22. April: Via Dolorosa Pfarre Linz

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22. April: Via Dolorosa Pfarre Linz
Pfarre Linz - St. Peter
Tungassingerstraße 23a
4020 Linz
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22. April: Via Dolorosa
Schwer schiebt sich die Menge durch die engen Gassen der Via Dolorosa in
Jerusalem. Links und rechts aneinandergereiht wie die Perlen einer Kette,
Geschäft um Geschäft: Gewürze, Süßigkeiten, Devotionalien, Teppiche
und Souvenirs, aber auch Backwaren und Fleisch werden verkauft. Meist
stehen die Händler vor der Türe und laden die Käufer ein, mit hinein zu
kommen. Wer nicht gleich folgt, wird gedrängt wenigstens einen Blick in
den Laden zu werfen. So führt der Weg stetig bergauf. Meine Erfahrungen
aus dem vergangenen Jahr.
Man kommt vorbei an Kirchen und Bildstöcken, die einen Hinweis geben
auf den Kreuzweg Jesu vor fast 2000 Jahren. Zwischen hastenden Einheimischen viele Touristen, die noch ein paar Einkäufe vor dem Abflug machen
möchten, dazwischen Pilger, die den Kreuzweg beten und mit einem Kreuz
den Weg Jesu nachgehen.
Man kann sich die Situation von damals gut vorstellen. Neben all den Menschen, die damals im Schmelztiegel Jerusalem auf den Straßen unterwegs
waren, wird einer zur Hinrichtung auf die „Schädelhöhe“ geführt – ein alltägliches Bild damals. Kein großes Aufsehen, ein paar Menschen am Weg,
römische Soldaten mit dem Gefangenen, ansonsten Menschen, die wegen
ihrer Einkäufe durch die Stadt hetzen und Händler, die auf Kundschaft
warten.
Alltäglich ist das Leid und für die meisten Menschen bedeutungslos. Jesus
hat dieses Leid geteilt, er hat die Bedeutungslosigkeit der Armen und Bedrängten erfahren müssen. In dieser Szene ist nichts Göttliches zu entdecken. Wer sich mit den Mächtigen anlegt, der muss erfahren, dass er untergeht in der Masse und ausgelöscht wird.
Doch Gott vergisst ihn nicht, er hält an seiner Verheißung fest: „Du bist mein
geliebter Sohn!“ und Jesus vergisst seinen Vater nicht, sondern vertraut auf
diese göttliche Zusage. „Wer sich an Gott hält, den lässt er niemals fallen“
(A. Kolping) Dieses Band wird nicht zerrissen, sondern hält im Leben und im
Tod. Diese Erfahrung durften viele Menschen in der Geschichte machen.
Jerusalem ist dafür auch heute ein beredtes Zeugnis. An der dritten Kreuzwegstation, gleich neben dem Österreichischen Hospiz, liegt die ArmenischKatholische Kirche, die das Andenken an den Genozid an den Armeniern
wach hält. Auch sie werden meist totgeschwiegen, weil sie der aktuellen
Politik peinlich sind. Sie sind ein Beispiel für die vielen Leidtragenden, Vergessenen und Bedrängten in der Nachfolge Jesu.
Bei Gott haben sie alle ein Ansehen und einen Namen, er vergisst sie nicht!
Und weiter schiebt sich die Menschenmenge die Via Dolorosa hinauf, der
Einkauf darf nicht warten …
Originalbeitrag von Pfarrer Peter Jansen, Velbert
IMPRESSUM:
Inhaber und Herausgeber: Pfarre Linz - St. Peter, Tungassingerstraße 23a, 4020 Linz
Redaktion: Paul M. Delavos

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