LEBENSRAUM ÖKOSYSTEM STADT
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LEBENSRAUM ÖKOSYSTEM STADT
LEBENSRAUM ÖKOSYSTEM STADT S AC H I NF OR MAT IO N A LTERS GRU PPE 6 -10 Nicht nur Menschen leben in Städten. Schon längst hat sich ein eigenes Ökosystem mit wilden Tieren und Pflanzen in der Stadt entwickelt, vor allem in ökologischen Nischen. Diese können unterschiedlichster Natur sein. Sie zeichnen sich über Umweltfaktoren wie Temperatur, Lichtintensität, Luftfeuchtigkeit usw. aus. Die sich daraus entwickelnde Ar t hat sich zusätzlich über die biotischen Faktoren – Nahrungsquelle, Nahrungsmenge etc. – genau an diesen Lebensraum angepasst. Bestehen mehrere Ar ten innerhalb einer ökologischen Nische in friedlicher Koexistenz, nennt man dies Einnischen. Ökologische Nischen im städtischen Bereich werden überwiegend räumlich verstanden. Sie kennzeichnen sich zusätzlich dadurch, dass sie von Menschen ungenutztes bis wenig genutztes Terrain darstellen. Solche Restflächen können beispielsweise Baulücken, Ruinen, Halden, verwilder te Gär ten oder Höfe, Flächen entlang von öffentlichen Verkehrsmitteln oder Bächen, Friedhöfen etc. sein. Meist gibt es kaum eine Sozialkontrolle durch angrenzende Nachbarn, Eigentümer oder Aufsichtsorgane, wie dies eben in Ruinen, auf Halden und verbotenen kleinen Mülldeponien Naturbelassene Parks in der Stadt mit ihrer spezifischen Temperatur, Lichtverhältnissen, Nahrungsangebot und Schutz vor Fressfeinden können neuer Lebensraum für eine Spezies sein. der Fall ist. Für viele Stadttiere und Wildpflanzen sind diese Flächen die letzte Rückzugsmöglichkeit. BIOTOPE DER BESONDEREN ART – FRIEDHÖFE Im 19. Jahrhunder t wurden Friedhöfe von weitsichtigen Stadtvätern oft großzügig, parkähnlich mit Alleen und viel Grün angelegt. So stellen diese Stätten in der heutigen Zeit besonders lebendige Lebensräume dar. Sie sind Refugium für viele Wildpflanzen und Tiere: Vögel, kleinere Säugetiere, Insekten usw. Füchse schätzen das Nahrungsangebot der Städte und nutzen kleine, angrenzende Wäldchen zum Rückzug. TIERISCHE KULTURFOLGER Tierische Kulturfolger nutzen die Nähe, Bauten, Kulturen des Menschen als „neuen“ Lebensraum und/oder als Nahrungsquelle. Mitunter müssen sie sich so anpassen, dass neue, moderne „ökologische Nischen“ entstehen. Dies bedeutet jedoch nicht, dass solche Tiere in ihrem Habitat nicht mehr zurechtkommen würden: Die Silbermöwe beispielsweise findet ihre Nahrung in überdüngten Gewässern, auf großflächigen Müllhalden, Schlachthöfen und Fischereihäfen und ist damit bis ins Friedhöfe sind voller Leben. Die Ruhe, das viele Grün und meist auch viel Licht locken so manchen tierischen Bewohner an. Voralpenland vorgedrungen – andererseits kommt sie genauso gut im Watt zurecht. Hier lässt sie sich Mollusken, Stachelhäuter, Fische, Abfälle, Eier und Jungvögel schmecken. Weitere typische Abfallverwer ter menschlicher (städtischer) Tätigkeit sind Wanderratte, Fuchs, Star, Lachmöwe und Steinmarder. L E B E N S R AU M ÖKOSYSTEM STADT 5.8 SACH I N F O R MATION LEB EN SRAUM ÖKOSYSTEM STADT ALTERSGRU PPE 6 -10 Das aus den warmen Steppen stammende Ziesel hat sich inzwischen auch im Stadtbereich gut eingerichtet. Eine handzahme Population in Perchtoldsdorf ist bereits zur Berühmtheit avancier t. ZUSAMMENFASSUNG: Der Begriff „ökologische Nische“ im Zusammenhang mit dem neuen städtischen Lebensraum für Tiere und Pflanzen wird oft missbräuchlich verwendet, gemeint ist damit die Beziehung einer Ar t zum Ökosystem. Tatsächlich schafft die Stadt für Generalisten wie Fuchs, Wanderratte, Möwe etc. neue Habitate. Für viele Spezialisten geht Lebensraum verloren, für andere sind die natürlichen, naturnahen Räume der Parks, Friedhöfe, Kleingar tenanlagen und Industrieruinen ein letztes Refugium. Pflanzen haben es in der Stadt viel schwieriger neue Lebensräume zu erobern. Häufig den Bahngeleisen folgend erobern Füchse die Stadt: Hier gibt es reichlich Nahrung. Füchse leben in städtischen Parks, Industriegeländen und auf Friedhöfen. Als schlau und listig bereits in alten Fabeln beschrieben, nutzt er seine extreme Anpassungs- und Lernfähigkeit um den immer größer Alte, baufällige Industrieruinen bieten keinen schönen Anblick und trüben oft das Stadtbild. werdenden Verlust an natürlichem Lebensraum zu kompensieren. Bei seiner Nahrung ist der Fuchs nicht besonders wählerisch: In der Stadt gibt es reichlich Fleisch, Aas, Küchenabfälle und Fallobst. Grabwespen bevorzugen morsches Holz zum Nestbau. In den Städten sind sie inzwischen auf den Polystyrolschaum von Blumenkübeln umgestiegen. Im Winter wird an Marienkäfer oder Ohrwürmer bis ins neue Frühjahr „untervermietet“. PFLANZLICHE KULTURFOLGER Sommerflieder, ursprünglich ein ostasiatisches Ziergehölz, wurde von der heimischen Tierwelt außergewöhnlich schnell als Futterpflanze entdeckt. Für Schmetterlinge und Bienen wurde er damit zu einer wichtigen Nahrungsquelle. Manche Pflanzen kommen in Industriebrachen vor, und auch die Stadtgär tnerei sorgt mit ihren Auspflanzungen für exotische Vielfalt. L E B E N S R AU M ÖKOSYSTEM STADT 5.8 ÖKO LOG N I E D E R Ö S T E R R E I C H LEBENSRAUM ÖKOSYSTEM STADT D I DAKT IS C H E U MS ET ZU NG A LTERS GRU PPE 6 -10 Auf den ersten Blick scheint es als wäre die Hektik einer Großstadt kaum dazu geschaffen, eine Vielzahl an Tieren anzuziehen – und doch bieten Parks, Höfe, Gär ten und Hecken ländliche Inseln innerhalb der Stadt. An besonderen Plätzen wie Müllhalden und Friedhöfen haben sich ökologische Nischen gebildet, in denen eine Vielzahl an Tieren zu beobachten und verschiedene Pflanzen zu entdecken sind. LERNZIELE: ■ Störungen von natürlichen Lebensräumen durch den Menschen erkennen und Gewinnen von Einsichten in deren Auswirkungen. ■ Ausgewählte Pflanzen und Tiere der näheren Umgebung erkennen und benennen können. HECKENBESUCH In verwilderten Gärten, auf Halden und auf unbetreuten Grünflächen im Stadtgebiet kann sich schnell eine große Pflanzenvielfalt entwickeln. ORT: Klassenzimmer, Hecke. ZEITAUFWAND: eine Unterrichtseinheit für den Heckenbesuch, eine Unterrichtseinheit zur Nachbereitung. MATERIALIEN: Clipboards, Schreibgeräte, Zeichenblätter, Bestimmungsbücher. KOSTEN: keine. UMSETZUNG: Die Hecke ist einer der vielfältigsten Lebensräume in der Stadt: Büsche, Früchte, Kräuter, Vogelnester, Insekten und vieles mehr kann man an INFO SERVICE: Weitere Informationen zu Hecken finden Sie im Ordner Lebensraum, Kapitel Naturgarten – Hecken. Das Datum des „Niederösterreichischen Heckentags“ erhalten Sie am Gartentelefon unter 02742/74333, siehe Stadt Service. ihr finden. Machen Sie mit Ihren SchülerInnen einen Lehrausgang zu einer Hecke, diese kann im Schulgar ten oder in der Umgebung sein. Stellen Sie den Kindern Such- und Sammelrätsel, diese werden die Bedeutung der Hecke verdeutlichen. An der Hecke lassen sich viele Dinge beobachten: Ar t der Hecke? Form der Blätter? Trägt die Hecke Beeren? Wenn ja, sind diese essbar? Welche Tiere wohnen in und unter der Hecke? Oft suchen Kleintiere Unterschlupf in der Hecke. Für viele Tiere stellen die Beeren auf den Sträuchern einer Hecke ein zusätzliches Nahrungsangebot dar. Die Kinder sammeln Blätter und Beeren, die im Anschluss in der Klasse bestimmt werden. L E B E N S R AU M ÖKOSYSTEM STADT 5.8 DI DAK TIS C HE UM SET ZU N G LEB EN SRAUM ÖKOSYSTEM STADT ALTERSGRU PPE 6 -10 MÜLLHALDE INFORMATIONSTEIL: Mülldeponien stellen für viele Tiere einen neuen Lebensraum dar. Aasfresser wie Krähen, Wanderratten und Hausmäuse sind hier häufig anzutreffen. Zahlreiche Insekten, wie zum Beispiel die kleinen, flügellosen Springschwänze, Heimchen oder die Stubenfliege finden hier ideale Lebensbedingungen vor, dienen aber auch vielen Vögeln als Nahrungsquelle. Auch zähe, mehrjährige Pflanzen, wie zum Beispiel der Sauerampfer, wachsen auf Die Augen der Stubenfliege sind nicht behaart. Sie besitzt keine wirksamen Mundwerkzeuge und nimmt ihre Nahrung mit dem Saugrüssel auf. Mülldeponien. ORT: Klassenzimmer. ZEITAUFWAND: ein bis zwei Unterrichtsstunden. MATERIALIEN: Arbeitsblatt, Zeichenblätter, Bestimmungsbücher. KOSTEN: keine. UMSETZUNG: Die Stubenfliege ist ein Tier, das häufig auf Müllhalden anzutref- Das Weibchen der Stubenfliege bevorzugt für die Eiablage verwesende organische Stoffe, wie sie beispielsweise auf einer Müllhalde vorkommen. fen ist, das aber auch perfekt an das häusliche Leben angepasst ist. Seit Jahr tausenden lebt sie mit den Menschen zusammen. Die Stubenfliege ist den SchülerInnen bekannt und eine genauere Auseinandersetzung mit diesem Insekt kann dazu beitragen, negative Einstellungen abzubauen und neue Einsichten in die Lebensgewohnheiten dieses Tieres zu gewinnen. Das beiliegende Arbeitsblatt stellt die Stubenfliege mit ihren besonderen Fähigkeiten vor. Im alten Ägypten war die Stubenfliege ein Symbol für Tapferkeit. Besonders mutigen Kriegern wurden Medaillen in Fliegenform verliehen. L E B E N S R AU M ÖKOSYSTEM STADT 5.8 ÖKO LOG N I E D E R Ö S T E R R E I C H A R B EIT S B LAT T LEBENSRAUM ÖKOSYSTEM STADT A LTERS GRU PPE 6 -10 DIE STUBENFLIEGE Beschrifte das Bild der Fliege! 6 Beine Kopf Saugrüssel Brust 1 Flügelpaar Schwingkölbchen kurze Fühler Hinterleib große Augen Hafthaare L E B E N S R AU M ÖKOSYSTEM STADT 5.8 A R BEIT S BLATT LEB EN SRAUM ÖKOSYSTEM STADT ALTERSGRU PPE 6 -10 STUBENFLIEGE - DOMINO Die Stubenfliege Start fliegt zwei Meter pro Sekunde und schlägt… Die Stubenfliege …die kann sich auch auf Schwingkölbchen. glatten Flächen gut fortbewegen, weil… …Geschmackshaare. …in dieser Zeit ca. 200-mal mit ihren Flügeln. Vorderfüßen Hafthaare hat. befinden sich auch… Nahrung die Stubenfliege… aufnehmen. zuerst in die Luft,… organ,… sechs Beinen Saugrüssel kann Speichel verflüssigt. Gleichgewichts- Auf den …nur flüssige Die Fliege springt besonderes …sie an allen Mit dem …durch ihren Sie hat ein Feste Nahrung wird… …bevor sie mit dem Flügelschlag Ende beginnt. L E B E N S R AU M ÖKOSYSTEM STADT 5.8 ÖKO LOG N I E D E R Ö S T E R R E I C H