Lösungen zu Blatt 6
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Lösungen zu Blatt 6
Prof. Roland Gunesch Sommersemester 2006 Übungen zur Vorlesung Gewöhnliche Differentialgleichungen Lösungen zu Aufgabenblatt 6 Aufgabe 1: Zeigen Sie folgende Aussagen über die Matrixexponentialfunktion: a) Für jede reelle n × n-Matrix A gilt: det E(A, t) = etSpur(A) . Lösung: Zu jeder n × n-Matrix A gibt es eine Transformationsmatrix T , so dass J = T −1 AT Jordanform hat, diese hat wegen der Ähnlichkeit die gleiche Spur wie A, d.h. es ist Spur (A) = Spur (J). Damit gilt: det E (A, t) = det E (A, t) · det T −1 T = det T −1 · det E (A, t) · det T = det T −1 E (A, t) T ! ! ∞ k X t = det T −1 Ak T k! k=0 ! ! m k X t = det lim T −1 Ak T m→∞ k! k=0 ! m k X t −1 k = det lim T A T m→∞ k! k=0 ! m X tk k T −1 AT = det lim m→∞ k! k=0 −1 = det E T AT, t = det E (J, t) n Y = exp (Jii t) i=1 = exp (Spur (J) · t) = exp (Spur (A) · t) b) Für AT (die transponierte Matrix) gilt: E AT , t = (E(A, t))T . Lösung: E AT , t = lim m→∞ m X tk k=0 = lim m→∞ k! m X tk k=0 = lim m→∞ AT k! m X tk k=0 T k! k Ak !T Ak !T = E (A, t) Aufgabe 2: a) Zeigen Sie: Die Matrixexponentialfunktion bildet schiefsymmetrische Matrizen auf orthogonale Matrizen ab. D.h.: Wenn AT = −A gilt, dann gilt für alle t ∈ R, dass B = E(A, t) die Beziehung B T = B −1 erfüllt. Tipp: Berechnen Sie E(A + AT , t). Lösung: In = E (0, t) = E (A − A, t) = E A + AT , t = E (A, t) · E AT , t ⇔ (E (A, t))−1 = E AT , t b) Zeigen Sie: Wenn A schiefsymmetrisch ist, dann ist det(E(A, t)) = +1. Lösung: Für schiefsymmetrische Matrizen gilt Spur(A) = Spur(AT ) = Spur(−A) = 0, daher gilt: det E (A, t) = exp (Spur (A) · t) = exp (0 · t) = +1 Aufgabe 3: a) Lösen Sie das Anfangswertproblem ẋ = y + z ẏ = x + z ż = x + y mit Anfangsdaten x(0) = 1, y(0) = 2, z(0) = 3. Lösung: Sei zunächst 0 1 1 A := 1 0 1 1 1 0 dann lässt sich die Differentialgleichung schreiben als (1) ẋ = A · x, x(0) = (1, 2, 3)T . Um die Gleichung zu lösen kann man die Matrix in Diagonalform transformieren. A hat die Eigenwerte (λ1 , λ2 , λ3 ) = (−1, 2, −1). Durch die Spalten von −1 1 −1 S −1 := 1 1 0 0 1 1 ist eine Basis aus Eigenvektoren gegeben. A ist also diagonalisierbar und mit −1/3 2/3 −1/3 1/3 1/3 , S := (S −1 )−1 = 1/3 −1/3 −1/3 2/3 gilt J := S · A · S −1 = diag(−1, 2, −1). Nun ist x genau dann eine Lösung von (1), wenn v := S · x eine Lösung von (2) v̇ = S · A · S −1 · v = J · v, v(0) = S · (1, 2, 3)T = (0, 2, 1)T =: v0 ist. Eine Lösung von (2) kann man aufgrund der Diagonalform leicht mit Hilfe der Exponentialabbildung angeben: v(t) = E(J, t) · v0 = diag(e−t , e2t , e−t ) · (0, 2, 1)T = (0, 2 · e2t , e−t )T . Nun muss man noch mit der Inversen rücktransformieren, d.h. die Lösung ergibt sich zu x(t) := S −1 · v(t) = (−e−t + 2 · e2t , 2 · e2t , e−t + 2 · e2t ). Wie man unmittelbar sieht sind die Anfangswerte als auch die Differentialgleichung erfüllt. b) Analysieren Sie die Ruhelage x = y = z = 0 auf Stabilität und auf asymptotische Stabilität. Lösung: Es ist offensichtlich, dass die Lösung nicht asymptotisch stabil ist, denn für t → ∞ bzw. t → −∞ divergiert mindestens eine Komponente. Genauso kann keine Poisson-Stabilität vorliegen, da das entsprechende Orbit unbeschränkt ist. Aufgabe 4: a) Finden Sie die allgemeine Lösung der linearen Differentialgleichung 2 6 u̇ = u. 2 −2 Skizzieren Sie ein Phasenportrait. Lösung: Sei zunächst A := dann läutet die Differentialgleichung 2 6 2 −2 u̇ = A · u, u(0) = (u10 , u20 , u30 )T . Wie in Aufgabe 3 sieht man, dass A diagonalisierbar ist, mit den Transformationsmatrizen: 3 −1 1/4 1/4 −1 S := und S := . 1 1 −1/4 3/4 Dann wird die transformierte Gleichung v̇ = S · A · S −1 · v = diag(4, −4) · v durch v = (v01 · e4t , v02 · e−4t )T gelöst. Die korrekten Anfangswerte für das transformierte Problem ergeben sich zu 1 T (u0 + u20 ) (−u10 + 3 · u20 ) v0 = S · u 0 = . , 4 4 Damit ergibt sich die Lösung ! 1 2 1 2 4t (u0 +u0 ) −4t (−u0 +3·u0 ) 3·e · 4 −e · 4 u(t) = S −1 · v(t) = . (u1 +u2 ) (−u10 +3·u20 ) e4t · 0 4 0 + e−4t · 4 b) Finden Sie alle Ruhelagen und untersuchen Sie diese auf Stabilität und auf asymptotische Stabilität. Lösung: Offenbar gilt det(A) = −16 6= 0, d.h. A ist invertierbar und hat folglich lediglich die Nullstelle 0. Bezüglich der Stabilität gilt wie in 3 b), das 0 weder asymptotisch noch Poissonstabil ist. In jeder Umgebung der 0 gibt es Anfangswerte u0 , s.d. keiner der Exponentialterme verschwindet. Dann divergieren beide Komponenten für t → ∞ bzw. t → −∞.