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C. Bösmüller et al.: Initiale Immunosuppression ohne Calcineurin-Antagonisten C. Bösmüller, R. Öllinger, H. Bonatti, W. Mark, R. Kafka, G. Brandacher, St. Schneeberger, R. Margreiter Transplantationsmedizin 2004, 16. Jahrg., S. 91 Initiale Immunosuppression ohne CalcineurinAntagonisten nach Nierentransplantation im Rahmen des old-for-old-Programmes Einleitung: Zur Vermeidung von Nephrotoxizität verabfolgten wir unseren über 65-jährigen Empfängern von über 65-jährigen Spendernieren eine initiale Immunosuppression ohne CalcineurinInhibitoren zugunsten der Kombination eines IL-2-Rezeptorantagonisten mit MMF und Cortison. Nach Stabilisierung der Transplantatfunktion wurden Calcineurin-Inhibitoren hinzugefügt. Patienten und Methoden: Zwischen Juni 1999 und November 2003 wurden insgesamt 38 im Mittel 67,9 (65 – 80) -jährige Empfänger von im Mittel 69,3 (65 – 83) -jährigen lokalen Spenderorganen ohne initialen Calcineurin-Inhibitor immunosupprimiert unter Verwendung von Simulect (n = 30) oder Zenapax (n = 8), mit MMF und Cortison. Cyclosporin A (n = 28, Ziel-C0-Spiegel 180 – 200 ng/ml) wurde im Mittel an Tag 8,2 (4 – 42) begonnen, bzw. Tacrolimus (n = 10, Zielspiegel 8 – 10 ng/ml) an Tag 4,1 (1 – 6). Bei eher schlechtem HLA-Mismatch mit MM-AB 2,6 (0 – 4) bzw. MM-DR 1,3 (0 – 2) war die mittlere kalte Ischämiezeit mit 14:01 (05:04 – 22:50) relativ kurz. Ergebnisse: Die initiale Nichtfunktionsrate mit 31,6% (12/38) war reversibel, ebenso die insgesamt 10 Abstoßungsreaktionen (26,3%), die mittels Steroidbolustherapie behandelt wurden. Abgesehen von einer Listerien-Meningitis mit konsekutiven neurologischen Komplikationen, waren alle Infektionen beherrschbar. Ein Transplantatverlust im 6. Monat beruhte auf chronischer Abstoßungsreaktion. Je 1 Patient verstarb im 11. Monat an kardialer, im 17. Monat an neurologischer und am 27. Monat an onkologischer Ursache. Das Einjahres-Patienten/Transplantatüberleben betrug 97,4/94,7%, das Zweijahres-Patienten/Transplantatüberleben je 92,1%. Der mittlere Serumkreatininwert in den Monaten 6/12/24 betrug 1,5/1,5/1,7 mg%. Schlussfolgerung: Bei über 65-jährigen Empfängern von über 65jährigen Spendernieren können sehr gute Ergebnisse unter Calcineurin-Inhibitoren-freier initialer Immunosuppression unter Verabfolgung eines IL-2-Rezeptorantagonisten mit MMF und Cortison erzielt werden. Klinische Abteilung für Allgemeine und Transplantationschirurgie, Universitätsklinik, Innsbruck, Österreich Bösmüller C, Öllinger R, Bonatti H, Mark W, Kafka R, Brandacher G, Schneeberger St, Margreiter R (2004) Initiale Immunosuppression ohne Calcineurin-Antagonisten nach Nierentransplantation im Rahmen des old-forold-Programmes. Tx Med 16: 91-95 Schlüsselwörter: Nierentransplantation, old-for-old, Calcineurin-Antagonisten, IL2-Rezeptorantagonist Initial Immunosuppression without Calcineurin Antagonists after Renal Transplantation within the Old-for-Old Programme Introduction: In order to avoid nephrotoxicity our > 65 year-old receipients of >65 year-old donor kidneys were administered ini- Transplantationsmedizin 2004, 16. Jahrg., S. 92 C. Bösmüller et al.: Initiale Immunosuppression ohne Calcineurin-Antagonisten tial immunosuppression without calcineurin inhibitors in favour of a combination of an IL-2 receptor antagonist together with MMF and cortisone. After stabilisation of graft function, calcineurin inhibitors were added to the protocol. Patients and methods: From June 1999 to November 2003 a total of 38 patients with a mean age of 67,9 (65 – 80 yrs) receiving local organs of donors with a mean age of 69,3 (65 – 83 yrs) were administered immunosuppressive therapy without initial use of calcineurin inhibitors within a regimen consisting of Simulect (n = 30) or Zenapax (n = 8) together with MMF and cortisone. Cyclosporin A (n = 28, target C0-level 180 – 200 ng/ml) was started on day 8,2 (4 – 42) and Tacrolimus (n = 10, target level 8 – 10 ng/ml) on day 4,1 (1 – 6), respectively. With a rather bad HLA mismatch of MM-AB 2,6 (0 – 4) and MM-DR 1,3 (0 – 2), respectively, the mean cold ischemia time was relatively low at 14:01 (05:04 – 22:50). Results: The initial rate of non-function of 31,6% (12/38) was reversible. The total of 10 rejection episodes (26,3%) treated with steroid bolus therapy also were reversible. All infections except 1 Listeria meningitis with ensuing neurological complications were treated successfully. 1 graft loss at month 6 was due to chronic rejection. One patient each died from cardiac cause at month 11, from neurological problems at month 17 and from oncological cause at month 27. The 1-year patient and graft survival was 97,4 and 94,7%, respectively, the 2-year patient and graft survival was 92,1% each. Mean serum creatinine value was 1,5, 1,5 and 1,7 mg% at months 6, 12 and 24, respectively. Conclusions: In patients older than 65 years receiving kidneys from donors older than 65 years, very good results can be achieved using an initial calcineurin inhibitor free immunosuppression by administration of a IL-2 receptor antagonist together with MMR and cortisone. Key words: renal transplantation, old-for-old, calcineurin antagonists, IL-2 receptor antagonist Einleitung Die steigende Zahl älterer Patienten auf der Warteliste zur Nierentransplantation und das Bestreben nach bestmöglicher Nutzung von älteren Spenderorganen führte zur Etablierung des old-for-oldProgrammes durch Eurotransplant (1 – 5). Dieses sieht die Übertragung von Organen über 65-jähriger Spender auf über 65-jährige Empfänger vor, wobei die regionale Zuteilung zu einer möglichst kurzen kalten Ischämiezeit führen soll. Um eine weitere Schädigung dieser oftmals sicherlich nicht optimalen Spenderorgane zu vermeiden, ist man bemüht, nach erfolgter Transplantation potentiell nephrotoxische Pharmaka möglichst zu vermeiden (5). Wir entschlossen uns deshalb, in dieser Situation die immunosuppressive Therapie ohne Calcineurininhibitoren zu beginnen und erst nach Stabilisierung der Transplantatfunktion auf Cyclosporin A oder FK-506 zu erweitern. Die Erfahrungen mit diesem Konzept wurden anhand der prospektiv gesammelten Daten analysiert und sollen hier mitgeteilt werden. Patienten und Methoden Zwischen Juni 1999 und November 2003 wurden insgesamt 38 Empfänger (je 19 Männer und Frauen) in einem mittleren Alter von 67,9 (65 – 73) Jahren von im Mittel 69,3 (65 – 83) Jahre alten lokalen Spenderorganen ohne initialen Calcineurin-Inhibitor immunosupprimiert. Insgesamt 30 Patienten erhielten eine Induktionstherapie mit Basiliximab in einer Dosierung von 2x20 mg (Tag 0 + 4), und 8 Patienten Daclizumab (je 1 mg/kg Körpergewicht mit geplanter maximaler 5-maliger Verabfolgung im 14-Tage-Abstand), kombiniert mit MMF 2x1 g und Prednisolon. Nach Stabilisierung der Transplantatfunktion im Sinne einer Stundenharnmenge von über 60 ml/h mit täglichem Rückgang der Retentionswerte wurde mit Cyclosporin A bei 28 Patienten im Mittel am Tag 8,2 (4 – 42) begonnen, mit einem therapeutischen C0-Zielspiegel von 180 – 200 ng/ml. 10 Patienten erhielten Tacrolimus mit einem Zielspiegel von 8 – 10 ng/ml, begonnen im Mittel am Tag 4,1 (1 – 6), (Tabelle 2). Bei einem eher schlechten HLA-Match mit 2,6 (0 – 4) Mismatches im ABLocus und 1,3 (0 – 2) Mismatches im DR-Locus konnte die mittlere kalte Ischämiezeit mit 14:01 (05:04 – 22:50) Stunden relativ kurz gehalten werden. Die demographischen Daten und Begleiterkrankungen der Patienten sind in Tabelle 1 dargestellt. Alle Patienten wurden vor Aufnahme in die Warteliste einer exakten kardiologischen Evaluierung mit einer Echocardio grafie und Ergometrie/oder Belastungsmyocard-szintigraphie unterzogen bzw. bei suspektem Befund oder entsprechender Symptomatik einer Koronarangiografie zugeführt. Aufgrund der kardiovaskulären Risikosituation des Patientenkollektivs verabfolgten wir postoperativ eine low-doseHeparinisierung bzw. einen Thrombozytenaggregationshemmer. Bei den Patienten mit bekannter koronarer Herzerkrankung wurde die bereits ante transplantationem begonnene koronare vasodilatative Medikation postoperativ fortgesetzt. Statistische Methoden Die Inzidenzen sind jeweils im Prozentanteil der Patienten angegeben und C. Bösmüller et al.: Initiale Immunosuppression ohne Calcineurin-Antagonisten die errechneten Werte als Mittelwerte im Referenzbereich zwischen jeweils angegebenem Minimum und Maximum dargestellt. Resultate Die initiale Nichtfunktionsrate betrug 31,6% (12/38) und erwies sich in allen Fällen als reversibel. Von insgesamt 10 akuten Abstoßungsreaktionen, wovon insgesamt 8 im Monat 1 und je 1 in Monat 4 und 22 auftraten, wurden je 5 klinisch bzw. bioptisch (Banff I n = 3, Banff II n = 2) diagnostiziert und mittels 3x500 mg Methylprednisolon behandelt. Je 1 Fall von steroidresistenter Abstoßung wurde mit Antithymozytenglobulin bzw. extensivem Plasmaaustausch bei klinisch-dopplersonografischem Verdacht auf eine akute vaskuläre Abstoßungsreaktion erfolgreich behandelt. Vier Patienten wurden von Cyclosporin A auf FK-506 konvertiert: 1 Patient wegen steroidresistenter Abstoßung, 3 Patienten wegen vorausgegangener Banff I-Abstoßung nach vermuteter unterdosierter Basisimmunosuppression. Insgesamt konnten alle Abstoßungen erfolgreich behandelt werden (Tabelle 3). Ein Transplantat ging im 6. p. o. Monat aufgrund einer chronischen Abstoßungsreaktion verloren. In diesem Fall waren eine initiale Nichtfunktion mit über 4-wöchiger Oligurie und Dialysepflicht und eine bioptisch verifizierte akute Abstoßungsreaktion Banf 1 in der 2. p. o. Woche vorausgegangen. Die infektiösen Komplikationen sind in Tabelle 3 zusammengefasst. Abgesehen von einem Fall von Listerien-Meningitis mit letalem Ausgang, konnten alle Infektionen erfolgreich therapiert werden. Ein Patient verstarb an einem zerebralen B-Zell-Lymphom, das 19 Monate nach der Transplantation aufgetreten war. Weiters traten 2 Fälle von Pankreaskarzinom 26 bzw. 12 Monate nach Transplantation auf, ein spinozelluläres Hautkarzinom im Monat 12 und ein Prostatakarzinom am Ende des 1. p. o. Jahres. Die Immunosuppression dieser Patienten wurde nach Diagnose des Malignoms deutlich reduziert und vorzugsweise auf Rapamycin konvertiert. Abgesehen vom ZNS-Lymphom, das einer Strahlentherapie zugeführt wurde, wurden die anderen Malignome mit ku- Transplantationsmedizin 2004, 16. Jahrg., S. 93 Tab. 1: Demographische Daten Männer/Frauen 1. Transplantation 2. Transplantation Alter (Jahre) HLA-Antikörper negativ HLA-Antikorper positiv (6%) Dialysedauer (Monate) 19/19 37 1 67,9 (65–73) 37 1 31,6 (8-65) Grunderkrankungen Chronische Glomerulonephritis Polyzystische Nierenerkrankung Chronische Pyelonephritis Nephrosklerose Diabetische Nephropathie Wegener’sche Granulomatose Balkan Nephropathie Hypernephrom links, stumme Niere rechts Leichtkettengammopathie unbekannt Begleiterkrankungen Arterielle Hypertonie KHK Osteoporose Malignom Spenderalter (Jahre) MMAB MMDR KIZ (Stunden) Anastomosenzeit (Minuten) 13 6 5 4 4 2 1 1 1 1 30 (mittl. Bedarf 2,1 Antihypertensiva) 11 (PTCA: 5, ACB: 1) 5 3 (> 5 Jahre rezidivfrei) 69,3 (65-83) 2,6 (1-4) 1,3 (0-2) 14:01 (05:04 – 22:50) 30,9 Tab. 2: Immunosuppression Initial Simulect + P + MMF Zenapax + P + MMF Simulect + P + MMF + FK (re-TX) 29 8 1 Gabe von Calcineurin-Antagonisten nach Stabilisierung der Nierenfunktion: CYA (n = 28) FK (n = 10) Beginn Tag 8,2 (4-42) Tag 4,1 (1-6) rativem Ansatz chirurgisch therapiert (Tabelle 3). Eine Patientin verstarb im 11. p. o. Monat an Herzversagen, wobei bereits anamnestisch eine diffuse koronare Herzerkrankung bekannt war. Insgesamt trat beim gesamten Patientenkollektiv perioperativ kein Myocardinfarkt auf. Eine Angina pectoris im 1. p. o. Monat erforderte eine koronare vasodi- Zielspiegel 180-200 ng/ml 8-10 ng/ml latative Medikation. Bei 2 Patienten mit Mitralinsuffizienz Grad II bzw. IV wurde ein Mitralklappenersatz durchgeführt, wobei in beiden Fällen ein rezidivierendes Vorhofflimmern vorausgegangen war, und bei einem Patienten zusätzlich eine Vorhofablation mittels Radiofrequenztechnik durchgeführt wurde. Bei einem Patienten mit kardialer Dekompensation als Folge eines zu Transplantationsmedizin 2004, 16. Jahrg., S. 94 C. Bösmüller et al.: Initiale Immunosuppression ohne Calcineurin-Antagonisten Tab. 3: Ergebnisse I ATN Akute Abstoßung Komplikationen: 1. Infektiös Bakteriell: 12/38 (31,6%) 10 (alle reversibel) Harnwegsinfekt Sepsis Pankreatitis Gastritis Enteritis Pneumonie Pleuritis Bronchitis Sinusitis Erysipel Phlebitis Meningitis Parotitis Lidphlegmone 19 4 2 2 2 1 1 1 1 1 1 1 1 1 Herpes labialis CMV Herpes zoster Herpes analis Herpes lingualis Grippe 13 4 1 1 1 1 2. Kardial Herzversagen Angina pectoris Kardiale Dekompens. Mitralinsuffizienz 1 (letal) Monat 11 1 1 2 3. Chirurgisch Lymphocele Ileus Ureternekrose Hämatom 2 2 2 2 4. Ossär Traum. Fingerteilamputation Traum. Fraktur Symphyse Femurkopf Nasenbein 1 1 1 1 5. Onkologisch Prostata-Ca Pankreas-Ca Pankreas-Ca Haut-Ca ZNS-B-Lymphom 1 Viral: großen arteriovenösen Shuntvolumens wurde der Shunt ligiert und dadurch Rekompensation erzielt (Tabelle 3). An chirurgischen Komplikationen sind insgesamt je 2 Fälle von Lymphocele, Ureternekrose, Ureterstenose und Bridenileus sowie Hämatom im Transplantatbereich (wohl begünstigt durch die oben erwähnte Antikoagulantientherapie) zu erwähnen (Tabelle 3). Anlage eines femoro-populären Bypasses im 1. p. o. Jahr zu nennen. An neurologischen Komplikationen sind neben der letalen ListerienMeningitis im 6. p. o. Monat eine Leukencephalopathie mit Gangataxie im 6. Monat zu erwähnen, die auf Cyclosporin A zurückgeführt wurde und sich nach Absetzen des Medikaments deutlich besserte. Das 1-Jahres/2-Jahrespatientenüberleben betrug 94,7%/92,1%. Die 1-Jahres/2-Jahrestransplantatüberlebensrate betrug 94,7%/92,1%. Je ein Patient verstarb im 11. Monat an kardialer, im 17. Monat an neurologischer und am 27. Monat an onkologischer Ursache, alle mit funktionierendem Transplantat (Tabelle 4). Der mittlere Serumkreatininwert in den Monaten 6/12/24 betrug 1,5/1,5/1,7 mg% (Tabelle 5). Diskussion Monat 7 Monat 12 Monat 26 Monat 12 Monat 19 An ossären Problemen traten bei anamnestisch bekannter Osteoporose je eine traumatische Symphysen-, Nasen- und Femurkopffraktur (je Monat 1 und 5) auf, weiters musste bei einem Patienten eine traumatische Fingerteilamputation versorgt werden (Tabelle 3). An vaskulären Komplikationen sind je 1 Vena saphena Thrombose und periphere arterielle Verschlusskrankheit mit Wenn auch Daten der CTS-Studie zu belegen scheinen, dass Nieren von älteren Spendern auf ältere Empfänger übertragen schlechte Ergebnisse bringen (6), muss wohl die Initiierung des old-for-old-Programmes durch Eurotransplant als grundsätzlich sinnvoll bezeichnet werden, da gerade eine für ältere Patienten so wichtige kurze Wartezeit erwartet werden durfte (2 – 4). Zudem sollte bei älteren Empfängern mit ihrer limitierten Lebenserwartung mit Nieren von älteren Spendern mit einer reduzierten Nephronmasse das Auslangen gefunden werden können. Wesentlich erscheinen uns für den Erfolg dieses Programmes zwei Punkte: Einmal die sorgfältige Empfängerauswahl unter ganz besonderer Berücksichtigung deren Comorbidität und hier wieder vor allem der kardiovaskulären Risikosituation (3, 7, 8). Zum anderen erschien uns eine möglichst nicht oder wenig nephrotoxische Immunosuppression sowie Begleitmedikation von besonderer Wichtigkeit zu sein (5). Aus diesem Grund haben wir uns dazu entschlossen, die Immunosuppression älterer Empfänger von älteren Spenderorganen ohne Calcineurin-Inhibitoren zu beginnen und diese erst nach Stabilisierung der Nierenfunktion einzusetzen. Das Rationale für dieses Vorgehen liegt wohl in der Tatsache begründet, dass ischämisch geschädigte Organe beson- C. Bösmüller et al.: Initiale Immunosuppression ohne Calcineurin-Antagonisten Tab. 4: Ergebnisse II Transplantatverlust n=1 Monat 6: Verstorben n=2 Monat 11: Monat 17: Monat 27: 97,4% / 92,1% 94,7% / 92,1 % 1-Jahres/2-Jahres-Patientenüberleben 1 Jahres/2-Jahres-Transplantatüberleben chronische Abstoßung Herzversagen Meningitis Lymphom Tab. 5: Ergebnisse III Transplantationsmedizin 2004, 16. Jahrg., S. 95 plikationsrate ist aufgrund der Comorbidität älterer Patienten gegenüber einem jüngeren Patientenkollektiv deutlich erhöht. Literatur 1. 2. Mittleres Serum-Kreatinin (mg/dl) Monat 6: Monat 12: Monat 24: 1,5 (0,7-2,2) 1,5 (1,0-2,3) 1,7 (0,7-3,1) 3. 4. ders empfindlich auf CalcineurinInhibitoren reagieren. Statt des Calcineurin-Inhibitors wurde eine Induktionstherapie mit einem IL-2-RezeptorAntagonisten und die prophylaktische Immunosuppression mit MMF und Steroiden durchgeführt. Und so hat es sich gezeigt, dass sowohl Cyclosporin A als auch Tacrolimus bei sorgfältiger Dosierung und zu einem späteren Zeitpunkt bei stabiler Transplantatfunktion eingesetzt, von diesen älteren Organen recht gut toleriert werden. So lagen die Serum-Kreatininwerte nur wenig über denen von Empfängern jüngerer Organe. Zudem konnten in keiner der Biopsate Zeichen für Cyclosporin- bzw. Tacrolimustoxizität gefunden werden. Durch entsprechende präoperative Abklärung sowie behutsame postoperative Führung konnte die cardiovaskuläre Komplikationsrate relativ gering gehalten werden. Bei insgesamt 5 Abstoßungsreaktionen bei 38 Patienten und damit einer Abstoßungsinzidenz von 13 % kam die prophylaktische Immunosuppressi- on wohl als ausreichend bezeichnet werden. Während die Inzidenz schwerer infektiöser Komplikationen in diesem relativ kleinen Kollektiv niedrig gehalten werden konnte, fallen doch die insgesamt fünf Malignome bei 38 Patienten auf, wobei sicherlich dem Alter der Empfänger eine entscheidende Bedeutung zukommt (6). Durch Reduktion der Immunosuppression bzw. Konversion auf Rapamycin in Kombination mit einer tumorgerechten Therapie sind vier der fünf Patienten zurzeit tumorfrei. Schlussfolgerung Bei über 65-jährigen Empfängern von über 65-jährigen Spendernieren können sehr gute Ergebnisse unter CalcineurinInhibitoren-freier initialer Immunosuppression unter Verabfolgung eines IL-2-Rezeptorantagonisten mit MMF und Cortison erzielt werden. Die Kom- 5. 6. 7. 8. Raine AEG, Margreiter R, Brunner FP et al. (1992) Report on management of renal failure in Europe, XXII, 1991. Nephrol Dial Transpl (Suppl. 2): 7-35 Fritsche L, Horstrup J, Budde K et al. (2003) Old-for-old kidney allocation allows successfull expansion of the donor and recipient pool. Am J Transpl 3 (11): 1434-9 Giessing M, Budde K, Fritsche L et al. (2003) Old-for-old cadaveric renal transplantation: surgical findings, perioperative complications and outcome. Eur Urol 44 (6): 701-8 Schlieper G, Ivens K, Voiculescu A, Luther B, Sandmann W, Grabensee B (2001) Eurotransplant SeniorProgram „old for old“: results from 10 patients. Clin Transpl 15: 100-105 Emparan C, Laukötter M, Wolters H, Dame C, Heidenreich S, Senninger N (2003) Calcineurin-free protocols with Basilixmab induction allow patients included in „old to old“ programs achieve standard kidney transplant function. Transpl Proc 35: 1326-13274 Jassal SV, Opelz G, Cole E (1997) Transplantation in the elderly: a review. Geriatr Nephrol Urol 7 (3): 157-65 de Lemos JA, Hillis LD (1996) Diagnosis and management of coronary artery disease in patients with end-stage renal desease on hemodialysis. J Am Soc Nephrol 7: 2044-2054 ACC/AHA Task Force Report (1996) Special Report. Guidelines for perioperative cardiovascular evaluation for noncardiac surgery. J Cardiothor Vasc Anesth 10 (4): 540-552 Dr. Claudia Bösmüller Allgemeine und Transplantationschirurgie Universitätsklinik Anichstr. 35 A-6020 Innsbruck Österreich E-mail: [email protected] Y. Erim, K.-H. Schulz (Hrsg.) Beiträge der Psychosomatik zur Transplantationsmedizin 184 Seiten, ISBN 3-89967-012-4 Preis: 15,- Euro Pabst Science Publishers Eichengrund 28, D-49525 Lengerich, Tel. ++ 49 (0) 5484-308, Fax ++ 49 (0) 5484-550, E-mail: [email protected] — Internet: www.pabst-publishers.de