575. To Max Born
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575. To Max Born
© The Collected Papers of Albert Einstein 818 Volume 8 DOCUMENT 575 Princeton University Press, 1998 JUNE 1918 genheiten unserer physikalischen Gesellschaft in Ihre Hände (für die 8 Wochen meiner Abwesenheit.[1] Auf den Brief der chemischen Gesellschaft habe ich noch nicht geantwortet. Auch bin ich nicht sicher, ob von den beiden andern anliegenden Mitteilungen schon Notiz genommen ist. Es grüsst Sie herzlich Ihr ergebener A. Einstein. ALSX. [21 470]. Einstein’s telephone number at Haberlandstr.—“Nollendorf 2807”—is added at the foot of the document in another hand. This document was presented in Vol. 5 as Doc. 410 under the year incorrectly ascribed to it in a Stargardt auction catalogue (1912) and to a recipient incorrectly assumed by the editors to be Anton Lampa. [1] While Einstein vacationed at the Baltic seashore, Scheel, as Secretary of the Deutsche Physikalische Gesellschaft, was to assume some of Einstein’s responsibilities as a member of the advisory committee of that society. 575. To Max Born [Ahrenshoop, after 29 June 1918][1] Lieber Born! Es ist sehr lieb von Ihnen, daß Sie sich Nordströms annehmen. Sie schreiben einfach dem Generalstab, dass N. bereits die Hinreise zugebilligt bekommen hat, auf Fürsprache von Haber. Dann wird ihm die Rückreise wohl glatt bewilligt. Er muss Anfang August zurück, wie ich Ihnen schon schrieb.[2] Hier ist es wundervoll, kein Telephon, keine Verpflichtung, absolute Ruhe. Ich kann es gar nicht mehr begreifen, wie man es in der grossen Stadt aushält. Das Wetter ist nun auch wundervoll. Ich liege am Gestade wie ein Krokodil, lasse mich von der Sonne braten, sehe nie eine Zeitung und pfeife auf die sogenannte Welt. Was Sie mir von der Trägheit im Krystallgitter erzählen, ist sehr befriedigend. Es kann sich aber wohl nur um die elektrische Energie handeln, da ja die potentielle Energie der übrigen angenommenen Kräfte nach den Grundannahmen der Mechanik nicht in die Trägheit eingeht. Ich freue mich sehr auf Ihre Darstellung der Sache.[3] Ich lese hier unter anderm Kants Prolgomena und fange an die ungeheure suggestive Wirkung zu begreifen, die von diesem Kerl ausgegangen ist und immer noch ausgeht. Wenn man ihm nur die Existenz synthetischer Urteile a priori zugibt, ist man schon gefangen.[4] Das „a priori“ muss ich in „konventionell“ abschwächen, um nicht widersprechen zu müssen, aber auch dann passt es nicht in den Einzelheiten. Immerhin ist es sehr hübsch zu lesen, wenn auch nicht so schön wie sein Vorgänger Hume, der auch bedeutend mehr gesunden Instinkt hatte.[5] © The Collected Papers of Albert Einstein Volume 8 Princeton University Press, 1998 © The Collected Papers of Albert Einstein Volume 8 DOCUMENT 576 JUNE 1918 Princeton University Press, 1998 819 Wenn ich wieder zurück bin, wollen wir alle wieder gemütlich zusammen hokken, dass Ihr mich wieder schonend einführt in das Getriebe der Menschen, von dem ich jetzt nichts merke. Hoffentlich geht es Ihnen und Ihrer Frau unterdessen wieder gut mit der Gesundheit. Uns geht es gut, auch der kleine Harem frisst und gedeiht prächtig.[6] Herzliche Grüsse von Ihrem Einstein. Beste Grüsse auch an Ihre Frau und Ihre Kleinen;[7] ein andermal mehr! ALS (GyB, Nachl. Born, no. 188, p. 3). Einstein/Born 1969, pp. 25–26. [8 136]. [1] This letter is dated on the assumption that it was written after the preceding document, the last one written before Einstein went on vacation. [2] Einstein had asked Born’s help in obtaining a transit visa for Gunnar and Cornelia Nordström, who was expecting a child (see Doc. 570). Fritz Haber had secured their passage eastward through Germany at the beginning of the year (see Doc. 445). [3] See Born, M. 1918a, communicated by Max Planck to the Prussian Academy on 11 July, in which Born showed that the energy E of the electric interatomic forces in a crystal manifests itself as a mass increase of E ⁄ c 2 . [4] See Einstein’s earlier comments on Kantian synthetic a priori judgment (see Doc. 165). While in his first year at the ETH, Einstein had taken a course on Kant’s philosophy (see Doc. 269, note 6). [5] Einstein had read Hume’s A Treatise of Human Nature in his student years (see Vol. 2, Introduction, p. xxv). See also his acknowledgment of Hume’s influence on him in Docs. 165 and 269. [6] Elsa, Ilse, and Margot Einstein accompanied Einstein to Ahrenshoop (see Doc. 571). [7] Irene and Gritli Born. 576. To Hans Albert Einstein Ahrenshoop. Pommern. [after 29 June 1918][1] Mein lieber Albert! Ich habe es recht bedauert Dich nicht mitnehmen zu können,[2] mich aber daneben auch gefreut, dass Du mich ein wenig vermissest. Du kannst Dir leicht denken, warum ich nicht habe kommen können. Diesen Winter war ich so leidend, dass ich über 2 Monate habe im Bett liegen müssen. Jede Speise muss extra für mich gekocht werden. Keine brüske Bewegung darf ich machen. Ich hätte also weder eine Wanderung mit Dir unternehmen noch im Hotel essen dürfen, ohne fürchten zu müssen, dass die mühsam erlangte Besserung wieder zum Teufel geht.[3] Wie hätte ich es also machen sollen? Schon die Reise war nicht unbedenklich. Aufhalten hätte ich mich nur bei meiner Schwester in Luzern können, wohin Dich Mama nur mit Widerstreben gehen lässt. Dazu kommt noch, dass ich mich mit Anna Besso gezankt hatte,[4] dass ich Herrn Zangger nicht wieder zur Last fallen wollte und endlich, dass ich daran zweifelte, ob Dir an meinem Kommen viel gelegen wäre. Wie viel einfacher wäre es für Dich gewesen, zu mir zu kommen, wenn Du wolltest. Du bist doch gesund und hättest es hier sehr schön gehabt. Ferner wären wir hier un- © The Collected Papers of Albert Einstein Volume 8 Princeton University Press, 1998 © The Collected Papers of Albert Einstein 820 Volume 8 DOCUMENT 577 Princeton University Press, 1998 JULY 1918 gestört gewesen, während ich in der Schweiz viele persönliche Verpflichtungen zu erfüllen habe, die mich zu allem hin noch abschreckten. In die Schweiz kann ich nur dann reisen, wenn meine Gesundheit sich wieder hinreichend bessert. Du siehst also, dass Du mir zu Unrecht Vorwürfe machst; vielleicht wirst Du später einmal denken, dass es besser gewesen wäre, wenn Du Dich in dieser Zeit mehr um mich bekümmert hättest.— Ich freue mich sehr darüber, dass Du in der Musik Dich schon so gut zuhause fühlst. Ich darf schon seit einem halben Jahre nicht mehr geigen, wegen des Bauches, Du musst mich also in dieser Beziehung schon ersetzen. Nicht minder freut es mich, dass Du Dich auch in den häuslichen Künsten bethätigen musst. Das ist ganz gesund und erhält Dich natürlich. Ich habe auch manchen wissenschaftlichen Plan überlegt, während ich Dich im Kinderwagen spazieren schob! Hier an der Ostsee ist es wundervoll. Aber Segelschiffe werden nirgends ausgeliehen. Ich muss warten, bis mich der Fischer mitnimmt. Das Meer ist grandios bei stürmischem Wetter. Es hätte Dir sicher gefallen. Mit den besten Wünschen für die Ferien grüsst Dich herzlich Dein Papa. Ich wohne: Altes Zollhaus. Ahrenshoop (Pommern) (bis Mitte August) Wann hast Du Deine Herbstferien?[5] ALS (Evelyn Einstein, California). [75 863]. [1] This letter is dated on the assumption that it was written after Doc. 574, the last one written before Einstein went on vacation. [2] At the beginning of June, Einstein had invited his son to join him in Ahrenshoop (see Doc. 557). [3] Einstein had begun attending sessions of the Prussian Academy again in early April after being laid up since Christmas 1917 (see Doc. 503). [4] Accusing Anna Besso-Winteler of unparalleled effrontery (see Doc. 572), Einstein had forbidden her to write him. [5] Autumn vacation in the Zurich secondary schools was scheduled for the two weeks from 19 October until 4 November (see Amtliches Schulblatt des Kantons Zürich 33 (1 August 1918), no. 8, p. 155). 577. From Peter Debye Göttingen, den 2. Juli 1918. Lieber Einstein! Anbei schicke ich Ihnen eine Abschrift einer Notiz, welche ich am vergangenen Freitag der hiesigen Gesellschaft der Wissenschaften vorgelegt habe:[1] Sie werden sich über die Sendung wundern, da Sie von mir ja nur gewöhnt sind fertig gedruck- © The Collected Papers of Albert Einstein Volume 8 Princeton University Press, 1998