Erfahrungsbericht: Auslandsemester an der CalPoly, Spring 2013

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Erfahrungsbericht: Auslandsemester an der CalPoly, Spring 2013
Erfahrungsbericht: Auslandsemester an
der CalPoly, Spring 2013
Im Frühling 2013 habe ich am Austauschprogramm der Fakultät 03 Maschinenbau, Fahrzeug-und
Flugzeugtechnik der Hochschule München (HM) mit der California Polytechnic State Universtity in
den USA (CalPoly) teilgenommen. Im Zuge dessen habe ich ein Semester an der CalPoly studiert und
insgesamt 4,5 Monate in den USA verbracht. Die dabei gesammelten Erfahrungen waren für mich
von unschätzbarem Wert. Auf Grund dessen möchte ich diese sowie meine Vorbereitungen und
organisatorischen Schritte für den Auslandsaufenthalt kurz erläutern um mögliche Interessenten zu
ermutigen und die ersten Schritte zu erleichtern.
Bewerbung und Auswahlverfahren
In diesem Abschnitt ist es wichtig darauf hinzuweisen, dass grundsätzlich zwei verschiedene
Zeiträume von der HM angeboten werden um an der CalPoly ein oder mehrere Auslandsemester zu
verbringen. Das dortige akademische Jahr ist in Quarter (2,5 Monate) aufgeteilt (Herbst, Winter,
Frühling, Sommer), wobei im Sommer-Quarter nur sehr wenige Kurse gehalten werden. Für einen
Auslandsaufenthalt an der CalPoly bieten sich seitens der HM folgende Möglichkeiten:
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WS, Herbst und Winter, fall- and winterquarter (2 Quarter)
SS, Frühling, springquarter (1 Quarter)
Ich war im springquarter 2013 an der Calpoly und möchte für detaillierte Aussagen über die anderen
zwei Semester (fall-and winterquarter) auf die Erfahrungsberichte dieser Zeiträume verweisen.
Abhängig vom jeweiligen Zeitraum ergeben sich die Bewerbungfristen, welche der Internetseite der
International Affairs zu entnehmen sind. Ein gravierender Unterschied zwischen der Bewerbung für
das Springquarter und der Bewerbung für den zwei-semestrigen Aufenthalt ist die Anzahl der
Bewerber. Auf Grund der deutlich geringeren Anzahl von Bewerbern, stehen die Chancen für ein
Springquarter angenommen zu werden meist deutlich höher. Dies bedeutet jedoch nicht die
Bewerbung deshalb halbherzig anzugehen.
Es ist von Vorteil sich schon früh mit dem Thema zu befassen und auf Veranstaltungen der
International Affairs erste Eindrücke zu sammeln und ernsthaftes Interesse zu zeigen. Dabei sollten
erste grobe Strukturen für ein Auslandsemester entstehen (Wo will ich wann hin?) Ist diese
Entscheidung getroffen steht eine Bewerbungsfrist fest und es kann konkret mir der Bewerbung
begonnen werden. Auf der Internetseite der International Affairs befinden sich der
Bewerbungsleitfaden für die CalPoly sowie die dazu nötigen Dokumente. Es benötigt einige Zeit und
evtl. etwas Aufwand diese zusammenzustellen. Eine wichtige Rolle spielen hierbei
Motivationsschreiben und Lebenslauf, da diese neben den Noten ausschlaggebend für eine
Annahme sind. Es schadet nicht sich etwas Zeit zunehmen und ein wenig über die CalPoly zu
recherchieren und ein klar strukturiertes Motivationsschreiben zu verfassen. Neben den Leistungen
im Studium spielt soziales Engagement (Vereine, Ehrenämter, etc.) eine wichtige Rolle. Da das
Motivationsschreiben (Cover Letter) auf Englisch gefordert wird, kann ich nur empfehlen einen oder
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mehrere native speaker Korrektur lesen zu lassen. Englisch-Sprachige Lebensläufe (CV) habe eine
grundsätzlich andere Struktur vgl. mit deutschen Lebensläufen. Hier hilft das Internet sowie
Bekannte, die einen solchen bereits verfasst haben. Das Learning-Agreement ist nur eine Vorauswahl
von Kursen, die dem Katalog der Calpoly entnommen werden. Die dabei gewählten Kurse werden
jedoch nicht jedes Semester gelesen! (Siehe Kurswahl) Deshalb lohnt es sich für jeden Kurs, der in
Frage kommt eine Unterschrift vom betreffenden Professor einzuholen (Anlage H). Beim allgemeinen
Bewerbungsbogen sollte man neben der CalPoly noch weitere Partner-Universitäten von Interesse
angeben! Für die CalPoly ist ein DAAD Sprechzertifikat notwendig. Ich hatte mich noch vor der
Bewerbung für die CalPoly für den TOEFL-Test entschieden. Es handelt sich dabei um vier
unterschiedliche Prüfungsteile: Reading, Listening, Writing, Speaking. Während des Tests befindet
sich der Prüfling vor einem Computer und untersteht ständiger Videoüberwachung. Dies und die
Tatsache mit einem Computer zu sprechen verleihen dem Test eine etwas absurde Atmosphäre. Für
den TOEFL-Test stehen jedoch Übungsprogramme zur Verfügung, mit denen die Simulation der Test
Situation am heimischen Computer oder Laptop trainiert werden kann. Da die Ausstellung des
Zertifikates viel Zeit in Anspruch nimmt, empfiehlt es sich zeitnah einen Termin über das Onlineportal
zu erstellen.
Da ich für mein Auslandsemester kaum Mitbewerber hatte, handelte es sich bei meinem
Auswahlverfahren lediglich um ein Gespräch. Für detailierte Auskünfte zum Auswahlverfahren
verweise ich deshalb auf die Erfahrungsberichte der WS-Studenten.
Visum
Nachdem man von der HM eine Zusage erhalten hat, leitet diese die Bewerbung an die Calpoly
weiter. Der nächste Schritt ist eine Zusage der CalPoly. Diese setzt sich aus einem letter of acceptance
und dem DS2019 Formular zusammen. Dieses ist unabdingbar für ein Visum. Mit dem DS2019 ist es
möglich einen Termin auf dem Konsulat zu machen sowie die dafür nötigen Gebühren zu bezahlen.
Es müssen zwei unterschiedliche Gebühren bezahlt werden (SEVIS und Roskos & Meier), ein Passfoto
nach amerikanischen Standards und eine Bestätigung der Bank werden ebenfalls benötigt. Es ist
ratsam diese Dokumente sorgfältig vorzubereiten um den Aufenthalt auf dem Konsulat so kurz wie
möglich und reibungslos zu halten. Das Gespräch mit dem Konsul ist dann Formsache und eine
Angelegenheit weniger Minuten. Ist der Reisepass mit dem Visum angekommen steht fest ab wann
die Einreise stattfinden kann und die Ausreise stattfinden muss. Man kann nun also Flüge buchen,
Reisen planen und ein Zimmer suchen.
Flug, Reisen und Wohnen
Da zu diesem Zeitpunkt feststeht, wann die Vorlesungen beginnen und ab wann die Einreise erlaubt
ist kann man abhängig vom Visum vor und nach dem Studium reisen und dementsprechende Flüge
buchen.
Hierbei kann ich die STA Travel Agentur empfehlen. Grundsätzlich bieten sich Flüge nach San
Francisco oder Los Angeles an. Auf Grund der Gepäcksicherheit und der deutlich bequemeren Reise
lohnt es sich direkt zu fliegen. San Luis Obispo (SLO) lässt sich von Los Angeles und San Francisco mit
dem Zug oder mit dem Bus erreichen. Wobei ich grundsätzlich das Zugunternehmen(Amtrak) den
Busunternehmen (Greyhound, Megabus) vorziehe. Dies basiert auf der Verlässlichkeit und Sicherheit,
die ich bei den unterschiedlichen Transportmitteln erfahren habe. Manchmal bietet Amtrak nur eine
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Busverbindung von San Francisco nach SLO an, diese ist jedoch nur in Verbindung mit einem Zug
buchbar. Das System lässt sich durch eine Buchung des Busses nach SLO und Buchung eines
Anschlusszuges nach z.B Groverbeach für weitere $5 „austricksen“.
Kalifornien hat sehr viel zu bieten und es lohnt sich Land und Leute vor dem Studium
kennenzulernen. Die Küste von San Francisco bis San Diego lässt sich hervorragend mit dem Zug
bereisen. Hostels in den Städten bieten die Möglichkeit junge Reisende der ganzen Welt
(hauptsächlich Australier) kennenzulernen sowie das Englisch einzuschleifen. So lässt sich Kalifornien
hervorragend allein bereisen ohne sich dabei allein zu fühlen. Bereist man Kalifornien mit Freundin
oder Freund/Kumpel lohnt es sich ein Auto zu mieten. Diese sind auch in den größeren Klassen
erschwinglich und der Besitz eines Autos in den USA ist natürlich auf Grund der Größe des Landes
sehr praktisch. Ich persönlich war von San Francisco, Yosemite, Big Sur (Route 1) und San Diego
besonders angetan. Los Angeles ist nur auf Grund seiner Größe bemerkenswert.
Empfehlungen für Hostels:
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San Francisco: USA Hostels
Hollywood: USA Hostels
San Diego: Banana Bungalow
Yosemite: Oso Hostel (Groveland)
Neben den Reiseplänen sollte man sich ebenfalls bald um eine Wohnung kümmern. Ich möchte
grundsätzlich darauf hinweisen, dass es nicht nur Studentenwohnheime gibt. Es handelt sich bei SLO
um eine Collegetown in der viele Häuser von Studenten bewohnt werden. Da es jedoch schwierig ist
dort eine Wohnmöglichkeit zu erhalten ohne vor Ort zu sein empfiehlt es sich, sich bei den
Studentenwohnheimen zu erkundigen. Es wird zwischen On-Campus und Off-Campus unterschieden.
On-Campus (Polycanyon, Polyvillage,…) leben sehr viele junge Studenten relativ entfernt von der
Stadt. Die Nähe zu Supermärkten und Downtown spricht für Off-Campus (Valencia Appartments,
Mustang Village) Diese bieten meist jedoch nur Verträge über die Länge von mindestens drei
Quartern an. Auf Grund dessen übergeben WS- Austauschstudenten oftmals ihre Mietverträge an SSAustauschstudenten. Der email-Verkehr wird über International Affairs weitergeleitet. Achtet also
auf früh auf Anfragen zur Mietübernahme, so lässt sich noch vor Antritt der Reise eine Wohnung
sichern, was sehr beruhigend ist.
My Calpoly, Kurswahl und Stipendium
Der nächste Schritt ist die tatsächliche Kurswahl. Dazu zunächst einige Erläuterungen zum Online
System der CalPoly. Jeder Student der CalPoly verfügt über einen Zugang zum My Calpoly Portal.
Über dieses läuft ein Großteil der studentischen Organisation. Die Hauptaufgabe des Systems ist die
Kurswahl. Die Austauschstudenten verfügen über das Privileg vorzeitig Kurse zu wählen. Dieses setzt
jedoch den Besitz einer Auslandskrankenversicherung und sog. Perequisite-Nummern voraus. Da
öffentliche Kassen (TK) keine Auslandskrankenversicherung anbieten, habe ich mich für den ADAC
entschieden. In Kombination mit einer Jahres-Plus Mitgliedschaft fällt der monatliche Preis für die
Versicherung und steigt die Sicherheit auf Hilfe bei Autopannen in den USA. Diese
Auslandskrankenversicherung deckt die von der CalPoly geforderten Policen. Eine auf Englisch
verfasste Bestätigung dieser, wird von den Austauschbeauftragten (Susan Tripp, Judy Mitchell)
benötigt um den Studenten für die Kurswahl freizuschalten.
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Die eigentliche Kurswahl erfolgt in zwei Schritten. Zuerst muss probeweise ein Stundeplan erstellt
werden. So wird vermieden, dass Kurse gewählt werden, die zur selben Zeit stattfinden. Dies
geschieht mit dem Student Pass Tool im My CalPoly Portal. Die Kurse des jeweiligen Quarters sind
inkl. kurzer Beschreibungen, Units und Perequisit-Nummern im jeweiligen Fachbereich aufgelistet. Es
werden min 12 Units (davon 8 aus dem Major) verlangt. Dies erreicht man mit zwei Kursen aus dem
Major Bereich von je 4 Units und zwei „leichteren“ Kursen im General Education Bereich (entspricht
AW-Fach) und Sportkursen-Kinesology (Volleyball, Fussball, Basketball, Bowling,…). Es sollten nicht zu
viele und anspruchsvolle Kurse gewählt werden, da der Arbeitsaufwand während dem Semester auf
Grund von Hausaufgaben und Midterms nicht zu unterschätzen ist. Mit diesen Kenntnissen wird mit
dem Student Pass ein Stundenplan ohne Überlappungen und den geeigneten Kursen erstellt.
Der nächste Schrittist die Einschreibung (Enrollment) in die gewählten Kurse. Dies ist für
Austauschstudenten, wie bereits erwähnt vor den anderen Studenten möglich. Hierbei wird das
Student Center Tool im My Calpoly Portal benötigt. Aus dem im Pass erstellten Stundenplan lassen
sich die Kursnummern entnehmen. Die Perequisite-Nummern erhält man durch freundliche Anfrage
bei der Fakultät der ein Kurs untersteht.
Des Weiteren lohnt es sich definitiv eine Bewerbung für das PROMOS Stipendium zu verfassen. Dies
ist eine, speziell für Austauschstudenten an nicht-europäischen Universitäten finanzielle Förderung.
Es handelt sich dabei um eine einmalige Fahrtkostenpauschale von etwa € 1000. Die
Bewerbungsfristen finden sich auf der Internetseite der HM (Ansprechpartnerin: Gabriele
Gierstorfer). Die Bewerbung setzt sich aus Motivationsschreiben, Lebenslauf und weiteren
Dokumenten zusammen. Die Förderung ist mit Auslands-BAföG kombinierbar.
Collegelife
Das Leben und Studieren in SLO lässt sich am besten mit dem Ausdruck Collegelife beschreiben.
Ständig warten Hausaufgaben und Midterms, jedoch gilt das Selbe für die Feiern. Die internationale
Gemeinschaft (ISI San Luis Obispo auf Facebook) ist sehr stark und bietet sehr viele Möglichkeiten
Ausflüge zu machen und Vieles zu erleben. In Verbindung mit den IPC (International Peer Contact)
sind die Wochenenden meistens ausgebucht. Des Weiteren bietet die Universität, neben
unermesslichen Sportmöglichkeiten im Recreation Center, Wochenend-Trips durch ganz Kalifornien.
Die Einrichtung heißt PolyEscapes und eröffnet die Möglichkeit zu Surf-Kursen, Backpackingtrips,
Canyoning, Climbing uvm. Ihr solltet Polyescapes sobald wie möglich einen Besuch widmen um an
diesen Trips teilnehmen zu können. Das Nachtleben in einer Collegetown ist natürlich ausgeprägt
und auf Grund der unterschiedlichen Deals auch äußerst erschwinglich. Es lohnt sich jedoch über den
Tellerrand zu blicken um neben den Internationals auch Kontakte mit den Amerikanern knüpfen. So
erhält man Einblicke in das tatsächliche Collegelife, von Fraternities über Scolarships, Internships bis
zur Graduation. Ein Weiterer Vorteil der Kleinstadt SLO ist, dass alles mit dem Fahrrad erreichbar ist.
Ein Professor namens Joel Westwood ([email protected]) verleiht Fahrräder für eine Kaution
von $100. Die Finals am Ende des Quarters sind weniger umfangreich als unsere Abschlussprüfungen
da ein Großteil des Stoffes während den Midterms (Zwischenprüfungen) abgefragt wird. An die
englische Sprache in den Kursen gewöhnt man sich schnell. Die kleinen schulischen Kurse helfen
beim Verständnis. Viele Professoren gestalten ihre Kurse individuell, womit ein meist sehr gutes
Verhältnis zwischen Professor und Studenten entsteht. In den Fächern mit viel Mathematik oder
physikalische Formeln passt sich die Denkweise sehr schnell an das Englische an, da Vieles dem
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Deutschen ähnelt. Die Sprachbarriere sinkt mit jedem Tag, an dem man sich darauf einlässt und sich
traut Fehler zu machen. Viel näher will ich nicht auf das Leben dort eingehen, da es schwierig ist die
Erfahrungen und die Atmosphäre eines Auslandsemesters in Worte zu fassen. Ich kann nur betonen,
dass es eine einmalige Chance in das amerikanische Studentenleben einzutauchen und viele neue
Kontakte aus der ganzen Welt zu knüpfen!
Fazit
Das Auslandsemester an der CalPoy im Spring 2013 war eine Erfahrung, die ich nie vergessen werde.
Dem Organisatorischen Aufwand stehen die Reise durch ein aufregendes Land, ein Semester
Collegelife und eine großen Zahl neuer Freundschaften gegenüber. Ich kann einen Aufenthalt im
Sommersemester für „nur“ ein Quarter jedem empfehlen. Trotz des kürzeren Aufenthalts habe ich
sehr viel erlebt und einen kompletten Einblick in die amerikanische Kultur erhalten. Traut euch, es
lohnt sich!
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