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Schätze des Glaubens
Bode-Museum
Fach: Religion, Geschichte (Mittelalter), Chemie
Thema 7: Jahrgangsstufe: 11.-12. Klasse
Das Medaillon der Operatio
Text: Beatrice Szameitat | Gestaltung: Birgitt Leber | Herstellung: Besucher-Dienste der Staatliche Museen zu Berlin
1978 wurde das nur knapp 15 cm im Durchmesser messende Medaillon mit der Darstellung der OPERATIO mit
Mitteln des Bundes und der Klassenlotterie auf einer Auktion für die Staatlichen Museen Berlin erworben. Damit hat
wohl die letzte noch in Privatbesitz befindliche herausragende mittelalterliche Emailarbeit ihren Besitzer gewechselt.
Heute ziert es in Übergröße Plakat und Katalog der Ausstellung Schätze des Glaubens. Warum ist dieses kleine
Kunstwerk so bedeutend? Die Beschäftigung mit der Herkunft und dem Sinn des Emailbildes in seinem ursprünglichen Umfeld gibt die Antwort.
Abb. 1 Fides Baptimus, Maasland, um 1150 (nicht
in der Ausstellung, Museum für Angewandte Kunst,
Frankfurt/M.)
Operatio ist eine Dreiviertel-Figur
eines Engels, der sich nach links
wendet, den Kopf jedoch nach rechts
dreht. In der Hand hält sie ein kugelförmiges Gefäß. Die rechte Hand
ist mit einer Demutsgeste vor
die Brust gelegt. Die wie gestutzt
wirkenden Flügel hat sie mit ihrem
Schwesterbild Fides Baptimus,
heute in Frankfurt/M., gemeinsam.
Für Emailarbeiten des Maaslandes
typisch sind die delikaten Farbabstufungen innerhalb des Grubenschmelzes. Diese Medaillons sind
die letzten Zeugnisse eines großen
Altarretabels, das sich in der Abtei
Stavelot befand.
Abb. 2 Stablo, der hl. Remaklus und Abt
Wibald
Die Benediktinerabtei Stablo (heute
Stavelot in Belgien) wurde um 650
vom hl. Remaklus gegründet.
Es war ein wichtiger Vorposten
der Christianisierung im Maasland.
Remaklus wurde im Jahr 1042
heiliggesprochen. Im 12. Jh. übernahm Abt Wibald von Stablo die
Leitung des Klosters. Wibald war
nicht nur Geistlicher, sondern auch
bedeutender Staatsmann im Umkreis Friedrich Barbarossas. Wibald
entschloss sich, seinem berühmten
Vorgänger Remaklus ein bedeutendes Denkmal zu setzen.
Operatio, Maasland, um 1150
Das Altarretabel
Wibald bestellte bei einem Goldschmied ein silbernes Altarretabel,
also eine hinter dem Altar angebrachte
hohe Schauwand. Auf ihr war
das Leben des Heiligen und seine
Bedeutung im Himmel abgebildet.
In der Mitte des Retabels war der
Schrein mit den Gebeinen des
Remaklus untergebracht. Das Retabel
war sehr groß: gut drei Meter hoch
und fast ebenso breit. Um 1700
wurde es nach einem Kirchenbrand
eingeschmolzen. Nur die beiden
Medaillons und einige Streifen mit
Inschriften blieben übrig.
Schätze des Glaubens
Bode-Museum
Text: Beatrice Szameitat | Gestaltung: Birgitt Leber | Herstellung: Besucher-Dienste der Staatliche Museen zu Berlin
Abb. 3 Zeichnung des Remaklus-Retabels, 1661 (Lüttich, Archives de l‘Etat)
Über das Aussehen des Retabels
sind wir durch eine Zeichnung aus
dem 17. Jh. gut unterrichtet. Das
Retabel ist durch einen horizontalen
Fries in zwei Teile gegliedert. Der
untere Teil zeigt das irdische Wirken
des Heiligen. In acht rechteckigen
Feldern werden Szenen aus seinem
Leben erzählt. In der Mitte ruhen
seine Gebeine in einem Schrein.
Der halbrunde Bogen bildet das
himmlische Paradies ab, in das
Remaklus von einem Engel geführt
wird. Auf der Kreisscheibe erscheint
Christus als Weltenrichter, umgeben
von Kardinaltugenden und den vier
Evangelisten.
Die Position der erhaltenen
Medaillons
Über dem Schrein ist ein Dreiecksgiebel angebracht, der den Fries
durchschneidet, sich also genau im
Übergang zwischen irdischem und
himmlischem Reich befindet. In den
Kreisen dieses Giebels sind die
Taube des Heiligen Geistes sowie
Fides links und Operatio rechts
zu sehen. Es sind nämlich diese
Eigenschaften des Heiligen, die
zusammen mit dem Heiligen Geist
von Gott gesandt wurden: Glaube
(fides), manifestiert durch die Taufe
(baptimus), und das gute Handeln,
die Tatkraft (operatio).
Die Bedeutung der Medaillons
Die Medaillons sind also nicht nur
die einzigen erhaltenen Zeugnisse
einer der kostbarsten Goldschmiedearbeiten aus dem Umkreis Friedrich
Barbarossas, sondern sie stehen
darüber hinaus symbolisch im
Zentrum des gesamten Retabels.
Schätze des Glaubens
Bode-Museum
Ideen für den Unterricht
Thema 7: Das Medaillon der Operatio
Beschreibungsübung:
• Beschreibe die Figur des Medaillons!
• Versuche, die Körperhaltung nachzuahmen! Nenne die Farben!
• Welchen Gesichtsausdruck hat die Figur? Lies die Inschrift. Übersetze das Wort!
Passt die Figur zum Inhalt?
Schaue Dir die Zeichnung des Altarretabels an:
Text: Beatrice Szameitat | Gestaltung: Birgitt Leber | Herstellung: Besucher-Dienste der Staatliche Museen zu Berlin
• Wie ist die Fläche gegliedert? Was ist rund, was eckig? Kannst du etwas erkennen?
• Das Medaillon befand sich im mittleren Dreiecksgiebel rechts. Es misst 15 cm im Durchmesser.
Wie groß war ungefähr das Retabel?
• Im Halbkreis ist das Paradies dargestellt. Welche Symbole kennzeichnen es? (Paradiesflüsse, Engel, Christus)
• In der Mitte unten sieht man die Schmalseite des Schreines mit den Gebeinen des Heiligen. Wie könnte
der Schrein am Altar befestigt gewesen sein? (möglicherweise war er nach hinten auf Säulen abgestützt,
die Pilger krochen unter dem Schrein hindurch, um die Heilkraft der Gebeine zu erfahren; für Marburg ist so
eine Konstruktion erwiesen, für Stablo nicht)
• Die Anordnung - oben und unten - ist in der mittelalterlichen Bildwelt wichtig: Was ist oben, was ist unten
dargestellt? Warum sind die Taube des Heiligen Geistes und die beiden Medaillons genau in der Mitte angeordnet?
• Versuche, die Zeichnung von 1661 zu beschriften!
Arbeitsblatt
Thema 7: Das Medaillon der Operatio
Schätze des Glaubens
Bode-Museum
Lösungsblatt
Thema 7: Engel = Matthäus
Fides
Das Medaillon der Operatio
Tugend Tapferkeit fortitudo
Löwe = Markus
Paradiesfluss
Propheten Enoch und Elias im
Gespräch
Paradiesfluss
Tugend und Mäßigkeit temperantia
4 Szenen aus dem Leben Remaklus‘
Schrein mit Christusfigur
OPERATIO
Tugend Klugheit prudentia
Taube Hl. Geist
Bode-Museum
Schätze des Glaubens
Adler = Johannes
Tugend Gerechtigkeit iustitia
Engel huldigen Christus
Christus als Weltenrichter
Engel führt Remaklus ins Paradies
Paradiesfluss
Paradiesfluss
Stier = Lukas
4 Szenen aus dem Leben Remaklus‘
Grenze zwischen Himmel und Erde

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