüber
hinaus hat auch die Gemeinde in
ihren Stellungnahmen zu dem
umstrittenen Planfeststellungsverfahren die Interessen der Bewohner in den Vordergrund gerückt. „In unserer Haltung gibt es
keine Abweichung zu unserer bisherigen Auffassung“, versicherte
Hoppegartens Bürgermeister
Karsten Knobbe auf der Sitzung
der Gemeindevertretung auf die
besorgte Frage von Uta Jung aus
der Berliner Straße. Als sicher
gilt, dass ohne Kompromiss der
Klageweg beschritten wird. Dann
droht dem Ausbau der L 33 eine
weitere Verzögerung von bis zu
zehn Jahren.
R. Nachtmann
Blick zum Nachbarn
jot w.d. 4/2014
7
Ein Kessel Buntes zur Eröffnung
Vernissage mit
Männerquartett
Streiflichter aus 39 Adlershofer Fernsehjahren auf dem Funkerberg
Neuenhagen – Unter dem Motto „Das stille Leben der Dinge“
sind vom 4. April bis zum 1.
Juni Malereien und Zeichnungen von Michael Drewelow aus
Waldesruh in der Anna-DitzenBibliothek Neuenhagen zu sehen. Zur Vernissage am 4.
April, 18 Uhr, hält der Maler
Manfred Neumann die Laudatio, die musikalische Umrahmung übernehmen das Männerquartett Mahlsdorf und Marion
Rohloff (Gesang). Die Bibliothek befindet sich in der Hauptstraße 2, Tel. 03342-80435, der
Eintritt ist frei.
I.D.
Königs Wusterhausen – „Es gab
nicht nur den Schwarzen Kanal“ –
unter diesem Titel wird am 12.
April im „Spitzhaus“ des Senderund Funktechnikmuseums am
Funkerberg in Königs Wusterhausen die 24. Ausstellung zur Geschichte des ersten Deutschen Fernsehsenders eröffnet. Denn am 21.
Dezember 1952 begann in BerlinAdlershof das offizielle Versuchsprogramm des DFF. Die ARD folgte am 25. Dezember 1952.
Die Geschichte dieser Ausstellung begann im November 2002.
ARD und ZDF bereiteten sich auf
den 50. Jahrestag des Fernsehens
vor. Natürlich spielte der 1991
abgewickelte DFF keine Rolle.
Also gestaltete der „Paul-Nipkow-Teleklub“ mit Unterstützung
der Gewerkschaft ver.di in der
Galerie Dudenstraße in Tempelhof eine Ausstellung unter oben
genanntem Titel. Auf die Schnelle kamen 30 Bildtafeln, Poster
und Plakate, Original-Requisiten,
das Kostüm von Willi Schwabe
aus der „Rumpelkammer“ und
eine Fernsehkamera zusammen.
Daraufhin meldeten sich etliche
Heimatmuseen – und schon war
eine Wanderausstellung geboren.
Ehemalige Mitarbeiter des DDRFernsehens, der Studiotechnik
Fernsehen und freischaffende
Künstler sammelten fleißig alles
aus dem Privatbesitz, was zum
Thema passte.
Gedächtniskünstler
SATORI
Ausschnitte aus den Ausstellungstafeln für Heinz Quermann und die Sendung „rund“. Fotos: Dittmann
Als 2009 der Klub seine Zelte in mann, Primaballerina Jutta Museum auch noch eine AusstelAdlershof abbrechen musste, weil Deutschland u.a. Die Attraktion ist lung zur Fernsehtechnik. Neben
eine „Heuschrecke“ unerfüllbare ein Modell eines Adlershofer einem Sender aus der ErstausstatMietforderungen erhob, bildete Fernsehstudios im Maßstab 1:10 tung des Fernsehturms gibt es
sich die „Fachgruppe DFF- von Klaus Böttcher, ehemaliger 1. auch Bildtafeln über die Arbeit
Adlershof“ und organisierte den Beleuchtungsmeister des DFF. der Studiotechnik Fernsehen,
Tourneebetrieb. Zur neuen Hei- Diese Exponate werden ergänzt Kameras, Fernsehgeräte wie der
mat wurde der „Förderverein durch bisher 200 DVD mit TV- legendäre „Leningrad“ und anderes zu entdecken.
Produktionen „Copyright DFF“.
Sender Königs Wusterhausen“.
In den vergangenen zehn Jahren All diese Ausstellungsgegenstän- Zur Eröffnung am 12. April im
besuchten bisher 52 200 Gäste die de widerspiegeln in Streiflichtern Maschinensaal des Museums gibt
Ausstellung. Heute befinden sich die Programmtätigkeit von 13 897 es einen „Adlershofer Kessel
im „Spitzhaus“ 102 Bildtafeln mit Sendetagen im 1. Programm und Buntes“ mit vielen Interpreten
775 Fotos aus Privatbesitz, Requi- 6671 Sendetagen im 2. Pro- aus den Fernsehsendungen von
siten wie den berühmten Gerichts- gramm. Und die Meinung der einst. Die Ausstellung ist vom 13.
hammer aus dem 100. „Kessel Besucher bestätigt die Lebens- April an jeweils Sonnabend und
Buntes“, Originalkostüme von weisheit: Wer sich erinnert, lebt Sonntag von 13 bis 17 Uhr geöffHorst Rentz
Willi Schwabe, Helga Hahne- zwei Mal. In Kürze eröffnet im net.
TSC mit hintergründigem Humor
Neue Ausstellung in der Rathaus Galerie Hoppegarten
Hoppegarten – TSC – das ist lich aufgenommen worden. Auch Freunde, Nachbarn, Gemeinde- ßeren Holzskulpturen. Alle Obnicht etwa die Kurzfassung einer die wunderschöne Umgebung in- vertreter. Und auch Besucher des jekte können käuflich erworben
alternativen chinesischen Heilme- spiriert den vielseitigen Künstler. Bürgeramtes im Hause warfen werden und bereits während der
thode, sondern die Abkürzung von Von der großen Spannbreite sei- nach Erledigung ihrer „Amtsge- Vernissage gab es etliche Interes„Ton-Skulpturen-Creativkunst“. ner Arbeiten können sich noch bis schäfte“ gern und neugierig einen senten. Ein Objekt allerdings ist
So umschreibt Dr. Helmut Kunze, zum 22. Mai Besucher der Rat- Blick auf die Exponate an den schon „vergeben“, als Geschenk
von Helmut Kunze an die Ge1954 in Erfurt geboren, gelernter haus Galerie an der Lindenstraße Wänden und in den Vitrinen.
Werkzeugmacher sowie promo- 14 persönlich überzeugen (Finis- Die Werkschau umfasst Malerei meinde – eine Tonskulptur, die er
vierter Mathe- und Physiklehrer sage am 22. Mai, 17 Uhr). Zur und Zeichnung, kleine und große mit den Worten „Auf der Erde
und Dozent, seine künstlerische Vernissage am 11. März waren Keramiken und Figuren, oft mit festgewachsene Gemeinde in
Spannbreite. Als „Werkstoffe“ die- viele Interessenten gekommen – hintergründigem Witz, bis zu grö- MOL“ übergab. Das freute nicht
nur Bürgermeister Karnen ihm Ton, Papier, Stoff,
sten Knobbe, der sich
Farbe, Holz, seine „Werkzeuüber den Zuschauerange“ sind Bleistift und Pinsel,
drang beeindruckt zeigte
Radiernadel, Beitel, Kettenund dem Galeristen-Ehesäge. Er malt, gestaltet Kerapaar Gabriele und Raymiken, kleine und große
mund Stolze für ihr EnSkulpturen, Holzarbeiten.
gagement ein großes Lob
„Eine besondere Richtung
aussprach. Die beiden
oder Spezialisierung ist nicht
hatten vor 15 Monaten
geplant, das Ausprobieren und
die Rathaus Galerie ins
die spannende Annäherung an
Leben gerufen und nun
neue Techniken und Themen
bereits die sechste Ausstehen im Vordergrund“, sagt
stellung als „mach art“
der aus Hellersdorf kommenorganisiert. Als nächstes
de und seit 1995 in Hönow
sei eine Cartoon-Ausstellebende Künstler. Seit er als
lung von Axel Frohn geLeiter der Keramikzirkel für
plant, kündigten die StolKinder, Jugendliche und Erzes an. Am 9. Mai gibt
wachsene in der Jugendwerkes in der Galerie eine
statt Hönow arbeitet, habe die
Lesung mit Jana Simon,
Beschäftigung mit der Kerader Enkelin von Christa
mik allerdings eine dominieund Gerhard Wolf, die in
rende Rolle übernommen.
ihrem Buch Gespräche
Mit Hönow fühlt sich Helmut
Kunze sehr verbunden. Als Recht neckisch kommen Helmut Kunzes Holzfigurinen daher, sie sind wie die mei- mit ihren Großeltern ver„Zugezogener“ sei er von den sten Werke zu kleinen Preisen käuflich. Die Tonskulptur „MOL“ allerdings nicht. arbeitet hat (siehe Seite
Menschen dort sehr freund- Sie ist ein Geschenk des Künstlers an die Gemeinde.
Fotos: Nachtmann 13). Ingeborg Dittmann
Friedrichshagen – Er kennt den
Inhalt Ihrer Brieftasche oder Ihren Namen, ohne Sie zu kennen.
Er weiß, was Sie gerade denken
– SATORI, der „Weltmeister der
Gedächtniskünstler“.
Überzeugend und
charmant
zeigt er Dinge, die dem
normalen
Menschenverstand
jenseits des
Möglichen
erscheinen. Zu einem besonderen Event mit ihm lädt die Agentur Heising am 9. Mai in die
Gaststätte Bräustübl, Müggelseedamm 184, ein. Musikalisch
wird die Show von Volker Jung
begleitet, der Broadway-Klassiker präsentiert. Beginn 19.45
Uhr, Einlass ab 18 Uhr, Eintritt
16 Euro. Info und Karten Tel.
37 44 67 69.
I.D.
Brasilianischer
Abend
Hohenschönhausen – Am 25.
April, 19.30 Uhr, findet im
Humboldt-Haus, Warnitzer Straße 13 A, in der Veranstaltungsreihe „Hoher Salon“ ein brasilianischer
Abend statt.
Durch den
interkulturellen Abend
des Kulturringes mit
Musik, bildender Kunst und Kulinarischem führt Alina Martirosjan-Pätzold unter dem Motto
„Alegria De Viver – Die Lebensfreude“. Zu Gast sind Edel Nasci
(Percussion und Gesang), Eudinho Soares (Gitarre) und die Samba-Tänzerin Grécia Maira Gouveia (Foto: privat). Karten (einschließlich landestypischer Speisen) 18 Euro, Info und Reservierung Tel. 553 22 76.
I.D.
Pension Schöller
Köpenick – Am 26. und 27.
April gastiert das FUGA-Theater mit dem bekannten Lustspiel
im Stadttheater Cöpenick,
Friedrichshagener Straße 9. Karten (13 Euro) Tel. 65 01 62 34 .
8
jot w.d. 4/2014
Tipps und Termine
Pudding im
Orchestergraben
Kultur & Freizeit
Eine Wochenende voll Kultur
8. Kultour à la carte bot Veranstaltungen im gesamten Bezirk
Hellersdorf – Im Stadtteilzentrum, Albert-Kuntz-Straße 58, werden am 9. April
betrübliche Ehedramen und Schauspielanekdoten frei nach Loriot unter dem
Motto „Der Pudding im Orchestergraben“
erzählt. Der vergnügliche Nachmittag
wird von Karl-Ernst Lüdtge und Edith
Ostermann gestaltet. Beginn 14.30 Uhr,
Anmeldung Tel. 99 49 86 91, Eintritt 2,50
Euro, Kaffeegedeck 1,50 Euro.
I.D.
Der Wind trägt die Worte
Hellersdorf – Am 18. Mai, 10.30 Uhr,
liest die Autorin Waltraud Lewin in der
Peter-Weiss-Bibliothek, Hellersdorfer Promenade 24, Tel. 99 28 25 25, aus ihrem
Buch „Der Wind trägt die Worte, Teil 2“.
Lesung mit Heiner Fink
Marzahn – Prof. Heinrich Fink, ehemaliger Rektor der Humboldt-Uni, liest am
10. April im Stadtteilzentrum MarzahnMitte, Marzahner
Promenade 38, aus
seinem Buch „Wie
die Humboldt-Universität gewendet
wurde“. Beginn 15
Uhr. An gleicher
Stelle wird am 25.
April, 9 Uhr, Karla B. Hoffmann zum
Literaturfrühstück begrüßt. Eintritt 4
Euro. Das Tanzbein nach Musik von DJ
Milan kann am 2. Mai, ab 14 Uhr, im
Kieztreff geschwungen werden. Eintritt
3, Kaffeegedeck 3 Euro.
I.D., Foto: Archiv
Von Raabe bis Lotti
Hellersdorf – Operettenmelodien, populäre Klassik und Schlager der 1920er und 1930-er Jahre – von Max Raabe bis Helmut Lotti
– erklingen am 30.
April im Kulturforum, Carola-NeherStraße 1; interpretiert von Tenor Pjotr
Czaikowski nebst
Akkordeonbegleitung. Beginn 14.30
Uhr, Eintritt 6,
Kaffeegedeck 2
Euro, Anmeldung Tel. 56 111 53.
I.D., (Foto: Schuchert)
Auf dem Jakobsweg
Hellersdorf – Margret und Hans Döring
haben sich auf den Pilgerweg begeben
und darüber ein Tagebuch verfasst. Am
15. April lesen sie aus „Unser Jakobsweg“ im Klub 74, Am Baltenring 74.
Beginn 14 Uhr, Eintritt 2,50 Euro, Anmeldung Tel. 563 09 93.
Das Leben hat was mit
Steineckert und Walter
Marzahn – Zu einer Konzert-Lesung mit
der Schriftstellerin Gisela Steineckert
und dem Sänger Jürgen Walter lädt das
FFM am 13. April in den Arndt-BauseSaal des Hauses an der Marzahner Promenade 55. „Das Leben hat was“ heißt
auch einer der Lieder, die Gisela
Steineckert für den Sänger schrieb, insgesamt sind es mehrere Hundert. Beginn
20 Uhr, Eintritt 15 Euro.
I.D.
Mit Dutzenden Veranstaltungen vielfältigster Art lockte der Bezirk Einheimische und Gäste an die unterschiedlichsten Orte. Ob bildende Kunst, Film, Theater, Literatur und natürlich Musik – für Jeden gab es etwas zu staunen, zu erleben und mitzumachen. Im Café
Mahlsdorf spielte das Cafehausduo zur Ausstellungseröffnung von Margret Döhring, im Kunsthaus Flora absolvierten Doreen Heidekrüger und Roswitha Babig einen „Schellkurs“ mit Pastellkreide, Aquarellstift und Ölpastell bei Malerin Andrea Ylä-Outinen, Wolfgang Reuter trat im Grünen Haus auf, Torsten Preußing las im Bezirksmuseum, Carmen- Maja Antoni in der Krankenhauskirche. In der
Kiste zeigte Heiko Brandes seine Bilder, während Organisationschef Fred Schöner alle Hände voll zu tun hatte. In der Flora gab’s
traditionell Raku-Brand mit Magdalena Freudl. In der Kiste startete 18 Uhr eine lange Rock-Nacht u.a. mit „Frankie goes to Liverpool“. Unmöglich, alles zu erleben, hier kann nur ein kleiner Einblick gegeben werden.
Fotos: Nachtmann, Dittmann, Preußer
Kostbarkeiten im Alten Rathaus
Marzahn – Die Ausstellung „Kostbarkeiten-Begegnungen – Berlin,
Dresden, Halle/Saale“ wurde am 3.
April im Alten Rathaus Marzahn,
Helene-Weigel-Platz 8, von der
Schirmherrin, BVV-Vorsteherin
Kathrin Bernikas, mit einer Vernissage eröffnet und kann bis zum 17.
Juli zu den Öffnungszeiten des
Hauses besichtigt werden. In der
Ausstellung werden Gemälde,
Zeichnungen und Graphiken von
Christel Bachmann (Berlin), Walter Opitz (Halle/Saale) und Konrad Maass (Dresden, Abb.: Drei
Schimären) präsentiert. Die Besucher empfängt ein Konzert aus Far-
ben und Musik. Szenen aus dem
Alltag, der Mythologie, der Erotik und andere, teils geheime Botschaften werden den Betrachter in
seinen Bann ziehen. Farbakkorde
voller Leuchtkraft durchwehen alle
fünf Etagen des Rathauses. Die
Malerin Christel Bachmann ist seit
vielen Jahren ein untrennbarer Bestandteil der Berliner Kunstszene.
Der Dresdner Maler Konrad
Maass überrascht mit einer Vielzahl von Themen, auch zu aktuellen Ereignissen. Walter Opitz verstarb 2003. Aus seinem Fundus
werden in Berlin erstmals Werke
aus seiner frühen und späten
Schaffensphase gezeigt.
Die Ausstellung ist ein Projekt der
Ospe®ART, Berlin – einem Zusammenschluss von Kunstfreunden aus Marzahn-Hellersdorf. Veranstalter ist die BVV mit Unterstützung des Bezirksamtes, der
WG Marzahner Tor und des Lionsclub Berlin-Wuhletal.
Michael Wiedemann, Kurator
Barlach im Kulturforum
Hellersdorf – Das Kulturforum,
Carola-Neher-Straße 1, zeigt noch
bis 27. April Zeichnungen und
Repliken von Ernst Barlach, darunter Zeichnungen zu seinem
Drama „Der arme Vetter“ und Repliken aus den „Übungen der
leichten Hand“, deren Originale
1935 entstanden. Die Repliken
publizierte der Verlag der Kunst
Dresden 1965. Alle
Arbeiten sind Leihgaben aus einer Privatsammlung.
Die 34 Lithographien
zum Drama „Der
arme Vetter“ entstanden um 1917. Sie sollten in ihrer intensiven
und realistischen Aussagekraft den Inhalt
und das Anliegen des
Dramas vertiefen. Die
Figuren finden eine
innere Ausgeglichenheit, die die Einheit
von Bild und Wort bei
Barlach auszeichnet. Aus dieser
Graphikfolge sind einige Blätter in
der Ausstellung zu sehen. Sie wurden von den Originalsteinen unter
Aufsicht des Künstlers von M.W.
Lassaly auf der Handpresse gedruckt und erschienen 1919 beim
berühmten Verlag Paul Cassirer
als Mappenwerk.
Auf Anregung des Lübecker Museumsdirektors Carl Georg Heise begann Barlach
1929 mit dem Projekt
„Die Gemeinschaft der
Heiligen“. Anfangs waren 16 überlebensgroße
Figuren vorgesehen, dann
waren es acht. Schließlich
konnte Barlach bis 1932
nur drei Großplastiken
ausführen.
Die Entlassung Heises
durch die Nationalsozialisten und die Verfolgung
Barlachs führten zum
Scheitern des großangelegten Plans.
Kultur & Freizeit
jot w.d. 4/2014
Bekenntnis zur Tradition
Außergewöhnliche Ausstellung in der Pyramide
Hellersdorf – Eine Ausstellung
der überwundenen Sprachlosigkeit öffnet Anfang April im Ausstellungszentrum Pyramide,
Riesaer Straße 94, ihre Pforten.
Nach den großen Erfolgen der
beiden Expositionen zu den
Christlichen Motiven und den
Antiken Mythen in der Bildenden Kunst der DDR in den Jahren 2011 und 2012 präsentieren
nun Maler und Bildhauer der gegenständlichen Kunst aus Regionen in West und Ost ihre Werke.
Sie erzählen über die Schönheit
des Lebens wie über den Schrekken, sie finden Gleichnisse auf
den Menschen in seinem Streben
um Geltung wie auf sein Verlassensein. Es geht um die Schwierigkeiten in der sozialen Wirklichkeit wie um die immer währende Sehnsucht nach Harmonie
und Ausgleich mit der Umwelt.
Durch die vier Jahrzehnte staatlich verordneter Entwicklung der
„sozialistischen Nationalkultur“
in der DDR blieb die Frage nach
nationaler Eigenart bei Künstlern
und kunstinteressiertem Publikum im Osten immer aktuell. Sie
war und blieb umso drängender,
als die Orientierung der westdeutschen Kunst an der internationalen Abstraktion die politische Instrumentalisierung in beiden deutschen Staaten zu bestätigen schien. Doch Kunstentwicklungen folgen eigenen GeHellersdorf – Der „Kracher“
im Kistenprogramm des April
kommt diesmal erst am Ende
des Monats. Am 24. April gastiert mit „Lord Bishop“ ein in
mehrerer Hinsicht „Riese“:
„Zuerst gab es Howlin’ Wolf,
dann Jimi Hendrix, jetzt hat die
Welt Lord Bishop“, sagte
Mother Tongue-Bassist Davo
einst nach einer gemeinsamen
Show über den schwarzen
Zwei-Meter-Hünen aus der
setzen. Aus dem Kunstwissen der
Vergangenheit drängen Bilder
empor, in denen Parallelen zur
eigenen Generationserfahrung
gesehen werden.
So öffneten sich dem Kurator bereitwillig die Ateliers in Franken
wie in Berlin und Brandenburg,
in Hessen wie in Thüringen und
Sachsen, um auf Spurensuche
nach dem Deutschen in der Kunst
von drei Generationen zu gehen.
Der Wunsch, sich mitzuteilen, in
konkreten Formen und Bild-
Christoher Lehmphuhls „Humboldbox“ wird auch gezeigt.
Rock und Blues
Bronx in New York City. Der
selbst sieht sich „young enough
to rock, but old enough to know
how“, also jung genug für Rock,
doch alt genug, zu wissen, wie.
Bishop krönt damit ein BluesWochenende, das tags zuvor von
der „Todd Wolfe Band“, ebenfalls aus den USA, eröffnet wird.
Wer sich auf diese beiden Kon-
Muttertagsmatinee im FFM
Marzahn – Zur nun schon traditionellen Matinee am Muttertag, dem 11. Mai, lädt Moderator und Autor Siegfried „Siggi“
Trzoß ab 11 Uhr in den ArndtBause-Saal des Freizeitforum,
Marzahner Promenade 55, ein.
Bemerkenswert ist in diesem
Jahr die musikalische Bandbreite der Show, die vom Schlager
über Swing und Jazz bis zur
Rockmusik reicht. Dafür sorgen
der international bekannte
kompositionen metaphernreich
dem künstlerischen Schaffen
Welthaltigkeit zu verleihen, eint
sie alle. Begriffe wie „Beharrungsvermögen“ oder „Resistenz
gegen den Zeitgeist“ sind kaum
verhüllte Verdikte, unzeitgemäß
und altmodisch zu sein. Dass jede
Generation sich des Lebens
Reichtum, Vielfalt und Weite neu
erringen muss, bedarf der konkreten Formen in unserer konkreten
Weltwahrnehmung. Es ist existenziell schlechthin, was gegen-
Bandleader, Swingmusiker und
Pianist Andrej Hermlin, David
Hermlin, Sänger und Tänzer am
Friedrichstadtpalast, der SwingSänger David Rose, der Rockpoet und Liedermacher Tino
Eisbrenner, der bekannte Schlagersänger Hans-Jürgen Beyer
und der Schauspieler Marten
Krebs. Dabei ist auch das Kindertanzensemble „Konfetti“.
Der Eintritt beträgt 12 Euro,
Karten Tel. 542 70 91.
I.D.
Die Tänzerinnen begeisterten bereits im Vorjahr. Foto: Nachtmann
zerte „vorbereiten“ möchte, sollte bereits eine Woche früher am
18. April seine Schritte an die
Heidenauer Straße lenken. Denn
da kommen die Mojo Makers,
die als die Bluesentdeckung aus
Dänemark gelten. Sie vereinen
den Klang und die Inspiration der
alten Bluesmasters mit tiefstem
70er Soul, R’n’B und Rock. Mit
ständliche Kunst immer jung bleibend leistet.
Dazu ist es dem Kurator der Ausstellung, Dr. Kuno Schumacher
vom Berlin-Brandenburger Bildungswerk, gelungen, 50 Künstler aus zehn Bundesländern zu
gewinnen, insgesamt 112 Arbeiten für diese einmalige Schau zur
Verfügung zu stellen. Darunter so
bekannte Namen wie Johannes
Grützke, Wolfgang Mattheuer,
Heinz Zander, Harald Metzkes,
Rita Preuss, Neo Rauch, Heidrun Hegewald, Michael Lassel,
Christa Biederbick, Willi Sitte,
Ulrich Hachulla.
Faszinierende Möglichkeiten eröffnet die Ausstellung im Diskurs
der Regionen: Die Berliner Vertreter der Neuen Prächtigkeit und
des Sensualismus treffen auf die
phantastischen Realisten aus
Süddeutschland, norddeutsche
Pleinairmaler begegnen Leipziger Künstlern: Die Besucher erwartet ein Fest der Augen. Präsentiert wird eine wiedergefundene Mitte selbstbewussten
Künstlertums, das im Bekenntnis zur Tradition die Sprache der
Dinge als unerschöpfliche Quelle der Welterkenntnis nutzt und
Selbstvertrauen in die Zukunft
vermittelt.
Geöffnet Mo bis Sbd 10-20 Uhr,
Führungen mit Dr. Schumacher
jeden Mittwoch 16 Uhr und nach
Vereinbarung Tel. 90 293 41 63.
ihren leichten Grenzüberschreitungen weisen die Dänen auch
ein wenig auf jene Band hin, die
am 12. April in der Kiste gastiert. „Lizzy Moore“ ist eine
Thin Lizzy Tribute Band aus
Berlin, die auch den für Thin
Lizzy typischen, zweistimmigen
wilden Solosound zelebriert.
Beginn jeweils 21 Uhr, Karten
von 8 bis 13 Euro, Info und Bestellungen Tel. 998 74 81,
email [email protected].
RN
Vortrag über Mahlsdorf
Biesdorf – Am 23. April, 18
Uhr, hält die stellvertretende
Vorsitzende des Heimatvereins,
Dr. Christa Hübner, im Stadtteilzentrum Biesdorf, AltBiesdorf 15, einen DiaVortrag zum Thema
„Mahlsdorf um 1600“.
Nur wenige historische
Quellen zur Geschichte
des Bezirkes haben sich
aus der Zeit vor dem Dreißigjährigen Krieg erhalten. Zu ihnen gehört das
„Mahlsdorfische Buch“,
das um 1583 von Lampert
Distelmeyer angelegt und
von seinem Sohn Christian sorgfältig weitergeführt
wurde. Das Buch vermittelt einen tiefen Einblick
in die dörflichen Verhältnisse. Es verzeichnet u.a.
den Gutsbesitz und dessen
Erträge sowie die Höfe und
Leistungen der Bauern und regelte in einer „Dorfordnung“
viele Bereiche des Zusammenlebens. Diese einzigartige
Quelle steht im Mittelpunkt des
Vortrages.
Abb.: Lampert Distelmeyer,
aus: Martin Friedrich Seidels
Bilder-Sammlung, Berlin 1751
9
Tipps und Termine
Neugierig auf
Hermann Beyer?
Marzahn – Der Schauspieler Hermann
Beyer ist am 12. April, 20 Uhr, zu Gast
beim Talk „Wenn die Neugier nicht wär“
mit Barbara Kellerbauer in der Studiobühne im FFM. Beyer ist einer, der mit
leisen Tönen arbeitet, meist ohne große
Gesten auskommt. Schon in der Schulzeit interessierte ihn die Schauspielerei.
Er studierte an der Berliner Schauspielschule und hatte Theater-Engagements
am Maxim-Gorki-Theater, an der Volksbühne und im BE. Auch durch zahlreiche Film- und Fernsehrollen wurde er bekannt. Eintritt 12/9 Euro.
I.D.
Celtic Cousins
Marzahn – Am 26. April ist in der Studiobühne des FFM ein Konzert mit der
Riverdance-Geigerin Máire Breatnach
und Matthias Kießling zu erleben – ein
Muss für Freunde irischer Folkmusik.
Máire studierte
Musik und ist Dr.
phil. In der Fachrichtung Kunstpädagogik. Als virtuose Geigerin und
Komponistin war
sie an fast allen
wichtigen irischen
Musikprojekten der
vergangenen Jahre
beteiligt, arbeitete mit Nigel Kennedy,
Mike Oldfield und Donovan zusammen.
Kießling, Komponist, Keyboarder und
Gitarrist, war einst Mitglied der Folkgruppe „Wacholder“. Seit 2001 arbeitet
er mit der irischen Künstlerin zusammen,
ist u.a. Produzent beim Fernsehen. Beginn 20 Uhr, Eintritt 15 Euro.
I.D., Foto: PR
Künstlergespräch
im ArtKunstRaum
Hellersdorf – Die Galerie ArtKunstRaum in der Volkshochschule, MarkTwain-Straße 27, lädt am 10. April, 19
Uhr, zu Finissage und Künstlergespräch
mit dem ausstellenden Maler Peter
Cange ein. Die Malerei und Zeichnungen des Neuenhageners unter dem Titel
„Starke Frauen und Roß & Reiter“ sind
noch bis zum 12. April zu sehen.
I.D.
WiM in der Matilde
Hellersdorf – Seit dem 3. April ist im
Frauenzentrum Matilde, Stollberger Str.
55 (direkt am Boulevard Kastanienallee),
eine kunterbunte Mischung von Karikaturen des bekannten Karikaturisten Willy Moese (WiM) zu sehen. Der Künstler
wuchs in Barcelona in einer deutsch-spanischen Familie
auf. Seit 1955
lebte
Willy
Moese in Berlin, die meiste
Zeit davon in
Kaulsdorf. Als
freiberuflicher
Zeichner schuf er neben Karikaturen für
Tageszeitungen und Theaterplakaten vor
allem Comic-Serien für die NBI, die Junge Welt und vor allem für die Wochenpost. Die von 1957 bis 1960 erschienene Serie „Klaus & Choko“ mit 145 Folgen war die längste Comicserie in der
DDR-Presse. Die Ausstellung ist während der Öffnungszeiten des Frauenzentrums zu sehen, Eintritt frei.
10
jot w.d. 4/2014
Jugend-Bildung-Sport
„Recyclingpapier
macht Schule“
Preisgekrönte Show der Sonderklasse
Hohenschönhausen – Noch bis
23. April ist die Ausstellung
„Recyclingpapier macht Schule“ des Netzwerkes Papierwende Berlin in den Räumen der
Anna-Seghers-Bibliothek am
Prerower Platz zu besichtigen.
Auf 18 Tafeln werden die ökologischen und sozialen Folgen
unseres hohen Papierkonsums
auf die Umwelt und das Klima
weltweit dargestellt. Interaktive Module vertiefen die dargestellten Informationen. Über
Frau Sobanski, Ansprechpartnerin für die Grundschule, und
Frau Adam, Ansprechpartnerin
für die Oberschule, können Lehrerinnen und Lehrer sowie Erzieherinnen und Erzieher Führungen für ihre Klassen und
Hortgruppen direkt in der Bibliothek (Tel. 927 96 40). buchen. Durchgeführt werden sie
von Frau Engert, Koordinatorin
der Papierwende. Donnerstags
von 15-16 Uhr ist Frau Engert
als Ansprechpartnerin vor Ort.
Circus SCHOLLINI Romantica gastiert – jot w.d. verlost Freikarten für die Premiere
Familiengutschein
ist ein voller Erfolg
Marzahn-Hellersdorf – Das
Jugendamt zieht hinsichtlich
des 2010 im Bezirk eingeführten Familiengutscheins eine
positive Bilanz. Das freut besonders die Linksfraktion, die
das Vorhaben ihrer Gesundheitsstadträtin Dagmar Pohle
maßgeblich unterstützt hatte.
Der Familiengutschein „ist
eine Investition in die Zukunft.
Die Ergebnisse der vergangenen Jahre zeigen, dass hier jeder Euro gut angelegt ist“, sagt
Fraktionschef Björn Tielebein.
Das Angebot ist einmalig in
Berlin und wird aus Mitteln des
Bezirkshaushaltes finanziert.
Alle Eltern, die in MarzahnHellersdorf wohnen, erhalten
bei der Geburt ihres Kindes,
der Aufnahme eines Säuglings
zur dauernden Pflege oder bei
Adoption einen solchen Gutschein. Damit können sie eines
von zehn Angeboten wie Elternkurse, Babymassage oder
Sprechstunden für unruhige
Babys kostenfrei nutzen.
Die Summe ist auf 25 000 Euro
begrenzt. Im Jahr 2013 wurden
erstmals mehr als 20 000 Euro
abgerufen. „Sollte die Nachfrage die vorgesehenen Mittel
übersteigen, müssen zusätzlich
Finanzen bereit gestellt werden“, fordert Tielebein.
RN
Modellbahnbörse –
ein Muss für Sammler
Marzahn – Am 13. April wird
im Freizeitforum Marzahn wieder getauscht und gefachsimpelt. Bei der Modellbahnbörse
kommen von 10 bis 14 Uhr die
Liebhaber und Sammler der
schmalen Spur auf ihre Kosten.
Modelleisenbahnen und Zubehör aller Hersteller, Autos und
sogar Figuren aus Überraschungseiern sind in der Mehrzweckhalle im Angebot.
Marzahn – Vom 17. April bis
zum 5. Mai gastiert auf dem Platz
an der Bruno-Baum-Straße der
CIRCUS SCHOLLINI Romantica
mit der preisgekrönten Artistentruppe der Schollinis, die im Dezember beim European Circusfestival in Belgien die meisten Preise abgeräumt haben und Martin
Scholl für seine atemberaubende
Artistik auf der Stuhlpyramide
die Goldmedaille erhielt.
Die Circuschefin Peggy Scholl
sagt: „Wir lieben schönen farbenreichen Circus mit jugendlichen
Artisten, Clowns, Livegesang und
feinen Haustierdressuren.“ Genau
das wird in einem gemütlichen
und angenehm beheizten Viermastzelt in gepflegter Atmosphäre geboten. „Qualität statt Quantität“ ist das Motto der Schollinis.
Damit überzeugen sie das Publikum. Das aktuelle Tourneeprogramm trägt den Titel „Romantica“, die Schollinis selbst sind
eine romantische Familie und lieben herzlich mitfühlende Präsentationen mit bunter musikalischer
Umrahmung in jeder Vorstellung.
same Traumwelt entführt.
Dieser poetische Circus versteht
sich als seltenes Kleinod und besonderes Erlebnis für die ganze
Familie.
Vorstellungen Montag bis Sonnabend jeweils 16 Uhr, Dienstag
ist spielfrei. Sonntags wird das
Programm 11 und 15 Uhr gezeigt.
Mittwoch und Donnerstag sind
„Kindertage“ (8 Euro auf allen
Plätzen); sonntags ist „MuttiTag“, an dem alle Mütter in Begleitung ihrer Kinder freien Eintritt erhalten. Montags ist immer
Familientag, bei dem Erwachsene wie Kinder vergünstigte Einheitspreise bezahlen. Die Tierschau kann nur in der Pause der
Vorstellungen besichtigt werden.
Gewagte Luftakrobatik: Junge Artistinnen verzaubern das Publikum.
Geboten werden Luftdarbietun- Ponys in harmonischer Dressur
gen, Drahtseilakrobatik, Balan- und vieles mehr. Peggy Scholl
cen auf wackligen Stühlen, Kon- singt dazu live zu moderner Mutorsion der extrem beweglichen sik. Es ist die Gesamtkonzeption,
Körper, erfrischende Clownerie, die überzeugt und für zwei Stunlustige Hunde, edle Pferde und den das Publikum in eine erhol-
Marzahner Läufercup
Marzahn – Am 9. April startet
auf dem Sportplatz Allee der Kosmonauten 131 die seit Jahren erfolgreichste Berliner Bahnlaufserie. Im Angebot sind neun Läufe im Wechsel über 5000 Meter
und 30 Minuten (B-Cup) sowie
10 000 Meter und 60 Minuten (ACup). In beiden Cups gibt es eine
Gesamtwertung. Wer mindestens
sechs der neun Läufe absolviert,
kann sich hier in den Altersklassen ab 16 Jahre und aufwärts
platzieren. Für Kinder und Jugendliche bis zu 16 Jahren ist der
C-Cup (3000 Meter / 15 Minuten) reserviert.
Alle Läufe werden getrennt gestartet. Der Startschuss für die
3000 Meter fällt 17.45 Uhr, die
5000 Meter beginnen18.15 Uhr,
die Langdistanz 18.45 Uhr. Das
Starterfeld ist gemischt. Es starten sowohl Vereins- als auch
Volkssportler im Alter von 6 bis
75 Jahren. Die Teilnahme von
Laufanfängern ist ausdrücklich
erwünscht. Info www.leichtathletik.vfl-fortuna-marzahn.de.
Heinz Nabrowsky
Zur Premiere am 17. April, 16
Uhr, verlost jot w.d. insgesamt
zehn Freikarten, Interessenten
melden sich bis spätestens 14.
April per Postkarte (jot w.d.,
Müllerstraße 45, 12623 Berlin)
oder email [email protected], der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
Die große Vielfalt der Kartoffel
Malchow – Der VERN e.V. aus
Greifenberg stellt am 5. April von
13 bis 17 Uhr in der Naturschutzstation Malchow, Dorfstraße 35,
(Bus 154 und 259 bis Malchow
Dorfstraße) alte und seltene Kartoffelsorten vor. Ob blaue, oder
rote, Kipfel oder Hörnchen – jede
von ihnen eignet sich für eine
bestimmte Zubereitungsart. Endlich mal ein anderer Geschmack!
Die Kartoffel ist ein Allrounder
für den Gaumen. Kleinmengen
von Saatkartoffeln werden zu
günstigen Preisen abgegeben. Da-
bei ist auch die Granola, die Kartoffel des Jahres 2014. Einmal
geerntet liegt sie sicher im Lager.
Mittelfrüh, vorwiegend festkochend und mit schöner gelber
Fleischfarbe kommt sie Verbraucherwünschen entgegen.
Fachleute beraten zu Anbau, Pflege und richtiger Wahl sowie Resistenzen gegen Krankheiten.
Das Storchencafé zeigt, was man
aus der „Knolle“ machen kann.
Info Tel. 92 79 98 30, www.naturschutz-malchow.de.
Werner Reinhardt
Attraktive Pfleger- und Erzieherberufe
Tag der offenen Tür der Gesellschaft für Pflege- und Sozialberufe
Marzahn – Freundlich empfängt
Barbara Gebert, Direktorin der
Ausbildungsstätten der Gesellschaft gfp. Seit 1991 ist ihre Einrichtung im Bezirk Marzahn zu
Hause und hat seither ihr Ausbildungsangebot kontinuierlich
erweitert. Angefangen hat es mit
der dreijährigen Ausbildung zur
Altenpflege, 1995 kam die Fachschulausbildung Heilerziehungspflege (drei Jahre), 2001 die Berufsausbildung zum Sozialassistenten (zwei Jahre) und seit 2010
schließlich die Fachschulausbildung zum Sozialpädagogen (drei
Jahre) hinzu.
Das Besondere an der gfp ist, dass
hier Hauptschüler mit Berufsbildungsreife, die den Sozialassistenten mit mindestens der Note
„zwei“ abgeschlossen haben, die
Möglichkeit haben, den Mittleren
Schulabschluss (MSA) zuerkannt
zu bekommen und auch ohne Abitur oder Fachabitur Sozialpädagoge oder Heilerziehungspfleger
werden zu können. Natürlich ist
auch die Aufnahme eines entspre-
Beim Tag der offenen Tür ging es auch lustig zu.
chenden Studiums mit Fachhochschulreife möglich.
„Zur Zeit haben wir rund 290
Schüler, davon auch Umschüler,
vor allem in der Altenpflege“,
berichtet Barbara Gebert. Seit
1991 haben 1500 Absolventen die
Ausbildungsstätte verlassen.
Durch den Tag der offenen Tür am
12. März sollten Eltern und In-
Foto: Schuchert
teressenten auf die Ausbildungsmöglichkeiten aufmerksam gemacht werden. Im Moment sei der
Erfolg zwar noch mäßig, berichtet die Direktorin. Doch das Interesse nähme stetig zu.
Denn es werden immer mehr
Menschen mit den hier angebotenen Ausbildungen benötigt.
Heilerziehungspfleger etwa sind
pädagogische Fachkräfte. Sie
stellen sich auf die individuellen
Möglichkeiten der Menschen mit
Behinderungen ein und leisten
professionelle Hilfestellungen.
Sozialassistenten arbeiten in stationären, teilstationären und offenen Einrichtungen der Alten-,
Heilerziehungs- und Kinderpflege. Erzieher betreuen und fördern
Kinder und Jugendliche vor allem
in der vorschulischen Erziehung
sowie in der Kinder- und Jugendarbeit und in der Heimerziehung
und fördern diese in ihren individuellen Fähigkeiten. Neben den
Ausbildungen in der Berufs- und
Fachschule, die in Marzahn unter einem Dach untergebracht
sind, können auch Zusatzqualifikationen, z.B. Facherzieher im
integrativen Bereich, erworben
werden.
Interessenten können sich jederzeit bei der Gesellschaft für Pflege- und Sozialberufe gGmbH,
Bitterfelder Straße 13, und im
Internet www.gfp-berlin.de informieren.
Lutz Schuchert
jot w.d.-spezial: IGA
IGA-Lied für
Marzahn
Nun malt schön bunt die Häuser an!
Die IGA kommt bald nach Marzahn.
Das wird das Ende des Betons!
Bananen wachsen auf Balkons.
Auf Dächern wuchert Kopfsalat.
Statt Auto fahrn die Leute Rad.
Und Pferde ziehn die Straßenbahn
durch Hellersdorf und durch Marzahn.
Berlin-Marzahn wird flott gemacht
und alle werden sehn:
Marzahn ist, wenn man trotzdem lacht.
Ach, wird die IGA schön!
Man baut – wer hätte das gedacht? die Aussichtsplattform „Wolke acht“
und auch ‘ne Rodelbahn, wie cool!
Der Wuhleteich wird Swimmingpool.
Die Busse fahrn mit Bio-Gas.
Und wenn man schnuppert, riecht man das.
Man schwebt durch’s Land per Schwebebahn,
und auf der Wuhle fährt man Kahn
Berlin-Marzahn wird flott gemacht …
Das Rathaus wird grün angemalt,
Schloss Biesdorf nachts grün angestrahlt.
Wohin man schaut, da ist es grün,
das war die Firma GRÜN Berlin.
jot w.d. 4/2014
11
Bedenken der Bürger zerstreut?
Supergeile Seilbahn zur Internationalen Gartenschau 2017
Marzahn-Hellersdorf – In der Märzausgabe hatte auch jot w.d. die Veranstaltung
„Öffentlichkeitsbeteiligung“ zur umstrittenen Seilbahn am 13. März im Freizeitforum
Marzahn angekündigt. Denn schon im
Frühjahr 2014 wird das Planfeststellungsverfahren für die Seilbahn eingeleitet, Baubeginn ist im nächsten Jahr.
Die Veranstaltung wie auch die vorherigen
zeigte das große Interesse vieler Bürgerinnen und Bürger vor Ort, bei der IGA-Vorbereitung mitzumischen. Die IGA- und
Seilbahnvertreter auf dem Podium waren
auch auf kritische Bürgerfragen bestens
eingestellt: Sie präsentierten gleich mehrere weniger leistungsfähige oder ökologisch bedenklichere Alternativen zur Seilbahn. Die befördert in nur fünf Minuten
Fahrtdauer auf 1,5 Kilometern Länge zwischen U5 und Besucherzentrum am Blumberger Damm mit wenigen Stützen samt
Zwischenstopp auf dem Kienberg 3000
Personen pro Stunde. 2,30 Euro pro Nase
Seilbahn-Fahrkosten sind im IGA-Ticket
schon eingepreist.
Dagegen sehen Monorail oder Schrägaufzüge mit vielen Stützen blass aus. Elektroautos oder Schienenbähnle wie im Britzer
Garten seien mit gefährlichen Kollisionen
auf viel benutzten Besucherwegen verbunden. Also unbrauchbare Varianten, die allesamt die Entscheidung pro Seilbahn
schmackhaft machen sollen. Und schließ-
lich will die Firma Leitner AG aus Südtirol nach Hongkong endlich auch „eine Seilbahn für Berlin“ bauen, einen besseren
Marketingeffekt für innerstädtische Seilbahnen in Europa kann man sich kaum vorstellen. Und alles privat, also ohne Steuermittel, klar. Nach drei Jahren wird geschaut, wie sich das Ding rentiert.
Bei so vielen Vorzügen vergessen selbst
Bezirksverordnete, dass sie noch im Dezember fraktionsübergreifend beschlossen
hatten: Keine festen Einbauten in den
Naturraum außerhalb der Gartenschau.
Denn stützenfrei schwebt die Seilbahn 20
Meter über der Kernzone des Feuchtbiotops, aber auf dem Kienberg gibt es dann
die Einbauten mindestens für fünf Jahre,
Bau- und Abbauzeiten eingerechnet. Und
auch der Schutz vor Vandalismus verlange
mindestens eine Einhegung für Leuchtwolke und Gipfelstation auch nach Schluss
der IGA, heißt es offiziell aus der IGA.
Die eigentliche Alternative sowohl zur Seilbahn als auch zur Brückenkonstruktion für
die erwarteten Besucherströme wurde allerdings vom Podium erst gar nicht ernsthaft in Erwägung gezogen. Die hieße nämlich: Nicht Orientierung auf Ankunft und
Abfahrt am gleichen IGA-Eingang, sondern
Ertüchtigung aller schon bestehenden Verbindungen – vom Osten über U-Bahnhöfe
Neue Grottkauer und Cottbusser Platz in
Hellersdorf, vom Nordwesten über Tram
Den Fröschen ist das ganz egal,
sie hüpfen durch das Wuhletal,
wo gleichfalls alles grünt und blüht,
und hoffen, dass kein Storch sie sieht.
Berlin-Marzahn wird flott gemacht …
Die alte „Gartenschau der Welt“
kriegt endlich wieder frisches Geld.
Und hundert Kneipen buhlen um
das hoch verehrte Publikum.
Der Kienberg kriegt ein Gipfelbuch.
Herr Ban Ki-moon kommt zu Besuch.
Und wer die Stimmung will vermiesen,
der wird nach Mitte ausgewiesen!
Berlin-Marzahn wird flott gemacht …
Wolfgang Reuter
So stellen sich die Macher eine fröhliche Seilbahnfahrt über das IGA-Gelände vor.
und S-Bahn aus Marzahn, vom
Süden über Fuß-und Fahrradwege
vom Bahnhof „Wuhletal“. Natürlich auch per Auto wie geplant
zum P+R-Parkplatz an der Landsberger Chaussee hinter der Stadtgrenze mit Busshuttleanbindung
zur IGA. Eine moderne Möglichkeit zum Erreichen des Kienbergs
für gehbehinderte Besucher ist
ohne Seilbahn auch denkbar.
Das entschleunigte Naturerlebnis
innerhalb der Tempo-Stadt Berlin im grünen Wuhletal mit eingelagerter IGA wäre bei vielen
dieser Varianten sicherlich eindringlicher als bei fünf Minuten
Ratz-Fatz-Tour über den Kienberg. Leider aber nicht so spektakulär, wie es unisono für eine
ordentliche Rundum-Vermarktung angezeigt ist. Da auch unser
Heimatbezirk auf „Berlins beste
Aussichten“ für sein StandortMarketing setzen wird, sind
Überflieger und Gipfelstürmer,
Höhengastronomie und Leuchtwolke unabdingbar.
Es ist wohl überbordender Gutgläubigkeit von Bezirksverordneten und Naturfreunden geschuldet, wenn sie mehr Nachhaltigkeit von der IGA erwartet hatten.
Wenn sie jetzt die Auseinandersetzung um Umbenennung oder
Nichtumbenennung der U-BahnStation „Neue Grottkauer Straße“
in „Gärten der Welt“ führen, vergeuden sie ihre Energie auf einem
Nebenschauplatz.
Ulrich Clauder
Der Diskurs 2014 um die IGAVorhaben geht weiter: Am 28.
April, 18 Uhr, kommen im „Kursana-Domizil“, Hirschfelder Weg
14, direkte Anlieger im Norden
und Westen zu Wort, am 29. April,
18 Uhr, im „Kompass“, Kummerower Ring 42, direkte Anlieger
im Osten. Am 4. Juni, 18 Uhr,
heißt es im Freizeitforum Marzahn „IGA im Dialog“ zum aktuellen Planungsstand für alle Interessenten. Für Herbst ist die öffentliche Auslegung der Pläne zur
IGA angekündigt.
Wir wollen Seilbahn, wir wollen Seilbahn!
Tosender Applaus der meisten Anwesenden. So ungefähr stellt sich der Autor die Atmosphäre vor, wenn hier vor
30 Jahren „Wir wollen Sozialismus“ ausgerufen wurde. Auch die jungen Damen
und Herren im seidenen Kostüm und
Anzug, die so überzeugend dafür auf
dem Podium des Freizeitforum Marzahn
eintreten, kann er sich im Blauhemd
vorstellen. Abgesichert haben diese
Seilbahnwerbeshow vier Polizeiwagen,
sechs Polizisten waren zu sehen. Kritische Fragen wurden mehrfach abgebügelt oder man wurde auf Anrainerveranstaltungen verwiesen. So ging der
Feuerwehrmann der Nachbarfeuerwache an der Grottkauer Straße, der
sich um den Fortbestand seines Depots
sorgt, enttäuscht nach Hause. Auch die
Bewohner am Biesdorfer Alwineweg,
denen die Seilbahngäste bei der Linienführung ins Schlafzimmer schauen
können (und das ewige Surren wird nicht
unerheblich bei der Gartenarbeit sein),
bekamen keine ausreichende Antwort.
Vielleicht gewährt ihnen der Investor als
„Bombom“ einen Jahresurlaub im vom
Moderator der Veranstaltung geliebten
Südtirol mit Seilbahnvergnügen, um diese Kröte zu schlucken.
Denn das Geld scheint beim Bauherrn,
der Leitner AG aus Sterzing in Italien,
nicht die Rolle, besser Klemme, zu spielen. Die 12 bis 14 Millionen Euro Baukosten (Kein öffentliches Steuergeld wird
gebraucht. Warum nicht?) werden in den
vier Jahren Seilbahnbestehens höchstens zur Hälfte von Eintrittsgeldern eingespielt. Wenn sie gut befahren wird, vielleicht auch im Winter zum Schlittenfahren auf dem Kienberg, wie die Planerin
meinte. Der Rest kommt aus der Portokasse oder so. Mit Werbung und Weiterverkauf der Bahn werden Instandhal-
tungskosten u.a. beglichen, denn alles
ist billig: Aufbau, Energie, Geräusche.
Kaum ein Baum muss dafür fallen, welche Freude! Es wird wenig Baustraßen
geben. Gefährdete Großvögel gibt es ja
auch nicht. Schwäne und Wildgänse, die
durch die Seilbahn gefährdet werden
können, sind nicht mitgezählt. Eine NordSüd Richtung ist für die Bauherrn zu unrealistisch, da der S- und U-Bahnhof
Wuhletal zu weit und ungepflegt ist. Aber
damit könnte fast das ganze Wuhletal
gesehen und urban als Ausgleich für Beeinträchtigungen weiterentwickelt werden, statt der kommenden eingezäunten Kleinkleckerei mit Plänen aus dem
vergangenen Jahrhundert.
Auch irrt die IGA Berlin 2017 GmbH in
ihrem Fragenblatt, dass das Wuhletal ein
natürlich entstandener Landschaftsraum
ist. Das haben in ihrer jetzigen Form
Menschen erdacht. Führend war der
Leiter des Grünflächenamtes in Marzahn,
und in Monate langer Wochenendarbeit
haben wir Bürger Wälle geschippt, um
vor Schließung des Klärwerkes in Wartenberg durch entstehende Seen die
einzigartige Sensibilität hervorzuzaubern. Der Altbezirk Hellersdorf war leider nicht in der Lage, z.B. an der Biesdorfer Höhe ähnliches zu vollbringen.
Das kann nun nachgeholt werden.
Wenn Menschen jetzt „das Einzigartige“
verändern wollen, sollte dies auch zukunftsweisend sein. Das wäre die Seilbahn, wenn sie unbedingt sein soll, in
Nord-Süd-Richtung, nicht wieder abgebaut, von Windrad und Solaranlagen
ohne Fremdenergie gespeist, für jeden
erkennbar und ausstellungswürdig, eine
gezielte Zukunftswerbung für die Leitner
AG, um nicht nur den urbanen Raum zu
verschandeln. Da der Wind nicht immer
weht und Sonne scheinen wird, sollten
auch Rikschas wie am Brandenburger Tor fahren. Obwohl vom Podium
negiert, weil keine Kinderwagen reinpassen, sind sie bei Touristen sehr
beliebt, Arbeitsplatz fördernd (auch für
die Bezirksjugend) und vom Nabu favorisiert. Leider wurden diese Vorstellungen abgebügelt. Aber in der kommenden öffentlichen Auslegung und
Verfahren der Abwägung kann alles
wiederholt werden.
Ein kleiner Kreis von Nichtbefürwortern
des Seilbahnprojekts traf sich am Ende
dieser Show. Etwa 20 Leute hatten
schon mit zirka 10 GmbH-Mitgliedern
davor eine Ortsbegehung gemacht und
lokal ihre Einwände vorgetragen. Und
nun will man versuchen, dass in diesem festgezurrtem IGA-Expo-Korsett
das Wuhletal von Vergangenheit bis Zukunft weiter starke urbane Beachtung
findet.
Werner Rudolph
12
jot w.d. 4/2014
Zeitgeschichte
Drei Führungsstränge waren zwei zuviel
Einstige DDR-Wirtschaftslenker bürsten gegen den Strich: „Jetzt reden wir“
Ungesehen, ungesagt aber unwillkürlich lag ein Bild über der Szene, das etwa ebenso alt ist wie der
meist verschwiegene Sachverhalt,
der just aus der deutsch-deutschen Versenkung geholt werden
sollte: 8. Juli 1990, Olympiastadion Rom. Deutschland – also das
frühere, die kleinere BRD – war
gerade durch einen Finalsieg über
Argentinien zum dritten Mal Fußball-Weltmeister geworden, und
der Teamchef Franz Beckenbauer
(„Der Kaiser“) lief allein, völlig
in sich versunken minutenlang
über den Rasen.
Womöglich ist ihm dabei der folgenschwere, später hämisch kommentierte Satz eingefallen:
„Wenn wir jetzt noch die Ostdeutschen dazu bekommen, weiß ich
gar nicht mehr, wer uns dann noch
schlagen sollte.“ In der DDR war
seit dem 1. Juli 1990 die D-Mark
alleiniges Zahlungsmittel und die
Ostdeutschen befanden sich auf
dem Sprung, „richtige Deutsche“
zu werden (3. Oktober 1990).
Man stelle sich mal vor, die damaligen Wirtschaftslenker Eckhard Netzmann und Dieter Lemke
hätten ähnlich in die Zukunft gedacht wie „der Kaiser“? Wir haben einiges mitzubringen, wer
soll uns da noch schlagen, wenn
wir jetzt die Westdeutschen dazu
bekommen?
Na, lieber nicht, doch 24 Jahre
später, bei der Buchpräsentation
im Tschechow-Theater, wehte
noch immer der Hauch dieser womöglich vergebenen Chance
durch das Parkett: „Der Versuch
ist nicht gelungen aber nicht gescheitert, und er war auch nicht
umsonst.“ So lautet das Fazit von
Eckehard Netzmann zum Buch:
„Die Kombinatsdirektoren – Jetzt
reden wir – Was heute aus der
DDR-Wirtschaft zu lernen ist“.
Diese Anthologie entstand unter
der Regie von „RohnstockBiografien“ und erschien in der
Edition Berolina.
Der Nordwestmarzahner Wahlkreisabgeordnete im Berliner Abgeordnetenhaus, Wolfgang Brauer, wählte die Zeitzeugenberichte
„Jetzt reden wir“ aus, um die
Veranstaltungsreihe „Brauer lädt
ein ...“ aus der Taufe zu heben,
bei der fortan Themen zur Zeit behandelt werden sollen.
STEUERLEUTE DER
DDR-WIRTSCHAFT BERICHTEN
Seine Fraktions-Kollegin Jutta
Matuscheck moderierte die Premiere und gewann mit ihrem freimütigen Geständnis, von der
DDR-Wirtschaft keine eigene Anschauung zu besitzen, weil sie damals zu jung gewesen sei, die
Sympathie und das Verständnis
der gut 60, deutlich älteren Gäste im Saal. So war denn auch die
zentrale Frage, was denn zu lernen sei, mehr von Neugier als von
Skepsis getragen. Das regte so-
wohl den Ex-Generaldirektor
Netzmann als auch den früheren
stellvertretenden DDR-Außenhandelsminister Lemke an, detailliert zu berichten, dass einige
Lehren durchaus zukunftstauglich
seien. Netzmann, der u.a. das
Schwermaschinenbaukombinat
„Ernst Thälmann“ Magdeburg leitete, meinte z.B., dass es auf Dauer nicht gut gehen könne, große
Unternehmen nur in Geld und
mittels Börsenkursen zu bewerten.
Seine Aufmerksamkeit habe stets
dem produzierten Gebrauchswert
gegolten und der sozialen Ausrichtung seines Unternehmens.
Lemke zog hingegen seine
Schlussfolgerungen aus den negativen Erfahrungen des DDR-Außenhandels, der vorwiegend auf
„Naturalbasis“ vollzogen wurde,
besonders unter den verbündeten
Staaten. Gemeint war der „Rat für
gegenseitige Wirtschaftshilfe“
(RGW). Diese Handelsart habe
Lebhafte Debatten auch nach der Präsentation: Ex-Generaldirektor
Eckehard Netzmann (li.), im Hintergrund (mit rotem Pullover) Dieter
Lemke, ehemaliger stellvertretender Außenhandelsminister der DDR,
vorn rechts Henning Hagen, Wirtschaftsjournalist i.R. Foto: Preußing
sich aber als unzeitgemäß erwiesen. Deshalb fiel sein Urteil sibyllinisch aus: „Der RGW war ein
Erfolgsmodell aber auch eine Fessel.“ Eine Reihe meist kurioser
Beispiele, wie z.B. die Lieferung
von Weißblech für die Kronenkorken von Bierflaschen nach Kuba,
die mit Rohkaffee „bezahlt“ wurde, illustrierten diese Thesen.
RIVALITÄTEN UM DAS
PRIMAT DER WIRTSCHAFT
Die Geschichten über Produktion und Handel in der DDR offenbaren zugleich handfeste Rivalitäten zwischen beiden Bereichen.
Wer hat das Primat? Für den
SKET-Generaldirektor keine Frage: die Produktion. Und noch immer leuchten seine Augen, wenn
er den Weg des Unternehmens,
das beim Start 13.000 Mitarbeiter beschäftigte, zu einer weltweit
agierenden Marke schildert. Für
ihre Güte würden viele
gewonnene Ausschreibungen und Aufträge
sprechen. Er wählte als
Beispiel die Herstellung, Vorort-Montage
und Ausbildung der
Mannschaften von Zementwerken, besonders
seit es dem Kombinat
1973 gelungen war, das
Entstaubungsproblem zu
lösen. Davor habe es
gelegentlich beißenden
Spott gegeben, wie etwa
in Polen: „Auf der ganzen Welt werden keine
so tollen „zementfreien
Staubfabriken“ gebaut
wie in Magdeburg. Dennoch, räumte Eckehard
Netzmann ein, waren
die Zementwerke stets
sein Herzblut. Ein engagierter Zuhörer konnte sich des
Eindrucks nicht erwehren, hier
sollten „längst verjährte Schlachten neu geschlagen und natürlich
gewonnen“ werden. Er hätte allerdings lieber eine Erklärung
dafür, warum sich führende DDRWirtschaftsfunktionäre von der
SED-Führung kommandieren ließen. Allein die Frage reichte aus,
den Schwall von Antworten selbst
zu denken.
Erwartungsgemäß war die Buchpräsentation im Tschechow-Theater auch eine Art Klassentreffen
Gleicher unter Gleichen. Die einen saßen auf dem Podium, die
anderen im Publikum. Für sie bestand das Grundanliegen darin,
den ständig wiederholten, doch
dadurch nicht wahrer werdenden
Behauptungen über die „marode,
bankrotte, heruntergewirtschaftete DDR-Wirtschaft“ ein Zeitzeugnis aus eigenem Erleben entgegenzustellen. Natürlich wussten auch sie um die gravierenden
Probleme, ärgerten sich darüber,
wie viel Wirtschaftskraft allein
verloren ging, weil „Autonomie“,
„Souveränität“ Fremdwörter waren und ein Kombinat vielmehr
gleichzeitig an drei Führungssträngen hing: der Partei, der
Staatssicherheit und der Regierung. Der SKET-General bezifferte den dadurch aufgetretenen
Produktivitätsverlust mit 20 Prozent, „aber Sie müssen bedenken“, fügte er hinzu, „wir haben
auch alles Andere gemacht:
Kitaplätze, Kulturhäuser, Kinderferienlager, Gewerkschaftsorganisation, Betriebsgesundheitswesen, Frauenförderung, selbst
die Fußballer vom 1. FC Magdeburg standen auf der Gehaltsliste
des SKET.“ Jürgen Sparwasser –
man staune – mit monatlich 5000
DDR-Mark. Was hätte wohl „der
Kaiser“ dazu gesagt? Eckhard
Netzmann und Dieter Lemke sagten zu solchen Sozialleistungen
nicht à priori „nein“. Sie könnten künftigen Gesellschaften gut
zu Gesicht stehen. Dazu müssten
sie aber Gesicht zeigen.
Torsten Preußing
„Die letzte Abwehrschlacht der DDR“
Neues Geschichtswerk beleuchtet Arbeit und Technik in der Honecker-Ära
„Arbeit, Arbeiter und Technik in
der DDR – 1971 bis 1989“ lautet der vollständige Titel dieses
etwa 750-seitigen Buches, das
von dem in Marzahn lebenden
Historiker Dr. Peter Hübner
detailgetreu und wissenschaftlich
fundiert verfasst wurde. Es ist der
15. Band einer vom Verlag
J.H.W. Dietz Nachf., Bonn,
editierten Reihe zur „Geschichte
der Arbeiter und der Arbeiterbewegung in Deutschland seit dem
Ende des 18. Jahrhunderts“.
Fördermittel der VolkswagenStiftung (Hannover) und der
Friedrich-Ebert-Stiftung (Bonn)
machten die Realisierung dieses
Mammutprojekts möglich.
Mit sympathischer Selbstironie
erinnert der Autor in Bezug auf
die von ihm behandelte DDR-
Periode an den Komiker Karl
Valentin und sein Bonmot, es sei
alles schon gesagt, nur nicht von
allen, um dann mit einem Satz
doch das Gegenteil in den Raum
zu stellen: „Der Versuch, Anschluss an die neue Informationstechnologie zu finden und
diesen sozialpolitisch zu unterfüttern, war die letzte ernstzunehmende Abwehrschlacht des
DDR-Sozialismus.“
Diese Ausgangsthese umspannt
das Spannungsfeld des von der
Technik und ihrem Niveau
beeinflussten bzw. beherrschten
Arbeitsprozesses und deren
Auswirkungen auf die Arbeitskräfte, das Dr. Hübner in sein
Blickfeld gerückt hatte. Besonders der Sozialstatus der Arbeiter und seine Veränderungen in
diesem Prozess ziehen sich,
belegt mit einer Fülle von
analytischen Dokumenten
und statistischen Tabellen,
durch die acht Kapitel des
Werkes bis hin zu dem noch
heute bestaunten Umstand,
dass die Arbeiterschaft in
„der finalen Krise der DDR“
eine eher abwartende Haltung einnahm. Diesem
Aspekt ist am Ende des
Bandes auch ein Essay von
Ilko-Sascha Kowalczuk,
Projektleiter in der Forschungsabteilung der StasiUnterlagenbehörde, gewidmet: „Revolution ohne Arbeiter? Die Ereignisse 1989/
90“. Darin kommt Kowalczuk zu dem Schluss: „Der
historischen Konturlosig-
keit des Arbeiters in der
Revolution folgte symbolisch das weitgehende
Versschwinden des Arbeiters in Ostdeutschland.“
Ob das als „letztes Wort
der Geschichte“ durchgeht, wird sich erweisen.
Das Buch von Peter
Hübner „Arbeit, Arbeiter
und Technik in der DDR
– 1971 bis 1989“ könnte
auf jeden Fall den Meinungsstreit darüber forcieren. Es kostet 78 Euro
und ist im Buchhandel
oder direkt beim Verlag
J.H.W. Dietz Nachf.,
Dreizehnmorgenweg 24,
53175 Bonn, zu erwerTorsten Preußing
ben.
Feuilleton
jot w.d. 4/2014
13
Gespräche mit den Großeltern
Leiche mit Dreck am Stecken
Ein Buch über Christa und Gerhard Wolf
Krimi aus der „Halbstadt“ mit zu vielen Peinlichkeiten
Es beginnt im Sommer 1998. Die Enkelin
ist 25, wird gerade Journalistin und fängt
an, ihre Großeltern Christa und Gerhard
Wolf über die Vergangenheit zu befragen.
Es geht um die Herkunft und die Familie,
um die Zeit des Nationalsozialismus und
die DDR – aber auch immer wieder um
das, was heute ist. Über die Jahre entwikkelt sich so ein Dialog der Generationen:
Sie sprechen über das politische Engagement des Schriftstellerpaars, die Kämpfe
der Großeltern, die in ihrer Radikalität
und Existenzialität für die Enkelin kaum
noch zu begreifen sind, sowie
über verlorene Freundschaften und Verrat. Es geht um
die mehr als sechzig Jahre andauernde Liebe des Ehepaars
Wolf. Und es geht um das
Schreiben, das gemeinsame
Glück und Unglück im neuen vereinten Land.
Sechs Gespräche mit ihren
Großeltern zwischen 1998
und 2012 hat die Journalistin
Jana Simon aufgezeichnet.
Neben bekannten Tatsachen
aus Christa Wolfs Tagebüchern und Biografien über die
Autorin gibt es private, beinahe intime Eindrücke. Die
Gespräche erscheinen als interessanter
Blick der einen Generation auf die andere, insbesondere wenn die drei Gesprächspartner über den einstigen Glauben an den
Aufbau eines besseren, sozialistischen
Staates sprechen. In den familiären Gesprächen findet sich auch die eine oder
andere interessante Anekdote: So erfährt
der Leser etwa, dass Honecker Christa
Wolf nahezu anflehte, die DDR nicht zu
verlassen. Allerdings bleiben die meist
spannenden Dialoge durch die große Nähe
bisweilen an der Oberfläche. Mitunter hat
man das Gefühl, Simon begnüge sich damit, dass sie die Handlungen der Großeltern nicht immer verstehen könne. Auch
von den Wolfs hätte man sich bei angeschnittenen Themen wie Globalisierung,
Islamismus oder Feminismus deutlichere
Standpunkte gewünscht.
Dem Leser, der das Buch nur überflogen
hat, bleiben dennoch einige Dinge in Erinnerung. So habe eine der Hauptaufgaben der Staatssicherheit darin bestanden,
das Ehepaar Wolf zu jeder Zeit zu überwachen. Bis dahin, dass ihr
Telefon angezapft und eines
Tages sogar abgeschaltet
wurde. Erst ein Anruf aus
der Telefonzelle bei Ursula
Ragwitz, der Abteilungsleiterin Kultur im SED-Zentralkomitee, habe dafür gesorgt, dass die angebliche
Störung des Apparats wieder behoben wurde. Und
eine Beschwerde bei Markus Wolf, dem stellvertretenden Stasi-Minister, habe
dafür gesorgt, dass die Genossen von der unsichtbaren Front etwas Zurückhaltung in Sachen Wolf an den
Tag legten.
Als 1976 Wolf Biermann aus der DDR
ausgebürgert wurde, gehörten die Wolfs
zu den ersten und prominentesten Kulturschaffenden, die dagegen protestierten.
Doch während Gerhard Wolf deshalb aus
der SED ausgeschlossen wurde, blieb seine Frau unbehelligt. Eine Tatsache, die sie
zutiefst kränkte.
Hans Sandow
Jana Simon: Sei dennoch unverzagt,
Ullstein, 19,99 Euro.
Ein Angler macht am Oderufer im polnischen Slubice, bis 1945 die so genannte
Dammvorstadt von Frankfurt (Oder), einen grausigen Fund. Genau dort, wo er
Hecht, Aal oder Zander nachstellen wollte, findet er einen toten Mann. Dessen
Identität ist schnell geklärt: Hans-Werner
Oderberg war größter Bauunternehmer
Frankfurts und dazu langjähriger Stadtverordneter.
Deutsche Leiche, polnischer Fundort: Sofort ist klar, dass die Polizei beider Städte ermitteln muss. Bernd Matuszek, geschieden und inzwischen mit
einer polnischen Doktorantin
der Frankfurter Universität liiert, leitet die Ermittlungen auf
deutscher Seite. Für seinen
Slubicer Kollegen Wojtek
Milosz, der an einem Gymnasium in Frankfurt sein Abitur
gebaut hat, ist es der erste
Mordfall. Dabei hätte er dafür
eigentlich gar keine Zeit, denn
seine drei Kinder beanspruchen ihn voll.
Bei der Frage, wer ein Interesse am Tod Oderbergs gehabt
haben könnte, stoßen die beiden Kommissare auf Abgründe. Autor
Bollmann stattet das Opfer mit allen nur
erdenklichen schwarzen Klischees aus.
Selbstverständlich war Oderberg zu DDRZeiten in der Partei. In welcher, wird nicht
verraten. Anzunehmen, dass West-Autor
Bollmann nicht wusste, dass es deren immerhin fünf gab. Nach der Wende erinnerte sich Oderberg an alte Verbindungen und
baute mit deren Hilfe seine Firma auf.
Dabei nutzte er vor allem seine Stellung
als Stadtverordneter, um sich immer wieder Aufträge zuzuschanzen, die er überteuert abrechnete. Er sei geschäftlich und pri-
vat über Leichen gegangen, wenn es ihm
nutzte, lautet das Urteil seiner Gegner.
Doch Oderberg hatte noch mehr Dreck am
Stecken. Über Jahre bespitzelte er Leute
im Auftrag der Staatssicherheit und brachte einige von ihnen sogar ins Gefängnis.
Fein säuberlich notierte er jeden dieser
Fälle und bewahrte diese Notizen auch
noch Jahre nach der Wende in seiner Bibliothek auf. Wer das glaubt, kann wohl
naiver nicht sein. Und doch gab es etwas
Positives: Über Jahre war der Tote großzügiger Förderer eines städtischen Kinderheims, ohne dass der Leser
erfährt, warum er das getan
hatte.
Bollmann legt bei seinen
Ortsbeschreibungen größten
Wert auf Genauigkeit. Oftmals werden für den Leser die
Orte lebendig, an denen die
Kommissare gerade ermitteln. Deshalb stört es schon,
wenn es heißt, das heutige
Polizeipräsidium sei mal eine
Parteischule gewesen – es
war eine Kaserne der russischen Armee. Und richtig
peinlich wird’s, wenn es
heißt, es sei ein Wunder gewesen, dass
zumindest einer der beiden Türme der
Marienkirche den Krieg und die DDR überlebt hätte. Dabei weiß doch jedes Frankfurter Kind aus dem Heimatkundeunterricht, dass der andere Turm, „wie zuvor von
der SED beschlossen“, am 15. Mai 1826
einstürzte und ein Nachwuchsarchitekt
namens Schinkel vorschlug, ihn nicht wieder aufzubauen. Ach, übrigens: Der Mordfall wird natürlich aufgeklärt. Hans Sandow
Sören Bollmann: Mord in der Halben
Stadt, KLAK-Verlag, 12,90 Euro.
Schnell noch mal Leben spüren
Kabarettistin und jot w.d.-Kolumnistin Dagmar Gelbke sieht Licht am Ende des (Fernstudium)-Tunnels
und schickt Grüße aus Gran Canaria
Wie beginnen? Mit der Ukraine?
Mit den 500 (in Worten: fünfhundert) Todesurteilen in Ägypten? Hör‘n Se mir uff mit Demokratie! Und Putin wird das
schon schaffen, die alte Sowjetunion wieder aufzubauen. Warum auch nicht – wenn es bloß
keinen Krieg gibt. Eines hat er
ja schon mal erreicht: Dass unsere Kanzlerin eine gute Begründung hat, zur Atomenergie zurückzukehren.
Dann also zu den unwichtigen
Dingen: Klausur Nr. 8 geschrie-
ben. Natürlich hatte ich mich
viel zu gut vorbereitet. Normalerweise kommen Fragen aus
allen drei Themenkomplexen
des jeweiligen Moduls. Ich hatte alles drauf: Wie unser Alphabet und die Nationalsprachen
entstanden sind, was Karl der
Große vom Lesen und Schreiben
hielt, welchem Schrifttyp die
ägyptischen Hieroglyphen zugeordnet werden. Aber diesmal
konnte man nur eine Frage aus
einem der Komplexe wählen –
und ob ich da nun mit meinen
alphabetisierenden Missionaren
auf den Philippinen und in Indien letztendlich auf den Punkt
gekommen bin, werde ich erst in
zwei Monaten wissen. Aber ich
denke schon, durchgefallen bin
ich auf keinen Fall, soviel
Selbstbewusstsein habe ich mir
in den sechs Jahren Fernstudium doch schon angeeignet. In
diesem Semester nun noch drei
Hausarbeiten. Bei der ersten
geht es um kulturelle Integration und Kommunikation. Was
läge näher als über „Kabarett mit
migrantem Hintergrund“ zu
schreiben. Und im nächsten Jahr
um diese Zeit gebe ich die
Abschlussarbeit ab. Dann sind
die sieben Jahre, die so endlos
schienen, auch schon wieder
Vergangenheit…
Außerdem faste ich seit dem
Aschermittwoch – trinke also
keinen Alkohol. Das fällt mir
nicht schwer, meine Freundinnen aber finden mich echt langweilig. Und als ich beim Gärtnern auch noch sieben Tage lang
nur Wasser, Säfte und Gemüsesuppe zu mir nahm, hat Rita, die
das Helfen im Garten immer
durch eine gemeinsame Flasche
Rosé-Sekt motiviert, ihre Hilfe
verweigert. Sie wolle nicht dabei sein, wenn ich wegen Entkräftung plötzlich umfalle. Und
dass der Blutdruck schlagartig
unten sei – alles Einbildung! Placebo. Da mir Gärtnern ohne Rita
keinen Spaß macht und mein
Arzt mir – trotz des nun plötzlich wirklich sensationellen
niedrigen Blutdrucks - ziemlich
panisch mitteilte, mein Herz sei
laut neuestem EKG nicht in Ordnung, habe ich kurz entschlossen einen Restplatz-Flug plus
Privatquartier direkt am Meer
gebucht – und schreibe diese
Zeilen von Gran Canaria aus.
Statt vielleicht einfach mal zu einem Herzspezialisten zu gehen,
um nach Linderung der Beschwerden zu suchen. Meine
Güte, ich bin durch meinen Vater vorbelastet, der ist mit 68 am
dritten Infarkt verstorben. Okay,
er hatte auch ein aufregenderes
Leben hinter sich als ich
Wohlstandskind: Fünf Jahre im
Krieg, fünf Jahre in russischer
Kriegsgefangenschaft und danach Musiker in den total verrauchten Tanzschuppen Leipzigs. Trotzdem, es kann ganz
schnell gehen, wie wir alle aus
näherer Umgebung wissen. Also
schnell noch mal Leben spüren:
Luft, Sonne, berauschende
Frühlingsdüfte…
Obwohl: Mit der Sonne ist es so
eine Sache. Die traumhafte Wohnung, die ein junger, spanischer
Pilot vermietet, liegt wirklich direkt am Meer, aber im Norden
der Insel. Es ist einfach immer
bewölkt, stürmisch und kalt. Sagen wir‘s mal so: Ich hätte auch
an die Ost- oder Nordsee fahren
können. Also fliehe ich mit mei-
nem Fiat Panda Richtung Sonne und habe über tausende von
atemberaubenden Serpentinen
schon die ganz Insel umrundet
– was gewaltiger klingt als es
ist: Gran Canaria ist mit zirka 60
Mal 60 Kilometer Fläche nicht
sehr viel größer als Berlin. Jetzt
steht eigentlich nur noch die
Inseldurchquerung aus, was bedeuten würde: 10 Kilometer Serpentinen. Harte Arbeit! Ich denke, ich entscheide mich fürs Faulenzen am Strand von
Maspalomas, der schönste der
Insel. Die nächste Reise steht
übrigens bereits Ostern an: Paris mit Paula, das hatte ich ihr
vor zwei Jahren, an ihrem 33.
Geburtstag, geschenkt. Dann ist
auch die Fastenzeit vorbei und
ich darf mal wieder einen
Schluck Rotwein schlürfen.
Bis dahin grüße ich Euch alle
Euer Reise-Junky Daggie
P.S. Auf keinen Fall „Der Hundertjährige, der aus dem Fenster
sprang und verschwand“ im
Kino anschauen! Ist gegenüber
dem Buch eine herbe Enttäuschung.
14
jot w.d. 4/2014
Empfehlungen
Bunt wie unser Leben
Auftragsfotografie vom Leben in der DDR im Museum
Eine bildhübsche Traktoristin am
Lenkrad des Fortschritts. Oder:
Ordentliche und interessiert zuhörende Landwirtschaftsschülerinnen mit blitzsauberen Halbschuhen auf dem Sandweg kleben
an den Lippen des erklärenden
Arbeiters und Bauers vor der blitzsauberen Strohpresse, Marke Fortschritt. Oder weibliche und knakkige Spätpubertierende in anspre-
chenden Farben machen Appetit
auf den Sozialismus in der „VEB
Baumwollspinnerei und Zwirnerei
Leinefelde“. Wer die Ausstellung
„Farbe für die Republik“ besucht
hat, kann mit Sicherheit sagen,
dass nicht alles schlecht war.
„Verschwindet mit dem Müll, das
ist ja völlig wirklichkeitsfremd,
mit glücklichen lächelnden Menschen auf jeder Seite“ blaffte
1987 ein uffn Wedding jezogener
Freund die Zeugen Jehovas an,
die an seiner Haustür gerade ihren zweiten Missionierungsver-
such beginnen wollten. Garantiert
echt waren solche Abbildungen
hingegen im zweiten, im gerechteren deutschen Staat. Souveräne,
zufriedene Staatsbürger zeigt die
gerade eröffnete Ausstellung im
Deutschen Historischen Museum,
strebsame und glückliche Kollektivisten, und ganz Friedensstaatuntypisch sogar in Farbe. Das
Museum zeigt erstmals Bilder aus
der Sammlung der
beiden namhaften
DDR-Bildjournalisten
Martin
Schmidt und Kurt
Schwarzer. Deren
Archive waren Anfang der 1990-er
angekauft worden.
Sie umfassen ein
breites Themenspektrum aus vier
Jahrzehnten DDR.
Unter den jeweils
etwa 50 000 Negativen befinden sich
auch zahlreiche
Farbaufnahmen –
die Grundlage der Ausstellung.
Martin Schmidt und Kurt
Schwarzer gehörten als freischaffende Bildjournalisten zu einer
seltenen Berufsgruppe in der
DDR. Ihre Reportagen entstanden
im Auftrag verschiedener Zeitschriften, darunter auch die
„FDGB-Rundschau“, das Magazin der DDR-Auslandspropaganda oder die Frauenzeitschrift
„Für Dich“. Werbefotos für moderne VEBs, Produkte, Messen
und Kochbücher belegen die Vielfalt ihres Schaffens. Mit der Ka-
mera besuchten sie Betriebe und LPGs,
Kindergärten und Altenheime, berichteten vom Leben der Frauen in der
DDR und dokumentierten neben anderen Großstädten auch das moderne Berlin. Zu ihrem Recht kommen jugendliche Schiffsmodellbauer ebenso wie der
gute Volkspolizist oder vorzeigbare Feierabendheime. Ihrem Auftrag folgend
zeigten sie Facetten eines erfüllten
Arbeits- und Lebensalltags im Sozialismus. Ohne Dreckecken, Lieferschwierigkeiten oder Versorgungsengpässe. So zeigt eine sehr gekonnt arrangierte Aufnahme mit Fischernetz
und Sand für ein Fischgerichte-Kochbuch im Vordergrund einen Hummer –
ein eher seltenes Vergnügen in HO und
Dorfkonsum.
In der Ausstellung verteilte Hörstationen
erläutern zu zahlreichen Bildern den
geschichtlichen Hintergrund. „Diese
Ausstellung wartet darauf, von den Erlebern kommentiert zu werden“, bemerkte Museumsleiter Alexander Koch
zur Eröffnung. So können Besucher an
speziellen Sprechstationen ihre eigenen
Kommentare hinterlassen.
Zu sehen ist die Ausstellung noch bis
31. August im Deutschen Historischen
Museum, Unter den Linden 2, geöffnet täglich 10-18 Uhr, Eintritt: 8/4
Euro, bis 18 Jahre frei.
Am 7. April, 19 Uhr, gibt es im Zeughauskino eine Podiumsdiskussion zum
Thema „Auftrag: Bild. Grenzen und
Möglichkeiten offizieller Fotografie in
der DDR“, Eintritt frei.
Zur Ausstellung ist ein Katalog für 30
Euro erschienen. Ein liebevoll gemachtes Heft mit zahlreichen Nachdrucken
des schönen Lebens aus den verschiedenen Magazinen der DDR ist für 7
Euro zu haben.
Henson Stehling
Mit einer „Vespa“ statt des „Berlin“ spürte man einen Hauch
Italien: Kurt Schwarzers „Paar mit Motorroller vor dem Kraftwerk Vockerode“ war das Titelbild der Frauenzeitschrift „Für
Dich“ Heft 18/1963 und zeigt, dass moderne Fotografie in der
DDR durchaus eine Heimstatt hatte.
Genau aufpassen und mitschreiben: Martin Schmidts „Auszubildende eines Volkseigenen Gutes“ entstand für die Bildreportage „Berufe mit Zukunft“, die in der „FDGB-Rundschau“
Heft 10-11/1967 veröffentlicht wurde.
Beide Bilder werden in der Ausstellung des DHM gezeigt.
Uschi Brüning im Studio
Kofferradio mit Hits und Raritäten
Berlin – Jeden Sonnabend zwischen 14 und 15
Uhr ist „Kofferradio“-Zeit beim Sender Alex Berlin, zu empfangen bei Antenne 88,4 und 90,7, im
Berliner Kabelnetz 92,6 sowie im Internet:
www.alex.berlin.de, www.siggitrzoss.de, www.
radio-today.de.
Am 5. April heißt es wieder „Vom Hörer für den
Hörer“. Olaf aus Berlin stellt in Wort und Musik
die Sängerin Ina Martell vor. Es erklingen u.a.
Schlager wie „Heut sehn uns alle Bostella tanzen“, „Zwei Küsse beim Nachhause gehen“ und
„Dann kamst du mir entgegen“. Am 12. April ist
die Sängerin Uschi Brüning (Foto) zu Gast im
Studio an der Voltastraße. Im Gespräch mit Moderator Siggi
Trzoß erzählt
die bekannte
Jazzsängerin
aus ihrem Leben. Zu hören
sind einige ihrer Hits wie
„Bunte Bilder“, „Komm
doch zu mir“,
„September“
und „Dein
Name“. Am
19. April gibt
es eine Grußund Wunschsendung zum
Osterfest. Dabei sind Nina
Lizell, Helga
Brauer, Brigitte Rabald,
Peter Tschernig, Roland Neudert, Sonja Siewert & Herbert
Klein und viele andere. Eine Geburtstags- und
Erinnerungssendung erinnert am 26. April u.a.
an Hits von Dagmar Frederic, Ekki Göpelt, Maja
Catrin Fritsche, Monika Hauff, Ingo Graf, Siegfried König und Bill Ramsey.
Musikwünsche und Anregungen zur Sendung an
Kofferradio, Alex Berlin, Voltastr. 6, 13355 Berlin, per Fax an 030-99 150 23 oder per email an
[email protected].
I. Dittmann
direkt – Briefe & Antworten
jot w.d. 4/2014
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Das Glück gepachtet
Hilfe gesucht
Projektstart
Jane T. „freut“ sich über verschleierte
Einladungen zu Verkaufsveranstaltungen
Peter-Weiss-Bibliothek braucht
neue ehrenamtliche Mitstreiter
AWO eröffnete Büro mit
Bildungsangeboten
Am 21. März fand die Mitgliederversammlung
des Vereins zur Förderung der Peter-Weiss-Bibliothek statt. Neben
der Wahl des Vorstands – zur Vorsitzenden wurde Gisela Peter wiedergewählt –
ging es vor allem um
Ideen für die weitere
Arbeit. Angesichts der zurückgehenden Leserzahlen – eine Tatsache, mit der auch andere Bibliotheken zu kämpfen haben – müssen wir
Wege finden, um neue Bücherfreunde zu gewinnen.
Lesen und das Gespräch über Gelesenes bereichern unser Leben, helfen, Isolation zu durchbrechen, machen Mut und lassen uns über den
eigenen Tellerrand hinaus schauen. Darin waren sich alle Anwesenden einig. Die Arbeit in
der Bibliothek macht Spaß, gibt uns die
Gewissheit, etwas Sinnvolles und Nützliches zu
leisten. Um aber unsere Arbeit auch in den nächsten Jahren erfolgreich weiterführen zu können,
brauchen wir dringend neue ehrenamtliche
Mitstreiter: Leute, die sich für Bild- und Textgestaltung am PC begeistern und z.B. Werbemittel für Bibliothek und Verein gestalten könnten; Bücherwürmer und Leseratten, die die
Schätze unseres Buchbestandes für sich entdekken und vielleicht auch für andere erschließen
möchten. Hätten Sie nicht Lust mitzumachen?
Sie finden uns in der Hellersdorfer Promenade
24. Öffnungszeiten der Bibliothek: Dienstag bis
Donnerstag jeweils von 14 bis 16 Uhr. Weitere
Informationen über die Peter-Weiss-Bibliothek
im Internet www.peter-weiss-bibliothek.de.
Gertraude Sumpf
Mit vielen Besuchern aus Politik, Verwaltung,
Fachöffentlichkeit sowie aus dem Bereich der
Marzahn-Hellersdorfer Trägerlandschaft wurde
unser neues Projektbüro „Vorurteilsbewusste
Bildungsangebote für Roma-Familien in Marzahn-Hellersdorf“ an der Schwarzwurzelstraße
48 eröffnet. Bürgermeister Stefan Komoß und
Jugendstadträtin Juliane Witt unterstrichen die
Bedeutung niedrigschwelliger Bildungs- und
Begegnungsangebote für die im Bezirk lebenden Roma-Familien, aber auch die Notwendigkeit des interkulturellen Dialogs. Robert
Schwind, Vorsitzender des Kreisverbandes, betonte, die AWO habe sich „nie weggeduckt,
wenn es darum ging, benachteiligte Gruppen zu
unterstützen und zu befähigen, ihre Geschicke
selbstbewusst in die Hand zu nehmen“.
Das Projekt hat eine Laufzeit bis Ende August
2016. Es wird durch die Aktion Mensch e.V.
gefördert und verfolgt mehrere Ziele. An erster
Stelle steht die Vertrauensbildung durch den
interkulturellen Eltern-Treff, Gesprächsrunden,
thematische Gesprächsangebote für Eltern,
beispielweise zum Übergang Kita-Grundschule oder zum Thema gesunde Lebensweise. Ein
zweiter Schwerpunkt ist das Sprachtraining für
Eltern, insbesondere für Eltern, deren Kinder
in umliegenden Grundschulen betreut werden ein Sprach- und Kommunikationstraining für
den ganz normalen Alltag. Das stärkt die Kommunikation der Eltern untereinander und fördert die aktive Elternarbeit an Grundschulen.
Ein dritter Aspekt ist die Hausaufgabenhilfe für
Kinder der Falken-Grundschule, der Ebereschen-Grundschule und der Schule am Grünen Stadtrand.
Dr. Sufian Weise, Projektleiter
Kostenlos ins Tropical Islands, Frühstück, Mittagessen und sogar die Fahrt
auch noch kostenlos dabei: Frau T. ist
ein Glückskind! Am 23. April könnte
sie das Freizeitparadies vielleicht kennenlernen – wenn sie sich denn zur
Haltestelle bequemen würde. Doch
wahrscheinlich bleibt sie wieder zu
Hause. Seit Jahren ist sie Zielperson
für Kaffeefahrtanbieter.
Dieses Mal hätte sie sich beinahe leimen lassen. „Was habt ihr getan?“,
wedelt sie mit dem Brief vor ihrem
Ehemann. „Habt ihr mich irgendwo
eingetragen, als du vergangene Woche
mit unseren Söhnen dort warst? Oder
habt ihr auf der Internationalen
Tourismusbörse unter meinem Namen
irgendwas mitgemacht?“ Unten auf
rundfahrt durch Berlin dürfte der Weg
stadtauswärts ins Brandenburgische
sein, „um den Tropical Islands Park
zu besichtigen“. „Ein Tropical Islands
Park ist mir völlig unbekannt“, winkt
Tropical Islands-Pressesprecher
Patrick Kastner ab. „Auch eine Firma
TIB-Infocenter kenne ich nicht, sie
steht mit uns in keinerlei geschäftlicher Beziehung“, erklärt er weiter. Ein
weiterer Witz ist die Absender-Anschrift des „TIB-Infocenter Deutschland-Berlin“. Es hat ein Postfach 1025
in Berlin/Brandenburg. Wo denn? In
Berlin oder in Brandenburg? Und wo
in Brandenburg? Ein Postfach 1025
gibt es an den -zig Berliner Postfachfilialen nicht, und hat Brandenburg
keine Postleitzahl? Uhrzeiten für ein
dem Brief prangt das Logo des Badeparadieses, oben ein Foto der früheren Luftschiffhalle in der Lausitz. Der
Mann jedoch erweist sich ausnahmsweise als unschuldig: Nebulöse und
missverständliche Versprechungen im
Text, Formulierungen, die bei akribischem Hinsehen etwas völlig Anderes
bedeuten und merkwürdige Absenderangaben, die so nicht stimmen können.
Das Schreiben erfüllt die typischen
Echtheitskriterien einer Kaffeefahrteinladung.
Schon den Text kann
sich die Adressatin
auf der Zunge zergehen lassen. Ausgelost wurden demnach 100 Personen
aus Berlin Brandenburg und Umgebung. Die können
den „Tropical Islands Park“ besichtigen. Gibt es da einen Park? War das
nicht ein Alu-Monster inmitten der
Pampa? Ist das drinnen oder draußen,
oder ein Zelt außerhalb des Schwimmbads? Es folgen einige Wikipedia-Informationen über die ehemalige
Luftschiffhalle – aber nirgends steht
explizit, es ginge hinein. Die Reise ist
angeblich kostenlos – aber gilt das
auch für das angekündigte „reichhaltige Mittagessen“? Genaues Lesen bildet. „Unser Reiseservice wird Sie an
Ihrer Haltestelle abholen und … ins
TIB-Infocenter fahren“. Das TIB-Infocenter – wo und was ist das? Nur
Google kennt es und springt sofort zu
Warnungen vor Kaffeefahrten. Dort, so
informiert das Anschreiben weiter,
wird es eine kurzweilige Promotionshow geben, eine Verkaufsveranstaltung also. Die spätere kleine Stadt-
Kunden-Service-Telefon sind eingedruckt, aber auf wunderliche Weise
wurde die Telefonnummer vergessen.
Wie gut, wenn so viele Indizien zusammen kommen.
1996 geriet Jane T. irgendwie mit ihren damals zarten 24 Jahren in die
Rentneradressdatei der Kaffeefahrtanbieter. Sie ist zwar noch niemals mitgefahren, bekommt jedoch regelmäßig
Einladungen zu Gewinnübergaben,
Prämien für besonders treue Kunden,
Fresspakete. Obwohl T. nie an einem Gewinnspiel
oder einer Verlosung teilgenommen
hat. Selbst nach
dem Umzug in einen anderen Stadtbezirk 1999, den
sie niemanden mitgeteilt hatte, ging die Glückssträhne
weiter. Wenn sie denn nur jemals mitführe, so könnte sie meist noch Lebenspartner und Freunde mitnehmen.
Die würden dann ebenfalls beschenkt.
Jane T. hat mittlerweile einen selektiven Blick entwickelt auf die Briefe
ohne Absender, ohne Ansprechpartner
oder unterschrieben von Allerweltsnamen mit Postfachadressen irgendwo
in der Pampa. Einzig glaubhafte Angabe ist immer Ort und Abfahrtszeit
des Busses, in den sie mit unbekanntem Ziel ins Glück fahren könnte.
Meist fliegt diese Post noch unten am
Briefkasten ins Altpapier.
Henson Stehling
Ein gut verständliches Infoblatt zu
Kaffeefahrten gibt es im Internet
unter www.brake.de/fileadmin/
docs/kaffeefahrten_merkblatt_0209-09.pdf
jot w.d. 4/2014
Bald nun ist
Osterzeit
Problembezirk
am Arsch der Welt?
Offensichtlich ist „Marzahn-Bashing“
derzeit wieder einmal richtig „in“:
Erstes Beispiel: „Lauras Deutschlandtagebuch: Kindheit im Problembezirk“
– diese zweiteilige Reportage lief am
17. und 18. März in der Sendung
„Taff“ im TV-Sender Pro Sieben. Das Bild von Hellersdorf, das dabei gezeichnet
wurde, ist das eines düsteren „Bezirkes“, in dem angeblich 80 Prozent aller
Familien von Hartz IV leben, ein Schulabschluss bei Jugendlichen „immer mehr die Ausnahme“ sei, hier überdurchschnittlich viele arme Menschen lebten usw. usf. Die
„Junge Union Wuhletal“ reagierte zu
Recht mit einem „Offenen Brief“ an
den Sender, in dem sie sich über die
Verbreitung billiger Klischees und
unwahrer Fakten empörte.
Zweites Beispiel: Ein ansonsten sehr
sachkundig geschriebener Artikel über
das Jubiläumskonzert der „Sputniks“
im Freizeitforum Marzahn, veröffentlicht im Internet-Blog „rockroulette“,
beginnt mit dem Satz „So gut wie keine Werbung im Vorfeld und eine
Mehrzweckhalle am Arsch der Welt“
5
und endet mit: „Bei so viel Spielfreude wäre ein 60-jähriges Jubiläum wünschenswert. Dann aber bitte nicht in
Marzahn!“.
Drittes Beispiel: Am „KulTour à la
carte“- Wochenende war für den 29.
März, 16 Uhr, eine Konzertlesung mit
dem Schauspieler, Sänger und Autor Klaus Hoffmann in der
Zentralbibliothek im
FFM, Marzahner
Promenade 55, angekündigt. Bereits
Mitte des Monats
kam vom Management eine Absage „wegen akuter Erkrankung des Künstlers“. Laut Presseveröffentlichungen trat Hoffman aber
am 22. März im Ernst-Reuter-Saal im
Rathaus Reinickendorf mit seinem
Programm „Als wenn es gar nichts
wär“ auf. Auf der Internetseite dieses
Bezirkes und der eigenen des Künstlers fanden wir keine Absage wegen
Krankheit. Und am 28. März, 21.45
Uhr, nur wenige Stunden vor der geplanten Marzahner Lesung, war der
„Grandseigneur“ Studiogast bei Bettina Böttinger im „Kölnertreff“ des
WDR. Putzmunter!
I.D.
Nach dem Krieg
um 12 am Meer
Die neue Hafenkneipe Zlata Praha, also
Goldenes Prag, befindet sich dort, wo der
Touristenstrom in der Unesco-WelterbeAltstadt von Stralsund auf Holzstapel,
Schienen und den Rest des einst ausgedehnten Hafengeländes stößt. Der Gulasch
a la Schwejk mit Knödeln und das Pilsner Urquell schmecken.
Weshalb entsteht eine tschechische Kneipe gerade hier neben Klabautermann und
Ozeaneum? Nach dem ersten Bier erinnere ich mich, dass die mit Meer unterversorgten Tschechen zu DDR-Zeiten vor
die Wahl gestellt waren: Billiger, aber
kalter Ostseeurlaub oder teure Adria. Seit
der Wende ist das Rennen scheinbar zugunsten warmer Meere und zu Lasten teurer deutscher Küsten entschieden. Also
eher eine exotische Kneipe für die wenigen Tschechen in der Diaspora?
Wieso Diaspora, ist doch slawisches
Stammland hier, sinniere ich beim zweiten Bier. Zwar wurde ihr letzter frei gewählter Mecklenburger König Niklot im
Zuge der Christianisierung vor 850 Jahren von der frommen deutschen Vorhut im
Wendenkreuzzug, heutzutage von manchem als Wiege der NATO gesehen, enthauptet. Sein Sohn Pribyslaw allerdings
neigte angesichts der Wahl zwischen Galgen und Taufbecken zu letzterem. Der
bekehrte Heide wurde so zum leuchtenden Vorbild für seine bäuerlichen Untertanen und so manchen Slawenfürsten der
Gegenwart. Zum Dank durfte Pribyslaw
nach reumütiger Pilgerreise gen Jerusalem nur sieben Jahre nach des Vaters Ermordung die Dynastie slawisch-christlicher Mecklenburger Fürsten begründen.
Sie herrschte rekordverdächtige sieben-
einhalb Jahrhunderte bis zur Revolution von 1918 im
Schweriner Schloss.
Das darauf folgende
Intermezzo nichtslawischer, nämlich
lupenrein arischer
Herrscher währte im
Nordosten nicht lange, dann waren nach
einem gescheiterten Kreuzzug die Russen
da. Gorbatschow zog sie knapp 50 Jahre
später gegen die Versicherung zurück, die
Heerscharen der NATO würden ihnen
nicht auf dem Fuße folgen. Nach weiteren zwanzig Jahren waren alle diese Absprachen Schall und Rauch, das glaubten
die neuen Frommen bis zum Einmarsch
der Russen auf der Halbinsel Krim. Ich
lasse mir derweil das dritte Pilsner Urquell munden.
Ist ein nächstes Scharmützel plötzlich und
unerwartet nicht mehr undenkbar…? Sind
die Grausamkeiten der Geschichte vergessen, ein weiteres Blutvergießen schon
wieder akzeptabel? Auf welche absurde
Gedankenkette bin ich da nach dem
Genuss einiger Biere im äußersten Vorposten tschechisch-slawischer Kultur an
der Ostsee gekommen!
Sei es drum: Nach dem Kriege um 12 treffen wir uns im Zlata Praha, Am Querkanal
3a zu Stralsund, mit Kellner Ladislav
Prochazka, falls er dann noch am Leben
ist. Im hoffentlich dann noch heilen Weltkulturerbe zu Stralsund! Dies sei zur Sicherheit gesagt, falls sich der aktuelle
Kreuzzug doch noch zum Allerallerübelsten
weiter entwickeln sollte.
Euer Schwejk
○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○
Frühlingshaftes jot w.d.-Preisrätsel
Es sind Begriffe mit zehn Buchstaben folgender Bedeutung zu bilden:
1. Blumengruppe, die sich jetzt
2
zeigt, 2. sie dauert bis zur Sonnen3
wende immer länger, 3. damit wurde ein Prediger in Jerusalem be4
straft, 4. er sollte nun neu gestrichen werden, 5. er haut jetzt Löcher
5
U N
in Bäume, 6. wurde früher im Frühjahr gebraut, 7. sie begann diesmal
6
R Z
am 30. März, 8. beliebtes Reiseziel
im Frühling, 9. der wichtigste Fei7
M E
ertag der Christenheit, 10. in der
Sommerzeit hat man es nicht län8
D A
ger, nur später.
F R
9
Die Buchstaben in den markierten
Feldern ergeben – neu sortiert – die
G E
10
40 Tage nach Aschermittwoch.
Schicken Sie Ihre Lösung bis 25. April (Poststempel) an jot w.d., Müllerstr. 45,
12623 Berlin, Kennwort Rätsel, und gewinnen Sie u.a. ein Karikaturenbuch.
1
B L
G K
G U
N Z
Auflösung des Preisrätsels aus jot w.d. 3/2014: 1. Kartoffeln, 2. Goldbrasse, 3.
Eierkuchen, 4. Mirabellen, 5. Kirschsaft, 6. Szegediner, 7. Sahnetorte, 8. Krautsalat, 9. Pampelmuse, 10. Kakaomilch. Das Lösungswort lautete: Schokolade.
Die Preise gingen per Post an die Gewinner. Herzlichen Glückwunsch!
○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○
Hubertus hilf!
Foto: Nachtmann
Ja, die Hasen sind auch nicht mehr das, was sie mal waren. Und die Eier schon gar nicht.
Oder versteckt sich hier ein kleiner Hinweis auf zu viel Plaste, die wir verwenden und die
u.a. einen Millionen Tonnen schwerer Müllteppich in den Ozeanen hinterlässt? Diesen „Ostergruß mit Küken“ sandte uns unser treuer Leser Hermann Wollner aus Hellersdorf.
Letzte Seite
Au weia: 25 Jahre nach
dem Anschluss wird
ausgerechnet in der
„Hauptstadt Europas“,
in Brüssel, „Werbung“
für die DDR gemacht.
Wann geht Hubertus
Knabe dagegen vor?

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