Working on a dream

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Working on a dream
Ressort | Reiturlaub
Freizeit
Thema
USA
Working
on a dream
In der endlosen Weite der
amerikanischen Prärie mit Cowboys
Rinder zu treiben, das war der große
Traum von Pferdplus-Leserin Angie
Raab. Im September 2011 ging er auf
der New Haven Ranch in Wyoming in
Erfüllung – hier schildert sie ihre
,working holidays’.
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Fotos: Angie Raab
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iner meiner größten Träume war schon immer, einmal in
der unendlichen Weite der Prärie Kühe zu treiben. Vor drei
Jahren begann ich an diesem Traum zu arbeiten. Zuerst kam
mein Lebenspferd – das Quarter Horse Karlo Jac Hollywood
– zu mir. Mit ihm lernte ich Westernreiten, Geduld, Mut und
Vertrauen in mich selber. Dann lernte ich Steppin Spiderman
kennen- keine Stunde alt. Beide gaben mir schließlich den Mut,
Nägel mit Köpfen zu machen. Nach langem Suchen bin ich auf
die New Haven Ranch in Wyoming gestoßen, alle meine Fragen
wurden von der Rancherin freundlich und offen beantwortet,
selbst mein nichtreitender Freund wäre herzlich willkommen,
es seien auch Pferde vorhanden, die für Anfänger mit ein wenig
Talent absolut geeignet wären (Aus einem Nichtreiter wurde
schließlich in kürzester Zeit ein waschechter Cowboy).
Start in Rapid City
Im September 2011 ging es dann los! Mitten in der Nacht waren
wir in Rapid City, South Dakota angekommen, schnappten uns
einen Mietwagen und wagten die Reise durchs Nirgendwo nach
Wyoming – mit allerlei „wilden“ Begegnungen – Antilopen,
Stachelschweinen, Rehen, Stinktieren usw. New Haven ist eine
kleine, aber feine, zwischen grünen Hügeln eingebettete Working Cattle Ranch, die ungefähr 200 Black Angus Rinder beheimatet.
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»Mein Traum ist
in Erfüllung
gegangen. Es
waren die
anstrengendsten,
aber auch die
wunderbarsten
Ferien meines
Lebens.«
Freizeit | Reiturlaub USA
Eine Gästelodge bietet einer kleinen Gruppe Gleichgesinnter,
die den harten Alltag eines Cowboys kennenlernen wollen und
gerne mit anpacken, in einfachen sauberen Einzel- und Doppelzimmern Platz. Es gibt einen Aufenthaltsraum und eine gemütliche Küche, wo man gemeinsam frühstücken und abends den
Tag beschließen kann. Ein Hot Tub steht natürlich auch zur Verfügung, damit wir unter dem Sternenhimmel nach getaner Arbeit
ein Bier genießen und unsere müden Knochen und schmerzenden Muskeln im warmen Wasser entspannen können.
New Haven und die Gegend um Hulett sind keine klassischen
Tourismus-Regionen, sondern tiefstes Ranch- und Cowboyland
– es finden sich nie mehr als 10 Gäste auf der Ranch zusammen.
Jeder Gast wird in einem Trailparcours auf seine Sattelfestigkeit
getestet, der Wrangler schaut, welches Pferd zu wem passt. Mir
standen drei Pferde zur Verfügung: Jet, der unerschüttliche Riese, Smokey, das kleine, schnelle, schüchterne Cowhorse und
Indy, das unmögliche Indianerpony.
Wie ein Cowboy
RASANTER ZEITVERTREIB
Beim Team Penning wird auch die Sattelfestigkeit getestet.
Fotos: Angie Raab
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Vom ersten Tag an konnten wir in die faszinierende Welt des
Wilden Westens eintauchen – und das schöne, aber auch harte
und anspruchsvolle Leben eines Cowboys kennenlernen. Wir
lernten Zäune bauen und reparieren, Rinder treiben und impfen,
ließen uns von besagten Rindern auf den Zehen herum trampeln,
versuchten uns im Ropen (Lasso werfen), zuerst am Boden und
dann vom Pferd aus, um Schafe zum kastrieren und Rinder zum
Branden einzufangen und testeten unser reiterliches Können und
Geschick an den hauseigenen Corrientes und Beefalo Bernadette,
(eine ungeplante Mischung zwischen Rind und Büffel) auch unter Tigerkuh bekannt, im Team Penning – einer bei uns noch
unbekannten Disziplin, in der ein ausgewähltes Rind aus der
Herde ausgesondert und in einen Corral getrieben werden sollte,
ohne dass der Rest der Herde folgt! Ein spannender, rasanter
Zeitvertreib, der viel Spass macht! Dabei wird die Sattelfestigkeit bei rasanten Stops und Wendungen ganz schön getestet!
Wenn nicht gerade die eigenen Kühe versorgt, getrieben oder
geimpft werden mussten, halfen wir bei den Nachbarn aus.
Natürlich muss man nicht alle Cattle Drives mitmachen, sondern kann sich auch mal in einer der Liegen vor der Lodge einfach entspannen oder einen kleinen Ausritt in Begleitung eines
Ranchmitarbeiters machen. Dabei lernt man das Gelände, die
versteckte Geisterstadt New Haven und den wunderschön gelegenen See kennen! In der Abendstimmung kreuzen auch Rehe
oft die Trails.
Abwechslung muss sein
HARTE ARBEIT
Die Rinder müssen versorgt, getrieben und geimpft werden.
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Wenn man einmal einen Tag ohne Pferde, Staub und das ewige
Muh der Rinder braucht, ist das natürlich kein Problem: In der
Umgebung gibt es vieles anzuschauen. So beschlossen wir eines
Tages einen Ausflug zum Devil‘s Tower zu machen, einem erodierten Vulkanschlot, wo man heute einigen Waghalsigen beim
Klettern zuschauen kann. Auch Shoppen kann man nach Herzenslust – was bei den Cowgirls natürlich hoch im Kurs stand.
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AUTSCH!
Bei so vielen Rindern ließ es sich nicht verhindern, dass das eine oder
andere auch auf unseren Zehen herumtrampelte.
Der Geheimtipp dafür war Rapid City, South Dakota. Am Hinweg besuchten wir Aladdin mit seinen 15 Einwohnern und dem
berühmten Cowboystore, in dem man wirklich alles findet,
bewunderten die Präsidentenköpfe am weltberühmten Mount
Rushmore und machten einen kurzen Ausflug nach Deadwood,
bevor wir uns auf Boots, Hemden und Jeans stürzten.
Jederzeit wieder!
Für einen Ranchurlaub dieser Art braucht man Ausdauer, Sicherheit in allen 3 Gangarten, aber nicht unbedingt Kenntnisse im Westernreiten.
Man sollte offen für alles sein, auch mal sehr früh aufstehen
können, 4-7 Stunden im Sattel aushalten und viel Geduld und
starke Nerven mitbringen.
Im Juni ist Branding/Rodeo Saison, im September werden
die Black Angus zusammengetrieben und für die Feed Lots
(Maststationen) vorbereitet.
Mein Traum ist bei diesen Ferien in Erfüllung gegangen. Es
waren die anstrengendsten, aber auch die wunderbarsten Ferien meines Lebens – und es gibt bestimmt nichts Aufregenderes und Schöneres, als in dieser endlosen Weite zu galoppieren
und in aller Ruhe die Rinder zusammen zu treiben.
Daten & Infos
Auf der Website der New Haven Ranch (www.thenewhavenranch.com) findet man alle wesentlichen Infos
über Aufenthalt, Preise, Transfer usw., und das auch
in Deutsch. Die Saison 2012 läuft von 19. Mai bis
13. Oktober, die Mindestaufenthaltsdauer beträgt
eine Woche, das Mindestalter für Reiter 16 Jahre.
Der Wochenpreis beträgt derzeit 1.365,– US-Dollar.
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