Monatsrückblick Juli 2006 - Institut für Meteorologie

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Monatsrückblick Juli 2006 - Institut für Meteorologie
Beiträge des Instituts für Meteorologie
der Freien Universität Berlin zur Berliner Wetterkarte
63/06
SO 22/06
Herausgegeben vom Verein BERLINER WETTERKARTE e.V.
c/o Carl-Heinrich-Becker-Weg 6-10, 12165 Berlin
http://www.Berliner-Wetterkarte.de
ISSN 0177-3984
3.8.2006
Monatsrückblick Juli 2006
Friedemann Schenk
Berlin-Dahlem
Der abgelaufene Juli 2006 bleibt als ein Monat der Rekorde in Erinnerung. Nie zuvor seit
Aufzeichnungsbeginn im Jahre 1908 hat es eine so hohe Anzahl an „Sommertagen“ und „Heißen Tagen“ in einem Monat gegeben.
So blieben lediglich zwei Tage des Monats unterhalb des Schwellenwertes von 25,0°C für
einen Sommertag, und von diesen 29 Sommertagen wiesen sogar 17 Tage ein Maximum von
30,0°C oder höher auf. Es ergab sich eine mittlere Höchsttemperatur von 29,8°C, auch dies ist
ein neuer Rekordwert. Derart hohe mittlere Maxima treten sonst erst im südlichen Mittelmeerraum wie beispielsweise in Neapel oder Palermo auf. Die Monatsmitteltemperatur von 23,2°C
entspricht normalerweise etwa der mittleren Maximum-Temperatur, damit war der Juli der
wärmste Monat seit Aufzeichnungsbeginn in der Dahlemer Klimareihe, wobei auch der heiße
Juli 1994 mit der damaligen Mitteltemperatur von 22,8°C noch übertroffen wurde. Zum Vergleich: Das Juli-Klimamittel von Barcelona in Spanien beträgt 22,9°C. Damit war es hier also
noch wärmer als üblicherweise an der Costa Brava. In dem Zeitraum vor 1908 findet man in
der Berliner Stadtreihe lediglich zwei Monate mit einer noch höheren Mitteltemperatur: der
Juli 1834 mit 23,6°C und nach den inhomogenen und nicht lückenlosen Aufzeichnungen der
Juli 1757 mit 24,3°C.
Ebenso außergewöhnlich wie die Temperaturbilanz fällt die Bilanz der Sonnenscheindauer
aus, die mit 375,7 Stunden und einem Plus von 157,7 Stunden einen neuen Höchstwert in der
seit 1951 geführten Reihe erreicht. Auch in der bis ins Jahr 1893 zurückreichenden Potsdamer
Sonnenscheinreihe findet sich kein höherer Monatswert. Damit wurde der Juli 1994 als bisher
sonnenscheinreichster Monat mit 366,5 Stunden noch etwas übertroffen. Es bleibt allerdings
anzumerken, dass damals die Sonnenscheindauer noch nach dem Campbell-Stokes-Verfahren
bestimmt wurde. An lediglich 5 Tagen betrug die Sonnenscheindauer weniger als 10 Stunden.
Im Mittel schien die Sonne pro Tag mehr als 12 Stunden, auch in Spanien weist kein Ort im
Juli-Mittel eine höhere Sonnenscheindauer auf. Erinnert sei an dieser Stelle an den sonnenscheinärmsten Juli vor 6 Jahren, als es mit gerade einmal 102,8 Sonnenstunden weniger als
die Hälfte des Sonnenscheinsolls gab.
Bemerkenswert fällt auch die Niederschlagsbilanz des abgelaufenen Juli aus. Trotz der geringen Anzahl von lediglich 6 Tagen mit messbarem Niederschlag (normal wären 14 Tage) und
einer Periode von 19 fast gänzlich trockenen Tagen zwischen dem 9. und dem 28. Juli mit nur
0,2 Liter an einem Tag war der Monat deutlich zu nass. Insgesamt fielen 84,2 Liter pro Quadratmeter, das sind 159 % vom Normalwert der Vergleichsperiode 1961-90. Davon fielen aber
63,2 Liter innerhalb weniger Stunden am 7. Juli (siehe entsprechende Beilage zur Wetterkarte), was zu Überflutungen im Stadtgebiet führte. Noch stärker betroffen von dem Wolkenbruch am 7. Juli war die FU-Station in Charlottenburg, wo insgesamt 110,4 Liter pro Quadratmeter gemessen wurden.
Weitere Klimatologische Mittelwerte von Berlin-Dahlem für den Monat Juni 2006 sind in der
monatlichen Beilage zur Berliner Wetterkarte zu finden.
Monatsrückblick Juli 2006 - Deutschland
In ganz Deutschland war der Juli erheblich zu warm, extrem sonnenscheinreich und überwiegend zu trocken.
Deutschlandweit ergaben sich für den Juli 2006 genau wie an unserer Wetterstation in BerlinDahlem verbreitet neue absolute Höchstwerte für die Monatsmitteltemperatur und die Sonnenscheindauer. So betrug der Wärmeüberschuss meist zwischen +4 und +6 K; das sind für
einen Sommermonat extrem hohe Temperaturabweichungen. Nur vereinzelt, wie z.B. in Bad
Hersfeld, Straubing und auf Helgoland lagen die Temperaturabweichungen zwischen +3 und
+4 K. Die höchste Temperatur wurde am 20. Juli mit 38,9°C in Bernburg an der Saale gemessen, und wie auch hier in der Berliner Wetterkarte berichtet, wurden an einigen Orten wie z.B.
in Hamburg und Magdeburg sogar neue absolute Höchstwerte für den Monat Juli aufgestellt.
Die häufige Hochdruckwetterlage war zudem mit reichlich Sonnenschein verbunden, es wurde zwischen 130 und 180% der mittleren Sonnenscheindauer registriert. Auf der Insel Hiddensee überstieg die Sonnenscheindauer sogar die 400 Stunden-Schwelle (HiddenseeDornbusch 408 Stunden).
Aufgrund des ausschließlich in Form von Schauern und Gewittern aufgetretenen Niederschlags fiel die Niederschlagsbilanz entsprechend regional sehr verschieden aus. An einzelnen
Wetterstationen wie in Karlsruhe, Stuttgart und Erfurt wurde mehr als die anderthalbfache
Menge vom vieljährigen Mittelwert registriert, dabei fiel der Niederschlag jedoch oft innerhalb weniger Stunden. Im Flächenmittel war der Monat aber zu trocken. Gebietsweise im Osten Deutschlands wie in Cottbus, Dresden und Greifswald fielen nur 9% vom klimatologischen Mittelwert. Wie eng begrenzt die Niederschlagsereignisse waren, zeigt sich an den Monatswerten einiger Berliner Messstationen. So fielen an der FU-Station Charlottenburg insgesamt 128,7 Liter, während im Stadtteil Marzahn mit einer Monatsmenge von 37,2 Litern gut
90 Liter weniger registriert wurden.
Weitere Informationen zum vergangenen Juli sind der Anfang September erscheinenden Beilage „Klima Europa“ (KEU) zu entnehmen sowie einer ausführlicheren Beilage, die Ende
August erwartet wird.

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