Moderne Multiperspektive: Der Einsatz der „Bullet

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Moderne Multiperspektive: Der Einsatz der „Bullet
Seminar: Das Sichtbare und das Unsichtbare - Komplexe Bildstrukturen im Film
Sommersemester 2013
Moderne Multiperspektive:
Der Einsatz der „Bullet Time“ durch die
Wachowski Geschwister in der „Matrix Trilogy“
David Schröder
BA Filmwissenschaften/Publizistik
Inhaltsverzeichnis:
1. Einleitung
S.1
2. Die technische Entwicklung der „Bullet Time“ und der Nachfolger „virtuelle Kamera“ S.2
3. Der innerdiegetische Einsatz von zeitverzerrenden Stilmitteln in der „Matrix Trilogy“
S.4
3.1 „The Matrix“
3.2 „The Matrix Reloaded“
3.3 „The Matrix Revolutions“
4. Fazit
S.7
5. Literaturverzeichnis
S.8
1. Einleitung
Mit ihrem erfolgreichem Debutfilm „Bound“ (1996) welcher mit 36 Mio$ mehr als das
sechsfache seines Budgets wieder einspielte, erarbeiteten sich die Wachowski
Geschwister Lana und Andy einen Status als erfolgreiche Drehbuchautoren und
Regisseure.1 Ihr nächstes Werk „The Matrix“ (1999) sollte nicht nur einen weiteren
finanziellen Erfolg (463$ weltweiter Einspiel bei 63 Mio$ Budget) darstellen, sondern
auch eine tricktechnische Revolution mit sich bringen, die ihren Einzug in den
populären Film gefunden hat. Der visuellen Ästhetik der „Bullet Time“ wurde in einer
Vielzahl von Filmen, darunter von parodistischen Ansätzen in „Scary Movie“ (2000) bis
hin zu fast exakten Kopien von Einstellungen in „Watchmen“ (2009) und „Resident
Evil - Afterlife“ (2010), Tribut gezollt.
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich daher mit der technischen Entwicklung der
„Bullet Time“ als digitaler Multiperspektive und den artverwandten Stilistiken der
„Zeitlupe“, „Superzeitlupe“, „virtuellen Kamera“ sowie des „Freeze Frame continuos
Shots“.2 Doch nicht nur die technische Entwicklung soll ein Rolle spielen, auch der
erstmals innerdiegetische Nutzen der genannten Techniken soll in „The Matrix Trilogy“
(1999 – 2003) beleuchtet werden. Die Frage, die es dabei zu klären gibt, lautet
demnach, ob die Wachowskis mit dem Einsatz der genannten Stilistiken einen
unverwechselbar eigenen Stil kreierten oder wie häufig vorgeworfen nur ein Potpourrie
an Stilistiken vereinten.3
Eine abschließende Analyse der innerdiegetischen Argumentation zur Verwendung der
gewählten „Bullet Time“ Stilistik soll Aufschluss darüber geben, ob die Wachowskis es
vollbrachten aus dem Aspekt der Dramaturgie der „Matrix Trilogy“ den Einsatz der
Stilistiken zu verargumentieren.
Auf eine wiederholte Zusammenfassungen der verwendeten Filme wird aus
Platzgründen verzichtet, diese werden als bekannt vorausgesetzt.
1 Offizielle internationale Zahlen zu dem Einspielergebnis von „Bound“ sind nicht zu finden. In
Relation zu einem amerikanischem Einspielergebnis von 3,6 Mio$ ist die Zahl von 36 Mio$
realistisch. (vgl. Martin Zwirner, Abschnitt „Bound“.)
2 Eine definitorische Ausarbeitung der Begriffe würde in der vorliegenden Arbeit den Rahmen
sprengen. Diese können definiert vom Autor nachgelesen werden. (vgl. David Schröder, Definitionen
„Manipulation filmischer Zeit“.)
3 Darren Aronofsky: „I walked out of Matrix (1999) and I was thinking, 'What kind of science fiction
movie can people make now?' The Wachowski Brothers (directors Lana Wachowski and Andy
Wachowski) took all the great sci-fi ideas of the 20th century and rolled them into a delicious pop
culture sandwich that everyone on the planet devoured.“ (vgl. IMDb, Personal Quotes.)
1
2. Die technische Entwicklung der „Bullet Time“ und der Nachfolger „virtuelle
Kamera“
Die Stilistiken der „Zeitlupe“, „Ultrazeitlupe“ und des „Freeze Frames“ waren bereits
zu Zeiten des analogen Films weit verbreitete Stilmittel. Mit dem Aufkommen digitaler
Kameras, digital modifizierter oder gar voll animierter Bilder in Spielfilmen, boten sich
gänzlich neue Möglichkeiten zur Aufbereitung von gedrehtem Material. Einer der
stärksten Einflüsse von Bildästhetik in den Matrix Filmen sind neben den bereits
genannten Regisseuren auch die Stilistik von „Japanimation“.4 (The Matrix Revisited,
7 Min.) Der erste Grundgedanke der Wachowskis war es, eine Bewegung in „Zeitlupe“
aufzunehmen und die Kamera gleichzeitig aber in normaler Geschwindigkeit zu
bewegen.
Eine erste praktische Überlegung führte zu Tests, bei dem sich ein Darsteller
unnatürlich langsam in seiner Tätigkeit bewegt und die Kamera sich in überhöhter
Geschwindigkeit um ihn herum bewegt. Dieses Verfahren war jedoch sehr fehleranfällig
und die optischen Resultate ästhetisch nicht zufrieden stellend. Schon die zweite
Überlegung, wenn auch technisch sehr aufwändig, war der Einsatz multipler Kameras,
die aus einer Vielzahl von Winkeln die selbe Bewegung aufnehmen und die fertige
„Kamerafahrt“ dann im Zuge der Montage der einzelnen Einstellungen entstünde. Erste
Tests des Verfahrens (noch ohne stilistischen Namen) fanden 1996 statt. Die erste in
diesem Verfahren aufgenommene Sequenz, zeigt einen Mann neben einer brennenden
Tonne. Das Resultat war eine simulierte 180° Fahrt um den Mann und das 'eingefrorene'
Feuer. Diese Sequenz gilt als Geburtsstunde der „Bullet Time“, wenn auch noch ohne
die namengebenden Kugeln. (The Matrix Revisited, 24 Min.)
Im Zuge des Drehs einer der populärsten Sequenzen aus „The Matrix“, in welcher der
Protagonist Neo auf dem Dach eines Hochhauses den Kugeln eines Agenten ausweichen
muss, wurden mehr als 120 Photoapparate sowie 2 Filmkameras in einem Kreis in
unterschiedlichen Höhen um den Darsteller aufgestellt. Dieser führte die im Film zu
sehende Bewegung, bei denen er seinen Oberkörper nach hinten wirft, in circa einer
Sekunde durch. Durch die in dieser kurzen Zeitspanne generierten Bildinformationen
aus mehr als 120 Winkeln, war des dem Editor Zach Staenberg möglich, die gesamte
Bewegung in einer flüssigen 'Kamerabewegung' auf 12 Sekunden fertigen Films zu
editieren. Die digital ergänzten Kugeln des Agenten und deren Luftwirbel („Motion
4 Auch bekannt als „Anime“, eine japanische Zeichentrickgattung.
2
Lines“) gaben dem Verfahren schließlich den Namen „Bullet Time“, den sich das
Produktionsstudio „Warner Brothers“ patentrechtlich sichern ließ. (The Matrix
Revisited, 53 Min.)
Diese Verfahren sollten die Wachowskis für die Fortsetzung „The Matrix Reloaded“
noch einmal erweitern. Wurden in allen „Bullet Time“ Sequenzen in „The Matrix“ noch
reale Darsteller abgefilmt und durch das beschriebene Verfahren in Szene gesetzt, so
schufen sie im Nachfolger die Ästhetik der „virtuellen Kamera“.5 Hierbei verzichteten
sie in einzelnen Sequenzen vollständig auf eine Kamera die Bewegungen einfing und
konstruierten die fertige Sequenz ausschließlich per Computer.
In einer Szene aus „The Matrix Reloaded“ kommt es zu einem Kampf zwischen Neo
und einer Vielzahl von Agent Smith Klonen. Der minutenlange Kampf mit den vielen
Doppelgängern wurde zu Beginn der Szene noch praktisch mit Doublen gelöst. In
weiterem Verlauf jedoch, ab dem Punkt da Neo ein Schild aus dem Boden reißt und
dessen Stange als Waffen einsetzt, werden alle sichtbaren Figuren vollständig durch
digitale Animationen ersetzt. Die äußerst anspruchsvolle Kampfchoreografie wird dabei
mit nur einer sich virtuos bewegenden Kamera eingefangen. Die Bewegungen dieser
Kamera, als Plansequenz gestaltet, sind auf rein technischer Ebene ohne Unterbrechung
gar nicht durchführbar. Das Verfahren gestaltet sich demnach, als ein agieren digitaler
Figuren vor einem dem Originalset nachempfundenen Schauplatz. 6 Da es sich um eine
vollkommen digitale Präsenz auf der Leinwand handelt, war es den Regisseuren
möglich, die Kampfgeschwindigkeit im laufenden Bild mehrfach zu variieren. (The
Matrix Reloaded Revisited, Kapitel: Burly Brawl Action Match, 4. Min.)
Dieses Verfahren nutzen die Wachowskis beispielsweise auch in einer Sequenz, bei der
die Kameraführung aufgrund lokaler Gegebenheiten nicht möglich war. Während der
Verfolgungssequenz auf dem Freeway unterfährt der Laster, auf dem sich Morpheus
und der Schlüsselmacher befinden, eine Brücke. Da diese der helikoptergeführten
Kamera hinderlich war, wird die dennoch als Plansequenz präsentierte Szene digital um
die fehlenden Bilder unterhalb der Brücke ergänzt. Auch hier werden die Figuren auf
5 Auch wenn per Definition die „virtuelle Kamera“ die Anwesenheit realer Elemente nicht grundsätzlich
ausschließt, soll dennoch ein Beispiel mit vollkommener Abwesenheit realer Bildteile an dieser Stelle
herangezogen werden um die Möglichkeiten der Technik in einem Extrem zu beschreiben.
6 In „The Matrix“ gab es in Ansätzen schon einmal ein ähnliches Vorgehen. Bei dem Kampf von Agent
Smith und Neo in einer U-Bahn Station, wurden Einzelaufnahmen des realen Sets für einen Shot vor
einer Greenscreen Leinwand, digital zu einem realistisch wirkenden Hintergrund der Szene
zusammengesetzt. (The Matrix Revisited, 76 Min.)
3
dem Laster digital ersetzt. (The Matrix Reloaded Revisited, Kapitel: Freeway Action
Match, 9 Min.)
3. Der innerdiegetische Einsatz von zeitverzerrenden Stilmitteln in der „Matrix
Trilogy“
3.1 „The Matrix“
Für die innerdiegetischen Regeln der „Matrix Trilogy“ verwenden die Wachowskis im
ersten Teil „The Matrix“ über eine Stunde der Spielzeit zur Erklärung sowie Illustration
jener. In Abgrenzung zur Realität werden die zeitverzerrenden Stilistiken nur innerhalb
der virtuellen Welt der Matrix, wo alle physikalischen Gesetze denen von
Computerprogrammen unterworfen sind, eingesetzt.7 Durch Manipulation derer ist es
den Befähigten möglich, die physikalischen Gesetze nach ihrem Willen zu
manipulieren. Dabei handelt es sich jedoch nicht um die Fähigkeit die Zeit zu
manipulieren, sondern ihre Kräfte und Bewegungsgeschwindigkeiten zu variieren um
sich einen Vorteil gegenüber ihrer Umwelt zu verschaffen. Die Wachowskis nutzen das
Stilmittel der Zeitlupe um innerdiegetische Vorgänge, die theoretisch jenseits des
sichtbaren Fassungsvermögens verlaufen würden, sichtbar zu machen. Dass hierdurch
ein ästhetischer Mehrwert generiert wird, erscheint aufgrund dieser Argumentation fast
schon als Nebeneffekt.
Zur Veranschaulichung sollen zwei Szenen aus dem Film dienen, in denen die
gewählten Stilmittel zur Visualisierung der innerdiegetischen Physik dienen. In dem
Trainingsprogramm „Die Frau im roten Kleid“ versucht Morpheus Neo auf die
allgegenwärtige Gefahr von Agenten in der Matrix aufmerksam zu machen. Als einer
von ihnen sie attackieren will, weist Morpheus den Operator an,
das Programm
einzufrieren. In der daraus entstehenden Ästhetik des „Freeze Frame Continuous Shots“
werden ein Großteil aller Bildelemente 'eingefroren', sodass nur Morpheus und Neo in
der Lage sind, sich weiterhin normal zu bewegen. Die Szenerie veranschaulicht die
Gesetze der simulierten Welt und die Möglichkeiten, diese zu beeinflussen. Zusätzlich
wird innerdiegetisch auch noch einmal auf den Unterschied zwischen dem
Simulationsprogramm und der Matrix hingewiesen. (The Matrix, 56 Min.)
7 Es kann eine Abweichung der Darstellung von Zeitverzerrung nach den innerdiegetischen Regeln in
„The Matrix Reloaded“ nachgewiesen werden. Siehe Kapitel 3.2 „The Matrix Reloaded“.
4
Als zweite Szene ist der Einsatz der „Bullet Time“ Technik als maßgebender Faktor
zum Verständnis von Bewegungsabläufen zu betrachten. Die bereits in Kapitel 3
beschriebene Szene des Schusswechsels auf dem Hochhausdach zwischen Neo und
einem Agenten kontrastiert mit zwei Stilmitteln die komplexen Bewegungsabläufe.
Obwohl sich beide Charaktere mit der selben Geschwindigkeit bewegen, sieht ihr
Bewegungsablauf aufgrund der Zeitdehnung dennoch unterschiedlich aus. Der Agent,
dessen Bewegungen in Echtzeit gezeigt werden, verschwimmt und 'überlappt' sich in
seinem Bewegungsfluss.8 Neo hingegen, dessen Bewegungsfluss dem des Agenten nicht
unähnlich ist, wird in einer 360° Kamerafahrt um den Faktor 12 verlangsamt gezeigt.
Der Einsatz dieser Stilistik macht dem Zuschauer den Ablauf sowie die Komplexität der
Bewegungen überhaupt erst in vollem Umfang erfahrbar und trägt überdies zum
ästhetischen Mehrwert bei. Thomas Köbner schreibt dazu: „Zeitlupe [...] durchstößt die
tricktechnische Oberfläche und reduziert das Künstliche auf den authentischen Kern,
gehorcht dem Auftrag nach zuverlässiger Beschreibung, Deskription auch und gerade
dessen, was an der Welt auf Anhieb nicht zu erkennen ist.“ (Thomas Koebner, S.434.)
Im konkreten Fall der Szene schafften es die Wachowskis also durch die konträren
visuellen Stilistiken eben jene Diskrepanz der Wahrnehmung, durch unterschiedliche
Geschwindigkeiten direkt dem Zuschauer zu offenbaren.
3.2 „The Matrix Reloaded“
Innerhalb der Ästhetik der Filme, die spezifischen innerdiegetischen Regeln unterliegen,
legten die Wachowskis strikte Regeln zur Trennung von der realen Welt und der Matrix
an. Eine visuelle Regel beispielsweise zeigt die Lichtgestaltung. Alle Szenen innerhalb
der Matrix sind grünstichig, alle Szenen außerhalb mit einem Blauton versehen. Ebenso
ist der Einsatz von allen zeitverzerrenden Stilistiken ausschließlich Szenen innerhalb der
Matrix vorbehalten. Dies ergibt insofern Sinn, als dass beispielsweise eine „Bullet
Time“ Sequenz nur innerhalb der Matrix stattfinden kann, da nur dort die Charaktere in
der Lage sind sich so schnell zu bewegen, dass der Einsatz einer solchen Stilistik einen
innerdiegetischen Nutzen ergibt.
8 Dieser Effekt könnte am passendsten mit dem Begriff „Motion Blur“ beschrieben werden.
(vgl. Katalogeintrag, „The Matrix“.)
5
Die Wachowskis halten sich eigentlich auch in der gesamten Trilogie durchgehend an
diese Regel, bis auf eine Szene in „The Matrix Reloaded“.9 Hier findet nach einer Rede
von Morpheus zum Fortbestehen von Zion eine große Feier statt, bei der zu
elektronischer Musik getanzt wird. Diese Tanzszenen beinhalten viele „Zeitlupenshots“,
die reinweg einer erhöhten Ästhetik und der Unterstützung des Rhythmus der Musik
dienen. (The Matrix Reloaded, 26 Min.)
Mit dem Einsatz von multiplen Stilistiken in der Auftaktszene zu „The Matrix
Reloaded“ schufen die Wachowskis eine ungemein vielschichtige Szenerie, die
innerhalb des Films mehrfach wieder aufgegriffen und zu einem zentralen Moment der
Story wird. (The Matrix Reloaded, 1 Min.) Die eingesetzten Stilmittel „Zeitlupe“,
„Superzeitlupe“ und „Bullet Time“ werden genutzt um Details zu vermitteln, die für die
Entwicklung des Plots noch von Bedeutung werden. So wird eine Schussverletzung mit
potenziell fatalem Ausgang bei Trinity in „Bullet Time“ gezeigt, um die erhöhte
Bedrohung durch die Agenten bei den Zuschauern zu etablieren. (vgl. Katalogeinträge,
„The Matrix Reloaded“.)
3.3 „The Matrix Revolutions“
So progressiv sich der Umgang der Wachowskis mit den weiterentwickelten
zeitverzerrenden Stilistiken in „The Matrix Reloaded“ gestaltete, umso zurückhaltender
ist er in „The Matrix Revolutions“. Lediglich in zwei Szenen werden „Zeitlupen“ und
„Bullet Time“ Effekte angewandt. Dies lässt sich aus dem simplen Umstand der
verlagerten Dramaturgie in „The Matrix Revolutions“ erklären. Während in den
Vorgängerfilmen überwiegend viele Handlungsabschnitte und Kampfsituationen
innerhalb der Matrix stattfanden, wird der Kampf nun in die reale Welt verlagert. Wie
bereits erwähnt, sind übermäßig schnelle Bewegungen, wie sie innerhalb der Matrix
vorkommen können, hier gar nicht möglich.
Der Einsatz dieser Mittel ist nur zwei Szenen vorbehalten, einer Schießerei in der
Eingangshalle eines Musikclubs und dem unausweichlichen Finale zwischen Neo und
Agent Smith. Auch hier gibt es noch einmal eine Erweiterung in der Verwendung der
„virtuellen Kamera“. Ein Faustschlag von Neo wird in „Zeitlupe“ durch fallenden
Regen auf das Gesicht von Agent Smith gezeigt. (The Matrix Revolutions, 108 Min.)
9 Es gibt in „The Matrix Revolutions“ noch zwei weitere Fundstellen von „Zeitlupen“ außerhalb der
Matrix, diese bewegen sich aber nur im Framebereich und sind zu vernachlässigen.
(vgl. Katalogeintrag von „The Matrix Revolutions“.)
6
Diese Sequenz ist erneut vollständig gerendert. Sowohl Neos Faust, der fallende Regen
und auch die Figur von Agent Smith wurden digital erstellt, um sowohl die Wucht des
Schlages auf dessen Gesicht, sowie die Bewegung der Faust durch den Regen in allen
Details darstellen zu können. (vgl. The Matrix Revolutions Revisited, Kapitel: Die
Anatomie des Superpunchs, 1 Min.) Auch der Schlagabtausch in der Luft stellt in dieser
Szene eine neue Stufe der „virtuellen Kamera“ dar. Vom visuellen Konzept her, ist
dieser Kampf ähnlich jenem in der U-Bahn in „The Matrix“ angelegt. 10 Im Unterschied
zu dem Kampf in der U-Bahn, bei dem der Hintergrund aus Einzelaufnahmen des Sets
zusammengefügt wurde, entstand der Hintergrund bei dem Kampf in der Luft
vollständig auf digitaler Basis. (The Matrix Revolutions Revisited, Kapitel: Die
Geschichte von „The Egg“, 1 Min.)
4. Fazit
Bei der Betrachtung der „Matrix Trilogy“ der Wachowskis ist deutlich geworden, dass
diese ein progressives Konzept zu Verwendung der beschriebenen zeitverzerrenden
Verfahren erdacht haben. Der Einsatz von „Zeitlupen“ ist hier einem Katalog von
innerdiegetischen Regeln untergeordnet, die deren Einsatz vorgeben. Maßgeblich finden
sie Verwendung, wo es aufgrund von schnellen und komplexen Bewegungsfolgen
unmöglich für das menschliche Auge wäre, diesen zu folgen. Die daraus resultierende
erhöhte Bildästhetik ordnet sich der Funktion unter.11
Die einhergehenden technischen Errungenschaften des ersten Teils und deren
konsequente Weiterentwicklung nicht nur innerhalb der Trilogie, sondern auch im
Gesamtwerk der Wachowskis, stellen eine ganz eigene Ästhetik und reflexiven Umgang
mit den Stilmitteln dar. (vgl. Katalogeinträge, „Speed Racer“.)
Die ikonographische Bildschaffung sowie der Einzug der „Bullet Time“ in die
transmediale Populärkultur beweisen die nachhaltige Prägung der Wachowskis zu
Beginn der Etablierung des modernen digitalen Kinos. Für ihren neuen Film „Jupiter
Ascending“, wurde ein noch unbekanntes neues Stilmittel angekündigt, dem eine
ähnlich intensive kulturelle Prägung vorausgesagt wird, wie der des „Bullet Time“
Effekts zum Jahrtausendwechsel. (vgl. Drew McWeeny, „An Epic Interview“.) Bis sich
dies bestätigt bleibt nur zu sagen: „The Matrix has you!“. (The Matrix, 11 Min.)
10 Siehe Beschreibung der Szene in Kapitel 2 Fußnote 6.
11 Mit Ausnahme der beschriebenen Szene der Feier in Zion aus „The Matrix Revolutions“.
7
5. Literaturverzeichnis
Filmquellen:
The Matrix Revisited / Matrix - Rückblicke, Einblicke, Ausblicke. Regie: Josh Oreck.
USA. 2001.
The Matrix Reloaded Revisited / Matrix Reloaded - Rückblicke, Einblicke, Ausblicke.
Regie: Josh Oreck. USA. 2004.
The Matrix Revolutions Revisited / Matrix Revolutions - Rückblicke, Einblicke,
Ausblicke. Regie: Josh Oreck. USA. 2004.
Literatur:
Koebner, Thomas: Zeitlupe oder was wirklich geschah. In: Ders.: Wie in einem Spiegel.
2003. D: St. Augustin. S. 434.
Internetquellen:
Box Office Mojo: Matrix (1999). 2013.
http://www.boxofficemojo.com/movies/?id=matrix.htm (01.08.2013).
IMDb: Darren Aronofsky – Biography. 2013.
http://www.imdb.com/name/nm0004716/bio (01.08.2013).
McWeeny, Drew: An epic interview with the Wachowskis and Tom Tykwer: From
'Cloud Atlas' to 'Jupiter Ascending'. 2012.
http://www.hitfix.com/motion-captured/an-epic-interview-with-the-wachowskis-andtom-tykwer-from-cloud-atlas-to-jupiter-ascending/9 (01.08.2013)
Schröder, David: Freeze Frame. In: Katalog der aesthetischen Verfahren, hrsg. von
Roman Mauer. 2013.
http://www.filmwissenschaft-kataloge.uni-mainz.de/kav/ (01.08.2013).
8
Zwirner, Martin: Das Leben der Wachowski Geschwister. 2011.
http://www.matrix-architekt.de/wachowskis/leben.shtml (01.08.2013).
9

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