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80 linz kultur linz kultur 81 Internationales Brucknerfest LINZ Impulse 2013 Christian Reiter Der musikalische Auftakt zum Internationalen Brucknerfest LINZ Impulse begann am 12. September 2013, die offizielle Eröffnung war am 15. September 2013. Das Festival dauerte bis zum 6. Oktober 2013 und als Nachklang fand am 24. Oktober 2013 ein Konzert der Staatskapelle Dresden mit Myung-Whun Chung im Brucknerhaus statt. Die heurige Festrednerin Univ. Prof.in Dr.in Ruth Wodak wurde in London geboren, besuchte die International School in Belgrad und studierte in Wien Slawistik, Osteuropäische Geschichte und Sprachwissenschaft. Sie war Professorin an der Lancaster University für Diskursforschung und an der Universität Wien für Angewandte Sprachwissenschaft. Ihre Festrede widmete sie dem Thema „Europäische Identitäten. Nationalismen und (Sprach-) Barrieren“. Sie sprach von einer Orientierungslosigkeit in Europa und von einem Wiederaufflammen alter und auch neuer Nationalismen, „oft genug im Gewand der zu erwerbenden Nationalsprache in einem so genannten Gastland.“ Die ihrer Meinung nach sehr simple Argumentation lautete: „Wer genügend gut Deutsch, Englisch, Niederländisch, Finnisch oder Ungarisch kann, der- oder diejenige ist integrierbar. Sprachtests sind zu den (post-) modernen Grenzhütern geworden“. Wodak kritisierte, dass selbst gute Sprachkenntnisse Diskriminierung, Vorurteile oder mangelnden Respekt nicht ausschalten und auch rechtsextremes Gedankengut sich immer mehr verbreitet: „Sicher ist, dass wir uns alle kritisch Die Eröffnung des Internationalen Brucknerfestes LINZ Impulse fand am 15. September 2013 im Brucknerhaus an der Donaulände statt. Im Bild: Kinder hinter der Glasfassade des Brucknerhauses. (Foto: LIVA, Christian Herzenberger) Landeshauptmann-Stellvertreter Josef Ackerl, Bundesministerin Dr.in Claudia Schmid, Univ. Prof.in Dr.in Ruth Wodak, Bürgermeister Franz Dobusch, Bundespräsident Dr. Heinz Fischer, LIVA-Direktor Hans-Joachim Frey (v.l.n.r.). (Foto: KOMM) im Hinblick auf unsere eigenen Vorurteile hinterfragen sollten. Denn wie das Wachsen rechtsextremer und rechtspopulistischer Parteien in den meisten europäischen Mitgliedsstaaten verdeutlicht, haben wir noch lange kein postrassistisches Zeitalter erreicht“. Bürgermeister Franz Dobusch betonte in seiner Rede die lange Tradition des Brucknerfestes. Heuer fand das 40. Brucknerfest statt und im März 2014 kann Linz 40 Jahre Brucknerhaus feiern. Linz weist mit zahlreichen anderen Kulturinstitutionen, so Dobusch, eine kulturelle Dichte auf, „wie es keiner vergleichbaren Stadt Mitteleuropas gelungen ist“. Der Linzer Bürgermeister betonte auch den heurigen Schwerpunkt in der Linzer Tabakfabrik. Die Kooperation zwischen Brucknerhaus und Tabakfabrik zeigte sich nicht nur mit der Kunst installationsbrücke, sondern durch die besondere Auswahl der Stücke. Mit dem Schatzgräber von Franz Schreker kam es zur Aufführung eines Komponisten, der in der NS-Diktatur als entarteter Künstler verboten war. Damit nahm sich die Stadt Linz bewusst des Themas Entartete Kunst an. Für den Linzer Bürgermeister „ein wichtiger Schritt im richtigen Umgang mit unserer NS-Vergangenheit. Dies zeigt besonders die Ausstellung, die nachweist, dass die Nazis über 600 MusikerInnen vertrieben, töteten oder die Aufführung ihrer Werke verboten“. Als Abschluss des Schwerpunkts wurde die Oper Spiegelgrund von der Anton Bruckner Universität in der Tabakfabrik aufgeführt. Das Werk des Komponisten Peter Androsch wurde bereits im Jänner 2013 im Parlament uraufgeführt. Hans-Joachim Frey positionierte das Brucknerfest 2013 neu und fand eine ideale Mischung aus Innovation, Internationalität, Tradition und Vernetzung. Dazu wurde mit dem Titel Internationales Brucknerfest LINZ Impulse auch ein neuer Name kreiert. Das Programm war vielfältig und hochkarätig. Herausragende KünstlerInnen und 82 linz kultur Formationen wie das London Philharmonic Orchestra unter Vladimir Jurowski, die Petersburger Philharmoniker mit Dirigent Yuri Temirkanov oder die Wiener Philharmoniker unter Lorin Maazel waren heuer in Linz zu Gast. Aber auch die Junge Deutsche Philharmonie, das Henan Symphony Orchestra aus China sowie die Münchner Philharmoniker unter Semyon Bychkov spielten heuer in Linz. Konzerte gaben auch das Bruckner Orchester unter dem Chefdirigenten Dennis Russell Davies sowie die Solisten Katia und Marielle Labéque, Denis Matsuev, Bo Skovhus oder die Wiener Sängerknaben, die Florianer Sängerknaben und der Dresdner Kreuzchor. Kooperationen Das Brucknerfest wurde heuer zu einem großen Mehrsparten-Festival erweitert. In Kooperation mit der Tabakfabrik Linz und dem Landestheater Linz wurden erstmals Parallelveranstaltungen des innovativen Operntheaters angeboten. Als Auftakt vor dem Brucknerfest wurde die Oper „Der Schatzgräber“ von Franz Schreker gespielt. Es wurden außerdem ein großes Gastspiel der Moskauer Kammeroper Boris Pokrowski mit vier verschiedenen Opern sowie die Erstaufführung der Oper „Spiegelgrund“ von Peter Androsch präsentiert. Zum ersten Mal gab es eine Kooperation mit dem Landestheater Linz mit der Uraufführung der Oper „Cage Stage“ in der Inszenierung des Regisseurs Achim Freyer. Der Loriot-Ring wurde an einem Abend im neuen Musiktheater mit dem Schauspieler Gert Voss aufgeführt. Festkonzert in St. Florian Insgesamt gab es während des Brucknerfestes mehr als 45 hochkarätige Veranstaltungen, davon zwölf mit direkten Beiträgen zu den Werken Anton Bruckners. Der Festivalausklang mit einem Festkonzert in St. Florian wird auch in den nächsten Jahren beibehalten. Ausschnitte aus der voestalpine Visuellen Klangwolke „Bruckner lebt!“ im Donaupark. (Fotos: LIVA, Christian Herzenberger, Andreas Kolb) linz kultur 83 Lentos: GLAM! The Performance of Style Daniel Steiner Die Ausstellung GLAM! The Performance of Style ist bis 2. Februar 2014 im Kunstmuseum Lentos zu sehen. Erstmals wurden mit dieser Ausstellung die Subkultur, der Stil und die Kunst des GLAM sowie die visuelle Kultur der 1970er-Jahre gezeigt. Die Ausstellung widmet sich dem Phänomen Glam, einem extravaganten Stil, den Musiker wie Bryan Ferry, David Bowie und Marc Bolan in England in den frühen 1970er-Jahren populär machten und der als Ausdrucksform Einfluss auf verschiedenste Kunstsparten gewann. Inhaltlich spannt die Schau den Bogen von David Bowie über Glitter Rock und Roxy Music, über Stylisten und Modedesigner wie Ossie Clark und Antony Price über Film, Fotografie und Grafikdesign bis zur bildenden Kunst – mit Künstlern wie Gilbert & George, David Hockney, Allen Jones und Richard Hamilton. Bei GLAM! The Performance of Style handelt es sich um eine Produktion der Tate Liverpool. Sie wird in Kooperation mit der Schirn Kunsthalle Frankfurt und dem LENTOS Kunstmuseum Linz präsentiert. Die Glam-Ästhetik der frühen 1970erJahre hatte als visuell überbordende Ausdrucksform stilprägenden Einfluss. Die respektlose Verbindung von Hochund Subkultur sowie die Infragestellung gesellschaftlich tradierter Begriffe wie Identität und Geschlecht fand neben der Popmusik Eingang in verschiedenste Sparten der Kunst wie Film, Fotografie, Mode, Grafikdesign, Malerei oder Bildhauerei. Für die Entstehung von Glam können zwei sich gegenseitig beeinflussende Quellen genannt werden, einerseits finden sich Ursprünge der Bewegung in den Konzepten Andy Warhols, andererseits in der These von der Gleichberechtigung aller Kunst, speziell der Hoch- und Populärkultur des britischen Malers und Grafikers Richard Hamilton, der auch Dozent an der Newcastle University war. Karl Stoecker, Bryan Ferry Wearing Stage Costume Designed by Antony Price, 1973. For Your Pleasure: Roxy Music Eine kongeniale Verschmelzung von Pop und bildender Kunst gelang dem Kunsthochschulabsolventen und Hamilton-Schüler Bryan Ferry 1971 mit dem (© Karl Stoecker) Konzept und der Gründung der Band Roxy Music. Von der Musik über die Covergestaltung bis hin zur Bühnengarderobe war das grelle Gesamtkunstwerk der Band von kühl-präzisem Design, mon- 84 linz kultur däner Erotik und einer ästhetischen Sensibilität aufgeladen. Oberflächen, Codes und Zeichen aus der jüngeren wie fernen Vergangenheit wurden erstmals als Stile verstanden, die frei angewandt und neu vermischt werden konnten. Avantgarde, Pop-Art, Art Déco, Camp-, Trash- und Kitschelemente sowie klassischer Hollywood-Chic wurden von Roxy Music zu einer bis dahin einzigartigen Ästhetik verbunden. Man kopierte Stilelemente, die zur Zeit ihrer Entstehung völlig ernst gemeint waren, für zeitgenössische Verhältnisse aber übertrieben wirkten. Screen Tests: Andy Warhol Bereits in den 1960er-Jahren interessierte sich Andy Warhol für kapriziöse Körper-Inszenierungen, die später den Glam prägen sollten. In ironischer Übertreibung und als Underground-Alternative zu den bekannten Hollywood-DarstellerInnen, den Stars, nannte Warhol seine SchauspielerInnen Superstars. Mit seinen Screen Tests bezog sich Warhol direkt auf Hollywood, wo es üblich war, beim Dreh Probeaufnahmen von Stars zu machen, um etwa die Wirkung von Haar und Make-up zu testen. Warhol eignete sich dieses Format an, richtete seine Kamera auf die Superstars, fing ihre Gesichter in Groß- oder Nahaufnahme ein und projizierte die zwei bis drei Minuten langen Aufnahmen in Zeitlupe. Insgesamt entstanden mehr als 500 solcher bewegten Porträts, die neben den Superstars der Factory auch tatsächlich bekannte Persönlichkeiten wie Dennis Hopper, Susan Sontag oder Allen Ginsberg zeigten. Jack Goldstein, The Jump, 1976. (Foto: Courtesy Galerie Buchholz, Berlin / Cologne and the Estate of Jack Goldstein) Evelyne Axell, Campus, 1970. (Foto: Paul Louis / © VBK Wien 2013) Richard Hamilton, Fashion Plate, cosmetic study, 1969/73. (Foto: The Whitworth Art Gallery, The University of Manchester) Eine andere wichtige Inspirationsquelle für die Ästhetik des Glams aus der Arbeit Warhols stellen die Dragqueens dar. Diese Männer eigneten sich das glamouröse Auftreten, den Kleidungsstil und die Gesten gefeierter Hollywood-Diven an und trieben so das Spiel mit Geschlechterrollen bis zum Exzess. Warhol entdeckte viele herausragende Dragqueens im New Yorker-Nachtleben und machte sie mit seinen Filmprojekten zu Teilen seiner Kunst. „I don´t like your hair, but I like your shoes“ Opfer und gleichzeitig Gewinner der warholschen Auffassung von Oberflächlichkeit wurde David Bowie bei seinem Besuch der Factory 1971. Als Reaktion auf Warhols berühmten Satz „I don´t like your hair, but I like your shoes“ veränderte Bowie tatsächlich sein Äußeres. Der ehemalige Folksänger gab sich fortan ein androgynes Image, sein Aufsehen erregendes Alter Ego Ziggy Stardust entstand. Ebenfalls als durchaus von Warhol beeinflusst bezeichnen kann man Bowies Spiel mit Homosexualität, das dem Glam immer zueigen war. David Bowie übernahm so zentrale Elemente der New Yorker Avantgarde-Kunst der 1960er-Jahre und überführte diese in die Pop-Massenkultur, bediente sich allerdings auch ungeniert der Stilmittel seiner direkten Konkurrenz am Popmarkt. So verwendete er im Video zu „Rebel, Rebel“ eine Augenklappe, ein Accessoire das bereits Brian Ferry getragen hatte, arbeitete mit Marc Bolans Produzenten Tony Visconti zusammen, den er schließlich abwarb. Selbst für den Namen seines Alter Egos bediente er sich bei Kollegen. Iggy Pop war Bowies großes Idol. Lady Stardust: Marc Bolan Der 1947 im Londoner Stadtteil Hackney als Sohn eines LKW-Fahrers geborene Marc (Feld) Bolan gründete 1967 das psychedelische Folk-Duo Tyrannosaurus Rex. Elfen, Drachen und Einhörner bevölkern die frühen Songs der Formation, doch die geplante Zielgruppe, der Hippie-Underground, ignorierte die Band linz kultur 85 trotz Unterstützung der britischen Radio-Legende John Peel völlig. In einem künstlerisch gewagten, jedoch kommerziell unvergleichlich erfolgreichen Akt reformierte Bolan die Band über Nacht: Den sperrigen Namen kürzte er auf den sinnfreien aber poppigen Produktnamen T. Rex zusammen, die mythisch-verklärten Texte erhielten eine unverkennbar anzügliche Note. Musikalisch regierten nun die elektrischen Gitarren, HandclapBeats, süßliche Streicher und eingängige Melodien: Das Resultat „Ride a White Swan“ schaffte es im Herbst 1970 bis auf Platz 2 der britischen Charts. Trotz proletarischer Herkunft und keinerlei Nähe zur britischen Kunsthochschulszene entging Bolan der modische Umschwung in Londoner Boutiquen keineswegs. Fortan stilisierte sich der ehemalige Hippie als glamouröser Dandy und prägte mit seiner dunklen Lockenmähne den Ausdruck einer nicht-normativen Maskulinität, betonte allerdings im Gegensatz zu Bowie seine Heterosexualität. Ironischerweise widmete Bowie Bolan einen Song namens „Lady Stardust“. Alternative Miss World Ob nun StylistInnen, VisagistInnen, Modedesigner wie Antony Price, ob Models wie Gala und Amanda Lear oder Künstler wie David Hockney, Derek Jarman, Peter Phillips, Duggie Fields und Andrew Logan – sie alle prägten gemeinsam diesen neuen, imitierenden, gänzlich postmodernen Stil des Glam. Besonders Logan initiierte mit dem erstmals 1972 in seinem Atelier stattfindenden „Alternative Miss World“-Wettbewerb – einer Mischung aus Happening, Gay-Pride-Demonstration und Freakshow – ein Schlüsselereignis der britischen Glam-Bewegung: Die exzessive Feier der Dekadenz und sexuellen Subversion verbeugte sich mit ihrem schamlos zur Schau gestellten Narzissmus und Exhibitionismus nicht nur vor Warhols Devise, dass es jedem erlaubt sei, ein Superstar zu sein, sie etablierte auch den daraus resultierenden performativen Aspekt. Dieser sollte sich in Bühnenproduktionen wie The Rocky Horror Show oder GLAM! The Performance of Style ist noch bis 2. Februar 2014 im Lentos zu sehen. Andy Warhol’s Pork im Jahr 1973 niederschlagen und als Strategie eines inszenierten Lebensstils weite Kreise ziehen. Glam bot auch Künstlerinnen wie Margaret Harrison und Hannah Wilke eine Plattform, angesichts der Pseudofemininität männlicher Glam-Stars ihre eigene Identität auszuloten. Die performativen Aspekte des Glam, besonders Vorstellungen eines manierierten Dandytums, manifestieren sich etwa in den frühen Arbeiten des Künstlerduos Gilbert & George. Jeder Gang vor die Tür wurde zum Auftritt, wildes und fantasievolles Aussehen zentral: Ob mit Plateauschuhen, Federboa, paillettenbesetzter Tigerprintjacke, Glitzerkostüm, Lidschatten oder eng ge- (Foto: Lentos) schnittenen Lederhosen – Stil wurde zur Pose, zum Ausdruck dramatischer Überinszenierung im Alltag. The Glamstar Mit der Installation „The Glamstar“ des Linzer Designer-Duos marchgut bietet das Lentos seinen BesucherInnen im Freiraum die Möglichkeit selbst für 30 Sekunden zum (Super-)Star zu werden. Eine Fülle von facettierten Spiegelflächen multipliziert das eigene Spiegelbild und simuliert so ein vollbesetztes Auditorium, die Ebenen des Darstellens und Zusehens verschmelzen. Formal orientiert sich die Installation am Design der 1970er-Jahre und zelebriert ein Wiederaufleben von Glanz und Glamour. 86 linz kultur Jubiläumsausstellung „Johann Baptist Reiter“ Sabine Hörschläger Dem in Urfahr am 28. Mai 1813 geborenen Porträt- und Genremaler Johann Baptist Reiter ist anlässlich seines 200. Geburtstags die bislang umfassendste Retrospektive gewidmet: Nordico und Schlossmuseum würdigen noch bis 3. November 2013 in einer Jubiläumsausstellung jenen Künstler, dessen OEuvre bis heute noch nicht anerkannt worden ist. Beide Ausstellungen wurden gemeinsam konzipiert und ergänzen einander. Vom Tischler zum Künstler Johann Baptist Reiter absolvierte im väterlichen Betrieb in Linz eine dreijäh- rige Lehre und bemalte danach Möbel, Schiffsschnäbel, Firmenschilder und Totenkreuze. Durch den Kunsthändler Josef Hafner angeregt, kam Reiter nach Wien und studierte an der Akademie der bildenden Künste. Das Studium der Niederländer des 17. Jahrhunderts verhalf ihm zu einer ausgefeilten Technik. Mit Genrebildern von einfachen Leuten wie Bediensteten und ArbeiterInnen, mit Miniaturen und Kinderbildern fand er schließlich sein Arbeitsgebiet. Es machte ihn zu einem der erfolgreichsten Biedermeiermaler in Wien. Selbst in seinem Spätwerk hielt er am Realismus fest. Als Bildnis- und Genremaler wurde er zunehmend erfolgreicher. Sein direkter und moderner Beitrag zur Biedermeiermalerei und zum neu aufkommenden Realismus wird in der Retrospektive facettenreich beleuchtet. Viele Neuentdeckungen kombiniert mit bekannten Meisterwerken vermitteln ein anschauliches und aktualisiertes Bild des Künstlers, über den wenig Persönliches überliefert ist. Nordico: Porträt- und Genrebilder Das Nordico präsentiert Reiters markante Lebensabschnitte und Genres mit Themenräumen: Atelierszenen, repräsentative Porträts, Familien- und Selbstbildnisse, bemerkenswerte Berufsstände-Serien sowie erstmals religiöse Motive, aber auch intime und erotische Meisterwerke. Fotografien, Alltagsgegenstände, Kleider und Kopfbedeckungen sowie ein eigens gestalteter Raum mit Biedermeiermöbeln gewähren Einblicke in eine Epoche, die durch Klarheit der Formen, Schönheit der Materialien und virtuose Malkunst geprägt worden ist. Insgesamt sind im Nordico 123 Gemälde, 45 Studien und Zeichnungen sowie 18 Werke von Reiters Künstlerfreund Leopold Zinnögger zu sehen. Davon stammen 65 Werke aus den Beständen der Museen der Stadt Linz. Elf Räume sind in folgende elf Kapitel eingeteilt: Ich; Werkstatt; Wallfahrt; Spiegelkabinett; Hutsalon; Freundschaft; Frauenzimmer; Köchinnen & Händler; Bürger & Adel; Salon; Lexi. Schlossmuseum: Kinderbilder Das Schlossmuseum Linz bietet Einblicke in die Welt des Kindes. Die Kinderbilder, die im Schaffen Reiters einen Schwerpunkt einnehmen und die seinen internationalen Ruhm begründe- Johann Baptist Reiter, Prosit! Mädchen mit Weinglas, um 1850. (Foto: Nordico) linz kultur 87 ten, gehören zu den originellsten und lebendigsten der Malerei des 19. Jahrhunderts. Kuratiert wurden die beiden Ausstellungen von Dr.in Elisabeth NowakThaller und Mag.a Kathrin Hausberger vom Nordico sowie von Dr. Lothar Schultes vom Schlossmuseum. 170 Werke in Linzer Sammlungen In den Sammlungen der Museen der Stadt Linz, Nordico und Lentos, und des Oberösterreichischen Landesmuseums befinden sich insgesamt rund 170 Werke des Künstlers. Weitere prominente Leihgaben stammen aus dem Belvedere, dem Wien Museum, dem Leopold Museum, dem Museum of Fine Arts Budapest sowie von Privatsammlungen und Galerien aus dem In- und Ausland. Zur Ausstellung ist eine repräsentative 256 Seiten umfassende Monografie von Lothar Schultes im Verlag Anton Pustet erschienen. Die reichbebilderte Publikation ist zum Preis von 34 Euro im Nordico sowie im Buchhandel (ISBN 978-37025-0718-3) erhältlich. Johann Baptist Reiter, Die zernagte Puppe, Privatbesitz. Johann Baptist Reiter, Selbstbildnis mit rotem Schal, 1842, OÖ. Landesmuseum. (Fotos: OÖ. Landesmuseum). 88 linz kultur Projekt Genesis Christopher Sonnleitner Sie zählt zu den brisantesten Entwicklungen in den modernen Naturwissenschaften. Sie ist weitgehend experimentell, teils gar konzeptionell. Ihre ersten Durchbrüche muten beinahe so fantastisch an wie die Chancen, die sich in Zukunft auftun könnten. Mögliche Negativszenarien dagegen klingen ziemlich beängstigend. Die Rede ist von der synthetischen Biologie. Mit einer neuen Ausstellung widmet sich das Ars Electronica Center Linz diesem „Projekt Genesis“ und zeigt damit einerseits den aktuellen Stand der wissenschaftlichen Forschung sowie andererseits künstlerische Kommentare dazu. Insgesamt 18 Arbeiten von KünstlerInnen aus Australien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Indien, Irland, Japan, Lettland, Österreich, der Schweiz und Spanien werden präsentiert. Begleitet wird die Ausstellung von einem Workshopund Vermittlungsprogramm, das etwa vor Augen führt, wie Information erst in Binärcodes und dann in DNA-Sequenzen verwandelt wird. Die Ausstellung „Projekt Genesis – Das Leben aus dem Labor“ ist seit 2. August 2013 zu sehen. Synthetische Biologie Wozu noch Straßenlaternen aufstellen, wenn wir Bäume zum Leuchten bringen können? Warum nicht ausgestorbene Tierarten wieder zum Leben erwecken oder gar neue erschaffen? Wäre es nicht wünschenswert, uns vor Viren und Krankheiten ein für alle Mal zu schützen, indem wir uns den dafür notwendigen genetischen Code einschreiben? Leben aus der Retorte, das war schon der Traum der frühneuzeitlichen Alchemisten. Doch erst im Laufe des vergangenen Jahrhunderts gelang es WissenschaftlerInnen ein immer tieferes Verständnis der Grundlagen des Lebens zu gewinnen. Als Schlüsselprojekt dabei gilt das Human Genome Project, das in den 1990er-Jahren gestartet und 2003 abgeschlossen werden konnte. Was dabei Georg Tremmel, Shiho Fukuhara, Common Flowers / White Out, 2013. gelang? Nichts weniger als die vollständige Sequenzierung des menschlichen Genoms. Ein Durchbruch, der unheimlichen Schub entwickelte. Seither gehen WissenschaftlerInnen ganz ernsthaft daran, nicht mehr nur einzelne GenBausteine gezielt zu nutzen, sondern Lebewesen zu schaffen. Erste Erfolge wie die Herstellung des künstlichen Bakteriums Mycoplasma mycoides JCVI-syn1.0 durch das Team des US-amerikanischen Biochemikers Craig Venter führen den Beweis, dass es bereits möglich ist, Erbinformation nicht bloß zu lesen, sondern selbst zu schreiben. Aus WissenschaftlerInnen werden damit DesignerInnen, die im ersten Schritt „minimale Lebewesen“ gestalten wollen, Lebewesen, die ausschließlich aus lebensnotwendigen Systemkomponenten bestehen. Daraus sollen schließlich Lebewesen geschaffen werden, die für unsere Gesellschaft einen konkreten Nutzen haben. Fragt sich, was passiert, wenn diese künstlich geschaffenen Lebewesen auf jene treffen, die über Millionen von Jahren durch die Evolution hervorgebracht wurden? (© Georg Tremmel, Shiho Fukuhara) BioArt „Biologische Kunst“ ist eine Kunstform des 21. Jahrhunderts. Ihre VertreterInnen arbeiten vor allem mit organischen Materialien und nutzen dabei Methoden, Erkenntnisse und Gerätschaften der Naturwissenschaften, wie der Biotechnologie oder der Gentechnologie. Gearbeitet wird in einem Hybrid aus Atelier und Labor. Die hier entstehenden Werke reichen von genmanipulierten Hasen bis zu Bildern aus Bakterienpopulationen. Bildträger dabei ist keine Leinwand, sondern das Nährmedium in einer Petrischale. Der Begriff BioArt wurde vom Künstler Eduardo Kac (BR) geprägt, der bevorzugt in dieser Kunstform arbeitet. Biomedia Die Ausstellung „Projekt Genesis“ reicht über zwei Stockwerke des Ars Electronica Centers. Die Verteilung der Werke orientiert sich an den vier thematischen Schwerpunkten der Schau: Biomedia, Synthetic Hybrids, Genetic Ethos und Citizen Science. Im ersten Obergeschoß finden Workshops statt, die in „Do-it- linz kultur Yourself“-Manier in die synthetische Biologie einführen. Über beide Stockwerke verteilt sind übergeordnete Basisinformationen zu Schlagworten wie Genom, Biologie, BioArt oder DNA. Wissenschaftliche und künstlerische Positionen werden einander in der Ausstellung stets gegenübergestellt. Die künstlerischen Arbeiten sind dabei im Raum verteilt und nehmen auf den ersten Blick eine vorherrschende Position ein. Die Präsentation des wissenschaftlichen Forschungsstands ist räumlich gesehen am „Rand“ gelagert. Wie eine Klammer umschließen die Inhalte dieser Wandprints die künstlerischen Perspektiven und eröffnen so Diskussion- und Reflexionsräume zum Themenfeld „Synthetische Biologie – das Leben aus dem Labor“. Das Vermittlungsprogramm zur Ausstellung umfasst neben Spezialführungen an allen Donnerstagen und Sonntagen eine Vortragsreihe mit dem Molekularbiologen und Chemiker Manuel Selg vom FH OÖ Campus Wels, der seit 2008 zudem als wissenschaftlicher Berater des Ars Electronica Centers tätig ist. Darüber hinaus werden Workshops für alle Schulstufen angeboten. Mit der Ausstellung „Projekt Genesis“ präsentiert das Ars Electronica Center eine Reihe von Projekten, die im Rahmen des Programms „Studiolab“ entstanden sind. Das Studiolab wird durch das 7. EU-Rahmenprogramm für Forschung, technologische Entwicklung und Demonstration gefördert und bietet eine Plattform, auf der Wissenschaft, Kunst und Design zusammenlaufen. Der Fokus dabei liegt auf der Schnittmenge von Künstlerstudio und wissenschaftlichem Forschungslabor (www.aec.at/news). Sonja Bäumel, Manuel Selg, Metabodies, 2013. Rasa Smite, Raitis Smits, Voldemars Johansons in Zusammenarbeit mit Martins Ratniks, Biotricity, 2012. Teresa Dillion, Naomi Griffin-Murtagh, Claire Dempsey, Aisling McCrudden, Opimilk, 2013. (© tom mesic) 89 90 linz kultur LUISA KASALICKY im Lentos Daniel Steiner Mit Luisa Kasalicky präsentiert das Lentos bis Februar 2014 eine Künstlerin, deren Arbeiten im Grenzbereich zwischen Malerei, Skulptur und Architektur angesiedelt sind. Sie entwickelt die Malerei von einer zwei- zu einer dreidimensionalen Kunstform. Ihre komplexen modularen Arrangements aus diversen Werkstoffen und Objekten erproben den sie umgebenden Raum auf seine Wirkung und experimentieren mit der Wahrnehmung der BetrachterInnen. Für die speziell für das Untergeschoß des Linzer Museums entwickelte Installation „Intro: desiderio“ widmet sich Kasalicky den beiden vor Ort vorhandenen Ausstellungsräumen und lädt mit ihrer Arbeit zu einem geheimnisvollen Spiel mit Illusionen. Dabei entwickelt sie eine die Sinne herausfordernde Lichtkomposition. In der Frühphase ihres künstlerischen Schaffens waren die Arbeiten von Luisa Kasalicky von einer konventionellen Herangehensweise an Malerei geprägt. Räumlichkeit wird in die Zweidimensionalität übertragen, Tiefe größtenteils über Schattenbilder erzeugt. Doch bereits damals war das modulare System direkt auf die Wand angebrachter und hauptsächlich auf Karton gearbeiteter Bildelemente von einer räumlichen Flexibilität geprägt, die für das spätere Werk der Künstlerin typisch ist. Bereits ab 2004 finden erste Bauwerkstoffe Eingang in die formale Gestaltung der Arbeiten Kasalickys. „Das Interesse an der Vielfalt der Malerei und ihrer Möglichkeiten bildete von Beginn meines Studiums an einen wesentlichen Bestandteil meiner Arbeit. Ein weiterer Punkt war das Interesse an Räumlichkeiten, das sich in den letzten Jahren noch intensivierte und ein Mehr an Bedeutung gewonnen hatte.“ Inzwischen bezieht sich Luisa Kasalicky in ihren installativen Anordnungen malerischer Flächen und geometrischer Elemente auf architektonische Logiken des jeweiligen Ausstellungsraums. Dabei verwendet sie stets alltägliche Baumaterialien wie Polystyropor, PVC-Fliesen, Teppichreste oder Bitumenplatten, mit denen die Künstlerin im erweiterten malerischen Raum operiert und ein Mit- oder Gegeneinander von fragmentarischen Positionen erarbeitet. Die Bildflächen wie auch die Trägermaterialen werden dabei oft nur durch minimale Eingriffe verändert oder ergänzt. Hinter all dem steht die Frage der Künstlerin nach der Bedeutung von Fläche und Raum. Kasalicky bedient sich einer prozesshaft aufgebauten Arbeitsweise. Am Beginn eines Projekts steht bei ihr die Suche nach Form, Farbe und Struktur. In ihrem Atelier erfolgt eine fragmentarische Skizzierung der Installationen, die Fertigstellung findet erst im letzten Schritt in den jeweiligen Räumlichkeiten statt. Kasalickys Arbeiten stehen innerhalb einer Ausstellung, obwohl auch einzeln lesbar, immer in Beziehung zueinander, bilden Bildeinheiten und Verkettungen. Der Gestaltungsprozess bleibt in ihren Werken sichtbar, dringt durch die Schichten. Ursula Maria Probst meinte dazu in ihrer Eröffnungsrede zur Kasalicky-Ausstellung EINMAL DIE SEITE GESPIEGELT im Museum auf Abruf in Wien 2008: „Die Spannung zwischen Figuration und Abstraktion und das Verhältnis von malerischer Oberflächenbehandlung, sowie der Bezug zu einem klassischen Sujet wie der Landschaft erfährt nicht nur durch die Farbkonstellation und das räumliche Gefüge der Farbe eine Atmosphäre, die mit Darstellungskonventionen bricht. Immer bleibt die Darstellung energisch in ihrer horizontalen wie vertikalen Bewegung, Dehnung, Öffnung und Wiedergewinnung eines Sujets, das zu den privilegiertesten und gleichzeitig Luisa Kasalicky, Ohne Titel, 2013. (Foto: Klemens Kohlweiß) am meisten missbrauchten Genres des künstlerischen Ausdrucks zählt. Mitberücksichtigt werden dabei die Tücken des Sublimen, dessen Konstruktion immer auch eine Begrenztheit transportiert. Wie lassen sich durch räumliche und phänomenologische Referenzen oder Interferenzen, sowie in der Verschränkung von kunsthistorischen und alltäglichen Bezügen malerische Formen finden, die sich von Rhetoriken und dem Mythos der malerischen Geste freispielen?“ Als Einflüsse nennt Luisa Kasalicky unter anderen KünstlerInnen wie Frank Stella, Jessica Stockholder, Kurt Schwitters oder Wladimir Tatlin. Die formelle Nähe zu Arbeiten von Tatlin ist in der Rezeption des Oeuvres Kasalickys häufig ein Thema. So schreibt etwa Anja Werkl von einer „Sprengung der Bildfläche in die Dreidimensionalität, welche Gegenstände aus dem konventionellen Zusammenhang löst und in ein neues Funktionsgefüge bringt“. Im Gegensatz zu Tatlins konstruktivistischem Bildkonzept, so Anja Werkl, entspringt die formale Anordnung bei Kasalicky wie in DELAY TACTICS OF SECOND RATE QUALITY (2008), die für das Austrian Cultural Forum in London entstand, allerdings nicht rational bedingten, streng linz kultur 1 2 Luisa Kasalicky, Frontispiz, Juxtaposition, 2013 (1 – 3). geometrischen und technisch orientierten Gesetzen, sondern einer in Analogie zur Beschaffenheit von Träumen aus zusammenhanglosen Einzelsequenzen bestehenden poetisch architektonischen Vorgehensweise.“ Selbstredend kann bei den Arbeiten von Luisa Kasalicky auch die Nähe zur Arte Povera nicht geleugnet werden, wobei die „armen“ Produkte bei der in Wien lebenden Künstlerin Ladenhüter aus dem Baumarkt sind. Kasalicky verwendet am liebsten Materialien, die eher Auslaufmodelle sind und dadurch die Ästhetik vergangener Zeitperioden mit sich führen, gewissermaßen die Sehnsucht nach Vergangenheit erfüllen. Im Gespräch mit Rita Vitorelli sagt sie hierzu: „Ich habe noch immer das Bedürfnis nach der ästhetischen Welt, die mich als Kind begleitet hat. Das waren im ehemaligen Ostblock ganz bestimmte Fliesen oder Geländer, die sehr farbspezifisch waren, eben diese Linoleumböden, eine Krankenhausästhetik.“ Mit INTRO:DESIDERIO präsentiert Luisa Kasalicky erstmals eine ihrer Arbeiten in Linz in den beiden Ausstellungsräumen im Untergeschoß des Museums. Im ersten Raum erzeugt die Künstlerin unter Zuhilfenahme von Schnalzschnü- (Fotos: Ferdinand Neumüller) ren, einer Markierungshilfe für Maurerarbeiten, Ornamente an der Wand, die diese zu öffnen scheinen. Diesem sich wiederholenden Muster in all seiner geometrischen Klarheit wird eine dramatische Lichtinszenierung im zweiten Raum gegenübergestellt. Mehrere scharf begrenzte Lichtspots beleuchten nur 91 Details der sich im Raum befindlichen Objekte - Materialien des Alltags, wie Tapeten, Fliesen und glänzende Stoffe, wie sie einem im Oeuvre Kasalickys immer wieder begegnen. Der Raum selbst bleibt dabei im Dunkeln verborgen. Durch Zeitdauer, Abfolge und Geschwindigkeit der Lichtkomposition wird der Blick der BesucherInnen ganz bewusst von der Künstlerin gelenkt. Luisa Kasalicky wurde 1974 in Prag geboren, lebt jedoch bereits seit ihrem elften Lebensjahr in Österreich. Nach dem Besuch der Glasfachschule in Kramsach (Tirol) studierte sie an der Akademie der bildenden Künste in Wien in der Klasse von Gunther Damisch Malerei und Grafik, wo sie 2004 diplomierte. Kasalicky ist Trägerin des Theodor-Körner-Preises, erhielt 2011 den Förderpreis der Stadt Wien sowie im folgenden Jahr das Staatsstipendium des Bundesministeriums für Kunst und Kultur und hat österreichweit ausgestellt. Seit 2009 arbeitet sie an der Akademie der bildenden Künste als Assistentin in der Klasse von Erwin Bohatsch. 3 92 linz kultur Linz feiert 40 Jahre Kunsthochschule Stephen Sokoloff Studierende aus den Anfangszeiten würden ihre Alma Mater nicht mehr wiedererkennen. Zum einen ist sie von 176 auf 1.100 StudentInnen angewachsen. Alleine in den letzten zwölf Jahren hat sich die Anzahl der Studierenden beinahe verdoppelt. Zum anderen gab es damals nur wenige Studienrichtungen, vor allem im Bereich der Bildenden Künste. Heute gibt es mehrere Schwerpunkte, wovon sich zwei seit den 1990er-Jahren herauskristallisiert haben. Bei den Bildenden Künsten findet sich zwar das ursprüngliche Angebot wieder, allerdings in erweiterter Form. Die klassischen Disziplinen Malerei und Skulptur wurden durch Textilkunst und Keramik ergänzt. Die Betonung liegt immer auf der zeitgenössischen Kunst. Den zweiten Schwerpunkt bilden Raumstrategien wie Architektur, industrielles Design sowie Raum- und Designstrategien. Die Raumund Designstrategien sind für Aufgaben an der Schnittstelle zwischen Architektur, Kunst, Design und digitalen Medien zuständig. Ein aktuelles Beispiel sind begehbare Boxen innerhalb von Räumen, in denen Bilder besonders vorteilhaft ausgestellt werden können. Die Intermedialität fasst alles zusammen, was in der Medienkunst aktuell ist. Digitale Kommunikationsmittel stehen im Vordergrund. Einige der Studienrichtungen genießen international hohes Ansehen. Das gilt derzeit besonders für die Studienrichtung Architektur, die in den letzten Jahren viele Auszeichnungen bekam. Auch „Interface Cultures“ und „Industrial Design“ sind international sehr anerkannt. Warum in Linz studieren? Die Linzer Kunstuniversität bemüht sich, Studiengänge zu entwerfen, die weltweit einzigartig sind und darüber hinaus Vorteile für die Studierenden chaffen. Industriebetriebe sind mit der Linzer Kunstuniversität wesentlich mehr Kooperationen eingegangen als mit anderen Kunstuniversitäten. Parallel unterhält die Universität eine enge Zusammenarbeit mit Kulturinstitutionen wie dem Lentos, dem Ars Electronica Center und dem O.K. Centrum für Gegenwartskunst. Die Kunstuniversität Linz ist Teil einer Community von Universitäten, die sich von Mitteleuropa bis China erstreckt. Durch dieses Netzwerk haben Studierende Gelegenheit, sich an interessanten und relevanten Projekten zu beteiligen und renommierte Betriebe kennenzulernen. Jubiläumsfeier 2013 Für diesen Herbst ist eine Reihe von Veranstaltungen geplant. Die jährlich wiederkehrenden Events werden aufwändiger und mit mehr Außenwirksamkeit als sonst gestaltet. Am 5. November 2013 feiert die Universität offiziell ihr 40. Jubiläum. Gleichzeitig ist das ihr angegliederte „Internationale Forschungszentrum Kulturwissenschaften“ in Wien 20 Jahre alt geworden, ein Grund mehr zu feiern. Außerdem schickte die Kunstuniversität einen „blöden Brunnen“ auf die Reise nach Wien, Graz und Innsbruck. Am 18. Oktober 2013 kehrte er nach Linz zurück und wurde in der Landeshauptstadt aufgestellt. Er besteht aus drei Stahlwandbecken in Abständen von zehn bis 15 Metern zueinander, wobei ein Wasserstrahl von einem Becken in das nächste schießt. Schließlich entsteht dabei ein geschlossener Kreislauf, der die gegenseitige Beeinflussung und das aufbauende Miteinander versinnbildlicht. Dieser künstlerische Wasserspender sollte die Bedeutung von Linz als Zentrum von Kunst und Kultur in ganz Österreich verdeutlichen und war so Botschafter für die Kunstuniversität. Interview mit Rektor Kannonier Linz aktiv: Vor 40 Jahren entstand aus der Kunstschule die Linzer Kunsthochschule. War das eine schwere Geburt? Rektor Univ. Prof. Dr. Kannonier. (Foto: Sokoloff) Kannonier: Das war sehr schwierig damals. Eigentlich kam 1973 das Gesetz zur Gründung der Kunsthochschule nur deshalb, weil die Stadt Linz und das Land OÖ bereit waren, gemeinsam ein Drittel des Budgets zu übernehmen. Das war die einzige Hochschule in Österreich, bei der Stadt und Land eine solche Institution mitfinanzierten. Linz aktiv: Wie wird die Stadt Linz von der Konzentration der ganzen Kunstuniversität in der Innenstadt profitieren? Kannonier: Das ist auch für die Stadt ein fantastisches Projekt, das ihr sehr viel bringen wird: mehr Leben in der Innenstadt, mehr Veranstaltungen. Wir sind am überlegen, ob wir nicht mit der Kepler- und der Bruckner-Universität einen gemeinsamen Hot Spot im Zentrum einrichten, wo auch sie die Möglichkeit haben, sich zu präsentieren. Zurzeit merkt man kaum, dass es 16.000 bis 17.000 Studierende in Linz gibt. Es wäre gut, stärker ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu dringen, dass Linz eine Universitätsstadt ist. Linz aktiv: Herr Rektor, als wir Sie das letzte Mal interviewten, freuten Sie sich auf das Ende Ihrer Amtsperiode im Jahr 2011. Sie wollten mehr Zeit zum Schreiben haben... Kannonier: Es kam noch eine Periode dazu und jetzt endet sie im Herbst 2015. Es wäre mein großer Wunsch, noch mal ein schönes Buch zu schreiben. LINZ AKTIV 208 44Kinderkulturwoche SABINE HÖRSCHLÄGER Im Rahmen der ersten Linzer Kinderkulturwoche wurden die kulturellen Angebote für Kinder in der Stadt sichtbar gemacht. Sie begleiteten die Kinder in ihrem kulturellen Entwicklungsprozess. 52 Berufsfeuerwehr Linz EDITH PRASS Die Berufsfeuerwehr Linz sorgt in der Landeshauptstadt rund um die Uhr für die Sicherheit der Bevölkerung. Im Jahr 2012 wurden 4.374 Einsätze absolviert. Das 170-Mann starke Team musste im Durchschnitt zwölf Mal pro Tag ausrücken. Sachwerte in Höhe von 12,5 Millionen Euro konnten gerettet werden. 62 Linzer Gesundheitsversorgung PETER PRASS 24 Städte gehören dem Netzwerk „Gesunde Städte Österreich“ an. Die Stadt Linz war eines der Gründungsmitglieder des 1992 ins Leben gerufenen Fachausschusses des Österreichischen Städtebundes. Voraussetzung für eine Mitgliedschaft ist die Aner kennung der Ottawa-Charta der Weltgesundheitsorganisation von 1986 und der Ziele des österreichischen Gesunde Städte-Netzwerkes. 70 linz news 78 linz kultur Titelbild: Das städtische Betreuungsangebot verbessert sich mit der Eröffnung der neuen Kinderbetreuungseinrichtungen im Herbst 2013 deutlich. Fast 500 Plätze für Krabbelstuben-, Kindergarten- und Hortkinder wurden neu errichtet. Somit stehen in Linz mehr als 8.500 städtische Betreuungsplätze zur Verfügung. Im Kindergarten Garnisonstraße ist auf einer Fläche von rund 1.500 Quadratmetern Platz für sechs Kindergarten- und zwei Krabbelstubengruppen für insgesamt 158 Kinder. Neu errichtet wurde auch der sechsgruppige Hort Spaunstraße für 138 Kinder. Der Neubau für den Hort Harbachschule beherbergt insgesamt acht Gruppen mit 184 Kindern. (Foto: Kurt Hörbst) Impressum: linz aktiv Kommunale Vierteljahresschrift der Stadt Linz Herausgegeben von der Landeshauptstadt Linz Chefredakteurin: Dr.in Karin Frohner MPM, Leiterin der Stadtkommunikation Linz Redaktion: Mag. Christian Reiter MA, Stadtkommunikation Linz, Hauptplatz 1, 4041 Linz Tel. +43 732 70 70 1373, Fax: +43 732 70 70 1313 E-Mail: [email protected] Abonnement-Bestellschein: www.linz.at/presse/linzaktiv-abo.asp Gestaltung: Franz Kostak, Gregor Leutgeb Erscheinungsweise: vierteljährlich Veröffentlichungen von Beiträgen aus „linz aktiv“ mit Quellenangaben (auch im Falle von auszugsweisen Wiedergaben) gestattet. linz aktiv ist unter www.linz.at/linzaktiv abrufbar. Offenlegung gemäß § 25 des Mediengesetzes Medieninhaber: Stadt Linz Druck: Gutenberg-Werbering Ges. m. b. H., Anastasius-Grün-Straße 6, 4020 Linz Erklärung über grundlegende Richtung: Berichterstattung über das Kommunalwesen und Bereiche des kulturellen Lebens der Landeshauptstadt Linz.