Ausgabe 4-2014
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Ausgabe 4-2014
Im Wunderland 19. Jahrgang Nr. 4/2014 EVP: 1 Euro Die Bürgerzeitung aus Marzahn-Hellersdorf Bei der diesjährigen „Kultour à la carte“entführten Mitglieder des Grünclubs von Stadt und Land und des Klub 74 nicht nur Kinder zu einer Teeparty mit den Figuren aus „Alice im Wunderland“. Siehe Seite 8 Foto: Preußer Inhalt Gleichen Lohn bitte! Künstler-Serie in jot w.d.: Viele Leser werden sich an Sänger und Musiker ihrer Jugendzeit in der DDR erinnern. jot w.d. berichtet, was aus ihnen geworden ist. Heute: Das Duo Sandra Mo & Jan Gregor. Seite 3 Aufbruch geplant: Zwar landet der Kiez um die Hellersdorfer Promenade im Sozialranking ganz weit hinten, dennoch wehren sich Anwohner gegen die Bezeichnung „Notstandsgebiet“. Bald schon, so erfuhr jot w.d., soll es aufwärts gehen. Seite 4 Turmtreppe abgesagt: Bei der Rekonstruktion des Schlosses Biesdorf wird die Treppe im Turm nicht saniert. Die Gründe dafür findet jot w.d. erstaunlich. Seite 5 Wohnungsbaukonzept: Nach Jahren des Abrisses müssen auch im Wuhlebezirk neue Wohnungen gebaut werden. Dazu hat das Bezirksamt ein Konzept entwickelt, jot w.d. entdeckte auch Kritik daran. Seite 6 Seilbahn-Debatte: Kaum jemand zweifelt noch, dass sie kommt. Debattiert wird um die Seilbahn dennoch weiter. Die jüngste Bürgerveranstaltung besuchte jot w.d., um Argumente zu sammeln. Seite 11 Es ist schon Tradition: Am „Equal Pay Day“ hissten Bürgermeister Stefan Komoß und ASH-Rektorin Prof. Theda Borde die dazugehörige Fahne vor dem Rathaus, um auf die ungleiche Bezahlung von Männern und Frauen hinzuweisen. Beim Durchschnittssalär 2013 hätten Frauen bis zum 21. März 2014 arbeiten müssen, um eine gleich hohe Vergütung wie ihre männlichen Kollegen zu erzielen. Insbesondere in Führungspositionen sind Frauen benachteiligt. Foto: Schuchert Liebe Leser, in meiner Erinnerung war es Willy Brandt, der kolportierte, „Mehrheit ist nicht gleich Weisheit“. Wahrscheinlich stammt die Aussage selbst bereits aus dem alten Griechenland, das (soweit wir wissen) die Demokratie einführte. Auch damals war sie nicht zwingend falsch, denn die Mehrheit der Menschen zählt nun mal nicht zu einer wissenschaftlichen, philosophischen oder gar politischen „Elite“, sondern folgt eher dem Augenblicksinteresse, das – öffentlich vorgetragen – regelmäßig als „Populismus“ geziehen wird. Wenn man aber anerkennt, dass auch die Politiker, die letztlich weit reichende Entscheidungen treffen, aus der Mitte der Gesellschaft kommen (über das dazu gehörige Mittelmaß ist ja schon viel ge- Zwischen Mehrheit und Weisheit schrieben worden), darf man sich nicht wundern, wenn „politikfremde“ Einflüsse mehr und mehr zunehmen. Das müssen nicht zwingend die „Lobbyisten“ sein, deren Wirken so segensreich nur für bestimmte (kleine) Gruppen von Menschen ist. Das sind oft auch Verwaltungen, die normalerweise zwar nach „Recht und Gesetz“ handeln, dabei aber je nach Gusto die ihnen eben aus den Gesetzen eröffneten Spielräume ausnutzen oder nicht. Zumeist stellt sich dann bei Einzelnen das Gefühl ein, man handele nachgerade in ihrer Angelegenheit ganz besonders engherzig und hartleibig. Nicht selten wird dann von den Verantwortlichen (auch Politikern) „übergeordnetes Interesse“ angeführt, sei es, dass das Staatssäckel jeden müden Cent braucht und deshalb auf Menschen im Einzelnen keine Rücksicht nehmen könne, sei es, dass ein Konzern noch eine Handvoll Minijobs zu schaffen vorgibt und deshalb die Genehmigung für eine weitere Kaufhalle braucht. Aber sollte deshalb jedesmal gleich eine Volksabstimmung abgehalten werden? In vielen Dingen, insbesondere in Baufragen, gibt es im deutschen Recht Mitbestimmungsmöglichkeiten für alle Einwohner. Sie werden aber viel zu selten genutzt. Es baucht nicht die schweigende, sondern die aktive Mehrheit. Ehe Sie nun aber flugs Ämter und Behörden stürmen, wünsche ich Ihnen erst einmal viel Spaß mit dieser 212. Ausgabe von jot w.d. Ihr Ralf Nachtmann 2 jot w.d. 4/2014 Bilder und Nachrichten des Monats Eine Zeitung ist kein Buch und jot w.d. kein 80-seitiges teures Magazin mit viel bunter Werbung drin. Deshalb ist es am Ende eines jeden Monats wieder so, dass Ereignisse, über die zu berichten wünschenswert ist, keinen Platz mehr finden. Einige dieser Momente haben wir im Bild festgehalten und wollen unseren Lesern so zumindest Nachricht geben. Egal, ob es sich dabei um den „Großkopfeten“ handelt, dessen Engagement genauso zu würdigen ist, wie das des „Unbekannten aus der Nachbarschaft“. Und dabei sollen auch die „kleinen Dinge“ nicht vergessen werden, denn sie erst machen das Leben vollkommen. Red. Praktizierte Bürgernähe Hereinspaziert und herzlich willkommen: Die Hellersdorfer Abgeordnete Gabriele Hiller hat übrigens am 30. April, 18 Uhr, Nikos Tzanakis von der griechischen Linkspartei „Syriza“ zu Gast. Eintritt frei. Foto: Nachtmann Marzahn-Hellersdorf – Näher dran sein an den (potenziellen) Wählern, einen Anlaufpunkt für Sorgen und Wünsche bieten, das leisten Abgeordnetenbüros in den Wahlkreisen. Nachdem das Abgeordnetenhaus beschlossen hatte, dass seine Mitglieder für diese Art der Öffentlichkeitsarbeit ausreichend Geld aus dem Steuersäckel bekommen, wurden auch im Wuhlebezirk entsprechende Wahlkreisbüros eingerichtet. In Biesdorf teilen sich die beiden SPDDamen Liane Ollech und Iris Spranger den Platz an der Köpenicker Straße 25, in Hellersdorf hat nunmehr Gabriele Hiller am Teterower Ring 41 einen Anlaufpunkt geschaffen. Hübscher Nebeneffekt der Büros: Verdiente „Parteisoldaten“ finden hier ein Auskommen durch „Lohn und Brot“. Das ist nicht ungewöhnlich, wird von Bundestagsabgeordneten seit Jahrzehnten auch so praktiziert. Vorreiter mit einem Bürgerbüro war übrigens der Mahlsdorfer Abgeordnete Mario Czaja. Der hatte seins schon vor Jahren eingerichtet, ganz ohne Steuergeld. Mahlsdorf – Kahlschlag überall: Für Einkaufsmärkte und Wohngebiete müssen immer mehr Bäume fallen. Die grüne Lunge des Stadtteils leidet von mal zu mal stärker. Die hier gezeigten Beispiele sind nur einige – Zufahrt zum umstrittenen und noch nicht begonnenen Lidl-Bau, die Bäume am ReweParkplatz sind auch bald dran (von oben nach unten). Lutz Reineke Ja, ich möchte Die Bürgerzeitung aus Marzahn-Hellersdorf jeden Monat erhalten und abonniere die Zeitung zum Jahrespreis von 12 Euro incl. Zustellung, (außerhalb des PLZ-Bereiches 126** 24 Euro) Das Abonnement gilt für ein Jahr und verlängert sich automatisch um ein weiteres Jahr, wenn ich nicht spätestens zwei Wochen nach Erhalt der 12. Ausgabe schriftlich gegenüber dem jot w.d.-Herausgeber kündige. Zur Fristwahrung genügt die rechtzeitige Absendung. Den fälligen Betrag überweise ich innerhalb von zwei Wochen nach Erhalt der Rechnung. Mit meiner Unterschrift nehme ich zur Kenntnis, dass ich meine Bestellung ohne Angabe von Gründen innerhalb von 10 Tagen bei der Bestelladresse schriftlich widerrufen kann (rechtzeitige Absendung genügt). an folgende Adresse: Name:................................................................................... Straße:.................................................................................. PLZ, Ort:............................................................................... Telefon:................................................................................. Datum:.................. eBox: Für alles Kleine, was einen Stecker hat Hack ab! Aboschein Bitte liefern Sie Aktuell Unterschrift:..................................... Ausschneiden und per Post an: jot w.d., Müllerstr. 45, 12623 Berlin oder per Fax: 56 20 173 email-Bestellung unter: [email protected] „Die Degewo testet in Marzahn zusammen mit der Berliner Stadtreinigung ein neues System zur Entsorgung von kleinen Elektrogeräten“, berichtet die Ausgabe 1/ 2014 des Degewo-Mietermagazins „Stadtleben“. Die Container, heißt es weiter, stünden an verschiedenen, frei zugänglichen Standorten, an denen die Einwohner ihre defekten Toaster, Radios oder auch Telefone, kleinere Drucker und ähnlichen Elektroschrott los werden können. Eine leuchtend orangefarbene „Kleingeräte-Box“ fand jot w.d. an der Niemegker/Ecke Flämingstraße in Marzahn Nord, sinniger Weise gegenüber dem „Niedrigenergiehaus“. Ein junger Mann, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen wollte, trennte sich gerade von seiner ausgedienten Kaffeemaschine, und Besucher Hans-Jürgen Hennig musste sich von seinen veralteten, nicht mehr reparablen „Abhörgeräten“ trennen (Foto: Preußing). Beide sind jedoch froh darüber, dass es endlich wieder in Wohnungsnähe möglich ist, wenigstens die kleineren Elektrogeräte zu entsorgen. Trotzdem sehen sie darin für sich keine Verbesserung. „Es ist doch noch gar nicht so lange her, da konnten wir all diese Altstoffe im angestammten Müllhaus entsorgen, und zwar in der Gelben Tonne. Hennig meint skeptisch, dass nun schon zwei Müllsammler den öffentlichen Straßenraum belasten und zudem den Nutzern längere Wege zumuten: Flaschen und Gläser sowie nun z.B. Rührmix, Brotschneider und Eierkocher. Nicht gerade anmutig für das Stadtbild, eher ein Treppenwitz: „Mülltonnen vermüllen Bürgersteige!“ -tp jot w.d. entsteht in gemeinnütziger, ehrenamtlicher Arbeit als Bürgerzeitung für Biesdorf, Hellersdorf, Kaulsdorf, Mahlsdorf und Marzahn. Redakteure und Mitarbeiter erhalten dafür kein Entgelt. Die Redaktion freut sich über Ihre Spenden für die Herausgabe dieser Zeitung genauso wie über Ihre Kritiken, Anregungen, Informationen, Briefe, Artikel, Fotos ... So erreichen Sie die Redaktion: Post: jot w.d., Müllerstraße 45, 12623 Berlin Tel.: 56 58 70 99, email: [email protected] Im Internet unter www.jotwede-online.de Anzeigenberatung: 0179-6987186 Abo-Verwaltung: Bernd Preußer, Tel. 56 20 173 Spendenkonto IBAN: DE80 1007 0024 0496 6222 00 Vom Finanzamt anerkannte Spendenquittungen werden auf Wunsch ausgestellt und zugesandt. Die nächste Ausgabe von jot w.d. erscheint am 1. Mai 2014 Redaktionsschluss: 22. April 2014, Anzeigenschluss: 24. April 2014 IMPRESSUM jot. w. d. Die Bürgerzeitung aus Marzahn-Hellersdorf Herausgeber: Verein zur Unterstützung öffentlicher Diskussion am nordöstlichen Stadtrand e. V. Anerkannt gemeinnützige Körperschaft Müllerstraße 45, 12623 Berlin, Telefon: 56 58 70 99, Email: [email protected] Redaktion: Ingeborg Dittmann (V.i.S.d.P.), Ulrich Clauder, Ralf Nachtmann (Leitung, Gestaltung und Produktion) Ständige Autoren: L. Schuchert, H. Sandow, Henson Stehling Anzeigenleitung: Ralf Nachtmann, Tel. 0179-6987186, Abo-Verwaltung: Bernd Preußer, Tel. 56 20 173 Druck: BVZ, www.berliner-zeitungsdruck.de Erscheinungsweise: monatlich; Verkaufspreis 1 Euro; Abo-Preis: 1 Euro, Rechtsanspruch auf Belieferung haben nur Abonnenten Nächste öffentliche Redaktionssitzung: voraussichtlich Freitag, 25. April, Ort und Zeit bitte telefonisch erfragen Die Redaktion behält sich das Bearbeiten von Beiträgen vor. Keine Haftung für eingesandte Beiträge und Fotos. Namentlich gezeichnete Beiträge stimmen nicht in jedem Falle mit der Meinung der Redaktion überein. Vereins- und Spendenkonto: IBAN: DE80 1007 0024 0496 6222 00 Leute jot w.d. 4/2014 Alte neue Nachbarn Germanistin Ella Rickert erzählte aus dem Leben einer Russlanddeutschen „Die Deutschen mit der russischen Seele“, davon gibt es mehrere Tausend in unserem Bezirk. Eine von ihnen ist Ella Rickert, die am 18. März im Frauentreff HellMa an der Marzahner Promenade aus ihrem Leben und der Geschichte der Russlanddeutschen erzählte. 1992 kam sie als Aussiedlerin nach Berlin. Ab 1993 galt dann auch der Status Spätaussiedler. Deutschland ist für viele ihrer Landsleute das Paradies auf Erden. Jetzt kann sie die deutschen Sprichwörter, die ihr ihre Mutter mit auf den Lebensweg gegeben hat, wieder gebrauchen. Schon im 17. Jahrhundert holte Peter der Große Deutsche nach Russland. Moskau hatte 1649 eine Vorstadt „Cloboda Nemezkii“, in der mehr als 200 Deutsche lebten. Die erste Einwanderungswelle bestand vor allem aus Militärs, Handwerkern und Kaufleuten. Die zweite Einwanderungswelle fand unter Katharina der Großen statt. Sie wollte freie Territorien besiedeln und Kultur nach Russland bringen. Die meisten, aber nicht alle, kamen an die Wolga. Katharina wollte in erster Linie Bauern haben, denen freie Religionsausübung (z.B. den Mennoniten), keine Erhebung von Steuern für die ersten zehn Jahre, zinslose Kredite und Befreiung vom Militärdienst versprochen wur- de. Mit der Gründung des Deutschen Reichs 1871 wurden alle Privilegien für Deutsche aufgehoben. Viele wanderten daraufhin aus. Lenin ließ nach der Revolution die Autonome Wolgarepublik der Deutschen gründen, die Stalin am 28. April 1941 auflöste und nahezu alle Deutschstämmigen deportieren ließ. Ihre Siedlungen bekamen russische Namen. Ella Rickert erzählt, dass in der Sowjetunion die Schüler zwar die deutsche Sprache erlernt hätten, die Methodik sei aber so aufgebaut gewesen, dass „kein vernünftiger Satz auf Deutsch“ zustande kam. „Und das war Absicht“, sagt sie. Was heute bei uns kaum jemand weiß, ist die Tatsache, dass selbst noch in den 1960er Jahren Eltern von Deutschen aufgepasst haben, dass Deutsche nur Deutsche geheiratet haben. „Die Heirat mit Russen war verpönt“, erinnert sich Ella Rickert. Ihr zehn Jahre älterer Bruder allerdings hat eine russische Frau geheiratet. Deshalb lebe er noch heute in Sibirien. Anders viele seiner Landsleute. Selbst unter den strengen Ausreisevorschriften der Sowjetunion konnten einige der Russlanddeutschen das Land verlassen. Bereits in den 1950er Jahren hatte die (westdeutsche) Bundesrepublik um sie geworben; 1973 kamen die ersten in die BRD. „Ab 1978 wurden sie förmlich aus der SU rausgeworfen“, berichtet Ella Rickert und erzählt, dass im Weißen Haus in Tomsk 1990 viele Deutsche (auch Juden und Russen mit deutschem Namen) zusammenkamen, um zu erfahren, wie man nach Deutschland auswandern könnte. Die deutsche Botschaft hatte dafür 50-seitige Anträge an Interessenten verteilt. Aus versteckten Unterlagen ihres Vaters konnte sie dann auch die Fragen zur Zufriedenheit beantworten. 1991 hat der damalige russische Präsident Boris Jelzin schließlich ein Gesetz zur Ausreise bestätigt. Vorher gab es im Großen und Ganzen nur Familienzusammenführung. Die Referentin berichtet auch, dass man sich früher „z.B. auch in Kasachstan nicht getraut hat, Weihnachten zu feiern“. Dennoch seien die Erfahrungen der Aussiedler unterschiedlich. In einigen Dörfern wurden sie als Deutsche regelrecht gejagt, in anderen Siedlungen ließ man sie in Ruhe. Noch heute leben viele Deutsche in Russland, weil sie mit Russen verheiratet sind. Außerdem haben viele den Sprachtest, der vor der Einbürgerung steht, nicht bestanden. Lutz Schuchert Erfolgreiche Leichtathletin Mayada Al Sayad war die erfolgreichste Leichtathletin des Bezirks in der jüngsten Hallensaison. Die 20 Jahre alte Mittel-und Langstreckenläuferin vom 1.VfL Fortuna Marzahn hatte bereits 2013 an den Deutschen Meisterschaften (DM) teilgenommen. In der Halle stellte sie nun ihre weitere Entwicklung unter Beweis. Bei den Berlin-Brandenburgischen Hallenmeisterschaften BBM gewann sie sowohl die 1500 als auch die 3000 Meter im Alleingang mit neuen persönlichen Bestzeiten und erfüllte so die Norm für die DM in der Halle. Dort waren in der ausverkauften LeipzigArena die besten zehn deutschen Läuferinnen im 3000-Meter-Lauf am Start. Mayadas Ziel, eine neue persönliche Bestzeit zu laufen, hat sie knapp verfehlt; sie konnte am Ende das Tempo nicht mehr halten und wurde Achte. Auf den Medaillenrängen waren hier mit Elina Sujew und Corinna Harrer Läuferinnen platziert, die zur europäischen Spitze zählen. Mit einer so guten Platzierung von Mayada Al Sayad war vor der Hallensaison nicht zu rechnen. Im Sommer will die junge Läuferin, die seit 2013 von Tobias Singer trainiert wird, versuchen, ihre Platzierung über 5000 Meter zu verbessern. Im vergangenen Jahr belegte sie hier bei den DM den 13.Platz. Heinz Nabrowsky, Vfl Fortuna 3 Musiklegenden des Ostens – jot w.d.-Serie, Teil 113 In der Juli-Ausgabe 2004 begannen wir, Künstler vorzustellen, die in der Jugendzeit vieler unserer Leser – also in den 50er, 60er, 70er und 80er Jahren – Schlagzeilen machten. Wie geht es den Publikumslieblingen von einst heute? jot w.d. traf viele von ihnen. Wir setzen unsere Serie in dieser Ausgabe mit dem Gesangsduo Sandra Mo & Jan Gregor fort. Sandra Mo & Jan Gregor Das Paar mit dem exotischen Äußeren meisten Songs der ersten LP stammen von ihnen („Hätt ich noch mal die Wahl“, „Dein Weg soll mein Weg sein“, „Jeder Tag war ein Lied“, „Ein Lied muss wandern“). Dazu kommt internationale Folklore – vom berühmten „Glöckchen“ über „Cotton Fields“ (Seit du da bist) bis zu „Jamaica Farewell“ (Wo ist unsre Spur im Sand). 1985 trennt sich das Duo. (Noch ein letzter gemeinsamer Auftritt folgt 1999 in der TVSendung „Wiedersehen macht Freude“). Sandra Mo heiratet ihren „Traummann“ aus Bulgarien, den Tenor und Musikpädagogen Valentino. Er wird auch ihr Bühnenpartner, mit dem sie ihre zweite Show-Karriere startet. Ihre Solo-LP „Zigeunerlieder“ erscheint und in ihrem Tournee-Programm „Sandra Mo in Show“ präsentiert sie neben Zigeunerliedern auch Pop-Musik und Musical-Titel. In ihren Live-Shows mit Valentino reicht die Palette von Schlager über Pop und Folk bis zum Musical. Auf den Platten „Winter-Zauberland“ (von Rubin Records) sind sie mit Songs wie „Il pensiero solo a te“, „Noch einmal“ oder „Frei wie der Wind“ vertreten. Sandra sattelt nach der Wende noch einmal um und studiert Musiktherapie. Neben ihrer Karriere als Sängerin ist sie in Dresden unter ihrem bürgerlichen Namen Ingrid Farhi als Musiktherapeutin und Heilpraktikerin für Psychotherapie erfolgreich. Jan Gregor findet nie wieder zum einstigen Bühnenerfolg zurück. Nach gesundheitlichen Problemen übersiedelt er in die Türkei, in die Nähe von Antalya. Hier will er den Rest seines Lebens verbringen, denn, so Jan: „Hier hatte ich vom ersten Tag an das Gefühl von Heimat.“ Ingeborg Dittmann Obwohl Sandra Mo und Jan Gregor nur knapp zwölf Jahre gemeinsam auf der Bühne standen, erinnern sich noch heute viele Freunde des Schlagers und der Folklore an das Gesangsduo, das sich durch sein exotisches Aussehen und entsprechende Kleidung von vielen anderen Bühnenpaaren unterschied. Dabei stammten beide „von hier“ – Sandra, geboren 1950, kommt aus Görlitz und Jans Heimat war das Dörfchen Sommerfeld bei Oranienburg, wo er 1946 geboren wird. Nach einer Lehre zum Bankkaufmann (nebenbei sang er in einem Schlagerchor) zog es ihn mit 18 Jahren nach Berlin. Hier jobbte er als Beleuchter am Maxim-GorkiTheater, bekam auch erste kleine Rollen und erhielt eine musikalische Ausbildung im Chansonstudio Weißensee. 1968/69 war er Mitglied im renommierten Gerd-MichaelisChor, bevor er beschließt, sich an der Musikhochschule „Carl Maria von Weber“ in Dresden zu bewerben. Dort lernte er auch Sandra Mo kennen. Die hatte schon seit ihrem sechsten Lebensjahr Mandolinen- und Gitarrenunterricht in der Volksmusikschule in Görlitz und sieben Jahre lang Ballettunterricht, einige Zeit auch an der weltbekannten Dresdner PaluccaSchule. Bei einem landesweiten Talente-Wettbewerb errang sie mit gerade mal 16 Jahren Bestnoten, bewarb sich nach Facharbeiter-Ausbildung und Abitur ebenfalls an der Dresdner Musikhochschule. Beide schlossen das Studium erfolgreich mit dem Staatsexamen ab. Dass beide ein Gesangspaar wurden, ist dem damaligen Regisseur Heinz Burghardt vom Dresdner Kulturpalast zu verdanken, der meinte, die beiden passen gut zusammen und sie zu einem Engagement nach Prag schickte. Da Sandra und Gregor stimmlich wie auch äußerlich gut harmonierten, wurde aus ihnen das Gesangspaar Sandra Mo & Jan Gregor. Seit 1973 traten sie im In- und Ausland mit einem Folklore- und Chansonprogramm auf. Nach einem Fördervertrag mit dem „Komitee für Unterhaltungskunst“ folgten Tourneen durch die damalige Sowjetunion, eine Jugendrevue im Friedrichstadtpalast und Auftritte im DDR-Fernsehen („Schlagerstudio“, „Einmal im Jahr“, „Ein Kessel Buntes“). Ihren musikalischen Durchbruch erreichten die beiden 1976 mit dem Hit „Hätt ich noch mal die Wahl“. 1977 vertrat das Paar die DDR beim internationalen Festival „Bratislavska Lyra“. Im gleichen Jahr erschien bei AMIGA ihre erste Langspielplatte „Sandra Mo – Jan Gregor“ (gefolgt von „Unsere Melodie“ 1978). Ein Glücksfall war für das Duo die Zusammenarbeit mit dem Autorenteam Arndt Bause (Komposition) und Dieter Schneider (Text). Die Abb.: Das Duo 1976 auf dem Titelblatt der „melodie & rhythmus“, Sandra Mo bei einem Auftritt im Februar 2014 im FFM Fotos: Dittmann, Neubert/Archiv In dieser Serie erschienen bisher: ter Gotthardt, Heinz-Jürgen Gottschalk, Ingo Graf, Mary Halfkath, Hans die Geige, Michael Hansen, Monika Hauff/Klaus-Dieter Henkler, Monika Herz, Jörg Hindemith, Ruth Hohmann, Andreas Holm & Thomas Lück, Lutz Jahoda, Dieter Janik, Uwe Jensen, Erhard Juza, Karat, Karussell, Barbara Kellerbauer, Britt Kersten, Jürgen Kerth, Herbert Klein, Helmut Kluwe, Zsuzsa Koncz, Jiri Korn, Henry Kotowski & Die Sputniks, Horst Krüger, Thomas Kurzhals, Aurora Lacasa, Reinhard Lakomy, Anke Lautenbach, Klaus Lenz, Lift, Wolfgang Lippert, Angelika Mann, Gisela May, Achim Mentzel, Ger ti Möller, Gruppe MTS, Gaby Munk & Ingo Krähmer, Gerd Natschinski, Thomas Natschinski, Omega, Peter Paulick, Ines Paulke, Jenny Petra, Die Puhdys, James W. Pulley, Thomas Putensen, Ingrid Raack, Brigitte RabaldKoll, Reform, Gaby Rückert, Christian Schafrik, Fred Schmidt, Sonja Schmidt, Vera Schneidenbach, Frank Schöbel, Christel Schulze, Hartmut Schulze-Gerlach, Sonja Siewert & Herbert Klein, Silly, Sven Simon & Pallas Band, Reiner Süß, Dina Straat, Theo-Schumann-Combo, Tina, Regina Thoss, TRANSIT, Christiane Ufholz, Siegfried Uhlenbrock, Bärbel Wachholz, Jürgen Walter, Peter Wieland, Harald Wilk, Alfons Wonneberg, Pascal von Wroblewsky, Petra Zieger, Wolfgang Ziegler. Brigitte Ahrens, Julia Axen, Franz Bartzsch, Arndt Bause, Olaf Berger, Hans-Jürgen Beyer, Hansi Biebl, Holger Biege, Dieter Birr, Helga Brauer, Uschi Brüning, Ralf Bursy, Gerd Christian, City, Tamara Danz, Kurt Demmler, Stefan Diestelmann, Dieter Dornig, Walter Eichenberg, Hartmut Eichler, electra, Enger ling, IC Falkenberg, Ina-Maria Federowski, Günther Fischer, Veronika Fischer, Franke-Echo-Quintett, Dagmar Frederic, Maja Catrin Fritsche, Arnold Fritzsch, Fred Frohberg, Rainer Garden, Gitte & Klaus, Günter Gollasch, Pe- 4 jot w.d. 4/2014 Großsiedlung Geschichte Marzahns Zwischen Not und Hoffnung Marzahn – Zu einem Vortrag mit Lichtbildern von Dr. Christa Hübner lädt das Bürgerhaus Südspitze, Marchwitzastr. 2426, am 10. April, 17 Uhr, ein. Der Vortrag umreißt in einem Überblick die Geschichte des Ortsteiles des heutigen Bezirkes von den Anfängen bis in die Gegenwart. Diese Geschichte beginnt mit den ersten Zeugnissen menschlicher Besiedlung in der Steinzeit vor mehreren Jahrtausenden. Seit 1920 ist Marzahn Teil der Hauptstadt Berlin. Einen tiefen Einschnitt bedeutete der Bau der Großsiedlung, etwa 60 000 Wohnungen mit der zugehörigen Infrastruktur entstanden, die nach 1990 saniert, um- und rückgebaut wurden. I.D. Promenade wird schon bald aufgepeppt – Sanierungen für nächstes Jahr geplant Unabhängige Infos aus dem Quartier Marzahn – Seit Beginn des Jahres rumort es im Quartiersrat von Marzahn Nordwest. Der Senat hat neue Verfahrensrichtlinien für alle Quartiersmanagementgebiete erlassen. Mitglieder des Quartiersrats, die der Einwohnerschaft entstammen und sich auf diese Weise nicht an den „Katzentisch“ zurücksetzen lassen wollen, starteten deshalb eine Initiative über das soziale Netzwerk Facebook. Sie wollen damit erreichen, dass die Stimmen der Bürger in der Öffentlichkeit nicht verstummen und der nördlichste Stadtteil des Bezirks wahrnehmungsmäßig nicht in der Versenkung verschwindet. Informationen und Meinungen können auf der Internetseite https://www.facebook.com/ Kiez.Marzahn.Nord.West auch ohne Facebook-Mitgliedschaft abgerufen und veröffentlicht werden. Fritz Gläser, Quartiersrat Hellersdorf – Gegen die wieder verbreitet auftretenden Hass- und Verachtungstiraden gegenüber dem Bezirk und seinen namensgebenden Teilen (siehe Seite 16) wehren sich Anwohner und Engagierte. Nur einen Teil der Wahrheit habe beispielsweise der Bericht über die „Promenade in Not“ vom 4. März im „Berliner Kurier“ enthalten, schimpft Anwohnerin Getraude Sumpf. Er habe sie „fatal an Katastrophentourismus“ erinnert. Sie fragt sich, ob das „Elend der anderen schön gruselig“ vorgeführt werde, „damit die eigene, auch nicht so rosige Lage nicht mehr ganz so schlimm“ erscheint? „So werden die Leser beschwichtigt, statt – angesichts der schreienden sozialen Ungerechtigkeit in unserem Land – den Wutbürger in ihnen zu wecken.“ Was die Autoren über das Quartier, das diesmal auf dem vorletzten Platz im Sozialatlas Berlins landete, schilderten, träfe zwar zu, sei jedoch nur ein Teil der Wahrheit. „Wem nützt es, wenn vor allem die Resignation, die traurigen Beispiele vorgeführt werden“, fragt Frau Sumpf? So sei das „Bunte Haus“ mit seinen sehr engagierten Helfern nicht die einzige Insel in einem Meer der Hoffnungslosigkeit.Auch die ehrenamtlich betriebene Peter-Weiss-Bibliothek hat an der Promenade ihren Standort. Sie bietet u.a. an drei Nachmittagen in der Woche die kostenlose Ausleihe von Büchern an: Romane, Krimis, Sachbücher – aus einem Bestand von etwa 20 000 Bänden. „Zu Lesungen konnten hier Promis wie Peter Sodann, Carmen-Maja Antoni, Ernst-Georg Schwill begrüßt werden“, er- Ein Haus für alle Generationen Zu den Molchen Hellersdorf – Der nächste umweltpolitische Spaziergang mit Frank Beiersdorff steht am 16. April unter dem Motto „Der Weiher Friedrichsfelde – wenn die Molche laichen“ und führt zu einem bedrohten, fast vergessenen Biotop am Rande. Treffpunkt 16.30 Uhr S-Bahnhof Friedrichsfelde Ost, Bahnhofsvorplatz, Dauer ca. 1 Stunde. Wahlhelfer gesucht Marzahn-Hellersdorf – Für die Europawahl und den Volksentscheid über den Erhalt des Tempelhofer Feldes am 25. Mai werden noch dringend Wahlvorsteher, Schriftführer und deren Stellvertreter für die Wahllokale benötigt, ebenso für das Auszählen der Briefwahlunterlagen. Wer mitarbeiten möchte, meldet sich im Bürgeramt oder per Tel. 90 293 40 78/4068, email [email protected]. Es gibt ein Erfrischungsgeld von 50, im Briefwahllokal 35 Euro. Nicht allein im Frühjahr zeigt sich das Potenzial der Hellersdorfer Promenade. Foto: Dittmann/Archiv innert die engagierte Anwohnerin. sie sich kämpferisch. Unterdessen moderat, liegen warm zwischen Und eine Gruppe von Enthusia- keimt gerade für die Hellersdorfer 7,80 und 8 Euro. Noch preiswersten beackere seit dem vorigen Promenade ein neuerlicher Hof- ter sind derzeit die GewerberäuJahr den Bürgergarten „Helle fnungsstreif auf. Die Wohnhäuser me zu haben, ihr Mietpreis liegt Oase“ – eine ehemalige Brach- des Quartiers, die in den vergan- um 6,80 Euro. fläche, auf der es jetzt einen schö- genen Jahren mehrfach den Besit- Erste Gespräche mit dem Quarnen Spiel- und Buddelplatz, einen zer wechselten, sollen schon bald tiersmanagement hinsichtlich der Bolzplatz und bald auch wieder saniert werden. Das erfuhr jot w.d. Sanierung hat es bereits gegeben. aus dem Umfeld des neuen Eigen- Die Planungen sind wohl bereits Blumen und Nutzpflanzen gibt. „Die Ideen und Aktivitäten im tümers „Deutsche Wohnen“, der im Gange, im Frühjahr 2015 Kiez werden durch den sehr rüh- Immobilientochter der Deutschen könnte der erste Abschnitt (von Norden her) in Angriff genommen rigen Quartiersrat unterstützt und Bank. nach Möglichkeit miteinander Leere Wohnungen wurden bereits werden. „Wir werden das Vorhavernetzt“, setz Getraude Sumpf in der Vergangenheit hergerichtet, ben mit unseren Möglichkeiten hinzu. Viel Kraft und Zeit wür- doch ist nunmehr der Leerstand, unterstützen“, versichert Danieden investiert. „Noch nehmen der sich auch schon mal bei gut la Kunert vom Quartiersmanageviel zu wenige unserer Mitbürger 20 Prozent bewegte, nahezu völ- ment. Denn die Bewohner seien diese Angebote an. Doch wir ge- lig abgebaut. Ganze drei Wohnun- mit vielem in ihrem Kiez durchben nicht auf, wollen unseren gen listet das Internetangebot des aus zufrieden. Von Not und Elend Kiez nicht in Apathie und Selbst- Vermieters auf. Die Mieten sind könne trotz sozialer Probleme isolation versinken lassen“, gibt auch nach Teilsanierung äußerst keine Rede sein. R. Nachtmann KOMPASS feierte fünfjähriges Bestehen Hellersdorf – Braucht man im Zeitalter der GPS-Navigation noch einen Kompass? Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht, aber vermutlich hat auch heute noch mancher Wanderer sicherheitshalber einen dabei. Aber hier geht es um „KOMPASS – Haus im Stadtteil“ in Hellersdorf Süd. Vor fünf Jahren wurde dieses Haus eröffnet, jot w.d. war dabei (Heft 2/2009, Seite 4). Damals war das etwas Besonderes – ein Neubau im Rahmen des Stadtumbaus Ost, in dem zwei Einrichtungen untergebracht waren – das Stadtteilzentrum von Hellersdorf Süd und eine Jugendfreizeiteinrichtung, betrieben von unterschiedlichen Trägern. Die Frage, ob man diesen KOMPASS braucht, wurde auf der Feier zum 5. Geburtstag gar nicht gestellt, weil die Antwort klar war. Das Haus insgesamt und jede der beiden Einrichtungen haben einen festen Platz im Stadtteil. Von den zahlreichen Gästen kamen Bürgermeister Stefan Komoß, Jugendstadträtin Juliane Witt, BundestagsVizepräsidenten Petra Pau und der Wahlkreisabgeordnete im Abgeord- netenhaus Sven Kohlmeier zu Wort – alle vier erfreulicherweise nicht mit dem Verlesen offizieller Schreiben, sondern mit sehr persönlichen Gedanken zur Wertschätzung der Arbeit des Hauses und seiner Mitarbeiter sowie mit Wünschen und Ideen für die Zukunft – für die nächsten fünf oder auch fünfzig Jahre, wie der Bürgermeister sagte. In einem kleinen Podiumsgespräch konnten auch die Betreiber eine positive Bilanz ziehen – Geschäftsführerin Rosemarie Eckhardt für den „Klub 74“, der das Stadtteilzentrum betreibt, und die stellvertretende Geschäftsführerin Kornelia Hmielorz von FIPP e.V., dem Betreiber der Jugendfreizeiteinrichtung, waren sich darin einig. Es sollte ein Haus für alle Generationen werden – und das ist es geworden. Die Geburtstagsfeier machte es erneut deutlich. Der Juliane Witt und Stefan Komoß bekamen tatkräftige Unterstützung. Foto: Großmann jüngste „Gratulant“ war vier Wochen alt – er hatte sich besonders beeilt, auf die Welt zu kommen, wie mir seine Mutter sagte. Seinem Wohlbefinden hatte das ganz offensichtlich keinen Abbruch getan. Nach dem Ältesten habe ich nicht gefragt – aber da ich viele kannte, weiß ich, dass die Achtziger-Grenze da deutlich überschritten war. Und dann schloss sich auf dieser Feier noch ein Kreis. Bei unserem Bericht über die Eröffnung hatten wir hervorgehoben, dass es einen „Kreativraum“ für vielfältige Betätigungsmöglichkeiten gibt. Dieser Raum musste dann leider zeitweise „umfunktioniert“ werden für ein neues Projekt. Nun gibt es ihn in verändertem Zustand wieder, und er wurde mit einer „hauseigenen“ Inszenierung von „Rotkäppchen“ eingeweiht. Bisher heißt er „Multifunktionsraum“ – kein attraktiver Name, deshalb wurde per Abstimmung ein neuer Name gesucht. Das Ergebnis lag uns aber bei Redaktionsschluss noch nicht vor. Bernd Preußer jot w.d. 4/2014 Kleinsiedlung 5 Schon wieder eine Betonwüste? Konzert in der Kirche Gegen die Planungen eines Möbelmarktes sind noch Einwendungen möglich Biesdorf – Am 13. April lädt die Krankenhauskirche am Brebacher Weg 15 zu einem Konzert ein. Ab 17 Uhr bringt das „Duo Faller“ mit ihren Instrumenten Domra und Bajan internationale Musik zu Gehör. „Eine musikalische We l t r e i s e “ heißt das Programm, mit dem Oxana Faller (Domra) und Dmitry Faller (Bajan) bereits zahlreiche Besucher begeisterten. Der Eintritt ist frei, um Spenden wird gebeten. I.D. Mahlsdorf – Im Grunde ist die Idee, die übrigens in dieser Zeitung erstmals öffentlich genannt wurde, gut: Mit der Ansiedelung eines Porta-Möbelmarkts soll die „Marktmacht“ der Krieger-Gruppe (u.a. Höffner) zumindest ein wenig abgeschwächt werden. Auch das ausgewählte Areal am Stadtrand an der B1/5 (AltMahlsdorf, Ecke Pilgramer Straße), ist sinnvoll gewählt. Der Verkehr, insbesondere von großen Lieferfahrzeugen, wird frühzeitig abgefangen, im weiteren Rund gibt es bereits viele Gewerbe-Ansiedlungen. Ein Blick auf die jetzigen Planungen jedoch, die noch bis einschließlich 10. April zur „frühzeitigen Beteiligung der Öffentlichkeit“ im Stadtentwicklungsamt im Alten Marzahner Rathaus, Helene-Weigel-Platz 8, 4. Etage, ausliegen, lässt erschaudern. Dieser vorhabenbezogene Bebauungsplan 10-72-1 VE wird, werden die hier genannten Ideen Wirklichkeit, eine neuerliche Betonwüste an der Straße zur Folge haben. Denn geht es nach den Vorstellungen von Porta und Stadtplanungsamt, wird das vierstöckige Hauptgebäude, das parallel zur stadtauswärts führenden Straße verläuft, am südlichen Ende des Grundstücks errichtet. „Knautschke“ in die Villa? Kaulsdorf – Was aus Nilpferd „Knautschke“ (Foto: Kohlmeier), einst das Maskottchen im „Wernerbad“, wird, ist offen. Denn die Fläche soll, wie in dieser Zeitung berichtet, recht „kompakt“ bebaut werden. Auch der Wahlkreis-Abgeordnete Sven Kohlmeier zeigt sich besorgt und setzt sich dafür ein, dass die Skulptur auch weiterhin in Kaulsdorf bleibt. Er könne sich einen Umzug in den Garten der Villa Pelikan sehr gut vorstellen, ließ Kohlmeier wissen. Mit dem Träger der Villa Pelikan, dem Bezirksamt und den Bäderbetrieben habe er bereits erste Kontakte aufgenommen, um für seine Idee zu werben. „Kann die Finanzierung des Umzuges nicht aus Bezirksmitteln erfolgen, bin ich mir sicher, dass viele Kaulsdorfer und Unternehmer den Umzug über Spenden finanzieren“, ist Kohlmeier überzeugt. Ganz anders sehen das die Bündnisgrünen. Sie wollen das von Erwin Kobbert geschaffene Nilpferd im Areal des Wernerbadgeländes belassen, denn der See ist geschützt. Daher könne die Skulptur auch dort bleiben. Am 2. April sollte das Thema im Kulturausschuss beraten werden. RN So sollen die Flächen genutzt werden (besondere Einfärbungen durch die Red.): Südlich und östlich Gebäude, zentral Parkplätze. Die Zeichnung ist (ohne Hervorhebungen) Teil der B-Planunterlagen. Die Sinnhaftigkeit dieses Vorhabens erschließt sich mitnichten. Denn es wird von zwei Seiten aus ein Blick auf einen riesigen Parkplatz lenken, statt eine in Bezug auf die bereits bestehende Bebauung im Karree akzeptable Arrondierung zu schaffen. Gegenüber befindet sich der B1Businesspark mit zwar lockerer, aber ebenfalls viergeschossiger Bebauung mit etwa zehn Metern Abstand zur Straße. Stadteinwärts sind beidseitig die Gebäude, viele davon moderne Gewerbebauten, relativ nahe zur Straße errichtet. Als hässliche Ausnahme kann der (dem Vorhaben schräg gegenüber liegende) Parkplatz des Penny-Marktes betrach- tet werden – eine stets öde und weitgehend leere Fläche. Damals schon wurde beim Bau verabsäumt, das Gebäude parallel zur Straßenfront zu errichten, nun also soll eine weitere, noch größere „Sünde“ folgen. Denn bei einer geplanten Verkaufsfläche von insgesamt 49 000 Quadratmetern (in zwei Gebäuden) sind an die eintausend Parkplätze vorgesehen. Diese aber könnten genausogut größtenteils hinter einem Gebäude liegen. Der Bebauungsplan soll, so kann in den Unterlagen nachgelesen werden, u.a. folgendes Planungsziel verfolgen: „Definition der Stellung und der Dimensionierung der Baukörper unter Wahrung städtebaulicher Qualitätsansprüche“. Die bisher vorgelegten Ideen erfüllen diese Forderung jedenfalls nicht. Aufgabe der Verwaltung wäre es nun, auf Änderungen zu drängen und damit nicht erst bis zur zweiten Stufe der Planungen zu warten. Argumentative Unterstützung könnte das Stadtplanungsamt durch entsprechende Stellungnahmen aus der Bürgerschaft erfahren. Schließlich wird das Ergebnis der Äußerungen der Bürger „in die weitere Planung einfließen“. R. Nachtmann Neues Stadtteilzentrum Kaulsdorf – Am 31. März wurde an der Brodauer Straße 27-29 das „Stadtteilzentrum Kaulsdorf“ eröffnet. Träger der Einrichtung ist der Verein „Mittendrin leben“, der an diesem Standort u.a. bereits die Werkstatt „Nadelholz“ betreibt. Leiterin des Zentrums ist Jutta Stelbrink vom Verein, der seit vielen Jahren zahlreiche Projekte in Hellersdorf (Albert-Kuntz-Straße), Mahlsdorf (Treff Treskowstraße und Garten der Sinne an der Wodanstraße), Kaulsdorf (Brodauer Straße) und Hönow (Dorfstraße) betreibt. Mehr dazu in unserer kommenden Ausgabe. I.D. Rekonstruktion der Turmtreppe im Schloss Biesdorf abgesagt Kein Geld für die Treppe: Den Blick vom Turm herab wird es in absehbarer Zeit nicht geben. Mahlsdorf – Hans Döring ist zu Fuß von Nizza nach Konstanz gelaufen – und gesund zurückgekehrt, sagt er. Mehr über seine Erlebnisse erfahren Besucher in Wort und Bild am 7. April im „Haus der Begegnung“, Hultschiner Damm 98. Beginn 14.30 Uhr, Anmeldung Tel. 56 69 83 95, Eintritt 2,50 Euro, Kaffeegedeck 2 Euro. I.D. German Bratwurst Mahlsdorf – Schauspieleranekdoten und Ehedramen frei nach Loriot erzählen KarlErnst Lüdtge und Edith Ostermann am 16. April im „Pestalozzi-Treff“, Pestalozzistraße 1 A. Ihr Motto: „Britischer Adel und German Bratwurst“. Beginn 14.30 Uhr, Eintritt 2,50, Kaffeegedeck 1,70 Euro, Anmeldung Tel. 56 58 69 20. Schulgeschichte Keine gute Aussicht Biesdorf – Och, schade! „Die Einbeziehung des Turms und seine Nutzbarmachung für die touristische Erschließung und den Betrieb des Ensembles Schloss Biesdorf insgesamt wären sinnvoll und wünschenswer t“, versichert Kulturstadträtin Juliane Witt. Allein: Es fehlt am Geld. 344 000 Euro Gesamtkosten für die Wiederherstellung der Treppe im Turm, darin eingeschlossen allein 77 550 Euro Planungskosten, hat das ausführenden Büro PMS-Pinardi errechnet. Die Kosten seien statt 2000 Euro pro Stufe realistisch mit 5000 Euro anzusetzen, Von Nizza nach Konstanz zu Fuß das könne aus dem Bezirkshaushalt nicht bezahlt werden. Da fragt man auch im Wissen um Denkmalschutz unwillkürlich, ob es sich um vergoldete Treppen handelt bzw. wer zu solch falscher Einschätzung kam? Als besonderes Problem kommt laut Juliane Witt hinzu , dass, so wurde es in der Sitzung des Steuerungsgremiums am 13. Februar durch den Vertreter des Projektsteuerers deutlich gemacht, die Klärung der Finanzier ung des Turmausbaus entgegen der ursprünglichen Annahmen nicht bis Ende des Jahres, sondern bis Ende März 2014 hätte erfolgen müs- sen. Wie konnte man auf derart falsche Annahmen kommen? Außerdem hätte die Gefahr bestanden, dass die Fördermittelgeber bei einer Veränderung des Finanzierungsmodells Anteile mindern. Unter den gegebenen Umständen war der Wunsch nach Treppensanierung, der auf einem BVV-Beschluss gründet, nicht lösbar. Warum eigentlich wurde die Treppensanierung nicht von vornherein in das Projekt aufgenommen? Der Bezirk konzentriert sich nun auf die denkmalgerechte Sanierung des Schlosses und die Einrichtung der Galerie „Bilderstreit“. Die Bezirksverordneten hatten beschlossen, das Bezirksamt möge „dafür Sorge tragen, dass im Zuge der Wiederherstellung des Schlosses Biesdorf die Treppenanlage im Turm des Schlosses wiederhergestellt“ werde. Na, beschließt mal schön weiter! R. Nachtmann, Foto: Dittmann Biesdorf – Am 23. April, 18 Uhr, geht es im Stadtteilzentrum Biesdorf, Alt Biesdorf 15, um die Schulgeschichte des Bezirkes. Unter der Überschrift „Beten, Singen, Lesen“ hält Christa Hübner vom Heimatverein einen illustrierten Vortrag . Eintritt frei, Info Tel. 526 78 45 93. Erinnerung an Heinz Quermann Mahlsdorf – „... tschüss und winke, winke“ – diesen Gruß verbinden viele mit einem Namen – dem des TV-Entertainers Heinz Quermann. Seine Tochter Petra Quermann erinnert am 5. Mai im „Haus der Begegnung“, Hu l t sc h i n e r Damm 98, an ihren „Papschino“. Sie erzählt Begebenheiten „vor und hinter der Bühne“ und wie es privat im Hause Quermann zuging. Beginn 14.30 Uhr, Eintritt 2,50, Kaffeegedeck 2 Euro. Anmeldung Tel. 56 69 83 95. I.D. Foto: DFF-Künstlerpostkarte 6 jot w.d. 4/2014 Menschen mit Demenz malen Biesdorf – Die Netzwerkpartner des Interessenverbunds „Gesundheit im Alter“ laden zur Präsentation der Wanderausstellung „Momente bewahren – Menschen mit Demenz malen“ in die Krankenhauskirche im Wuhlgarten, Brebacher Weg 15, ein. Die Ausstellung wird bis zum 30. April zu den Öffnungszeiten der Kirche für die Öffentlichkeit zugänglich sein. Wieder können die Besucher inne halten, den Moment genießen und darüber staunen, was in verschiedenen Stadien der Krankheit Demenz möglich ist, an Eindrücken gestalterisch darzustellen. Der letzte Ort der Wanderausstellung ist das Foyer des Polizeiabschnitts 62, Cecilienstraße 92. Die Eröffnung findet am 6. Mai, 15 Uhr, statt. I.D. Der erste Storch ist angekommen Malchow – Am 27. März, 11.20 Uhr, landete der erste Storch auf dem Nest im Erlebnisgarten der Naturschutzstation an der Dorfstraße 35. Unverzüglich begann er mit Bauarbeiten am Nest, das erst kürzlich von den Landschaftspflegern wegen seiner gewaltigen Ausmaße „verschlankt“ worden ist. Der Ankömmling ist ein stattlicher männlicher, beringter Vogel. Noch ist offen, ob es sich um den Nestbesitzer vom Vorjahr handelt. Nun bereitet er das Quartier für Brut und Aufzucht der Jungen vor. Das Weibchen kommt in der Regel etwas später. In der Naturschutzstation hofft man, dass auch das zweite Nest auf dem Schornstein der alten Gärtnerei bald besetzt wird. Werner Reinhardt Vortrag zu Amphibien Hellersdorf –Alljährlich begeben sich Frösche, Kröten und Molche auf die gefahrvolle Wanderung vom Winterquartier zum Laichgewässer. Dabei stellen die auf ihrem Weg befindlichen Straßen oft ein unüberwindbares und tödliches Hindernis dar. Ein Vortrag über heimische Amphibien macht am 13. April, 14.30 Uhr im Naturschutzhaus Schleipfuhl, Hermsdorfer Straße 11 A, mit den für die Region typischen Arten vertraut und stellt die Problematik des Amphibienschutzes vor. Anschließend ist ein kleiner Spaziergang zum benachbarten Schutzzaun vorgesehen. Info Tel. 99 89 184. Steffen Gierth Osterbrunch Kaulsdorf – Am 20. April lädt das Park-Hotel Schloss Kaulsdorf, Brodauer Straße 35, zum Osterbrunch mit Ostereiersuche für die Kleinen. Kosten 25 Euro (Erwachsene), 10,50 Euro (Kinder), Info und Reservierungen Tel. 56 59 50, email [email protected]. RN Links & rechts der Wuhle Wohnungsbau, aber wo und wie? Wohnungsmarktentwicklungskonzept liegt vor – Kritikpunkte der Linksfraktion Marzahn-Hellersdorf – In Umsetzung des Beschlusses der BVV „Bezahlbare Mieten durch Neubau“ vom September 2012 hat das Bezirksamt ein Wohnungsmarktentwicklungskonzept durch die Regionomica GmbH und die Planergemeinschaft Kohlbrenner – beide schon mehrfach hier aktiv und mit dem Bezirk vertraut – erstellen lassen. Als Kernpunkt der Zielstellung formulierten Auftraggeber und Auftragnehmer neben der Marktentwicklung insbesondere eine Klärung des Wohnungsneubaus im Bezirk. Denn der stetige Zuzug (nach Jahren der Abwanderung und des Abrisses von rund 10 000 Wohnungen im Bezirk) führte in jüngster Zeit zum nahezu völligen Abbau des Leerstandes und erfordert mittlerweile Wohnungsneubau. Dabei spielen sowohl Ein- und Mehrfamilienhäuser in den Siedlungsgebieten als auch verschiedene Arten des Geschosswohnungsbaus eine wichtige Rolle. Nach einigen knappen Aussagen zu den Rahmenbedingungen, wie Wohnungsbestand, Wanderungsdynamik, Bevölkerungsstruktur und demografische Entwicklung sowie Wohnungsbedarf in den einzelnen Stadtteilen und im Gesamtbezirk, Anforderungen an die Wohnungsqualität und die Infrastruktur, wurden zehn „Steckbriefe“ für potenzielle Neubaustandorte, zwei davon in Biesdorf, je einer in Kaulsdorf Süd und Mahlsdorf Süd, die restlichen in der Großsiedlung Hellersdorf, entwickelt. Dazu hatten die Autoren im Vorfeld Fachgespräche mit Vertretern der Wohnungswirtschaft geführt. Allerdings wurden von ca. 40 Wohnungsgesellschaften und Wohnungsgenossenschaften im Bezirk lediglich zehn einbezogen, dazu Verbände der Wohnungswirtschaft, das Bezirksamt Lichtenberg und die Senatsverwaltung. Im Ergebnis wurden Leitlinien formuliert, die von „sozialer Durchmischung“ über „Infrastruktur“, „Kostenreduzierung Auf der Fläche des Steckbriefes 1 an der Theodorstraße in Mahlsdorf wird bereits gebaut. Foto: Nachtmann durch neue Modelle“ bis zur weiteren „Kooperation zwischen Wohnungswirtschaft und Bezirk“ reichen. Hier setzt Kritik der Linksfraktion an. „In den Aussagen halten sich die Vertreter der Wohnungswirtschaft sehr zurück, was Aussagen über Mieterbewegungen, Entwicklung der Mieten und beabsichtigte Neubaumaßnahmen betrifft“, moniert Fraktionsvorsitzender Björn Tielebein. Akute Probleme würden nicht einmal angedeutet. „Für ein Bündnis für Mieten sehen die Befragten keinen Bedarf. Aus Sicht der Mieterinnen und Mieter erscheint uns dies unverständlich“, setzt Tielebein nach. Ihm „scheinen wesentliche Fragestel- lungen zum Wohnen im Alter nicht aus eigener Analyse erwachsen, sondern recht unsystematisch und zufällig zusammengetragen und in das Konzept eingestreut“ zu sein. Ganz besonders ärgert ihn, dass „die Sicht der Mieter/innen und ihrer Vertreter/innen“ völlig ausgespart bleibe. Auch blieben „akute Probleme“ wie der Mangel an ausreichend Wohnungen für Menschen mit besonderen Problemlagen (z.B. Wohnungen für Betreutes Einzelwohnen, Wohnungen für psychisch und Suchtkranke), der Mangel an ausreichend Wohnungen für Mieter mit SCHUFA-Eintrag oder der Mangel an ausreichend Wohnungen für Empfänger von Transferleistungen unberücksichtigt. Deshalb sollten im weiteren Umgang mit dem Konzept Mieter und ihre Interessenvertreter (Mieterbeiräte, Mieterverein, Mieterschutzbund) sowie die Seniorenvertretung des Bezirks einbezogen werden. Ebenso müssten die bisher (aus welchem Grund auch immer) nicht beteiligten drei Viertel der Vermietungsunternehmen ins Boot geholt und eine systematische Analyse aller sich aus der demographischen Entwicklung im Bezirk ergebenen Fragen und Problemstellungen vorgenommen werden. Nicht zuletzt fordert Tielebein ein Konzept zur Umsetzung des Leitbildes und eine Evaluation derselben. R. Nachtmann Alternativen blieben unbeachtet Geplante Trassenführung der L 33 zwischen Hönow und Berlin wird attackiert Hönow – Droht der geplante weitere Ausbau der L 33 von Hönow bis Berlin für den Landesbetrieb Straßenwesen in Eberswalde zu einem Fiasko zu werden? Glaubt man den Berichten aus den ersten nichtöffentlichen Anhörungen der „Einwender“, ist zumindest ein Bauaufschub um vier Jahre bis 2018 so gut wie sicher. Denn die Anwohner wollen sich mit den Planungen der Behörde und der Hartleibigkeit der Berliner Senatsumweltverwaltung nicht zufrieden geben. Wobei es den Anschein hat, als hätten die Brandenburger Verantwortlichen den zuweilen recht „bitteren“ Weg an die Berliner Brückenstraße weitgehend gescheut. Kern des Streits ist die zu dichte Heranführung der vierspurigen Trasse an die Wohngrundstücke der Hönower, speziell nahe des Ortseingangs. Daher haben die Einwohner eine Alternativ-Variante entwickeln lassen, die der Landesbetrieb aber nicht tiefer greifend in seine Betrachtungen und Planungen einbezogen haben soll. Deshalb mussten sich die Eberswalder einige strenge Vorwürfe in der geschlossenen Veranstaltung anhören, bei denen ihnen sogar eigene Fehler nachgewiesen worden sein sollen. Es heißt, die Planer hätten sich nun auf Druck der Bewohnerschaft bereit erklärt, zumindest eine Gegenüberstellung der Alterna- tivvorschläge zu erarbeiten. Die Betroffenen wollen nun auch selbst in Berlin aktiv werden. Denn ginge es nach ihrer Kompromiss-Idee, müsste ein Stück des Landschaftsschutzgebietes „Hönower Weiherkette“, in Rede steht etwa ein Prozent der Fläche, für den Straßenbau in Anspruch genommen werden. Dagegen sträubt sich allerdings die Berliner Senatsverwaltung und kann auf Unterstützung bei einigen Naturschützern zählen. Der wahre Hintergrund dürfte allerdings im Problem der Flächenübertragung zu suchen sein. Denn den Nachweis, dass ökologische Schäden bei dem minimalen Eingriff nahezu ausgeschlossen sind, wollen die Anwohnervertreter bereits geführt haben. Darüber hinaus hat auch die Gemeinde in ihren Stellungnahmen zu dem umstrittenen Planfeststellungsverfahren die Interessen der Bewohner in den Vordergrund gerückt. „In unserer Haltung gibt es keine Abweichung zu unserer bisherigen Auffassung“, versicherte Hoppegartens Bürgermeister Karsten Knobbe auf der Sitzung der Gemeindevertretung auf die besorgte Frage von Uta Jung aus der Berliner Straße. Als sicher gilt, dass ohne Kompromiss der Klageweg beschritten wird. Dann droht dem Ausbau der L 33 eine weitere Verzögerung von bis zu zehn Jahren. R. Nachtmann Blick zum Nachbarn jot w.d. 4/2014 7 Ein Kessel Buntes zur Eröffnung Vernissage mit Männerquartett Streiflichter aus 39 Adlershofer Fernsehjahren auf dem Funkerberg Neuenhagen – Unter dem Motto „Das stille Leben der Dinge“ sind vom 4. April bis zum 1. Juni Malereien und Zeichnungen von Michael Drewelow aus Waldesruh in der Anna-DitzenBibliothek Neuenhagen zu sehen. Zur Vernissage am 4. April, 18 Uhr, hält der Maler Manfred Neumann die Laudatio, die musikalische Umrahmung übernehmen das Männerquartett Mahlsdorf und Marion Rohloff (Gesang). Die Bibliothek befindet sich in der Hauptstraße 2, Tel. 03342-80435, der Eintritt ist frei. I.D. Königs Wusterhausen – „Es gab nicht nur den Schwarzen Kanal“ – unter diesem Titel wird am 12. April im „Spitzhaus“ des Senderund Funktechnikmuseums am Funkerberg in Königs Wusterhausen die 24. Ausstellung zur Geschichte des ersten Deutschen Fernsehsenders eröffnet. Denn am 21. Dezember 1952 begann in BerlinAdlershof das offizielle Versuchsprogramm des DFF. Die ARD folgte am 25. Dezember 1952. Die Geschichte dieser Ausstellung begann im November 2002. ARD und ZDF bereiteten sich auf den 50. Jahrestag des Fernsehens vor. Natürlich spielte der 1991 abgewickelte DFF keine Rolle. Also gestaltete der „Paul-Nipkow-Teleklub“ mit Unterstützung der Gewerkschaft ver.di in der Galerie Dudenstraße in Tempelhof eine Ausstellung unter oben genanntem Titel. Auf die Schnelle kamen 30 Bildtafeln, Poster und Plakate, Original-Requisiten, das Kostüm von Willi Schwabe aus der „Rumpelkammer“ und eine Fernsehkamera zusammen. Daraufhin meldeten sich etliche Heimatmuseen – und schon war eine Wanderausstellung geboren. Ehemalige Mitarbeiter des DDRFernsehens, der Studiotechnik Fernsehen und freischaffende Künstler sammelten fleißig alles aus dem Privatbesitz, was zum Thema passte. Gedächtniskünstler SATORI Ausschnitte aus den Ausstellungstafeln für Heinz Quermann und die Sendung „rund“. Fotos: Dittmann Als 2009 der Klub seine Zelte in mann, Primaballerina Jutta Museum auch noch eine AusstelAdlershof abbrechen musste, weil Deutschland u.a. Die Attraktion ist lung zur Fernsehtechnik. Neben eine „Heuschrecke“ unerfüllbare ein Modell eines Adlershofer einem Sender aus der ErstausstatMietforderungen erhob, bildete Fernsehstudios im Maßstab 1:10 tung des Fernsehturms gibt es sich die „Fachgruppe DFF- von Klaus Böttcher, ehemaliger 1. auch Bildtafeln über die Arbeit Adlershof“ und organisierte den Beleuchtungsmeister des DFF. der Studiotechnik Fernsehen, Tourneebetrieb. Zur neuen Hei- Diese Exponate werden ergänzt Kameras, Fernsehgeräte wie der mat wurde der „Förderverein durch bisher 200 DVD mit TV- legendäre „Leningrad“ und anderes zu entdecken. Produktionen „Copyright DFF“. Sender Königs Wusterhausen“. In den vergangenen zehn Jahren All diese Ausstellungsgegenstän- Zur Eröffnung am 12. April im besuchten bisher 52 200 Gäste die de widerspiegeln in Streiflichtern Maschinensaal des Museums gibt Ausstellung. Heute befinden sich die Programmtätigkeit von 13 897 es einen „Adlershofer Kessel im „Spitzhaus“ 102 Bildtafeln mit Sendetagen im 1. Programm und Buntes“ mit vielen Interpreten 775 Fotos aus Privatbesitz, Requi- 6671 Sendetagen im 2. Pro- aus den Fernsehsendungen von siten wie den berühmten Gerichts- gramm. Und die Meinung der einst. Die Ausstellung ist vom 13. hammer aus dem 100. „Kessel Besucher bestätigt die Lebens- April an jeweils Sonnabend und Buntes“, Originalkostüme von weisheit: Wer sich erinnert, lebt Sonntag von 13 bis 17 Uhr geöffHorst Rentz Willi Schwabe, Helga Hahne- zwei Mal. In Kürze eröffnet im net. TSC mit hintergründigem Humor Neue Ausstellung in der Rathaus Galerie Hoppegarten Hoppegarten – TSC – das ist lich aufgenommen worden. Auch Freunde, Nachbarn, Gemeinde- ßeren Holzskulpturen. Alle Obnicht etwa die Kurzfassung einer die wunderschöne Umgebung in- vertreter. Und auch Besucher des jekte können käuflich erworben alternativen chinesischen Heilme- spiriert den vielseitigen Künstler. Bürgeramtes im Hause warfen werden und bereits während der thode, sondern die Abkürzung von Von der großen Spannbreite sei- nach Erledigung ihrer „Amtsge- Vernissage gab es etliche Interes„Ton-Skulpturen-Creativkunst“. ner Arbeiten können sich noch bis schäfte“ gern und neugierig einen senten. Ein Objekt allerdings ist So umschreibt Dr. Helmut Kunze, zum 22. Mai Besucher der Rat- Blick auf die Exponate an den schon „vergeben“, als Geschenk von Helmut Kunze an die Ge1954 in Erfurt geboren, gelernter haus Galerie an der Lindenstraße Wänden und in den Vitrinen. Werkzeugmacher sowie promo- 14 persönlich überzeugen (Finis- Die Werkschau umfasst Malerei meinde – eine Tonskulptur, die er vierter Mathe- und Physiklehrer sage am 22. Mai, 17 Uhr). Zur und Zeichnung, kleine und große mit den Worten „Auf der Erde und Dozent, seine künstlerische Vernissage am 11. März waren Keramiken und Figuren, oft mit festgewachsene Gemeinde in Spannbreite. Als „Werkstoffe“ die- viele Interessenten gekommen – hintergründigem Witz, bis zu grö- MOL“ übergab. Das freute nicht nur Bürgermeister Karnen ihm Ton, Papier, Stoff, sten Knobbe, der sich Farbe, Holz, seine „Werkzeuüber den Zuschauerange“ sind Bleistift und Pinsel, drang beeindruckt zeigte Radiernadel, Beitel, Kettenund dem Galeristen-Ehesäge. Er malt, gestaltet Kerapaar Gabriele und Raymiken, kleine und große mund Stolze für ihr EnSkulpturen, Holzarbeiten. gagement ein großes Lob „Eine besondere Richtung aussprach. Die beiden oder Spezialisierung ist nicht hatten vor 15 Monaten geplant, das Ausprobieren und die Rathaus Galerie ins die spannende Annäherung an Leben gerufen und nun neue Techniken und Themen bereits die sechste Ausstehen im Vordergrund“, sagt stellung als „mach art“ der aus Hellersdorf kommenorganisiert. Als nächstes de und seit 1995 in Hönow sei eine Cartoon-Ausstellebende Künstler. Seit er als lung von Axel Frohn geLeiter der Keramikzirkel für plant, kündigten die StolKinder, Jugendliche und Erzes an. Am 9. Mai gibt wachsene in der Jugendwerkes in der Galerie eine statt Hönow arbeitet, habe die Lesung mit Jana Simon, Beschäftigung mit der Kerader Enkelin von Christa mik allerdings eine dominieund Gerhard Wolf, die in rende Rolle übernommen. ihrem Buch Gespräche Mit Hönow fühlt sich Helmut Kunze sehr verbunden. Als Recht neckisch kommen Helmut Kunzes Holzfigurinen daher, sie sind wie die mei- mit ihren Großeltern ver„Zugezogener“ sei er von den sten Werke zu kleinen Preisen käuflich. Die Tonskulptur „MOL“ allerdings nicht. arbeitet hat (siehe Seite Menschen dort sehr freund- Sie ist ein Geschenk des Künstlers an die Gemeinde. Fotos: Nachtmann 13). Ingeborg Dittmann Friedrichshagen – Er kennt den Inhalt Ihrer Brieftasche oder Ihren Namen, ohne Sie zu kennen. Er weiß, was Sie gerade denken – SATORI, der „Weltmeister der Gedächtniskünstler“. Überzeugend und charmant zeigt er Dinge, die dem normalen Menschenverstand jenseits des Möglichen erscheinen. Zu einem besonderen Event mit ihm lädt die Agentur Heising am 9. Mai in die Gaststätte Bräustübl, Müggelseedamm 184, ein. Musikalisch wird die Show von Volker Jung begleitet, der Broadway-Klassiker präsentiert. Beginn 19.45 Uhr, Einlass ab 18 Uhr, Eintritt 16 Euro. Info und Karten Tel. 37 44 67 69. I.D. Brasilianischer Abend Hohenschönhausen – Am 25. April, 19.30 Uhr, findet im Humboldt-Haus, Warnitzer Straße 13 A, in der Veranstaltungsreihe „Hoher Salon“ ein brasilianischer Abend statt. Durch den interkulturellen Abend des Kulturringes mit Musik, bildender Kunst und Kulinarischem führt Alina Martirosjan-Pätzold unter dem Motto „Alegria De Viver – Die Lebensfreude“. Zu Gast sind Edel Nasci (Percussion und Gesang), Eudinho Soares (Gitarre) und die Samba-Tänzerin Grécia Maira Gouveia (Foto: privat). Karten (einschließlich landestypischer Speisen) 18 Euro, Info und Reservierung Tel. 553 22 76. I.D. Pension Schöller Köpenick – Am 26. und 27. April gastiert das FUGA-Theater mit dem bekannten Lustspiel im Stadttheater Cöpenick, Friedrichshagener Straße 9. Karten (13 Euro) Tel. 65 01 62 34 . 8 jot w.d. 4/2014 Tipps und Termine Pudding im Orchestergraben Kultur & Freizeit Eine Wochenende voll Kultur 8. Kultour à la carte bot Veranstaltungen im gesamten Bezirk Hellersdorf – Im Stadtteilzentrum, Albert-Kuntz-Straße 58, werden am 9. April betrübliche Ehedramen und Schauspielanekdoten frei nach Loriot unter dem Motto „Der Pudding im Orchestergraben“ erzählt. Der vergnügliche Nachmittag wird von Karl-Ernst Lüdtge und Edith Ostermann gestaltet. Beginn 14.30 Uhr, Anmeldung Tel. 99 49 86 91, Eintritt 2,50 Euro, Kaffeegedeck 1,50 Euro. I.D. Der Wind trägt die Worte Hellersdorf – Am 18. Mai, 10.30 Uhr, liest die Autorin Waltraud Lewin in der Peter-Weiss-Bibliothek, Hellersdorfer Promenade 24, Tel. 99 28 25 25, aus ihrem Buch „Der Wind trägt die Worte, Teil 2“. Lesung mit Heiner Fink Marzahn – Prof. Heinrich Fink, ehemaliger Rektor der Humboldt-Uni, liest am 10. April im Stadtteilzentrum MarzahnMitte, Marzahner Promenade 38, aus seinem Buch „Wie die Humboldt-Universität gewendet wurde“. Beginn 15 Uhr. An gleicher Stelle wird am 25. April, 9 Uhr, Karla B. Hoffmann zum Literaturfrühstück begrüßt. Eintritt 4 Euro. Das Tanzbein nach Musik von DJ Milan kann am 2. Mai, ab 14 Uhr, im Kieztreff geschwungen werden. Eintritt 3, Kaffeegedeck 3 Euro. I.D., Foto: Archiv Von Raabe bis Lotti Hellersdorf – Operettenmelodien, populäre Klassik und Schlager der 1920er und 1930-er Jahre – von Max Raabe bis Helmut Lotti – erklingen am 30. April im Kulturforum, Carola-NeherStraße 1; interpretiert von Tenor Pjotr Czaikowski nebst Akkordeonbegleitung. Beginn 14.30 Uhr, Eintritt 6, Kaffeegedeck 2 Euro, Anmeldung Tel. 56 111 53. I.D., (Foto: Schuchert) Auf dem Jakobsweg Hellersdorf – Margret und Hans Döring haben sich auf den Pilgerweg begeben und darüber ein Tagebuch verfasst. Am 15. April lesen sie aus „Unser Jakobsweg“ im Klub 74, Am Baltenring 74. Beginn 14 Uhr, Eintritt 2,50 Euro, Anmeldung Tel. 563 09 93. Das Leben hat was mit Steineckert und Walter Marzahn – Zu einer Konzert-Lesung mit der Schriftstellerin Gisela Steineckert und dem Sänger Jürgen Walter lädt das FFM am 13. April in den Arndt-BauseSaal des Hauses an der Marzahner Promenade 55. „Das Leben hat was“ heißt auch einer der Lieder, die Gisela Steineckert für den Sänger schrieb, insgesamt sind es mehrere Hundert. Beginn 20 Uhr, Eintritt 15 Euro. I.D. Mit Dutzenden Veranstaltungen vielfältigster Art lockte der Bezirk Einheimische und Gäste an die unterschiedlichsten Orte. Ob bildende Kunst, Film, Theater, Literatur und natürlich Musik – für Jeden gab es etwas zu staunen, zu erleben und mitzumachen. Im Café Mahlsdorf spielte das Cafehausduo zur Ausstellungseröffnung von Margret Döhring, im Kunsthaus Flora absolvierten Doreen Heidekrüger und Roswitha Babig einen „Schellkurs“ mit Pastellkreide, Aquarellstift und Ölpastell bei Malerin Andrea Ylä-Outinen, Wolfgang Reuter trat im Grünen Haus auf, Torsten Preußing las im Bezirksmuseum, Carmen- Maja Antoni in der Krankenhauskirche. In der Kiste zeigte Heiko Brandes seine Bilder, während Organisationschef Fred Schöner alle Hände voll zu tun hatte. In der Flora gab’s traditionell Raku-Brand mit Magdalena Freudl. In der Kiste startete 18 Uhr eine lange Rock-Nacht u.a. mit „Frankie goes to Liverpool“. Unmöglich, alles zu erleben, hier kann nur ein kleiner Einblick gegeben werden. Fotos: Nachtmann, Dittmann, Preußer Kostbarkeiten im Alten Rathaus Marzahn – Die Ausstellung „Kostbarkeiten-Begegnungen – Berlin, Dresden, Halle/Saale“ wurde am 3. April im Alten Rathaus Marzahn, Helene-Weigel-Platz 8, von der Schirmherrin, BVV-Vorsteherin Kathrin Bernikas, mit einer Vernissage eröffnet und kann bis zum 17. Juli zu den Öffnungszeiten des Hauses besichtigt werden. In der Ausstellung werden Gemälde, Zeichnungen und Graphiken von Christel Bachmann (Berlin), Walter Opitz (Halle/Saale) und Konrad Maass (Dresden, Abb.: Drei Schimären) präsentiert. Die Besucher empfängt ein Konzert aus Far- ben und Musik. Szenen aus dem Alltag, der Mythologie, der Erotik und andere, teils geheime Botschaften werden den Betrachter in seinen Bann ziehen. Farbakkorde voller Leuchtkraft durchwehen alle fünf Etagen des Rathauses. Die Malerin Christel Bachmann ist seit vielen Jahren ein untrennbarer Bestandteil der Berliner Kunstszene. Der Dresdner Maler Konrad Maass überrascht mit einer Vielzahl von Themen, auch zu aktuellen Ereignissen. Walter Opitz verstarb 2003. Aus seinem Fundus werden in Berlin erstmals Werke aus seiner frühen und späten Schaffensphase gezeigt. Die Ausstellung ist ein Projekt der Ospe®ART, Berlin – einem Zusammenschluss von Kunstfreunden aus Marzahn-Hellersdorf. Veranstalter ist die BVV mit Unterstützung des Bezirksamtes, der WG Marzahner Tor und des Lionsclub Berlin-Wuhletal. Michael Wiedemann, Kurator Barlach im Kulturforum Hellersdorf – Das Kulturforum, Carola-Neher-Straße 1, zeigt noch bis 27. April Zeichnungen und Repliken von Ernst Barlach, darunter Zeichnungen zu seinem Drama „Der arme Vetter“ und Repliken aus den „Übungen der leichten Hand“, deren Originale 1935 entstanden. Die Repliken publizierte der Verlag der Kunst Dresden 1965. Alle Arbeiten sind Leihgaben aus einer Privatsammlung. Die 34 Lithographien zum Drama „Der arme Vetter“ entstanden um 1917. Sie sollten in ihrer intensiven und realistischen Aussagekraft den Inhalt und das Anliegen des Dramas vertiefen. Die Figuren finden eine innere Ausgeglichenheit, die die Einheit von Bild und Wort bei Barlach auszeichnet. Aus dieser Graphikfolge sind einige Blätter in der Ausstellung zu sehen. Sie wurden von den Originalsteinen unter Aufsicht des Künstlers von M.W. Lassaly auf der Handpresse gedruckt und erschienen 1919 beim berühmten Verlag Paul Cassirer als Mappenwerk. Auf Anregung des Lübecker Museumsdirektors Carl Georg Heise begann Barlach 1929 mit dem Projekt „Die Gemeinschaft der Heiligen“. Anfangs waren 16 überlebensgroße Figuren vorgesehen, dann waren es acht. Schließlich konnte Barlach bis 1932 nur drei Großplastiken ausführen. Die Entlassung Heises durch die Nationalsozialisten und die Verfolgung Barlachs führten zum Scheitern des großangelegten Plans. Kultur & Freizeit jot w.d. 4/2014 Bekenntnis zur Tradition Außergewöhnliche Ausstellung in der Pyramide Hellersdorf – Eine Ausstellung der überwundenen Sprachlosigkeit öffnet Anfang April im Ausstellungszentrum Pyramide, Riesaer Straße 94, ihre Pforten. Nach den großen Erfolgen der beiden Expositionen zu den Christlichen Motiven und den Antiken Mythen in der Bildenden Kunst der DDR in den Jahren 2011 und 2012 präsentieren nun Maler und Bildhauer der gegenständlichen Kunst aus Regionen in West und Ost ihre Werke. Sie erzählen über die Schönheit des Lebens wie über den Schrekken, sie finden Gleichnisse auf den Menschen in seinem Streben um Geltung wie auf sein Verlassensein. Es geht um die Schwierigkeiten in der sozialen Wirklichkeit wie um die immer währende Sehnsucht nach Harmonie und Ausgleich mit der Umwelt. Durch die vier Jahrzehnte staatlich verordneter Entwicklung der „sozialistischen Nationalkultur“ in der DDR blieb die Frage nach nationaler Eigenart bei Künstlern und kunstinteressiertem Publikum im Osten immer aktuell. Sie war und blieb umso drängender, als die Orientierung der westdeutschen Kunst an der internationalen Abstraktion die politische Instrumentalisierung in beiden deutschen Staaten zu bestätigen schien. Doch Kunstentwicklungen folgen eigenen GeHellersdorf – Der „Kracher“ im Kistenprogramm des April kommt diesmal erst am Ende des Monats. Am 24. April gastiert mit „Lord Bishop“ ein in mehrerer Hinsicht „Riese“: „Zuerst gab es Howlin’ Wolf, dann Jimi Hendrix, jetzt hat die Welt Lord Bishop“, sagte Mother Tongue-Bassist Davo einst nach einer gemeinsamen Show über den schwarzen Zwei-Meter-Hünen aus der setzen. Aus dem Kunstwissen der Vergangenheit drängen Bilder empor, in denen Parallelen zur eigenen Generationserfahrung gesehen werden. So öffneten sich dem Kurator bereitwillig die Ateliers in Franken wie in Berlin und Brandenburg, in Hessen wie in Thüringen und Sachsen, um auf Spurensuche nach dem Deutschen in der Kunst von drei Generationen zu gehen. Der Wunsch, sich mitzuteilen, in konkreten Formen und Bild- Christoher Lehmphuhls „Humboldbox“ wird auch gezeigt. Rock und Blues Bronx in New York City. Der selbst sieht sich „young enough to rock, but old enough to know how“, also jung genug für Rock, doch alt genug, zu wissen, wie. Bishop krönt damit ein BluesWochenende, das tags zuvor von der „Todd Wolfe Band“, ebenfalls aus den USA, eröffnet wird. Wer sich auf diese beiden Kon- Muttertagsmatinee im FFM Marzahn – Zur nun schon traditionellen Matinee am Muttertag, dem 11. Mai, lädt Moderator und Autor Siegfried „Siggi“ Trzoß ab 11 Uhr in den ArndtBause-Saal des Freizeitforum, Marzahner Promenade 55, ein. Bemerkenswert ist in diesem Jahr die musikalische Bandbreite der Show, die vom Schlager über Swing und Jazz bis zur Rockmusik reicht. Dafür sorgen der international bekannte kompositionen metaphernreich dem künstlerischen Schaffen Welthaltigkeit zu verleihen, eint sie alle. Begriffe wie „Beharrungsvermögen“ oder „Resistenz gegen den Zeitgeist“ sind kaum verhüllte Verdikte, unzeitgemäß und altmodisch zu sein. Dass jede Generation sich des Lebens Reichtum, Vielfalt und Weite neu erringen muss, bedarf der konkreten Formen in unserer konkreten Weltwahrnehmung. Es ist existenziell schlechthin, was gegen- Bandleader, Swingmusiker und Pianist Andrej Hermlin, David Hermlin, Sänger und Tänzer am Friedrichstadtpalast, der SwingSänger David Rose, der Rockpoet und Liedermacher Tino Eisbrenner, der bekannte Schlagersänger Hans-Jürgen Beyer und der Schauspieler Marten Krebs. Dabei ist auch das Kindertanzensemble „Konfetti“. Der Eintritt beträgt 12 Euro, Karten Tel. 542 70 91. I.D. Die Tänzerinnen begeisterten bereits im Vorjahr. Foto: Nachtmann zerte „vorbereiten“ möchte, sollte bereits eine Woche früher am 18. April seine Schritte an die Heidenauer Straße lenken. Denn da kommen die Mojo Makers, die als die Bluesentdeckung aus Dänemark gelten. Sie vereinen den Klang und die Inspiration der alten Bluesmasters mit tiefstem 70er Soul, R’n’B und Rock. Mit ständliche Kunst immer jung bleibend leistet. Dazu ist es dem Kurator der Ausstellung, Dr. Kuno Schumacher vom Berlin-Brandenburger Bildungswerk, gelungen, 50 Künstler aus zehn Bundesländern zu gewinnen, insgesamt 112 Arbeiten für diese einmalige Schau zur Verfügung zu stellen. Darunter so bekannte Namen wie Johannes Grützke, Wolfgang Mattheuer, Heinz Zander, Harald Metzkes, Rita Preuss, Neo Rauch, Heidrun Hegewald, Michael Lassel, Christa Biederbick, Willi Sitte, Ulrich Hachulla. Faszinierende Möglichkeiten eröffnet die Ausstellung im Diskurs der Regionen: Die Berliner Vertreter der Neuen Prächtigkeit und des Sensualismus treffen auf die phantastischen Realisten aus Süddeutschland, norddeutsche Pleinairmaler begegnen Leipziger Künstlern: Die Besucher erwartet ein Fest der Augen. Präsentiert wird eine wiedergefundene Mitte selbstbewussten Künstlertums, das im Bekenntnis zur Tradition die Sprache der Dinge als unerschöpfliche Quelle der Welterkenntnis nutzt und Selbstvertrauen in die Zukunft vermittelt. Geöffnet Mo bis Sbd 10-20 Uhr, Führungen mit Dr. Schumacher jeden Mittwoch 16 Uhr und nach Vereinbarung Tel. 90 293 41 63. ihren leichten Grenzüberschreitungen weisen die Dänen auch ein wenig auf jene Band hin, die am 12. April in der Kiste gastiert. „Lizzy Moore“ ist eine Thin Lizzy Tribute Band aus Berlin, die auch den für Thin Lizzy typischen, zweistimmigen wilden Solosound zelebriert. Beginn jeweils 21 Uhr, Karten von 8 bis 13 Euro, Info und Bestellungen Tel. 998 74 81, email [email protected]. RN Vortrag über Mahlsdorf Biesdorf – Am 23. April, 18 Uhr, hält die stellvertretende Vorsitzende des Heimatvereins, Dr. Christa Hübner, im Stadtteilzentrum Biesdorf, AltBiesdorf 15, einen DiaVortrag zum Thema „Mahlsdorf um 1600“. Nur wenige historische Quellen zur Geschichte des Bezirkes haben sich aus der Zeit vor dem Dreißigjährigen Krieg erhalten. Zu ihnen gehört das „Mahlsdorfische Buch“, das um 1583 von Lampert Distelmeyer angelegt und von seinem Sohn Christian sorgfältig weitergeführt wurde. Das Buch vermittelt einen tiefen Einblick in die dörflichen Verhältnisse. Es verzeichnet u.a. den Gutsbesitz und dessen Erträge sowie die Höfe und Leistungen der Bauern und regelte in einer „Dorfordnung“ viele Bereiche des Zusammenlebens. Diese einzigartige Quelle steht im Mittelpunkt des Vortrages. Abb.: Lampert Distelmeyer, aus: Martin Friedrich Seidels Bilder-Sammlung, Berlin 1751 9 Tipps und Termine Neugierig auf Hermann Beyer? Marzahn – Der Schauspieler Hermann Beyer ist am 12. April, 20 Uhr, zu Gast beim Talk „Wenn die Neugier nicht wär“ mit Barbara Kellerbauer in der Studiobühne im FFM. Beyer ist einer, der mit leisen Tönen arbeitet, meist ohne große Gesten auskommt. Schon in der Schulzeit interessierte ihn die Schauspielerei. Er studierte an der Berliner Schauspielschule und hatte Theater-Engagements am Maxim-Gorki-Theater, an der Volksbühne und im BE. Auch durch zahlreiche Film- und Fernsehrollen wurde er bekannt. Eintritt 12/9 Euro. I.D. Celtic Cousins Marzahn – Am 26. April ist in der Studiobühne des FFM ein Konzert mit der Riverdance-Geigerin Máire Breatnach und Matthias Kießling zu erleben – ein Muss für Freunde irischer Folkmusik. Máire studierte Musik und ist Dr. phil. In der Fachrichtung Kunstpädagogik. Als virtuose Geigerin und Komponistin war sie an fast allen wichtigen irischen Musikprojekten der vergangenen Jahre beteiligt, arbeitete mit Nigel Kennedy, Mike Oldfield und Donovan zusammen. Kießling, Komponist, Keyboarder und Gitarrist, war einst Mitglied der Folkgruppe „Wacholder“. Seit 2001 arbeitet er mit der irischen Künstlerin zusammen, ist u.a. Produzent beim Fernsehen. Beginn 20 Uhr, Eintritt 15 Euro. I.D., Foto: PR Künstlergespräch im ArtKunstRaum Hellersdorf – Die Galerie ArtKunstRaum in der Volkshochschule, MarkTwain-Straße 27, lädt am 10. April, 19 Uhr, zu Finissage und Künstlergespräch mit dem ausstellenden Maler Peter Cange ein. Die Malerei und Zeichnungen des Neuenhageners unter dem Titel „Starke Frauen und Roß & Reiter“ sind noch bis zum 12. April zu sehen. I.D. WiM in der Matilde Hellersdorf – Seit dem 3. April ist im Frauenzentrum Matilde, Stollberger Str. 55 (direkt am Boulevard Kastanienallee), eine kunterbunte Mischung von Karikaturen des bekannten Karikaturisten Willy Moese (WiM) zu sehen. Der Künstler wuchs in Barcelona in einer deutsch-spanischen Familie auf. Seit 1955 lebte Willy Moese in Berlin, die meiste Zeit davon in Kaulsdorf. Als freiberuflicher Zeichner schuf er neben Karikaturen für Tageszeitungen und Theaterplakaten vor allem Comic-Serien für die NBI, die Junge Welt und vor allem für die Wochenpost. Die von 1957 bis 1960 erschienene Serie „Klaus & Choko“ mit 145 Folgen war die längste Comicserie in der DDR-Presse. Die Ausstellung ist während der Öffnungszeiten des Frauenzentrums zu sehen, Eintritt frei. 10 jot w.d. 4/2014 Jugend-Bildung-Sport „Recyclingpapier macht Schule“ Preisgekrönte Show der Sonderklasse Hohenschönhausen – Noch bis 23. April ist die Ausstellung „Recyclingpapier macht Schule“ des Netzwerkes Papierwende Berlin in den Räumen der Anna-Seghers-Bibliothek am Prerower Platz zu besichtigen. Auf 18 Tafeln werden die ökologischen und sozialen Folgen unseres hohen Papierkonsums auf die Umwelt und das Klima weltweit dargestellt. Interaktive Module vertiefen die dargestellten Informationen. Über Frau Sobanski, Ansprechpartnerin für die Grundschule, und Frau Adam, Ansprechpartnerin für die Oberschule, können Lehrerinnen und Lehrer sowie Erzieherinnen und Erzieher Führungen für ihre Klassen und Hortgruppen direkt in der Bibliothek (Tel. 927 96 40). buchen. Durchgeführt werden sie von Frau Engert, Koordinatorin der Papierwende. Donnerstags von 15-16 Uhr ist Frau Engert als Ansprechpartnerin vor Ort. Circus SCHOLLINI Romantica gastiert – jot w.d. verlost Freikarten für die Premiere Familiengutschein ist ein voller Erfolg Marzahn-Hellersdorf – Das Jugendamt zieht hinsichtlich des 2010 im Bezirk eingeführten Familiengutscheins eine positive Bilanz. Das freut besonders die Linksfraktion, die das Vorhaben ihrer Gesundheitsstadträtin Dagmar Pohle maßgeblich unterstützt hatte. Der Familiengutschein „ist eine Investition in die Zukunft. Die Ergebnisse der vergangenen Jahre zeigen, dass hier jeder Euro gut angelegt ist“, sagt Fraktionschef Björn Tielebein. Das Angebot ist einmalig in Berlin und wird aus Mitteln des Bezirkshaushaltes finanziert. Alle Eltern, die in MarzahnHellersdorf wohnen, erhalten bei der Geburt ihres Kindes, der Aufnahme eines Säuglings zur dauernden Pflege oder bei Adoption einen solchen Gutschein. Damit können sie eines von zehn Angeboten wie Elternkurse, Babymassage oder Sprechstunden für unruhige Babys kostenfrei nutzen. Die Summe ist auf 25 000 Euro begrenzt. Im Jahr 2013 wurden erstmals mehr als 20 000 Euro abgerufen. „Sollte die Nachfrage die vorgesehenen Mittel übersteigen, müssen zusätzlich Finanzen bereit gestellt werden“, fordert Tielebein. RN Modellbahnbörse – ein Muss für Sammler Marzahn – Am 13. April wird im Freizeitforum Marzahn wieder getauscht und gefachsimpelt. Bei der Modellbahnbörse kommen von 10 bis 14 Uhr die Liebhaber und Sammler der schmalen Spur auf ihre Kosten. Modelleisenbahnen und Zubehör aller Hersteller, Autos und sogar Figuren aus Überraschungseiern sind in der Mehrzweckhalle im Angebot. Marzahn – Vom 17. April bis zum 5. Mai gastiert auf dem Platz an der Bruno-Baum-Straße der CIRCUS SCHOLLINI Romantica mit der preisgekrönten Artistentruppe der Schollinis, die im Dezember beim European Circusfestival in Belgien die meisten Preise abgeräumt haben und Martin Scholl für seine atemberaubende Artistik auf der Stuhlpyramide die Goldmedaille erhielt. Die Circuschefin Peggy Scholl sagt: „Wir lieben schönen farbenreichen Circus mit jugendlichen Artisten, Clowns, Livegesang und feinen Haustierdressuren.“ Genau das wird in einem gemütlichen und angenehm beheizten Viermastzelt in gepflegter Atmosphäre geboten. „Qualität statt Quantität“ ist das Motto der Schollinis. Damit überzeugen sie das Publikum. Das aktuelle Tourneeprogramm trägt den Titel „Romantica“, die Schollinis selbst sind eine romantische Familie und lieben herzlich mitfühlende Präsentationen mit bunter musikalischer Umrahmung in jeder Vorstellung. same Traumwelt entführt. Dieser poetische Circus versteht sich als seltenes Kleinod und besonderes Erlebnis für die ganze Familie. Vorstellungen Montag bis Sonnabend jeweils 16 Uhr, Dienstag ist spielfrei. Sonntags wird das Programm 11 und 15 Uhr gezeigt. Mittwoch und Donnerstag sind „Kindertage“ (8 Euro auf allen Plätzen); sonntags ist „MuttiTag“, an dem alle Mütter in Begleitung ihrer Kinder freien Eintritt erhalten. Montags ist immer Familientag, bei dem Erwachsene wie Kinder vergünstigte Einheitspreise bezahlen. Die Tierschau kann nur in der Pause der Vorstellungen besichtigt werden. Gewagte Luftakrobatik: Junge Artistinnen verzaubern das Publikum. Geboten werden Luftdarbietun- Ponys in harmonischer Dressur gen, Drahtseilakrobatik, Balan- und vieles mehr. Peggy Scholl cen auf wackligen Stühlen, Kon- singt dazu live zu moderner Mutorsion der extrem beweglichen sik. Es ist die Gesamtkonzeption, Körper, erfrischende Clownerie, die überzeugt und für zwei Stunlustige Hunde, edle Pferde und den das Publikum in eine erhol- Marzahner Läufercup Marzahn – Am 9. April startet auf dem Sportplatz Allee der Kosmonauten 131 die seit Jahren erfolgreichste Berliner Bahnlaufserie. Im Angebot sind neun Läufe im Wechsel über 5000 Meter und 30 Minuten (B-Cup) sowie 10 000 Meter und 60 Minuten (ACup). In beiden Cups gibt es eine Gesamtwertung. Wer mindestens sechs der neun Läufe absolviert, kann sich hier in den Altersklassen ab 16 Jahre und aufwärts platzieren. Für Kinder und Jugendliche bis zu 16 Jahren ist der C-Cup (3000 Meter / 15 Minuten) reserviert. Alle Läufe werden getrennt gestartet. Der Startschuss für die 3000 Meter fällt 17.45 Uhr, die 5000 Meter beginnen18.15 Uhr, die Langdistanz 18.45 Uhr. Das Starterfeld ist gemischt. Es starten sowohl Vereins- als auch Volkssportler im Alter von 6 bis 75 Jahren. Die Teilnahme von Laufanfängern ist ausdrücklich erwünscht. Info www.leichtathletik.vfl-fortuna-marzahn.de. Heinz Nabrowsky Zur Premiere am 17. April, 16 Uhr, verlost jot w.d. insgesamt zehn Freikarten, Interessenten melden sich bis spätestens 14. April per Postkarte (jot w.d., Müllerstraße 45, 12623 Berlin) oder email [email protected], der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Die große Vielfalt der Kartoffel Malchow – Der VERN e.V. aus Greifenberg stellt am 5. April von 13 bis 17 Uhr in der Naturschutzstation Malchow, Dorfstraße 35, (Bus 154 und 259 bis Malchow Dorfstraße) alte und seltene Kartoffelsorten vor. Ob blaue, oder rote, Kipfel oder Hörnchen – jede von ihnen eignet sich für eine bestimmte Zubereitungsart. Endlich mal ein anderer Geschmack! Die Kartoffel ist ein Allrounder für den Gaumen. Kleinmengen von Saatkartoffeln werden zu günstigen Preisen abgegeben. Da- bei ist auch die Granola, die Kartoffel des Jahres 2014. Einmal geerntet liegt sie sicher im Lager. Mittelfrüh, vorwiegend festkochend und mit schöner gelber Fleischfarbe kommt sie Verbraucherwünschen entgegen. Fachleute beraten zu Anbau, Pflege und richtiger Wahl sowie Resistenzen gegen Krankheiten. Das Storchencafé zeigt, was man aus der „Knolle“ machen kann. Info Tel. 92 79 98 30, www.naturschutz-malchow.de. Werner Reinhardt Attraktive Pfleger- und Erzieherberufe Tag der offenen Tür der Gesellschaft für Pflege- und Sozialberufe Marzahn – Freundlich empfängt Barbara Gebert, Direktorin der Ausbildungsstätten der Gesellschaft gfp. Seit 1991 ist ihre Einrichtung im Bezirk Marzahn zu Hause und hat seither ihr Ausbildungsangebot kontinuierlich erweitert. Angefangen hat es mit der dreijährigen Ausbildung zur Altenpflege, 1995 kam die Fachschulausbildung Heilerziehungspflege (drei Jahre), 2001 die Berufsausbildung zum Sozialassistenten (zwei Jahre) und seit 2010 schließlich die Fachschulausbildung zum Sozialpädagogen (drei Jahre) hinzu. Das Besondere an der gfp ist, dass hier Hauptschüler mit Berufsbildungsreife, die den Sozialassistenten mit mindestens der Note „zwei“ abgeschlossen haben, die Möglichkeit haben, den Mittleren Schulabschluss (MSA) zuerkannt zu bekommen und auch ohne Abitur oder Fachabitur Sozialpädagoge oder Heilerziehungspfleger werden zu können. Natürlich ist auch die Aufnahme eines entspre- Beim Tag der offenen Tür ging es auch lustig zu. chenden Studiums mit Fachhochschulreife möglich. „Zur Zeit haben wir rund 290 Schüler, davon auch Umschüler, vor allem in der Altenpflege“, berichtet Barbara Gebert. Seit 1991 haben 1500 Absolventen die Ausbildungsstätte verlassen. Durch den Tag der offenen Tür am 12. März sollten Eltern und In- Foto: Schuchert teressenten auf die Ausbildungsmöglichkeiten aufmerksam gemacht werden. Im Moment sei der Erfolg zwar noch mäßig, berichtet die Direktorin. Doch das Interesse nähme stetig zu. Denn es werden immer mehr Menschen mit den hier angebotenen Ausbildungen benötigt. Heilerziehungspfleger etwa sind pädagogische Fachkräfte. Sie stellen sich auf die individuellen Möglichkeiten der Menschen mit Behinderungen ein und leisten professionelle Hilfestellungen. Sozialassistenten arbeiten in stationären, teilstationären und offenen Einrichtungen der Alten-, Heilerziehungs- und Kinderpflege. Erzieher betreuen und fördern Kinder und Jugendliche vor allem in der vorschulischen Erziehung sowie in der Kinder- und Jugendarbeit und in der Heimerziehung und fördern diese in ihren individuellen Fähigkeiten. Neben den Ausbildungen in der Berufs- und Fachschule, die in Marzahn unter einem Dach untergebracht sind, können auch Zusatzqualifikationen, z.B. Facherzieher im integrativen Bereich, erworben werden. Interessenten können sich jederzeit bei der Gesellschaft für Pflege- und Sozialberufe gGmbH, Bitterfelder Straße 13, und im Internet www.gfp-berlin.de informieren. Lutz Schuchert jot w.d.-spezial: IGA IGA-Lied für Marzahn Nun malt schön bunt die Häuser an! Die IGA kommt bald nach Marzahn. Das wird das Ende des Betons! Bananen wachsen auf Balkons. Auf Dächern wuchert Kopfsalat. Statt Auto fahrn die Leute Rad. Und Pferde ziehn die Straßenbahn durch Hellersdorf und durch Marzahn. Berlin-Marzahn wird flott gemacht und alle werden sehn: Marzahn ist, wenn man trotzdem lacht. Ach, wird die IGA schön! Man baut – wer hätte das gedacht? die Aussichtsplattform „Wolke acht“ und auch ‘ne Rodelbahn, wie cool! Der Wuhleteich wird Swimmingpool. Die Busse fahrn mit Bio-Gas. Und wenn man schnuppert, riecht man das. Man schwebt durch’s Land per Schwebebahn, und auf der Wuhle fährt man Kahn Berlin-Marzahn wird flott gemacht … Das Rathaus wird grün angemalt, Schloss Biesdorf nachts grün angestrahlt. Wohin man schaut, da ist es grün, das war die Firma GRÜN Berlin. jot w.d. 4/2014 11 Bedenken der Bürger zerstreut? Supergeile Seilbahn zur Internationalen Gartenschau 2017 Marzahn-Hellersdorf – In der Märzausgabe hatte auch jot w.d. die Veranstaltung „Öffentlichkeitsbeteiligung“ zur umstrittenen Seilbahn am 13. März im Freizeitforum Marzahn angekündigt. Denn schon im Frühjahr 2014 wird das Planfeststellungsverfahren für die Seilbahn eingeleitet, Baubeginn ist im nächsten Jahr. Die Veranstaltung wie auch die vorherigen zeigte das große Interesse vieler Bürgerinnen und Bürger vor Ort, bei der IGA-Vorbereitung mitzumischen. Die IGA- und Seilbahnvertreter auf dem Podium waren auch auf kritische Bürgerfragen bestens eingestellt: Sie präsentierten gleich mehrere weniger leistungsfähige oder ökologisch bedenklichere Alternativen zur Seilbahn. Die befördert in nur fünf Minuten Fahrtdauer auf 1,5 Kilometern Länge zwischen U5 und Besucherzentrum am Blumberger Damm mit wenigen Stützen samt Zwischenstopp auf dem Kienberg 3000 Personen pro Stunde. 2,30 Euro pro Nase Seilbahn-Fahrkosten sind im IGA-Ticket schon eingepreist. Dagegen sehen Monorail oder Schrägaufzüge mit vielen Stützen blass aus. Elektroautos oder Schienenbähnle wie im Britzer Garten seien mit gefährlichen Kollisionen auf viel benutzten Besucherwegen verbunden. Also unbrauchbare Varianten, die allesamt die Entscheidung pro Seilbahn schmackhaft machen sollen. Und schließ- lich will die Firma Leitner AG aus Südtirol nach Hongkong endlich auch „eine Seilbahn für Berlin“ bauen, einen besseren Marketingeffekt für innerstädtische Seilbahnen in Europa kann man sich kaum vorstellen. Und alles privat, also ohne Steuermittel, klar. Nach drei Jahren wird geschaut, wie sich das Ding rentiert. Bei so vielen Vorzügen vergessen selbst Bezirksverordnete, dass sie noch im Dezember fraktionsübergreifend beschlossen hatten: Keine festen Einbauten in den Naturraum außerhalb der Gartenschau. Denn stützenfrei schwebt die Seilbahn 20 Meter über der Kernzone des Feuchtbiotops, aber auf dem Kienberg gibt es dann die Einbauten mindestens für fünf Jahre, Bau- und Abbauzeiten eingerechnet. Und auch der Schutz vor Vandalismus verlange mindestens eine Einhegung für Leuchtwolke und Gipfelstation auch nach Schluss der IGA, heißt es offiziell aus der IGA. Die eigentliche Alternative sowohl zur Seilbahn als auch zur Brückenkonstruktion für die erwarteten Besucherströme wurde allerdings vom Podium erst gar nicht ernsthaft in Erwägung gezogen. Die hieße nämlich: Nicht Orientierung auf Ankunft und Abfahrt am gleichen IGA-Eingang, sondern Ertüchtigung aller schon bestehenden Verbindungen – vom Osten über U-Bahnhöfe Neue Grottkauer und Cottbusser Platz in Hellersdorf, vom Nordwesten über Tram Den Fröschen ist das ganz egal, sie hüpfen durch das Wuhletal, wo gleichfalls alles grünt und blüht, und hoffen, dass kein Storch sie sieht. Berlin-Marzahn wird flott gemacht … Die alte „Gartenschau der Welt“ kriegt endlich wieder frisches Geld. Und hundert Kneipen buhlen um das hoch verehrte Publikum. Der Kienberg kriegt ein Gipfelbuch. Herr Ban Ki-moon kommt zu Besuch. Und wer die Stimmung will vermiesen, der wird nach Mitte ausgewiesen! Berlin-Marzahn wird flott gemacht … Wolfgang Reuter So stellen sich die Macher eine fröhliche Seilbahnfahrt über das IGA-Gelände vor. und S-Bahn aus Marzahn, vom Süden über Fuß-und Fahrradwege vom Bahnhof „Wuhletal“. Natürlich auch per Auto wie geplant zum P+R-Parkplatz an der Landsberger Chaussee hinter der Stadtgrenze mit Busshuttleanbindung zur IGA. Eine moderne Möglichkeit zum Erreichen des Kienbergs für gehbehinderte Besucher ist ohne Seilbahn auch denkbar. Das entschleunigte Naturerlebnis innerhalb der Tempo-Stadt Berlin im grünen Wuhletal mit eingelagerter IGA wäre bei vielen dieser Varianten sicherlich eindringlicher als bei fünf Minuten Ratz-Fatz-Tour über den Kienberg. Leider aber nicht so spektakulär, wie es unisono für eine ordentliche Rundum-Vermarktung angezeigt ist. Da auch unser Heimatbezirk auf „Berlins beste Aussichten“ für sein StandortMarketing setzen wird, sind Überflieger und Gipfelstürmer, Höhengastronomie und Leuchtwolke unabdingbar. Es ist wohl überbordender Gutgläubigkeit von Bezirksverordneten und Naturfreunden geschuldet, wenn sie mehr Nachhaltigkeit von der IGA erwartet hatten. Wenn sie jetzt die Auseinandersetzung um Umbenennung oder Nichtumbenennung der U-BahnStation „Neue Grottkauer Straße“ in „Gärten der Welt“ führen, vergeuden sie ihre Energie auf einem Nebenschauplatz. Ulrich Clauder Der Diskurs 2014 um die IGAVorhaben geht weiter: Am 28. April, 18 Uhr, kommen im „Kursana-Domizil“, Hirschfelder Weg 14, direkte Anlieger im Norden und Westen zu Wort, am 29. April, 18 Uhr, im „Kompass“, Kummerower Ring 42, direkte Anlieger im Osten. Am 4. Juni, 18 Uhr, heißt es im Freizeitforum Marzahn „IGA im Dialog“ zum aktuellen Planungsstand für alle Interessenten. Für Herbst ist die öffentliche Auslegung der Pläne zur IGA angekündigt. Wir wollen Seilbahn, wir wollen Seilbahn! Tosender Applaus der meisten Anwesenden. So ungefähr stellt sich der Autor die Atmosphäre vor, wenn hier vor 30 Jahren „Wir wollen Sozialismus“ ausgerufen wurde. Auch die jungen Damen und Herren im seidenen Kostüm und Anzug, die so überzeugend dafür auf dem Podium des Freizeitforum Marzahn eintreten, kann er sich im Blauhemd vorstellen. Abgesichert haben diese Seilbahnwerbeshow vier Polizeiwagen, sechs Polizisten waren zu sehen. Kritische Fragen wurden mehrfach abgebügelt oder man wurde auf Anrainerveranstaltungen verwiesen. So ging der Feuerwehrmann der Nachbarfeuerwache an der Grottkauer Straße, der sich um den Fortbestand seines Depots sorgt, enttäuscht nach Hause. Auch die Bewohner am Biesdorfer Alwineweg, denen die Seilbahngäste bei der Linienführung ins Schlafzimmer schauen können (und das ewige Surren wird nicht unerheblich bei der Gartenarbeit sein), bekamen keine ausreichende Antwort. Vielleicht gewährt ihnen der Investor als „Bombom“ einen Jahresurlaub im vom Moderator der Veranstaltung geliebten Südtirol mit Seilbahnvergnügen, um diese Kröte zu schlucken. Denn das Geld scheint beim Bauherrn, der Leitner AG aus Sterzing in Italien, nicht die Rolle, besser Klemme, zu spielen. Die 12 bis 14 Millionen Euro Baukosten (Kein öffentliches Steuergeld wird gebraucht. Warum nicht?) werden in den vier Jahren Seilbahnbestehens höchstens zur Hälfte von Eintrittsgeldern eingespielt. Wenn sie gut befahren wird, vielleicht auch im Winter zum Schlittenfahren auf dem Kienberg, wie die Planerin meinte. Der Rest kommt aus der Portokasse oder so. Mit Werbung und Weiterverkauf der Bahn werden Instandhal- tungskosten u.a. beglichen, denn alles ist billig: Aufbau, Energie, Geräusche. Kaum ein Baum muss dafür fallen, welche Freude! Es wird wenig Baustraßen geben. Gefährdete Großvögel gibt es ja auch nicht. Schwäne und Wildgänse, die durch die Seilbahn gefährdet werden können, sind nicht mitgezählt. Eine NordSüd Richtung ist für die Bauherrn zu unrealistisch, da der S- und U-Bahnhof Wuhletal zu weit und ungepflegt ist. Aber damit könnte fast das ganze Wuhletal gesehen und urban als Ausgleich für Beeinträchtigungen weiterentwickelt werden, statt der kommenden eingezäunten Kleinkleckerei mit Plänen aus dem vergangenen Jahrhundert. Auch irrt die IGA Berlin 2017 GmbH in ihrem Fragenblatt, dass das Wuhletal ein natürlich entstandener Landschaftsraum ist. Das haben in ihrer jetzigen Form Menschen erdacht. Führend war der Leiter des Grünflächenamtes in Marzahn, und in Monate langer Wochenendarbeit haben wir Bürger Wälle geschippt, um vor Schließung des Klärwerkes in Wartenberg durch entstehende Seen die einzigartige Sensibilität hervorzuzaubern. Der Altbezirk Hellersdorf war leider nicht in der Lage, z.B. an der Biesdorfer Höhe ähnliches zu vollbringen. Das kann nun nachgeholt werden. Wenn Menschen jetzt „das Einzigartige“ verändern wollen, sollte dies auch zukunftsweisend sein. Das wäre die Seilbahn, wenn sie unbedingt sein soll, in Nord-Süd-Richtung, nicht wieder abgebaut, von Windrad und Solaranlagen ohne Fremdenergie gespeist, für jeden erkennbar und ausstellungswürdig, eine gezielte Zukunftswerbung für die Leitner AG, um nicht nur den urbanen Raum zu verschandeln. Da der Wind nicht immer weht und Sonne scheinen wird, sollten auch Rikschas wie am Brandenburger Tor fahren. Obwohl vom Podium negiert, weil keine Kinderwagen reinpassen, sind sie bei Touristen sehr beliebt, Arbeitsplatz fördernd (auch für die Bezirksjugend) und vom Nabu favorisiert. Leider wurden diese Vorstellungen abgebügelt. Aber in der kommenden öffentlichen Auslegung und Verfahren der Abwägung kann alles wiederholt werden. Ein kleiner Kreis von Nichtbefürwortern des Seilbahnprojekts traf sich am Ende dieser Show. Etwa 20 Leute hatten schon mit zirka 10 GmbH-Mitgliedern davor eine Ortsbegehung gemacht und lokal ihre Einwände vorgetragen. Und nun will man versuchen, dass in diesem festgezurrtem IGA-Expo-Korsett das Wuhletal von Vergangenheit bis Zukunft weiter starke urbane Beachtung findet. Werner Rudolph 12 jot w.d. 4/2014 Zeitgeschichte Drei Führungsstränge waren zwei zuviel Einstige DDR-Wirtschaftslenker bürsten gegen den Strich: „Jetzt reden wir“ Ungesehen, ungesagt aber unwillkürlich lag ein Bild über der Szene, das etwa ebenso alt ist wie der meist verschwiegene Sachverhalt, der just aus der deutsch-deutschen Versenkung geholt werden sollte: 8. Juli 1990, Olympiastadion Rom. Deutschland – also das frühere, die kleinere BRD – war gerade durch einen Finalsieg über Argentinien zum dritten Mal Fußball-Weltmeister geworden, und der Teamchef Franz Beckenbauer („Der Kaiser“) lief allein, völlig in sich versunken minutenlang über den Rasen. Womöglich ist ihm dabei der folgenschwere, später hämisch kommentierte Satz eingefallen: „Wenn wir jetzt noch die Ostdeutschen dazu bekommen, weiß ich gar nicht mehr, wer uns dann noch schlagen sollte.“ In der DDR war seit dem 1. Juli 1990 die D-Mark alleiniges Zahlungsmittel und die Ostdeutschen befanden sich auf dem Sprung, „richtige Deutsche“ zu werden (3. Oktober 1990). Man stelle sich mal vor, die damaligen Wirtschaftslenker Eckhard Netzmann und Dieter Lemke hätten ähnlich in die Zukunft gedacht wie „der Kaiser“? Wir haben einiges mitzubringen, wer soll uns da noch schlagen, wenn wir jetzt die Westdeutschen dazu bekommen? Na, lieber nicht, doch 24 Jahre später, bei der Buchpräsentation im Tschechow-Theater, wehte noch immer der Hauch dieser womöglich vergebenen Chance durch das Parkett: „Der Versuch ist nicht gelungen aber nicht gescheitert, und er war auch nicht umsonst.“ So lautet das Fazit von Eckehard Netzmann zum Buch: „Die Kombinatsdirektoren – Jetzt reden wir – Was heute aus der DDR-Wirtschaft zu lernen ist“. Diese Anthologie entstand unter der Regie von „RohnstockBiografien“ und erschien in der Edition Berolina. Der Nordwestmarzahner Wahlkreisabgeordnete im Berliner Abgeordnetenhaus, Wolfgang Brauer, wählte die Zeitzeugenberichte „Jetzt reden wir“ aus, um die Veranstaltungsreihe „Brauer lädt ein ...“ aus der Taufe zu heben, bei der fortan Themen zur Zeit behandelt werden sollen. STEUERLEUTE DER DDR-WIRTSCHAFT BERICHTEN Seine Fraktions-Kollegin Jutta Matuscheck moderierte die Premiere und gewann mit ihrem freimütigen Geständnis, von der DDR-Wirtschaft keine eigene Anschauung zu besitzen, weil sie damals zu jung gewesen sei, die Sympathie und das Verständnis der gut 60, deutlich älteren Gäste im Saal. So war denn auch die zentrale Frage, was denn zu lernen sei, mehr von Neugier als von Skepsis getragen. Das regte so- wohl den Ex-Generaldirektor Netzmann als auch den früheren stellvertretenden DDR-Außenhandelsminister Lemke an, detailliert zu berichten, dass einige Lehren durchaus zukunftstauglich seien. Netzmann, der u.a. das Schwermaschinenbaukombinat „Ernst Thälmann“ Magdeburg leitete, meinte z.B., dass es auf Dauer nicht gut gehen könne, große Unternehmen nur in Geld und mittels Börsenkursen zu bewerten. Seine Aufmerksamkeit habe stets dem produzierten Gebrauchswert gegolten und der sozialen Ausrichtung seines Unternehmens. Lemke zog hingegen seine Schlussfolgerungen aus den negativen Erfahrungen des DDR-Außenhandels, der vorwiegend auf „Naturalbasis“ vollzogen wurde, besonders unter den verbündeten Staaten. Gemeint war der „Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe“ (RGW). Diese Handelsart habe Lebhafte Debatten auch nach der Präsentation: Ex-Generaldirektor Eckehard Netzmann (li.), im Hintergrund (mit rotem Pullover) Dieter Lemke, ehemaliger stellvertretender Außenhandelsminister der DDR, vorn rechts Henning Hagen, Wirtschaftsjournalist i.R. Foto: Preußing sich aber als unzeitgemäß erwiesen. Deshalb fiel sein Urteil sibyllinisch aus: „Der RGW war ein Erfolgsmodell aber auch eine Fessel.“ Eine Reihe meist kurioser Beispiele, wie z.B. die Lieferung von Weißblech für die Kronenkorken von Bierflaschen nach Kuba, die mit Rohkaffee „bezahlt“ wurde, illustrierten diese Thesen. RIVALITÄTEN UM DAS PRIMAT DER WIRTSCHAFT Die Geschichten über Produktion und Handel in der DDR offenbaren zugleich handfeste Rivalitäten zwischen beiden Bereichen. Wer hat das Primat? Für den SKET-Generaldirektor keine Frage: die Produktion. Und noch immer leuchten seine Augen, wenn er den Weg des Unternehmens, das beim Start 13.000 Mitarbeiter beschäftigte, zu einer weltweit agierenden Marke schildert. Für ihre Güte würden viele gewonnene Ausschreibungen und Aufträge sprechen. Er wählte als Beispiel die Herstellung, Vorort-Montage und Ausbildung der Mannschaften von Zementwerken, besonders seit es dem Kombinat 1973 gelungen war, das Entstaubungsproblem zu lösen. Davor habe es gelegentlich beißenden Spott gegeben, wie etwa in Polen: „Auf der ganzen Welt werden keine so tollen „zementfreien Staubfabriken“ gebaut wie in Magdeburg. Dennoch, räumte Eckehard Netzmann ein, waren die Zementwerke stets sein Herzblut. Ein engagierter Zuhörer konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, hier sollten „längst verjährte Schlachten neu geschlagen und natürlich gewonnen“ werden. Er hätte allerdings lieber eine Erklärung dafür, warum sich führende DDRWirtschaftsfunktionäre von der SED-Führung kommandieren ließen. Allein die Frage reichte aus, den Schwall von Antworten selbst zu denken. Erwartungsgemäß war die Buchpräsentation im Tschechow-Theater auch eine Art Klassentreffen Gleicher unter Gleichen. Die einen saßen auf dem Podium, die anderen im Publikum. Für sie bestand das Grundanliegen darin, den ständig wiederholten, doch dadurch nicht wahrer werdenden Behauptungen über die „marode, bankrotte, heruntergewirtschaftete DDR-Wirtschaft“ ein Zeitzeugnis aus eigenem Erleben entgegenzustellen. Natürlich wussten auch sie um die gravierenden Probleme, ärgerten sich darüber, wie viel Wirtschaftskraft allein verloren ging, weil „Autonomie“, „Souveränität“ Fremdwörter waren und ein Kombinat vielmehr gleichzeitig an drei Führungssträngen hing: der Partei, der Staatssicherheit und der Regierung. Der SKET-General bezifferte den dadurch aufgetretenen Produktivitätsverlust mit 20 Prozent, „aber Sie müssen bedenken“, fügte er hinzu, „wir haben auch alles Andere gemacht: Kitaplätze, Kulturhäuser, Kinderferienlager, Gewerkschaftsorganisation, Betriebsgesundheitswesen, Frauenförderung, selbst die Fußballer vom 1. FC Magdeburg standen auf der Gehaltsliste des SKET.“ Jürgen Sparwasser – man staune – mit monatlich 5000 DDR-Mark. Was hätte wohl „der Kaiser“ dazu gesagt? Eckhard Netzmann und Dieter Lemke sagten zu solchen Sozialleistungen nicht à priori „nein“. Sie könnten künftigen Gesellschaften gut zu Gesicht stehen. Dazu müssten sie aber Gesicht zeigen. Torsten Preußing „Die letzte Abwehrschlacht der DDR“ Neues Geschichtswerk beleuchtet Arbeit und Technik in der Honecker-Ära „Arbeit, Arbeiter und Technik in der DDR – 1971 bis 1989“ lautet der vollständige Titel dieses etwa 750-seitigen Buches, das von dem in Marzahn lebenden Historiker Dr. Peter Hübner detailgetreu und wissenschaftlich fundiert verfasst wurde. Es ist der 15. Band einer vom Verlag J.H.W. Dietz Nachf., Bonn, editierten Reihe zur „Geschichte der Arbeiter und der Arbeiterbewegung in Deutschland seit dem Ende des 18. Jahrhunderts“. Fördermittel der VolkswagenStiftung (Hannover) und der Friedrich-Ebert-Stiftung (Bonn) machten die Realisierung dieses Mammutprojekts möglich. Mit sympathischer Selbstironie erinnert der Autor in Bezug auf die von ihm behandelte DDR- Periode an den Komiker Karl Valentin und sein Bonmot, es sei alles schon gesagt, nur nicht von allen, um dann mit einem Satz doch das Gegenteil in den Raum zu stellen: „Der Versuch, Anschluss an die neue Informationstechnologie zu finden und diesen sozialpolitisch zu unterfüttern, war die letzte ernstzunehmende Abwehrschlacht des DDR-Sozialismus.“ Diese Ausgangsthese umspannt das Spannungsfeld des von der Technik und ihrem Niveau beeinflussten bzw. beherrschten Arbeitsprozesses und deren Auswirkungen auf die Arbeitskräfte, das Dr. Hübner in sein Blickfeld gerückt hatte. Besonders der Sozialstatus der Arbeiter und seine Veränderungen in diesem Prozess ziehen sich, belegt mit einer Fülle von analytischen Dokumenten und statistischen Tabellen, durch die acht Kapitel des Werkes bis hin zu dem noch heute bestaunten Umstand, dass die Arbeiterschaft in „der finalen Krise der DDR“ eine eher abwartende Haltung einnahm. Diesem Aspekt ist am Ende des Bandes auch ein Essay von Ilko-Sascha Kowalczuk, Projektleiter in der Forschungsabteilung der StasiUnterlagenbehörde, gewidmet: „Revolution ohne Arbeiter? Die Ereignisse 1989/ 90“. Darin kommt Kowalczuk zu dem Schluss: „Der historischen Konturlosig- keit des Arbeiters in der Revolution folgte symbolisch das weitgehende Versschwinden des Arbeiters in Ostdeutschland.“ Ob das als „letztes Wort der Geschichte“ durchgeht, wird sich erweisen. Das Buch von Peter Hübner „Arbeit, Arbeiter und Technik in der DDR – 1971 bis 1989“ könnte auf jeden Fall den Meinungsstreit darüber forcieren. Es kostet 78 Euro und ist im Buchhandel oder direkt beim Verlag J.H.W. Dietz Nachf., Dreizehnmorgenweg 24, 53175 Bonn, zu erwerTorsten Preußing ben. Feuilleton jot w.d. 4/2014 13 Gespräche mit den Großeltern Leiche mit Dreck am Stecken Ein Buch über Christa und Gerhard Wolf Krimi aus der „Halbstadt“ mit zu vielen Peinlichkeiten Es beginnt im Sommer 1998. Die Enkelin ist 25, wird gerade Journalistin und fängt an, ihre Großeltern Christa und Gerhard Wolf über die Vergangenheit zu befragen. Es geht um die Herkunft und die Familie, um die Zeit des Nationalsozialismus und die DDR – aber auch immer wieder um das, was heute ist. Über die Jahre entwikkelt sich so ein Dialog der Generationen: Sie sprechen über das politische Engagement des Schriftstellerpaars, die Kämpfe der Großeltern, die in ihrer Radikalität und Existenzialität für die Enkelin kaum noch zu begreifen sind, sowie über verlorene Freundschaften und Verrat. Es geht um die mehr als sechzig Jahre andauernde Liebe des Ehepaars Wolf. Und es geht um das Schreiben, das gemeinsame Glück und Unglück im neuen vereinten Land. Sechs Gespräche mit ihren Großeltern zwischen 1998 und 2012 hat die Journalistin Jana Simon aufgezeichnet. Neben bekannten Tatsachen aus Christa Wolfs Tagebüchern und Biografien über die Autorin gibt es private, beinahe intime Eindrücke. Die Gespräche erscheinen als interessanter Blick der einen Generation auf die andere, insbesondere wenn die drei Gesprächspartner über den einstigen Glauben an den Aufbau eines besseren, sozialistischen Staates sprechen. In den familiären Gesprächen findet sich auch die eine oder andere interessante Anekdote: So erfährt der Leser etwa, dass Honecker Christa Wolf nahezu anflehte, die DDR nicht zu verlassen. Allerdings bleiben die meist spannenden Dialoge durch die große Nähe bisweilen an der Oberfläche. Mitunter hat man das Gefühl, Simon begnüge sich damit, dass sie die Handlungen der Großeltern nicht immer verstehen könne. Auch von den Wolfs hätte man sich bei angeschnittenen Themen wie Globalisierung, Islamismus oder Feminismus deutlichere Standpunkte gewünscht. Dem Leser, der das Buch nur überflogen hat, bleiben dennoch einige Dinge in Erinnerung. So habe eine der Hauptaufgaben der Staatssicherheit darin bestanden, das Ehepaar Wolf zu jeder Zeit zu überwachen. Bis dahin, dass ihr Telefon angezapft und eines Tages sogar abgeschaltet wurde. Erst ein Anruf aus der Telefonzelle bei Ursula Ragwitz, der Abteilungsleiterin Kultur im SED-Zentralkomitee, habe dafür gesorgt, dass die angebliche Störung des Apparats wieder behoben wurde. Und eine Beschwerde bei Markus Wolf, dem stellvertretenden Stasi-Minister, habe dafür gesorgt, dass die Genossen von der unsichtbaren Front etwas Zurückhaltung in Sachen Wolf an den Tag legten. Als 1976 Wolf Biermann aus der DDR ausgebürgert wurde, gehörten die Wolfs zu den ersten und prominentesten Kulturschaffenden, die dagegen protestierten. Doch während Gerhard Wolf deshalb aus der SED ausgeschlossen wurde, blieb seine Frau unbehelligt. Eine Tatsache, die sie zutiefst kränkte. Hans Sandow Jana Simon: Sei dennoch unverzagt, Ullstein, 19,99 Euro. Ein Angler macht am Oderufer im polnischen Slubice, bis 1945 die so genannte Dammvorstadt von Frankfurt (Oder), einen grausigen Fund. Genau dort, wo er Hecht, Aal oder Zander nachstellen wollte, findet er einen toten Mann. Dessen Identität ist schnell geklärt: Hans-Werner Oderberg war größter Bauunternehmer Frankfurts und dazu langjähriger Stadtverordneter. Deutsche Leiche, polnischer Fundort: Sofort ist klar, dass die Polizei beider Städte ermitteln muss. Bernd Matuszek, geschieden und inzwischen mit einer polnischen Doktorantin der Frankfurter Universität liiert, leitet die Ermittlungen auf deutscher Seite. Für seinen Slubicer Kollegen Wojtek Milosz, der an einem Gymnasium in Frankfurt sein Abitur gebaut hat, ist es der erste Mordfall. Dabei hätte er dafür eigentlich gar keine Zeit, denn seine drei Kinder beanspruchen ihn voll. Bei der Frage, wer ein Interesse am Tod Oderbergs gehabt haben könnte, stoßen die beiden Kommissare auf Abgründe. Autor Bollmann stattet das Opfer mit allen nur erdenklichen schwarzen Klischees aus. Selbstverständlich war Oderberg zu DDRZeiten in der Partei. In welcher, wird nicht verraten. Anzunehmen, dass West-Autor Bollmann nicht wusste, dass es deren immerhin fünf gab. Nach der Wende erinnerte sich Oderberg an alte Verbindungen und baute mit deren Hilfe seine Firma auf. Dabei nutzte er vor allem seine Stellung als Stadtverordneter, um sich immer wieder Aufträge zuzuschanzen, die er überteuert abrechnete. Er sei geschäftlich und pri- vat über Leichen gegangen, wenn es ihm nutzte, lautet das Urteil seiner Gegner. Doch Oderberg hatte noch mehr Dreck am Stecken. Über Jahre bespitzelte er Leute im Auftrag der Staatssicherheit und brachte einige von ihnen sogar ins Gefängnis. Fein säuberlich notierte er jeden dieser Fälle und bewahrte diese Notizen auch noch Jahre nach der Wende in seiner Bibliothek auf. Wer das glaubt, kann wohl naiver nicht sein. Und doch gab es etwas Positives: Über Jahre war der Tote großzügiger Förderer eines städtischen Kinderheims, ohne dass der Leser erfährt, warum er das getan hatte. Bollmann legt bei seinen Ortsbeschreibungen größten Wert auf Genauigkeit. Oftmals werden für den Leser die Orte lebendig, an denen die Kommissare gerade ermitteln. Deshalb stört es schon, wenn es heißt, das heutige Polizeipräsidium sei mal eine Parteischule gewesen – es war eine Kaserne der russischen Armee. Und richtig peinlich wird’s, wenn es heißt, es sei ein Wunder gewesen, dass zumindest einer der beiden Türme der Marienkirche den Krieg und die DDR überlebt hätte. Dabei weiß doch jedes Frankfurter Kind aus dem Heimatkundeunterricht, dass der andere Turm, „wie zuvor von der SED beschlossen“, am 15. Mai 1826 einstürzte und ein Nachwuchsarchitekt namens Schinkel vorschlug, ihn nicht wieder aufzubauen. Ach, übrigens: Der Mordfall wird natürlich aufgeklärt. Hans Sandow Sören Bollmann: Mord in der Halben Stadt, KLAK-Verlag, 12,90 Euro. Schnell noch mal Leben spüren Kabarettistin und jot w.d.-Kolumnistin Dagmar Gelbke sieht Licht am Ende des (Fernstudium)-Tunnels und schickt Grüße aus Gran Canaria Wie beginnen? Mit der Ukraine? Mit den 500 (in Worten: fünfhundert) Todesurteilen in Ägypten? Hör‘n Se mir uff mit Demokratie! Und Putin wird das schon schaffen, die alte Sowjetunion wieder aufzubauen. Warum auch nicht – wenn es bloß keinen Krieg gibt. Eines hat er ja schon mal erreicht: Dass unsere Kanzlerin eine gute Begründung hat, zur Atomenergie zurückzukehren. Dann also zu den unwichtigen Dingen: Klausur Nr. 8 geschrie- ben. Natürlich hatte ich mich viel zu gut vorbereitet. Normalerweise kommen Fragen aus allen drei Themenkomplexen des jeweiligen Moduls. Ich hatte alles drauf: Wie unser Alphabet und die Nationalsprachen entstanden sind, was Karl der Große vom Lesen und Schreiben hielt, welchem Schrifttyp die ägyptischen Hieroglyphen zugeordnet werden. Aber diesmal konnte man nur eine Frage aus einem der Komplexe wählen – und ob ich da nun mit meinen alphabetisierenden Missionaren auf den Philippinen und in Indien letztendlich auf den Punkt gekommen bin, werde ich erst in zwei Monaten wissen. Aber ich denke schon, durchgefallen bin ich auf keinen Fall, soviel Selbstbewusstsein habe ich mir in den sechs Jahren Fernstudium doch schon angeeignet. In diesem Semester nun noch drei Hausarbeiten. Bei der ersten geht es um kulturelle Integration und Kommunikation. Was läge näher als über „Kabarett mit migrantem Hintergrund“ zu schreiben. Und im nächsten Jahr um diese Zeit gebe ich die Abschlussarbeit ab. Dann sind die sieben Jahre, die so endlos schienen, auch schon wieder Vergangenheit… Außerdem faste ich seit dem Aschermittwoch – trinke also keinen Alkohol. Das fällt mir nicht schwer, meine Freundinnen aber finden mich echt langweilig. Und als ich beim Gärtnern auch noch sieben Tage lang nur Wasser, Säfte und Gemüsesuppe zu mir nahm, hat Rita, die das Helfen im Garten immer durch eine gemeinsame Flasche Rosé-Sekt motiviert, ihre Hilfe verweigert. Sie wolle nicht dabei sein, wenn ich wegen Entkräftung plötzlich umfalle. Und dass der Blutdruck schlagartig unten sei – alles Einbildung! Placebo. Da mir Gärtnern ohne Rita keinen Spaß macht und mein Arzt mir – trotz des nun plötzlich wirklich sensationellen niedrigen Blutdrucks - ziemlich panisch mitteilte, mein Herz sei laut neuestem EKG nicht in Ordnung, habe ich kurz entschlossen einen Restplatz-Flug plus Privatquartier direkt am Meer gebucht – und schreibe diese Zeilen von Gran Canaria aus. Statt vielleicht einfach mal zu einem Herzspezialisten zu gehen, um nach Linderung der Beschwerden zu suchen. Meine Güte, ich bin durch meinen Vater vorbelastet, der ist mit 68 am dritten Infarkt verstorben. Okay, er hatte auch ein aufregenderes Leben hinter sich als ich Wohlstandskind: Fünf Jahre im Krieg, fünf Jahre in russischer Kriegsgefangenschaft und danach Musiker in den total verrauchten Tanzschuppen Leipzigs. Trotzdem, es kann ganz schnell gehen, wie wir alle aus näherer Umgebung wissen. Also schnell noch mal Leben spüren: Luft, Sonne, berauschende Frühlingsdüfte… Obwohl: Mit der Sonne ist es so eine Sache. Die traumhafte Wohnung, die ein junger, spanischer Pilot vermietet, liegt wirklich direkt am Meer, aber im Norden der Insel. Es ist einfach immer bewölkt, stürmisch und kalt. Sagen wir‘s mal so: Ich hätte auch an die Ost- oder Nordsee fahren können. Also fliehe ich mit mei- nem Fiat Panda Richtung Sonne und habe über tausende von atemberaubenden Serpentinen schon die ganz Insel umrundet – was gewaltiger klingt als es ist: Gran Canaria ist mit zirka 60 Mal 60 Kilometer Fläche nicht sehr viel größer als Berlin. Jetzt steht eigentlich nur noch die Inseldurchquerung aus, was bedeuten würde: 10 Kilometer Serpentinen. Harte Arbeit! Ich denke, ich entscheide mich fürs Faulenzen am Strand von Maspalomas, der schönste der Insel. Die nächste Reise steht übrigens bereits Ostern an: Paris mit Paula, das hatte ich ihr vor zwei Jahren, an ihrem 33. Geburtstag, geschenkt. Dann ist auch die Fastenzeit vorbei und ich darf mal wieder einen Schluck Rotwein schlürfen. Bis dahin grüße ich Euch alle Euer Reise-Junky Daggie P.S. Auf keinen Fall „Der Hundertjährige, der aus dem Fenster sprang und verschwand“ im Kino anschauen! Ist gegenüber dem Buch eine herbe Enttäuschung. 14 jot w.d. 4/2014 Empfehlungen Bunt wie unser Leben Auftragsfotografie vom Leben in der DDR im Museum Eine bildhübsche Traktoristin am Lenkrad des Fortschritts. Oder: Ordentliche und interessiert zuhörende Landwirtschaftsschülerinnen mit blitzsauberen Halbschuhen auf dem Sandweg kleben an den Lippen des erklärenden Arbeiters und Bauers vor der blitzsauberen Strohpresse, Marke Fortschritt. Oder weibliche und knakkige Spätpubertierende in anspre- chenden Farben machen Appetit auf den Sozialismus in der „VEB Baumwollspinnerei und Zwirnerei Leinefelde“. Wer die Ausstellung „Farbe für die Republik“ besucht hat, kann mit Sicherheit sagen, dass nicht alles schlecht war. „Verschwindet mit dem Müll, das ist ja völlig wirklichkeitsfremd, mit glücklichen lächelnden Menschen auf jeder Seite“ blaffte 1987 ein uffn Wedding jezogener Freund die Zeugen Jehovas an, die an seiner Haustür gerade ihren zweiten Missionierungsver- such beginnen wollten. Garantiert echt waren solche Abbildungen hingegen im zweiten, im gerechteren deutschen Staat. Souveräne, zufriedene Staatsbürger zeigt die gerade eröffnete Ausstellung im Deutschen Historischen Museum, strebsame und glückliche Kollektivisten, und ganz Friedensstaatuntypisch sogar in Farbe. Das Museum zeigt erstmals Bilder aus der Sammlung der beiden namhaften DDR-Bildjournalisten Martin Schmidt und Kurt Schwarzer. Deren Archive waren Anfang der 1990-er angekauft worden. Sie umfassen ein breites Themenspektrum aus vier Jahrzehnten DDR. Unter den jeweils etwa 50 000 Negativen befinden sich auch zahlreiche Farbaufnahmen – die Grundlage der Ausstellung. Martin Schmidt und Kurt Schwarzer gehörten als freischaffende Bildjournalisten zu einer seltenen Berufsgruppe in der DDR. Ihre Reportagen entstanden im Auftrag verschiedener Zeitschriften, darunter auch die „FDGB-Rundschau“, das Magazin der DDR-Auslandspropaganda oder die Frauenzeitschrift „Für Dich“. Werbefotos für moderne VEBs, Produkte, Messen und Kochbücher belegen die Vielfalt ihres Schaffens. Mit der Ka- mera besuchten sie Betriebe und LPGs, Kindergärten und Altenheime, berichteten vom Leben der Frauen in der DDR und dokumentierten neben anderen Großstädten auch das moderne Berlin. Zu ihrem Recht kommen jugendliche Schiffsmodellbauer ebenso wie der gute Volkspolizist oder vorzeigbare Feierabendheime. Ihrem Auftrag folgend zeigten sie Facetten eines erfüllten Arbeits- und Lebensalltags im Sozialismus. Ohne Dreckecken, Lieferschwierigkeiten oder Versorgungsengpässe. So zeigt eine sehr gekonnt arrangierte Aufnahme mit Fischernetz und Sand für ein Fischgerichte-Kochbuch im Vordergrund einen Hummer – ein eher seltenes Vergnügen in HO und Dorfkonsum. In der Ausstellung verteilte Hörstationen erläutern zu zahlreichen Bildern den geschichtlichen Hintergrund. „Diese Ausstellung wartet darauf, von den Erlebern kommentiert zu werden“, bemerkte Museumsleiter Alexander Koch zur Eröffnung. So können Besucher an speziellen Sprechstationen ihre eigenen Kommentare hinterlassen. Zu sehen ist die Ausstellung noch bis 31. August im Deutschen Historischen Museum, Unter den Linden 2, geöffnet täglich 10-18 Uhr, Eintritt: 8/4 Euro, bis 18 Jahre frei. Am 7. April, 19 Uhr, gibt es im Zeughauskino eine Podiumsdiskussion zum Thema „Auftrag: Bild. Grenzen und Möglichkeiten offizieller Fotografie in der DDR“, Eintritt frei. Zur Ausstellung ist ein Katalog für 30 Euro erschienen. Ein liebevoll gemachtes Heft mit zahlreichen Nachdrucken des schönen Lebens aus den verschiedenen Magazinen der DDR ist für 7 Euro zu haben. Henson Stehling Mit einer „Vespa“ statt des „Berlin“ spürte man einen Hauch Italien: Kurt Schwarzers „Paar mit Motorroller vor dem Kraftwerk Vockerode“ war das Titelbild der Frauenzeitschrift „Für Dich“ Heft 18/1963 und zeigt, dass moderne Fotografie in der DDR durchaus eine Heimstatt hatte. Genau aufpassen und mitschreiben: Martin Schmidts „Auszubildende eines Volkseigenen Gutes“ entstand für die Bildreportage „Berufe mit Zukunft“, die in der „FDGB-Rundschau“ Heft 10-11/1967 veröffentlicht wurde. Beide Bilder werden in der Ausstellung des DHM gezeigt. Uschi Brüning im Studio Kofferradio mit Hits und Raritäten Berlin – Jeden Sonnabend zwischen 14 und 15 Uhr ist „Kofferradio“-Zeit beim Sender Alex Berlin, zu empfangen bei Antenne 88,4 und 90,7, im Berliner Kabelnetz 92,6 sowie im Internet: www.alex.berlin.de, www.siggitrzoss.de, www. radio-today.de. Am 5. April heißt es wieder „Vom Hörer für den Hörer“. Olaf aus Berlin stellt in Wort und Musik die Sängerin Ina Martell vor. Es erklingen u.a. Schlager wie „Heut sehn uns alle Bostella tanzen“, „Zwei Küsse beim Nachhause gehen“ und „Dann kamst du mir entgegen“. Am 12. April ist die Sängerin Uschi Brüning (Foto) zu Gast im Studio an der Voltastraße. Im Gespräch mit Moderator Siggi Trzoß erzählt die bekannte Jazzsängerin aus ihrem Leben. Zu hören sind einige ihrer Hits wie „Bunte Bilder“, „Komm doch zu mir“, „September“ und „Dein Name“. Am 19. April gibt es eine Grußund Wunschsendung zum Osterfest. Dabei sind Nina Lizell, Helga Brauer, Brigitte Rabald, Peter Tschernig, Roland Neudert, Sonja Siewert & Herbert Klein und viele andere. Eine Geburtstags- und Erinnerungssendung erinnert am 26. April u.a. an Hits von Dagmar Frederic, Ekki Göpelt, Maja Catrin Fritsche, Monika Hauff, Ingo Graf, Siegfried König und Bill Ramsey. Musikwünsche und Anregungen zur Sendung an Kofferradio, Alex Berlin, Voltastr. 6, 13355 Berlin, per Fax an 030-99 150 23 oder per email an [email protected]. I. Dittmann direkt – Briefe & Antworten jot w.d. 4/2014 15 Das Glück gepachtet Hilfe gesucht Projektstart Jane T. „freut“ sich über verschleierte Einladungen zu Verkaufsveranstaltungen Peter-Weiss-Bibliothek braucht neue ehrenamtliche Mitstreiter AWO eröffnete Büro mit Bildungsangeboten Am 21. März fand die Mitgliederversammlung des Vereins zur Förderung der Peter-Weiss-Bibliothek statt. Neben der Wahl des Vorstands – zur Vorsitzenden wurde Gisela Peter wiedergewählt – ging es vor allem um Ideen für die weitere Arbeit. Angesichts der zurückgehenden Leserzahlen – eine Tatsache, mit der auch andere Bibliotheken zu kämpfen haben – müssen wir Wege finden, um neue Bücherfreunde zu gewinnen. Lesen und das Gespräch über Gelesenes bereichern unser Leben, helfen, Isolation zu durchbrechen, machen Mut und lassen uns über den eigenen Tellerrand hinaus schauen. Darin waren sich alle Anwesenden einig. Die Arbeit in der Bibliothek macht Spaß, gibt uns die Gewissheit, etwas Sinnvolles und Nützliches zu leisten. Um aber unsere Arbeit auch in den nächsten Jahren erfolgreich weiterführen zu können, brauchen wir dringend neue ehrenamtliche Mitstreiter: Leute, die sich für Bild- und Textgestaltung am PC begeistern und z.B. Werbemittel für Bibliothek und Verein gestalten könnten; Bücherwürmer und Leseratten, die die Schätze unseres Buchbestandes für sich entdekken und vielleicht auch für andere erschließen möchten. Hätten Sie nicht Lust mitzumachen? Sie finden uns in der Hellersdorfer Promenade 24. Öffnungszeiten der Bibliothek: Dienstag bis Donnerstag jeweils von 14 bis 16 Uhr. Weitere Informationen über die Peter-Weiss-Bibliothek im Internet www.peter-weiss-bibliothek.de. Gertraude Sumpf Mit vielen Besuchern aus Politik, Verwaltung, Fachöffentlichkeit sowie aus dem Bereich der Marzahn-Hellersdorfer Trägerlandschaft wurde unser neues Projektbüro „Vorurteilsbewusste Bildungsangebote für Roma-Familien in Marzahn-Hellersdorf“ an der Schwarzwurzelstraße 48 eröffnet. Bürgermeister Stefan Komoß und Jugendstadträtin Juliane Witt unterstrichen die Bedeutung niedrigschwelliger Bildungs- und Begegnungsangebote für die im Bezirk lebenden Roma-Familien, aber auch die Notwendigkeit des interkulturellen Dialogs. Robert Schwind, Vorsitzender des Kreisverbandes, betonte, die AWO habe sich „nie weggeduckt, wenn es darum ging, benachteiligte Gruppen zu unterstützen und zu befähigen, ihre Geschicke selbstbewusst in die Hand zu nehmen“. Das Projekt hat eine Laufzeit bis Ende August 2016. Es wird durch die Aktion Mensch e.V. gefördert und verfolgt mehrere Ziele. An erster Stelle steht die Vertrauensbildung durch den interkulturellen Eltern-Treff, Gesprächsrunden, thematische Gesprächsangebote für Eltern, beispielweise zum Übergang Kita-Grundschule oder zum Thema gesunde Lebensweise. Ein zweiter Schwerpunkt ist das Sprachtraining für Eltern, insbesondere für Eltern, deren Kinder in umliegenden Grundschulen betreut werden ein Sprach- und Kommunikationstraining für den ganz normalen Alltag. Das stärkt die Kommunikation der Eltern untereinander und fördert die aktive Elternarbeit an Grundschulen. Ein dritter Aspekt ist die Hausaufgabenhilfe für Kinder der Falken-Grundschule, der Ebereschen-Grundschule und der Schule am Grünen Stadtrand. Dr. Sufian Weise, Projektleiter Kostenlos ins Tropical Islands, Frühstück, Mittagessen und sogar die Fahrt auch noch kostenlos dabei: Frau T. ist ein Glückskind! Am 23. April könnte sie das Freizeitparadies vielleicht kennenlernen – wenn sie sich denn zur Haltestelle bequemen würde. Doch wahrscheinlich bleibt sie wieder zu Hause. Seit Jahren ist sie Zielperson für Kaffeefahrtanbieter. Dieses Mal hätte sie sich beinahe leimen lassen. „Was habt ihr getan?“, wedelt sie mit dem Brief vor ihrem Ehemann. „Habt ihr mich irgendwo eingetragen, als du vergangene Woche mit unseren Söhnen dort warst? Oder habt ihr auf der Internationalen Tourismusbörse unter meinem Namen irgendwas mitgemacht?“ Unten auf rundfahrt durch Berlin dürfte der Weg stadtauswärts ins Brandenburgische sein, „um den Tropical Islands Park zu besichtigen“. „Ein Tropical Islands Park ist mir völlig unbekannt“, winkt Tropical Islands-Pressesprecher Patrick Kastner ab. „Auch eine Firma TIB-Infocenter kenne ich nicht, sie steht mit uns in keinerlei geschäftlicher Beziehung“, erklärt er weiter. Ein weiterer Witz ist die Absender-Anschrift des „TIB-Infocenter Deutschland-Berlin“. Es hat ein Postfach 1025 in Berlin/Brandenburg. Wo denn? In Berlin oder in Brandenburg? Und wo in Brandenburg? Ein Postfach 1025 gibt es an den -zig Berliner Postfachfilialen nicht, und hat Brandenburg keine Postleitzahl? Uhrzeiten für ein dem Brief prangt das Logo des Badeparadieses, oben ein Foto der früheren Luftschiffhalle in der Lausitz. Der Mann jedoch erweist sich ausnahmsweise als unschuldig: Nebulöse und missverständliche Versprechungen im Text, Formulierungen, die bei akribischem Hinsehen etwas völlig Anderes bedeuten und merkwürdige Absenderangaben, die so nicht stimmen können. Das Schreiben erfüllt die typischen Echtheitskriterien einer Kaffeefahrteinladung. Schon den Text kann sich die Adressatin auf der Zunge zergehen lassen. Ausgelost wurden demnach 100 Personen aus Berlin Brandenburg und Umgebung. Die können den „Tropical Islands Park“ besichtigen. Gibt es da einen Park? War das nicht ein Alu-Monster inmitten der Pampa? Ist das drinnen oder draußen, oder ein Zelt außerhalb des Schwimmbads? Es folgen einige Wikipedia-Informationen über die ehemalige Luftschiffhalle – aber nirgends steht explizit, es ginge hinein. Die Reise ist angeblich kostenlos – aber gilt das auch für das angekündigte „reichhaltige Mittagessen“? Genaues Lesen bildet. „Unser Reiseservice wird Sie an Ihrer Haltestelle abholen und … ins TIB-Infocenter fahren“. Das TIB-Infocenter – wo und was ist das? Nur Google kennt es und springt sofort zu Warnungen vor Kaffeefahrten. Dort, so informiert das Anschreiben weiter, wird es eine kurzweilige Promotionshow geben, eine Verkaufsveranstaltung also. Die spätere kleine Stadt- Kunden-Service-Telefon sind eingedruckt, aber auf wunderliche Weise wurde die Telefonnummer vergessen. Wie gut, wenn so viele Indizien zusammen kommen. 1996 geriet Jane T. irgendwie mit ihren damals zarten 24 Jahren in die Rentneradressdatei der Kaffeefahrtanbieter. Sie ist zwar noch niemals mitgefahren, bekommt jedoch regelmäßig Einladungen zu Gewinnübergaben, Prämien für besonders treue Kunden, Fresspakete. Obwohl T. nie an einem Gewinnspiel oder einer Verlosung teilgenommen hat. Selbst nach dem Umzug in einen anderen Stadtbezirk 1999, den sie niemanden mitgeteilt hatte, ging die Glückssträhne weiter. Wenn sie denn nur jemals mitführe, so könnte sie meist noch Lebenspartner und Freunde mitnehmen. Die würden dann ebenfalls beschenkt. Jane T. hat mittlerweile einen selektiven Blick entwickelt auf die Briefe ohne Absender, ohne Ansprechpartner oder unterschrieben von Allerweltsnamen mit Postfachadressen irgendwo in der Pampa. Einzig glaubhafte Angabe ist immer Ort und Abfahrtszeit des Busses, in den sie mit unbekanntem Ziel ins Glück fahren könnte. Meist fliegt diese Post noch unten am Briefkasten ins Altpapier. Henson Stehling Ein gut verständliches Infoblatt zu Kaffeefahrten gibt es im Internet unter www.brake.de/fileadmin/ docs/kaffeefahrten_merkblatt_0209-09.pdf jot w.d. 4/2014 Bald nun ist Osterzeit Problembezirk am Arsch der Welt? Offensichtlich ist „Marzahn-Bashing“ derzeit wieder einmal richtig „in“: Erstes Beispiel: „Lauras Deutschlandtagebuch: Kindheit im Problembezirk“ – diese zweiteilige Reportage lief am 17. und 18. März in der Sendung „Taff“ im TV-Sender Pro Sieben. Das Bild von Hellersdorf, das dabei gezeichnet wurde, ist das eines düsteren „Bezirkes“, in dem angeblich 80 Prozent aller Familien von Hartz IV leben, ein Schulabschluss bei Jugendlichen „immer mehr die Ausnahme“ sei, hier überdurchschnittlich viele arme Menschen lebten usw. usf. Die „Junge Union Wuhletal“ reagierte zu Recht mit einem „Offenen Brief“ an den Sender, in dem sie sich über die Verbreitung billiger Klischees und unwahrer Fakten empörte. Zweites Beispiel: Ein ansonsten sehr sachkundig geschriebener Artikel über das Jubiläumskonzert der „Sputniks“ im Freizeitforum Marzahn, veröffentlicht im Internet-Blog „rockroulette“, beginnt mit dem Satz „So gut wie keine Werbung im Vorfeld und eine Mehrzweckhalle am Arsch der Welt“ 5 und endet mit: „Bei so viel Spielfreude wäre ein 60-jähriges Jubiläum wünschenswert. Dann aber bitte nicht in Marzahn!“. Drittes Beispiel: Am „KulTour à la carte“- Wochenende war für den 29. März, 16 Uhr, eine Konzertlesung mit dem Schauspieler, Sänger und Autor Klaus Hoffmann in der Zentralbibliothek im FFM, Marzahner Promenade 55, angekündigt. Bereits Mitte des Monats kam vom Management eine Absage „wegen akuter Erkrankung des Künstlers“. Laut Presseveröffentlichungen trat Hoffman aber am 22. März im Ernst-Reuter-Saal im Rathaus Reinickendorf mit seinem Programm „Als wenn es gar nichts wär“ auf. Auf der Internetseite dieses Bezirkes und der eigenen des Künstlers fanden wir keine Absage wegen Krankheit. Und am 28. März, 21.45 Uhr, nur wenige Stunden vor der geplanten Marzahner Lesung, war der „Grandseigneur“ Studiogast bei Bettina Böttinger im „Kölnertreff“ des WDR. Putzmunter! I.D. Nach dem Krieg um 12 am Meer Die neue Hafenkneipe Zlata Praha, also Goldenes Prag, befindet sich dort, wo der Touristenstrom in der Unesco-WelterbeAltstadt von Stralsund auf Holzstapel, Schienen und den Rest des einst ausgedehnten Hafengeländes stößt. Der Gulasch a la Schwejk mit Knödeln und das Pilsner Urquell schmecken. Weshalb entsteht eine tschechische Kneipe gerade hier neben Klabautermann und Ozeaneum? Nach dem ersten Bier erinnere ich mich, dass die mit Meer unterversorgten Tschechen zu DDR-Zeiten vor die Wahl gestellt waren: Billiger, aber kalter Ostseeurlaub oder teure Adria. Seit der Wende ist das Rennen scheinbar zugunsten warmer Meere und zu Lasten teurer deutscher Küsten entschieden. Also eher eine exotische Kneipe für die wenigen Tschechen in der Diaspora? Wieso Diaspora, ist doch slawisches Stammland hier, sinniere ich beim zweiten Bier. Zwar wurde ihr letzter frei gewählter Mecklenburger König Niklot im Zuge der Christianisierung vor 850 Jahren von der frommen deutschen Vorhut im Wendenkreuzzug, heutzutage von manchem als Wiege der NATO gesehen, enthauptet. Sein Sohn Pribyslaw allerdings neigte angesichts der Wahl zwischen Galgen und Taufbecken zu letzterem. Der bekehrte Heide wurde so zum leuchtenden Vorbild für seine bäuerlichen Untertanen und so manchen Slawenfürsten der Gegenwart. Zum Dank durfte Pribyslaw nach reumütiger Pilgerreise gen Jerusalem nur sieben Jahre nach des Vaters Ermordung die Dynastie slawisch-christlicher Mecklenburger Fürsten begründen. Sie herrschte rekordverdächtige sieben- einhalb Jahrhunderte bis zur Revolution von 1918 im Schweriner Schloss. Das darauf folgende Intermezzo nichtslawischer, nämlich lupenrein arischer Herrscher währte im Nordosten nicht lange, dann waren nach einem gescheiterten Kreuzzug die Russen da. Gorbatschow zog sie knapp 50 Jahre später gegen die Versicherung zurück, die Heerscharen der NATO würden ihnen nicht auf dem Fuße folgen. Nach weiteren zwanzig Jahren waren alle diese Absprachen Schall und Rauch, das glaubten die neuen Frommen bis zum Einmarsch der Russen auf der Halbinsel Krim. Ich lasse mir derweil das dritte Pilsner Urquell munden. Ist ein nächstes Scharmützel plötzlich und unerwartet nicht mehr undenkbar…? Sind die Grausamkeiten der Geschichte vergessen, ein weiteres Blutvergießen schon wieder akzeptabel? Auf welche absurde Gedankenkette bin ich da nach dem Genuss einiger Biere im äußersten Vorposten tschechisch-slawischer Kultur an der Ostsee gekommen! Sei es drum: Nach dem Kriege um 12 treffen wir uns im Zlata Praha, Am Querkanal 3a zu Stralsund, mit Kellner Ladislav Prochazka, falls er dann noch am Leben ist. Im hoffentlich dann noch heilen Weltkulturerbe zu Stralsund! Dies sei zur Sicherheit gesagt, falls sich der aktuelle Kreuzzug doch noch zum Allerallerübelsten weiter entwickeln sollte. Euer Schwejk ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ Frühlingshaftes jot w.d.-Preisrätsel Es sind Begriffe mit zehn Buchstaben folgender Bedeutung zu bilden: 1. Blumengruppe, die sich jetzt 2 zeigt, 2. sie dauert bis zur Sonnen3 wende immer länger, 3. damit wurde ein Prediger in Jerusalem be4 straft, 4. er sollte nun neu gestrichen werden, 5. er haut jetzt Löcher 5 U N in Bäume, 6. wurde früher im Frühjahr gebraut, 7. sie begann diesmal 6 R Z am 30. März, 8. beliebtes Reiseziel im Frühling, 9. der wichtigste Fei7 M E ertag der Christenheit, 10. in der Sommerzeit hat man es nicht län8 D A ger, nur später. F R 9 Die Buchstaben in den markierten Feldern ergeben – neu sortiert – die G E 10 40 Tage nach Aschermittwoch. Schicken Sie Ihre Lösung bis 25. April (Poststempel) an jot w.d., Müllerstr. 45, 12623 Berlin, Kennwort Rätsel, und gewinnen Sie u.a. ein Karikaturenbuch. 1 B L G K G U N Z Auflösung des Preisrätsels aus jot w.d. 3/2014: 1. Kartoffeln, 2. Goldbrasse, 3. Eierkuchen, 4. Mirabellen, 5. Kirschsaft, 6. Szegediner, 7. Sahnetorte, 8. Krautsalat, 9. Pampelmuse, 10. Kakaomilch. Das Lösungswort lautete: Schokolade. Die Preise gingen per Post an die Gewinner. Herzlichen Glückwunsch! ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ Hubertus hilf! Foto: Nachtmann Ja, die Hasen sind auch nicht mehr das, was sie mal waren. Und die Eier schon gar nicht. Oder versteckt sich hier ein kleiner Hinweis auf zu viel Plaste, die wir verwenden und die u.a. einen Millionen Tonnen schwerer Müllteppich in den Ozeanen hinterlässt? Diesen „Ostergruß mit Küken“ sandte uns unser treuer Leser Hermann Wollner aus Hellersdorf. Letzte Seite Au weia: 25 Jahre nach dem Anschluss wird ausgerechnet in der „Hauptstadt Europas“, in Brüssel, „Werbung“ für die DDR gemacht. Wann geht Hubertus Knabe dagegen vor?