Bio Selig - FKP Scorpio

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Bio Selig - FKP Scorpio
DSeligR
»Raus aus der Ich-Gesellschaft«
Natürlich sind Zusammenhänge wichtig. Aber hier und jetzt wollen wir für einen
Moment mal alles beiseite lassen und das neue Selig-Album betrachten, ohne an
gestern, vorgestern oder morgen zu denken. Warum? Weil man noch nie in der
Geschichte dieser Band so sehr das Gefühl hatte, dass es nur um den Moment
ging. »Magma« ist ein derart jetztzeitiges, frisches und vitales Album geworden,
dass man nicht einen Moment lang auf die Idee kommt, hier einer Band zu
lauschen, die bereits auf eine derartige Karriere zurückblickt wie Selig - mit
Erfolgen, Niederlagen, Zerwürfnissen sowie einer langen Pause. Einer Band, der
nun ausgerechnet im 20. Jahr ihres Bestehens ein ebenso wütendes wie
introspektives, bisweilen clever ironisches, dann wieder klug den Zeitgeist
analysierendes Monster von einem Album gelingt. Den sogenannten
internationalen Maßstäben genügende Rockmusik, die nicht nach links oder recht
schielt und ihre Kraft einzig aus sich selbst bezieht.
Kapitel 1 – Das Urvertrauen
Aber wie ist das möglich? Vermutlich eben gerade WEIL Leo Schmidthals,
Christian Neander, Stephan »Stoppel« Eggert, Malte Neumann und Jan Plewka so
viel miteinander erlebt haben. So ganz ohne Zusammenhänge und Geschichte
kommen wir also doch nicht aus. Aber es ist ja auch ein Wahnsinn: In den
Neunzigern sind Selig die einzige erstzunehmende deutschsprachige Alternative
zu Grunge-Bands wie Nirvana und Pearl Jam. Als eine Art Gegenpol zum
Diskurspop der Hamburger Schule loten sie einige Jahre lang das breite Feld
zwischen Stoner-Rock, Psychedelia und Alternative aus, werden mehrfach
ausgezeichnet und haben zahlreiche Hits. Nach nur drei Alben ist dann plötzlich
Schluss. Überlastung, menschliche Zerwürfnisse - das Übliche. Man hätte damals
nicht gedacht, den Namen Selig jemals wieder jenseits jener Radio-Formate zu
hören, die »das Beste von gestern bis heute« rauf- und runterdudeln.
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Kapitel 2 - Die Reunion
Als die Band dann 2008 eine Wiedervereinigung ankündigt, sind die Kritiker
zunächst in der Überzahl. »Wir haben vorher lange und viel geredet«, erinnert
sich Jan Plewka. »Es war uns wichtig, etwas Neues und keinen Aufguss zu
produzieren. Anfangs kamen wir uns bisweilen vor wie unsere eigene Coverband,
aber als die ersten Songs standen, wussten wir gleich: das wird gut.» Den
Neuanfang solchermaßen zu legitimieren, sei wichtig gewesen, weswegen man
auch gleich neue Musik aufgenommen habe, statt sich auf eine Greatest-HitsTour zu begeben, wie sonst in solchen Fällen üblich. Eine Strategie, die aufging:
Das Comeback-Album »Und endlich unendlich« war ein sensationeller Erfolg und
das erste mit Gold ausgezeichnete Selig-Werk überhaupt. »Als wir danach die
ersten Konzerte spielten, war es, als ob die Leute zehn Jahre auf uns gewartet
hätten«, sagt Plewka, für den die Erfolge der letzten Jahre alles andere als
selbstverständlich waren. »Wir sind gesegnet, das ist ein Glücksfall. Nicht jede
Reunion geht ja gut aus.
Wir sind also mitten im zweiten Kapitel der Selig-Geschichte. Doch während
»Und endlich unendlich« und das Folgealbum »Von Ewigkeit zu Ewigkeit« den
Prozess der Selbstfindung dieser fünf ungleichen Freunde und Musiker
reflektierten, richtet »Magma« den Blick nach vorne - und nach außen. »Wir
waren zunächst froh, uns wiedergefunden zu haben und dieses Gefühl spiegeln
die Songs der ersten beiden Reunion-Alben«, sagt Plewka.
Kapitel 3 – „Magma“
»Auf ›Magma‹ hingegen richten wir den Blick nach außen. Die selige Innenpolitik
ist intakt, also fragen wir uns nun: was passiert in der sonstigen Welt?«
Dieser Prämisse folgend, entstand die erste neue Song «Love Peace«, ein wilder
Parcoursritt durch die politische und gesellschaftliche Geschichte der letzten 30
Jahre, in dem Credo mündend: »Wenn du die Welt nicht verändern kannst,
verändere dich selbst / Wenn du dich selbst nicht verändern kannst, verändere
die Welt.« »Griechenland, Syrien, alles rauscht so durch«, sagt Plewka. »Der
vorherrschende Lifestyle ist heute Ichbezogenheit. Es zählen nur die eigene
Familie und Karriere; den Geschehnissen in der Welt da draußen scheinen die
meisten Leute relativ gleichgültig gegenüberzustehen.«
Bereits nach den letzten Konzerten zu «Von Ewigkeit zu Ewigkeit« im
Festivalsommer 2011 begann die Band mit der Arbeit am nächsten Album. Die
ersten Songs und Ideen hingen bereits in der Luft, als Selig sich in Berlin traf,
um einfach mal zu gucken, wo das denn jetzt alles so hingehen soll. Sie hörten
Roxy-Music-Platten zur Inspiration experimentierten mit neuen Einflüssen und
wussten im Prinzip nur eins: dass sie diesmal Selig konsequent erneuern wollten.
In dieser Phase entstanden zwei Songs, die die Marschrichtung für »Magma«
vorgaben: »Schwester Schwermut« und »Wenn ich an dich denke«.
Insbesondere Letzterer profitiert von der detaillierten Beobachtungsgabe und
Emphase, die den Autor Jan Plewka stets ausgezeichnet haben. Eine
Liebeskummerballade wie »Wenn ich an dich denke« klingt bei ihm in jeder
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Sekunde wie selbst erlebt. »Wenn ich in meinen Freundeskreis oder in die
Gesellschaft selbst gucke«, sagt er, »gibt es da so viel Liebeskummer, da musst
du einfach nur nach greifen.«
Aufgenommen hat die Band die neuen Songs in England. Nachdem die
vorangegangenen Alben in eigener Regie entstanden waren, wollten Selig für
»Magma« wieder mit einem Produzenten arbeiten. »Selbst zu produzieren ist
wahnsinnig anstrengend, «erklärt Plewka, »weshalb wir nun unbedingt eine
sechste Person als Therapeuten und Regisseur in Personalunion dabei haben
wollten.« Sie haben dann lange gesucht und viele Leute ausprobiert, aber so
richtig hat es nicht gefunkt. Also doch selbst machen? »Stoppel meinte in einem
Anfall von Größenwahn, wir sollten doch mal Rick Rubin anrufen«, lacht Plewka.
»Daraufhin sagte unser Tontechniker völlig ungerührt ›kein Problem: ich kenne
den Rick Rubin von Europa, dem schreib ich mal ‘ne Mail.‹«
Nun muss man wissen, dass jener vermeintliche »Rick Rubin von Europa« ein
Mann von immensen Verdiensten ist, der derartige Vergleiche gar nicht nötig hat.
Steve Power hat mit Blur und zahlreichen anderen Hochkarätern gearbeitet. Vor
allem aber hat er gemeinsam mit Guy Chambers die entscheidenden ersten fünf
Robbie-Williams-Alben produziert. Power könnte sich also mit einigem Recht
entspannt zurücklehnen und seinen Reichtum genießen. Stattdessen las er die
Selig-Mail. Und antwortete! Er habe sich erkundigt, Selig seien eine outstanding,
eine besondere Band, er wolle rüberkommen und die Musiker kennen lernen.
»Und nur kurze Zeit später stand er dann tatsächlich bei uns im Studio«, erinnert
sich Plewka lachend.
Produziert hat die Band das Album mit Steve Power im Spätsommer 2012 in den
East Midlands. Die vorherigen Selig-Alben waren im urbanen Raum entstanden,
New York, Berlin, London. Nun nahmen sie in einem Ort mit 120 Einwohnern auf,
in dem es nicht einmal ein Pub gab. Das Studio lag in einer kleinen, umgebauten
Kirche, und dahin haben sie sich dann vier Wochen verzogen und eingeigelt.
»Eine Art buddhistisches Hippie-Gentleman-Camp«, so Plewka. »Power sagte
uns: Wir Engländer wollen einfach immer nur albern und höflich sein. Davon
haben wir viel mitgenommen und hoffen, dass das auch auf Tour anhält.«
Zeit für Scherze war durchaus vorhanden, denn so gut vorbereitet wie jetzt
waren Selig noch nie ins Studio gegangen. Sämtliche 13 Songs, die sie für das
Album geschrieben hatten, waren vorher komplett fertig komponiert, man
konnte sich also ganz auf die Aufnahmen und Verfeinerungen konzentrieren. So
entstand ein Werk, dem man die Produktionsstätte durchaus anhört. »Ich lüge
nie« etwa ist mit seinen Filtern, Loops und Halleffekten deutlich vom Madchester
Rave der Stone Roses beeinflusst. »In den Neunzigern waren wir riesengroße
Stone-Roses-Fans und haben bei Songs wie ›Wenn ich wollte‹ versucht, das ein
bisschen zu imitieren,« sagt Plewka. Und jetzt hatten wir Steve Power, der mit
Blur gearbeitet hat, und konnten das endlich mal richtig machen, Lincolnshire
Rave sozusagen.«
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Magma Song für Song
»Bring mich hier raus« ist dann eine jener Erlösungsfantasien, wie sie für das
Werk dieser Band signifikant sind. Ausgehend von einer Situation, die wir alle
kennen - ein schlechter Abend, die Party taugt nichts, alle reden nur Müll und der
Wein ist zu warm - gelangt Plewka auf eine höhere Ebene. »Darum ging es mir
schon immer«, sagt er: »Bring mich hier raus, zeig mir eine Lösung - oder wir
kriegen zu zweit eine hin.« Ebenfalls typisch für Selig ist die Zeile »Wie fühlt es
sich an von dir bewundert zu sein«, die als eine Art bewusst gesetzter Störer
zunächst nicht in die Chronologie des Songs zu passen scheint - und gerade
dadurch aufhorchen lässt.
»Das sind sozusagen meine Krampen«, sagt Plewka. »Wie bei der Polizeisperre,
da kommt man dann nicht einfach so durch. Und überhaupt: Wenn man ‘ne
Rockband ist, will man natürlich auch bewundert werden, das kann man ja auch
mal zugeben. Sonst wäre man doch gar nicht in dieses Rock-Business
eingestiegen. Jeder von uns hat eine große narzisstische Depression und die
innere Leere geht nur weg, wenn es Applaus gibt, das muss man ja nicht
verleugnen.«
So leicht fiel es Plewka bei weitem nicht immer, mit den positiven Seiten des
Applauses und dem Loch danach umzugehen. Die erste Single »Nicht alles auf
einmal« ist ein sehr biografischer, intimer Song. Und ein weiterer Hit! Die Zeile
»Bitte bitte bitte bitte bitte nicht alles auf einmal / Ich verliere meine Mitte und
das hatten wir schon mal« verweist auf die Probleme, die der Sänger in den
Neunzigern mit dem Ruhm auch hatte. »Ein Leben im Überflug, mit Leichtsinn
und Selbstbetrug« - Plewka hat es erlebt. »Heute gönne ich mir bewusst Pausen,
das Alter bringt die Erfahrung mit, dass man auch mal entspannt, eine gewisse
Gelassenheit, dass man nicht mehr immer durch jede Mauer muss«, sagt er.
Dazu passt auch »Schwester Schermut«, ein Song, für den Lars von Triers viel
diskutierter Film »Melancholia« Pate stand. Jan Plewka, der in der Frühphase der
Karriere dieser Band zeitweise unter Depressionen litt, kultiviert hier einen
beinahe zärtlich-freundschaftlichen Umgang mit seiner Melancholie. »Ich finde es
sehr erwachsen, dass man diesen Part von sich angenommen hat und ihn nicht
mehr dauernd abstoßen will. Weil man das 27. Lebensjahr überschritten hat und
weiß, das gehört zu mir, ob ich will oder nicht. Damit muss man umgehen. Ich
schließe Frieden mit der Schwermut, indem ich sage: Ich verfluche dich nicht,
sondern ich werde sogar auf dich warten, weil ich ohne dich kein Ganzes wäre.«
In diesen Sätzen wird ein Reifeprozess deutlich, der die gesamte Platte
entscheidend geprägt hat. Selig sind mit »Magma« als Band, Freundeskreis,
Musikerkollektiv in einer Weise bei sich selbst angekommen, wie das zuvor
eigentlich noch nie der Fall war, auch in den Neunzigern nicht. »Uns geht es um
die Zwischenmenschlichkeit, die wir erfahren haben mit Selig,« sagt Plewka.
»Wie schön das ist, in Liebe und Frieden nach so langer Zeit miteinander
klarzukommen. Und das wollen wir auch nach außen transportieren.«
Mit „Magma“ ist Ihnen das sicher gelungen.
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