1. Wenn High Tech zur Commodity wird

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1. Wenn High Tech zur Commodity wird
KPH
Vorlesung „Führen von IT-Service-Unternehmen“
Leibniz Universität Hannover
1. WENN HIGH TECH ZUR COMMODITY WIRD- FALLBEISPIEL IT
Stand: 14. Oktober 2009
Dr. Kay P. Hradilak
KPH
Wenn High Tech zur Commodity wird- Fallbeispiel IT
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Vorlesung IT-Serviceunternehmen LUH WS09 091014
KPH
Computerleistung- schneller-höher-weiter
Entwicklung von PC-Plattformen- typische PCs
„Ära“
CP/M
MS-Dos
Win 3.1
Win NT
Win 2000
Win XP
Zeitraum
1981-85
1982-1990
1990-1995
1995-2000
2000- 2004
2001-
Prozessor
8Bit (Z80,
8088),
4,77 MHz
16 Bit
8086/
80286: 6-12
MHz
32 Bit
386er/486er
(16-33MHz/ 16100 MHz)
32 Bit
Pentium Pro,
150-200 MHz
32 Bit, Pentium
III, 1GHz
64 Bit, P4, Core
2Duo bis 3GHz
RAM
64K
640K +384K
4-8 MB
32 MB
256MB
2-3 GB
Speichermedien
(Direct Attached)
5,25“ Disketten
400-800K
HD 10-20MB
HD 200-400MB
HD 3 GB
HD 60GB
HD 300-500GB
Sonstiges
Alphanumerisch
Graphisches UI,
Multi
Programming
Multitasking
Ca. Werte!
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Seit Ende der Neunziger: Computerpreise fallen und fallen
Der PC-Fall: Typische Preise in Tausend US$1)
4000
Desktops2)
3500
3,0-4,0
3000
Notebooks3)
2500
2000
2,1-2,4
2,0-2,5
2,1-2,6
1500
1,5-1,8
1,0-1,3
1000
0,7-1,0
0,5-0,8
500
0,5-0,7
0
1985
1990
1995
2000
2005
2010
1) Quelle: Auswertung diverser Marktberichte (Business Week, IDC, Fachpresse)
2) Inkl. Monitor 2) Ohne Zubehör
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IT-Infrastruktur wird zur Commodity
Kommodisierung-Trends in der Infrastruktur
PC/ Notebooks
 Stetiger Fall der Ø Preispunkte (siehe oben)
 Zunehmender Ersatz durch Thin-Clients
Server
 Stetig wachsender Anteil von ISS (Industry Standard Servern)
 Trend zur standardisierten, atomisierten Serverfarm- Blade
 Hochverfügbarkeit wird von Software übernommen (VMware)
 Dramatische Preiseinbrüche bei RISC/Unix-Servern (teilw. 75%
in 2 Jahren)
 Stetige Preisrückgänge
Storage
 Marktwachstum v.a. im Entry Level-Segment -> auch hier
stetiger Preisrückgang
 Storagevirtualisierung- Hochverfügbarkeit wird von Software +
JBOD übernommen (z.B. Falconstore)
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Fragen (und Punkte aus der Diskussion)
Warum ist heute ein PC zu 80% Dutzendware?
-
Marktdurchdringung, Massenprodukte, Standardisierung
Warum brechen auch die Serverpreise weg?
-
Skalenerträge, Produktionsprozesse, Konkurrenz
-
Hardware ist der SW vorausgeeilt
Wie stemmt sich Apple gegen den Trend?
-
Marketing und Design
-
Abstimmung HW mit SW, OS …
-
andere Marktstrategie: Edel-Nische
Was steckt dahinter?
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3 Phasen von technologischen Innovationen
Die Pionierphase
Massenmarkt und „Davoneilen“
Kommodisierung/ Disruption
Empfehlenswert: „Disruptive Technologies: Catching the Wave”, Joseph L. Bower and Clayton M. Christensen,
HarvardBusinessReview, Jan- Feb 1995
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Phase 1: Die Pionierphase

Technologie ist revolutionär, schafft völlig neue Möglichkeiten/ Lösungen:

Leistung reicht kaum, um die Bedarfe abzudecken/ Leistung als Engpaß

Dramatische Leistungsfortschritte stehen in Aussicht

Preis als Marktbegrenzer

Kunden zahlen für Leistung, technologische Spitze
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Phase 2: Massenmarkt und „Davoneilen“

Kontinuierliche Fortentwicklung der Technologie (performanc trajector/ Leistungstrajektor)

Fallende Preispunkte erschließen den Massenmarkt und schaffen Standards

Technologische Entwicklung eilt schließlich dem Bedarf im Massenmarkt voraus
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Phase 3: Kommodisierung/ Disruption

Technologische Leistungsfähigkeit bestimmt immer weniger den Preispunkt

Oftmals Überkapazitäten

Preis, Marketing, Integration zählen und nicht technologische Brillanz -> Kommodisierung

In Nischen starten die Killer: Disruptive Technologien
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Was sind disruptive Technolgien?

Können
- teurer/ billiger
- leistungsschwächer
als die marktführenden Technologien sein

Können auf neuen Technologien (dann oft teurer) beruhen oder
auf vorhandenen Standard-Komponenten aufbauen (dann oft billiger)

Sie besetzen zu Beginn Nischen, die von den marktführenden Technologien schlechter
oder gar nicht ausgefüllt werden

Haben steilere Leistungstrajektoren als die marktführenden Technologien und werden
schließlich voll wettbewerbsfähig mit den bestehenden Technologien (und schließlich auch
überlegen).

Verdrängen schließlich eingeführte Technologien durch eigene Performance und
Preispunkt-Fortschrritte
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Typische Beispiele für disruptive Technologien?
(Aus der Diskussion)
-
Netbooks
-
iPhones: Mehr als Telephonieren … -> disruptive Lösungen
-
VOIP
-
Mobilfunk/ Festnetz
-
Elektroauto?
-
LCD-Technik
-
Platte -> CD- > MP3
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Warum scheitern Unternehmen durch Disruptionen?

Unternehmen hören auf ihre Kunden und Gesellschafter

Nischenmärkte dienen nicht den aktuellen Wachstumszielen

Nicht vorhandene Märkte können nicht analysiert werden
(Positivismus in der Praxis: „Keine Zahlen keine Entscheidung.“)

Leistungswettbewerb: Die Leistung eilt den Kundenanforderungen voraus
Vgl.: Clayton M. Christensen: "The Innovator's Dilemma", Harvard Business School Press 1997, p.xx ff
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Gesetz der Kommodisierung
High Tech-Güter werden austauschbar, wenn Sie mehr leisten als die Mehrzahl der
Kunde wirklich benötigt.
Dann entscheiden Preis, Marketing und Service und nicht die technologische
Brillanz.
(Es sei denn, Eintrittsbarrieren können aufrecht erhalten werden.)
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Auch die Software wird schrittweise zu einer Standardleistung und –
ressource
Kommodisierung-Trends in der Anwendungslandschaft
„Software aus dem
Netz“
Consumer und Small Office
 Web-Mail, Google Spreadsheets, Ajaxwrite, Spiele
Business
 CRM ( SalesForce.com), div. Personalanwendungen
=> Wegfall lokaler Infrastruktur
=> Aufbrechen derzeitiger Monopole
„Open Source“
 Betriebssysteme (Linux), Büro (OpenOffice), Datenbanken
(MySQL), Unternehmensanwendungen (SugarCRM) u.v.m.
=> Neue Geschäftsmodelle
=> Rückgang einzelner Marktvolumina bis zu 30%1)
Web-Services
 Aufbrechen von Softwarepaketen in einzelne Bausteine
 Verknüpfen der Bausteine über Standardschnittstellen
=> Dramatische Kostensenkungen
=> Aufbrechen der heutigen Oligopole (SAP, Oracle u.a.)
1) Ausblick 2015, IDC 2006
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Und Autos …?
BMW 320/4 (E21)
BMW 320I (E36)
BMW 320 (E90)
Baujahr
1975–1983
1990–2000
seit 2005
Beschleunigung
0–100 km/h
11,5 s
10,0 s
8,2 s
Höchstgeschwin
digkeit
173km/h
214 km/h
228 km/h
Preis
11-13.000 DM
ab 45.950 DM (1993)
30.600 Euro (2009)
Weitere Kriterien
(Verbrauch,
Sicherheit, Platz)
Quellen: http://de.wikipedia.org/wiki/BMW_E21, http://de.wikipedia.org/wiki/BMW_E36, http://www.bmwpower.de/Service/BMW_Datenblaetter/BMW_320i_E36_Datenblatt.htm, http://www.bmw-drivers.de/forum81/preisentwicklung-bei-neuwagen-seit-1994-a-t-21856.html, aktuelle BMW-Preisliste
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Und Autos …?- Aus der Diskussion
Was ist anders im Vergleich mit Computern:

Keine so weitreichende Standardisierung (Autos sind weiterhin proprietäre Produkte)
(Perspektive: Open Source Car -> Oscar?)

Skaleneffekte viel kleiner; Fertigungskomplexität ist viel höher

Markenfaktor viel ausgeprägter

Autos sind Transportmaschinen und nicht Maschinen zur Informationsverarbeitung:
Effizienz- und Leistungssteigerungen sind bei Autos begrenzter und viel aufwendiger
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Merkpunkte

Phasen von technologischen Innovationen

Was ist Kommodisierung?

Beispiele für Disruptionen
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