Erfahrungsbericht

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Erfahrungsbericht
Erfahrungsbericht
ERASMUS Auslandsstudium an der Norwegian School of
Economics and Business Administration (NHH) in Bergen
August 2013 – Dezember 2013
Auf dem Ulriken, dem höchsten Berg der sieben Berge rund um die Stadt Bergen
Laura van Elten
[email protected]
1. Einleitung
Regen – ja! Teuer – ja! Na und? ☺ Es sollte sich keiner von den hohen Preisen und dem vielen
Regen abschrecken lassen, denn Norwegen hat viel mehr zu bieten als das. Die Zeit in
Norwegen war unglaublich und ich hoffe durch meinen Bericht viele von Norwegen zu
überzeugen und wertvolle Tipps zu geben.
2. Vorbereitung
Der erste Schritt in Richtung Auslandssemester an der NHH in Bergen ist die Bewerbung um
einen Platz für Bergen an der Heimatuniversität. Nach erfolgter Zusage seitens der
Heimatuniversität, gilt es auf die Genehmigung der NHH zu warten, was in der Regel jedoch
eine reine Formsache darstellt. Anschließend erhält man alle wichtigen Informationen durch
den International Relations Coordinator der NHH, in meinem Fall von Norunn J. Økland. An
Sie konnte sich jeder problemlos mit allen Fragen und Problemen wenden. Dokumente werden
von der NHH kaum benötigt. Man muss lediglich das „exchange student file“ mit persönlichen
Daten, sowie das „arrival note“ mit genauen Ankunftsinformationen ausfüllen und einen
aktuellen Notenspiegel beilegen. Zusätzliche Informationen über das Kursangebot, Unterkunft,
das Leben in Bergen usw. erhält man zusätzlich auch auf der Homepage der Universität
(http://www.nhh.no/en/study-at-nhh/incoming-exchange-students.aspx).
Behördengänge vor der Einreise nach Norwegen sind nicht notwendig, da der Personalausweis
vollkommen ausreichend ist. Trotzdem würde ich empfehlen den Führerschein für etwaige
Ausflüge mit dem Auto mitzunehmen, zudem er auch benötigt wird, um in manche Diskos bzw.
Bars reingelassen zu werden.
Die Anreise nach Bergen kann entweder mit dem eigenen Auto oder per Flugzeug erfolgen.
Das Auto hat den Vorteil in Norwegen zum einen mobil zu sein, spontane Ausflüge
unternehmen zu können, und dazu noch ausreichend Gepäck mitnehmen zu können. Jedoch
muss bedacht werden, dass das Benzin sehr teuer ist. Dazu kommen auch noch
Straßennutzungsgebühren sowie Fährkosten. Die andere unkomplizierte Alternative ist die
Anreise per Flugzeug. Es gibt zahlreiche Fluggesellschaften die von Deutschland an den
Flughafen in Bergen fliegen (KLM, SAS, Lufthansa etc.). Die meisten Flüge haben einen
Zwischenstopp in Oslo oder Kopenhagen, aber es gibt auch Direktflüge. Ich persönlich hatte
einen Direktflug von Frankfurt nach Bergen mit Lufthansa. Von dem Flughafen in Bergen
fahren Busse, sogenannte „Flybussen“, mit kostenlosen WLAN alle 15 Minuten in die
Innenstadt, was circa 30 Minuten dauert und für Studenten 70 NOK kostet (flybussen.no).
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Vor der Abreise sollte man auf alle Fälle eine Kreditkarte beantragen. Zu empfehlen ist eine
VISA Karte, da man in Norwegen damit fast überall bezahlen kann und an den meisten
Automaten Bargeld abheben kann. Zudem ist, falls nicht schon genutzt, Online-Banking
empfehlenswert, um Transaktionen vom Ausland leicht durchzuführen und einen Überblick
über seine Finanzen zu behalten.
Des Weiteren ist es wichtig eine Auslandskrankenversicherung zu haben und entsprechende
Nachweise mitzuführen (Karte, Kopien etc.).
Um als Austauschstudent für eine längere Zeit in Norwegen studieren zu können, braucht man
ein sogenanntes „residence permit“, welches für EU Bürger kostenlos ist. Die NHH organisiert
dementsprechend ein Treffen mit der Polizei gleich in der ersten Woche. Dort muss man als
EU Bürger lediglich seinen Personalausweis, den „letter of acceptance“ und eine Kopie der
Krankenversicherung vorlegen.
Ganz wichtig und auf jeden Fall ins Gepäck sollten Regenjacke und Gummistiefel. Wär gerne
wandert, sollte auf jeden Fall Wanderschuhe mitnehmen, da es zahlreiche wunderschöne
Wandermöglichkeiten in Norwegen gibt.
3. Unterkunft
SIB, die student welfare organisation, garantiert jedem Austauschstudenten einen Platz in
einem Studentenwohnheim in Bergen. Die Bewerbung für ein Zimmer erfolgt online über die
Homepage von SIB (sib.no) unter Benutzung des persönlichen Kodes, den man in den
Informationsmaterialien der NHH erhalten hat. Bewerbungsschluss für eine Unterkunft ist der
15. Mai im Wintersemester und der 1. November im Sommersemester.
SIB Studentenzimmer sind möbliert und sind entweder Einzelzimmer oder Zwei-Zimmer
Apartments. Auch ein Internetanschluss und TV Anschluss ist in allen Zimmern verfügbar.
Wichtig hierbei ist, dass man ein Internetkabel benötigt, um eine VPN-Verbindung herstellen
zu können (genaue Informationen erhält man in der ersten Woche). In den meisten
Wohnheimen gibt es Gemeinschaftsküchen für 6-10 Personen auf einer Etage. In den
Wohnheimen hat man meistens entweder ein Bad für sich alleine oder man teilt sich ein Bad
mit einer weiteren Person. Waschräume gibt es in jedem Wohnheim, die mit Waschmaschinen
(12 NOK) und Trocknern (8 NOK) ausgestattet sind. In den meisten Wohnheimen gibt es
zudem auch ein Studierzimmer, ein TV Zimmer und ein Aufenthaltsraum.
Das Wohnheim „Hatleberg“ empfehle ich persönlich, da es direkt gegenüber der Universität
liegt, einen tollen Meerblick besitzt und circa alle 4 Minuten ein Bus in die Innenstadt fährt (ca.
15 Minuten Fahrtzeit). Die Zimmer haben meist weder Bettdecke noch Kopfkissen und nur die
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wichtigsten Möbel/Utensilien, sodass ein IKEA Besuch durchaus sinnvoll ist. Von der NHH
bzw. Hatleberg fährt ein Bus zu IKEA alle 5-8 Minuten mit einer circa 20 minütigen Fahrzeit.
Während meines Aufenthalts ist zudem noch alle halbe Stunde ein gratis IKEA Bus gefahren.
Zudem gibt es zahlreiche Veranstaltungen während des Semesters in Hatleberg, die von der
Häuserverwaltung (TU Hatleberg) organisiert werden. Vom Filmabend über eine Quiznacht bis
hin zu Fußball schauen wird viel in Hatleberg geboten.
Blick aus dem Zimmerfenster – Hatleberg, F-Block
4. Studium an der NHH
Die Norges Handelshøyskole, kurz NHH, ist Norwegens führende Wirtschaftsuniversität. Sie
wird als Elite Hochschule mit ihren zahlreichen unterschiedlichen Programmen angesehen in
der nur die besten Studenten in ganz Norwegen gefördert werden.
Derzeit studieren ungefähr 3.500 Studenten dort. Als nationale, aber auch internationale
Einrichtung studieren dort Studenten von der ganzen Welt. Mit 15 % Nicht-Norwegern ist der
Anteil internationaler Studenten sehr hoch. Das hat zur Folge, dass auch eine große Auswahl
an Kursen in englischer Sprache angeboten wird. Die Auswahl ist breit gefächert und reicht von
Rechnungswesen und Finanzen über Volkswirtschaftslehre bis hin zu Marketing, Strategie und
Organisation. Eine Auflistung aller Kurse ist auf der Homepage der Universität zu finden
(http://www.nhh.no/en/study-at-nhh/incoming-exchange-students/courses.aspx).
Ein Semester besteht aus 4 Kursen mit je 7,5 ECTS Punkten. Es wird viel Wert darauf gelegt
schon unter dem Semester mitzulernen und sich mit dem Stoff auseinander zu setzten. Deshalb
gibt es in vielen Kursen „assignments“, die bestanden werden müssen um die Prüfung am Ende
mitschreiben zu können, sowie Gruppenarbeiten, Hausarbeiten und Präsentationen. Am Ende
des Semesters finden dann häufig 4-stündige Klausuren oder „home exams“ (Klausuren über
mehrere Tage, die zuhause und zum Teil in Gruppenarbeit gelöst werden dürfen) statt. In
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manchen Kursen wird statt einer Klausur eine Hausarbeit verlangt. Insgesamt verfolgt die
Universität meiner Meinung nach das Ziel des langfristigen Lernerfolges und des
eigenständiges Denkens. Die Professoren sind äußerst engagiert und am Lernerfolg der
Studenten interessiert. Je nach Kurs gibt es sogar mehrere Professoren nur für einen Kurs oder
Gastvorträge und Firmenbesichtigungen.
Die Universität ist mit zahlreichen Studierzimmern und Gruppenräumen sehr gut ausgestattet
und bietet den Studenten die Möglichkeit in Ruhe zu studieren, sowie gemeinsam
Gruppenarbeiten durchzuführen. Des Weiteren gibt es neben der Kantine noch eine Cafeteria
(relativ teuer) und zahlreiche Sitzmöglichkeiten zum Aufhalten in der Mittagspause. Mit einer
gut ausgestatteten Bibliothek, modernen Computerräumen und Vorlesungsräumen lässt es sich
an der NHH insgesamt sehr gut studieren.
Die Studenten an der NHH sind alle sehr engagiert, was sich auch an den zahlreichen
Studentenorganisationen zeigt. Es gibt zahlreiche Sportgruppen (Baseball, Lacrosse, Handball,
Tennis, Basketball, Volleyball etc.), sowie kulturelle Gruppen (z.B. NHH Aid), internationale
Gruppen (TEDx, Chinese Club etc.), Mediengruppen (Zeitung, Foto, Graphik etc.), Tanz-und
Musikgruppen, Reisegruppen (Segeln, Skifahren etc.), wirtschaftsorientierte Gruppen
(Marketinggruppe, AIESEC, Beratung etc.) und viele mehr. Bei so vielen Gruppen findet sich
für jeden die richtige Gruppe. Es ist besonders empfehlenswert sich in einer solchen Gruppe
einzubringen. Zugleich kommt man dadurch leicht mit Norwegern in Kontakt.
Zudem findet sich im Erdgeschoss der Universität zwei Klubs und mehrere Zimmer, die als
Kneipen verschiedener studentischen Organisationen betrieben werden. Dort finden vor allem
in der „welcome week“, der ersten Einführungswoche, zahlreiche Partys statt.
Es hat mir nicht nur sehr viel Spaß gemacht an der NHH zu studieren, sondern auch fachlich
und persönlich einen Schritt weiter gebracht.
5. Alltag und Freizeit
In der ersten Woche, der „welcome week“ wird man in verschiedene „Mentoren-Gruppen“
aufgeteilt. Die Mentoren, erfahrene Studenten an der NHH, führen durch die Woche und stehen
mit ihren Tipps zu Seite. In dieser Woche finden zahlreiche Aktivitäten statt und es wird viel
gefeiert. Man lernt viele neue Leute kennen und es entstehen erste Freundschaften. Diese
Woche sollte man auf keinen Fall verpassen.
Bergen oder allgemein Norwegen zahlreiche Möglichkeiten der Freizeitgestaltung.
Bergen selbst ist von 7 Bergen umgeben und bietet somit zahlreiche Wandermöglichkeiten. Die
circa 5-stündige Wanderung vom „Ulriken“ zum „Fløyen“ ist landschaftlich wunderschön und
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Pflicht als Student in Bergen. Zudem sollte man mindestens einmal die circa 800 Treppen
(Stoltzekleiven) zum Gipfel des Sandviksfjellet bewältigen, um den tollen Ausblick zu
genießen. Die Stufen sind von Hatleberg in ungefähr 15 Minuten zu erreichen und der Aufstieg
dauert ja nach persönlichen Verfassung 15-30 Minuten. Der Fischmarkt und das alte
Hanseviertel Bryggen ist die Touristenattraktion Bergens und sollte nicht verpasst werden.
Kulturell hat Bergen auch einiges zu bieten. Zu nennen wären hier das älteste norwegische
Theater „Den Nationale Scene“ sowie die Grieghalle, in der zahlreiche Konzerte stattfinden.
Außerdem gibt es zahlreiche Museen, wie zum Beispiel das Kunstmuseum KODE oder das
hanseatische Museum. Auch das Nachtleben ist vielfältig mit zahlreichen Bars, Kneipen und
Diskotheken. Hier sollte man beachten, dass die Klubs spätestens um 3 Uhr nachts zu machen
und die Preise deutlich höher sind als in Deutschland (Bier ca. 70 NOK). Deshalb ist es in
Norwegen üblich sogenannte „Pre- und Afterparties“ zu haben, um die kurzen Öffnungszeiten
und teuren Preise auszugleichen. Als Austauschstudent finden diese Partys meistens in den
Küchen der Wohnheime statt.
Das alte Hanseviertel Bryggen
In Norwegen sollte man es nicht verpassen die 6,5-stündige Bergenbahn von Bergen nach Oslo
zu nehmen, um die schönste Zugstrecke der Welt zu genießen. Aber auch Oslo bietet einige
Sehenswürdigkeiten und kulturelle Attraktionen, weshalb man sich auf jeden Fall 2-3 Tage
dafür Zeit nehmen sollte.
Zudem kann ich die Wanderung zum Preikestolen, einer natürlichen Felsplattform, ganz
besonders empfehlen. Die Felskante fällt 604 Meter senkrecht in den fast 40 Kilometer langen
Lysefjord ab. Die Felskanzel ist circa 30 Minuten per Auto von Stavanger, der viertgrößten
Stadt Norwegens, entfernt.
Eine anspruchsvolle, aber wunderschöne weitere Wanderung ist der Aufstieg zum Trolltunga,
einem horizontalen Felsvorsprung. Auf der circa 8-10-stündigen Wanderung legt man ungefähr
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20 Kilometer und 900 Höhenmeter zurück. Das Ziel ist aber auf jeden Fall alle Anstrengung
wert.
Trolltunga
Nicht verpassen sollte man zudem die wunderschöne Fjordlandschaft Norwegens. Ich
persönlich habe einen Ausflug zum Sognefjord, dem längsten, breitesten und tiefsten Fjord
Norwegens unternommen. Wer eine Übernachtung einlegen will, empfehle ich eine kleine
typisch norwegische Holzhütte (cabin) direkt am Fjord, die sich perfekt für 4-5 Personen eignet.
Der Aurlandsfjord – ein Seitenarm des Sognefjords
6. Fazit
Rückblickend kann ich sagen, dass mein Auslandssemester in Bergen eine einzigartige
Erfahrung für mich fachlich wie auch persönlich war. Jederzeit würde ich wieder dieselbe
Entscheidung treffen und ein Auslandssemester in Bergen verbringen. Die vier Monate waren
eine Zeit voller neuer Eindrücke, neuer Erfahrungen und neuer Erlebnisse mit ganz vielen neuen
Freundschaften aus der ganzen Welt.
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