life+science: Lehrerwettbewert: Einstein in die Schule
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life+science: Lehrerwettbewert: Einstein in die Schule
w w w f i l + e s e c n e ci Mai/Juni 2005 Dokumentation des Lehrerwettbewerbs zum Einstein-Jahr 2005 EINSTEIN IN DIE SCHULE Ausgezeichnete Konzepte für den Unterricht life + s +++ LEHRER-SPECIAL +++ LEHRER-SPECIAL +++ LEHRER-SPECIAL + + + + life + science 1 Inhalt Einstein in die Schule Ein Themenabend zu Albert Einstein KATRIN REUKAUF 2 2. Platz ¹ ! " # $ % & '( WebQuest: Albert Einstein – Leben und Werk HILDEGARD URBAN-WOLDRON 4 3. Platz Eine Reise aus der Zeit … mit Albert Einstein MELANIE MÜLLER 6 4. Platz Mit Einstein – gegen Denkgewohnheiten ELKE RIEDL 8 Sonderpreis Breitenwirkung Albert Einstein Superstar SONJA TOPHOFEN 9 5. Platz Brownsche Bewegung – Experimente zu Einsteins Therorie VOLKER MARTINI 10 Sonderpreis Mittelstufe „Das Genie“ – einmal ganz privat ARITE LÖSER 11 6.–10. Platz Einsteins spezielle Relativitätstheorie – Unterricht auf Basis von Computeranimationen ANDREAS HERZ 12 Sachanalyse … Annäherung an eine Biografie ANNETT POHLING 12 Hochgenaues GPS durch konstante Lichtgeschwindigkeit UDO SCHELB 13 Leben und Werk Einsteins als Spiel UTA THOMAS 14 Übungen zur Visualisierung von Längenkontraktion und Zeitdilation BEATE SCHUSTER/DIETER WITTENBERG 15 Sonderpreis Unterstufe rer-Wettbewerbs, den THINK ING. und Science on Stage Deutschland e.V. gemeinsam mit life + science Ende letzten Jahres initiiert haben. Die Zielsetzung des Wettbewerbs stellte gleichzeitig die Herausforderung an die Teilnehmer dar: Das Leben und Werk Albert Einsteins galt es mit kreativen Konzepten und innovativen Lehrmethoden nachhaltig an den Schulen in den Unterricht zu integrieren. Dem Einfallsreichtum waren dabei keine Grenzen gesetzt – Hauptsache das Unterrichtskonzept weckte das (natur-)wissenschaftliche Interesse der SchülerInnen. Sowohl von der Anzahl wie auch von der Qualität der eingereichten Konzepte waren Initiatoren und Jury überwältigt. Bei Science on Stage wurden insgesamt 118 Unterrichtskonzepte angemeldet – nicht nur aus dem Bundesgebiet. Auch deutsche Schulen im Ausland und Lehrer aus dem Nachbarland Österreich beteiligten sich am Wettbewerb. Bei einem solchen Feuerwerk an geistreichen Ideen, intelligenten Konzeptionen und originellen Umsetzungen hatte die Jury eine schwere Aufgabe vor sich. Bewertet wurde nach den Kriterien fachliche Richtigkeit und inhaltliche Tiefe, Originalität, Kreativität und Interdisziplinarität, didaktische und methodische Aufbereitung sowie die Umsetzbarkeit des Konzepts im Unterricht. Neben drei Reisen nach Genf zum Europäischen Wissenschaftsfestival „Science on Stage“ 2005 und Schulgeld für die besten Konzepte, gab es außerdem sieben Büchergutscheine zu gewinnen. Für die Unterstufe, die Mittelstufe und die Breitenwirkung einer Initiative wurden Sonderpreise ausgelobt. Die in diesem life + science Sonderheft kurz vorgestellten Arbeiten sollen einen Überblick über den erfolgreichen Wettbewerb geben und allen interessierten Lehrkräften Anregungen und innovative Unterrichtsansätze bieten. Die kompletten, ungekürzten Unterrichtskonzepte aller Preisträger können im Internet unter www.science-on-stage.de Optik mit Einstein RALF RICKEN 16 $a %% $ )%* Jury/Impressum 16 Viel Spaß beim Lesen und Entdecken! Grußwort Prof. Dr. Paul Söding, ehem. DESY-Forschungsdirektor Wir leben in einer hochkomplexen Welt, vieles scheint uns – und vieles ist – irreal oder gar irre. Nicht so die Natur – zwar ebenfalls hochkomplex, ist sie doch nie irreal. Sie gehorcht realen, verlässlichen Gesetzen. Und wie die Natur funktioniert, das lässt sich erforschen und – in Grenzen – durchschauen und verstehen. Dies heißt aber nicht, dass Naturgesetze nicht doch ‚irre’ erscheinen könnten! Etwa, dass Dinge zugleich hier und woanders sein oder sich durch ein schwarzes Loch für immer aus dem Universum verabschieden können. Neuartige Erkenntnisse erscheinen oft so paradox, dass selbst ihre Entdecker sich damit schwer tun. Und manchmal braucht es eine neue Wissenschaftlergeneration, bis sie sich durchsetzen. Einer der visionärsten Forscher war Albert Einstein. Wie wurde er das? Schon als Schüler stellte er sich Fragen, über die vor ihm wohl niemand ernsthaft nachgedacht hatte. Etwa die, was man sehen würde, wenn man sich so schnell wie das Licht bewegt. Durch jahrelanges tiefes Nachsinnen über solche Fragen entdeckte er, dass alle bisherigen Vorstellungen über die Zeit einem grundlegenden Irrtum aufgesessen waren. Und fand die berühmte Gleichung E = mc2, die Masse auf Energie zurückführt – heute eine Grundlage unseres Wissens und unserer Technologie. Er selbst wunderte sich nicht wenig, dass er das hatte schaffen können – dass es menschlicher Einsicht möglich war. „Das Unbegreiflichste an der Natur ist, dass sie begreifbar ist.“ Dabei kommt man, wenn man nicht gerade Einstein ist, zwar nur in kleinen Schritten voran. Aber es lohnt sich, denn eine Entdeckung zu machen gehört zu den schönsten Erlebnissen. Ich möchte allen engagierten Lehrerinnen und Lehrern dafür danken, dass sie mit ihren Unterrichtskonzepten das Interesse und die Begeisterung für Naturwissenschaften in der Schule wecken. Ich gratuliere den Preisträgern und wünsche allen an diesem Projekt beteiligten Partnern für die Zukunft bestes Gelingen. life + s c i e n c e 1 Ein Themenabend zu Albert Einstein Kunst Theatergruppe Musik Themenabend Albert Einstein Das Schiller-Gymnasium Hof gestaltet für Schüler, Eltern und Gäste einen Themenabend Deutsch Chemie „Albert Einstein“. Neben kurzen Fachvorträgen über die historische Bedeutung des Physikers, seinen Anteil an der Entwicklung der Atombombe und die Relativitätstheorie erwartet die Gäste auch Musik, Theater, Kunst und vieles mehr. Fachgebiete: Chemie, Deutsch, Ethik, Kunst, Musik, Physik, Theatergruppe Altersgruppe: 16 bis 18 Jahre Konzepte: Im „Einsteinjahr“ und weltweiten „Jahr der Physik“ 2005 haben sich sieben Kollegen des Schiller-Gymnasiums mit ihren Schülern zusammengetan, um sich der Person Albert Einsteins, seinen wissenschaftlichen Ideen und seiner gesellschaftlichen Bedeutung in einem gemischten Themenabend zu nähern. Aufgrund der Lehrplansituation in Bayern und der Tatsache, dass die Auseinandersetzung mit Albert Einstein und seinem Werk keine leichte Angelegenheit ist, hat sich das Schiller-Gymnasium dazu entschieden, vor allem Schüler der 12. Jahrgangsstufe zur Mitarbeit zu motivieren. In Grund- und Leistungskursen sowie in Arbeitsgemeinschaften der Fächer Chemie, Deutsch, Ethik, Kunst, Musik, Physik, Theatergruppe werden Materialien unter verschiedenen Aspekten aufgearbeitet, um dann kurze Fachvorträge und Präsentationen in den Themenabend einfließen zu lassen. Katrin Reukauf Schiller-Gymnasium in Hof Biologie, Chemie „Es ist wichtig, die Dinge nicht nur einseitig, sondern aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. Das macht sie noch interessanter.“ 2 life + s c i e n c e L e h r e r w e t t b e w e r b Die Vorträge und Präsentationen erarbeiten die Schüler mit Hilfe der Lehrkräfte größtenteils selbst. Am Themenabend stehen jeder Schülergruppe ca. 15 Minuten zur Verfügung. Das Programm der Theatergruppe wird ungefähr 30 Minuten dauern. Projektbeschreibungen Fach: Chemie Beim Namen Albert Einstein denkt man sofort an seine berühmte Formel E=mc2 und die Atombombe. Daher hat der Leistungskurs Chemie den Komplex Einstein und Energie als Thema gewählt. In drei Kurzreferaten, die von jeweils zwei Schülern gehalten werden, geht es um die theoretischen Grundlagen der Kernenergie, die Atombombe und die friedliche Nutzung der Atomspaltung und -fusion. Der erste Teil beschreibt die Herleitung der Formel E=mc2. Es folgt ein Überblick über die Anwendungsgebiete des Massendefekts inklusive eines Ausblicks in die Zukunft. Anschließend wird dargestellt, warum Einstein nicht Vater der Atombombe ist. Im zweiten Referat geben die Schüler einen kurzen Einblick in die Geschichte der Atombombe sowie die Auswirkungen einer atomaren Explosion. Sie erläutern Bau und Wirkungsweise der Bombe und die ablaufende Kettenreaktion. Schließlich behandelt der dritte Teil die friedliche Nutzung der Kernenergie. Neben der Funktionsweise von Spaltungsreaktoren werden am Beispiel des ITER das Prinzip der Kernfusion und ihre Perspektiven besprochen. Auch die Nachteile von Kernenergie wie die Frage des radioaktiven Mülls werden thematisiert. Fach: Deutsch Die Person Albert Einstein und deren Leistungen bieten auch im Fach Deutsch zahlreiche Physik Ethik Anknüpfungsmöglichkeiten. Der Mensch im Kontext von Wissenschaft und Verantwortung kann in der 10. Jahrgangsstufe im Rahmen von sachlichen Erörterungen und literarischen Betrachtungen Thema des Unterrichts sein. Als literarische Gegenstände bieten sich u.a. Friedrich Dürrenmatts Drama „Die Physiker“, in dem die Figur Einstein eine zentrale Rolle spielt, oder Heiner Kipphardts Dokumentardrama „In der Sache J. Robert Oppenheimer“, in dem Einstein lediglich inhaltlich erwähnt wird, die Thematik der Verantwortung von Wissenschaftlern jedoch zentral ist, an. Die Schüler erarbeiten mit Blick auf das Drama selbstständig und zielgerichtet einen Vortrag zu Albert Einstein. Dabei setzen sie den Wissenschaftler und Privatmann in den Kontext von Forschung und Verantwortung. Fach: Ethik Im Fach Ethik beschäftigen sich die Schüler mit der Frage der Verantwortung und des freien Willens. In einem Redebeitrag, der in Dialogform gestaltet werden kann, gehen sie auf eines der beiden Problemfelder ein. Ausgehend von der Philosophiegeschichte wird insbesondere die Theorie der Verantwortungsethik von Hans Jonas vorgestellt und anschließend auf ein praktisches Beispiel angewandt. Die erkenntnisleitende Frage ist, inwieweit ein theoretischer Physiker wie Albert Einstein mitverantwortlich für die Entwicklung und den Einsatz einer so fürchterlichen Waffe wie der Atombombe ist. Erweiternd wird darüber nachgedacht, wer denn überhaupt Verantwortung trägt, der Wissenschaftler, der Techniker, der Politiker, der Soldat? Alternativ erörtern die Schüler, inwieweit das naturwissenschaftliche Weltbild seit Albert Einstein, das sich von der strengen Kausalität abgewandt hat, Einflüsse auf die Frage hat, ob der Mensch frei oder determiniert ist. Viele Aspek- © Schiller-Gymnasium Hof 1. Platz Fach: Kunst „Das Schönste, was wir erleben können, ist das Geheimnisvolle. Es ist das Grundgefühl, das an der Wiege von wahrer Wissenschaft und Kunst steht. Wer es nicht kennt und sich nicht mehr wundern oder staunen kann, der ist sozusagen tot und sein Auge erloschen.“ Albert Einstein Künstler wie Klee, Picasso und Duchamp stellten sich in der Malerei der großen ästhetischen Herausforderung der Relativitätstheorie und versuchten, zum Beispiel durch kubistische Elemente, die Simultanität der Zeit darzustellen und damit alte Ordnungen aufzubrechen – bis hin zur Abstraktion: „Nichtcomponiertes im Raum“ (1927) von Paul Klee steht als Beispiel hierfür. Albert Einstein selbst hingegen konnte als Wissenschaftler mit der Kunst nicht wirklich etwas anfangen. Er grenzte sich klar ab von Dingen, die ihm wichtig waren und solchen, die ihm nicht weiter von Bedeutung erschienen. Überraschendes Beispiel: Das Genie wollte nicht einmal Kopfrechnen – zu unwichtig nach seiner Auffassung. Und den künstlerischen Lärm um seine Relativitätstheorie tat er als Unsinn ab, über den ihm zu Ehren von Erich Mendelsohn erbauten Einstein-Turm in Potsdam äußerte er sich sogar abfällig. Einsteins Theorie rührte am Weltbild. Der Beitrag der Schüler im Fach Kunst wird am Einstein-Bild rühren. Mit digitalen Werkzeugen formen und deuten sie Einsteins Fotografien um. Die Ergebnisse werden in einer Ausstellung gezeigt und diskutiert. Fach: Musik Weil Einstein selbst nicht komponiert hat, bzw. keine Kompositionen von ihm bekannt sind, existieren nur wenige Informationsquellen über sein musikalisches Leben. Beim Themenabend werden musikalische Beiträge einzelne Referate, Vorträge und Schauspiele anreichern bzw. untermalen. Eine kurze „musikalische Situationsbeschreibung“ Einsteins zeigt knapp, woher seine Musikbegeisterung rührte und wie er sie in seinem Leben als Physiker auslebte. Es ist bekannt, dass Einstein oft und gerne im Trio oder Quartett musiziert hat. Zugunsten humanitärer Aktionen gab er sogar Konzerte. Schülerinnen und Schüler aus dem Grundkurs Musik haben Einsteins musikalisches Leben recherchiert und werden beim Themenabend praktische Musikbeispiele zu Gehör bringen. Knappe Erläuterungen vor den jeweiligen Musikstücken geben Einsicht in die musiktheoretischen Umstände. Die Umsetzung erfolgt als konzertante Auftritte, sowie als Ergänzung/Mitwirkung beim Schauspiel. Fach: Physik Zu den seltsamsten Konsequenzen aus Einsteins Spezieller Relativitätstheorie gehört die Abhängigkeit der Zeit vom Bezugssystem. Berühmt geworden ist das so genannte Zwillingsparadoxon: Ein Zwilling fliegt in einem Raumschiff mit annähernd Lichtgeschwindigkeit von der Erde weg und kehrt wieder zurück. Als er aus dem Raumschiff steigt, stellt er fest, dass sein auf der Erde gebliebener Zwilling um mehrere Jahre stärker gealtert ist als er selbst. Zwei Schülerinnen des Leistungskurses Physik haben sich im Rahmen ihrer Facharbeiten mit den Grundlagen dieses Paradoxons beschäftigt und © Picture-Alliance/dpa te – philosophische ebenso wie soziologische, psychologische oder vor allem biologische – sprechen für eine weitgehende Determination des Menschen. Das Einladungsplakat zum Themenabend stellen es zusammen mit weiteren Schülern des Leistungskurses sowie der Klasse 11b vor. Ziel ist es, im Rahmen dieser Veranstaltung Interesse für weitergehende Fragestellungen zu wecken, so wie Einstein es formulierte: „Ich habe keine besondere Begabung, sondern bin nur leidenschaftlich neugierig.“ Dabei beziehen die Schüler mathematische Überlegungen mit ein, auch wenn Einstein feststellen musste: „Seit die Mathematiker über die Relativitätstheorie hergefallen sind, verstehe ich sie selbst nicht mehr.“ Einer Darstellung der Physik gegen Ende des 19. Jahrhunderts folgt eine Einführung in die Spezielle Relativitätstheorie, ihre Postulate und die daraus entstehenden Folgerungen für Raum und Zeit. Die Bedeutung mathematischer Transformationen wird anhand realer Experimente gezeigt, mit denen das Zwillingsparadoxon empirisch bestätigt wurde. Ein Blick auf kritische Stimmen und die weitere Entwicklung der Relativitätstheorie bildet den Abschluss des Beitrags. Arbeitsgruppe: Theater Die zentrale Frage des Theaters ist die Frage nach der Motivation von Menschen: Warum handelt ein Mensch auf diese oder jene Weise? Was treibt ihn an, wo sitzen seine Sorgen und Ängste? Kann man als Schauspieler dies nachempfinden und als einen Teil seines eigenen Lebens sehen? Die Schüler der Theatergruppe haben daher vor allem versucht, den Menschen Albert Einstein kennen zu lernen. Bei der Suche nach Einsteins Persönlichkeit ist aufgefallen, dass ihm vor allem seine Ideen zur Entwicklung der Atombombe im Laufe seines Lebens immer wieder zu schaffen gemacht haben und ihn weitgehend beschäftigten. Seine Verantwortung als Physiker, die er durch diese Entdeckung sehr bewusst wahrgenommen hat, hat ihn zu der Frage geführt: Welche Verantwortung hat er als Physiker für die Wissenschaft, aber auch für die Menschheit? Kein anderes Drama erzählt von diesem Gefühlschaos eines Menschen besser als Dürrenmatts „Die Physiker“. Die Theatergruppe tastet sich an berühmte Szenen heran und reflektiert diese vor dem genannten Hintergrund. life + s c i e n c e L e h r e r w e t t b e w e r b 3 2. Platz WebQuest: Albert Einstein – Leben und Werk Bei einem Webquest geht es vor allem darum, Computer und Internet als Werkzeuge einzusetzen, unterschiedliche Medien und Quellen zu nutzen und Inhalte zu beund verarbeiten. Ein zentraler Punkt ist, wie Informationen bewertet werden, wie mit anderen arbeitsteilig kooperiert wird, um so gemeinsam zu einem Ergebnis gelangen zu können, das am Ende des Prozesses in einer zu vereinbarenden Form (ob als Plakat, Handout, Powerpoint-Präsentation oder als Webseite) präsentiert wird. Das vorgelegte Webquest zu Albert Einstein eignet sich zum Selbststudium greifende Themen sowie fächerverbindende Ansätze und Fragestellungen: ➜ Albert Einstein – wer war das? ➜ Der Wandel des naturwissenschaftlichen Weltbildes, die Bedeutung Einsteins für unsere Gesellschaft und insbesondere seine Spuren in der Literatur. ➜ Die Frage nach der Verantwortung des Naturwissenschaftlers für die Anwendung seiner Erkenntnisse. ➜ Einstein als Pazifist – seine Opposition zu den Zielvorstellungen der Nationalsozialisten und schließlich seine Emigration aus der Heimat. ➜ Wie wurde die Biographie Einsteins durch seine ethische Grundhaltung geprägt? wie als Ergänzung zum Präsenzunterricht. Auszüge aus dem Webquest zu Einstein Altersgruppe: ab 8. Klasse Konzept: Wird ein Webquest im Unterricht eingesetzt, tritt die Lehrkraft als Fachperson in Erscheinung, die das Erarbeitete bewertet und bei Fehlern korrigierend eingreift. Webquests zu erstellen, verlangt vor allem pädagogische Fähigkeiten und lediglich allgemeine PC-Kompetenzen. Diese beschränken sich im Großen und Ganzen auf gute Kenntnisse einer Textverarbeitung, um die Aufgabe den SchülerInnen auf einem Blatt Papier aushändigen zu können, und auf Suchkompetenzen, damit man in der Lage ist, genaue Web-Adressen anzugeben, damit die SchülerInnen im Unterricht nicht unnötig Zeit mit dem Suchen von Informationen verschwenden müssen. Wichtig ist jedoch, Hildegard Urban-Woldron Gymnasium Sacre Coeur in Pressbaum (Österreich) Mathematik, Physik, Informatik „Ich habe keine besondere Begabung, sondern ich bin nur leidenschaftlich Albert Einstein neugierig!“ 4 life + s c i e n c e L e h r e r w e t t b e w e r b dass nicht nur exklusiv und in jeder Phase das Internet genutzt wird, sondern wenn möglich unterschiedliche Medien (Zeitungen, Zeitschriften, Grafiken, Bücher, Videos usw.) eingebunden werden. Webquests orientieren sich eng am Modell des problemorientierten Lernens. Dabei unterstützen die LehrerInnen die Lernenden durch eine klar strukturierte Aufgabenstellung, fördern damit das selbst gesteuerte Lernen sowie das gemeinschaftliche Lernen in der Kleingruppe und halten sich während der Bearbeitung der Aufgabe eher zurück und wirken in der Klasse lediglich beratend mit. Voraussetzung dafür sind allerdings geeignete Kontexte, die es zu schaffen gilt. Lernen anhand von authentischen, interessanten, vielleicht auch betroffen machenden Themen motiviert die SchülerInnen. Zielsetzungen Im Brennpunkt des Wissenschaftsjahres 2005 soll keineswegs „nur“ die Umwälzung unseres physikalischen Weltbildes durch Albert Einstein stehen, sondern auch die Persönlichkeit und die Biographie des genialen Wissenschaftlers. Mit Hilfe von Internet-Recherchen und der Präsentation von Ergebnissen (z.B. in Form einer Website, einer Ausstellung, einer Aufführung oder auf Postern im Schulhaus) lässt sich ein breites Spektrum von Lernzielen umsetzen. Diese eignen sich für fächerüber- Liebe Schülerin, lieber Schüler! Die Wissenschaft steckt voller Geheimnisse. Sie stellt die Welt nicht dar, sondern gibt ihr nur eine Form. Theoriegesetze sind Fiktionen. Mache dich auf die spannende Reise, entdecke einige dieser Geheimnisse und erlebe interessante Einblicke in das Leben und das Werk eines ganz großen Wissenschaftlers. Einstein war vieles in einer Person: genialer Physiker, Ingenieur, Mathematiker und vor allem ein Neugieriger! Was für ihn am allerwichtigsten war: die Freiheit, seine Genialität ausleben zu können. Eine Auswahl an Zitaten von Albert Einstein: „Mein Labor ist das Papier, auf dem ich schreibe.“ „Zwei Dinge sind unendlich: Das Universum und die menschliche Dummheit. Aber beim Universum bin ich mir nicht ganz sicher.“ „Woher kommt es, dass mich niemand versteht und jeder mag?“ „Ich verachte alle, die es lieben im Takt der Musik zu marschieren, denn sie haben ihr Gehirn nur aus Zufall bekommen, ein Rückgrat hätte dazu vollkommen gereicht.“ Albert Einstein wurde so oft fotografiert, dass er einmal einem Fremden, der ihn nach seinem Beruf fragte, antwortete: „Ich bin Fotomodell.“ Einführung: Von langsamen Uhren und verbogenen Räumen Zwei physikalische Theorien haben zu Beginn des 20. Jahrhunderts unser Weltbild revolutioniert: die Quantenmechanik und die Relativitätstheorie. Während die Quantenmechanik aus der gemeinsamen Anstrengung einer größeren Gruppe von Physikern hervorging, hat die Relativitätstheorie nur einen Schöpfer: Albert Einstein (15. März 1879–18. April 1955). Er hob im Jahr 1905 als Schweizer Fachlehrer für Mathematik und Physik, der als technischer Experte III. Klasse am Patentamt arbeitete, die Welt aus den Angeln. 1905, in seinem Wunderjahr, erschienen gleich sechs Arbeiten. Für eine erhielt er später den Nobelpreis für Physik, eine der anderen ging als Spezielle Relativitätstheorie in die Geschichte der Physik ein. „Was würde geschehen, wenn ich hinter einem Lichtstrahl hereilen und ihn schließlich einholen würde?“ Diese Frage stellte Albert Einstein als 17-jähriger. Einige Jahre später hatte er diesen Gedankengang vollendet und damit die alten Vorstellungen von der Beschaffenheit von Raum und Zeit – über 200 Jahre bestehendes Gedankengut – hinfällig gemacht. Mit seiner allgemeinen Relativitätstheorie revolutionierte Albert Einstein auch die Vorstellung des Raumes. Nach seiner Vorstellung war er ein „dynamisches Gebilde“. Als sich eine seiner Vorhersagen 1919 bei einer totalen Sonnenfinsternis bestätigen ließ, wurde der einstige Patentbeamte aus Bern schließlich zu einer Größe der Weltgeschichte. Einsteins berühmte Formel beschreibt auch die ungeheure Zerstörungskraft von Atombomben: Auch kleine Massen enthalten sehr viel Energie, „c“ ist die Lichtgeschwindigkeit von knapp 300.000 km/s! Während die Formel E = mc2 in unserem Leben unübersehbare Auswirkungen hat, sind die übrigen Effekte der Relativitätstheorie im Allgemeinen so gering, dass wir sie im Alltag nicht direkt bemerken. Ohne Kenntnis der Relativitätstheorie ließe sich z.B. ein Ortungssystem wie GPS gar nicht realisieren. Die Relativitätstheorie ist heute ein fester Bestandteil der modernen Physik, in zahlreichen Experimenten wurde sie bestätigt. Heute haben es sich die Theoretiker zum Ziel gesetzt, die beiden Fundamentalbeschreibungen der Natur, die Quantenmechanik und die Relativitätstheorie, in einer übergeordneten Theorie zu vereinen – bislang ohne Erfolg. Auch Albert Einstein scheiterte an dieser Aufgabe. Er starb am 18. April 1955. ➜ Physiker, Nobelpreisträger, Atombombe, E=mc2, Relativitätstheorie ... das sind Schlagworte, die auch heute noch mit dem Namen „Albert Einstein“ verbunden sind. ➜ Aber wer weiß schon, dass Einstein bei- nahe Präsident von Israel geworden wäre? ➜ Welche Schuld trifft ihn wirklich am Bau der Atombombe? ➜ Und was ist dran an der Behauptung, dass das Genie Einstein in der Schule ein schwacher Schüler war? ➜ Wie ist das mit Zeitreisen? Was bremst das Licht ab? ➜ Wer hätte gedacht, dass Einstein auch praktisch veranlagt war? ➜ Wie sähe die Welt aus, wenn wir uns mit Fast-Lichtgeschwindigkeit darin bewegen würden? Vielleicht gelingt es dir, liebe(r) Schüler(in), abgesehen von der Bearbeitung der wissenschaftlichen Leistungen Einsteins, hinter dem Mythos Einstein das wahre Bild des Menschen hervorscheinen zu lassen, der sehr viel widersprüchlicher, aber kaum weniger bemerkenswert als seine Legende war. Zeige auf, dass der Mensch Einstein von starken Ambivalenzen geprägt war: Der Erneuerer der Physik stellte sich später halsstarrig der Weiterentwicklung der Quantentheorie in den Weg; der überzeugte Pazifist plädierte für den Bau der Atombombe, der gutmütige Menschenfreund hatte ein seltenes Talent, Freunde und Angehörige tief zu verletzen. Er wurde zum ersten Medienstar der Wissenschaft, der seine öffentliche Wirkung zu nutzen verstand – und sich zugleich über den Rummel der Medien beklagte: „Der Gegensatz zwischen der öffentlichen Einschätzung meiner Kräfte und Leistungen zur Wirklichkeit ist einfach grotesk.“ Aufgabe: Stelle das Leben und Wirken von Albert Einstein dar! ➜ Ein Vorschlag: Du bist z.B. Journalist und sollst für ein bekanntes Magazin über das Thema recherchieren. ➜ Vielleicht fallen dir aber selbst weitere Ausgangssituationen ein? Zum Pflichtprogramm gehören dabei folgende Aspekte: 1 Nimm zu Albert Einstein Stellung. ➜ Welchen Eindruck hast du von dieser Persönlichkeit durch die Beschäftigung mit den Lernmaterialien gewonnen? ➜ Wie beurteilst du Albert Einstein und sein Werk? ➜ Was waren für dich wichtige Aspekte der Bearbeitung und der Auswahl der Unterlagen? Briefmarke aus der Schweiz ➜ Was hat dich überhaupt nicht angesprochen und warum nicht? Was wird dir in Erinnerung bleiben? ➜ Was hast du persönlich aus der Bearbeitung des Themas und der Beschäftigung mit den Materialien gelernt? 2 Stelle Albert Einstein als Person und Mensch möglichst umfassend und kreativ dar. ➜ Verfasse einen Kommentar in einer Tagesoder Wochenzeitung zu den Ereignissen rund um die Sonnenfinsternis im Mai 1919. ➜ Gestalte ein Interview mit Albert Einstein nach der Explosion der Atombomben in Hiroshima und Nagasaki. ➜ Welche eigenen guten Ideen hast du (nach vollständiger Durchsicht der Lernmaterialien), die Leistungen des großen Wissenschaftlers auf kreative Weise zu präsentieren? Hilfen und Hinweise für die Schüler Die Erarbeitung eines so großen und umfangreichen Themenkomplexes setzt eine gut geplante Vorgehensweise voraus. Das Webquest enthält Vorschläge, wie die Aufgaben auf die Schüler verteilt und zeitlich koordiniert werden können. Eine umfangreiche Sammlung kommentierter Hyperlinks leitet die Schüler bei ihrer Informationssuche im Internet. Ein Teil der Quellen ist in englischer Sprache und erfordert so ein interdisziplinäres Vorgehen. Neben erklärenden Texten zu Einsteins Leben und Werk sind im World Wide Web auch Faksimiles seiner Aufsätze, Simulationen und Animationen sowie ganze Online-Kurse zu finden. Die Bewertung der Schülerarbeit erfolgt nach offenen Kriterien, die den Schülern bekannt sind. Es gibt Punkte für die Richtigkeit der Aussagen, die Vollständigkeit der Analyse, die Gestaltung der Ergebnisse sowie die Präsentation der Ergebnisse. life + s c i e n c e L e h r e r w e t t b e w e r b 5 3. Platz Eine Reise aus der Zeit … mit Albert Einstein In der Nähe der Erde wird ein Schwarzes Loch entdeckt … Diese Situation spielen Lehrkraft und Schüler gemeinsam durch. Da die Erforschung des Schwarzen Lochs ein Generationenprojekt ist, sucht die ESA junge Menschen, die mithelfen. Die Klasse bekommt den Auftrag, eine Raumkarte zu erstellen. Hilfe erhält sie aus alten Briefen eines geheimnisvollen Wissenschaftlers, der aus seinem Leben erzählt und seine Theorien erklärt. Fachgebiete: Mathematik, Deutsch, Physik, Geschichte, Bildende Kunst, Technik Altersgruppe: Klasse 12/13 Wahlthema (alternativ Ende Klasse 11 als Großprojekt/ Projekttage) Konzept: „Unterricht sollte so sein, dass das Gebotene als wertvolle Gabe empfunden wird und nicht als harte Pflicht.“ (Albert Einstein, 1952) Dem Gedanken des Zitats folgend, bringt dieses Unterrichtskonzept den Schülern das Leben und Werk Albert Einsteins im Rahmen einer fiktiven Situation näher: In der Nähe der Erde wird ein Schwarzes Loch entdeckt. Die ESA beschließt, in einem großen, generationenübergreifenden Forschungsprojekt das Schwarze Loch genau zu untersuchen und somit die Relativitätstheorie Einsteins in noch nie geahntem Maße experimentell zu überprüfen. Die Schüler und der Lehrer schlüpfen in die Rolle einer ausgewählten Schulklasse, Melanie Müller Albert-EinsteinGymnasium in Reutlingen Mathematik, Deutsch „Unterricht sollte so sein, dass das Gebotene als wertvolle Gabe empfunden wird und nicht als harte Albert Einstein Pflicht.“ 6 life + s c i e n c e L e h r e r w e t t b e w e r b die aufgefordert ist, mitzuhelfen und als erste Aufgabe eine Raumkarte für die Umgebung des Schwarzen Lochs zu entwickeln. Da die Schüler natürlich kaum etwas von Einsteins Theorien, von Schwarzen Löchern oder gekrümmten Räumen wissen, bekommen sie Hilfe aus alten Briefen eines Wissenschaftlers, der die Situation schon lange vorhergesehen hatte. Im Laufe des Unterrichtsprojektes lernen die Schüler so das Leben und Werk des alten Wissenschaftlers kennen, der sich natürlich als Albert Einstein herausstellt. In dieses Unterrichtsprojekt können neben Physik viele Fächer eingebunden werden: Die Lektüre der Briefe, deren Texte aus L. Novellis Buch „Einstein und die Zeitmaschinen“ entnommen sind (Fach Deutsch), enthalten immer wieder Erklärungen zu Einsteins Theorien (Fach Physik) und zum geschichtlichen Hintergrund der Zeit, in der Einstein aufwuchs (Fach Geschichte). Der Konstruktion (Fach Mathematik) und dem Bau der Modelle im Technikraum (Fach Bildende Kunst/Technik) schließen sich Berechnungen zu Umfang, Oberfläche und Rauminhalt der Modelle an (Fach Mathematik). Die Teilergebnisse, die von den Schülern immer wieder präsentiert werden, fließen ebenfalls ins Fach Deutsch ein. Das Unterrichtsprojekt ist wegen der hohen Anforderungen an die Schüler für die 12./13. Klasse geeignet, entweder im Rahmen von Projekttagen oder als fächerübergreifendes Wahlthema zwischen schriftlichem und mündlichem Abitur. Die Schüler erfahren so am Ende ihrer Schulzeit, dass ein Schulfach nicht nur Selbstzweck hat, sondern auch mit anderen Fächern verknüpft werden kann, um ein übergeordnetes Problem zu lösen. Alternativ könnte man natürlich das Projekt in einer Kompaktphase durchführen und dafür die anderen Fachlehrer mit einbeziehen. Es ergibt sich folgende Grobgliederung für den Unterricht: I. Einführung in das Thema 1. Std. Konfrontation mit dem fiktiven Problem „Schwarzes Loch in der Nähe der Erde“, Beginn der Arbeit an einem fiktiven Projekt der ESA Als Einstieg schließen die Schüler ihre Augen und begeben sich gemeinsam mit dem Lehrer auf eine Phantasiereise: „Stellt euch vor, ihr schlagt eines Morgens beim Frühstück die Zeitung auf und lest folgenden Artikel.“ Mit diesen Worten leitet er das Projekt ein. Er liest zwei frei erfundene Artikel aus Tageszeitungen vor und teilt anschließend Kopien des offiziell aussehenden „Briefes der ESA“ aus. Darin werden die Schüler aufgefordert, sich aktiv an dem Forschungsprojekt zu beteiligen. Ihre erste Aufgabe besteht darin, eine dreidimensionale Raumkarte der Umgebung des Schwarzen Lochs zu erstellen. Dazu sammelt die Klasse als Hausaufgabe erste Vorschläge. 2. Std. Öffnen einer geheimnisvollen Kiste: Erste Annäherung an die Person Albert Einsteins Die Besprechung der Hausaufgabe zeigt, dass die Schüler noch zu wenige Informationen haben; eventuell gibt es Vorschläge von zweidimensionalen Karten oder einer dreidimensionalen Zeichnung, etc. Der Lehrer schlägt vor, die geheimnisvolle Kiste zu öffnen, die dem Brief der ESA beigelegt war. Gemeinsam liest die Klasse den ersten Brief. Als Hausaufgabe fertigen die Schüler DIN A5Karteikarten an, die die neuen und wichtigen Informationen daraus enthalten. 3.–5. Std. Bekanntwerden mit der Biographie und dem Werk Albert Einsteins über „seine“ Briefe aus der Kiste Die in der Hausaufgabe angefertigten Karten werden in Plakate an einer Stellwand integriert. In arbeitsteiliger Gruppenarbeit bearbeiten sie dann weitere Briefe. Es stellt sich heraus, dass in den Briefen biographische Elemente immer wieder von theoretischen Erklärungen durchbrochen werden. Diese notieren die Schüler auf neuen DIN A5-Karteikarten und befestigen sie nach ihrer Präsentation an der Stellwand. Mit dieser Methode haben die Schüler am Ende alle wichtigen Informationen vor sich auf ihren Plakaten. II. Einstieg in die Theorie Einsteins – Bau des 1. Modells 6. Std. Einstieg in die Relativitätstheorie Gemeinsam mit dem Lehrer werden alle Informationen an der Stellwand sortiert und gebündelt. In einer anschließenden Diskussion, deren Leitfrage lautet „Wie können wir das Problem, eine Landkarte für das Kontrollzentrum der ESA zu erstellen, nun lösen?“, kommt die Klasse zum Schluss, dass nur eine dreidimensionale Karte die Umgebung des Schwarzen Lochs verdeutlichen kann. Sinnvoll erscheint das Modell einer Kugel, die aus vielen kleinen Plexiglas-Sektoren zusammengesetzt ist. In einer solchen Raumkarte kann man auch die Bahnen der Forschungssonden markieren, die dann sogar von allen Seiten aus sichtbar sind. Als Hausaufgabe basteln die Schüler aus dem Bastelbogen, den sie vom Lehrer erhalten, einen kleinen Teil der Kugel. 7./8. Std. Bau des 1. Modells (dreidimensionale Raumkarte) In Gruppen erstellen die Schüler arbeitsteilig die noch fehlenden Netze, so dass sie am Schluss eine volle Halbkugel zusammensetzen können. Die Vorlagen werden in den folgenden Stunden auf Pappe übertragen, ausgeschnitten und zusammengeklebt. Im Anschluss kann die Halbkugel im Klassenzimmer auf einem Tisch vor der Info-Stellwand zusammengesetzt werden. III. Weiterführung der Theorie Einsteins – Bau des 2. Modells 9. Std. Der gekrümmte Raum und die Erkenntnis, dass die Raumkarte so nicht funktionieren kann Als Einstieg zeigt der Lehrer den letzten Brief Einsteins aus der Kiste, der als einziger noch nicht geöffnet wurde. Sein Inhalt macht deutlich, dass die Eigenschaften des gekrümmten Raums in der Umgebung des Schwarzen Dreidimesionales Modell für den gekrümmten Raum Lochs mit dem ersten Modell nicht ausreichend dargestellt sind. In einer Anlage liefert Einstein Bastelvorschriften für ein verbessertes Modell. Gemeinsam wird aus den neuen Bastelbögen ein Teil der neuen Halbkugel gebastelt. Die Schüler erkennen, dass beim 2. Modell zwar einzelne Flächen genau aufeinander passen, beim Zusammensetzen der fertigen Sektoren jedoch überall Zwischenräume bleiben. Dies kann mit dem jetzigen Wissensstand noch nicht erklärt werden. 10.–12. Std. Bau des 2. Modells (dreidimensionale Karte eines gekrümmten Raumes) In Gruppen erstellen die Schüler arbeitsteilig die noch fehlenden Netze, sodass am Schluss wieder eine ganze Halbkugel gebaut werden kann. Im Vergleich zum ersten Modell zeigen sich die andersartigen Eigenschaften des gekrümmten Raums. IV. Anschauliche Vorstellung eines gekrümmten Raums 13. Std. Das Flächenland – Sicht der Welt aus der Perspektive einer Raupe Das Modell für die ESA ist fertig – aber eine Vorstellung vom gekrümmten Raum haben die Schüler noch nicht. Deshalb wählt der Lehrer als Einstieg einen Auszug aus Abbotts Roman „Flächenland“. Darin ist beschrieben, wie für zweidimensionale Wesen eine Münze auf einem Blatt Papier aussehen würde: ein Strich. In Gruppen basteln die Schüler arbeitsteilig ein flaches (hellgrünes) und ein gekrümmtes (dunkelgrünes) Salatblatt; eine Gruppe versucht, die einzelnen Sektoren des gewölbten Blattes zu einem zusammenhängenden Salatblatt zu kombinieren. Die Schüler erkennen, dass wenn eine Raupe (als Flächenlandbewohner) ihr flaches Salatblatt in Sektoren auseinander nagen würde, es ohne Lücke Bastelbögen für flache und gekrümmte „Salatblätter“ wieder zusammensetzbar wäre. Wenn sie allerdings ihr gekrümmtes Salatblatt in Sektoren zernagen würde, würden die einzelnen Stücke auf dem Tisch nicht mehr zusammenpassen. Aus der Sicht eines Flächenwesens ist das unvorstellbar, aber für uns als Außenstehende, von einer „höheren Dimension“ Zuschauende, ist natürlich klar, dass man eine gekrümmte Fläche nicht in der Ebene ausbreiten kann, ohne sie zu zerreißen. 14. Std. Das Raumland – Sicht der Welt in der Nähe des Schwarzen Lochs Gemeinsam werden die gebauten Halbkugeln betrachtet und mit den SalatblattModellen verglichen. Die Schüler erkennen, dass die 2. Halbkugel dem gekrümmten Salatblatt entspricht und ein Stück gekrümmten Raum zeigt. Genauso wenig wie die einzelnen Sektoren des gekrümmten Salatblattes auf der ebenen Tischplatte zusammenpassen, passen die Stücke des gekrümmten Raumes hier im ungekrümmten Klassenzimmer zusammen. Aber maßstabsgetreu vergrößert könnte man sie lückenlos um das Schwarze Loch herum anordnen. Umgekehrt würde ein maßstabsgerecht verkleinertes Schwarzes Loch, das man ins Zentrum der Halbkugel setzen würde, den Raum so krümmen, dass die Pappsektoren zusammenpassen würden. V. Abschlussbesprechung: „Zurück in die Gegenwart ...“ 15. Std. Lesen des letzten Briefes und Zusammenführen des Gelernten Der Lehrer berichtet vom heutigen Stand der Forschung und von zwei bekannten Schwarzen Löchern (V4641 im Sternbild Schütze und Zentrum der Milchstraße). Er erläutert am Beispiel eines Fotos von einer Gravitationslinse, wie Gravitation sogar die Ausbreitungsrichtung des Lichtes beeinflusst. life + s c i e n c e L e h r e r w e t t b e w e r b 7 4. Platz Mit Einstein – gegen Denkgewohnheiten In Zusammenarbeit mit Partnern von halleschen Hochschulen nähern sich Schülergruppen der Person Einstein und seinem Wirken aus verschiedenen Richtungen. Dadurch öffnet sich einerseits die Schule nach außen und gibt ihren Schülern andererseits Gelegenheit, Kontakte zu den Hochschulen zu knüpfen. Seinen Höhepunkt erlebt die Beschäftigung mit Einstein in einer Projektwoche. Fachgebiete: Physik, Ethik, Kunst Altersgruppe: 16 bis 19 Jahre Konzept: Obwohl Unterricht nach der Projektmethode in Form von Projekttagen oder –wochen seit geraumer Zeit zu den Standardformen des Schulalltags gehört, klaffen zuweilen Lücken zwischen dem in der Literatur dargestellten Anspruch und der schulischen Realität. Insbesondere betrifft das die interdisziplinäre Anlage eines Projektes und die Öffnung der Schule. Um die Persönlichkeit Albert Einsteins und seine Arbeiten in ihrer komplexen Fülle den Schülern nahe zu bringen, ist dennoch eine Projektarbeit am besten geeignet. Bereits im Laufe des letzten Jahres begannen darum die Vorbereitungen für eine einwöchige Projektwoche zu Beginn des Einstein-Jahres. Wegen des großen Interesses von Seiten der Schüler wurde das Konzept um Partner aus den Hochschulen Halles erweitert. Im Einzelnen engagierten sich der Fachbereich Physik und die Arbeitsgruppe „Neue Residenz – Innovationszentrum für naturwissenschaftliche Bil- dung“ der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg sowie die Hochschule für Kunst und Design Halle. Mit diesen starken Partnern von außerhalb war zunächst die „Öffnung von Schule“ als ein für den Projektleiter wesentliches Ziel erreicht. Viel wichtiger war jedoch, dass die am Projekt beteiligten SchülerInnen in unmittelbaren Kontakt zu Hochschulen treten konnten. Folgende Teilaufgabenbereiche wurden in der Vorbereitung definiert: ➜ Entwicklung einer PowerPoint-Präsentation zur Biographie Albert Einsteins (2 Schüler) ➜ Darstellung von grundlegenden Aussagen der Relativitätstheorie (2 Schüler) ➜ Durchführung und Darstellung von experimentellen Untersuchungen zum äußeren lichtelektrischen Effekt (2 Schüler) ➜ Umsetzung des Projektthemas durch künstlerische Methoden (2 Schüler) ➜ Untersuchungen zu Einsteins öffentlichem Wirken außerhalb der Physik und zu seinen erkenntnistheoretischen sowie ethisch-moralischen Auffassungen (8 Schüler) Ausführen des Projektplanes Elke Riedl Christian-WolffGymnasium/ Gymnasium im Bildungszentrum in Halle Mathematik, Physik „Die Auseinandersetzung mit Leben und Werk Albert Einsteins bedeutet für uns: Mit Einstein gegen Denkgewohnheiten.“ 8 life + s c i e n c e L e h r e r w e t t b e w e r b Der in der Startberatung festgelegte Ablauf konnte größtenteils umgesetzt werden. Deshalb sollen hier nur einzelne, aber bemerkenswerte Aspekte herausgestellt werden: ➜ Die beiden Schüler, die sich mit Einsteins Biographie beschäftigten, mussten sehr schnell erkennen, dass ihr Thema sehr zeitintensiv war – Lesen verschiedener Quellen, Strukturieren von Leben und Werk Einsteins und Umsetzen in eine ansprechende PowerPointPräsentation waren innerhalb der in einer Projektwoche üblichen Arbeitszeit nur schwerlich zu realisieren. Durch eine Aus- weitung der PC-Arbeit entstand jedoch eine Arbeitsfassung. ➜ Das fachlich anspruchsvolle Thema „Grundaussagen der Relativitätstheorie“ bedurfte einer besonderen Betreuung. Da die Spezielle Relativitätstheorie noch nicht Gegenstand des Unterrichts war, wirkte es sich für die Bearbeiter des Themas günstig aus, dass sie sich in der Projektwoche des Vorjahres mit der Problematik der Schwarzen Löcher auseinandergesetzt hatten. ➜ Die Gruppe, die sich mit dem äußeren lichtelektrischen Effekt auseinandersetzte, arbeitete sehr selbständig. Positiv wirkten sich dabei die Erfahrungen aus, die ein Teilnehmer durch seine mehrmalige erfolgreiche Teilnahme am Wettbewerb „Jugend forscht“ gesammelt hatte. Die variantenreichen Experimente, die umfassenden Messreihen und die gründliche Auswertung stellte die Gruppe in einer PowerPoint-Präsentation zusammen. ➜ Die beiden Schülerinnen, die sich mit der künstlerischen Umsetzung des Projektthemas beschäftigten, hatten bereits vor der Projektwoche mehrere Entwürfe angefertigt, sodass die Konsultation an der Hochschule für Kunst und Design bereits am zweiten Tag der Projektwoche stattfinden konnte. ➜ Eine umfangreiche Literaturanalyse bildete Basis der weiteren Arbeit in der Teilgruppe, die sich mit Einsteins öffentlichem Wirken und seinen philosophischen Auffassungen auseinandersetzte. Ergebnisoffen stellten die SchülerInnen zunächst ihre Erkenntnisse auf Flipcharts dar. Im Zuge der sich anschließenden Streitgespräche kristallisierten sich die von der Gruppe als wesentlich anerkannten Thesen heraus. Abschluss des Projekts Die Ergebnisse der Projektarbeit wurden zu einem Vortrag von 45 Minuten Dauer zusammengefasst, den die Schüler am abschließenden Tag der offenen Tür gehalten haben. Der Experimentalvortrag zum äußeren lichtelektri- Sonderpreis Breitenwirkun schen Effekt wurde außerdem zweimal im Unterricht des Profilfaches Physik in Klasse 13 dargeboten. Die Arbeiten der Teilgruppen „Relativitätstheorie“ und „Ethik“ sollen im kommenden Schuljahr im Unterricht der Klassenstufen 13 bzw.11/12 eingesetzt werden. Im Rahmen der „Highlight-Woche zum Einsteinjahr in Halle“ an der Martin-Luther-Universität sowie zur „Langen Nacht der Wissenschaft“ werden die Präsentation und die Projektergebnisse auch der Öffentlichkeit vorgestellt. g Albert Einstein Superstar Ein fächerverbindender Theaterabend zu Leben und Werk Albert Einsteins. Klassenübergreifend experimentierten und erläuterten SchülerInnen ausgewählte Thesen Einsteins. Über verschiedene Kanäle wurde das Wissen höchst unterhaltsam aufbereitet und so dargeboten, dass es auch für Laien verständlich wurde. Fachgebiete: Physik, Geschichte, Ethik, Musik Altersgruppe: 11 bis 19 Jahre Konzept: Im März 2005 feierte das SickingenGymnasium Landstuhl 100 Jahre Relativitätstheorie unter dem schülerorientierten Motto „Albert Einstein Superstar“. In der Turnhalle experimentierten und erläuterten Schüler der Jahrgangsstufen 6 bis 12 ausgewählte Thesen Einsteins, sodass auf möglichst einfache Weise die komplizierten physikalischen Inhalte auch für Laien verständlich wurden. Den Rahmen für die Versuche bildeten unterhaltsame Theaterszenen, die die Erkenntnisse aufgriffen und zuweilen mit einem Augenzwinkern kommentierten. Einstein ergriff „persönlich“ das Wort, und im fiktiven Dialog mit den Größen der Physik (Galileo, Newton) ergab sich für das Publikum ein wirkungsvoller Einblick in seine Gedankenwelt. Dabei wurde er nicht nur als der geniale Wissenschaftler porträtiert, sondern auch als Mensch, der mit den Tücken des Alltags und den Grenzen der Wahrnehmung zuweilen seine Schwierigkeiten hatte, was ihn umso liebenswerter und als Persönlichkeit greifbar machte. Zeitdilatation auf der Bühne In Anlehnung an das Lernen mit allen Sinnen wurden die Inhalte mehrkanalig dargeboten und zudem wiederholt von verschiedenen Sei- ten beleuchtet. Durch das praktische Spiel wird die Einsteinsche Überlegung visuell und akustisch nachgezeichnet und repräsentiert, die formale Benennung bildet erst den Abschluss. Als Beispiel für diese grundsätzliche Vorgehensweise seien hier die Versuchsreihen zur Zeitdilatation kurz skizziert: Nachdem Newton seine Auffassung von der Absolutheit von Raum und Zeit erläutert hat, äußert Einstein leichte Zweifel, ob dies denn so stimme. Vier Schülerinnen der sechsten und siebten Klassen treten auf. Sie bilden Einsteins gedachte Lichtuhr ab: Regelmäßig aufprallende Bälle symbolisieren den Lichtstrahl. In der ersten Versuchsphase prallen zwei Schülerinnen die Bälle synchron in einem ruhenden System. In der zweiten Phase prallen beide auf einem Rollwagen, der gezogen wird – ein bewegtes System. Auch hier können die Bälle synchron geprallt werden, was eigentlich jedem klar ist, denn wenn einem in einem Flugzeug vorne etwas aus der Hand fällt, dann landet es nicht erst in der zwanzigsten Reihe auf dem Boden. Die dritte Versuchsphase parallelisiert ein ruhendes und ein bewegtes System. Die eine Schülerin prallt auf dem Boden, während die andere in einem fiktiven gläsernen Flugzeug den Ball fallen lässt. Aus Gründen der Visualisierung kommt eine didaktische Reduktion zum Tragen: Die Schülerin im bewegten System lässt den Ball fallen, aber während- dessen wird der Wagen mit ihr weggezogen, sodass sie den Ball nicht mehr fangen kann. Aus der zweiten Versuchsreihe wissen wir jedoch, dass sie eigentlich den Ball im bewegten System fängt. Fazit: Der Ball muss von außen betrachtet die Querbewegung des Wagens mitmachen. In einer Zeitlupen-Aktion wird vorgeführt, dass der Weg des Balles dadurch für einen externen, ruhenden Beobachter länger wird. Da seine Geschwindigkeit immer gleich bleibt, muss die Zeit gedehnt werden. Seitlich werden entsprechende Aussagen und physikalische Formeln jeweils projiziert. Die Theorien Einsteins werden durch das Theaterspiel zum Teil auch humorig kommentiert. So beginnt der zweite Teil mit der Titelmusik der „Sendung mit der Maus“. Eine Sechstklässlerin begrüßt das Publikum und gibt auf die Musik einen Überblick über das, was die Leute noch erwartet. Kaum ist sie fertig, da erklingt die Musik von neuem. Einstein erläutert die gleichen Inhalte wie zuvor, aber in Formeln und Gleichungen, die in ihrer Geschwindigkeit und Komprimiertheit selbst den Fachmann überfordern, worauf die Sechstklässlerin kommentiert: „Das war physikalisch.“ Sonja Tophofen Sickingen-Gymnasium in Landstuhl Geschichte, Ethik, Kath. Religion „Der wahre Wert eines Menschen bestimmt sich vor allem daraus, wie weit er Freiheit von sich selbst errunAlbert Einstein gen hat.“ life + s c i e n c e L e h r e r w e t t b e w e r b 9 5. Platz Brownsche Bewegung – Experimente zu Einsteins Theorie In diesem Projekt untersuchen Schüler die Brownsche Bewegung von einzelnen in Wasser suspendierten Teilchen experimentell. Benutzt wird ein Mikroskop, dessen Okular durch den Sensor einer PC-Kamera ersetzt wurde. Die in einem Videofilm erfassten Bewegungen werden am Computer analysiert und mit der Theorie von Einstein verglichen. Aus den Messdaten in Verbindung mit Einsteins Theorie können Schüler mit großer Genauigkeit die Avogadrokonstante bestimmen. Fachgebiete: alle Naturwissenschaften, Infor- Videoaufnahmen am Mikroskop gehalten wurden. Durch Anklicken eines Punkts des Objekts kann man dessen Position zusammen mit dem Zeitwert des Bildes erfassen. Das Programm speichert dann die Koordinaten zur späteren Auswertung. Die Werte werden in eine Tabellenkalkulation übertragen und der Weg der Kügelchen grafisch dargestellt. Man erhält einen anschaulichen Gesamteindruck von der Zufälligkeit der Bewegungsrichtung und der Verschiebungsweite. matik und Mathematik Altersgruppe: alle Alterstufen, vornehmlich Sekundarstufe II Konzept: Vor 100 Jahren hatte Einstein in seiner Arbeit mit dem Titel „Über die von der molekularkinetischen Theorie der Wärme geforderte Bewegung von in ruhenden Flüssigkeiten suspendierten Teilchen“ eine Theorie entwickelt, mit der er eine präzise Vorhersage für die Häufigkeitsverteilung der Verschiebungen der Teilchen machte. Diese so genannte Brownsche Bewegung können Schüler am Mikroskop selbst verfolgen. Mit Hilfe von Videoaufnahmen analysieren sie die Verschiebungen, überprüfen Einsteins theoretische Berechnungen experimentell und bestimmen schließlich die Avogadrozahl – eine Konstante, die angibt, welche Teilchenzahl ein Mol umfasst. Volker Martini Ernst-Moritz-ArndtGymnasium in Bonn Mathematik, Physik „Es funktioniert! Schüler bestimmen die Molekülgröße mit Mikroskop, Webcam und Computer. Einsteins Formel weist den Weg.“ 10 life + s c i e n c e L e h r e r w e t t b e w e r b Die regellose Bewegung von Teilchen in einer Flüssigkeit tritt erst dann merklich in Erscheinung, wenn die Teilchen sehr klein sind. Geeignet sind Suspensionen, bei denen die suspendierten Teilchen einen Durchmesser in der Größenordnung von einem Mikrometer haben. Für die Beobachtung im Unterricht sind im Prinzip Suspensionen von Poliermitteln, Farbpartikeln oder Fetttröpfchen der Milch geeignet. Einstein hat in seiner oben genannten Arbeit berechnet, dass ein Teilchen mit einem Durchmesser von 1 µm in Wasser in einer Minute im Mittel 6 µm weit verschoben wird. Diese Verschiebung lässt sich mit einem Mikroskop beobachten und vermessen. Für eine Analyse der Bewegung ist es notwendig, sie zu filmen. Preiswert und dennoch ausreichend gut geeignet sind PC-Videokameras, wie man sie für die Kommunikation im Internet verwendet. Die Kugeln sind auf den Videobildern gut zu erkennen, haben aber auch bei optimaler Lage zum Objektiv keinen scharfen Rand, da das Licht an den Mikrokugeln gebeugt wird. Bei der Untersuchung der Brownschen Bewegung stören die sich ändernden Beugungsringe nicht. Vermessung des Zufallsweges von Latex-Mikrokugeln Um die Bewegung der Mikrokügelchen mit der Theorie von Einstein vergleichen zu können, muss sie zunächst präzise vermessen werden. Dies erfolgt mit einem Computerprogramm, das es ermöglicht, Ort, Geschwindigkeit und Beschleunigung von Objekten zu bestimmen, deren Bewegungen in einem Videofilm fest- Analyse der Verschiebungen und Vergleich mit Einsteins Theorie Als Ergebnis seiner umfangreichen Rechnungen gibt Einstein eine Funktion an, mit der er die Häufigkeitsverteilung der in einer beliebigen Zeit erfolgten Verschiebungen beschreibt. Sie enthält als Parameter u.a. die Avogadrokonstante. Aus der Häufigkeitsverteilung ergibt sich die mittlere Verschiebung in x-Richtung, oder – wie Einstein es genauer ausdrückt – die Wurzel aus dem arithmetischen Mittel der Quadrate der Verschiebungen in x-Richtung. Tatsächlich entsprach die gemessene Verschiebung sehr gut der theoretischen Vorhersage. Auch der Wert für die Avogadrozahl, den die Schüler nach Einsteins Gleichung aus ihren Daten ermittelt haben, weicht kaum vom Tabellenwert ab. Bedeutung für den mathematischnaturwissenschaftlichen Unterricht Die Lage junger Schüler ist anfangs durchaus vergleichbar mit der Situation der Wissenschaftler zu Beginn des letzten Jahrhunderts, als Einstein seine Arbeit zur Brownschen Bewegung schrieb. Damals hatte man eine wunderbare Theorie, aber keinen Beweis für die reale Existenz der Atome und Moleküle oder gar eine Vorstellung von deren Größe und Gestalt. Die Beobachtung und Vermessung der zittrigen und niemals zur Ruhe kommenden Wanderung kleinster Kügelchen lässt die Schüler die Dynamik von Atomen und Molekülen im Nanokosmos erahnen. Stochastische Prozesse werden im Mathematikunterricht bereits ab Klasse 6 behandelt. Der Reiz einer möglichen Einbindung eines Projektes „Brownsche Bewegung“ in den MathematikUnterricht bestünde darin, dass mit Zufallszahlen gearbeitet wird, die im Physikunterricht von den Schülern selbst ermittelt wurden. Einstein schreibt am Ende seiner Arbeit als letzten Satz: „Möge es bald einem Forscher gelingen, die hier aufgeworfene, für die Theorie der Wärme wichtige Frage zu entscheiden!“ Einige Jahre später war es endlich so weit – eine Leistung, die mit dem Nobelpreis bedacht wurde. Schüler, denen es mit dem hier vorgestell- ten Projekt gelingt, in einer gemeinschaftlichen Anstrengung entsprechend den theoretischen Vorgaben von Einstein die Avogadrokonstante mit hoher Genauigkeit zu bestimmen, können sich zu Recht als junge Forscher auf den Spuren des großen Wissenschaftlers Albert Einstein sehen. Sonderpreis Mittelstufe „Das Genie“ – einmal ganz privat Ein Spiel, das Informationen zu verschiedenen Lebensabschnitten, Eigenschaften und Gedanken Einsteins mit Denksporträtseln verknüpft, vermittelt den Schülern seine humanistische Einstellung und seinen Einsatz für den Weltfrieden. Der Vergleich mit eigenen Handlungsweisen und Einstellungen regt die Schüler zum Nachdenken an. Fachgebiete: Physik, Gemeinschaftskunde/ Rechtserziehung, Ethik Altersgruppe: Ab Klasse 9 Konzept: Auf spielerische Art und Weise wird der bedeutende Wissenschaftler Albert Einstein vorgestellt. Da seine berühmten Entdeckungen nicht Inhalt des Lehrplans einer sächsischen Mittelschule sind, soll hier der Humanist und Pazifist Einstein hervorgehoben werden, der sein Leben nicht nur der Wissenschaft widmete, sondern sich besonders für Frieden und Menschenrechte eingesetzt hat. Den Schülern wird in enger Verbindung mit Episoden aus dem Leben des jungen Albert ein möglicher Handlungsrahmen für ihr künftiges Handeln aufgezeigt. Das Spiel „Das Genie“ stellt ein differenziertes Lernangebot vor, dessen Inhalt an die Erfahrungswelt der Schüler anknüpft. Die Verbindung von Kognition und Emotion wird berücksichtigt. Außerdem können die Schüler im Spiel Lerngegenstände aus mehreren Perspektiven und in vielfältigen Anwendungszusammenhängen betrachten. Mit dem Einsatz des Spiels als didaktische Methode erhält der Blockunterricht eine Rhythmisierung, die zusammenhängende Lerneinheiten und einen Wechsel von Anspannung und Entspannung, Ruhe und Bewegung organisiert sowie individuelle Lernzeiten berücksichtigt. Das Spiel hat durch die festen Regeln einen statischen Rahmen. Die gewählte Sozialform des Gruppenunterrichtes, bei der die Klasse in zufällig zusammengesetzte Kleingruppen von jeweils fünf Schülern eingeteilt wird, dient der Förderung von Kommunikation, Kooperation und Eigeninitiative der Schüler. Wichtige Voraussetzung ist die vorherige Einübung des Arbeitsverfahrens. In der Arbeitsphase des eigentlichen Gruppenunterrichts hat der Lehrer nur eine moderierende Funktion, um die Eigeninitiative der Schüler nicht zu behindern. Beim Zusammentragen der Ergebnisse ist wieder eine stärkere Führung des Unterrichts notwendig. Die Schüler entwickeln so die Fähigkeit, sich Informationen selbst zu beschaffen und zu bewerten. 4. Auf bestimmten Feldern erhalten die Schüler eine Ereigniskarte, Aktionskarte oder Episodenkarte. Ereigniskarten und Aktionskarten stellen den Schülern eine Aufgabe, die zu bearbeiten ist, in einigen Fällen mit einer zeitlichen Beschränkung. Als Hilfsmittel stehen verschiedene Lexika und Wörterbücher zur Verfügung. Ist die Aufgabe gelöst, gibt es einen entsprechenden Fortschritt auf dem Spielplan. Anderenfalls geht das Spiel normal weiter. 5. Das Spiel gewinnt die Gruppe, deren Spielfigur zuerst das Ziel erreicht. Lässt es der zeitliche Rahmen zu, kann man die nächsten Plätze ausspielen. Ansonsten bestimmt die Zielnähe die entsprechenden Plätze. Der Spielablauf Das eigentliche Spiel dauert etwa 45 Minuten. 1. Die Schüler bilden Gruppen zu je vier bis fünf Personen. Innerhalb einer Gruppe darf beraten und diskutiert werden. 2. Eine Spielfigur zeigt den Stand jeder Gruppe an. Das Spiel ist in verschiedene Ebenen unterteilt. Auf jeder Ebene gibt es Ereigniskarten, Aktionskarten und Episodenkarten. Letztere beinhalten nur Informationen über Einstein, tragen aber nicht zum Spielverlauf bei. 3. Wie weit eine Spielfigur zieht, wird per Würfel entschieden. Arite Löser Untere Luisenschule in Chemnitz Gemeinschaftskunde, Rechtserziehung „Unterricht sollte so sein, dass das Gebotene als wertvolle Gabe empfunden wird und nicht als eine harte Albert Einstein Pflicht.“ life + s c i e n c e L e h r e r w e t t b e w e r b 11 6.-10. Platz Einsteins spezielle Relativitätstheorie – Unterricht auf Basis von Computeranimationen Andreas Herz Jakob-BruckerGymnasium in Kaufbeuren Mathematik, Physik, Informatik Die SchülerInnen errichten sukzessive das Gedankengebäude der Einsteinschen Speziellen Relativitätstheorie mit Hilfe von zehn Lernsequenzen auf CD-ROM. Diese enthalten Animationen, 3D-Videos und Graphiken zu den wichtigsten Gedankenexperimenten sowie den Grundlagen und Effekten der Speziellen Relativitätstheorie. Fachgebiete: Physik (Mathematik, Philosophie, Geschichte) Altersgruppe: 14 bis 20 Jahre Konzept: Aus Mangel an realen Versuchsmöglichkeiten ersann Albert Einstein zahlreiche Gedankenexperimente, um Interessierten seine Ideen zu erklären oder die Argumente gegen seine Theorien zu entkräften. In seinen Büchern über die Relativitätstheorie werden diese Experimente meist mit einem oder zwei Bildern illustriert. Da sie oft komplexe Bewegungsabläufe beschreiben, sind die Gedankenexperimente für viele Schüler (und auch Lehrer) anhand der wenigen Bilder kaum oder gar nicht nachzuvollziehen. Mit Computeranimationen lassen sich diese Gedankenexperimente ebenso wie reale Experimente zur Relativitätstheorie, wie der Michelson-Morley-Versuch und das Myonen-Experiment, geeignet visualisieren, sodass jeder Interessierte den Kern des Experiments erkennen kann. Ohne großes Vorwissen können sich die Schüler so an die Relativitätstheorie heranwagen und das „Gedankengebäude“ dieser Theorie selbst aufbauen. einem Jahr Unterricht im Fach Physik haben. Es bieten sich zahlreiche Ansatzpunkte für fächerübergreifende Projekte (Physik, Mathematik, Philosophie, Geschichte). Die Lektionen der CD-ROM sind so konzipiert, dass alle möglichen Sozial- und Aktionsformen im Unterricht möglich sind. Da die Antworten der gestellten Fragen nie auf der gleichen Seite zu sehen sind, bietet sich das fragend-entwickelnde Unterrichtsgespräch an. Die CDROM kann aber auch im Computerraum installiert werden und ermöglicht dort vielfältige Unterrichtsformen (Selbststudium, Gruppenarbeit, ...). Die physikalischen Inhalte der einzelnen Lektionen auf der CD-ROM werden oft durch „ – Es ist ja Ziel jeder Tätigkeit des Intellekts, ein Wunder in etwas zu verwandeln, was man begreifen kann – Einstein schaffte es im Rahmen seiner Relativitätstheorie, die Wunder von Raum und Zeit begreifbar zu machen. Die entwickelte CD-ROM möchte SchülerInnen eine Hilfe beim ,Begreifen‘ dieser Wunder bieten.“ unterschiedliche Meinungen der beiden Beobachter (Marie und Albert) sowie durch Auflösung des Konflikts in Dialogen und Animationen herausgearbeitet („Beobachter-Prinzip“). Die Computeranimationen wurden entwickelt, den Jugendlichen eine direkte Hilfe zum Verstehen des behandelten Sachverhalts zu bieten. Um dieses Ziel zu erreichen, wurden gewisse Unkorrektheiten in Kauf genommen. Diese werden in den Lektionen am Rand behandelt. Sachanalyse … Annäherung an eine Biografie Das allgegenwärtige Porträt Einsteins bringt den Physiker auch weniger interessierten Schülern ins Bewusstsein. Es entsteht eine Motivation, mehr über die Person zu erfahren, die durch Sachtexte genutzt wird, um die Arbeit an Texten zu üben und Einsatz der CD-ROM im Schulunterricht Die vollständige Behandlung der Speziellen Relativitätstheorie anhand der CD-ROM kann wohl nur in einem Wahlunterricht stattfinden. Da sie modular aufgebaut ist, lassen sich aber einzelne Teile auch im regulären Schulunterricht verwenden. Ein umfassender Kurs inklusive Schülerreferate zu verschiedenen Aspekten der Relativitätstheorie benötigt etwa 18 Doppelstunden, ohne Referate rund 12 Doppelstunden. Für eine erfolgreiche Arbeit mit der CD-ROM sollten die Schüler zuvor bereits wenigstens seit 12 life + s c i e n c e L e h r e r w e t t b e w e r b nebenbei Kenntnisse zur historischen Situation der Zeit zu sammeln. Fachgebiete: Deutsch und Geschichte Annett Pohling Werner-vonSiemens-Realschule in Erlangen Deutsch, Geschichte „Die wirklich wichtigen Dinge werden anders gelernt als durch Worte.“ Albert Einstein Altersgruppe: Klassenstufe 8 an Realschulen Konzept: Eine Welt, die sich im immer währenden Wandel befindet, bildet das alltägliche Lebensumfeld der Schüler. Sie sind Meister darin, sich einen Überblick zu verschaffen, sich in kürzester Zeit zu orientieren. Sie schaffen es, den unaufhörlichen Trends zu folgen ... Sie sind flexibel. Der Preis dafür ist die sich ausbreitende Oberflächlichkeit. Zum Teil ist den SchülerIn- nen gar nicht mehr bewusst, was es bedeutet, über festes Wissen zu verfügen oder sich in eine Problematik zu vertiefen. Ihnen, die von Schlagwörtern und Reizen leben, fehlt die Vorstellung, wie ein Schlüsselbegriff eine neue Welt des Wissens und Denkens und Fragens erschließen kann. Die Jugendlichen registrieren nur und haben leider oft die kindliche Neugier schon vergessen und damit die Beharrlichkeit, den Dingen auf den Grund zu gehen. Dies führt zum Anliegen der Stundenkonzeption: Sie soll das Fragen und die Neugier anregen, zeigen, wie man sich „Probleme macht”, also Themen entwickelt, an denen die Gedanken arbeiten. Und sie soll dazu anregen, den Austausch mit anderen zu suchen, um die eigenen gefundenen Thesen zu diskutieren und ggf. durch die Fragen der anderen zu präzisieren. Dabei steht zunächst das Lesen im Mittelpunkt, auch um die Kompetenz im Umgang mit Sachtexten zu schulen. Der Ausgangsgedanke zu dem Konzept folgt der Idee eines Leseateliers, worin ein biografischer Ausgangstext enthalten ist, zu dem weitere vertiefende, erforschende oder auch gestaltende Aufträge angeboten werden. Bevor allerdings diese Schritte zunächst gemeinsam, anschließend nach Wahl vollzogen werden, sollen Fragen der SchülerInnen gesammelt und als Arbeitsanleitung für die folgende Auseinandersetzung mit der Person, der wissenschaftlichen Leistung und der Aufnahme in der Öffentlichkeit dienen. Mit dem Konzept soll einerseits als Fachkompetenz das Lesen von Sachtexten, das Erschließen von Informationen, die Suche nach weiterführenden Texten und die Aufbereitung des Gelesenen gefördert und vertieft werden. Darüber hinaus werden fächerübergreifend Themen in den Neigungsgruppen aufgenommen: ➜ Geschichte: Veränderungen der Arbeits- und Lebenswelt durch die Industrialisierung; Blick auf die politische Entwicklung in Deutschland ➜ Physik: Auseinandersetzungen mit Galilei, Newton u.a.; Vorstellen der neuen Erkenntnisse Einsteins ➜ Kunst: Darstellung der Ideen, der Gedankengänge Einsteins zur Findung seiner Konzepte Grobe Stundenübersicht 1. Stunde: Sammeln von bereits vorhandenen Fragen und Antworten; Sachtext zur Biografie; Hausaufgabe: Recherche zu einer offenen Frage 2. Stunde: Auswertung der Hausarbeit; Bearbeitung von Teilfragen in Gruppenarbeit 3. Stunde: Vertiefung in Gruppenarbeit und als Hausaufgabe An dieser Stelle sollte im Unterricht eine Pause von etwa einer Woche eingelegt werden. Nur so ist es den SchülerInnen möglich, sich mit dem eigenen Teilgebiet intensiver auseinander zu setzen bzw. die Ergebnisse des Selbststudiums aufzuarbeiten. 4. und 5. Stunde: Zusammentragen der Ergebnisse und Präsentation Hochgenaues GPS durch konstante Lichtgeschwindigkeit Die Positionsbestimmung mit Hilfe von Satelliten liefert nur deshalb genaue Angaben, weil die Signale zwischen Sender und Empfänger mit einer konstanten Geschwindigkeit wandern. In einfachen Versuchen und Rechnungen erfahren die Schüler selbst, dass die intuitiv kaum zu erfassende Konstanz der Lichtgeschwindigkeit eine reale Tatsache ist und Bedeutung für moderne Ortungssysteme hat. Fachgebiete: Physik Altersgruppe: Gymnasiale Oberstufe Konzept: Eine der fundamentalen Grundannahmen der Speziellen Relativitätstheorie ist die Konstanz der Vakuumlichtgeschwindigkeit. Für Schüler ist der Gedanke allerdings schwer verständlich, da er den Alltagserfahrungen ebenso widerspricht wie den Gesetzen der klassischen Kinematik. Udo Schelb Westfalenkollegg in Paderborn Ablauf des Unterrichtsprojekts Funktionsweise von GPS-Empfängern Mit den modernen Systemen zur satellitengestützten Positionsbestimmung, die fast jeder Schüler in Form von GPS-Empfängern bereits selbst praktisch erlebt hat, bietet sich eine Möglichkeit, die zwingende Notwendigkeit einer konstanten Lichtgeschwindigkeit experimentell im Unterricht nachzuweisen. Ausgehend von der Genauigkeit der Systeme, die über Abstandsmessungen zu vier Satelliten Positionen bis auf weniger als 15 Metern angeben können, zeigt eine vereinfachte Abschätzung nach den Regeln der klassischen Physik, dass eine Addition bzw. Subtraktion der Sendergeschwindigkeit von der Signalgeschwindigkeit keine derart exakten Bestimmungen liefern könnte. Erst durch eine konstante Geschwindigkeit des Funksignals, unabhängig vom Bewegungszustand des Senders, wird diese erreicht. Einzuplanen sind etwa drei Unterrichtsstunden, in denen vier thematische Schritte durchgearbeitet werden. 1. Schritt: GPS selbst erleben Die Schüler sollen praktische Erfahrungen mit GPS-Empfängern sammeln. Die dafür nötigen Geräte lassen sich vielerorts bei privaten oder öffentlichen Nutzern ausleihen. Im Gelände oder bei der Navigation in der Stadt erfahren die Schüler selbst, welche Genauigkeit handelsübliche Geräte erreichen. 2. Schritt: Das geometrische Funktionsprinzip von GPS Die Schüler erarbeiten sich – ohne sich schon mit der konkreten technischen Realisierung von GPS zu befassen – die grundlegende Idee des Systems. Zunächst zeichnerisch in zwei Dimensionen bestimmen sie aus angegebenen Abständen von Referenzpunkten die Position life + s c i e n c e L e h r e r w e t t b e w e r b 13 gesuchter Punkte. Räumlich sind anstelle von Kreisen Kugeln notwendig. Das zugehörige Gleichungssystem aus mindestens 3 Gleichungen (reale GPS-Empfänger arbeiten mit 4 bekannten Punkten bzw. Gleichungen) soll aufgestellt werden. Leben und Werk Einsteins als Spiel Biographische Informationen und Hinweise zu den wissenschaftlichen 3. Schritt: Technische Umsetzung der Grundidee Für die praktische Abstandsmessung zu den bekannten Punkten kommen konventionelle Abstandsmessmethoden nicht in Frage; das Mittel dafür ist die Bestimmung der Laufzeit (Differenz von Aussende- und Ankunftszeit) eines ausgesendeten Signals mit bekannter Ausbreitungsgeschwindigkeit. Am besten eignen sich Funksignale, die sich als elektromagnetische Signale mit Lichtgeschwindigkeit ausbreiten. Wenden die Schüler ihr Wissen über klassische Kinematik auf die GPS-Signale an, so erhalten sie für deren Geschwindigkeit in Flugrichtung des Senders die Summe aus der Lichtgeschwindigkeit und der Geschwindigkeit des Satelliten, gegen die Flugrichtung bekommen sie die Differenz. Da GPS-Empfänger die Abstände aber durch Multiplikation der Lichtgeschwindigkeit mit der Signallaufzeit berechnen, wären die ermittelten Abstände falsch. Korrekte Werte gibt es nur, wenn die Signalgeschwindigkeit konstant ist. 4. Schritt: Abschätzungen Mit einigen vereinfachenden Annahmen lässt sich berechnen, in welcher Größenordnung sich die Abweichung bei Positionsbestimmungen nach der klassischen Physik bewegt. Bei kreisförmigen Umlaufbahnen eines Satelliten in einer Höhe von etwa 16 500 km über dem Erdboden und einem Empfänger, der sich direkt unter dieser Bahn befindet, läge die Abweichung etwa bei 42 Metern. Fazit: Einsteinsches Postulat live erleben Eine durchgängige Positionierungsgenauigkeit des GPS von weniger als 15 m Abweichung wäre unmöglich, wenn lichtgeschwindigkeitsschnelle Signale von der Geschwindigkeit des aussendenden Objektes abhängen würden. Wenn Schüler also im realen Einsatz von GPSEmpfängern diese Genauigkeit miterleben, kann ihnen die Unterrichtseinheit klar machen, dass sie dabei die Bedeutung des Einsteinschen Postulats der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit sozusagen live erfahren – und das ist überzeugender als jedes abstrakte Gedankenexperiment. 14 life + s c i e n c e L e h r e r w e t t b e w e r b Arbeiten Albert Einsteins werden in Form eines Spieles der Art „Wer wird Millionär?“ vermittelt. Uta Thomas Europäisches Gymnasium Waldenburg Mathematik, Physik „Ich weiß nicht, welche Waffen im nächsten Krieg zur Anwendung kommen, wohl aber, welche im übernächsten: Pfeil und Bogen.“ Albert Einstein Fachgebiete: Physik, je nach Fragen auch fächerübergreifend Altersgruppe: durch Variation der Fragen und des Spielablaufes für alle Altersgruppen geeignet Konzept: Das vorgestellte Konzept schließt als letzte Unterrichtsstunde das Thema Relativitätstheorie ab. Während die Physik zuvor im Rahmen des üblichen Unterrichts behandelt wurde, soll die Biografie Einsteins in Form eines Spiels erkundet werden. Den Schülern wird dafür zu Beginn des Themas Relativitätstheorie als Hausaufgabe aufgetragen, sich selbstständig mit den Lebensdaten und Aktivitäten Einsteins vertraut zu machen. Spielregeln Aufgrund der großen Popularität der Quizsendung „Wer wird Millionär?“ lehnen sich die Regeln an das Vorgehen in der Fernsehshow an. 1. Ein Schüler wird durch eine erste Fragerunde als Kandidat ermittelt. Bei zwei gleich guten Schülern entscheidet eine Stichfrage. Wer zuerst richtig antwortet, wird Kandidat. 2. Der Spieler bekommt eine Anzahl von Fragen mit möglichen Antworten. Er muss sich für eine Antwort entscheiden. Bei richtiger Antwort bekommt er die nächste Frage, bei falscher Antwort rutscht er auf ein vorher angegebenes Niveau zurück und scheidet aus. 3. Jede richtige Antwort wird mit einem kleinen Preis belohnt (z.B. Gummibärchen). Die Erfahrung zeigt, dass die Art des Preises keinen Einfluss auf die Motivation hat, das Spiel als solches wirkt motivierend. Ein kleiner Preis sollte aber ausgesetzt werden, um den bekannten Spielverlauf nachzuvollziehen. 4. Der Spieler hat drei Joker: 1. Abstimmung in der Klasse über die richtige Antwort; 2. Ein vorher bestimmter Schüler darf beraten; 3. Zwei falsche Antworten werden gestrichen. 5. Über den Zeitpunkt des Einsatzes der Joker entscheidet der Kandidat. 6. Der Schüler kann aussteigen und nimmt den bis dahin erzielten „Gewinn“ mit. Durch die Anzahl und den Inhalt der Fragen kann der Lehrer den Zeitaufwand und die Schwerpunkte entsprechend eigener Vorstellungen leicht variieren. Kurze erläuternde Kommentare zu den Antworten vertiefen das Hintergrundwissen. Beispiele für Fragen Auswahlfragen Bringe folgende Ereignisse im Leben Einsteins in die richtige Reihenfolge: A) Nobelpreis B) Veröffentlichung der Prinzipien der Speziellen Relativitätstheorie C) Foto mit der herausgestreckten Zunge D) Einstein wird US-Bürger Antwort: B A D Zusatzinformationen: B 1905 in Fachzeitschrift „Annalen der Physik“ A 1921 Nobelpreis verliehen bekommen D 1940 seit 1933 in USA C 1951 zu seinem 72. Geburtstag Albert Einstein trug selbst zur Verbreitung des Fotos bei: Er verschickte es als Grußkarte. C Übungen zur Visualisierung von Längenkontraktion und Zeitdilation Die Abhängigkeit des Zeitverlaufs und von Strecken vom relativen Bewegungszustand gehört zu den erstaunlichsten Folgerungen der Speziellen Relativitätstheorie. Da sie in Widerspruch zu den Alltagserfahrungen steht, fällt es Schülern schwer, sie zu verstehen. Eine Computersimulation, in der bewegte Uhren mit verschiedenen Geschwindigkeiten an stationären Uhren vorbeiziehen, veranschaulicht die Vorgänge. Fachgebiete: Physik Altersgruppe: 10. bis 13. Klasse Konzept: Die Computersimulation „Uhrengerüst“ eignet sich aufgrund ihrer Anschaulichkeit als direkter Einstieg in die Thematik „Relativistische Kinematik“. Unterrichtliche Voraussetzungen sind die Erarbeitung der beiden Einsteinschen Postulate (Relativitätsprinzip und Prinzip der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit) sowie die Einstein-Synchronisation. Am Uhrengerüst lässt sich die Relativität der Gleichzeitigkeit erkennen und die Zeitdilatation sowie die Längenkontraktion können qualitativ erarbeitet werden. Die Unterrichtserfahrungen haben gezeigt, dass man sinnvoller Weise den Einsatz des Simulationsprogramms mit der manuellen Erarbeitung am Uhrenblatt koppelt. Der Aufbau der Unterrichtseinheit kann dann wie folgt gegliedert werden: 1. Einführung in die Computersimulation „Uhrengerüst“ 2. Erarbeitungsphase: Kopplung von manuellem Eintrag im Uhrenblatt und Überprüfung mit Hilfe der Simulation 3. Übungsphase mit Einsatz des Simulationsprogrammes gewählt werden. In verschiedenen Szenarien fliegen der Lichtblitz oder die Rakete an der Uhrenreihe vorbei und stoppen dabei deren Zeitmesser. Verfügt die Rakete selbst über mehrere Uhren, erhält jede eine eigene stationäre Uhrenreihe. Nach einem simulierten Flug verraten die angezeigten Uhrzeiten, dass Ereignisse, die innerhalb des bewegten Raumschiffs gleichzeitig ablaufen, außerhalb nacheinander stattfinden. Die Relativität der Gleichzeitigkeit wird so anschaulich. Auch die Zeitdilatation, nach welcher Uhren in bewegten Systemen langsamer gehen, ergibt sich aus den Anzeigen. Gleiches gilt für die Längenkontraktion, wenn Strecken in Bewegungsrichtung kürzer erscheinen als sie im Ruhezustand sind. Außer mit dem Computerprogramm können die Flüge auch manuell auf entsprechenden Beate Schuster Gymnasium Ramstein-Miesenbach Dieter Wittenberg Werner-HeisenbergGymnasium in Bad Dürkheim „Was also ist die Zeit? Wenn mich niemand danach fragt, weiß ich es, will ich es einem Fragenden erklären, weiß ich es nicht.“ Augustinus Confessiones Übungsblättern simuliert werden. Allerdings sind sowohl bei der Arbeit am Computer als auch per Hand lediglich qualitative Aussagen möglich, quantitative Schlüsse lassen sich nicht ziehen. Computersimulation „Rakete mit Uhren“. Zeittakte der Uhren undGeschwindigkeit der Rakete lassen sich verändern. Das Simulationsprogramm Das Programm generiert eine Reihe von Uhren entlang einer eindimensionalen Flugbahn. Weitere Uhrreihen geben die Zeiten an verschiedenen Stellen einer vorbeifliegenden Rakete an: Bug, Mitte und Heck. Die Schüler können die Zeittakte der Uhren (als Maß für die Entfernung zwischen zwei Uhren) sowie die Geschwindigkeit der Rakete ändern. Alternativ zur Rakete kann auch ein Lichtblitz als bewegtes Objekt life + s c i e n c e L e h r e r w e t t b e w e r b 15 Sonderpreis Unterstufe Optik mit Einstein Viele Schüler haben bereits außerhalb des Unterrichts Aussagen über die Konsequenzen der Speziellen und Allgemeinen Relativitätstheorie mitbekommen. Diese Erfahrungen eignen sich als Einstieg in den Bereich Optik, der vom Lehrplan für den Unterricht in der Mittelstufe vorgesehen ist. Fachgebiete: Physik Altersgruppe: Jahrgangsstufe 6 bis 8 Konzept: Es bieten sich verschiedene Verknüpfungen von Einsteins Ideen mit den Inhalten des Lehrplans an. Lichtablenkung Die von der Allgemeinen Relativitätstheorie vorhergesagte Lichtablenkung wurde im Jahre 1919 während einer Sonnenfinsternis experimentell bestätigt und machte Einstein fast über Nacht weltberühmt. Diese Tatsache kann für den gesamten Optikunterricht als Kontext benutzt werden, da sich hier auf natürliche Art und Weise grundlegende Problemstellungen aufdrängen, zu deren Lösung ausgewiesene Lerninhalte der Richtlinien und Lehrpläne im Bereich der Optik herangezogen werden müssen. Der Einstieg in den Optikunterricht über die Lichtablenkung durch Gravitation bietet die Möglichkeit, einen Weg vom Ungewöhnlichen („Lichtweg gekrümmt“) zum Gewöhnlichen („Lichtweg geradlinig“) zu gehen. Ein Arbeitsblatt regt die SchülerInnen an, sich über die Beobachtungen bei der Sonnenfinsternis von 1919 zu informieren. Es wird die Frage nach Versuchen zum Nachweis der geradlinigen Lichtausbreitung „im Alltag“ gestellt. Die SchülerInnen können entsprechende Versuche vorschlagen. Die Lernbereiche „Sonnenfinsternis“ und „Schatten“ Ralf Ricken Hardtberg Gymnasium in Bonn Mathematik, Physik „Phantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt.“ Albert Einstein 16 mit entsprechenden Versuchen und weiteren Naturphänomenen ergeben sich zwanglos. Nachhaltiges und kreatives Lernen kann hier besonders gefördert werden, wenn man die SchülerInnen Modelle zu den einzelnen Naturphänomenen entwerfen, bauen und erklären lässt. Lichtgeschwindigkeit Erfahrungsgemäß ist bei vielen SchülerInnen rund um das Thema „Lichtgeschwindigkeit“ bereits Vorwissen vorhanden. Hingegen sind die Folgen der Endlichkeit der Lichtgeschwindigkeit in Verbindung mit der Überbrückung von großen Distanzen im Weltall in den Gedankengängen der SchülerInnen so gut wie gar nicht anzutreffen. Die Erkenntnis, dass wir beispielsweise die Sonne nicht in ihrem jetzigen Zustand sehen, sondern so wie sie vor etwa acht Minuten war, ruft regelmäßig große Verblüffung hervor. Mit Blick auf nachhaltiges und kreatives Lernen wäre beispielsweise der Bau von einfachen Modellen zur Messung der Lichtgeschwindigkeit denkbar. So könnten etwa die Versuche Galileis (Laternen auf Berggipfeln) und Fizeaus (Zahnradmethode) mit begleitenden Erläuterungen modellhaft nachvollzogen werden. Gravitationslinse Neben der üblichen systematischen Untersuchung der Bilderzeugung durch optische Linsen und der zugehörigen Strahlenverläufe kann innerhalb dieses Rahmenthemas auch ein Analogieversuch zur Lichtablenkung durch Gravitationslinsen studiert werden. Als Linse wird ein Weinglasfuß verwendet. Die Wirkung auf einen Laserstrahl wird auf einem Schirm beobachtet. Schwarze Löcher Die Aussage, dass ein Gegenstand nur dann sichtbar ist, wenn von ihm ausgehendes Licht in das Auge des Beobachters fällt, kann mit dem Themenfeld „Schwarze Löcher“ in Zusammenhang gebracht werden. Auch das Einbeziehen der so genannten „Dunklen Materie“ wäre hier denkbar. Die Jury – im Überblick Universität Duisburg-Essen Prof. Dr. Udo Backhaus Arbeitsgruppe Didaktik der Physik, Essen European Schoolnet Dr. Karl Sarnow Lehrer für Mathematik, Physik und Informatik Pädagogischer Koordinator für narurwissenschaftl. Schulprojekte, Deutscher Koordinator des europäischen Schulprojekts ESP, Brüssel Astronomisches Rechen-Institut Heidelberg Prof. Dr. Joachim Wambsganss Astrophysiker, Theoretiker Direktor des Astronomischen Rechen-Instituts Heidelberg Friedrich-Schiller-Universität Prof. Dr. Karl-Heinz Lotze Physikalisch-Astronomische Fakultät AG Physik- und Astronomie-Didaktik, Jena Dipl.-Phys. StD Jürgen Miericke Physiklehrer, Nürnberg Landesinstitut für Schule und Medien Brandenburg Ralf Böhlemann Physiklehrer, Ludwigsfelde Dr. Olaf Fritsche Biophysiker Chefredakteur life + science Impressum Herausgeber Arbeitgeberverband Gesamtmetall – THINK ING. Wolfgang Gollub (verantwortl.) Voßstr. 16, 10117 Berlin Science on Stage Deutschland e.V. 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