Ibrahimovic und PSG zu Gast in Leipzig „Tradition kauft keine Spieler“

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Ibrahimovic und PSG zu Gast in Leipzig „Tradition kauft keine Spieler“
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Ibrahimovic und PSG zu Gast in Leipzig
Superstar wird mit Paris am 19. oder 20. Juli zum Test-Hit erwartet / VfB Stuttgart kommt am 23. Juli
Ibra Kadibra, 32, ist der bestbezahlte Fußballer des Universums (kolportiert werden
15 Millionen Euro im Jahr – netto) – und
der exzentrischste. Er nennt sich in einem
Atemzug mit Gott und hatte während seiner Zeit beim FC Barcelona immer tolle
Anregungen für einen gewissen Pep Guardiola. „Was willst du mit den neun anderen?“, so Ibrahimovic Richtung Peps Elf.
„Der Zwerg und ich reichen vollkommen.“
Mit Zwerg war der Sportkamerad Messi gemeint.
Guardiola stellte die Konversation mit dem
Schweden alsbald ein. Der seilte sich 2010
zum AC Mailand und von dort 2012 nach
Paris ab.
Chancen auf einen Vertrag bei RB hat der
Feine nicht. Erstens: Ibra ist zu alt. Zweitens: Er kennt den bei RB-Coach Alexander
Foto: dpa
n Test the Best! Weil Schalke frühestens in der Winterpause in der RedBull-Arena aufschlägt und die großen
Bayern erst in der nächsten Saison
Testspiel-Thema sind, haben sich die
Roten Bullen nach ähnlich attraktivem Ersatz umgeschaut. Sensationelles Ergebnis der Brautschau: Paris
Saint Germain kommt am 19. oder
20. Juli nach Leipzig! Die vom steinreichen Scheich Nasser Al-Khelaifi
getunte Weltauswahl wird von Superstar Zlatan Ibrahimovic angeführt.
Zlatan Ibrahimovic und seine Mannschaft Paris St. Germain kommen im Juli zu einem Testspiel
bei Zweitliga-Aufsteiger RB Leipzig in die Messestadt.
Zorniger so wichtigen Rückwärtsgang nur
von seinem Ferrari. Drittens: Der allgegenwärtigen Taktiktafel würde der Taekwondo-Meister die Beinchen brechen. Klar ist:
Die Red-Bull-Arena wird ausverkauft sein,
der Start des Vorverkaufs steht noch nicht
fest. Weil bei RB nicht gekleckert, sondern
geklotzt wird, wurden zwei weitere TestGegner verhaftet. Der VfB Stuttgart – ExVerein von RB-Talent Joshua Kimmich –
spielt am 23. Juli vor, der englische
Kult-Club Queens Park Rangers kommt am
26. Juli.
Lukasz Teodorczyk wird bei der Test-Trilogie und auch später nicht dabei sein. Der
Offensivspieler von Lech Posen ist von der
Besetzungsliste der Rasenballer gerutscht.
Das Gesamtpaket aus Ablöse (drei bis vier
Millionen Euro) und Millionen-Gehalt war
selbst dem begüterten Zweitliga-Aufsteiger
zu sperrig, passt nicht durch die Toreinfahrt. Nach wie vor Thema ist Teodorczyks
Club-Kollege Dawid Kownacki. Das SturmTalent ist nicht günstiger, gilt aber als entwicklungsfähiger als „Teo“ und verspricht
Rendite. Teo? Bleibt in Posen. Oder fährt
nach Lodz.
Übrigens: RB-Edel-Reservist Matthias
Morys ist beim Trainingsauftakt am 17.
Juni dabei, kann sich für eine Weiterbeschäftigung empfehlen. Morys Kontrakt
läuft noch ein Jahr.
Guido Schäfer
„Tradition kauft keine Spieler“
Ex-Nationalverteidiger Torsten Kracht über den Leipziger Fußball und die WM
Torsten Kracht, 46, absolvierte zwei
Länderspiele für die DDR, stieg mit
dem VfB 1993 in die Bundesliga auf,
kickte für Leipzig, Stuttgart, Bochum
und Frankfurt insgesamt 167-mal in
der Eliteklasse. Seit 2003 arbeitet er
für die GRK-Holding, ist jetzt Vorstand
für Vertrieb und Projektentwicklung.
n Herr Kracht, wie fit sind Sie noch?
Mein Job lässt mir kaum Zeit. Ich habe
zwölf Kilo mehr als früher, jogge unregelmäßig, kicke nur noch im Garten mit meinem vierjährigen Sohn Oscar.
n Wird der mal so gut wie der gleichnamige
brasilianische Nationalspieler?
Das wäre schön, vielleicht hat er ja die richtigen Gene. Sein erstes Wort war „Ball“, er
kommt an keinem vorbei, wir haben schon
20 zu Hause.
n Verfolgen Sie den Leipziger Fußball?
Klar. Der grün-weiße befindet sich in
Selbstauflösung, Lok ist abgestiegen. Alle
Hoffnungen ruhen auf RB. Das Projekt ist
für Leipzig wie ein Sechser im Lotto. Phänomenal, was unter Ralf Rangnick geleistet
wurde, es gibt wieder gescheiten Fußball in
der Stadt. Wichtig ist auch das Nachwuchszentrum, unsere Top-Talente müssen nicht
mehr in den Westen, können sich hier entwickeln.
LIEBIGSTRASSE AKTUELL
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n Sie sind in Probstheida groß geworden.
Wann waren Sie zuletzt im Stadion?
Ist Jahre her. Ich habe keinen Kontakt mehr,
nur noch zu meinen früheren Mitspielern
Jürgen Rische und Olaf Marschall. Ich wurde 2004 nach der zweiten VfB-Insolvenz
zum Notvorstand bestellt. Aber der Verein
hatte keine Chance, wurde sang- und klanglos abgewickelt.
n Keine Sympathien mehr für Lok?
schickt anstellt, könnte Lok enorm von
RB profitieren. Dass die Lok-Mitglieder
vor Jahren eine Kooperation im Nachwuchs ablehnten, war unklug.
n Warum sponsert Ihre Firma Lok nicht?
Wir haben lange in Probstheida zur Stange
gehalten, jetzt ist eine neue Zeit. Wir engagieren uns bei RB, dem SC DHfK, bei Marvin Kirchhöfer, fördern ansonsten lieber
Kinder-Hilfsprojekte.
Doch, ich kann
mein blau-gelbes
Herz nicht abgeben. Ich hoffe, dass
Lok überlebt, wieder aufsteigt. Ich
habe Respekt vor
den Fans, dem Vorstand, der Jugendarbeit. Es gibt viele
Fußball-Verrückte
mit Herzblut. Aber
das reicht nicht.
Man braucht die
Mittel. Tradition
kauft keine Spieler,
das halte ich für
Heuchelei. Fußballer wollen Perspektiven und gut bezahlt werden, auch
in unteren Ligen. Lok-Held und Ex-Nationalspieler Torsten Kracht hat seine eigene MeiWenn man es ge- nung zum Leipziger Fußball und zum deutschen Nationalteam. Foto: CN
n Themenwechsel. Die deutsche WM-Zuversicht hat gelitten.
Wir Deutschen neigen dazu, uns klein zu
reden, manchmal auch der Bundestrainer.
Sein Team hat genug Erfahrung und Klasse,
so viele technisch gut ausgebildet Spieler
wie noch nie. Aber es muss den Big Point
setzen. Dafür braucht es auch die deutschen
Tugenden. Und Persönlichkeiten, die vorangehen, Siegermentalität und Willen ausstrahlen wie früher Effenberg oder Kahn
und jetzt Ramos bei Real in der Königsklasse. Diese WM wird eine Charakter-Frage.
n Wem trauen Sie das zu?
Lahm, der lauter werden muss. Schweinsteiger, wenn er sich nicht nur mit sich
selbst beschäftigt. Auch Khedira, Mertesacker, vielleicht Podolski. Özil, Reus oder
Götze sind nicht die Typen dafür.
n Sie waren Abwehrchef. Machen Sie sich
Sorgen um die deutsche Defensive?
Die sehe ich als Gesamtpaket. Das ganze
Team muss besser verteidigen. Spanier und
Italiener sind uns da voraus.
n Wer wird Weltmeister?
Der Titel geht nur über Brasilien. Argentinien, Deutschland und Spanien haben gute
Chancen. An Außenseiter glaube ich nicht.
Interview: Steffen Enigk