Erich Kästner (1899-1974), Schriftsteller

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Erich Kästner (1899-1974), Schriftsteller
Erich Kästner (1899-1974), Schriftsteller
Erich Kästner wurde am 23. Februar 1899 in Dresden geboren. Nach der Bürgerschule
besuchte er 1913-16 ein Lehrerseminar in Dresden. 1917 wurde er zum Militärdienst
einberufen
und
absolvierte
seine
Ausbildung
in
einer
Einjährigen-Freiwilligen-Kompanie. Die Brutalität der Ausbildung prägte Kästner
nachhaltig und machte ihn zum Antimilitaristen. Nach dem 1. Weltkrieg brach Kästner
die Lehrerausbildung ab und legte das Abitur ab, das er mit Auszeichnung bestand, wofür
ihm das Goldene Stipendium der Stadt Dresden verliehen wurde.
Kästner lebte und arbeitete von 1919 bis 1927 in Leipzig. 1919 bis 1924 studierte er
Geschichte, Philosophie, Germanistik und Theaterwissenschaft an der Universität
Leipzig, zwischendurch studierte er auch kurz in Rostock und Berlin. 1925 wurde
Kästner mit dem Thema "Friedrich der Große und die deutsche Literatur" an der
Universität Leipzig promoviert. Sein Studium finanzierte er als Journalist und
Theaterkritiker für das Feuilleton der "Neuen Leipziger Zeitung". 1927 wurde Kästner
wegen der Veröffentlichung eines relativ freizügigen Gedichts von der "Neuen Leipziger
Zeitung" entlassen und zog nach Berlin.
Kästners Berliner Jahre von 1927 bis zum Ende der
Weimarer Republik 1933 gelten als seine produktivste Zeit.
In wenigen Jahren wurde er einer der wichtigsten
Intellektuellen Berlins. Regelmäßig schrieb er in der
Zeitschrift "Die Weltbühne" und für verschiedene
Zeitungen, wie das "Berliner Tageblatt" und die "Vossische
Zeitung". 1928 veröffentlichte Kästner sein erstes Buch
"Herz auf Taille", eine Sammlung von Gedichten aus seiner
Leipziger Zeit. Mit seiner Gebrauchslyrik avancierte er zur
wichtigsten Stimme der "Neuen Sachlichkeit". Im selben
Jahr erschien mit "Emil und die Detektive" sein erstes und
bis heute berühmtestes Kinderbuch. Für die Kinderliteratur
der damaligen Zeit mit ihren aseptischen Märchenwelten
war es äußerst ungewöhnlich, dass der Roman im Hier und Jetzt der Großstadt Berlin
spielte. Mit "Pünktchen und Anton" (1931) sowie dem "Fliegenden Klassenzimmer"
(1933) veröffentlichte Kästner zwei weitere "realistische" Kinderbücher. Gerhard
Lamprechts Verfilmung von "Emil und die Detektive" wurde 1931 zwar ein großer
Erfolg, Kästner war jedoch mit dem Drehbuch unzufrieden. In der Folge arbeitete er als
Drehbuchautor für die Studios in Babelsberg. Als Kästners einziger Roman von
literarischer Bedeutung gilt das 1931 veröffentlichte Werk "Fabian - Die Geschichte
eines Moralisten". Der in fast filmischer Technik mit schnellen "Schnitten" und
"Montagen" geschriebene Roman spielt im Berlin der frühen 1930er Jahre. Am Beispiel
des arbeitslosen Germanisten Jakob Fabian beschreibt er darin das Tempo und den
Trubel der Zeit sowie den Niedergang der Weimarer Republik.
1933 emigrierte Kästner im Gegensatz zu fast allen seinen regimekritischen Kollegen
nicht nach der NS-Machtergreifung. Er wurde mehrmals von der Gestapo vernommen
und aus dem Schriftstellerverband ausgeschlossen. Seine Werke fielen der
Bücherverbrennung zum Opfer. Der Aufnahmeantrag in die Reichsschrifttumskammer
wurde wegen seiner "kulturbolschewistischen Haltung im Schrifttum vor 1933"
abgelehnt. Dies war gleichbedeutend mit einem Publikationsverbot für das Deutsche
Reich. In der Schweiz konnte Kästner harmlose Unterhaltungsromane wie "Drei Männer
im Schnee" (1934) veröffentlichen. Mit einer Ausnahmegenehmigung schrieb Kästner
1942 unter Pseudonym das Drehbuch zu "Münchhausen", dem prestigeträchtigen
Jubiläumsfilm der UFA.
Nach dem Zweiten Weltkrieg zog Kästner nach München, wo er bis 1948 das Feuilleton
der "Neuen Zeitung" leitete sowie die Kinder- und Jugendzeitschrift "Pinguin"
herausgab. Gleichzeitig widmete er sich verstärkt dem literarischen Kabarett. So arbeitete
er für "Die Schaubude" (1945-48) sowie "Die kleine Freiheit" (ab 1951) und für den
Hörfunk. In dieser Zeit entstanden zahlreiche Artikel, Lieder, Hörspiele, Reden und
Aufsätze, die sich mit dem Nationalsozialismus, dem Krieg und der Realität im zerstörten
Deutschland auseinander setzten. Kästners Optimismus der unmittelbaren Nachkriegszeit
wich aber mehr und mehr der Resignation darüber, wie die Westdeutschen mit
Währungsreform und Wirtschaftswunder versuchten, zur Tagesordnung überzugehen.
Hinzu kamen die bald erstarkenden Stimmen für eine Remilitarisierung. Seinem
Antimilitarismus blieb Kästner treu - er trat bei Ostermärschen als Redner auf und
wandte sich später auch entschieden gegen den Vietnamkrieg.
Kästner fand keinen Anschluss an die Nachkriegsliteratur. Er wurde in den 50er und 60er
Jahren überwiegend nur als Kinderbuchautor wahrgenommen und gewürdigt. Die
Wiederentdeckung seines literarischen Werks aus der Zeit der Weimarer Republik
begann erst ab den 70er Jahren ("Fabian" wurde erst 1980 verfilmt). Dennoch war
Kästner sehr erfolgreich. Seine Kinderbücher verkauften sich gut und wurden in
zahlreiche Sprachen übersetzt und verfilmt. 1949 veröffentlichte er die Kinderbücher
"Das doppelte Lottchen" und "Die Konferenz der Tiere". 1951 erhielt er das Filmband in
Gold für das Drehbuch des Films "Das doppelte Lottchen", 1956 den Literaturpreis der
Stadt München und 1957 den Georg-Büchner-Preis. Im selben Jahr veröffentlichte er
sein autobiographisches Buch "Als ich ein kleiner Junge war". 1959 wurde ihm das große
Bundesverdienstkreuz, 1960 der Hans-Christian-Andersen-Preis und 1968 der
Lessing-Ring zusammen mit dem Literaturpreis der deutschen Freimaurer verliehen.
1952-62 war Kästner Präsident des westdeutschen PEN-Zentrums. Außerdem war er
einer der Begründer der Internationalen Jugendbibliothek in München.
Kästner starb am 29. Juli 1974 im Alter von 75 Jahren in München. In Leipzig ist eine
Schule nach ihm benannt. Er war ein deutscher Schriftsteller, Drehbuchautor und
Kabarettist, der breiten Kreisen der deutschen Bevölkerung bis heute vor allem wegen
seiner humoristischen und zeitkritischen Gedichte und seiner humorvollen,
scharfsinnigen Kinderbücher bekannt ist. Bereits in den 20er Jahren besprach er
Schelllackplatten mit seinen zeitkritischen Gedichten. In den Verfilmungen seiner
Kinderbücher und bei Hörspielbearbeitungen war er mehrfach die Erzählerstimme. Er
besprach Gedichte für das "Literarische Archiv", bestritt literarische Soloabende und las
für den Hörfunk aus seinen Werken. Sein Lebensmotto lautete
"Es gibt nichts Gutes, außer: Man tut es!"
Quellen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Erich_Kästner, eingesehen am 07.02.2007
http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/KaestnerErich, eingesehen am 07.02.2007

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