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Internationales Brucknerfest LINZ Impulse 2013
Christian Reiter
Der musikalische Auftakt zum Internationalen Brucknerfest LINZ Impulse begann am 12. September 2013, die offizielle Eröffnung war am 15. September
2013. Das Festival dauerte bis zum 6.
Oktober 2013 und als Nachklang fand
am 24. Oktober 2013 ein Konzert der
Staatskapelle Dresden mit Myung-Whun
Chung im Brucknerhaus statt.
Die heurige Festrednerin Univ. Prof.in
Dr.in Ruth Wodak wurde in London geboren, besuchte die International School in
Belgrad und studierte in Wien Slawistik,
Osteuropäische Geschichte und Sprachwissenschaft. Sie war Professorin an
der Lancaster University für Diskursforschung und an der Universität Wien für
Angewandte Sprachwissenschaft. Ihre
Festrede widmete sie dem Thema „Europäische Identitäten. Nationalismen und
(Sprach-) Barrieren“.
Sie sprach von einer Orientierungslosigkeit in Europa und von einem Wiederaufflammen alter und auch neuer
Nationalismen, „oft genug im Gewand
der zu erwerbenden Nationalsprache in
einem so genannten Gastland.“ Die ihrer
Meinung nach sehr simple Argumentation lautete: „Wer genügend gut Deutsch,
Englisch, Niederländisch, Finnisch oder
Ungarisch kann, der- oder diejenige ist
integrierbar. Sprachtests sind zu den
(post-) modernen Grenzhütern geworden“. Wodak kritisierte, dass selbst gute
Sprachkenntnisse Diskriminierung, Vorurteile oder mangelnden Respekt nicht
ausschalten und auch rechtsextremes
Gedankengut sich immer mehr verbreitet: „Sicher ist, dass wir uns alle kritisch
Die Eröffnung des Internationalen
Brucknerfestes LINZ Impulse fand am
15. September 2013 im Brucknerhaus an der Donaulände statt.
Im Bild: Kinder hinter der Glasfassade
des Brucknerhauses.
(Foto: LIVA, Christian Herzenberger)
Landeshauptmann-Stellvertreter Josef Ackerl, Bundesministerin Dr.in Claudia ­Schmid,
Univ. Prof.in Dr.in Ruth Wodak, Bürgermeister Franz Dobusch, Bundespräsident
Dr. Heinz Fischer, LIVA-Direktor Hans-Joachim Frey (v.l.n.r.).
(Foto: KOMM)
im Hinblick auf unsere eigenen Vorurteile hinterfragen sollten. Denn wie das
Wachsen rechtsextremer und rechtspopulistischer Parteien in den meisten
europäischen Mitgliedsstaaten verdeutlicht, haben wir noch lange kein postrassistisches Zeitalter erreicht“.
Bürgermeister Franz Dobusch betonte
in seiner Rede die lange Tradition des
Brucknerfestes. Heuer fand das 40.
Brucknerfest statt und im März 2014
kann Linz 40 Jahre Brucknerhaus feiern. Linz weist mit zahlreichen anderen
Kulturinstitutionen, so Dobusch, eine
kulturelle Dichte auf, „wie es keiner
vergleichbaren Stadt Mitteleuropas gelungen ist“. Der Linzer Bürgermeister
betonte auch den heurigen Schwerpunkt
in der Linzer Tabakfabrik. Die Kooperation zwischen Brucknerhaus und Tabakfabrik zeigte sich nicht nur mit der Kunst­
installationsbrücke, sondern durch die
besondere Auswahl der Stücke. Mit dem
Schatzgräber von Franz Schreker kam es
zur Aufführung eines Komponisten, der
in der NS-Diktatur als entarteter Künstler verboten war. Damit nahm sich die
Stadt Linz bewusst des Themas Entartete Kunst an. Für den Linzer Bürgermeister „ein wichtiger Schritt im richtigen
Umgang mit unserer NS-Vergangenheit.
Dies zeigt besonders die Ausstellung, die
nachweist, dass die Nazis über 600 MusikerInnen vertrieben, töteten oder die
Aufführung ihrer Werke verboten“. Als
Abschluss des Schwerpunkts wurde die
Oper Spiegelgrund von der Anton Bruckner Universität in der Tabakfabrik aufgeführt. Das Werk des Komponisten Peter
Androsch wurde bereits im Jänner 2013
im Parlament uraufgeführt.
Hans-Joachim Frey positionierte das
Brucknerfest 2013 neu und fand eine
ideale Mischung aus Innovation, Internationalität, Tradition und Vernetzung.
Dazu wurde mit dem Titel Internationales Brucknerfest LINZ Impulse auch ein
neuer Name kreiert.
Das Programm war vielfältig und hochkarätig. Herausragende KünstlerInnen und
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Formationen wie das London Philharmonic Orchestra unter Vladimir Jurowski,
die Petersburger Philharmoniker mit Dirigent Yuri Temirkanov oder die Wiener
Philharmoniker unter Lorin Maazel waren
heuer in Linz zu Gast. Aber auch die Junge Deutsche Philharmonie, das Henan
Symphony Orchestra aus China sowie die
Münchner Philharmoniker unter Semyon
Bychkov spielten heuer in Linz. Konzerte
gaben auch das Bruckner Orchester unter
dem Chefdirigenten Dennis Russell Davies sowie die Solisten Katia und Marielle Labéque, Denis Matsuev, Bo Skovhus
oder die Wiener Sängerknaben, die Florianer Sängerknaben und der Dresdner
Kreuzchor.
Kooperationen
Das Brucknerfest wurde heuer zu einem
großen Mehrsparten-Festival erweitert. In
Kooperation mit der Tabakfabrik Linz und
dem Landestheater Linz wurden erstmals
Parallelveranstaltungen des innovativen
Operntheaters angeboten. Als Auftakt vor
dem Brucknerfest wurde die Oper „Der
Schatzgräber“ von Franz Schreker gespielt. Es wurden außerdem ein großes
Gastspiel der Moskauer Kammeroper
Boris Pokrowski mit vier verschiedenen
Opern sowie die Erstaufführung der Oper
„Spiegelgrund“ von Peter Androsch präsentiert. Zum ersten Mal gab es eine Kooperation mit dem Landestheater Linz mit
der Uraufführung der Oper „Cage Stage“
in der Inszenierung des Regisseurs Achim Freyer. Der Loriot-Ring wurde an
einem Abend im neuen Musiktheater mit
dem Schauspieler Gert Voss aufgeführt.
Festkonzert in St. Florian
Insgesamt gab es während des Brucknerfestes mehr als 45 hochkarätige Veranstaltungen, davon zwölf mit direkten
Beiträgen zu den Werken Anton Bruckners. Der Festivalausklang mit einem
Festkonzert in St. Florian wird auch in
den nächsten Jahren beibehalten.
Ausschnitte aus der voest­alpine Visuellen
Klangwolke „Bruckner lebt!“ im Donaupark.
(Fotos: LIVA, Christian Herzenberger, Andreas Kolb)
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Lentos: GLAM! The Performance of Style
Daniel Steiner
Die Ausstellung GLAM! The Performance of Style ist bis 2. Februar 2014
im Kunstmuseum Lentos zu sehen.
Erstmals wurden mit dieser Ausstellung
die Subkultur, der Stil und die Kunst
des GLAM sowie die visuelle Kultur der
1970er-Jahre gezeigt.
Die Ausstellung widmet sich dem Phänomen Glam, einem extravaganten Stil,
den Musiker wie Bryan Ferry, David Bowie und Marc Bolan in England in den
frühen 1970er-Jahren populär machten
und der als Ausdrucksform Einfluss auf
verschiedenste Kunstsparten gewann.
Inhaltlich spannt die Schau den Bogen
von David Bowie über Glitter Rock und
Roxy Music, über Stylisten und Modedesigner wie Ossie Clark und Antony Price
über Film, Fotografie und Grafikdesign
bis zur bildenden Kunst – mit Künstlern
wie Gilbert & George, David Hockney,
Allen Jones und Richard Hamilton. Bei
GLAM! The Performance of Style handelt es sich um eine Produktion der Tate
Liverpool. Sie wird in Kooperation mit
der Schirn Kunsthalle Frankfurt und dem
LENTOS Kunstmuseum Linz präsentiert.
Die Glam-Ästhetik der frühen 1970erJahre hatte als visuell überbordende
Ausdrucksform stilprägenden Einfluss.
Die respektlose Verbindung von Hochund Subkultur sowie die Infragestellung
gesellschaftlich tradierter Begriffe wie
Identität und Geschlecht fand neben
der Popmusik Eingang in verschiedenste
Sparten der Kunst wie Film, Fotografie,
Mode, Grafikdesign, Malerei oder Bildhauerei. Für die Entstehung von Glam
können zwei sich gegenseitig beeinflussende Quellen genannt werden, einerseits finden sich Ursprünge der Bewegung in den Konzepten Andy Warhols,
andererseits in der These von der Gleichberechtigung aller Kunst, speziell der
Hoch- und Populärkultur des britischen
Malers und Grafikers Richard Hamilton,
der auch Dozent an der Newcastle University war.
Karl Stoecker, Bryan Ferry Wearing Stage Costume Designed by Antony Price, 1973.
For Your Pleasure: Roxy Music
Eine kongeniale Verschmelzung von
Pop und bildender Kunst gelang dem
Kunsthochschulabsolventen und Hamilton-Schüler Bryan Ferry 1971 mit dem
(© Karl Stoecker)
Konzept und der Gründung der Band
Roxy Music. Von der Musik über die Covergestaltung bis hin zur Bühnengarderobe war das grelle Gesamtkunstwerk der
Band von kühl-präzisem Design, mon-
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däner Erotik und einer ästhetischen Sensibilität aufgeladen. Oberflächen, Codes
und Zeichen aus der jüngeren wie fernen
Vergangenheit wurden erstmals als Stile
verstanden, die frei angewandt und neu
vermischt werden konnten. Avantgarde,
Pop-Art, Art Déco, Camp-, Trash- und
Kitschelemente sowie klassischer Hollywood-Chic wurden von Roxy Music zu
einer bis dahin einzigartigen Ästhetik
verbunden. Man kopierte Stilelemente,
die zur Zeit ihrer Entstehung völlig ernst
gemeint waren, für zeitgenössische Verhältnisse aber übertrieben wirkten.
Screen Tests: Andy Warhol
Bereits in den 1960er-Jahren interessierte sich Andy Warhol für kapriziöse
Körper-Inszenierungen, die später den
Glam prägen sollten. In ironischer Übertreibung und als Underground-Alternative zu den bekannten Hollywood-DarstellerInnen, den Stars, nannte Warhol
seine SchauspielerInnen Superstars. Mit
seinen Screen Tests bezog sich Warhol
direkt auf Hollywood, wo es üblich war,
beim Dreh Probeaufnahmen von Stars
zu machen, um etwa die Wirkung von
Haar und Make-up zu testen. Warhol
eignete sich dieses Format an, richtete
seine Kamera auf die Superstars, fing
ihre Gesichter in Groß- oder Nahaufnahme ein und projizierte die zwei bis drei
Minuten langen Aufnahmen in Zeitlupe.
Insgesamt entstanden mehr als 500 solcher bewegten Porträts, die neben den
Superstars der Factory auch tatsächlich
bekannte Persönlichkeiten wie Dennis
Hopper, Susan Sontag oder Allen Ginsberg zeigten.
Jack Goldstein, The Jump, 1976.
(Foto: Courtesy Galerie Buchholz, Berlin /
Cologne and the Estate of Jack Goldstein)
Evelyne Axell, Campus, 1970.
(Foto: Paul Louis / © VBK Wien 2013)
Richard Hamilton, Fashion Plate, cosmetic study, 1969/73.
(Foto: The Whitworth Art Gallery,
The University of Manchester)
Eine andere wichtige Inspirationsquelle
für die Ästhetik des Glams aus der Arbeit
Warhols stellen die Dragqueens dar. Diese Männer eigneten sich das glamouröse
Auftreten, den Kleidungsstil und die Gesten gefeierter Hollywood-Diven an und
trieben so das Spiel mit Geschlechterrollen bis zum Exzess. Warhol entdeckte
viele herausragende Dragqueens im New
Yorker-Nachtleben und machte sie mit
seinen Filmprojekten zu Teilen seiner
Kunst.
„I don´t like your hair, but I like your
shoes“
Opfer und gleichzeitig Gewinner der
warholschen Auffassung von Oberflächlichkeit wurde David Bowie bei seinem
Besuch der Factory 1971. Als Reaktion
auf Warhols berühmten Satz „I don´t
like your hair, but I like your shoes“ veränderte Bowie tatsächlich sein Äußeres.
Der ehemalige Folksänger gab sich fortan ein androgynes Image, sein Aufsehen
erregendes Alter Ego Ziggy Stardust entstand. Ebenfalls als durchaus von Warhol
beeinflusst bezeichnen kann man Bowies
Spiel mit Homosexualität, das dem Glam
immer zueigen war. David Bowie übernahm so zentrale Elemente der New Yorker Avantgarde-Kunst der 1960er-Jahre
und überführte diese in die Pop-Massenkultur, bediente sich allerdings auch
ungeniert der Stilmittel seiner direkten
Konkurrenz am Popmarkt. So verwendete er im Video zu „Rebel, Rebel“ eine
Augenklappe, ein Accessoire das bereits
Brian Ferry getragen hatte, arbeitete mit
Marc Bolans Produzenten Tony Visconti
zusammen, den er schließlich abwarb.
Selbst für den Namen seines Alter Egos
bediente er sich bei Kollegen. Iggy Pop
war Bowies großes Idol.
Lady Stardust: Marc Bolan
Der 1947 im Londoner Stadtteil Hackney als Sohn eines LKW-Fahrers geborene Marc (Feld) Bolan gründete 1967 das
psychedelische Folk-Duo Tyrannosaurus Rex. Elfen, Drachen und Einhörner
bevölkern die frühen Songs der Formation, doch die geplante Zielgruppe, der
Hippie-Underground, ignorierte die Band
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trotz Unterstützung der britischen Radio-Legende John Peel völlig. In einem
künstlerisch gewagten, jedoch kommerziell unvergleichlich erfolgreichen Akt
reformierte Bolan die Band über Nacht:
Den sperrigen Namen kürzte er auf den
sinnfreien aber poppigen Produktnamen
T. Rex zusammen, die mythisch-verklärten Texte erhielten eine unverkennbar
anzügliche Note. Musikalisch regierten
nun die elektrischen Gitarren, HandclapBeats, süßliche Streicher und eingängige
Melodien: Das Resultat „Ride a White
Swan“ schaffte es im Herbst 1970 bis auf
Platz 2 der britischen Charts. Trotz proletarischer Herkunft und keinerlei Nähe
zur britischen Kunsthochschulszene entging Bolan der modische Umschwung in
Londoner Boutiquen keineswegs. Fortan
stilisierte sich der ehemalige Hippie als
glamouröser Dandy und prägte mit seiner dunklen Lockenmähne den Ausdruck
einer nicht-normativen Maskulinität, betonte allerdings im Gegensatz zu Bowie
seine Heterosexualität. Ironischerweise
widmete Bowie Bolan einen Song namens „Lady Stardust“.
Alternative Miss World
Ob nun StylistInnen, VisagistInnen, Modedesigner wie Antony Price, ob Models
wie Gala und Amanda Lear oder Künstler
wie David Hockney, Derek Jarman, Peter Phillips, Duggie Fields und Andrew
Logan – sie alle prägten gemeinsam
diesen neuen, imitierenden, gänzlich
postmodernen Stil des Glam. Besonders Logan initiierte mit dem erstmals
1972 in seinem Atelier stattfindenden „Alternative Miss World“-Wettbewerb – einer Mischung aus Happening,
Gay-Pride-Demonstration und Freakshow
– ein Schlüsselereignis der britischen
Glam-Bewegung: Die exzessive Feier
der Dekadenz und sexuellen Subversion
verbeugte sich mit ihrem schamlos zur
Schau gestellten Narzissmus und Exhibitionismus nicht nur vor Warhols Devise,
dass es jedem erlaubt sei, ein Superstar
zu sein, sie etablierte auch den daraus
resultierenden performativen Aspekt.
Dieser sollte sich in Bühnenproduktionen wie The Rocky Horror Show oder
GLAM! The Performance of Style ist noch bis 2. Februar 2014 im Lentos zu sehen.
Andy Warhol’s Pork im Jahr 1973 niederschlagen und als Strategie eines inszenierten Lebensstils weite Kreise ziehen. Glam bot auch Künstlerinnen wie
Margaret Harrison und Hannah Wilke
eine Plattform, angesichts der Pseudofemininität männlicher Glam-Stars ihre
eigene Identität auszuloten. Die performativen Aspekte des Glam, besonders
Vorstellungen eines manierierten Dandytums, manifestieren sich etwa in den
frühen Arbeiten des Künstlerduos Gilbert
& George.
Jeder Gang vor die Tür wurde zum Auftritt, wildes und fantasievolles Aussehen
zentral: Ob mit Plateauschuhen, Federboa, paillettenbesetzter Tigerprintjacke,
Glitzerkostüm, Lidschatten oder eng ge-
(Foto: Lentos)
schnittenen Lederhosen – Stil wurde zur
Pose, zum Ausdruck dramatischer Überinszenierung im Alltag.
The Glamstar
Mit der Installation „The Glamstar“ des
Linzer Designer-Duos marchgut bietet
das Lentos seinen BesucherInnen im
Freiraum die Möglichkeit selbst für 30
Sekunden zum (Super-)Star zu werden.
Eine Fülle von facettierten Spiegelflächen multipliziert das eigene Spiegelbild
und simuliert so ein vollbesetztes Auditorium, die Ebenen des Darstellens und
Zusehens verschmelzen. Formal orientiert sich die Installation am Design der
1970er-Jahre und zelebriert ein Wiederaufleben von Glanz und Glamour.
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Jubiläumsausstellung „Johann Baptist Reiter“
Sabine Hörschläger
Dem in Urfahr am 28. Mai 1813 geborenen Porträt- und Genremaler Johann
Baptist Reiter ist anlässlich seines 200.
Geburtstags die bislang umfassendste
Retrospektive gewidmet: Nordico und
Schlossmuseum würdigen noch bis 3.
November 2013 in einer Jubiläumsausstellung jenen Künstler, dessen OEuvre
bis heute noch nicht anerkannt worden
ist. Beide Ausstellungen wurden gemeinsam konzipiert und ergänzen einander.
Vom Tischler zum Künstler
Johann Baptist Reiter absolvierte im
väterlichen Betrieb in Linz eine dreijäh-
rige Lehre und bemalte danach Möbel,
Schiffsschnäbel, Firmenschilder und
Totenkreuze. Durch den Kunsthändler
Josef Hafner angeregt, kam Reiter nach
Wien und studierte an der Akademie
der bildenden Künste. Das Studium der
Niederländer des 17. Jahrhunderts verhalf ihm zu einer ausgefeilten Technik.
Mit Genrebildern von einfachen Leuten
wie Bediensteten und ArbeiterInnen, mit
Miniaturen und Kinderbildern fand er
schließlich sein Arbeitsgebiet. Es machte
ihn zu einem der erfolgreichsten Biedermeiermaler in Wien. Selbst in seinem
Spätwerk hielt er am Realismus fest.
Als Bildnis- und Genremaler wurde er zunehmend erfolgreicher. Sein direkter und
moderner Beitrag zur Biedermeiermalerei
und zum neu aufkommenden Realismus
wird in der Retrospektive facettenreich
beleuchtet. Viele Neuentdeckungen kombiniert mit bekannten Meisterwerken
vermitteln ein anschauliches und aktualisiertes Bild des Künstlers, über den
wenig Persönliches überliefert ist.
Nordico: Porträt- und Genrebilder
Das Nordico präsentiert Reiters markante Lebensabschnitte und Genres
mit Themenräumen: Atelierszenen, repräsentative Porträts, Familien- und
Selbstbildnisse, bemerkenswerte Berufsstände-Serien sowie erstmals religiöse
Motive, aber auch intime und erotische
Meisterwerke. Fotografien, Alltagsgegenstände, Kleider und Kopfbedeckungen
sowie ein eigens gestalteter Raum mit
Biedermeiermöbeln gewähren Einblicke
in eine Epoche, die durch Klarheit der
Formen, Schönheit der Materialien und
virtuose Malkunst geprägt worden ist.
Insgesamt sind im Nordico 123 Gemälde, 45 Studien und Zeichnungen sowie
18 Werke von Reiters Künstlerfreund
Leopold Zinnögger zu sehen. Davon
­
stammen 65 Werke aus den Beständen
der Museen der Stadt Linz. Elf Räume
sind in folgende elf Kapitel eingeteilt:
Ich; Werkstatt; Wallfahrt; Spiegelkabinett; Hutsalon; Freundschaft; Frauenzimmer; Köchinnen & Händler; Bürger &
Adel; Salon; Lexi.
Schlossmuseum: Kinderbilder
Das Schlossmuseum Linz bietet Einblicke in die Welt des Kindes. Die Kinderbilder, die im Schaffen Reiters einen
Schwerpunkt einnehmen und die seinen internationalen Ruhm begründe-
Johann Baptist Reiter, Prosit! Mädchen
mit Weinglas, um 1850. (Foto: Nordico)
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ten, gehören zu den originellsten und
lebendigsten der Malerei des 19. Jahrhunderts. Kuratiert wurden die beiden
Ausstellungen von Dr.in Elisabeth NowakThaller und Mag.a Kathrin Hausberger
vom Nordico sowie von Dr. Lothar Schultes vom Schlossmuseum.
170 Werke in Linzer Sammlungen
In den Sammlungen der Museen der
Stadt Linz, Nordico und Lentos, und des
Oberösterreichischen Landesmuseums
befinden sich insgesamt rund 170 Werke
des Künstlers. Weitere prominente Leihgaben stammen aus dem Belvedere,
dem Wien Museum, dem Leopold Museum, dem Museum of Fine Arts Budapest sowie von Privatsammlungen und
Galerien aus dem In- und Ausland. Zur
Ausstellung ist eine repräsentative 256
Seiten umfassende Monografie von Lothar Schultes im Verlag Anton Pustet
erschienen. Die reichbebilderte Publikation ist zum Preis von 34 Euro im Nordico sowie im Buchhandel (ISBN 978-37025-0718-3) erhältlich.
Johann Baptist Reiter, Die zernagte Puppe, Privatbesitz.
Johann Baptist Reiter, Selbstbildnis mit rotem Schal, 1842, OÖ. Landesmuseum.
(Fotos: OÖ. Landesmuseum).
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Projekt Genesis
Christopher Sonnleitner
Sie zählt zu den brisantesten Entwicklungen in den modernen Naturwissenschaften. Sie ist weitgehend experimentell, teils gar konzeptionell. Ihre ersten
Durchbrüche muten beinahe so fantastisch an wie die Chancen, die sich in
Zukunft auftun könnten. Mögliche Negativszenarien dagegen klingen ziemlich
beängstigend. Die Rede ist von der synthetischen Biologie. Mit einer neuen Ausstellung widmet sich das Ars Electronica
Center Linz diesem „Projekt Genesis“ und
zeigt damit einerseits den aktuellen Stand
der wissenschaftlichen Forschung sowie
andererseits künstlerische Kommentare
dazu. Insgesamt 18 Arbeiten von KünstlerInnen aus Australien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Indien, Irland,
Japan, Lettland, Österreich, der Schweiz
und Spanien werden präsentiert. Begleitet
wird die Ausstellung von einem Workshopund Vermittlungsprogramm, das etwa
vor Augen führt, wie Information erst in
Binär­codes und dann in DNA-Sequenzen
verwandelt wird. Die Ausstellung „Projekt
Genesis – Das Leben aus dem Labor“ ist
seit 2. August 2013 zu sehen.
Synthetische Biologie
Wozu noch Straßenlaternen aufstellen,
wenn wir Bäume zum Leuchten bringen können? Warum nicht ausgestorbene Tierarten wieder zum Leben erwecken oder gar neue erschaffen? Wäre es
nicht wünschenswert, uns vor Viren und
Krankheiten ein für alle Mal zu schützen,
indem wir uns den dafür notwendigen
genetischen Code einschreiben?
Leben aus der Retorte, das war schon
der Traum der frühneuzeitlichen Alchemisten. Doch erst im Laufe des vergangenen Jahrhunderts gelang es WissenschaftlerInnen ein immer tieferes
Verständnis der Grundlagen des Lebens
zu gewinnen. Als Schlüsselprojekt dabei
gilt das Human Genome Project, das in
den 1990er-Jahren gestartet und 2003
abgeschlossen werden konnte. Was dabei
Georg Tremmel, Shiho Fukuhara, Common Flowers / White Out, 2013. gelang? Nichts weniger als die vollständige Sequenzierung des menschlichen
Genoms. Ein Durchbruch, der unheimlichen Schub entwickelte. Seither gehen
WissenschaftlerInnen ganz ernsthaft
daran, nicht mehr nur einzelne GenBausteine gezielt zu nutzen, sondern Lebewesen zu schaffen. Erste Erfolge wie
die Herstellung des künstlichen Bakteriums Mycoplasma mycoides JCVI-syn1.0
durch das Team des US-amerikanischen
Biochemikers Craig Venter führen den
Beweis, dass es bereits möglich ist, Erbinformation nicht bloß zu lesen, sondern
selbst zu schreiben. Aus WissenschaftlerInnen werden damit DesignerInnen,
die im ersten Schritt „minimale Lebewesen“ gestalten wollen, Lebewesen, die
ausschließlich aus lebensnotwendigen
Systemkomponenten bestehen. Daraus
sollen schließlich Lebewesen geschaffen
werden, die für unsere Gesellschaft einen konkreten Nutzen haben. Fragt sich,
was passiert, wenn diese künstlich geschaffenen Lebewesen auf jene treffen,
die über Millionen von Jahren durch die
Evolution hervorgebracht wurden?
(© Georg Tremmel, Shiho Fukuhara)
BioArt
„Biologische Kunst“ ist eine Kunstform
des 21. Jahrhunderts. Ihre VertreterInnen
arbeiten vor allem mit organischen Materialien und nutzen dabei Methoden, Erkenntnisse und Gerätschaften der Naturwissenschaften, wie der Biotechnologie
oder der Gentechnologie. Gearbeitet wird
in einem Hybrid aus Atelier und Labor.
Die hier entstehenden Werke reichen von
genmanipulierten Hasen bis zu Bildern
aus Bakterienpopulationen. Bildträger
dabei ist keine Leinwand, sondern das
Nährmedium in einer Petrischale. Der
Begriff BioArt wurde vom Künstler Eduardo Kac (BR) geprägt, der bevorzugt in
dieser Kunstform arbeitet.
Biomedia
Die Ausstellung „Projekt Genesis“ reicht
über zwei Stockwerke des Ars Electronica Centers. Die Verteilung der Werke
orientiert sich an den vier thematischen
Schwerpunkten der Schau: Biomedia,
Synthetic Hybrids, Genetic Ethos und
Citizen Science. Im ersten Obergeschoß
finden Workshops statt, die in „Do-it-
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Yourself“-Manier in die synthetische Biologie einführen. Über beide Stockwerke
verteilt sind übergeordnete Basisinformationen zu Schlagworten wie Genom,
Biologie, BioArt oder DNA. Wissenschaftliche und künstlerische Positionen
werden einander in der Ausstellung stets
gegenübergestellt. Die künstlerischen
Arbeiten sind dabei im Raum verteilt
und nehmen auf den ersten Blick eine
vorherrschende Position ein. Die Präsentation des wissenschaftlichen Forschungsstands ist räumlich gesehen am
„Rand“ gelagert. Wie eine Klammer umschließen die Inhalte dieser Wandprints
die künstlerischen Perspektiven und
eröffnen so Diskussion- und Reflexionsräume zum Themenfeld „Synthetische
Biologie – das Leben aus dem Labor“.
Das Vermittlungsprogramm zur Ausstellung umfasst neben Spezialführungen an
allen Donnerstagen und Sonntagen eine
Vortragsreihe mit dem Molekularbiologen
und Chemiker Manuel Selg vom FH OÖ
Campus Wels, der seit 2008 zudem als
wissenschaftlicher Berater des Ars Electronica Centers tätig ist. Darüber hinaus
werden Workshops für alle Schulstufen
angeboten.
Mit der Ausstellung „Projekt Genesis“
präsentiert das Ars Electronica Center
eine Reihe von Projekten, die im Rahmen des Programms „Studiolab“ entstanden sind. Das Studiolab wird durch
das 7. EU-Rahmenprogramm für Forschung, technologische Entwicklung und
Demonstration gefördert und bietet eine
Plattform, auf der Wissenschaft, Kunst
und Design zusammenlaufen. Der Fokus
dabei liegt auf der Schnittmenge von
Künstlerstudio und wissenschaftlichem
Forschungslabor (www.aec.at/news).
Sonja Bäumel, Manuel Selg, Metabodies,
2013.
Rasa Smite, Raitis Smits, Voldemars Johansons in Zusammenarbeit mit Martins
Ratniks, Biotricity, 2012. Teresa Dillion, Naomi Griffin-Murtagh,
Claire Dempsey, Aisling McCrudden,
Opimilk, 2013. (© tom mesic)
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LUISA KASALICKY im Lentos
Daniel Steiner
Mit Luisa Kasalicky präsentiert das Lentos bis Februar 2014 eine Künstlerin,
deren Arbeiten im Grenzbereich zwischen Malerei, Skulptur und Architektur angesiedelt sind. Sie entwickelt die
Malerei von einer zwei- zu einer dreidimensionalen Kunstform. Ihre komplexen
modularen Arrangements aus diversen
Werkstoffen und Objekten erproben
den sie umgebenden Raum auf seine
Wirkung und experimentieren mit der
Wahrnehmung der BetrachterInnen. Für
die speziell für das Untergeschoß des
Linzer Museums entwickelte Installation
„Intro: desiderio“ widmet sich Kasalicky
den beiden vor Ort vorhandenen Ausstellungsräumen und lädt mit ihrer Arbeit zu
einem geheimnisvollen Spiel mit Illusionen. Dabei entwickelt sie eine die Sinne
herausfordernde Lichtkomposition.
In der Frühphase ihres künstlerischen
Schaffens waren die Arbeiten von Luisa Kasalicky von einer konventionellen
Herangehensweise an Malerei geprägt.
Räumlichkeit wird in die Zweidimensionalität übertragen, Tiefe größtenteils
über Schattenbilder erzeugt. Doch bereits damals war das modulare System
direkt auf die Wand angebrachter und
hauptsächlich auf Karton gearbeiteter
Bildelemente von einer räumlichen
Flexibilität geprägt, die für das spätere
Werk der Künstlerin typisch ist. Bereits
ab 2004 finden erste Bauwerkstoffe Eingang in die formale Gestaltung der Arbeiten Kasalickys.
„Das Interesse an der Vielfalt der
Malerei und ihrer Möglichkeiten bildete von Beginn meines Studiums
an einen wesentlichen Bestandteil
meiner Arbeit. Ein weiterer Punkt war
das Interesse an Räumlichkeiten, das
sich in den letzten Jahren noch intensivierte und ein Mehr an Bedeutung
gewonnen hatte.“
Inzwischen bezieht sich Luisa Kasalicky in ihren installativen Anordnungen
malerischer Flächen und geometrischer
Elemente auf architektonische Logiken
des jeweiligen Ausstellungsraums. Dabei
verwendet sie stets alltägliche Baumaterialien wie Polystyropor, PVC-Fliesen,
Teppichreste oder Bitumenplatten, mit
denen die Künstlerin im erweiterten malerischen Raum operiert und ein Mit- oder
Gegeneinander von fragmentarischen Positionen erarbeitet. Die Bildflächen wie
auch die Trägermaterialen werden dabei
oft nur durch minimale Eingriffe verändert oder ergänzt. Hinter all dem steht
die Frage der Künstlerin nach der Bedeutung von Fläche und Raum.
Kasalicky bedient sich einer prozesshaft
aufgebauten Arbeitsweise. Am Beginn
eines Projekts steht bei ihr die Suche
nach Form, Farbe und Struktur. In ihrem Atelier erfolgt eine fragmentarische
Skizzierung der Installationen, die Fertigstellung findet erst im letzten Schritt
in den jeweiligen Räumlichkeiten statt.
Kasalickys Arbeiten stehen innerhalb
einer Ausstellung, obwohl auch einzeln
lesbar, immer in Beziehung zueinander,
bilden Bildeinheiten und Verkettungen.
Der Gestaltungsprozess bleibt in ihren Werken sichtbar, dringt durch die
Schichten. Ursula Maria Probst meinte
dazu in ihrer Eröffnungsrede zur Kasalicky-Ausstellung EINMAL DIE SEITE GESPIEGELT im Museum auf Abruf in Wien
2008: „Die Spannung zwischen Figuration und Abstraktion und das Verhältnis
von malerischer Oberflächenbehandlung,
sowie der Bezug zu einem klassischen
Sujet wie der Landschaft erfährt nicht
nur durch die Farbkonstellation und das
räumliche Gefüge der Farbe eine Atmosphäre, die mit Darstellungskonventionen bricht. Immer bleibt die Darstellung energisch in ihrer horizontalen wie
vertikalen Bewegung, Dehnung, Öffnung
und Wiedergewinnung eines Sujets, das
zu den privilegiertesten und gleichzeitig
Luisa Kasalicky, Ohne Titel, 2013.
(Foto: Klemens Kohlweiß)
am meisten missbrauchten Genres des
künstlerischen Ausdrucks zählt. Mitberücksichtigt werden dabei die Tücken
des Sublimen, dessen Konstruktion immer auch eine Begrenztheit transportiert.
Wie lassen sich durch räumliche und
phänomenologische Referenzen oder Interferenzen, sowie in der Verschränkung
von kunsthistorischen und alltäglichen
Bezügen malerische Formen finden, die
sich von Rhetoriken und dem Mythos der
malerischen Geste freispielen?“
Als Einflüsse nennt Luisa Kasalicky unter anderen KünstlerInnen wie Frank
Stella, Jessica Stockholder, Kurt Schwitters oder Wladimir Tatlin. Die formelle
Nähe zu Arbeiten von Tatlin ist in der
Rezeption des Oeuvres Kasalickys häufig ein Thema. So schreibt etwa Anja
Werkl von einer „Sprengung der Bildfläche in die Dreidimensionalität, welche
Gegenstände aus dem konventionellen
Zusammenhang löst und in ein neues
Funktionsgefüge bringt“. Im Gegensatz
zu Tatlins konstruktivistischem Bildkonzept, so Anja Werkl, entspringt die
formale Anordnung bei Kasalicky wie
in DELAY TACTICS OF SECOND RATE
QUALITY (2008), die für das Austrian
Cultural Forum in London entstand, allerdings nicht rational bedingten, streng
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2
Luisa Kasalicky, Frontispiz, Juxtaposition, 2013 (1 – 3). geometrischen und technisch orientierten Gesetzen, sondern einer in Analogie zur Beschaffenheit von Träumen aus
zusammenhanglosen Einzelsequenzen
bestehenden poetisch architektonischen
Vorgehensweise.“
Selbstredend kann bei den Arbeiten von
Luisa Kasalicky auch die Nähe zur Arte
Povera nicht geleugnet werden, wobei
die „armen“ Produkte bei der in Wien lebenden Künstlerin Ladenhüter aus dem
Baumarkt sind. Kasalicky verwendet am
liebsten Materialien, die eher Auslaufmodelle sind und dadurch die Ästhetik
vergangener Zeitperioden mit sich führen, gewissermaßen die Sehnsucht nach
Vergangenheit erfüllen. Im Gespräch mit
Rita Vitorelli sagt sie hierzu: „Ich habe
noch immer das Bedürfnis nach der ästhetischen Welt, die mich als Kind begleitet hat. Das waren im ehemaligen
Ostblock ganz bestimmte Fliesen oder
Geländer, die sehr farbspezifisch waren,
eben diese Linoleumböden, eine Krankenhausästhetik.“
Mit INTRO:DESIDERIO präsentiert Luisa
Kasalicky erstmals eine ihrer Arbeiten
in Linz in den beiden Ausstellungsräumen im Untergeschoß des Museums.
Im ersten Raum erzeugt die Künstlerin
unter Zuhilfenahme von Schnalzschnü-
(Fotos: Ferdinand Neumüller)
ren, einer Markierungshilfe für Maurerarbeiten, Ornamente an der Wand, die
diese zu öffnen scheinen. Diesem sich
wiederholenden Muster in all seiner
geometrischen Klarheit wird eine dramatische Lichtinszenierung im zweiten
Raum gegenübergestellt. Mehrere scharf
begrenzte Lichtspots beleuchten nur
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Details der sich im Raum befindlichen
Objekte - Materialien des Alltags, wie Tapeten, Fliesen und glänzende Stoffe, wie
sie einem im Oeuvre Kasalickys immer
wieder begegnen. Der Raum selbst bleibt
dabei im Dunkeln verborgen. Durch Zeitdauer, Abfolge und Geschwindigkeit
der Lichtkomposition wird der Blick der
BesucherInnen ganz bewusst von der
Künstlerin gelenkt.
Luisa Kasalicky wurde 1974 in Prag
geboren, lebt jedoch bereits seit ihrem elften Lebensjahr in Österreich.
Nach dem Besuch der Glasfachschule in Kramsach (Tirol) studierte sie an
der Akademie der bildenden Künste
in Wien in der Klasse von Gunther
Damisch Malerei und Grafik, wo sie
2004 diplomierte. Kasalicky ist Trägerin des Theodor-Körner-Preises,
erhielt 2011 den Förderpreis der
Stadt Wien sowie im folgenden Jahr
das Staatsstipendium des Bundesministeriums für Kunst und Kultur und
hat österreichweit ausgestellt. Seit
2009 arbeitet sie an der Akademie
der bildenden Künste als Assistentin
in der Klasse von Erwin Bohatsch.
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linz kultur
Linz feiert 40 Jahre Kunsthochschule
Stephen Sokoloff
Studierende aus den Anfangszeiten würden ihre Alma Mater nicht mehr wiedererkennen. Zum einen ist sie von 176
auf 1.100 StudentInnen angewachsen.
Alleine in den letzten zwölf Jahren hat
sich die Anzahl der Studierenden beinahe verdoppelt. Zum anderen gab es damals nur wenige Studienrichtungen, vor
allem im Bereich der Bildenden Künste.
Heute gibt es mehrere Schwerpunkte,
wovon sich zwei seit den 1990er-Jahren
herauskristallisiert haben. Bei den Bildenden Künsten findet sich zwar das
ursprüngliche Angebot wieder, allerdings
in erweiterter Form. Die klassischen
Disziplinen Malerei und Skulptur wurden durch Textilkunst und Keramik ergänzt. Die Betonung liegt immer auf der
zeitgenössischen Kunst. Den zweiten
Schwerpunkt bilden Raumstrategien wie
Architektur, industrielles Design sowie
Raum- und Designstrategien. Die Raumund Designstrategien sind für Aufgaben
an der Schnittstelle zwischen Architektur, Kunst, Design und digitalen Medien
zuständig. Ein aktuelles Beispiel sind begehbare Boxen innerhalb von Räumen, in
denen Bilder besonders vorteilhaft ausgestellt werden können. Die Intermedialität
fasst alles zusammen, was in der Medienkunst aktuell ist. Digitale Kommunikationsmittel stehen im Vordergrund.
Einige der Studienrichtungen genießen
international hohes Ansehen. Das gilt
derzeit besonders für die Studienrichtung Architektur, die in den letzten Jahren viele Auszeichnungen bekam. Auch
„Interface Cultures“ und „Industrial Design“ sind international sehr anerkannt.
Warum in Linz studieren?
Die Linzer Kunstuniversität bemüht sich,
Studiengänge zu entwerfen, die weltweit einzigartig sind und darüber hinaus
Vorteile für die Studierenden chaffen.
Industriebetriebe sind mit der Linzer
Kunstuniversität wesentlich mehr Kooperationen eingegangen als mit anderen
Kunstuniversitäten. Parallel unterhält die
Universität eine enge Zusammenarbeit
mit Kulturinstitutionen wie dem Lentos,
dem Ars Electronica Center und dem
O.K. Centrum für Gegenwartskunst. Die
Kunstuniversität Linz ist Teil einer Community von Universitäten, die sich von
Mitteleuropa bis China erstreckt. Durch
dieses Netzwerk haben Studierende Gelegenheit, sich an interessanten und
relevanten Projekten zu beteiligen und
renommierte Betriebe kennenzulernen.
Jubiläumsfeier 2013
Für diesen Herbst ist eine Reihe von
Veranstaltungen geplant. Die jährlich
wiederkehrenden Events werden aufwändiger und mit mehr Außenwirksamkeit
als sonst gestaltet. Am 5. November
2013 feiert die Universität offiziell ihr
40. Jubiläum. Gleichzeitig ist das ihr angegliederte „Internationale Forschungszentrum Kulturwissenschaften“ in Wien
20 Jahre alt geworden, ein Grund mehr
zu feiern.
Außerdem schickte die Kunstuniversität
einen „blöden Brunnen“ auf die Reise
nach Wien, Graz und Innsbruck. Am 18.
Oktober 2013 kehrte er nach Linz zurück
und wurde in der Landeshauptstadt aufgestellt. Er besteht aus drei Stahlwandbecken in Abständen von zehn bis 15
Metern zueinander, wobei ein Wasserstrahl von einem Becken in das nächste
schießt. Schließlich entsteht dabei ein
geschlossener Kreislauf, der die gegenseitige Beeinflussung und das aufbauende Miteinander versinnbildlicht. Dieser
künstlerische Wasserspender sollte die
Bedeutung von Linz als Zentrum von
Kunst und Kultur in ganz Österreich verdeutlichen und war so Botschafter für
die Kunstuniversität.
Interview mit Rektor Kannonier
Linz aktiv: Vor 40 Jahren entstand aus
der Kunstschule die Linzer Kunsthochschule. War das eine schwere Geburt?
Rektor Univ. Prof. Dr. Kannonier.
(Foto: Sokoloff)
Kannonier: Das war sehr schwierig damals. Eigentlich kam 1973 das Gesetz
zur Gründung der Kunsthochschule nur
deshalb, weil die Stadt Linz und das
Land OÖ bereit waren, gemeinsam ein
Drittel des Budgets zu übernehmen. Das
war die einzige Hochschule in Österreich, bei der Stadt und Land eine solche
Institution mitfinanzierten.
Linz aktiv: Wie wird die Stadt Linz von
der Konzentration der ganzen Kunstuniversität in der Innenstadt profitieren?
Kannonier: Das ist auch für die Stadt ein
fantastisches Projekt, das ihr sehr viel
bringen wird: mehr Leben in der Innenstadt, mehr Veranstaltungen. Wir sind
am überlegen, ob wir nicht mit der Kepler- und der Bruckner-Universität einen
gemeinsamen Hot Spot im Zentrum einrichten, wo auch sie die Möglichkeit haben, sich zu präsentieren. Zurzeit merkt
man kaum, dass es 16.000 bis 17.000
Studierende in Linz gibt. Es wäre gut,
stärker ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu dringen, dass Linz eine Universitätsstadt ist.
Linz aktiv: Herr Rektor, als wir Sie das
letzte Mal interviewten, freuten Sie sich
auf das Ende Ihrer Amtsperiode im Jahr
2011. Sie wollten mehr Zeit zum Schreiben haben...
Kannonier: Es kam noch eine Periode
dazu und jetzt endet sie im Herbst 2015.
Es wäre mein großer Wunsch, noch mal
ein schönes Buch zu schreiben.
LINZ AKTIV 208
44Kinderkulturwoche
SABINE HÖRSCHLÄGER
Im Rahmen der ersten Linzer Kinderkulturwoche wurden die kulturellen Angebote für Kinder in der Stadt
sichtbar gemacht. Sie begleiteten die Kinder in ihrem
kulturellen Entwicklungsprozess.
52 Berufsfeuerwehr Linz
EDITH PRASS
Die Berufsfeuerwehr Linz sorgt in der Landeshauptstadt rund um die Uhr für die Sicherheit der Bevölkerung. Im Jahr 2012 wurden 4.374 Einsätze absolviert. Das 170-Mann starke Team musste im
Durchschnitt zwölf Mal pro Tag ausrücken. Sachwerte
in Höhe von 12,5 Millionen Euro konnten gerettet
werden.
62 Linzer Gesundheitsversorgung
PETER PRASS
24 Städte gehören dem Netzwerk „Gesunde Städte
Österreich“ an. Die Stadt Linz war eines der Gründungsmitglieder des 1992 ins Leben gerufenen Fachausschusses des Österreichischen Städtebundes.
­Voraussetzung für eine Mitgliedschaft ist die Aner­
kennung der Ottawa-Charta der Weltgesundheitsorganisation von 1986 und der Ziele des öster­reichischen
Gesunde Städte-Netzwerkes.
70 linz news
78 linz kultur
Titelbild: Das städtische Betreuungsangebot verbessert sich mit der Eröffnung der neuen Kinderbetreuungseinrichtungen im
Herbst 2013 deutlich. Fast 500 Plätze für Krabbelstuben-, Kindergarten- und Hortkinder wurden neu errichtet. Somit stehen
in Linz mehr als 8.500 städtische Betreuungsplätze zur Verfügung. Im Kindergarten Garnisonstraße ist auf einer Fläche von
rund 1.500 Quadratmetern Platz für sechs Kindergarten- und zwei Krabbelstubengruppen für insgesamt 158 Kinder. Neu
errichtet wurde auch der sechsgruppige Hort Spaunstraße für 138 Kinder. Der Neubau für den Hort Harbachschule beherbergt insgesamt acht Gruppen mit 184 Kindern.
(Foto: Kurt Hörbst)
Impressum:
linz aktiv
Kommunale Vierteljahresschrift der Stadt Linz
Herausgegeben von der Landeshauptstadt Linz
Chefredakteurin: Dr.in Karin Frohner MPM,
Leiterin der Stadtkommunikation Linz
Redaktion: Mag. Christian Reiter MA,
Stadtkommunikation Linz,
Hauptplatz 1, 4041 Linz
Tel. +43 732 70 70 1373,
Fax: +43 732 70 70 1313
E-Mail: [email protected]
Abonnement-Bestellschein:
www.linz.at/presse/linzaktiv-abo.asp
Gestaltung: Franz Kostak, Gregor Leutgeb
Erscheinungsweise: vierteljährlich
Veröffentlichungen von Beiträgen aus „linz aktiv“
mit Quellenangaben (auch im Falle
von auszugsweisen Wieder­gaben) gestattet.
linz aktiv ist unter www.linz.at/linzaktiv abrufbar.
Offenlegung gemäß § 25 des Mediengesetzes
Medieninhaber: Stadt Linz
Druck:
Gutenberg-Werbering Ges. m. b. H.,
Anastasius-Grün-Straße 6, 4020 Linz
Erklärung über grundlegende Richtung:
Berichterstattung über das Kommunalwesen
und Bereiche des kulturellen Lebens der
­Landes­hauptstadt Linz.