Kinder haben ein Recht auf gewaltfreie Erziehung

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Kinder haben ein Recht auf gewaltfreie Erziehung
-Nachrichten
Editorial
1-2/2003
Deutsches Jugendinstitut e.V.
Informationszentrum
Kindesmisshandlung/
Kindesvernachlässigung
Inhaltsverzeichnis: S. 31
»Kinder haben ein Recht auf gewaltfreie Erziehung«
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
mit der Gesetzesänderung1 wurde im Jahr 2000 rechtlich verankert, was von Seiten der Fachöffentlichkeit schon lange
gefordert wurde. Denn Eltern, die Konflikte mit ihren Kindern gewaltfrei und konstruktiv austragen, die auf der Basis
einer liebe- und verständnisvollen Grundhaltung angemessene Grenzen setzen, legen ein wichtiges Fundament für eine
positive Entwicklung ihrer Kinder. Was hier vereinfacht beschrieben wird, ist in der Praxis wesentlich komplexer und alles andere als ein »Kinderspiel«. Geeignete Erziehungsprogramme können Eltern dabei unterstützen, ihre Unsicherheiten abzubauen, eine empathische Interaktion mit ihren Kindern zu stärken und adäquat zu handeln.
Mit Blick auf die primäre wie sekundäre und tertiäre Prävention elterlicher Gewalt werden in dieser Ausgabe Ansätze von
Herrn Prof. Schneewind, Frau Honkanen-Schoberth, Frau Dr.
Kuschel und Herrn Prof. Hahlweg vorgestellt, die national
und zum Teil international verbreitet sind. In vielen Regionen
stehen zudem vor Ort entwickelte und angesiedelte Elternkurse zur Verfügung. Grundsätzlich ist es ratsam, sich mit
dem jeweiligen theoretischen Hintergrund der Angebote auseinander zu setzen und sich ein Bild von den mit der Durchführung betrauten Fachleuten zu machen. Denn nicht jedes
Projekt kann als fachlich fundiert gelten, so manche Methode
ist umstritten und nicht jeder Ansatz oder jede Fachkraft
spricht alle Eltern an.
Nach wie vor werden bestimmte Zielgruppen, beispielsweise
sozial benachteiligte Familien oder MigrantInnen, kaum über
Erziehungsprogramme erreicht.
Doch wird der Bedarf an Hilfen, die sich an speziellen Lebenswelten orientieren, inzwischen verstärkt
– auch auf politischer Ebene – diskutiert und teilweise in den
Konzeptionen berücksichtigt.
Erfreulicherweise nimmt die Zahl derer zu, die sich der Bedeutsamkeit einer gewaltfreien Erziehung bewusst sind und
diese anstreben. Darauf weisen die Ergebnisse der im Folgenden vorgestellten Langzeituntersuchung von Herrn Prof.
Bussmann hin. Sie zeigen jedoch auch, dass elterliche Gewalt
noch immer weit verbreitet ist.
Kommt es zu körperlicher Misshandlung, ist das aufmerksame, fachkundige und vernetzte Handeln von KinderärztInnen
gefordert. Aspekte der medizinischen Diagnose und Intervention beschreibt Herr Dr. Herrmann in seinem Artikel.
Weitere Informationen zu den Themenbereichen dieser Ausgabe finden Sie in der angegebenen Literatur; in dieser Rubrik stellen wir Ihnen zahlreiche aktuelle Publikationen vor.
Darüber hinaus möchten wir Sie auf Tagungen, Fortbildungen sowie sonstige Fachveranstaltungen hinweisen und Ihnen eine Auswahl an Adressen einschlägiger Vereine, Organisationen und Initiativen nennen. Abschließend lädt Frau Ammer, Geschäftsführerin der Stiftung »Bündnis für Kinder –
gegen Gewalt«, dazu ein, sich an der Aktion »Mein Kind ist
unschlagbar« zu beteiligen.
Wir bedanken uns bei allen, die mit ihren Beiträgen vielseitige Informationen zur Verfügung stellen und somit den interdisziplinären Dialog unterstützen.
Falls Sie, liebe LeserInnen und Leser, uns Ihre Anregungen
mitteilen, würden wir uns freuen.
Beate Galm,
IKK-Nachrichten-Redaktion
1 »Kinder haben ein Recht auf gewaltfreie Erziehung. Körperliche Bestrafung, seelische Verletzungen und andere entwürdigende Maßnahmen sind unzulässig.« § 1631 Absatz 2 BGB n.F.
Erste Auswirkungen des Gesetzes
zur Ächtung der Gewalt in der
Erziehung
1. Das neue Ideal einer gewaltfreien
Erziehung
In dem Bemühen um eine gewaltfreie Gesellschaft wurde im November 2000 das Gesetz zur
Ächtung der Gewalt in der Erziehung eingeführt, das körperliche Bestrafungen der eigenen
Kinder untersagt.1 Um zu überprüfen, wie sich
in Deutschland die häusliche Erziehung ein Jahr
nach In-Kraft-Treten des neuen Gesetzes darstellt, wurden bundesweit repräsentative standardisierte Interviews mit 3000 Eltern (10/2001)
1
IKK-Nachrichten Nr. 1-2/03
Elterliche Gewalt – Projektarbeit im Kinder- und Jugendzentrum »Lichtblick Hasenbergl«
Prof. Dr. Kai-D. Bussmann
Schwerpunktthema
sowie mit 2000 Kindern und Jugendlichen (3/2002) durch- Züchtigungsrecht sehr unterschiedlich aus, so dass nur durch ein
geführt, deren Ergebnisse mit denen von Studien aus 1994 Gesetz die Grenzen klargestellt werden können« (54 %). Umgekehrt sind nur noch 13 % der Ansicht, dass sich Eltern
und 1996 verglichen wurden.2
ihre eigenen Grenzen ohne jegliche gesetzliche BeschränGegenüber den Studien von 1994 und 1996 lässt sich ein
signifikanter Wertewandel in Richtung auf eine gewaltfreie kungen setzen dürfen, und nur 16 % gehen heute weiterhin von einem unantastbaren natürlichen Erziehungsrecht
Erziehung feststellen. Über 85 % der Eltern halten eine
aus. Generell stoßen die Argumente gegen ein gesetzliches
derartige Erziehung für wichtig und befürworten einen
Verbot von Gewalt in der Erziehung mehr denn je auf
entsprechenden gesellschaftlichen Dialog. Ebenso viele
meinen, dass Eltern lieber mit ihren Kindern reden sollten. Ablehnung.
Mehr als die Hälfte (57 %)
schlägt nach eigenen AngaStimmen Sie folgenden Einstellungen zur Abschaffung des »Züchtigungsrechts« zu?
1996 und 2001
ben ohnehin nur aus Hilflo Eltern 1996
sigkeit und nicht aus erzie100 %
Eltern 2001
herischer Überzeugung. Auf
90 %
breite Zustimmung trifft
73,7 %
80 %
68,8 %
man besonders, wenn es um
70 %
das Leitbild einer gewalt60 %
53,8 %
freien Erziehung geht. 86 %
50,4 %
47,0 %
50 %
43,1 %
der Eltern, die zumeist
selbst (noch) nicht ohne
40 %
29,8 %
24,9 %
Körperstrafen auskommen,
30 %
21,4 %
15,8 %
streben eine möglichst ge13,9 % 12,6 %
20 %
waltfreie Erziehung an, für
10 %
sie ist eine solche Erziehung
0%
sogar ihr Ideal, und 87 %
Erziehung ist
Gesetze können
das Recht soll
Eltern legen
durch Verbot
Schlagen ist
natürliches ElErziehungsstile
sich aus Familien
Züchtigungsrecht
können Missgenerell Körperwollen in Zukunft auf Geternrecht, daher
nicht beeinflusraushalten
unterschiedlich
handlungen
verletzung
kein Verbot
sen
aus, daher Verbot
weniger werden
walt in der Erziehung weitgehend verzichten.3 Ein Teil
2. Gewalt in der Erziehung heute
der ebenfalls befragten Kinder und Jugendlichen ist allerdings ein wenig skeptischer, vielleicht auch nur realistischer
Der zu beobachtende Wertewandel spiegelt sich in dem reaufgrund der abweichenden alltäglichen Erziehungserfahalen Erziehungsverhalten von Eltern wider. Die familiale
rungen. Bemerkenswert ist jedoch, dass sich sogar Eltern,
Erziehung ist heute generell weniger punitiv geprägt, und
die ihre Kinder schwerer und häufiger als andere Eltern
man erkennt einen deutlichen Willen zu einer Verhaltensschlagen, mehrheitlich eine gewaltfreie Erziehung wünänderung. Der Rückgang fällt besonders stark bei den psyschen.4
chischen Sanktionen aus
(Niederbrüllen und AnVergleich Jugend und Eltern: Angestrebtes Erziehungsverhalten
Jugend 2002
schweigen etwa 20 % weni Eltern 2001
ger als 1996), aber auch bei
100 %
leichteren körperlichen
87,1 %
86,3 %
83,8 %
90 %
Strafen wie Ohrfeigen ist
78,4 %
eine Abnahme um über
80 %
72,5 %
72,2 %
70,8 %
10
% festzustellen. Schwere
70 %
60,1 %
Körperstrafen sind eben60 %
falls erheblich seltener ge50 %
40 %
30 %
20 %
10 %
0%
Nachdenken über
Gewaltfreiheit
Anstreben von
Gewaltfreiheit
Körperstrafen künftig
Ausnahmen
Der Trend zu einem eher partnerschaftlichen Verständnis
der Eltern-Kind-Beziehung hält zudem weiter an. Mehr als
die Hälfte der Eltern befürwortet, dass das Recht auch in
diesem Lebensbereich für Klarheit sorgt: »Eltern legen ihr
2
IKK-Nachrichten Nr. 1-2/03
Gewaltfreiheit ist Ideal
2 Die Studien erfolgten 2001/2002
im Auftrag des Bundesministeriums für Justiz sowie des
Bundesministeriums für Familie,
Senioren, Frauen und Jugend.
3 Fragebogen: »Ich werde/wir werden künftig auf körperliche Bestrafungen wie Ohrfeigen weitgehend
verzichten. Sie sollen zu Ausnahmen werden.«
4 Über 60 % der gewaltbelasteten
Eltern denken über eine möglichst
gewaltfreie Erziehung nach und
fast 75 % streben dieses Ideal an.
5 Von der Rechtsreform haben zum
Zeitpunkt der Studie knapp 30 %
der Eltern und Jugendlichen
Kenntnis gehabt.
Gewaltfreie Erziehung
worden. Beispielsweise hat ein Drittel der Eltern noch
1996 angegeben, ihren Kindern »den Po kräftig versohlt«
zu haben (33,2 %), während es sechs Jahre später nur noch
etwa ein Viertel ist (26,4 %). Dies bedeutet, dass die Erziehung unserer Kinder noch nie so gewaltlos war wie heute.
Einen ähnlich drastischen Rückgang belegen auch die
Selbstreports der Kinder und Jugendlichen. Diese Gruppe
wurde nach 10 Jahren von uns erneut befragt. Siehe folgende Grafik:
nannten Züchtigungsrechts mitverantwortlich ist, wie
Detailanalysen ergeben haben.
Der Vergleich zwischen den Befragungen der Eltern vor
und nach der Rechtsreform (1996/2001) offenbart einen
außerordentlich starken Wandel in der rechtlichen Bewertung verschiedener Gewaltformen. Sehr viel strenger werden heute die rechtlichen Grenzen bei allen Körperstrafen
gezogen. Noch 1996 hielten über 80 % der Eltern – entsprechend der damaligen Rechtslage – leichte Züchtigungsformen für rechtlich zulässig.
Heute sind es nur noch etwa
Häufigkeit erfahrener Erziehungsmaßnahmen 1992 und 2002
60 %. Noch eindrucksvoller
(sehr häufig/häufig/manchmal/selten/1-2mal)
sind die Veränderungen bei
Jugend 1992
schweren Körperstrafen wie
Jugend 2002
100 %
»kräftig den Po versohlen«,
90 %
»schallende Ohrfeige mit
81,2
80 %
Striemen« oder »Schlagen
71,5
68,9
68,9
66,8
mit einem Stock«. Hier redu70 %
64,1
zierte sich die rechtliche Bil57,2
60 %
52,2
ligung um mehr als die Hälf50 %
43,6
43,6
te, teilweise um zwei Drittel.
41,3
38,9
40 %
36,8
34,5
Dieser Rückgang kann
30,6
30 %
teilweise auf die Kenntnis
des neues Rechts zurückge20 %
13,9
führt werden, wenn man
10 %
4,8
3,2
zwischen denjenigen unter0%
scheidet, die das neue GeFernsehAusgehTaschengeld- nicht mehr Kind
leichte
schallende
mit Stock
Tracht
verbot
verbot
kürzung
Ohrfeige
Ohrfeige
reden mit
niederkräftig auf
Prügel mit
setz kennen (sog. »Kenner«)5
Kind
brüllen
Po
Bluterguss
und denen, die hiervon keine Kenntnis besaßen
(»Nicht-Kenner«). Die Gruppe der »Kenner« der Rechtsre3. Entwicklung eines Rechtsbewusstseins
form zieht entsprechend der neuen Rechtslage die rechtlichen Grenzen signifikant enger, wenn auch noch nicht
Die gegenwärtige positive Entwicklung wird folglich nicht
vollständig zutreffend. Nach dem neuen Gesetz auf eine
durch gewaltbefürwortende Einstellungen getrübt, songewaltfreie Erziehung ist auch der Klaps auf den Po eidern allenfalls durch die familiale Erziehungsrealität, die
gentlich rechtswidrig und die Ohrfeige muss nunmehr einnoch nicht der geltenden Rechtslage entspricht. Ein wichdeutig als unzulässig angesehen werden. Zu den einzelnen
tiger Grund hierfür ist auch, dass noch zu viele Eltern
Ergebnissen siehe die folgende Grafik:
glauben, Gewalt in der Erziehung einsetzen zu dürfen. Ihr
Rechtsbewusstsein entspricht – wie ein Jahr nach
der Reform kaum anders zu
Kenner – Nichtkenner: Was ist nach unserem geltenden Recht erlaubt?
erwarten war – noch nicht
100 %
vollständig den Vorstellun90 %
gen des neuen kodifizierten
Kenner
Leitbilds. Zu viele glauben
Nichtkenner
80 %
70,8
noch, zu Körperstrafen be70 %
61,7
rechtigt zu sein. Dennoch
60 %
54,1 54,1
zeigen die Befragungen, dass
sich gerade in diesem Be50 %
reich der Alltagsorientierun40 %
gen erstaunlich viel getan
30 %
hat. Alles spricht dafür, dass
21,4
sich in diesem familialen
20 %
10,9
Kontext ein neues Rechts6,3
10 %
4,7
3,5
bewusstsein zu formen be3,0
1,8
1,3
1,3 1,1
0%
ginnt, wofür das neue Recht
mit einem
eine Tracht
Klaps auf den
leichte
mit der Hand
schallende
mit einem
und die seit Jahren laufende
Po
Ohrfeige
kräftig den Po
Ohrfeige
Stock auf die
Stock kräftig
Prügel
versohlen
Finger schlaauf den Po
öffentliche Diskussion um
gen
schlagen
eine Abschaffung des so ge-
3
IKK-Nachrichten Nr. 1-2/03
Schwerpunktthema
4. Kenntnis des neuen Rechts und
Kommunikation in der Familie
chen über erzieherische Maßnahmen zwar pädagogische
Aspekte dominieren, aber auch rechtliche Grenzen wurden
angesprochen, signifikant häufiger insbesondere in gewaltbelasteten Familien (29 %). Der folgenden Grafik kann
man entnehmen, dass die »Kenner« der Reform – Jugendliche wie auch Eltern – signifikant häufiger rechtliche Aspekte von Erziehungsstrafen in der familialen Kommunikation ansprechen. Die bloße Kenntnis des neuen Rechts
auf gewaltfreie Erziehung stimuliert somit nachweislich
die familiale Diskussion über die Erziehung der eigenen
Kinder. Die folgende Grafik zeigt die Ergebnisse aus der
Jugendstudie:
Die erfreuliche Entwicklung des Rechtsbewusstseins in
den letzten Jahren ist sicherlich primär eine Folge des allgemeinen Wertewandels in der Erziehung. Dieser Wertewandel wurde jedoch auch durch die seit Jahren betriebene
öffentliche Diskussion um eine Abschaffung des immerhin
jahrhundertealten Züchtigungsrechts gefördert. Außerdem
hatten zum Zeitpunkt der Befragung von Oktober 2001
bis März 2002 immerhin knapp 30 % der befragten Eltern
sowie ebenso viele Kinder und Jugendliche von der
Rechtsreform und ihrer nachfolgenden Werbekampagne gehört.
Kenner – Nichtkenner:
Dies ist nicht genug, aber doch
Kommunikation über Erziehungsmaßnahmen zwischen Jugendlichen/Eltern
inzwischen soviel, dass es sich
(Mehrfachantworten möglich)
statistisch auswirkt.
100 %
Jugendliche Kenner
90 %
Jugendliche Nichtkenner
Weitere Analysen konnten
76,5
80 %
nachweisen, dass die Kenntnis
65,5
66,8
des neuen Rechts zwar (nach ei70 %
64,9
63,0
59,2
nem Jahr!) noch keinen nennens55,4
60 %
55,0
53,8
52,8
werten Einfluss auf das
50 %
Erziehungsverhalten, aber einen
39,0
37,4
36,1
20 %
signifikanten Effekt auf die Ein30 %
stellungen und Kommunikation
20,9
20 %
von Eltern und Jugendlichen gehabt hat. Das neue Verbot för10 %
dert vor allem ein entsprechen0%
erzieherisch
gewaltfreie Gründe für
gewaltfreie
Schädlichkeit rechtlich
neues rechtlides Rechtsbewusstsein und sensivernünftige
Erziehung
körperliche
Alternativen körperlicher
erlaubt oder
ches Verbot
Grenzen
Bestrafung
Bestrafungen verboten
körperlicher
bilisiert Eltern für Gewalt in der
Bestrafungen
Erziehung. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass sich Veränderungen auf der Verhaltensebene zunächst auf der EinstelFerner wurde das Thematisieren rechtlicher Aspekte
lungsebene ankündigen. Einstellungen und Verhalten nämehrheitlich nicht als belastend empfunden, sondern
hern sich erst allmählich aneinander an.
45 % der Eltern – auch gewaltbelastete! – empfanden derartige Gespräche als »entspannend für das Familienklima«
Wichtig ist auch Folgendes: Eine nachhaltige Orientieund als »hilfreich für die Erziehung«. Nur 5 % der Eltern
rungswirkung erreicht eine gesetzliche Regelung vor allem
aus der gewaltbelasteten Gruppe benennen sie als einen
dann, wenn sie im familialen Alltag gelegentlich angespro- (Mit-)Auslöser von Streit. Die Existenz eines Gewaltverchen wird. In der Befragung zeigte sich, dass bei Gespräbotes erweist sich also nicht als Belastung für Familien,
sondern überwiegend als hilfreich.
Fazit: Die Reform des Erziehungsrechts kam zur rechten
Zeit. Der Gesetzgeber wollte mit dem neuen Recht auf
gewaltfreie Erziehung Eltern eine unmissverständliche
Orientierung an die Hand gegeben. Dies ist ihm gelungen.
Allerdings ist der Bekanntheitsgrad mit etwa
30 % bei Eltern und Jugendlichen noch unbefriedigend.
Gleichwohl lässt sich jetzt schon zeigen, dass es sich im
positiven Sinne um ein symbolisches Recht handelt, das
verbindliche Grenzen erkennbar zu ziehen sowie das
Rechtsbewusstsein von Kindern und Eltern zu schärfen
vermag und insbesondere in der familialen Kommunikation eine Orientierungsfunktion übernimmt. Es kommt
nunmehr darauf an, dass für dieses neue Recht auf eine
gewaltfreie Erziehung weiter geworben wird.
Informationen:
Prof. Dr. Kai-D. Bussmann
Martin-Luther-Universität
Halle-Wittenberg
Juristische Fakultät
Strafrecht und Kriminologie
(0345) 55-23116
Fax: (0345) 55-27070
E-Mail: bussmann@
jura.uni-halle.de
4
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Gewaltfreie Erziehung
Dr. Bernd Herrmann
Körperliche Kindesmisshandlung – Bedeutung der klinischen Medizin für
Diagnose und Intervention
Im Sinne der Diagnosefindung sind körperliche Befunde, die auf Misshandlung hinweisen oder sie nahe legen, einer der »härtesten« und im soziolegalen
System bestangesehensten Parameter. Die fachgerechte und wissenschaftlich
abgesicherte Erhebung, Interpretation, Diagnose und Abgrenzung zu anderen
Ursachen von misshandlungsbedingten Verletzungen ist eine wesentliche Voraussetzung, um den Schritt von einem körperlichen Symptom (Verletzung) hin
zu einer Diagnose (Misshandlung) mit weit reichenden psychosozialen Implikationen zu gehen. Im nächsten Schritt muss dies in multiprofessionell ausgerichtetes Handeln umgesetzt werden. Das bedeutet, den medizinischen Sachverhalt
sachlich, verständlich, klar und unmissverständlich gegenüber den weiteren involvierten Professionen darzustellen und damit die komplexe Botschaft einer
hochpathologischen Familiendynamik mit massiver Gefährdung der leiblichen
und seelischen Gesundheit eines Kindes sichtbar und damit erst intervenierbar
zu machen. Damit sind medizinische Befunde in vielen Fällen die Grundlage
für weitergehende Interventionen und Kinderschutz. Dies erfordert auf Seiten
der beteiligten Ärztinnen und Ärzte jedoch spezialisierte Kenntnisse der »Misshandlungs-Medizin« und die Bereitschaft, aus ihnen Konsequenzen zu ziehen.
Eine wesentliche Voraussetzung für Ärztinnen und Ärzte, um ihre Rolle im
multiprofessionellen Ansatz sinnvoll und professionell einzunehmen, ist, dass
sie sich im ersten Schritt auf die nüchternen, wissenschaftlich gesicherten Fakten der »Misshandlungs-Medizin« konzentrieren. Dieses spezielle Wissen muss
gelernt werden und dann unabhängig von allen mitschwingenden Emotionen
erfasst, genauestens dokumentiert, interpretiert und anderen Professionellen
weitervermittelt werden. Anders als bei sexuellem Kindesmissbrauch ist bei
körperlicher Gewalt die korrekte Bewertung medizinischer Befunde eine wesentliche Grundlage der Diagnose »Misshandlung«. Insbesondere in den ersten
drei Lebensjahren, im Vorkindergartenalter, stellen Kinderärzte durch die häufigen Vorsorgeuntersuchungen (U1-U8 mit 3½ Jahren) für viele Kinder die einzige »Fachöffentlichkeit« dar. Hieraus ergibt sich eine besondere Verantwortung
in der Erkennung und Prophylaxe von Misshandlungen durch Ärztinnen und
Ärzte.
Vermutlich der häufigste Grund, Misshandlungen zu
übersehen, ist bei den weniger dramatischen Fällen, nicht
daran zu denken. Nur wer die typischen Verletzungsmuster bei Misshandlungen kennt, wird sie im Ernstfall auch
erkennen und von den »echten« Unfallsverletzungen zu
unterscheiden wissen. Die immer zu stellende Kardinalfrage bei allen möglichen Misshandlungsfällen ist die Prüfung der Plausibilität der angegebenen Entstehung einer
oder mehrerer Verletzungen. Das bedeutet eine gründliche
Überprüfung, ob es eine Diskrepanz zwischen der angegebenen Vorgeschichte und dem festgestellten Befund gibt.
Dafür ist neben physikalisch-medizinischen Fachkenntnissen das genaue Verständnis der Umstände erforderlich, in
denen die mögliche Misshandlung stattgefunden hat. Es
müssen soviel Fakten wie möglich über den Ablauf des
Geschehens gesammelt werden. Unpassende, unpräzise,
vage oder fehlende Erklärungsmuster sind wichtige Hinweise auf eine Misshandlung. Bei Unfällen gibt es nahezu
immer irgendeine Erklärung des Unfallgeschehens, bei
Misshandlungen fehlt sie vollkommen in etwa 40 %.
Wechselnde Erklärungen oder zwischen verschiedenen Be-
5
IKK-Nachrichten Nr. 1-2/03
treuern sich widersprechende Schilderungen sind ebenfalls
verdächtig. Berücksichtigt werden muss auch der Entwicklungsstand des Kindes: Sind bestimmte angegebene Verhaltensweisen oder Fähigkeiten in diesem Alter und bei
diesem Kind überhaupt möglich? Bei Unfällen wird in der
Regel rasch medizinische Hilfe aufgesucht, für Misshandlungen ist ein verzögerter Arztbesuch typisch. Kritisch
muss auch immer die Verursachung schwerer Verletzungen
durch Geschwister- oder andere Kinder betrachtet werden.
Neben der genauen Vorgeschichte des betroffenen Kindes
(Schwieriges Kind? Schreikind? Vorherige »Unfälle«, Verletzungen?) sowie einer gründlichen Sozial-, Verhaltensund Entwicklungsanamnese sind für die Angrenzung zu
nicht misshandlungsbedingten Befunden (»Differenzialdiagnose«) auch Erkrankungen in der Familie von
Bedeutung (Blutgerinnungsstörungen, vererbte Knochenerkrankungen, u.a.).
Während des stationären Aufenthaltes ist es manchmal
möglich, Verhaltensauffälligkeiten des Kindes wahrzunehmen. Manche misshandelten Kinder sind extrem ängstlich,
Schwerpunktthema
gehemmt, passiv und erdulden klaglos schmerzhafte Eingriffe. Bei etlichen lässt sich ein unsicher gespannt und
traurig wirkender Gesichtsausdruck, die so genannte »eisige Wachsamkeit«, beobachten. Andere fallen wiederum
durch hyperaktives, aggressives, asoziales oder destruktives
Verhalten auf. Verbale Hinweise von Kindern selbst sind
immer ernst zu nehmen. Beobachtungen des Pflegepersonals, die meist einen intensiveren Kontakt zu den Kindern
haben, können hier wertvolle Informationen zum Gesamtbild beisteuern. Das Entdecken zusätzlicher Verletzungen
bei der Pflege oder Hygiene, Verhaltensauffälligkeiten oder
Besonderheiten der Eltern-Kind-Interaktion können den
zeitlich meist limitierten Arzt-Patient-Eltern-Kontakten
leicht entgehen.
Die gezielte medizinische Diagnostik möglicherweise
misshandelter Kinder erfordert eine gründliche körperliche Untersuchung des vollständig entkleideten Kindes mit
sorgfältiger, möglichst fotografischer Dokumentation, zumindest einer guten Skizze. Wichtig ist auch, bei der Erstbeurteilung mögliche Gefährdungen der Vitalfunktionen
(Atmung, Kreislauf) zu erkennen und zu behandeln. Ein
entscheidender Punkt ist das Erkennen von zusätzlichen
Verletzungen oder Hinweise auf frühere Verletzungen,
insbesondere wenn sie von den Eltern nicht angegeben
wurden. Schließlich muss geklärt werden, ob eine andersartige Erkrankung oder Gesundheitsstörung vorliegen könnte, die zur Verwechslung mit einer Kindesmisshandlung
führt (»Differenzialdiagnose«). Defizite in den Wachstumsparametern Gewicht, Länge und Kopfumfang können ein
wichtiger Hinweis auf Misshandlung und Vernachlässigung sein.
Zu den erforderlichen Labor- und apparativen Untersuchungen zählt zuvorderst das sogenannte RöntgenSkelettscreening (Röntgen aller Knochen auf der Suche
nach frischen und alten Knochenbrüchen) bei Kindern
unter zwei bis drei Jahren. Unter Umständen kann ergänzend eine Skelettszintigrafie (radioaktiv markierte Substanzen zeigen einen erhöhten Knochenstoffwechsel an Knochenbruchstellen an) durchgeführt werden, die als alleinige
Diagnostik jedoch nicht sinnvoll ist. Kopfverletzungen erfordern akut eine Computertomografie (Schichtröntgen)
und im späteren Verlauf eine Kernspintomografie
(Schichtröntgen ohne Strahlen, durch Magnetfelder). Von
größter Bedeutung ist die Untersuchung des Augenhintergrundes, da Blutungen der Netzhaut (»retinale Blutungen«)
einer der stärksten Hinweise auf misshandlungsbedingte
Blutungen des Gehirns sind. Blutuntersuchungen können
helfen, bestimmte seltene Erkrankungen abzugrenzen, die
mit einer Misshandlung verwechselt werden könnten.
Medizinische Hinweise
Die Haut als größtes Organ des Körpers ist auch am häufigsten, in nahezu 90 % misshandelter Kinder, betroffen.
6
IKK-Nachrichten Nr. 1-2/03
Hier sind in erster Linie multiple Hämatome (Blutergüsse) unterschiedlichen Alters, vor allem an ungewöhnlichen, unfallsuntypischen Stellen bedeutsam. Allerdings
können unterschiedlich verfärbte Hämatome durchaus
gleichzeitig entstanden sein, da die Dicke des Unterhautgewebes großen Einfluss auf den Verlauf der Farbänderungen hat. Bedeutsam ist hauptsächlich die Lokalisation der
Hämatome. Während Kinder gerade im Lauflernalter fast
regelhaft an den Schienbeinen mit blauen Flecken übersät
sind und diese auch an allen anderen Körperteilen aufweisen können, mit denen sie mit ihrer Umgebung zusammenstoßen (z.B. Becken, Stirn, Kinn), sind Hämatome an
Rücken, Brust, Bauch, Pobacken oder Ohren verdächtig.
Hämatome bei kleinen, nicht mobilen Säuglingen sind ungewöhnlich und verdächtig. Fast ausschließlich bei misshandelten Kindern finden sich geformte Hämatome durch
den Abdruck von Gegenständen (Stöcken, Riemen, Gürtel
etc.), Händen, Biss-Spuren (ovale, ringförmige gequetschte
Hämatome) oder Würgemalen.
Weniger häufig, aber ungleich schwer wiegender sind
misshandlungsbedingte Verbrennungen, meist Verbrühungen durch heiße Flüssigkeiten. Unfälle zeigen meist ein
sehr inhomogenes, verstreutes Spritz- und Tropfmuster.
Es entsteht durch Übergießen mit heißer Flüssigkeit, in der
Regel über den Kopf-Hals-Schulterbereich. Misshandlungsbedingte Verbrühungen zeigen dagegen oft ein homogenes, uniformes, gleich tiefes, sogenanntes Handschuh- oder Strumpfmuster an Händen oder Füßen durch
Eintauchen in heiße Flüssigkeiten (Immersions- oder
Eintauchverbrühungen). Auch der Anogenitalbereich ist
durch fehlgeleitete Sauberkeitserziehung bei Misshandlungen, aber fast nie bei Unfällen betroffen. Ansonsten weisen geformte Verbrennungen (Zigaretten mit ca. 0,8 cm
Durchmesser, Heizungsroste, Herdplatten, u.a.) stärkstens
auf Misshandlungen hin.
Knochen
Multiple Frakturen unterschiedlichen Alters sowie
klinisch unerwartete Frakturen gehören zu den bekanntesten Hinweisen auf eine Misshandlung. Frakturen der
Metaphysen (Bereich Wachstumszone am Knochenende)
und Rippenfrakturen finden sich nahezu ausschließlich bei
Misshandlungen. Je jünger das Kind und umso unklarer
der Mechanismus, umso wahrscheinlicher kann die Misshandlung als grobe Daumenregel gelten. Doch auch hier
müssen wichtige Ausnahmen wie akzidentelle Ober- und
Unterschenkelfrakturen bei Kindern im Lauflernalter bedacht und gekannt werden. Die Wahrscheinlichkeit, die oft
zitierte, aber sehr seltene Glasknochenkrankheit (Osteogenesis imperfecta) bei einem Kind mit einer Misshandlung
zu verwechseln, ist relativ gering, wenn alle möglichen familiären, röntgenologischen und klinischen Hinweise beachtet werden.
Gewaltfreie Erziehung
Gehirn und Nervensystem
Die meisten misshandlungsbedingten Gehirn-Verletzungen ereignen sich im ersten Lebensjahr. Vorherrschend ist
das Schütteltrauma des Säuglings (Shaken Baby Syndrom, SBS), das durch das gemeinsame Auftreten von subduralen Hamätomen (Unterblutungen der harten Hirnhaut) und retinalen (Netzhaut-)Blutungen sowie meist
schwersten Schäden des Gehirns als Folge heftigen Schüttelns gekennzeichnet ist. Das SBS ist die häufigste Ursache
von schweren Behinderungen, Krampfanfällen, Blindheit
und Taubheit bei misshandelten Kindern. Die Sterblichkeit
beträgt etwa 20 % – einen Säugling zu schütteln stellt somit ein potenziell lebensgefährliches Ereignis dar und ist in
den USA im zweiten Lebenshalbjahr die häufigste Todesursache bei Kindern. Ein SBS erfordert massivstes, heftiges, gewaltsames Hin- und Herschütteln des Kindes.
Auf keinen Fall führt das volkstümliche Verständnis von
»jemand etwas schütteln oder rütteln«, »herumschlenkern«
oder ein forscher, burschikoser oder ungeschickter Umgang mit einem Säugling zu diesen schweren Verletzungen.
Ebensowenig sind dafür banale Stürze (Wickeltisch!) verantwortlich zu machen. Ursache für die schlechte Prognose sind milliardenfache Abrisse von Nervenverbindungen
durch Scherkräfte zwischen den verschiedenen Hirnschichten. Das führt zu ausgeprägtem Nervenzellsterben,
Durchblutungsstörungen, Hirnschwellung und Sauerstoffmangel mit weiterem Absterben von Nervengewebe. Dies
äußert sich in cerebralen Krampfanfällen, Apathie, Trinkschwäche, Störung des Atemantriebes, Atemaussetzern
(»Apnoen«), sichtbarem Sauerstoffmangel (»Cyanose«),
Temperaturregulationsstörungen und Erbrechen. Von entscheidender Bedeutung (und auch vielen Medizinern nicht
bekannt) ist, dass die subduralen und retinalen Hämatome
für die klinische Symptomatik und die spätere Prognose
völlig ohne Bedeutung sind. Leider ergeben sich aus diesem Missverständnis, insbesondere vor Gericht, immer
wieder falsche Schlussfolgerungen, was den zeitlichen Ablauf angeht. Kinder mit diffusen Nervenzellschäden, wie
beim SBS, sind immer sofort und ohne zeitliches Intervall
symptomatisch, nicht erst nach Stunden. Obwohl auch ältere Kinder betroffen sein können, überlappt das Hauptschreialter der Babys, die Zeit der sogenannten Dreimonatskoliken oder Schrei-Babys, mit dem zeitlichen Gipfel des SBS, so dass Schreien vermutlich zumeist ein entscheidender Auslöser ist. Daher müssen schon im Vorfeld
die Sorgen und Nöte der Eltern von Schreibabys ernst genommen werden und im klinischen Alltag nicht, wie leider
so oft, abgetan werden mit Aussagen wie »das Kind hat
doch nichts Medizinisches«.
Bauchraum und Brustkorb
Die zweithäufigste Todesursache bei Misshandlung sind
die Verletzungen des Bauchraumes und Brustkorbes,
hauptsächlich weil sie aufgrund ihrer uncharakteristischen
7
IKK-Nachrichten Nr. 1-2/03
und meist spät auftretenden Hinweise meist zu spät erkannt werden. Dabei werden innere Organe wie Leber,
Bauchspeicheldrüse, Nieren oder Darmwände verletzt und
führen unter anderem zu innerem Verbluten.
Ärztliche Intervention
Der erste und wichtigste Schritt der ärztlichen Intervention im Falle des Verdachts auf eine körperliche Misshandlung oder Vernachlässigung ist die akute Sicherung des
Kindesschutzes. Das bedeutet nahezu immer die stationäre Aufnahme in eine Kinderklinik. Dies dient neben
dem unmittelbaren Schutz des Kindes auch der Entspannung der dramatischen Situation, die zur Misshandlung geführt hat. Um eine sofortige Konfrontation und Abwehrhaltung zu vermeiden, ist es nicht sinnvoll, primär den
Misshandlungsverdacht auszusprechen, sondern zu betonen, dass die vorgefundenen Verletzungen und der geschilderte Unfallhergang nicht zusammenpassen und das Kind
gründlicher untersucht werden muss, vor allem um zusätzliche Verletzungen oder dahinter stehende Erkrankungen nicht zu übersehen. Das Ausbleiben von weiteren Verletzungen unter stationären Bedingungen ist ein zusätzliches Indiz für die stattgefundene Misshandlung. Zudem
sind die erforderliche gründliche Erhebung des körperlichen, emotionalen, psychischen und kognitiven
Entwicklungsstandes, die Verhaltensbeobachtung, die ausführliche Diagnostik, akute Behandlung und die Planung
des weiteren Vorgehens kaum ambulant möglich.
Für Mediziner ist es zur Interventionsplanung immer erforderlich, weitere Berufsgruppen einzubeziehen. Die weitere Betreuung kann nur interdisziplinär und zusammen
mit dem Jugendamt realisiert werden. Vor einer Entlassung
des Kindes muss sowohl der Kindesschutz, mögliche Therapie als auch die Weiterbetreuung und Kontrolle der betroffenen Familie gewährleistet sein. Die Einschaltung der
Polizei kann bei schwerster Misshandlung zum Schutz des
Kindes oder bei fehlender Kooperation der Eltern notwendig werden und sollte dann auch nicht gescheut werden. Als primäre Maßnahme ist sie jedoch meistens nicht
sinnvoll. Eine oft angeführte Unsicherheit ergibt sich aus
mangelnder Kenntnis und fehlender Interpretation der
rechtlichen Lage. Das Rechtsgebot der ärztlichen
Schweigepflicht (§ 203 StGB) ist jedoch eindeutig im
Sinne einer Güterabwägung gegenüber dem gefährdeten Kindeswohl abzuwägen. Der § 34 StGB erlaubt
diese Abwägung im Sinne eines rechtfertigenden Notstandes, wenn sie gründlich und gewissenhaft erfolgt. Eine
Verpflichtung zur Anzeige entsprechend dem § 138 StGB
(Abwendung von Straftaten) besteht jedoch nicht, der Arzt
hat ein Zeugnisverweigerungsrecht. Dies ermöglicht überhaupt erst, das viel zitierte Konzept »Hilfe statt Strafe« zu
praktizieren, wenn dies nach einer gründlichen Bewertung
der Misshandlungssituation für sinnvoll und Erfolg versprechend erachtet wird.
Schwerpunktthema
Die weitere Betreuung liegt meist
nicht mehr primär in ärztlicher Hand,
sondern wird in der Regel durch das
Jugendamt koordiniert. Dennoch haben gerade niedergelassene Kinderund Hausärzte eine wichtige Rolle bei
der Kontrolle des Therapie- bzw.
Maßnahmenerfolgs. Erneute Verletzungen oder Gedeihstörungen sind
Hinweise auf ein Scheitern des bestehenden Konzeptes und weisen auf
die Notwendigkeit einer Änderung
oder erneuten Intervention hin. Daher sind engmaschige ärztliche Kontrollen ein wichtiges Instrument der
Verlaufskontrolle.
Informationen:
Dr. med. Bernd Herrmann
Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin,
Neonatologie, Kinder- und Jugendgynäkologie,
Oberarzt der Kinderklinik,
Leiter der Ärztlichen Kinderschutz- und Kindergynäkologieambulanz,
Vorstand und Webmaster der DGgKV (Deutsche Gesellschaft gegen
Kindesmisshandlung und -vernachlässigung – www.dggkv.de)
Expertenfakultät der ISPCAN (International Society for Prevention of Child
Abuse and Neglect – www.ispcan.org )
Kinderklinik des Klinikums Kassel
(0561) 9803389 oder 9800
Fax: (0561) 9806951
E-Mail: [email protected]
Internet: http://www.kindesmisshandlung.de
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Gewaltfreie Erziehung
Prof. Dr. Klaus A. Schneewind
»Freiheit in Grenzen« – ein Konzept zur Stärkung elterlicher
Erziehungskompetenzen
1. Die Ausgangssituation
Auf der einen Seite besteht ein breiter gesellschaftlicher Konsens darüber,
dass die nachwachsende Generation das wichtigste »Humanvermögen« ist, damit unser Land in einer zunehmend globalisierten Welt bestehen kann. Dies
besagt, dass Kinder und Jugendliche über entsprechende Voraussetzungen
wie Leistungsbereitschaft, Kompetenz und Gemeinschaftsfähigkeit verfügen
sollten, um für zukünftige Herausforderungen gerüstet zu sein.
Auf der anderen Seite zeigt sich, dass immer mehr Kinder und Jugendliche
Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen aufweisen (vgl. Ihle & Esser, 2002).
Diese Veränderungen sind u.a. vor dem Hintergrund eines epochalen Wandels zu sehen, der nach dem Motto »Von der Erziehung zur Beziehung« zu einer zunehmenden Liberalisierung des Eltern-Kind-Verhältnisses geführt hat.
Für viele Eltern bedeutet dieser im Prinzip begrüßenswerte Liberalisierungsschub allerdings eine Verunsicherung hinsichtlich ihrer Erziehungswerte und
-methoden. Dies vor allem dann, wenn es darum geht, ihren Kindern in herausfordernden Situationen (z.B. wenn sie sich nicht an Vereinbarungen halten, sich abfällig und respektlos verhalten, anderen gegenüber aggressiv sind)
klare Regeln zu vermitteln und Grenzen zu setzen. Dass dies ein weit verbreitetes Problem ist, belegen die Ergebnisse einer Anfang 2002 veröffentlichten Umfrage der Zeitschrift »GEO« (vgl. Kucklick, 2002), wonach 44 %
der befragten Eltern angaben, dass sie Probleme damit haben, gegenüber ihren Kindern konsequent zu bleiben oder ihnen Grenzen zu setzen. An diesem Punkt setzt das Konzept »Freiheit in Grenzen« zur Stärkung elterlicher
Erziehungskompetenzen ein.
2. Erziehung nach dem Prinzip »Freiheit in
Grenzen«
Das Erziehungsprinzip »Freiheit in Grenzen« folgt einer
dialektischen Denkbewegung, die sich als Synthese aus der
These »Grenzen ohne Freiheit« (sprich: autoritäre bzw. autokratische Erziehung) und der Antithese »Freiheit ohne
Grenzen« (sprich: antiautoritäre Erziehung) ergibt.
Genauer betrachtet besteht die Antithese »Freiheit ohne
Grenzen« (oder antiautoritäre Erziehung) aus zwei Spielarten, die man als elterliche Nachgiebigkeit und elterliche
Unengagiertheit bezeichnen kann. Elterliche Nachgiebigkeit ist dadurch gekennzeichnet, dass Eltern zwar auf
die kindlichen Bedürfnisse eingehen, aber wenig von ihnen
fordern, was im Prinzip einem verwöhnenden Erziehungsstil entspricht und in einer Reihe von Elternratgebern als
Konsequenz einer Wohlstandskultur wie der unsrigen gesehen wird (vgl. z.B. Wunsch, 2000). Hingegen äußert sich
elterliche Unengagiertheit darin, dass Eltern weder auf
die Bedürfnisse ihrer Kinder eingehen, noch klare Erwartungen und Forderungen an sie richten. Vor diesem Hintergrund wird auch von einem vernachlässigenden und zur
Verwahrlosung führenden Erziehungsstil gesprochen, dem
jedoch hierzulande im Vergleich zur Verwöhnung als der
»Verwahrlosung im Glitzerlook« (Wunsch, 2000, S. 161)
relativ wenig Beachtung geschenkt wird. Aus diesem
9
IKK-Nachrichten Nr. 1-2/03
Grund spricht Deegener (2000, S. 32) in diesem Zusammenhang auch von einer »Vernachlässigung der Vernachlässigung«.
Das Erziehungsprinzip »Grenzen ohne Freiheit« (oder
autoritäre bzw. autokratische Erziehung) läuft darauf hinaus, dass Eltern einerseits nur wenig auf die physischen
und psychischen Bedürfnisse ihrer Kinder eingehen, andererseits aber hohe Forderungen an sie stellen und deren
Nichterfüllung mit strengen Sanktionen ahnden. Es ist
dies der Nährboden für einen durch Gewalt in all ihren
unterschiedlichen Spielarten geprägten Umgang mit den
Kindern, der im Kontext eines Beziehungsklimas stattfindet, das durch mangelnde Liebe und Wärme gekennzeichnet ist. Autoritäre Erziehung, die sich in elterlicher Gewaltausübung äußert, ist – wie aktuelle Studien zeigen – in unserer heutigen Gesellschaft nach wie vor ein auch in quantitativer Hinsicht nicht zu unterschätzendes Phänomen
(vgl. Schneewind, 2002a).
Von der autoritären Erziehung strikt zu unterscheiden ist
das Konzept der »autoritativen Erziehung«, obwohl es
wegen der Lautähnlichkeit beider Begriffe häufig zu Verwechslungen kommt. De facto ist der auf die amerikanische Psychologin Diana Baumrind (1971) zurückgehende
Begriff des »authoritative parenting« im Kern identisch
mit dem Erziehungskonzept »Freiheit in Grenzen«. Ge-
Schwerpunktthema
meint ist damit, dass Eltern sowohl die kindlichen Bedürfnisse nach einem liebevollen, akzeptierenden und unterstützenden Verhalten beantworten als auch Grenzen setzen sowie Erwartungen an ihre Kinder stellen bzw. ihnen
Forderungen zumuten, auf deren Einlösung sie konsequent bestehen.
Neben den Aspekten des elterlichen Wertschätzens sowie Forderns und Grenzensetzens kennzeichnet eine
Erziehung nach dem Prinzip »Freiheit in Grenzen« noch
eine wichtige dritte Dimension. Es ist dies die Gewährung von Eigenständigkeit, die es den Kindern und Jugendlichen in entwicklungsangemessener Weise ermöglicht, Erfahrungen als Konsequenzen ihres eigenen
Handelns zu machen und damit zu selbstverantwortlichen
und selbstständigen Personen heranzuwachsen (vgl.
Schneewind, 2002b).
Für Eltern, die sich am Prinzip »Freiheit in Grenzen« orientieren, bedeutet dies, dass sie eine Erziehungshaltung
praktizieren, die sich aber auch in ihrem konkreten Erziehungsverhalten zu erkennen gibt. Was heißt dies für die
drei zentralen Merkmale von »Freiheit in Grenzen«?
»Elterliche Wertschätzung« äußert sich darin,
dass Eltern die Einmaligkeit und Besonderheit ihrer
Kinder anerkennen;
dass sie ihre Kinder in allen Situationen respektvoll
behandeln;
das sie ihre Kinder unterstützen und ihnen helfen,
wenn immer sie das brauchen;
dass sie sich freuen, mit ihnen zusammen zu sein
und gemeinsame Aktivitäten genießen;
»Fordern und Grenzensetzen« bedeutet,
dass Eltern ihren Kindern etwas zutrauen und Forderungen stellen, die ihre Entwicklung voranbringen;
dass sie Konflikte mit ihren Kindern nicht scheuen,
aber konstruktiv austragen;
dass sie gegenüber ihren Kindern eigene Meinungen
haben und diese überzeugend vertreten;
dass sie klare, dem Entwicklungsstand ihrer Kinder
angemessene Grenzen setzen und auf deren Einhaltung bestehen;
»Gewährung von Eigenständigkeit« heißt für Eltern,
dass sie ihre Kinder mit ihren Bedürfnissen und Ansichten ernst nehmen;
dass sie prinzipiell gesprächs- und kompromissbereit sind;
dass sie ihren Kindern ein Optimum an eigenen
Entscheidungen ermöglichen und dadurch ihre Entscheidungsfähigkeit und Selbstverantwortlichkeit
stärken;
dass sie ihren Kindern Möglichkeiten eröffnen, um
eigene Erfahrungen zu sammeln.
10
IKK-Nachrichten Nr. 1-2/03
De facto liegt inzwischen eine große Zahl von Forschungsbefunden vor, wonach Kinder und Jugendliche, die
in einem autoritativen Elternhaus aufwachsen, eine Reihe
von Eigenschaften aufweisen, die in entwickelten Gesellschaften wie der unsrigen in hohem Maße als wünschenswert angesehen werden. Hierzu gehören Eigenschaften
wie die folgenden: Leistungsbereitschaft, schulische Kompetenz, Selbstvertrauen, Eigenständigkeit, psychosoziale
Reife, Selbstkontrolle, Resistenz gegenüber deviantem Verhalten, moralisches Urteilsvermögen (vgl. Steinberg, 2001).
Im Übrigen lassen sich diese zumeist im anglo-amerikanischen Sprachraum ermittelten Befunde auch im Kulturvergleich bestätigen (vgl. z.B. Feldman et al., 1991) und haben
auch im deutschsprachigen Raum Bestand (vgl. Reitzle,
Winkler-Metzke & Steinhausen, 2001). Hinzu kommt, dass
– wie Längsschnittstudien belegen – die positiven Effekte
kindlicher Entwicklung vornehmlich auf die autoritative
Haltung und die daraus abgeleiteten konkreten Verhaltensweisen der Eltern zurückzuführen sind und nicht etwa auf
andere Einflussgrößen (vgl. Steinberg et al., 1994). Auch
wenn die Kinder sich mit zunehmendem Alter mehr und
mehr in Kontexten bewegen, die sie selbst wählen können
(z.B. Gleichaltrigengruppen), geben die Eltern mit ihrem
Erziehungsverhalten die Richtung für die weitere Selbstentwicklung ihrer Kinder vor (vgl. Brown et al., 1993).
3. Was ist zu tun?
Vor dem Hintergrund dieser Befunde erscheint es erforderlich, wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse zu den
Voraussetzungen und Konsequenzen elterlichen Erziehungshandelns auf möglichst breiter Basis und auf ansprechende Weise den Eltern als Angebot zur Stärkung ihrer Erziehungskompetenz nahe zu bringen. Ein derartiges
Angebot sollte jenseits aller unabweisbaren Belastungen
erfolgen, mit denen viele Familien heutzutage konfrontiert
sind und die das Geschäft der Erziehung zum Teil erheblich erschweren (z.B. finanzielle Knappheit, Arbeitslosigkeit bzw. Arbeitsüberlastung, Partnerschaftsprobleme, Unvereinbarkeit von Zeitplänen, Konsumdruck, Medienüberflutung). Darüber hinaus sollte ein derartiges Angebot
auch jenseits einer bloßen, wenngleich unzweifelhaft erforderlichen monetären Unterstützung von Familien ein integraler Bestandteil eines weitsichtigen gesellschafts- und familienpolitischen Programms sein. Dabei bietet sich an,
ein solches Programm unter Berücksichtigung zweier aufeinander bezogener Ebenen zu gestalten, nämlich einer
nicht-personalisierten und einer personalisierten Ebene –
und dies jeweils mit dem expliziten Ziel einer Stärkung elterlicher Erziehungskompetenzen.
Gewaltfreie Erziehung
3.1 Angebote auf der nicht-personalisierten Ebene
Die nicht-personalisierte Ebene sollte sich auf ein möglichst flächendeckendes, zugleich aber auch die Privatheit
der Nutzer respektierendes Angebot zur Stärkung elterlicher Erziehungskompetenzen mit einem hohen Animationswert beziehen. Hierzu eignet sich ein multi-mediales
Konzept, das im Sinne einer »public health«-Initiative einen möglichst großen Kreis von Adressaten, das heißt vor
allem Eltern und solchen, die es werden wollen, erreicht.
Mit anderen Worten: es geht darum, eine breit angelegte
öffentliche Kampagne über Erziehungsfragen auf den
Weg zu bringen. Gesellschafts- und familienpolitisch betrachtet ist dies eine eminent wichtige Aufgabe. Nicht zuletzt auch deswegen, weil damit – wie eingangs bereits betont – die familiären Entwicklungsbedingungen für eine
leistungs- und gemeinschaftsfähige nachwachsende Generation angesprochen sind. Um für diese Aufgabe eine hohe
Aufmerksamkeit und Resonanz zu erreichen, ist es erforderlich, das Medium Fernsehen an zentraler Stelle in eine
derartige Kampagne einzubinden.
Hierzu bieten sich grundsätzlich vor allem zwei Sendeformen an, die im Rahmen des Angebots öffentlicher und
privater Fernsehanstalten realisiert werden können. Es
sind dies:
Kurze Fernsehspots nach dem Muster der Straßenverkehrsspots »Der 7. Sinn«, die in prägnanter und
anregender Weise typische Problemszenarien aus
dem Erziehungsalltag (z.B. aggressives, respektloses
Verhalten, Unordentlichkeit, Nichteinhalten von
Vereinbarungen) vorstellen und mögliche Lösungsformen anbieten. Diese Spots können zugleich
»Türöffner« für die zweite, inhaltlich vertiefte
Sendeform sein.
Fernsehsendungen mit »Info- bzw. Edutainment«Charakter, in denen unter Einbeziehung von »natürlichen« Experten (d.h. Eltern und auch Kindern)
und »professionellen« Experten (z.B. Pädagogen,
Psychologen) typische Erziehungsprobleme szenisch dargestellt und unterschiedliche Lösungsvarianten diskutiert werden.
Darüber hinaus besteht auch die Möglichkeit, über Videos oder interaktive CD-ROMs Angebote zur Stärkung elterlicher Erziehungskompetenzen auf eine lebendige und
animierende Weise zu vermitteln. Seit kurzem gibt es zum
Erziehungskonzept »Freiheit in Grenzen« eine vom Autor
entwickelte CD-ROM (Schneewind, 2003). Für fünf typische Erziehungssituationen (z.B. Zoff im Supermarkt, Geschwisterstreit) wird zunächst die Ausgangssituation filmisch dargestellt, auf die die Eltern unterschiedlich reagieren können. Jeweils drei dieser Möglichkeiten werden –
wiederum als Film – gezeigt und dann im Einzelnen erläutert. Außerdem gibt es noch einen »roten Faden«, der deutlich macht, zu welchen Konsequenzen es führt, wenn Eltern sich immer wieder in einer bestimmten Weise verhalten, und zwölf hilfreiche Erziehungstipps, um im Erziehungsalltag gut über die Runden zu kommen.
11
IKK-Nachrichten Nr. 1-2/03
Schließlich gehört zu der CD-ROM noch eine umfangreiche Begleitbroschüre. Die CD-ROM kann beim Autor bezogen werden. Die Bestellung ist auch online über die Internetadresse www.freiheit-in-grenzen.org möglich. Dort
finden sich auch weitere Informationen zu der CD-ROM
und zum Erziehungskonzept »Freiheit in Grenzen«.
3.2 Angebote auf der personalisierten Ebene
Die personalisierte Ebene erfordert einen persönlichen
Kontakt zwischen Eltern und Vertretern des professionellen Systems der Erziehungs- und Familienberatung beziehungsweise -therapie. In Deutschland gibt es hierzu
ein relativ gut ausgebautes Angebot in Form kirchlicher,
kommunaler oder freier Einrichtungen beziehungsweise
Praxen. Obwohl die Schwellenangst vor der Inanspruchnahme derartiger Institutionen in den letzten Jahren abgenommen hat, bedarf es für viele Eltern immer noch einer
erheblichen Überwindung, mit ihren Erziehungsproblemen den direkten persönlichen Kontakt im Rahmen einer
professionellen Institution zu suchen – und zwar auch
dann, wenn die Probleme gravierend sind und nur eine
professionelle Unterstützung Aussicht auf eine Lösung
oder zumindest Linderung der Probleme verspricht. Insofern kann die erste (nicht-personalisierte) Ebene in bestimmten Problemkonstellationen die zweite (personalisierte) Ebene auf keinen Fall ersetzen. Wohl aber kann
eine nicht-personalisierte »public health«-Perspektive elterlicher Erziehungskompetenz dazu beitragen, dass es kein
Makel, sondern im Gegenteil ein Zeichen von Reife und
Verantwortungsbewusstsein ist, wenn man in schwierigen
Erziehungs- und Lebenssituationen professionelle Hilfe in
Anspruch nimmt. Darüber hinaus kann das Material an
Erziehungsszenarien, das auf der nicht-personalisierten
Ebene zur Verfügung steht, auch im Rahmen personalisierter professioneller Kontakte genutzt werden, wie dies
in den USA zum Beispiel in dem überaus erfolgreichen
»Positive Parenting«-Programm der Universität von Minnesota der Fall ist (vgl. Pitzer, 2001).
4. Fazit
Eine Gesellschaft, die – wie die unsrige – in hohem Maße
auf das »Humanvermögen« einer psychisch gesunden und
kompetenten nachwachsenden Generation angewiesen ist,
hat bisher erstaunlich wenig getan, um auf breiter Basis
hierzu die entsprechenden Voraussetzungen zu schaffen.
Ein zentraler Ansatzpunkt hierfür ist die Stärkung elterlicher Erziehungskompetenzen im Sinne des Erziehungsprinzips »Freiheit in Grenzen«. Kinder und Jugendliche,
die sich im Rahmen dieses Erziehungsprinzips entwickeln
Schwerpunktthema
können, bringen alle Voraussetzungen für eine weitere positive Entwicklung ihres Lebens mit – sei es im persönlichprivaten, sei es im schulischen, beruflichen und letztlich
auch gesellschaftlichen Bereich. So gesehen ist vorausschauendes und beherztes Handeln auf allen Ebenen dringend geboten.
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Schneewind, K. A. (2003). »Freiheit in Grenzen« – Eine interaktive CD-ROM zur Stärkung elterlicher Erziehungskompetenzen für Eltern mit Kindern zwischen 6 und 12
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Informationen:
Prof. Dr. Klaus A. Schneewind
Universität München
Department Psychologie
Persönlichkeitspsychologie, Psychologische
Diagnostik und Familienpsychologie
(089) 2180-5194
Fax: (089) 2180-5235
E-Mail: [email protected]
12
IKK-Nachrichten Nr. 1-2/03
Elterliche Gewalt – Projektarbeit im Kinder- und Jugendzentrum »Lichtblick Hasenbergl«
Paula Honkanen-Schoberth
Gewaltfreie Erziehung in der Familie
Elternkurse: »Starke Eltern – Starke Kinder®«
Das Recht der Kinder auf gewaltfreie Erziehung wurde mit der Verabschiedung des Gesetzes zur »Ächtung der Gewalt in der Erziehung«, § 1631 BGB,
Gesetzeswirklichkeit. – Kinder und Jugendliche erleiden Gewalt in der Erziehung, weil Eltern – besonders in schwierigen Lebenssituationen – sich überfordert und hilflos fühlen und keine Alternativen zu körperlichen oder seelisch
verletzenden Strafen kennen oder in ihren Ohnmachtsituationen nicht zur
Hand haben. Damit die Eltern durch das neue Gesetz nicht noch mehr verunsichert werden und damit es Bewusstsein bildende und Verhalten verändernde
Bedeutung im Familienalltag gewinnen kann, dazu sind vielfältige begleitende
Maßnahmen notwendig. Einer dieser auch durch das Bundesministerium für
Familie, Senioren, Frauen und Jugend unterstützten konkreten Angebote sind
die Elternkurse »Starke Eltern – Starke Kinder®« des Deutschen Kinderschutzbundes.
Die Grundideen des Elternkurses stammen aus der Arbeit des
Finnischen Kinderschutzbundes in den 80er Jahren. Die jetzige
Kurskonzeption wurde auf dieser Grundlage aufgebaut, weiterentwickelt und vorerst im Aachener Kinderschutzbund in zahlreichen Elternkursen mit Erfolg erprobt und evaluiert.
13
IKK-Nachrichten Nr. 1-2/03
Schwerpunktthema
Ziel des Elternkurses ist es, zum einen die
psychische und physische Gewalt in der Familie durch Stärkung der Erziehungskompetenz der Eltern zu verhindern oder zumindest zu reduzieren und zum anderen die
Rechte und Bedürfnisse der Kinder durch
das Aufzeigen der Mitsprache-, Mitbestimmungs- und Gestaltungsmöglichkeiten der
Kinder im gemeinsamen Familiensystem –
auch im Sinne der UN-Kinderrechtskonvention – zu stärken. Hierbei ist der Blick auf
die vorhandenen Ressourcen sowohl der Eltern als auch auf die der Kinder gerichtet,
nicht auf die Defizite.
Einzelne inhaltliche Schwerpunkte des Kurses werden von diesen beiden Zielkomponenten abgeleitet und an dem Leitbild des
Erziehungsstils »anleitende Erziehung« weiterentwickelt.
Der anleitende Erziehungsstil ist weder »autoritär« noch
»antiautoritär«. Eltern sollen erfahren, wie sie ihre Erziehungsfunktion und Verantwortung gemeinsam übernehmen können und wie sie ihre positive elterliche Autorität
durchaus ausüben dürfen, ohne auf körperliche Bestrafungen, auf seelische Verletzungen oder auf sonstige entwürdigende Erziehungsmaßnahmen zurückgreifen zu
müssen.
Die Auseinandersetzung mit den eigenen Wertvorstellungen, mit den Erziehungszielen, mit den mehrgenerationalen Prämissen und Glaubenssätzen, die das Erziehungsverhalten prägen und leiten, sind u.a. Inhalte des Kurses.
Auch das Setzen und Begründen von Grenzen sowie das
Achten auf deren Einhaltung spielt eine wichtige Rolle in
den Kursabenden.
Einen weiteren inhaltlichen Schwerpunkt bilden die die
Entwicklung der Kinder prägenden, beziehungs- und erziehungsrelevanten Leitorientierungen wie Fürsorglichkeit,
Annahme, Ermutigung, Vertrauen, gemeinsames Tun und
Freude, die in ihren unterschiedlichen Erscheinungsformen behandelt werden.
Die Ressourcen der Eltern und Kinder und das Finden
eigener Lösungswege aus den Konfliktsituationen werden
anhand konkreter Beispiele analysiert und reflektiert.
Hierbei ist der Blick weder auf Vergangenheit noch auf
die Ursache – Wirkung – Schuld – Fragen, noch auf Defizite einzelner Familienmitglieder gerichtet, sondern auf
der einen Seite auf den Kräftehaushalt der Eltern und zum
anderen in die Zukunft. Die zentrale Frage lautet: Welcher
unmittelbare konkrete kleinstmögliche Schritt ist nötig, um
das eigene Verhalten in die gewünschte Richtung zu verändern? Zugrunde liegt hier die eigene Überzeugung, dass es
einfacher ist, das Verhalten als die Einstellungen zu verändern. Die positiven Erfahrungen auf der Verhaltensebene
14
IKK-Nachrichten Nr. 1-2/03
haben oft eher eine Chance, allmähliche Veränderungen
auf der Einstellungsebene nach sich zu ziehen.
Theorien und Methoden
Die Inhalte des Elternkurses sowie die Perspektive der
Ressourcenorientierung basieren auf zum Teil sehr verschiedenen Theoriepositionen. Systemtheoretische Ansätze, das heißt die Betrachtung der Familie als System mit
seinen familiären Subsystemen, finden ebenso Berücksichtigung wie der kommunikationstheoretische Ansatz von
Paul Watzlawick sowie einige Inhalte der unterschiedlichen
familientherapeutischen Schulen, beispielsweise S.
Minuchin, de Shazer oder T. Rönkä. Aber auch Elemente
aus der Individualpsychologie Alfred Adlers, einige
verhaltens- oder gesprächstherapeutische Ansätze C.
Rogers und Ideen von Thomas Gordon bilden u.a. den
theoretischen Hintergrund.
In den Kursabenden wechselt Theorievermittlung mit
Selbsterfahrung. Theoretische Inhalte werden in den Kursabenden als kurze Inputs mit Hilfe von Folien, Textmaterial und mit Hilfe von »Mottos« vorgestellt. Danach sollen
die Teilnehmer/innen diese Inhalte in Kleingruppen mit
ihren eigenen Erfahrungen in Verbindung setzen, um sie
dann bewusst mit den Partner/innen oder Kindern während der nachfolgenden Wochen in Alltagssituationen auszuprobieren.
Durch den gruppendynamischen Prozess kann die Verarbeitung der Inhalte in einer annehmenden, zuweilen durch
Humor und Spaß gekennzeichneten Atmosphäre vertieft
und die Reflexion über das eigene Verhalten intensiver
werden.
Anwendungsbereiche und Dauer der Kurse
Die Konzeption bietet eine praktische Arbeitsgrundlage
gerade dort, wo es um das ABC der Kommunikation in
der Familie, um praktikable gewaltlose Erziehungs- und
Grenzsetzungsmethoden und um mehr Sicherheit im Umgang miteinander geht.
Man kann das Konzept jedoch nach Bedarf auch spezifizieren und an die Bedürfnisse der jeweiligen Zielgruppe
wie zum Beispiel Eltern der Kindergartenkinder, Grundschulkinder oder an die Eltern der Pubertierenden anpassen.
Die Anwendung der Konzeption in der Arbeit mit Alleinerziehenden, mit Pflege- und Adoptionsfamilien, mit
Gewaltfreie Erziehung
Eltern aus sozialen Brennpunkten oder Migranteneltern ist
ebenfalls durch gezielte Schwerpunktsetzung denkbar.
Darüber hinaus können Teile des Kurses in modifizierter
Form im Eltern-Kind-Gruppenbereich oder für die Gestaltung von Elternabenden in Kindergärten oder Schulen
genutzt werden. Als weitere Einsatzbereiche sind u.a.
Familienbildungs- und Beratungsinstitutionen, Schulen
und Kindergärten denkbar.
Der Kurs umfasst acht bis zwölf Kurstermine, die jeweils
zwei bis drei Stunden dauern. Als günstig hat sich eine
Gruppengröße zwischen zwölf bis fünfzehn Teilnehmer/
innen erwiesen.
Multiplikatorenschulung
Für die Durchführung der Elternkurse »Starke Eltern –
Starke Kinder®« ist eine eingehende, zumindest dreitägige
Schulung nötig, um erstens die zugrunde liegenden theoretischen Konzeptionen und Inhalte zu vermitteln und ihre
praktische Umsetzung im gruppendynamischen Prozess
zwischen Kursleiter/in und Eltern zu erarbeiten.
Zum Zweiten ist eine Schulung der Kursleiter/innen erforderlich, da der Wert und die Wirkung des Kurses wesentlich von der Haltung der Kursleitung abhängt. Diese
soll durch Respekt, Vertrauen und Anerkennung gegenüber den Eltern gekennzeichnet sein. Letztendlich hängt
der Erfolg des Elternkurses wesentlich von der Fähigkeit
der Kursleitung ab, die positiven Erziehungsleistungen
und Ressourcen der Eltern hervorzuholen; diese müssen
oft erst einmal aufgespürt und bewusst gemacht werden,
um sie zu stärken und weiter aufzubauen.
Zielgruppen für Multiplikatorenschulungen sind Mitarbeiter/innen, Kursleiter/innen, Gruppenleiter/innen im
Elternbildungs- und Familienhilfebereich und in den Familien- und Erziehungsberatungsstellen. Voraussetzung
für eine Kursleiter/in-Schulung ist in der Regel eine Berufsausbildung in einem pädagogisch-sozialen-psychologischen Fach (z.B. Erzieher/innen, Diplom-Sozialpädagogen, Psychologen etc.) sowie Erfahrung in der Elternberatung und in der Arbeit mit Elterngruppen.
Die Landesverbände und gegebenenfalls die Ortsverbände des Kinderschutzbundes organisieren beziehungsweise
geben Auskunft über die Schulungen.
Aufbau der Multiplikatorenschulung
Ausgehend von und analog zu den folgenden fünf Fragestellungen aus dem Elternkurs werden die Inhalte in der
15
IKK-Nachrichten Nr. 1-2/03
Multiplikatorenschulung jeweils zuerst theoretisch beleuchtet und dann auf der Basis gruppendynamischer und
rollenspezifischer Prozesse eingeübt:
1. Welche Werte und Erziehungsziele haben wir in
der Familie?
2. Wie kann ich das Selbstwertgefühl des Kindes
unterstützen?
3. Wie kann ich meinem Kind bei seinen Schwierigkeiten helfen?
4. Wie drücke ich meine Bedürfnisse aus?
5. Wie lösen wir Probleme in der Familie?
Für die Vermittlung der theoretischen Positionen wurden
Arbeitspapiere entwickelt. Wie in den Elternkursen ist
auch in der Multiplikatorenschulung ein Prozess der
Selbsterfahrung für die Teilnehmer/innen wichtig. Hierbei
werden vor allem Kleingruppenübungen und Rollenspiele
eingesetzt. Außerdem werden Verfahren vorgestellt, die bei
der Analyse der Entstehung von häufig auftretenden Erziehungsproblemen und deren Lösung behilflich sein können. Die Teilnehmer/innen können nach Abschluss der
Multiplikatorenschulung ein Kurshandbuch erwerben, in
dem alle Materialien für die Kursabende zusammengestellt
sind. Dies ermöglicht ihnen, den Elternkurs in ihrem Tätigkeitsbereich selbst durchzuführen.
Ermutigende Bestätigung
Die bisherigen Rückmeldungen der Eltern und der Multiplikatoren zeigen eindeutig, dass die Elternkurse »Starke Eltern – Starke Kinder®« den neu in Artikel 16 des Kinderund Jugendhilfegesetzes aufgenommenen Auftrag, Eltern
Wege aufzuzeigen, Konflikte in Familien gewaltfrei zu lösen, erfüllen. Die ersten Evaluationsstudien in München
(Katholische Stiftungs-Fachhochschule, Prof. Schatz),
Remscheid und Aachen und die Fachhochschule Köln,
Prof. Tschöpe-Scheffler, bestätigen, dass die Kurse zur
Entlastung und zu mehr Vertrauen auf die eigenen und
auf die Fähigkeiten der Kinder sowie zu mehr Sicherheit
und Zufriedenheit im Umgang miteinander in der Familie
beitragen. Die Kölner Evaluationsstudie zeigt zudem, dass
die Kurseltern weitgehend auf entwicklungshemmendes
Erziehungsverhalten, wie Ohrfeigen, Beschimpfungen, Beleidigungen, Demütigungen des Kindes und dirigistisches
Verhalten, zu verzichten versuchen und stattdessen andere,
entwicklungsfördernde Erziehungsmaßnahmen (wie Loben, Verträge aushandeln, Kinder in Entscheidungen mit
einbeziehen, Grenzen setzen) in Erwägung ziehen. Nach
dem Besuch der Kurse verfügen Eltern über ein erweitertes Verhaltensrepertoire und es zeigt sich, dass sowohl das
Reflexionsniveau der Eltern als auch ihre Selbstwirksamkeitsüberzeugung erheblich gestiegen waren. Als Botschaft
hatten die Eltern unter anderem aus den Kursen mitge-
Schwerpunktthema
nommen: »Ich muss nicht
perfekt sein, es reicht, eine
hinreichend gute Mutter
(ein hinreichend guter Vater) zu sein.« Diese Einsicht
empfinden die Eltern als
Entlastung, die zusätzlich
durch den Austausch in der
Gruppe mit anderen Eltern
dann als wesentlicher Kurserfolg dargestellt wird.
Durch neu gewonnene Einsichten und die innere Entlastung hatte sich nach
Selbstaussagen der Eltern
in der Kölner Studie das
Familienklima erheblich gebessert. Eltern und Kinder
verbrachten mehr Zeit
miteinander und praktizierten häufiger direkte statt indirekte Kommunikation.
Kinder, die in der Kölner
Untersuchung befragt wurden, beurteilten die Erziehung ihrer Eltern nach dem
Besuch der Kurse deutlich
besser (Note 2+) als vor
dem Kurs (Note 3). Sie bemerkten vor allen Dingen
drei neue Qualitäten an ihren Eltern: Die Eltern hatten mehr Geduld und waren weniger gestresst; sie
hatten mehr Zeit und unternahmen mehr mit den Kindern, und sie schimpften
weniger und redeten häufiger »vernünftig« mit ihnen.
Ratgeber für Eltern
Seit September 2002 gibt es ein Buch für die Eltern zu
dem Elternkurs. Es ist erschienen in der Ravensburger
Ratgeberreihe im Uraniaverlag mit dem Titel »Starke Kinder brauchen starke
Eltern« (Autorin Paula
Honkanen-Schoberth).
Der Ratgeber ist ähnlich wie die Elternkurse aufgebaut; lebensnah, einfach und verständlich geschrieben
mit vielen praktischen
Beispielen und ist auch
an die Eltern gerichtet,
die den Elternkurs
nicht kennen.
Informationen:
Paula Honkanen-Schoberth
Deutscher Kinderschutzbund Ortsverband Aachen e.V.
(0241) 94994-0
Fax: (0241) 94994-13
E-Mail: [email protected]
oder:
Deutscher Kinderschutzbund –Bundesverband e.V.
Hannover
Deutscher Kinderschutzbund – Landesverband NRW e.V.
Wuppertal
bzw. die jeweils zuständigen Landesverbände
16
IKK-Nachrichten Nr. 1-2/03
Elterliche Gewalt – Projektarbeit im Kinder- und Jugendzentrum »Lichtblick Hasenbergl«
Dr. Annett Kuschel und Prof. Dr. Kurt Hahlweg
Das Triple P-Programm
Das Thema familiäre Gewalt hat in den letzten Jahren nicht nur in der klinischpsychologischen und pädagogischen Forschung, sondern auch in der Öffentlichkeit immer mehr an Bedeutung gewonnen. Wie verunsichert Eltern bei der
Kindererziehung sind, wurde in einer Befragung an 850 Eltern von Kindergartenkindern deutlich. Dabei gaben 68 % der Eltern an, dass sie nicht wissen, ob
sie die Erziehungsaufgabe gut oder schlecht erfüllen, und 63 % fühlen sich
manchmal überlastet mit der Kindererziehung (Lübke, Miller, Köppe, Kuschel
& Hahlweg, 2000). Eine Untersuchung des Kriminologischen Forschungsinstitutes in Niedersachsen (KFN) hat ergeben, dass 61 % der Eltern ihr Kind ohrfeigen und 21 % zu härteren körperlichen Bestrafungsmaßnahmen greifen
(Wetzels, 1997).
Triple P (Positive Parenting Program; Sanders, 1999) ist ein mehrstufiges präventives Programm zu positiver Erziehung und bietet Eltern praktische Erziehungshilfen. Ziel ist es, den häufig entstehenden Teufelskreis von Verhaltensproblemen der Kinder, Erziehungsinkompetenz, Hilflosigkeit und weiteren Familienproblemen vorzubeugen bzw. zu durchbrechen. Triple P ist ein erfolgreiches Beispiel für neue präventive Wege im Bereich der nationalen Gesundheitsfürsorge.
Nach einem Vorschlag des »Commitee on Prevention of Mental Disorders«
des Nationalen Instituts für Medizin der USA können präventive Interventionen für psychische Störungen und Familienprobleme in drei Kategorien einge17
IKK-Nachrichten Nr. 1-2/03
Schwerpunktthema
teilt werden (Munoz, Mrazek & Haggerty, 1996). Ziel aller
Interventionen ist es, die Anzahl neuer Fälle mit voll ausgeprägtem Störungsbild zu vermindern. Universelle präventive Intervention wird auf eine gesamte Bevölkerungsgruppe angewendet, unabhängig von eventuell vorhandenen Risikofaktoren. Beispiele sind Vorsorgeuntersuchungen für Schwangere, AIDS-Kampagnen oder auch
Ehevorbereitungskurse für Paare vor der Hochzeit, die
zum aktuellen Zeitpunkt keine Schwierigkeiten haben.
In Anbetracht der bestehenden Problemlage, des Wissens
um Entwicklung und Verlauf psychischer Probleme in Familien und der geringen Bereitschaft der Betroffenen, die
bestehenden Beratungs- und Behandlungsmöglichkeiten
wahrzunehmen, scheint die Entwicklung und Verbreitung
von präventiven Ansätzen ein Erfolg versprechender Weg.
Ein präventives Programm zur Unterstützung von Familien und Eltern bei der Kindererziehung sollte folgende Kriterien erfüllen:
Hilfe zur Selbsthilfe und Vermittlung von Fertigkeiten zur Lösung künftiger Probleme
Betonen der individuellen Verantwortung der Eltern
und Nutzen der elterlichen Ressourcen
Beachten der bekannten Risikofaktoren für die Entwicklung kindlicher Verhaltensstörungen und des
kindlichen Entwicklungsprozesses
Wissenschaftliche Überprüfung
Günstiges Kosten-Nutzen-Verhältnis
Erreichen vieler Eltern durch eine niedrige Zugangsschwelle
Triple P wurde in Brisbane, Australien durch Sanders und
MitarbeiterInnen an der Universität von Queensland am
dortigen Parenting and Family Support Center als positives
Erziehungsprogramm entwickelt. Ziel ist es, Eltern Strategien nahe zu bringen, wie sie zu ihrem Kind eine positive
Beziehung aufbauen, es in seiner Entwicklung fördern und
wie sie effektiv mit problematischen Verhaltensweisen umgehen können. Durch Triple P wird die Eltern-Kind-Beziehung und das Erziehungsverhalten verbessert, das
Kompetenzgefühl und Bewältigungsstrategien der Eltern
erhöht und emotionalen und Verhaltensproblemen von
Kindern vorgebeugt. Triple P basiert auf dem aktuellen
klinisch-psychologischen Forschungsstand und nimmt Bezug auf verschiedene theoretische Grundlagen. Zum einen
gehen wichtige Elemente lerntheoretischer Grundlagen
ein, zum anderen wird auf Entwicklungsmodelle zur sozialen Kompetenz von Kindern aufgebaut, auf die Theorie
des sozialen Lernens nach Bandura und auf Modelle zur
Entwicklungspsychopathologie.
Ein Programm zur Unterstützung der Eltern sollte die
Möglichkeit bieten, auf alle Bedürfnisse individuell abgestuft einzugehen. Diesem Anspruch wird Triple P gerecht,
da fünf Interventionsebenen jeweils eine steigende Intensität an Unterstützung beinhalten. Stufe 1 umfasst universelle Information über Erziehung mit Hilfe von Medien
und Informationsmaterial, Stufe 2 Kurzberatungen für
spezifische Erziehungsprobleme mit Unterstützung von
18
IKK-Nachrichten Nr. 1-2/03
verschiedenen Materialien, Stufe 3 Kurzberatungen und
aktives Training, Stufe 4 intensives Elterntraining als Einzel- oder Gruppentraining oder in Selbstanleitung und
Stufe 5 erweiterte Interventionen auf Familienebene.
Stufe 1 (Universelle Information über Erziehung):
Ziele der Interventionen auf Stufe 1 sind, über Inhalte
positiver Erziehung zu informieren, die Akzeptanz von
Triple P zu erhöhen und den Prozess der Unterstützung
von Familien und Eltern bei der Kindererziehung zu
normalisieren. Daher sollen möglichst vielen Personen,
die mit der Erziehung von Kindern zu tun haben, über
verschiedene Medien Informationen über positive Erziehung vermittelt werden. Zu diesem Zweck liegen in englischer Sprache vielfältige Materialien vor, die größtenteils
bereits ins Deutsche übersetzt wurden1. Zunächst sind hier
eine 14-seitige Broschüre »Positive Erziehung«, welche die
Grundlagen von Triple P in Form verschiedener Erziehungsstrategien enthält, und die so genannten Tip-Sheets
(»Kleine Helfer«) zu nennen. Bei den letztgenannten
handelt es sich um insgesamt 40 zwei- bis dreiseitige
DIN A4-Informationsblätter für vier Altersstufen (Säuglinge, Kleinkinder, Kindergartenkinder, Schulkinder), in
denen Eltern verhaltensnahe Tipps zum Umgang mit
schwierigen Situationen und Problemen der jeweiligen
Altersstufe erhalten. Da alle »Kleinen Helfer« in einfachem
Englisch beziehungsweise Deutsch abgefasst sind und sehr
kurz effektive und praktische Wege zum Umgang mit spezifischen Problemen beschreiben, eignen sie sich sehr gut
zur Unterstützung von minimalen therapeutischen Kontakten.
Begleitend zur Broschüre und den »Kleinen Helfern«
existiert für die genannten Altersstufen eine Videoserie,
die ebenfalls praktische Hilfen zur Lösung alltäglicher
Erziehungs- und Entwicklungsprobleme zeigt und die mit
den schriftlichen Materialien verwendet werden sollte. Da
für erfolgreiche universelle Prävention gute und sorgfältig
geplante Medienkampagnen notwendig sind, wurden in
Australien beispielsweise 40 einminütige Radiospots, 52
Zeitungskolumnen und ein TV-Werbespot entwickelt.
Zudem wurden 14 Folgen einer 30minütigen Fernsehserie
(»Families«) im Infotainmentstil produziert und in Neuseeland im Hauptabendprogramm ausgestrahlt, wobei in jeder
Sendung ein fünfminütiges Segment zu Triple P enthalten
war. Für Familien, die viele persönliche Ressourcen haben
und mit ihren Kindern wenig Schwierigkeiten erleben,
kann eine solche Medienstrategie zur Implementierung
von positiven Erziehungsstrategien ausreichend sein.
Stufe 2 (Kurzberatung für spezifische Erziehungsprobleme): Dies umfasst ein bis vier kurze Einzelinterventionen mit Eltern (á 20 Minuten) durch verschiedene
Professionelle. Besonders ÄrztInnen, ErzieherInnen, LehrerInnen und Kinderkrankenschwestern, die bei Proble-
Gewaltfreie Erziehung
men oft erste Ansprechpartner für Eltern sind, haben
meist keine spezielle Ausbildung in der Beratung bei Verhaltensschwierigkeiten. Eine Triple P – Ausbildung bindet
diese Berufsgruppen in die Prävention von kindlichen
Verhaltensstörungen ein und befähigt sie, Eltern bei umgrenzten Schwierigkeiten mit Hilfe der genannten Materialien gezielt zu unterstützen. Für die meist zwanzigminütigen Sitzungen oder Telefonberatungen werden die
Broschüre, die Videoserien und die »Kleinen Helfer« genutzt. Häufig besteht die Hilfe darin, die aktuellen Probleme zu definieren, die entsprechenden »Kleinen Helfer«
auszugeben und mit den Eltern kurz zu besprechen.
Durch eine Einbindung der bestehenden Strukturen wie
Kindergärten, Schulen, medizinische Einrichtungen in das
gesamte Konzept wird eine frühe, wenig aufwändige und
effektive Intervention möglich.
Stufe 3 (Kurzberatung und aktives Training): Die Informationen und Tipps auf dieser Stufe bilden eine weitere, etwas intensivere selektive Präventionsstrategie. Im
Unterschied zu Stufe 2 handelt es sich hierbei meist um
vier Sitzungen, in denen Eltern zusätzlich zur Information
ein aktives Training erhalten. In Sitzung 1 wird zunächst
Verlauf und aktueller Stand des Problems (z.B. Einschlafprobleme, Wutanfälle) geklärt, ein Ziel definiert, und Strategien der Verhaltensbeobachtungen werden eingeführt. In
Sitzung 2 und 3 werden häufig spezifische Strategien der
positiven Erziehung, die auf das jeweilige Problem passen,
mit den Eltern besprochen und in Rollenspielen aktiv eingeübt. Außerdem werden Fortschritte der Familie und
mögliche Schwierigkeiten mit den Strategien diskutiert. In
Sitzung 4 erfolgt der Abschluss der Kurzberatung mit den
Schwerpunkten Generalisierung der erlernten Erziehungsfertigkeiten sowie positive Rückmeldung und Ermutigung
der Eltern. Wie Stufe 2 ist auch Stufe 3 dafür geeignet, Eltern bei umgrenzten, spezifischen Erziehungsschwierigkeiten zu unterstützen.
Stufe 4 (Intensives Elterntraining): Auf dieser Stufe
sind verschiedene Formen des Elterntrainings vor allem
für Eltern konzipiert, die erkennbare Schwierigkeiten in
der Erziehung und deren Kinder verschiedene oder schwerer ausgeprägte Verhaltensschwierigkeiten haben, ohne jedoch das Vollbild einer Diagnose zu erfüllen. Das Elterntraining existiert in Form eines Gruppentrainings mit 5-6
Familien, als Einzeltraining und als telefonisch unterstütztes Selbsthilfeprogramm. Den Eltern werden in vier zweistündigen Sitzungen mit Hilfe des Videos »Überlebenshilfe
für Eltern« und eines Arbeitsbuchs verschiedene Erziehungsstrategien vermittelt.
Inhalte von Sitzung 1 sind zunächst die Grundregeln positiver Erziehung, eine genaue Problem- und Zielbeschreibung und Methoden der Verhaltensbeobachtung.
Zudem lernen Eltern mögliche Ursachen für kindliche
Verhaltensprobleme kennen (z. B. zufällige Belohnung, un-
19
IKK-Nachrichten Nr. 1-2/03
günstiger Gebrauch von Anweisungen oder Strafe). In Sitzung 2 werden Strategien zur Förderung der kindlichen
Entwicklung und der Eltern-Kind-Beziehung vorgestellt
und verschiedene Rollenspiele und Übungen aktiv trainiert. Beispiele für solche positiven Strategien sind spezifisches Loben, Aufmerksamkeit schenken, spannende Beschäftigungen oder Punktekarten. In Sitzung 3 folgen Erziehungsstrategien zum Umgang mit problematischem
Verhalten des Kindes, wie beispielsweise das Benutzen klarer, ruhiger Anweisungen, Familienregeln, logische Konsequenzen oder Auszeit. Die vorgestellten Strategien werden
in Sitzung 4 zur Erarbeitung von Aktivitätenplänen für
Risikosituationen (z. B. Einkaufen, lange Autofahrten) genutzt. Zudem erhalten die Eltern einige »Überlebenstipps«,
die die Erziehung und das Familienleben allgemein erleichtern können. Im Anschluss an die vier Gruppensitzungen
haben die Eltern die Möglichkeit zu vier individuellen
Telefonkontakten (jeweils ca. 20 Minuten), in denen Fortschritte, Fragen und auftretende Schwierigkeiten diskutiert
werden können. Dies dient der Stabilisierung der implementierten Strategien und unterstützt die Generalisierung
auf zukünftig auftretende Probleme.
Stufe 5 (Erweiterte Interventionen auf Familienebene): Diese Stufe wurde für Familien mit zusätzlichen
familiären Schwierigkeiten wie massive Ehekonflikte,
Substanzmissbrauch oder Depression der Mutter entwickelt und für Familien, deren Kinder nach der Teilnahme
am intensiven Elterntraining weiterhin Auffälligkeiten zeigen. Je nach den individuellen Bedürfnissen der Familie
wird das Training der Erziehungsfertigkeiten mit verschiedenen Modulen ergänzt. Im Modul Hausbesuche werden
Eltern vor Ort in der Umsetzung der Erziehungsstrategien
unterstützt. Dabei geht es darum, intensive Hilfe zur
Selbsthilfe zu leisten und Eltern zu befähigen, sich selbst
Ziele zu setzen, geeignete Strategien anzuwenden und
mögliche Schwierigkeiten alleine zu überwinden. Im Modul Partnerunterstützung wird den Eltern ein Training angeboten, dass Kommunikationsfertigkeiten und gegenseitige Unterstützung in der Erziehung trainiert. Schließlich
existiert ein Modul für individuelle Schwierigkeiten der Eltern. Dies können depressive Verstimmungen, Angststörungen oder Stress sein. Hier werden Problemlösefertigkeiten, Entspannungstechniken und Methoden der
Stressbewältigung vermittelt. Auch Bausteine kognitiver
Therapie werden bei entsprechenden Problemen eingesetzt. Diese Vielfalt an Modulen macht es möglich, ein individuelles Behandlungsprogramm auf die jeweiligen Bedürfnisse der Familie zuzuschneiden und dabei trotzdem
auf wissenschaftlich überprüfte Methoden und Materialien
zurückzugreifen.
Erste Ergebnisse zur Effektivität einzelner Interventionen wurden bereits Anfang der 80er-Jahre von der Forschergruppe um Sanders vorgelegt. Seither wurde eine
Vielzahl von kontrollierten und groß angelegten Untersuchungen zur Überprüfung der einzelnen Interventions-
Schwerpunktthema
Die PAG Institut für Psychologie hat das Erziehungsprogramm Triple P 1999 in Deutschland eingeführt, in enger Zusammenarbeit mit der Technischen Universität
Braunschweig und der Christoph-Dornier-Stiftung für Klinische Psychologie in Braunschweig.
Viele Materialien wurden bereits ins Deutsche übersetzt.
Die Broschüre »Positive Erziehung«, die »Kleinen Helfer«,
das Gruppenarbeitsbuch für Eltern, das Selbsthilfemanual
für Eltern sowie das Trainermanual zum intensiven Elterntraining liegen in gedruckter Form vor. Als Ergänzung zur
Broschüre und den »Kleinen Helfern« sowie für den Einsatz im Gruppentraining für Eltern liegt das Video »Überlebenshilfe für Eltern« in synchronisierter Form vor. Weitere Übersetzungen und Adaptionen der englischsprachigen Materialien werden derzeit von der PAG vorgenommen. Um Triple P unter den Angehörigen verschiedener
Professionen zu verbreiten, werden über die PAG Ausbildungen zu Triple P-Trainern als Lizenzsystem angeboten.1
Es werden Erzieherinnen, Lehrer, Sozial- und Diplompädagogen sowie Diplom-Psychologen für die Stufen 2, 3
und 4 ausgebildet und in der Durchführung von Kurzberatungen und Elterngruppen supervidiert. Mittlerweile gibt
es in ganz Deutschland ca. 400 lizenzierte Triple P-Trainer
für die Elternkurse der Ebene 4. Die Wirksamkeit des
Triple P-Gruppentrainings sowie der Selbsthilfematerialien
wird derzeit in einer von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten kontrollierten Studie an
den Standorten Braunschweig und Köln an Familien mit
Kindern im Vorschulalter überprüft. Insgesamt existiert
mit Triple P ein wirksames Programm zur Unterstützung
von Eltern bei der Kindererziehung und damit zur Prävention von aggressivem und gewaltbereitem Verhalten. Ziel
sollte daher sein, Triple P in Deutschland ebenso wie in
Australien allen Familien entsprechend ihrer Bedürfnisse
anzubieten und Kindern so zu einer gesünderen Entwicklung zu verhelfen und damit Eltern, Schulen und letztlich
auch die Gesellschaft zu entlasten.
Literatur
Kazdin, A. E. (1995). Conduct disorders in childhood and
adolescence. Thousand Oaks: Sage Publications.
Kuschel, A., Miller, Y., Köppe, E., Lübke, A., Hahlweg, K., Sanders, M. (2000). Prävention von oppositionellen und aggressiven Verhaltensstörungen bei Kindern: Triple P – ein Programm zu einer positiven Erziehung. Kindheit und Entwicklung, 9, 20-29.
Muñoz, R. F., Mrazek, P. J., Haggerty, R. J. (1996). Institute of
Medicine report on prevention of mental disorders. American
Psychologist, 51, 1116-1122.
Sanders, M. R. (1999). The Triple P – Positive Parenting Program: Towards an empirically validated multi-level parenting
and family support strategy for the prevention and treatment
of child behavior problems. Child and Family Psychology Review, 2, 71-90.
Zubrick, S. R., Silburn, S. R., Burton, P., Dalby, R., Carlton, J.,
Shepard, C., Lawrence, D. (1995). Western Australia Child
Health Survey: Developing health and well-being in the
nineties. Perth.
Weitere Informationen:
Dr. Annett Kuschel und
Prof. Dr. Kurt Hahlweg
Technische Universität Braunschweig
Institut für Psychologie
Klinische Psychologie,
Psychotherapie und Diagnostik
Fax: (0531) 391-8105
(0531) 391-3604 (Dr. Annett Kuschel)
E-Mail: [email protected]
(0531) 391-3623 (Prof. Dr. Kurt Hahlweg)
E-Mail: [email protected]
1 Die Triple P-Materialien und Informationen zur Triple P-Ausbildung sind zu
beziehen über: PAG Institut für Psychologie AG, Nordstraße 22, 48149
Münster, Tel.: (0251) 51 89 41 oder über Triple P im Internet unter
www.triplep.de
20
IKK-Nachrichten Nr. 1-2/03
Gewaltfreie Erziehung
Praxisprojekte in einer neuen Datenbank des IKK:
ProDat – Gewalt gegen Kinder
Das IKK wird eine Bestandsaufnahme über derzeitige nationale Praxisprojekte durchführen. Dazu wird eine Datenbank erstellt, die einen
bundesweiten Überblick über bestehende Projekte der primären, sekundären und tertiären Prävention von Kindesmisshandlung und
Kindesvernachlässigung verschaffen soll.
Mit der Veröffentlichung der Datenbank im Internet werden Informationen und Adressen relevanter Projekte für ExpertInnen der Jugendhilfe, Schulen und Kindertagesstätten, der außerschulischen Kinderbetreuung, für ÄrztInnen und TherapeutInnen sowie für Politik, Justiz,
Wissenschaft und Forschung zur Verfügung stehen.
Demgegenüber dient die Datenbank den Projekten als eine weit
reichende Möglichkeit der Öffentlichkeitsarbeit.
Um ein möglichst umfangreiches Spektrum der Praxisprojekte
darstellen zu können, bitten wir Sie um Ihre Mithilfe:
Bitte beteiligen Sie sich an der Erhebung, falls Sie ein Praxisprojekt
zum Thema Kindesmisshandlung / Kindesvernachlässigung durchführen. Bitte informieren Sie auch Ihnen bekannte Projekte über die Erhebung oder teilen Sie uns deren Kontaktadresse mit.
Zu Ihrer Erleichterung haben wir für Sie einen Fragebogen entworfen,
den Sie entweder bei uns anfordern oder online unter www.dji.de/ikk
ausfüllen können.
Weitere Informationen erhalten Sie bei:
Petra Rücker
(089) 62306-238
Fax: (089) 62306-162
E-Mail: [email protected]
21
IKK-Nachrichten Nr. 1-2/03
Literaturauswahl
Literaturrecherchen im Internet:
Literaturdatenbank des IKK
Seit April 2003 ist die Literaturdatenbank des IKK auch
über das Internet zugänglich. Auf der Homepage des
IKK (http://www.dji.de/ikk) führt ein Link direkt zur
Datenbank.
Dies ermöglicht nun den NutzerInnen des IKK, eigenständige Literaturrecherchen nach den verschiedensten Suchkriterien, wie zum Beispiel Autor, Titel,
Schlagwort etc., vorzunehmen. Darüber hinaus können auch relevante Literaturnachweise heruntergeladen und ausdruckt werden.
Die Datenbank enthält sämtliche bibliografische Kategorien, die in Feldern dargestellt sind. Der Inhalt jedes
Feldes wird in einer eigenen Indexliste abgebildet, die
der verbesserten Orientierung und Suche dient. Eine
ausführliche Anleitung zur Nutzung der Datenbank
findet sich im Vorfeld der Suchmasken.
Es sind Kombinationsrecherchen möglich, das heißt,
dass sowohl die verschiedenen Felder bei einer
Recherche miteinander verknüpft sind als auch innerhalb eines Feldes mehrere Begriffe mit logischen Operatoren (»und«, »oder«, »nicht«) beliebig kombiniert
werden können. Die Literaturdatenbank, deren Bestand eine wichtige Basis des IKK bildet, ist in ihrer
Darstellung, Zugänglichkeit und ihrer spezifischen thematischen Ausrichtung bundesweit einzigartig und
enthält mittlerweile ca. 13.000 Literaturnachweise. Sie
wird ständig aktualisiert und erweitert. Regelmäßige
und systematische Recherchen, die über vorliegende
Fachliteratur, aktuelle Fachzeitschriften sowie externe
Datenbanken und das Internet erfolgen, bilden die
Grundlage für ein qualifiziertes Informationsangebot,
das sich an ein breites Fachpublikum richtet.
Für Rückfragen bei der Literaturrecherche stehen wir
gerne zur Verfügung.
Helga Menne
Buchpublikationen
Bei der hier vorgestellten Literatur handelt es sich nur um
eine Auswahl von publizierten Büchern,
Artikeln, Broschüren
und audiovisuellen
Medien im Themenbereich »Gewaltfreie
Erziehung«.
Grundlagenliteratur
sowie weitere Veröffentlichungen im gesamten Feld »Gewalt
gegen Kinder« finden
sie in unserer Literaturdatenbank über
das Internet
http://www.dji.de/ikk
22
Bussmann, Kai-D.:
Verbot familialer Gewalt gegen
Kinder. Zur Einführung rechtlicher
Regelungen sowie zum (Straf-)Recht
als Kommunikationsmedium.
Köln: Heymann, 2000
Der Autor, der mit dieser Publikation
seine Habilitationsschrift vorlegte,
geht der Frage nach, ob es möglich
ist, soziale Probleme durch Recht zu
beeinflussen und welche Anforderungen an jeweilige gesetzliche Regelungen zu stellen sind. Basierend auf empirischen Untersuchungen und soziologischen Theorien nähert er sich der
Thematik sehr differenziert und stellt
immer wieder die komplexen Zusammenhänge der verschiedenen Aspekte
dar.
Ausgehend vom elterlichen »Züchtigungsrecht« bis hin zum Misshandlungsverbot beschreibt Bussmann eingangs die rechtliche Situation der Problematik. Im Anschluss folgen die Er-
IKK-Nachrichten Nr. 1-2/03
gebnisse empirischer Untersuchungen
zwischen 1992 und 1994, bei der sowohl Kinder und Jugendliche als auch
Erwachsene in Ost- und Westdeutschland befragt wurden. Hierbei wurden
die Formen und Häufigkeiten familialer Gewalt erfasst. Unter anderem ließ
sich dabei feststellen, dass vier Fünftel
der Jugendlichen von einer »leichten
Ohrfeige« durch ihre Eltern berichten
beziehungsweise mehr als zwei Drittel
der Erwachsenen diese Sanktion als
»Erziehungsmaßnahme« gegenüber
ihren Kindern angewendet haben.
Bussmann kommt aber zu dem
Schluss, dass vor ein bis zwei Generationen schwere Körperstrafen üblicher waren als heute und das Niveau
der familialen Gewalt allmählich zu
sinken scheint.
In einem weiteren Kapitel geht der
Autor einer zentralen These nach,
welche beinhaltet, dass die Privatheit
der Familie eine gewaltfördernde Bedeutung hat. Aufgrund seiner empiri-
Buchpublikationen
Gewaltfreie Erziehung
schen Untersuchungen bestätigt er
diese Annahme. Die Abgeschlossenheit der Familie ist sozial akzeptiert
und gewährt große rechtliche Erziehungsfreiräume. Klare rechtliche
Grenzen könnten allerdings die informelle soziale Kontrolle auch in gewaltbelasteten Familien verändern.
Durch Kenntnisse von und Kommunikation über gesetzliche Regelungen
zum Verbot von Gewalt in der Erziehung innerhalb der Familie wäre eine
andere Organisation des Verlaufs von
Konflikten möglich.
Die empirischen Untersuchungen
zeigten, dass es die Mehrzahl der Befragten als die Aufgabe des Rechts
sieht, eindeutige Grenzen zu setzen
und damit für Klarheit zu sorgen.
Ebenso wurde sich mehrheitlich dafür
ausgesprochen, dass Kindern generell
mehr Rechte eingeräumt werden sollten, damit sie gegen elterliche Gewalt
besser geschützt werden können.
Bussmann zieht demzufolge das entsprechende Fazit, dass der Gesetzgeber nun dazu aufgefordert ist, die familialen Rechte von Kindern und Jugendlichen zu stärken und ein Körperstrafenverbot auszusprechen.
Coloroso, Barbara:
Was Kinderseelen brauchen. Erziehung ohne Zwang mit Konsequenz
und Toleranz.
München: Südwest-Verl., 1999
Am Anfang dieses Ratgebers für Eltern wird auf die Grundsätze der Erziehung eingegangen, deren verschiedene Aspekte anhand zahlreicher Beispiele betrachtet werden. Im Mittelpunkt steht die respektvolle Erziehung des Kindes zu einem eigenverantwortlichen und selbstbewussten
Menschen. Bei der Beschreibung von
Einflüssen der Familienstrukturen wie
auch in weiteren Kapiteln wird allerdings zu sehr mit pauschalen Zuschreibungen gearbeitet. Leider werden anhand der Einteilung in »überorganisierte« Familien, »profillose« Familien und »Familien mit Rückhalt«
immer wieder »typische« Verhaltensweisen von Eltern sowie deren Auswirkungen auf die Kinder zugeordnet. Es ist aber nur die »Familie mit
Rückhalt« und ihr Umgang mit ver-
23
schiedenen Problemsituationen positiv besetzt. Eltern, die ihre Verhaltensweisen unter »überorganisierter«
oder »profilloser« Familie wiederfinden, könnten dadurch gänzlich ihre
Kompetenz zur Erziehung in Frage
gestellt sehen. Die Hinweise zur Erziehung, die sich nicht an dieser Kategorisierung orientieren, sind aber
durchaus sehr hilfreich für Eltern
(z.B. der Umgang mit Gefühlen, Problemen, Konflikten unter Geschwistern, Verhalten in Krisensituationen,
Sexualität etc.). Auch der ganz normale Alltag (Mahlzeiten in der Familien, Schlafengehen etc.) und ein konfliktfreier Umgang mit auftretenden
Problemen werden leicht verständlich beschrieben. In erster Linie richtet sich das Buch an Eltern, die sich
schon selbstkritisch mit ihrem Erziehungsstil auseinander gesetzt haben.
Deegener, Günther:
Die Würde des Kindes. Plädoyer
für eine Erziehung ohne Gewalt.
Weinheim: Beltz, 2000
Der Autor analysiert in seiner Publikation Formen und Häufigkeit von
Gewalt in der Familie und weist
nach, dass die Anwendung verbaler
oder körperlicher Gewalt ein Problem ist, welches in jeder sozialen
Schicht zu finden ist. Hierzu werden
zum einen Begriffe wie »Erziehung«
und »Misshandlung« näher betrachtet, zum anderen Erziehungseinstellungen seit dem 18. Jahrhundert bis
heute hinterfragt. Darüber hinaus
finden die Leser die Entwicklungen,
die der Änderung des § 1631 BGB
vorausgegangen sind, und es wird
von den Erfahrungen aus Schweden,
wo das Recht der Kinder auf gewaltfreie Erziehung schon länger gilt, berichtet. Nach der Auswertung neuer
Erkenntnisse der Familienforschung
schließt sich ein praktischer Teil an,
der mittels allgemeiner Grundlagen,
Hilfestellungen, Hinweisen und konkreter Beispiele aus dem Erziehungsalltag vermitteln möchte, wie Eltern
eine gewaltfreie Erziehung gelingen
kann.
IKK-Nachrichten Nr. 1-2/03
Honkanen-Schoberth, Paula:
Starke Kinder brauchen starke
Eltern. Der Elternkurs des Deutschen
Kinderschutzbundes.
Berlin: Urania-Verl., 2003
Die Publikation bildete die Grundlage
für die Kurse des DKSB »Starke Eltern – starke Kinder« und richtet sich
an Eltern. In leicht verständlicher
Form und aus der Sicht von Eltern
geschrieben, möchte die Autorin diesen mehr Sicherheit im Umgang mit
ihren Kindern vermitteln und ihnen
helfen, ihren Erziehungsstil zu verbessern. Anhand von Beispielen und eigenen Erfahrungen regt die Autorin
Eltern an, über ihre Wertvorstellungen
und Erziehungsstile nachzudenken.
Dabei werden z. B. Fragen aufgegriffen, wie es gelingen kann, das Selbstwertgefühl des Kindes zu stärken (z.B.
eigene Bedürfnisse und die der Kinder
ernst nehmen, Feedback geben); wie
Eltern ihre Kinder bei Problemen unterstützen, auch ihre eigenen Probleme gegenüber Kindern benennen und
letztendlich Konflikte in der Familie
gelöst werden können.
McKay, Matthew; Fanning, Patrick;
Paleg, Kim (u.a.):
Wenn Eltern die Wut packt. Alltägliche Stresssituationen mit Kindern
bewältigen.
Zürich: Walter-Verl., 1998
Die AutorInnen führen zu Beginn ihrer Publikation zahlreiche empirische
Untersuchungen an, um Auswirkungen
verbaler oder körperlicher Gewalt von
Eltern gegen ihre Kindern zu benennen. Folgend werden einige Situationen
geschildert, in denen Eltern wütend
werden, und welche Gefühle diese
Wutausbrüche bei Kindern auslösen.
Darüber hinaus werden alterstypische
Verhaltensweisen von Kindern beschrieben, um Eltern kindliche Reaktionen verständlicher zu machen. Letztendlich werden Möglichkeiten genannt,
wie Eltern besser mit Stress und aufkommender Wut umgehen, besser die
Bedürfnisse ihrer Kinder wahrnehmen
können und dies zu einem harmonischeren Zusammenleben in der Familie führt. Auch diese Veröffentlichung
richtet sich an Eltern.
Literaturauswahl
Zeitschriftenartikel / Buchaufsätze
Amendt, Gerhard: Mehr Respekt
vor Kindern. Offener Brief an Christine Bergmann, Bundesministerin für
Familie, Senioren, Frauen und Jugend.
In: Leviathan, 29, 2001, 3, S. 3-10
Baltz, Jochen: Ächtung der Gewalt
in der Erziehung. Gesetzgeberische
Initiativen zur Reduzierung von Gewalt im (elterlichen) Erziehungsgeschehen. In: Zentralblatt für Jugendrecht, 87, 2000, 6, S. 210-213
Binschus, Wolfgang: Neue familienrechtliche Regelungen. Gesetz
zur Ächtung der Gewalt in der Erziehung und zur Änderung des Kindesunterhaltsrechts i. V. m. dem Gesetz
über Fernabsatzverträge und andere
Fragen des Verbraucherrechts sowie
zur Umstellung von Vorschriften auf
Euro. In: Zeitschrift für das Fürsorgewesen, 2001, 2, S. 36-45
Bussmann, Kai-D.: Gewalt in der
Erziehung heute. Zur Wirkung des
neuen Rechts auf gewaltfreie Erziehung. In: Prävention, 5, 2002, 6,
S. 4-6
Bussmann, Kai-D: Kinderschutz
durch Recht und Gesetz. Wie präventiv wirken Gesetzesreformen? In:
Thema Jugend, 2001, 2, S. 6-7
Bussmann, Kai-D.: Recht und Praxis gewaltfreier Erziehung. Zu den
Chancen eines rechtlichen Gewaltverbots in der Familie aus internationaler und kriminologischer Perspektive. In: Recht der Jugend und des Bildungswesens, 49, 2001, 1, S. 35-53
Gewaltfrei erziehen. Der Beitrag
der Erziehungs- und Familienberatung. In: Informationen für Erziehungsberatungsstellen, 2000, 3,
S. 3-5
Verhaltensstörungen bei Kindern.
Triple P – ein Programm zu einer positiven Erziehung. In: Kindheit und Entwicklung, 9, 2000, 1, S. 20-29
Honkanen-Schoberth, Paula: Gewaltfreie Erziehung in der Familie.
Elternkurse: »Starke Eltern – Starke
Kinder«. In: Thema Jugend, 2001, 4,
S. 10-11
Peschel-Gutzeit, Lore Maria: Es ist
geschafft. Gewalt in der Erziehung
ist verboten! In: Familie, Partnerschaft, Recht, 6, 2000, 5, S. 231-232
Huber, Peter; Scherer, Holger: Die
Neuregelung zur Ächtung der Gewalt in der Erziehung. In: Zeitschrift
für das gesamte Familienrecht, 48,
2001, 13, S. 797-801
Johns, Irene: Der Wert einer gewaltfreien Erziehung. In: Pro Jugend, 2001, 4, S. 4-8
Johns, Irene: Gewaltfreie Erziehung. In: Ostendorf, Heribert;
Köhnken, Günter; Schütze, Gerd
(Hrsg.): Aggression und Gewalt.
Frankfurt, Main: Lang, 2002,
S. 213-224
Johns, Irene: Gewaltfreie Erziehung – geht das überhaupt? In:
Frühe Kindheit, 2002, 4
Katholische Landesarbeitsgemeinschaft Heime der Offenen Tür in
Nordrhein-Westfalen (Hrsg.): Thema Jugend, Themenheft Häusliche
Gewalt. Münster, Westf.: Katholische
Landesarbeitsgemeinschaft Kinderund Jugendschutz Nordrhein-Westfalen, 2001, 4
Kellner, Dominik: Die Ächtung der
Gewalt in der Erziehung nach
neuem Recht. In: Neue Juristische
Wochenschrift, 54, 2001, 11,
S. 796-797
Maywald, Jörg: Im Westen am
besten? Gewaltfreie Erziehung im internationalen Vergleich. In: Pro Jugend, 2001, 4, S. 13-15
Gropper, Elisabeth: Fünf Thesen
zur Gewaltprävention. In: AJS-Informationen, 35, 1999, 2, S. 13-15
Heger, Matthias; Schomburg, Gerhard: Das Gesetz zur Ächtung der
24
Gewalt in der Erziehung und zur
Änderung des Kindesunterhaltsrechts. In: Kindschaftsrechtliche Praxis, 3, 2000, 6, S. 171-175
Miller, Yvonne; Köppe, Evi; Lübke,
Anne (u.a.): Prävention von oppositionellen und aggressiven
IKK-Nachrichten Nr. 1-2/03
Petri, Horst: Kinderschutz in einer
Welt der Gewalt. In: Hans-Czermark-Preis Lesebuch. Wien: Verband
Wiener Volksbildung, 1998, S. 21-26
Schimke, Hans-Jürgen: Vom Züchtigungsrecht zur Gewaltfreiheit.
Probleme der Entwicklung und Umsetzung eines Gesetzes. In: Thema Jugend, 2001, 4, S. 5-8
Schleicher, Hans: Das gesetzliche
Gewaltverbot in der Erziehung. In:
Evangelische Jugendhilfe, 78, 2001,
5, S. 283-289
Schleicher, Hans: Recht auf gewaltfreie Erziehung. Zur Bedeutung
des gesetzlichen Gewaltverbots. In:
Jugendhilfe, 39, 2001, 4, S. 181-189
Sitzler, Franziska; Körner, Wilhelm:
»Eltern in Not«. Ein Gruppenangebot zur Verringerung von Gewalt in
der Erziehung. In: Handbuch der Erziehungsberatung. Göttingen:
Hogrefe, 2000, S. 191-212
Späth, Karl: Schluss mit Ohrfeigen
und Erniedrigungen. Das neue Gesetz Kinder haben ein Recht auf
gewaltfreie Erziehung. In: Welt des
Kindes, 2000, 6, S. 34-45
Starke Eltern, starke Kinder. In:
Nachrichten Parität, 2001, 5, S. 20-21
Thoma, Christoph: Ist´s hilfreich
fürs Kind. Ein systematisches Konzept gegen körperliche Gewalt am
Kind und für gelungene Elternschaft.
In: Hans-Czermark-Preis Lesebuch.
Wien: Verband Wiener Volksbildung,
1998, S. 211-236
Literaturauswahl
Graue Literatur
Amt für Kinder, Jugendliche und
Familien, Stadt Münster; Deutscher Kinderschutzbund OV Münster (Hrsg.): Wer wird denn gleich
in die Luft gehen? Ideen und Hilfe
bei Konflikten in der Familie.
Münster, Westf.: Amt für Kinder, Jugendliche und Familien, 2001
Arbeitskreis Neue Erziehung
(Hrsg.): Gewalt ist keine Lösung!
Was können Kinder und Eltern tun?:
Berlin: Arbeitskreis Neue Erziehung
e.V., 1995
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend; Deutsches Jugendinstitut (Hrsg.):
Gewaltfreies Erziehen in Familien
– Schritte der Veränderung. Dokumentation einer Fachtagung des
Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und des
Deutschen Jugendinstitutes am 21. –
22. März 2000 in Berlin. Materialien
zur Familienpolitik, 8. Bonn:
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, 2001
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Hrsg.):
Mehr Respekt vor Kindern. Informationsbroschüre zur gewaltfreien Erziehung – Expertengespräche, Reportagen, Aktionen. Berlin: Bundesministerium für Familie, Senioren,
Frauen und Jugend, 2000
Deutscher Kinderschutzbund
(Hrsg.): Kinder brauchen Liebe,
keine Hiebe. Hinweise für eine gewaltlose Erziehung. Hannover: Deutscher Kinderschutzbund Bundesverband e.V., 2001
Kinderschutzbund Bundesverband
e.V., 1992
Kinderschutz-Zentrum (Hrsg.):
Wege zu einer gewaltfreien Erziehung. Anstöße für Eltern, Jugendhilfe und Politik – Dokumentation der
Tagung am 27. Oktober 1999 im Roten Rathaus von Berlin. Berlin: Kinderschutz-Zentrum, 2000
SPD-Landtagsfraktion, Bayern
(Hrsg.): Mehr Respekt vor Kindern.
Kinder brauchen kindgerechte und
gesunde Lebenswelten – Dokumentation zum 2. Kinderrechtstag in Bayern. München: SPD-Landtagsfraktion,
2001
Verein zur Förderung katholischsozialer Bildungswerke in der
Bundesrepublik Deutschland e.V.
(Hrsg.): Dokumentation der Fachtagung »Gewaltfreie Erziehung«.
Zu Theorie und Praxis eines pädagogischen Leitbildes vom 24./25. Oktober
2000 in Neu-Anspach. Bonn, 2001
Volkshochschule Neustadt an der
Weinstrasse (Hrsg.): Gewaltfreie
Erziehung in der Tagespflege. Dokumentation der Fachtagung. Neustadt a.d. Weinstrasse: Volkshochschule, 2001
Weisser Ring e.V. (Hrsg.): Vom
Schreien, Schlagen, Misshandeln
über Gewaltfreie Erziehung zur
respektvollen, liebenden Beziehung. Mainz: Weisser Ring e.V., 2001
Deutscher Kinderschutzbund
(Hrsg.): Kinder haben ein Recht
auf gewaltfreie Erziehung. Hannover: Deutscher Kinderschutzbund
Bundesverband e.V., 2000
Deutscher Kinderschutzbund
(Hrsg.): Kinder sind gewaltlos zu
erziehen. Materialien zum Kinderschutz, 4. Hannover: Deutscher
25
IKK-Nachrichten Nr. 1-2/03
Audiovisuelle Materialien
Deutsche Liga für das Kind (Hrsg.):
Kinder sind unschlagbar! Keine Gewalt in der Erziehung – Ein Film zur
Information und Diskussion. Berlin:
Deutsche Liga für das Kind, 2000
Kind und Kegel (Hrsg.): Die Würde
des Kindes ist unantastbar. Eine
Aktion des Elternmagazins »Kind und
Kegel« für gewaltfreie Erziehung (Videokassette). Düsseldorf: Rau, 1997
Schneewind, Klaus A.: Freiheit in
Grenzen. Eine interaktive CD-ROM
zur Stärkung elterlicher Erziehungskompetenzen für Eltern mit Kindern
zwischen 6 und 12 Jahren. München:
Universität München, Department
Psychologie, 2003
Tagungen + + + Termine + + + Fortbildungen
Nationale Tagungen
Netzwerktagung Hilfen zur
Erziehung
03. – 05. November 2003,
AWO-Tagungszentrum Haus
Humboldstein, Rolandseck
Veranstalter: AWO-Akademie
Helene Simon
Tagungsgebühren: 77,- €, Fahrtkosten werden erstattet
Informationen: (0228) 6685142,
Fax: (0228) 6685211,
E-Mail: [email protected]
Fachkongress »Mein Kind ist
unschlagbar – Kindheit hat
Folgen«
7. November 2003, München
Veranstalter: Stiftung »Bündnis für
Kinder – gegen Gewalt«
Informationen: Stiftung »Bündnis
für Kinder – gegen Gewalt«,
Winzererstr. 9, 80797 München, Service-: (089) 744200250, Fax: (089)
744200300,
E-Mail: [email protected],
Internet: http://www.buendnis-fuerkinder.de
Die vergessenen Kinder bei
Partnerschaftsgewalt. Perspektiven des Hilfesystems nach Verabschiedung des Gewaltschutzgesetzes
20. – 21. November 2003,
Lüdenscheid
Veranstalter: Bundesarbeitsgemeinschaft der Kinderschutz-Zentren
Informationen: Bundesgeschäftsstelle Köln, Spichernstr. 55, 50672
Köln, (0221) 56 97 53, Fax: (0221)
5 69 75 50,
E-Mail: [email protected], Internet: http://
www.kinderschutz-zentren.org
Krisen meistern. Psychosoziale
Kompetenz als Ziel von Erziehung und Bildung
21. – 22. November 2003,
Göttingen
Veranstalter: unter der Schirmherrschaft der Deutschen Liga für das
Kind
Informationen: Verein Niedersächsischer Bildungsinitiativen (VNB),
26
Waldschlösschen, 37130 Reinhausen,
(05592) 1697, Fax: (05592) 1792,
E-Mail: [email protected]
Gewaltschutzgesetz und seine
Wirkungen auf Kinder und Jugendliche
24. – 26. November 2003, Celle
Veranstalter: Deutsche Vereinigung
für Jugendgerichte und Jugendgerichtshilfen e.V. (DVJJ)
Tagungsgebühr: € 175,Informationen: DVJJ-Geschäftsstelle,
Frau Tschertner, Lützerodestraße 9,
30161 Hannover, (0511) 348
3640, Fax: (0511) 318 0660,
E-Mail: [email protected],
Internet: http://www.dvjj.de
AJS-Jahrestagung: Von wegen
Privatsache – Erziehungspartnerschaft zwischen Familie und
Gesellschaft
25. November 2003,
Leinfelden-Echterdingen
Veranstalter: Aktion Jugendschutz
Informationen: Aktion Jugendschutz, Landesarbeitsstelle BadenWürttemberg, Stafflenbergstr. 44,
70184 Stuttgart, (0711) 2372370,
Fax: (0711) 2373730,
E-Mail: [email protected],
Internet: http://www.ajs-bw.de
Bundesfachtagung »Begleiteter
Umgang im Kontext familiärer
Gewalt – Kinder als Zeugen
eskalierter Partnerschaftskonflikte«
27. – 28. November 2003, Köln
Veranstalter: DKSB Landesverband
NRW e.V.
Informationen: Deutscher Kinderschutzbund, Domagkweg 20, 42109
Wuppertal, (0202) 754465 u. 75
52 17, Fax: (0202) 75 53 54,
E-Mail: [email protected]; Internet:
http://www.kinderschutzbund-nrw.de
IKK-Nachrichten Nr. 1-2/03
Gewalt gegen Kinder und Jugendliche in Institutionen, Umgang mit Fehlverhalten von
Fachkräften in Einrichtungen
der Erziehungshilfe
28. – 29. Januar 2004,
Hannover
Veranstalter: AFET e.V.; AWO e.V.;
BAG ESJA e.V.; BKE e.V.; BvKE e.V.;
CJD e.V.; Der Paritätische; DRK; DW
EKD; EREV e.V.; IgfH; VPK e.V. in enger Kooperation mit dem BMFSFJ
Informationen: Arbeitsgemeinschaft
für Erziehungshilfe (AFET) e.V. – Bundesvereinigung, Frau Susanne Kaufhold, Osterstr. 27, 30159 Hannover,
(0511) 3539913, Fax: (0511)
35399150,
E-Mail: [email protected],
Internet: http://www.afet-ev.de
5. Fachtagung der DGgKV:
Misshandelte und vernachlässigte Kinder – Verantwortung
von Beratung und Therapie
25. – 27.März 2004, Hamburg
Veranstalter: DGgKV – Deutsche
Gesellschaft gegen Kindesmisshandlung und -vernachlässigung
Informationen: DGgKV, Frau Viefers,
Andreaskloster 14, 50667 Köln, (0221) 136427, Fax: (0221) 130
0010, E-Mail: [email protected],
Internet: http://www.dggkv.de
12. Deutscher Jugendhilfetag
(DJHT)
2. – 4. Juni 2004, Osnabrück
Veranstalter: Arbeitsgemeinschaft
für Jugendhilfe (AGJ)
Informationen: Arbeitsgemeinschaft
für Jugendhilfe (AGJ), Mühlendamm
3, 10178 Berlin, (030) 400 40
200, Fax: (030) 400 40 232,
E-Mail: [email protected], Internet: http://
www.jugendhilfetag.de;
http://www.agj.de
Tagungen + + + Termine + + + Fortbildungen
Fortbildungen
Elterntraining – Was Mütter für
sich und ihre Kinder tun können
10. – 12. Oktober 2003,
Lüdersdorf-Biesdorf
Veranstalter: Frauenbildungsstätte
Franzenhof
Kosten: 145 bis 210 €
Informationen: Franzenhof, 16269
Lüdersdorf-Biesdorf, (033456)
71522, Fax: (033456) 70051
Erziehungsbeistandschaft – Aktuelle Fragestellungen und Perspektiven
10. – 13. November 2003,
AWO-Tagungszentrum Haus
Humboldstein, Rolandseck
Veranstalter: AWO-Akademie
Helene Simon
Kosten: 184,- €
Informationen: (0228) 6685142,
Fax: (0228) 6685211, E-Mail:
[email protected]
Exzessives Schreien und Kindesvernachlässigung / Misshandlung. Präventive Krisenintervention
11. Januar 2004, München
Veranstalter: Deutschsprachige Gesellschaft für seelische Gesundheit in
der frühen Kindheit (GAIMH)
Informationen: Deutsche Akademie
für Entwicklungsrehabilitation e.V. im
Kinderzentrum München, Heiglhofstraße 63, 81377 München, (089)
71009-239/237,
Internet: http://www.gaimh.de
Bindungsforschung und der
psychotherapeutische Prozess
23. – 24. Januar 2004, München
Veranstalter: Deutschsprachige Gesellschaft für seelische Gesundheit in
der frühen Kindheit (GAIMH)
Informationen: Deutsche Akademie
für Entwicklungsrehabilitation e.V. im
Kinderzentrum München, Heiglhofstraße 63, 81377 München,
(089) 71009-239/237,
Internet: http://www.gaimh.de
Medizinische Diagnostik bei
Kindesmisshandlung
2. Kasseler Fortbildung für Kinderärzte und andere medizinische Fachgruppen
voraussichtlich 23. – 24. April
2004, Kassel
Veranstalter: DGgKV in Kooperation
mit: Berufsverband der Kinder- und
Jugendärzte Deutschlands, Arbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendgynäkologie, Ärztliche Kinderschutzambulanz der Kinderklinik des Klinikums Kassel
Informationen: Kai Sachs, Königsweg 9, 24103 Kiel, (0431) 67 12
84, Fax: (0431) 67 49 43, E-Mail:
[email protected], oder:
Dr. med. Bernd Herrmann, OA
Kinderklinik des Klinikums, Ärztliche
Kinderschutzambulanz, Mönchebergstr. 43, 34125 Kassel, (0561)
980 3381 (Frau Reh) oder (0561) 980
3389,
Fax: (0561) 980 6951,
E-Mail: [email protected], Internet:
http://www.dggkv.de/MedFBInfo.htm
Internationale Tagungen
Lust auf´s Neue – Frühe
Entwicklungsprozesse im sozialen Kontext. 8. Internationale
Jahrestagung der Gesellschaft
für seelische Gesundheit in der
frühen Kindheit e.V. (GAIMH)
2. – 4. Oktober 2003
St. Gallen, Schweiz
Veranstalter: Gesellschaft für seelische Gesundheit in der frühen Kindheit e.V. (GAIMH)
Informationen: Tagungssekretariat
c/o freicom AG, Postfach 44, CH9436 Balgach, 0041 (71) 726 10
40, Fax: 0041 (71) 726 10 50,
E-Mail: [email protected],
Internet: http://www.gaimh.de
Annual San Diego Conference
on Responding to Child Maltreatment
26. – 30. Januar 2004, San
Diego, USA
27
Tagungsgebühren: ca. 445 $
Informationen: The Center for Child
Protection, 3020 Children´s Way, MC
5016, San Diego, CA 92123-4282,
001 (619) 495 4940,
Fax: 001 (619) 974 8018,
E-Mail: [email protected],
Internet: http://www.charityadvanta
ge.com/chadwickcenter/2004Confe
rence.asp
Übergänge. 9. Jahrestagung
der Deutschsprachigen Gesellschaft für seelische Gesundheit
in der frühen Kindheit
6. – 8. Mai 2004, Salzburg, Österreich
Veranstalter: Deutschsprachige Gesellschaft für seelische Gesundheit in
der frühen Kindheit (GAIMH)
Informationen: Maria Sieberer,
Manuela Schlick, Landesklinik für
Kinder- und Jugendheilkunde,
IKK-Nachrichten Nr. 1-2/03
Müllner Hauptstraße 48, A-5020
Salzburg, 0043 (662) 4482 2609,
Fax: 0043 (0662) 4482 2604,
E-Mail: [email protected],
Internet: http://www.gaimh.de/2004/
index.html
ISPCAN 15th International
Congress on Child Abuse &
Neglect »Working Together for
a Child Safe World«
19. – 22. September 2004,
Brisbane, Australien
Veranstalter: ISPCAN
Informationen: ISPCAN 2004
Congress Secretariat: ICMS (Qld) Pty
Ltd PO Box 3496, South Brisbane
Queensland 4101, Australia,
0061 (7) 3844 1138, Fax: 0061 (7)
3844 0909,
E-Mail: [email protected],
Internet: http://www.congress2004.
com
Adressen + + + Organisationen + + + Institutionen
Aktion Deutsche Kinder-Hilfe e.V.,
Zusammenschluss von Mitgliedern
ohne Rücksicht auf Konfession, Nationalität und politische Gesinnung,
um Hilfe im Bereich der in Deutschland lebenden Kinder zu leisten.
Kontakt: Aktion Deutsche Kinder-Hilfe e.V., Schulstraße 2, 87477 Sulzberg/Allgäu, (08376) 8102 oder
(0171) 3190933, Fax: (08376) 8672,
E-Mail: [email protected],
Internet: http://www.adkhev.de
Arbeiterwohlfahrt, Wohlfahrtsverband mit zahlreichen bundesweiten
sozialen Einrichtungen in verschiedenen Bereichen.
Kontakt: Arbeiterwohlfahrt, Bundesverband e.V., Oppelner Str. 130,
53119 Bonn, (0228) 66850,
Fax: (0228) 6685209,
E-Mail: [email protected],
Internet: http://www.awo.org
Arbeitsgemeinschaft für Erziehungshilfe (AFET) e.V., Bundesvereinigung, Plattform zum Dialog für
öffentliche und freie Träger der Jugendhilfe mit dem Ziel der weiteren
Qualifizierung erzieherischer Hilfen.
Kontakt: Osterstr. 27, 30159 Hannover, (0511) 3539913, Fax: (0511)
35399150, E-Mail: [email protected],
Internet: http://www.afet-eV.de
Arbeitsgemeinschaft für Jugendhilfe (AGJ), Zusammenschluss der
bundeszentralen Jugendverbände,
der Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege, zentraler Fachorganisationen der Jugendhilfe, der Obersten
Jugendbehörden der Länder (Ministerien) und der Bundesarbeitsgemeinschaft der Landesjugendämter, die in
der Verwaltung und den Praxisfeldern
der Jugendhilfe überregional wirken
und/oder deren Arbeit für die Kinderund Jugendhilfe von bundesweiter
Bedeutung ist.
Kontakt: Mühlendamm 3, 10178
Berlin, (030) 40040200, Fax: (030)
40040232, E-Mail: [email protected],
Internet: http://www.agj.de
Arbeitskreis Neue Erziehung e.V.,
unterstützt Eltern dabei, ihre Kinder
zu selbstbewussten und wachen Mitgliedern einer demokratischen Gesellschaft zu erziehen, die ihr Gegenüber
respektieren und bereit sind, für sich
und andere Verantwortung zu übernehmen; gibt u.a. Elternbrief heraus
Kontakt: Boppstr. 10, 10967 Berlin,
(030) 25900632, Fax: (030)
25900650, E-Mail: [email protected],
Internet: http://www.ane.de
Bündnis für Kinder – gegen Gewalt, die Stiftung will Kinder und Jugendliche besser vor Gewalt schützen
und ihren Beitrag für eine gewaltfreie
Zukunft junger Menschen in einer kinderfreundlichen Gesellschaft leisten.
Kontakt: Stiftung »Bündnis für Kinder – gegen Gewalt«, Winzererstr. 9,
80797 München, Service- (089)
744200250, Fax: (089) 744200300,
E-Mail: [email protected],
Internet: http://www.buendnis-fuerkinder.de
Elterliche Gewalt – Projektarbeit im Kinder- und Jugendzentrum »Lichtblick Hasenbergl«
28
IKK-Nachrichten Nr. 1-2/03
Bundesarbeitsgemeinschaft der
Kinderschutz-Zentren, bundesweite
Beratungsstellen für Familien mit Gewaltproblemen, speziell bei körperlicher und seelischer Kindesmisshandlung, -vernachlässigung und sexuellem Missbrauch. Entwicklung, Anwendung und Weitervermittlung von
speziellen, an den Ursachen von Gewalt ansetzenden Hilfen.
Kontakt: Bundesgeschäftsstelle Köln,
Spichernstr. 55, 50672 Köln, (0221) 569753, Fax: (0221) 5697550,
E-Mail: [email protected], Internet: http://
www.kinderschutz-zentren.org
Adressen + + + Organisationen + + + Institutionen
Bundesarbeitsgemeinschaft der
Landesjugendämter, Zusammenschluss der 18 Landesjugendämter im
Bundesgebiet.
Kontakt: Landschaftsverband Rheinland – Landesjugendamt, KennedyUfer 2, 50663 Köln, (0221) 8090,
Fax: (0221) 8092200, E-Mail:
[email protected], Internet: http://
www.bagljae.de
Bundesarbeitsgemeinschaft Evangelischer Familienbildungsstätten
Kontakt: Bundesarbeitsgemeinschaft
Evangelischer Familienbildungsstätten, Olpe 35, 44135 Dortmund
Bundesarbeitsgemeinschaft
Familienbildung & Beratung e.V.
(AGEF), ist eine seit über 30 Jahren
tätige Dachorganisation, in der 265
Familienbildungseinrichtungen und
-träger zusammengeschlossen sind.
Kontakt: AGEF Geschäftsstelle, Hamburger Str. 137, 25337 Elmshorn, (04121) 438 063, Fax: (04121) 438
064, E-Mail: infos@familienbildung.
de, Internet: http://
www.familienbildung.de
Bundesarbeitsgemeinschaft Katholischer Familienbildungsstätten, Zusammenschluss von 125 katholischen Familienbildungsstätten
und drei katholischen Verbänden auf
Bundesebene in Rechtträgerschaft
des kfd-Bundesverbandes e.V. Katholische Familienbildungsstätten sind
Orte der Begegnung und Kommunikation, Begleitung und Unterstützung, Bildung und religiösen Erfahrung. Das geschieht in Kursen und
Gesprächskreisen, Treffpunkten und
kleinen Gruppen, Vorträgen und Bildungsurlauben.
Kontakt: Prinz-Georg-Straße 44,
40477 Düsseldorf, (0211) 44 99
245, Fax: (0211) 44 99 259, E-Mail:
bag@familienbildung-deutsch
land.de, Internet: http://www.fami
lienbildung-deutschland.de/bag.htm
29
Die hier aufgeführten
Adressen stellen nur
eine Auswahl an Organisationen beziehungsweise Institutionen dar, die
sich unter anderem für
eine gewaltfreie Erziehung einsetzen.
Bundesarbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz (BAJ), Zusammenschluss von Spitzenverbänden der Wohlfahrtspflege, von Jugend-, Familien- und Fachverbänden,
den Landesarbeitsgemeinschaften
und Landesstellen für Kinder- und Jugendschutz und von Einzelpersonen.
Kontakt: Mühlendamm 3, 10178
Berlin, (030) 40040-300 / -310,
Fax: (030) 40040333, E-Mail: [email protected], Internet: http://
www.bag.jugendschutz.de
Bundeskonferenz für Erziehungsberatung (bke), Fachverband für Erziehungs-, Familien- und Jugendberatung.
Kontakt: Herrnstr. 53, 90763 Fürth,
(0911) 977140, Fax: (0911)
745497, E-Mail: [email protected],
Internet: http://www.bke.de
Deutsche Liga für das Kind, interdisziplinärer Zusammenschluss zahlreicher Verbände und Organisationen
aus dem Bereich der frühen Kindheit.
Ziel der Liga ist es, die seelische Gesundheit von Kindern zu fördern und
ihre Rechte und Entwicklungschancen
in allen Lebensbereichen zu verbessern.
Kontakt: Chaussestraße 17, 10115
Berlin, (030) 28599970, Fax: (030)
28599971, E-Mail: [email protected],
Internet: http://www.liga-kind.de
Deutscher Bundesjugendring, die
Arbeitsgemeinschaft von bundesweit
tätigen Jugendverbänden und der
Landesjugendringe.
Kontakt: Mühlendamm 3, 10178
IKK-Nachrichten Nr. 1-2/03
Berlin, (030) 40040400, Fax: (030)
40040422, E-Mail: [email protected],
Internet: http://www.dbjr.de
Deutscher Caritasverband, Spitzenverband der deutschen Wohlfahrtspflege mit zahlreichen sozialen Einrichtungen bundesweit.
Kontakt: Karlstr. 40, 79104 Freiburg,
(0761) 2000, Fax: (0761) 200572,
E-Mail: [email protected],
Internet: http://www.caritas.de
Deutscher Kinderschutzbund, bundesweite Lobby- und Öffentlichkeitsarbeit für Kinder sowie Praxisarbeit im
Kinderschutz.
Kontakt: Deutscher Kinderschutzbund Bundesverband e.V., Bundesgeschäftsstelle, Hinüberstr. 8, 30175
Hannover, (0511) 304850, Fax:
(0511) 3048549, E-Mail:
[email protected], Internet: http://
www.dksb.de/
Deutsche Gesellschaft gegen Kindesmisshandlung und -vernachlässigung (DGgKV); multiprofessionelle interdisziplinäre Gesellschaft für
alle Fachleute, die sich mit körperlicher und emotionaler Misshandlung,
sexuellem Missbrauch und Vernachlässigung von Kindern beschäftigen.
Ziel ist, die Arbeit zum Schutz, zur
Hilfe und zur Therapie misshandelter
Kinder als multiprofessionelles Arbeitsgebiet zu entwickeln.
Kontakt: Frau Viefers, DGgKV, Andreaskloster 14, 50667 Köln, (0221) 136427, Fax: (0221) 130
0010, E-Mail: [email protected],
Internet: http://www.dggkv.de
Adressen + + + Organisationen + + + Institutionen
Eltern-Kind-Programm e.V., kindzentrierte Elternbildung. Die Zusammenarbeit und Interaktion zwischen
Eltern und Kindern ist Ausgangspunkt und Thema dieser Erziehungshilfe.
Kontakt: Mitterweg 34, 82131
Stockdorf, (089) 857 11 12, Fax:
(089) 856 14 33, E-Mail: info@ekp.
de, Internet: http://www.ekp.de
»Eltern stark machen«, Informationen zur gewaltfreien Erziehung, Angebot der Programme für Eltern
»Triple P«, »Starke Eltern – Starke
Kinder« und »Rendsburger Elterntraining«
Kontakt: Deutscher Kinderschutzbund, Landesverband MecklenburgVorpommern e.V., Arsenalstraße 2,
19053 Schwerin, (0385) 5907619,
Fax: (0385) 5907612, E-Mail:
[email protected],
Internet: http://www.eltern-starkmachen.de
Gesellschaft zur Förderung der
seelischen Gesundheit in der frühen Kindheit (GAIMH), Fokus der
Gesellschaft ist die Förderung aller
Anliegen von Kindern in der Altersgruppe von 0-3 Jahren und ihrer Familien sowie der Forschung, Beratung, Therapie und Fortbildung in
diesem Gebiet.
Kontakt: Geschäftsstelle: Univ.-Klinik
für Kinder- und Jugendheilkunde,
Univ. Prof. Dr. med. Marguerite
Dunitz-Scheer, A-8036 Graz, 0043
(316) 385 3759, Fax: 0043 (316) 385
3754, E-Mail: [email protected], Internet: http://
www.gaimh.de
Internationale Gesellschaft für erzieherische Hilfen (IGFH), bundesweite und als deutsche Sektion der
Fédération Internationale des Communautes Educatives tätige Fachorganisation für den Bereich Heimerziehung, Pflegefamilien, Tagesgruppen und andere ambulante und stationäre Erziehungshilfen.
Kontakt: IGFH, Schaumainkai 101103, 60596 Frankfurt/Main, (069)
6339860, Fax: (069) 63398625, EMail: [email protected], Internet: http://
www.igfh.de
Institut für soziale Arbeit e.V.
(ISA), führte eine Vielzahl unterschiedlicher Projekte durch u.a. zu
spezifischen Fragestellungen im Auftrag von Bundes- und Landesbehörden, von kommunalen und freien Trägern. Zu den wichtigsten Arbeitsbereichen des Instituts gehören: Forschung, Planungsberatung und Programmentwicklung, Praxisberatung
und Organisationsentwicklung, Fortbildung und Information.
Kontakt: Institut für soziale Arbeit
Münster e.V., Studtstraße 20, 48149
Münster, (0251) 925360, Fax:
(0251) 925 680, E-Mail:
[email protected], Internet: http://
www.isa-muenster.de
Der Paritätische Wohlfahrtsverband ist ein Wohlfahrtsverband von
eigenständigen Organisationen, Einrichtungen und Gruppierungen der
Wohlfahrtspflege, die soziale Arbeit
für andere oder als Selbsthilfe leisten.
Kontakt: Heinrich-Hoffmann-Str. 3,
Internet-Seiten mit umfassenden Informationen:
http://www.familienhandbuch.de
Online-Familienhandbuch (hrsg. von Prof. Dr. Dr. Dr. Wassilios E. Fthenakis
und Dr. Martin R. Textor)
http://www.erziehungsfuehrerschein.de
Der Kurs »Erziehung macht Spaß – der Erziehungsführerschein« vermittelt
den Eltern demokratische Grundwerte, Weltoffenheit und Toleranz. Er ist
mit seinen Visionen in Deutschland einzigartig. Die Eltern werden im Umgang mit ihren Kindern ermutigt, gestärkt und gestützt.
30
IKK-Nachrichten Nr. 1-2/03
60528 Frankfurt am Main, (069)
67060, Fax: (069) 6706204 oder
Oranienburger Str. 13-14, 10178
Berlin, (030) 28046770, Fax: (030)
28046779, Internet: http://
www.paritaet.org
PEKiP e.V. – Prager-Eltern-KindProgramm, Ziel des Vereins ist die
Förderung der pädagogischen Arbeit
im Bereich der frühkindlichen Entwicklung und die Förderung der Elternfähigkeit nach dem seit 1974
praktizierten Prager-Eltern-Kind-Programm.
Kontakt: PEKiP e.V., Heltorfer Str. 71,
47269 Duisburg, (0203) 712330,
Fax: (0203) 712395, E-Mail:
[email protected], Internet: http://
www.pekip.de
STEP, systematisches, zeitgemäßes
Training für alle Eltern, die das Ziel
haben, ein kooperatives, stressfreieres
Zusammenleben in der Familie zu erreichen und eine dauerhafte, starke
Beziehung zu ihren Kindern aufzubauen.
Kontakt: InSTEP Elterntraining,
Roxana Petcov, (02 11) 422 87 27,
Fax: (0211) 422 87 29, E-Mail:
[email protected] oder
Trudi Kühn, (0211) 408 98 88,
Fax: (0211) 405 66 70, E-Mail:
[email protected],
Internet: http://www.instep-online.de/
Staatsinstitut für Frühpädagogik,
Forschungseinrichtung des Bayerischen Staatsministeriums für Arbeit
und Sozialordnung, Familie, Frauen
und Gesundheit. Es betreibt Grundlagenforschung und angewandte Forschung in den Bereichen Frühpädagogik, Kindheits- und Familienforschung, Entwicklungspsychologie und
Sozialforschung.
Kontakt: Staatsinstitut für Frühpädagogik, Prinzregentenstraße 24, 80538
München, (089) 21234-0, Fax:
(089) 21234-222, E-Mail: [email protected], Internet: http://www.ifpbayern.de
Mit der Bekennerkampagne »Mein
Kind ist unschlagbar« will das
»BÜNDNIS FÜR KINDER – gegen
Gewalt« für die Schutzbedürftigkeit
von Kindern sensibilisieren. Die Aktion wird von zahlreichen Prominenten
wie Maria Furtwängler, Vorstandsmitglied des »BÜNDNIS’ FÜR KINDER – gegen Gewalt«,
Axel Milberg, Jörg Pilawa, Kai Pflaume und Viktoria Lauterbach unterstützt. Mit T-Shirts mit dem Slogan »Mein
Kind ist unschlagbar« oder – für Kinder – mit dem Aufdruck »Ich bin unschlagbar« soll ein sichtbares Zeichen gegen Missbrauch und Misshandlung gesetzt werden.
Ein bundesweites Netzwerk aus Förderern, Bündnispartnern, renommierten Experten und Einzelpersonen unterstützt das Projekt, bei dem es um eine breite Sensibilisierung geht. Immer mehr Menschen sollen damit mobilisiert
werden, für Kinder aktiv zu werden. Mit den Spenden aus
der Kampagne will das »BÜNDNIS FÜR KINDER – gegen Gewalt« fünfhundert Kindergärten und Schulen mit
dem Gewaltpräventionsprogramm »Faustlos«
(www.faustlos.de) ausstatten. Die gleiche Zahl an Kindergärten und Grundschulen hat das »BÜNDNIS FÜR KIN-
DER – gegen Gewalt« bereits mit dem wissenschaftlich
evaluierten Programm ausgestattet.
Das »BÜNDNIS FÜR KINDER – gegen Gewalt« wurde
vor zwei Jahren vom Bayerischen Ministerpräsidenten
Edmund Stoiber ins Leben gerufen. Mit Öffentlichkeitskampagnen und der Unterstützung innovativer gewaltpräventiver Projekte will das »BÜNDNIS FÜR KINDER –
gegen Gewalt« einen wesentlichen Beitrag zu einem gewaltfreien Aufwachsen junger Menschen in einer kinderfreundlichen Gesellschaft leisten. Dabei sieht sie sich als
Plattform für alle, die sich gegen Gewalt engagieren wollen, und bringt geprüfte Projekte und Partner zusammen.
Die T-Shirts werden gegen eine »Spende« von 15 € abgegeben. Weitere Infos unter Service-: (089) 744 200 250
oder www.buendnis-fuer-kinder.de
Barbara Ammer
Inhalt
»Kinder haben ein Recht auf gewaltfreie
Erziehung«
Seite 1
Editorial
Seite 1
Prof. Dr. Kai-D. Bussmann:
Erste Auswirkungen des Gesetzes zur
Ächtung der Gewalt in der
Erziehung
Seite 5
Dr. Bernd Herrmann:
Körperliche Kindesmisshandlung – Bedeutung der klinischen Medizin für Diagnose und Intervention
Seite 9
Prof. Dr. Klaus A. Schneewind:
»Freiheit in Grenzen« – ein Konzept zur
Stärkung elterlicher Erziehungskompetenzen
Seite 13
Paula Honkanen-Schoberth:
Gewaltfreie Erziehung in der Familie
Seite 17
Dr. Annett Kuschel und Prof. Dr. Kurt
Hahlweg:
Das Triple P-Programm
Seite 21
Seite 22-25
Seite 26-27
Seite 28-30
Seite 31
ProDat – Gewalt gegen Kinder
Literaturauswahl
Termine
Adressen
Impressum, Inhalt
Impressum
Herausgeber & Erscheinungsort:
Informationszentrum Kindesmisshandlung/
Kindesvernachlässigung (IKK)
Deutsches Jugendinstitut e.V.,
Nockherstraße 2, 81541 München
(089) 62306-0,
Internet: www.dji.de
ViSdP.: Prof. Dr. Thomas Rauschenbach
Redaktion:
Bezug:
Beate Galm -238, Sabine Herzig -102,
Helga Menne -105, Petra Rücker -238,
Daniela Schmidt-Ndasi -285
Sekretariat (089) 62306-229,
Fax 62306-162
E-Mail: [email protected] Internet: www.dji.de/ikk
Gestaltung & Layout: Hannah Steinert Druck: Franz X. Rieger
Die IKK-Nachrichten erscheinen in unregelmäßigen Abständen.
Sie können bei der Redaktion schriftlich kostenlos angefordert
werden. Namentlich gezeichnete Beiträge geben die Meinung
der AutorInnen wieder. Nachdruck unter Quellenangabe und
gegen Belegexemplar gestattet.
31
IKK-Nachrichten Nr. 1-2/03
Mit dem Thema
der elterlichen
Gewalt haben sich
Kinder aus einem
sozialen Brennpunkt auseinander
gesetzt. In ihren
Bildern drücken
sie ihre Gefühle
und Erfahrungen
aus. Das Projekt
wurde im Kinderund Jugendzentrum Lichtblick
Hasenbergl, einer
Einrichtung der
Katholischen Jugendfürsorge
München, durchgeführt.
Weitere Bilder sehen Sie auf den
Seiten 1, 13, 17
und 28.
Das IKK
Angebot
ist eine bundesweite, interdisziplinäre Informations-, Beratungs- und Vernetzungsstelle zur Unterstützung der primären, sekundären und tertiären Prävention
von Kindesmisshandlung und vernachlässigung. Als nationale wie internationale Schnittstelle von Forschung,
Praxis und Politik fördert es die Transparenz und produktive Zusammenarbeit der
verschiedenen Fachbereiche.
Informationen über:
Wir, Ihr IKK-Team, erschließen vielfältige
Informationen und bringen wichtige
Praxiserfahrungen und Forschungsergebnisse wechselseitig in Verbindung. Mit
dem Ziel einer bedarfsorientierten Weiterentwicklung der Präventionsarbeit zum
Schutz der Kinder vor Gewalt geben wir
Anstoß zu innovativen Handlungsansätzen, die auf umfassenden interdisziplinären Erkenntnissen beruhen. Wir unterstützen qualifizierte Praxisarbeit und regen praxisrelevante Forschungsansätze
an.
Das Informationszentrum gehört dem
Deutschen Jugendinstitut e.V. an und
wird vom Bundesministerium für Familie,
Senioren, Frauen und Jugend finanziert.
Unser Angebot richtet sich an alle Personen- und Berufsgruppen, die direkt oder
indirekt zur Prävention von Kindesmisshandlung und -vernachlässigung beitragen. Es kann kostenlos in Anspruch genommen werden.
Für Anfragen stehen wir Ihnen als
interdisziplinäres Team gerne zur
Verfügung.
32
Institutionen, Einrichtungen, (Modell-)Projekte, Programme
Tagungen, Fachveranstaltungen, Fortbildungen, Qualifizierungsmaßnahmen
ReferentInnen, ExpertInnen
multiprofessionelle Netzwerke
Studienergebnisse, Forschungsansätze, Fachartikel
Team
Wissenschaftliche Beratung bei:
Entwicklung bedarfsorientierter innovativer Ansätze und Programme
(Modell-)Projektkonzeptionen
Entwicklung von Fachstandards und Qualitätsmerkmalen
Entwicklung innovativer Forschungsansätze
allgemeinen Fachanfragen
Vernetzung:
punktuelle Vernetzung
laufende Kooperation mit Fachstellen, Institutionen, Organisationen
Unterstützung interdisziplinärer Netzwerke
Literaturrecherchen und Erstellen von:
Literaturlisten auf Anfrage
kommentierten Literaturhinweisen
Abstracts
kommentierten Bibliografien
Hinweisen zur Literaturbeschaffung (u.a. Links zu zentralen Bibliotheken,
Bibliotheksverbünden, Fernleihdiensten und Fachzeitschriften)
Literaturdatenbank im Internet
Veranstaltung von:
Fachstelle für
Information, Beratung
und Vernetzung
Beate Galm
089/62306-238
E-Mail: [email protected]
Petra Rücker
089/62306-238
E-Mail: [email protected]
Daniela Schmidt-Ndasi
089/62306-285
E-Mail: [email protected]
Literaturservice
Sabine Herzig
089/62306-102
E-Mail: [email protected]
Helga Menne
089/62306-105
Tagungen
Workshops
ExpertInnentreffen
Fortbildungen
E-Mail: [email protected]
Organisation
Veröffentlichung von:
IKK-Nachrichten
Fachartikeln
Fachliteratur
IKK-Nachrichten Nr. 1-2/03
Informationszentrum
Kindesmisshandlung/
Kindesvernachlässigung
Sekretariat
089/62306-229
E-Mail: [email protected]