Adrenogenitales Syndrom AGS
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Adrenogenitales Syndrom AGS
Adrenogenitales Syndrom AGS = Congenital Adrenal Hyperplasia (CAH) 1. Virilisierendes AGS ◊ -21-Hydroxylase-Mangel ◊ -11-Hydroxylase-Mangel 2. Feminisierendes AGS ◊ -z.B. 17-alpha-Hydroxylase-Mangel ◊ -(5-alpha-Reduktase-Mangel) ◊ -3-ß-Hydroxysteroid-Dehydrogenase-Mangel ◊ -20,22-Desmolase-Mangel A: 21-Hydroxylase-Mangel (> 90 % Ursache des virilisierenden AGS): Inzidenz klassisches AGS: 1:10-15.000 (in Österreich 7-8 Kinder pro Jahr) I. Klassische Formen: • a) AGS ohne Salzverlust (unkompliziertes AGS, ?simple virilizer?, Störung nur der Kortisol-Synthese) 1/3 der Fälle • b) AGS mit Salzverlust (kompliziertes AGS, Salzverlierer, Störung der Kortisol- UND Mineralkortikoid-Synthese) 2/3 der Fälle II. nichtklassische Formen: • a) Late-oneset-AGS • b) Asymptomatisches AGS (Cryptic AGS) Klinik: Beim komplizierten AGS (mit Salzverlust): Erbrechen Diarrhoe Nahrungsverweigerung, Exsikkose, Apathie; Beginn ab Ende der 1. Lebenswoche • - bei Mädchen: Pseudohermaphroditismus feminus (Virilisierungsgrad nach Prader I-V) • - bei Knaben: bei Geburt meist unauffällig; ggflls. Makrogenitosomie, Hyperpigmentierung des Skrotums Diagnostik: ◊ - 17-OH-Progesteron i. S. erhöht (nach Extraktion; bitte ?Extraktion? auf Zuweisung vermerken!) ◊ - Pregnantriol i. U. erhöht (Harndiagnostik nur bei unklaren Fällen erforderlich) ◊ - Testosteron i. S. erhöht ◊ - Elektrolyte: -beim komplizierten AGS: Hyponaträmie, Hyperkaliämie, metabolische Azidose ◊ - Sonographie kleines Becken, Nebennieren, Nieren + ableitende Harnwege ◊ - ggflls. ACTH-Test ◊ - ggf Karyotyp ◊ - Gensequenzierung (Bestätigungsdiagnostik; wird mit ca. 6 Monaten durchgeführt) Neugeborenen-Screening: Suche nach erhöhtem 17-OH-Progesteron ohne Krankheitswert) In Österreich seit 2001 etabliert, Rate falsch positiver Fälle (recall) ca. 0,7% (meist Frühgeborene) Therapie: • - Dauersubstitution eines Glukokortikoids • - bei Salzverlust zusätzlich Mineralkortikoid und Kochsalz im 1. Lebensjahr Standardtherapie: • Hydrocortone 3 x 1 mg • Bei Salzverlust: + Astonin H 2 x ½ Tbl, + NaCl 1 - 4 g aufgeteilt auf 4 - 6 Dosen • Plastisch-chirurgische Korrektur bei Mädchen, wird zumeist im 1. Lebensjahr durchgeführt Bei AGS-Indexfall in der Familie und neuerlicher Schwangerschaft: pränatal: Dexamethason-Gabe p. o. ab der 5.-6. SSW bei Risikoschwangerschaften (Karyotyo und Genotypisierung (CVS) ca. 12. SSW; nur falls homozygot erkrankter weiblicher Fetus (Chance 1 von 8 Feten) Fortführung der Dexamethason-Gabe bis zum Ende der Schwangerschaft; Therapieveranlassung/-betreuung durch Abtlg Innere Medizin III, Endokrinologie, Prof. H. Vierhapper) B: 11-Hydroxylase-Mangel (3-5%) Klinik: Wie beim 21-Hydroxylase-Mangel + Bluthochdruck (auf Grund des Mineralkortikoid wirksamen Zwischenproduktes DOC) Diagnostik: • Wie beim 21-Hydroxylase-Mangel + erhöhtes 11-Desoxycortisol i. S., erhöhtes THS i. U., erniedrigtes Aldosteron sowie Renin im Harn • Gensequenzierung Therapie: Wie beim 21-Hydroxylase-Mangel Prognose: Normale Lebenserwartung, nicht beeinträchtigte Fertilität; allerdings ist eine lebenslange Substitutionstherapie von Nöten C: Sonstiges: • ((Das 11-OH-mangel AGS kann schwieriger zu diagnostizieren sein (17-OHP muss nicht so hoch sein), aber zu selten, um hier extra darauf hinzuweisen)) • Die feminisierenden Formen haben variable Klinik bzgl. Hormonausfällen/-erhöhungen, werden im 17-OHP-Screening nicht erfasst und sind extrem selten • Der 5-alpha-Reduktase Defekt ist zwar streng genommen ein ?AGS?, wird aber eher als Testosteronsynthesedefekt/Kategorie: DSD(Disorder of sex development) gehandelt)) Funktion Erstellt, geprüft, freigegeben Ass. Name St. Riedl Version Vers. 1 2011