Bobath–Konzept (für Erwachsene)

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Bobath–Konzept (für Erwachsene)
Kurzbeschreibung physiotherapeutischer Behandlungsmethoden
– Grundlagen zur Verbesserung der Prozeßqualität –
Die internationale Klassifikation von impairments,
disabilities und handicaps (ICIDH–2) empfiehlt
den an einer medizinischen Rehabilitationsbehandlung Beteiligten eine gemeinsame Sprache
unter Verwendung inhaltlich definierter Begriffe.
Dies bedeutet, dass auch Therapieverfahren von
Verordner und Ausführendem inhaltlich gleich
verstanden werden.
Die interdisziplinär mit leitenden Physiotherapeuten, Unfallchirurgen und Orthopäden aus ver–
Folge 1:
schiedenen Institutionen besetzte Sektion Physikalische Therapie der Deutschen Gesellschaft für
Unfallchirurgie hat sich zum Ziel gesetzt, alle
gebräuchlichen
Physiotherapiemethoden
in
komprimierter
Form
allgemeinverständlich
darzustellen.
Nicht nur die einheitliche Sprache, auch das
einheitliche Verständnis von Behandlungs–
methoden optimiert die Qualität und das Ergebnis
eines Therapieprozesses.
Bobath–Konzept (für Erwachsene)
Geschichte
Diese Behandlungsform wurde von der Krankengymnastin Berta Bobath nach dem 2. Weltkrieg
auf der Grundlage ihrer Erfahrungen und Beobachtungen entwickelt. Als Neurologe hat ihr
Mann dieses Konzept neurophysiologisch untermauert. Entwickelt wurde das Bobath–Konzept für
die Behandlung von halbseitengelähmten Patienten, heute wird es hauptsächlich bei der Behandlung von Erkrankungen des Zentralnervensystems
eingesetzt.
Kurzbeschreibung
Die Therapie muss immer als umfassende Behandlung gesehen werden. Alle an der Behandlung Beteiligten sollen die Behandlung gemeinsam planen und aufeinander abstimmen, z.B.
Physiotherapeut, Pflegekraft, Ergotherapeut usw.
Eine umfassende konzeptspezifische Befunderhebung analysiert die erhalten gebliebenen Funktionen (Bewegung, Wahrnehmung usw.) und entstandenen Abweichungen. Das Behandlungsprogramm entspricht dann den individuellen
Schwierigkeiten des Patienten, daher gibt es
keine festgelegten Übungsfolgen. Erfolgreich
kann eine Behandlung nach Bobath–Konzept nur
sein, wenn bestehende Wahrnehmungsprobleme
erkannt und therapiert werden.
Behandlungsinhalte
Die Behandlung zielt darauf ab, pathologische
Haltungs– und Bewegungsmuster zu hemmen,
um einen möglichst normalen Muskeltonus zu
erreichen. Gleichzeitig werden normale Reaktionen (Stellreaktion, Gleichgewichtsreaktion, usw.)
angebahnt. Im Bobath–Konzept wird mit 3 Behandlungstechniken gearbeitet, die in der Therapie ineinander übergehen:
Inhibition (Hemmung) von Tonus und pathologischen Bewegungsmustern, um eine bessere Ausgangssituation für aktive Bewegungen zu schaffen,
Facilitation (Bahnung) physiologischer Bewe–
gungsmuster,
Stimulationstechniken im Sinne von Maßnahmen,
die das taktile, propriozeptive und vestibuläre
Wahrnehmungssystem ansprechen.
Ziele
- Änderung pathologischer Bewegungsmuster
durch Verbesserung der Tonusregulation,
- Unterstützung der Wahrnehmung,
- Hemmung abnormer Bewegungsmuster,
- Bahnung physiologischer Bewegungsmuster.
Anwendungsbeispiele
- Schädel-Hirn-Traumata höheren Grades
- Patienten mit Halbseitenlähmung
- Querschnittlähmung
Literatur (auszugsweise)
Bobath Gesellschaft, Biewald F (Hrsg) (2003) Das
Bobath Konzept, l
Sektion Physikalische Therapie der Deutschen
Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU):
Belzl H., BGU-Klinik Tübingen
Borlinghaus E., BGU-Klinik Murnau
Ernst U., BGU-Klinik Murnau
Fromm B., Sigmund Weil-Klinik, Bad Schönborn
Graeber M., BGU-Klinik Murnau
Gutbier M., BGU-Klinik Ludwigshafen
Moorahrend U., Fachklinik Enzensberg
Ritter G., Gesundheitszentrum Provita, Augsburg
Settner M., BGU-Klinik Duisburg-Buchholz
Wentzensen A., BGU-Klinik Ludwigshafen