Pflege von Kindern und Jugendlichen
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Pflege von Kindern und Jugendlichen
Berufsverband Kinderkrankenpflege Österreich Curriculum Weiterbildung in der Pflegehilfe Pflege von Kindern und Jugendlichen CURRICULUMTEAM Heidi Bauernfeind Martha Böhm Maria Jesse Irene Messner Eva Mosar-Mischling Ulrike Vujasin IMPRESSUM Dieses Curriculum wurde 2011 erstellt und ist Eigentum des BERUFSVERBANDES KINDERKRANKENPFLEGE ÖSTERREICH A-1120 Wien, Altmannsdorferstraße 104 T: (+43/1)4702233 F: (+43/1)4796400 E: [email protected] I: www.kinderkrankenpflege.at Weitergabe und Vervielfältigung nur mit ausdrücklicher Zustimmung des Eigentümers gestattet. GENDER-HINWEIS Die verwendete feminine Sprachform dient der leichteren Lesbarkeit und meint immer auch das jeweils andere Geschlecht. Curriculum – Weiterbildung in der Pflegehilfe – Pflege von Kindern und Jugendlichen – Seite 2 © Berufsverband Kinderkrankenpflege Österreich VORWORT Pflegehelferinnen sind meist in der intra- und extramuralen Versorgung Erwachsener eingesetzt – und hier besonders in der Pflege und Betreuung von alten Menschen. Dem wird in der Ausbildung durch Unterrichtsfächer wie „Pflege alter Menschen“ oder „Gerontologie, Geriatrie und Gerontopsychiatrie“ Rechnung getragen. Auch die praktische Ausbildung setzt mit einem Praktikum von 320 Stunden in der Langzeitpflege bzw. rehabilitativen Pflege diesen Schwerpunkt. Inhalte die sich speziell mit Kindern und Jugendlichen beschäftigen sind kaum zu finden, auch in der praktischen Ausbildung gibt es dazu kein Trainingsfeld. Mit der Diskussion um den Skill- und Grademix eröffnet sich nun die Frage ob Pflegehelferinnen in Zukunft vermehrt in der Kinder- und Jugendlichenpflege arbeiten werden. Um eine fachkompetente und qualitativ hochwertige Pflege im interdisziplinären Team zu gewährleisten erscheint es daher sinnvoll, Fort- und Weiterbildungen für jene Pflegehelferinnen anzubieten, die mit Kindern und Jugendlichen arbeiten möchten. Der BKKÖ sieht es als seine Aufgabe an der Schaffung von Fort- und Weiterbildungskonzepten mitzuwirken, um die Qualität in der Kinder- und Jugendlichenpflege zu sichern. Aus diesem Grund hat sich der BKKÖ entschlossen, einen Lehrplan für die laut GuK-WV mögliche Weiterbildung „Pflege von Kindern und Jugendlichen“ für Pflegehelferinnen zu erstellen. Der Lehrplan der Weiterbildung umfasst 160 Stunden theoretische und 80 Stunden praktische Ausbildung und wurde von Mitgliedern des BKKÖ verfasst, die auch an der Erstellung des Curriculums für die spezielle Grundausbildung bzw. Sonderausbildung zur Kinder- und Jugendlichenpflege mitgewirkt haben. Analog zu diesen Ausbildungen wurde ein lernsituationsorientierter Ansatz gewählt. Anhand exemplarischer Situationen aus dem Handlungsfeld der Kinder- und Jugendlichenpflege sollen Fach-, Personal-, sowie Sozial- und Methodenkompetenzen entwickelt werden, die für die tägliche Praxis von großer Bedeutung sind. Diese Ergebnisorientierung gibt den Unterrichtenden die Möglichkeit, sehr offen an die Inhalte heranzugehen und auch auf die Bedürfnisse der Teilnehmerinnen abzustimmen. In Anbetracht unterschiedlichster Curriculum – Weiterbildung in der Pflegehilfe – Pflege von Kindern und Jugendlichen – Seite 3 © Berufsverband Kinderkrankenpflege Österreich Wissensvoraussetzungen, die vor allem durch die Berufserfahrung der Weiterbildungsteilnehmerinnen entstehen können, empfiehlt sich das didaktische Konzept der Handlungsorientierung als methodischer Zugang für diese Weiterbildung. Sowohl die fachliche Leitung als auch die didaktische Umsetzung soll von diplomierten Kinderkrankenpflegepersonen - bevorzugt mit absolvierter lehrender Ausbildung - übernommen werden, die sowohl über die notwendigen pädagogisch-didaktischen Kompetenzen als auch über das entsprechende Fachwissen aus der Kinder- und Jugendlichenpflege verfügen. Martha Böhm Präsidentin des Berufsverbandes Kinderkrankenpflege Österreich Direktorin Ausbildungszentrum, Landes- Frauen- und Kinderklinik Linz Mag.a Irene Messner Akademische Lehrerin für Gesundheits- und Krankenpflege, Schule für Kinder- und Jugendlichenpflege, AKH Wien Curriculum – Weiterbildung in der Pflegehilfe – Pflege von Kindern und Jugendlichen – Seite 4 © Berufsverband Kinderkrankenpflege Österreich 1 Theo ist ein Schreihals Eine Mutter kommt mit ihrem 4 Wochen alten Sohn Theo in die Elternberatung. Im Wartezimmer hat die Pflegehelferin zufällig gehört, wie sich die Mutti von Theo mit einer anderen Mutter eines 4-monatigen Kindes unterhalten hat. Diese erzählte ganz stolz, dass ihre Tochter mit 4 Monaten schon oft an Brotrinden lutscht. Bei der Beratung berichtet Theos Mutter, dass er nur wenig schläft und auch beim Baden oft sehr unruhig ist und schreit. Außerdem möchte sie wissen, ob er sich nicht schon alleine umdrehen können sollte. Thema Adäquate Ernährung Gesunde Entwicklung FK1 Handlungskompetenz Die Lernende … • kennt die jeweils altersentsprechende Ernährung. PK2 • versteht, dass Menschen unterschiedliche Zugänge zu Ernährung haben. SK/MK3 • gibt Informationen und Beobachtungen über nicht adäquate Ernährung bzw. Ernährungsverhalten an DKKS/DKKP weiter. • kann Nahrung alters- und entwicklungsentsprechend verabreichen. FK • kennt die altersentsprechende physische und psychische Entwicklung. • erkennt Abweichungen. PK • versteht, dass Kinder sich individuell entwickeln. • ist sich der Erwartungshaltung der Eltern an die Entwicklung/Fähigkeiten des Kindes bewusst. SK/MK • geht auf die jeweilige Entwicklungsstufe des Kindes ein. 1 Fachkompetenz Personale Kompetenz 3 Sozial- und Methodenkompetenz 2 Curriculum – Weiterbildung in der Pflegehilfe – Pflege von Kindern und Jugendlichen – Seite 5 © Berufsverband Kinderkrankenpflege Österreich Mögliche Inhalte Ernährung in unterschiedlichen Altersstufen Verabreichung von Nahrung Gestaltung der Mahlzeiten statomotorische, somatische, psychosoziale und sprachliche Entwicklung Erziehung Unruhe / Schreien Schlafdefizit Fertigkeitenunterricht/ Skillslab (Vorschlag) FK • kennt unterschiedliche Gründe für Unruhe und Schreien. • weiß, dass Schreikinder einem erhöhten Risiko für Gewalthandlung ausgesetzt sind. PK • versteht Unruhe und Schreien als Ausdruck von Unbehagen. SK/MK • kann Methoden zur Förderung des Wohlbefindens einsetzen. FK • kennt die Physiologie des Schlafes sowie Schlafstörungen im Kindesalter. PK • versteht, dass mangelnder Schlaf eine Belastung für die Familie darstellen kann. SK/MK • kann die Eltern in Bezug auf Schlafförderung informieren. • kann Schlaf fördernde Maßnahmen anwenden. • • • • • Hygienische Handhabung von Formulanahrung Säuglingsbad Nestlagerung Bündeln Handling nach kinästhetischen Grundlagen Curriculum – Weiterbildung in der Pflegehilfe – Pflege von Kindern und Jugendlichen – Seite 6 © Berufsverband Kinderkrankenpflege Österreich Schreikind vs. „normales“ Schreien Gründe für Unruhe und Schreien Maßnahmen zur Förderung des Wohlbefindens Schlafphysiologie Schlafstörungen im Kindesalter Auswirkungen auf Kind und Eltern Schlaf fördernde Maßnahmen 2 Ayse wird beim Husten blau im Gesicht Die 4jährige Ayse leidet seit einer Woche an einer starken Verkühlung. Von ihrem Kinderarzt wurde sie zur stationären Aufnahme an die Kinderklinik überwiesen, da der Mutter aufgefallen ist, dass Ayse beim Husten blau wird. Nachdem sich Ayse gegen die verordnete Inhalation wehrt, will ihre Mutter als Begleitperson aufgenommen werden. Ihr Ehemann will aber, dass sie daheim die anderen Kinder versorgt. Sie fragt die Pflegehelferin, was sie tun soll. Thema Beeinträchtigte Vitalfunktionen Mitaufnahme von Begleitpersonen Kulturelle Unterschiede Auswirkung eines Krankenhausaufenthaltes auf das Kind FK Handlungskompetenz Der/die Lernende … • kennt altersentsprechende Normwerte der Vitalfunktionen. PK • ist sich bewusst, dass Atemnot als lebensbedrohlich empfunden werden kann. SK/MK • erhebt Vitalwerte und reagiert auf Abweichungen. • erkennt Anzeichen einer Dyspnoe. • führt atemunterstützende Maßnahmen lt. Plan durch. FK • kennt Möglichkeiten der Mitaufnahme von Begleitpersonen im Krankenhaus. • kennt die Kinderrechte und die EACH Charta. PK • macht sich die Bedeutung der Aufnahme eines Kindes mit Begleitperson im Krankenhaus bewusst. SK/MK • informiert Begleitpersonen über die Möglichkeiten zur Mitaufnahme. FK • verfügt über Wissen bezüglich der Geschlechterrollen in anderen Kulturen. PK • entwickelt Sensibilität hinsichtlich kultureller Unterschiede und daraus resultierender Verhaltensweisen. SK/MK • agiert kultursensibel. FK • kennt Formen des Hospitalismus. PK • ist sich der Auswirkung eines Krankenhausaufenthaltes auf die Psyche des Kindes bewusst. SK/MK • erkennt Anzeichen des psychischen Hospitalismus beim Kind und stimmt das Verhalten darauf ab. Curriculum – Weiterbildung in der Pflegehilfe – Pflege von Kindern und Jugendlichen – Seite 7 © Berufsverband Kinderkrankenpflege Österreich Mögliche Inhalte Normwerte Vitalzeichen Erhebung der Vitalwerte im Kindesalter Dyspnoezeichen Atemunterstützende Maßnahmen (Lagerung, Inhalation, etc.) rechtliche Aspekte bei Eltern-Kind Aufnahmen (Kinderrechte, Elternrechte, EACH-Charta) Finanzierung der Mitaufnahme Elternintegration Kultur- bzw. religionsabhängige Spannungsfelder im stationären Alltag Hospitalismus Verabreichung von Medikamenten Fertigkeitenunterricht/ Skillslab (Vorschlag) FK • kennt Tipps und Tricks zur Verabreichung von Medikamenten bei Kleinkindern und Säuglingen. PK • -------------- SK/MK • handhabt Medikamente kindersicher. • bereitet Kinder alters- und entwicklungsentsprechend auf die Medikamentenverabreichung vor. • verabreicht Medikamente alters- und entwicklungsentsprechend. • Beobachtung und Erhebung der Vitalfunktionen • Lagerungen/Positionierung • Inhalation Curriculum – Weiterbildung in der Pflegehilfe – Pflege von Kindern und Jugendlichen – Seite 8 © Berufsverband Kinderkrankenpflege Österreich Herausforderungen bei der Medikamentenverabreichung bei Kindern Unterschiedliche Möglichkeiten der Verabreichung Kindersichere Handhabung von Medikamenten 3 Matheus hat Durchfall Der drei Monate alte Matheus leidet seit drei Tagen an Erbrechen und Durchfall. Da sich die Mutter Sorgen macht, weil er auch fiebert und nur wenig Nahrung zu sich nimmt, kommt sie mit ihm in die Ambulanz der Kinderklinik. Bei der Untersuchung durch die Kinderärztin fällt auf, dass Matheus stark abgenommen hat, obwohl er einen großen Bauch hat. Matheus wird sofort aufgenommen. Thema Dehydratation FK • • • • • Erbrechen und Durchfall Erhöhte Körpertemperatur Handlungskompetenz Der/die Lernende … beurteilt den Flüssigkeits- und Ernährungszustand. kann Flüssigkeits- und Nahrungszufuhr erheben und anhand von Kriterien als ausreichend/ nicht ausreichend beurteilen. erkennt Zeichen einer Dehydratation. beobachtet Hautzustand und Hautkolorit und erkennt Abweichungen von der Norm. weiß, dass Austrocknung im Kindesalter eine vitale Gefährdung darstellen kann. Mögliche Inhalte Beurteilung von Ernährungszustand und Flüssigkeitshaushalt Besonderheiten bei der Bestimmung der Körpermaße PK --------------- SK/MK • bestimmt Körpermaße: Gewicht, Länge, Kopfumfang. FK • beschreibt unterschiedliche Formen des Erbrechens. • erkennt Normabweichungen bei der Harn- und Stuhlausscheidung. PK --------------- SK/MK • • • • führt Ein- und Ausfuhrprotokoll. beobachtet Harn- und Stuhlausscheidung. gewinnt Harn- und Stuhlproben. führt pflegerische Maßnahmen lt. Plan bei auffälligem Abdomen und veränderter Verdauung durch. • führt Mundpflege durch. Formen des Erbrechens Beurteilung von Erbrochenem Beurteilung von Harn- und Stuhlausscheidung Gewinnung von Harn- und Stuhlproben im Säuglings- und Kleinkindalter Spezifische pflegerische Maßnahmen Ein- und Ausfuhrprotokoll Mundpflege im Kindesalter FK • kennt die Besonderheiten der Temperaturregulation im Säuglingsalter. Temperaturregulation Gefahren von Hypo- und Curriculum – Weiterbildung in der Pflegehilfe – Pflege von Kindern und Jugendlichen – Seite 9 © Berufsverband Kinderkrankenpflege Österreich • kennt mögliche Folgen erhöhter Körpertemperatur (Fieberkrampf). • kennt mögliche Folgen erniedrigter Körpertemperatur im Neugeborenen- und Säuglingsalter. Fertigkeitenunterricht/ Skillslab (Vorschlag) PK --------------- SK/MK • führt Temperaturmessung durch. • führt einfache, physikalische Maßnahmen zur Regulation der Körpertemperatur lt. Planung durch. • • • • • Körpermaße Ein-, und Ausfuhrprotokolle Physikalische Maßnahmen zur Temperaturregulation Mundpflege Übungen zur Harngewinnung Curriculum – Weiterbildung in der Pflegehilfe – Pflege von Kindern und Jugendlichen – Seite 10 © Berufsverband Kinderkrankenpflege Österreich Hyperthermie Besonderheiten der Temperaturmessung Spezifische pflegerische Maßnahmen 4 Hannah stürzt mit dem Sessel Die zweijährige Hannah kommt nach einem missglückten Kletterversuch auf den Sessel mit der Rettung in die Notfallambulanz. Die Mutter berichtet, dass sie kurz aus dem Zimmer gegangen ist. Plötzlich hört sie einen dumpfen Laut und Gebrüll. Sie läuft zurück und findet Hannah schreiend auf dem Boden liegend. Als sie ihre Tochter hochnehmen will, schreit Hannah vor Schmerzen schrill auf. Hannah lässt sich nicht beruhigen, und dabei bemerkt die Mutter, dass sie den rechten Arm nicht bewegt. Die aufgeregte Mutter ruft die Rettung. In der Ambulanz soll ein Röntgen durchgeführt werden. Die schreiende Hannah klammert sich an die Mutter. Thema Verletzung der Aufsichtspflicht durch/von Erziehungsberechtigte/n Durchführen diagnostischer und therapeutischer Maßnahmen gegen den Willen des Kindes FK • PK --------- SK/MK --------- FK • kennt Assistenzaufgaben bei verschiedenen Untersuchungen. PK • ist sich bewusst, dass auch unvermeidbare medizinische/pflegerische Maßnahmen Gewalt darstellen können. reflektiert eigene Handlungsweisen. • SK/MK • • • Fehlende Unfallverhütung Handlungskompetenz Der/die Lernende … kennt die rechtlichen Grundlagen der Aufsichtspflicht und kann daraus Konsequenzen für die Pflegepraxis ableiten. Mögliche Inhalte Aufsichtspflicht Vorbereitung verschiedener Untersuchungen, Begleiten, Halten, Gewalt bereitet das Kind situationsbezogen auf Diagnostik/Therapie vor. gestaltet die Untersuchungssituation möglichst gewaltfrei und bezieht die Bezugsperson mit ein. nutzt das Spiel im Rahmen unterschiedlicher Diagnose- und Therapieverfahren (Vorbereitung, Information, Angstreduktion). FK • • schätzt Gefahrenquellen für Unfälle im Kindesalter ein. kennt Maßnahmen und Produkte zur Unfallverhütung. PK • ist sich ihrer/seiner Vorbildwirkung im Rahmen der Unfallverhütung bewusst. Curriculum – Weiterbildung in der Pflegehilfe – Pflege von Kindern und Jugendlichen – Seite 11 © Berufsverband Kinderkrankenpflege Österreich Unfallverhütung im Kindheitsalter Handhabung gefährlicher Stoffe (im KH) SK/MK Fertigkeitenunterricht/ Skillslab (Vorschlag) • • schafft situationsbezogen Rahmenbedingungen zur Sicherheit des Kindes. Sicheres Halten im Rahmen von Diagnostik, Therapie und Pflege Curriculum – Weiterbildung in der Pflegehilfe – Pflege von Kindern und Jugendlichen – Seite 12 © Berufsverband Kinderkrankenpflege Österreich 5 Mariella ist aus dem Lot Die dreizehnjährige Mariella wird von ihren Freundinnen völlig betrunken und bewusstseinseingetrübt in die Notfallambulanz gebracht. Ihre Kleidung ist zerrissen, stark verschmutzt und riecht nach Erbrochenem. Nach der Erstversorgung wird Mariella von der Pflegehelferin entkleidet und gewaschen. Sie entdeckt dabei blaue Flecken an beiden Oberarmen und mehrere runde Narben am Rücken. Thema Verdacht auf Misshandlung und Verwahrlosung FK • • • • PK • • • SK/MK Verschwiegenheitspflicht versus Melde-/ Anzeigepflicht • Handlungskompetenz Der/die Lernende … kennt Anzeichen von Verwahrlosung, Misshandlung und Missbrauch. weiß, was bei Verdacht auf Misshandlung und Missbrauch zur Spurensicherung zu beachten ist. kennt die Funktion und die Aufgaben der Kinderschutzgruppe. erläutert Grundsätze der Missbrauchsprävention. Verwahrlosung, Missbrauch, Misshandlung, Übergriffe, Missbrauchsprävention Spurensicherung Kinderschutzgruppe reflektiert eigene emotionale und fachliche Grenzen. akzeptiert die eigene Betroffenheit und ist sich der möglichen Identifikation mit Opfern bzw. der Ablehnung von Tätern bewusst. strebt eine möglichst neutrale Haltung gegenüber Tätern an. • erkennt Symptome von Verwahrlosung, Misshandlung und Missbrauch. leitet Informationen im Rahmen des Dienstweges weiter. FK • kennt relevante rechtliche Bestimmungen PK • SK/MK Mögliche Inhalte ist sich der Dilemmasituation zwischen Verantwortung und Solidarität mit der/dem Betroffenen bewusst. ---------- Fertigkeitenunterricht/ Skillslab (Vorschlag) Curriculum – Weiterbildung in der Pflegehilfe – Pflege von Kindern und Jugendlichen – Seite 13 © Berufsverband Kinderkrankenpflege Österreich GuKG Jugendwohlfahrtsrecht 6 Franz wird operiert Der achtjährige Franz wird gemeinsam mit seiner Mutter in der kinderchirurgischen Station aufgenommen. Bei der Untersuchung stellt sich heraus, dass der Verdacht auf eine Hodendrehung vorliegt und Franz sofort operiert werden muss. Im Rahmen der Untersuchung wird auch eine Vorhautverengung festgestellt – bei der Untersuchung schämt er sich sehr. Franz darf nichts mehr essen, bekommt eine Infusion und kommt in den OP. Franz wacht recht unruhig aus der Narkose auf. Er will unbedingt etwas trinken und aufs Klo gehen. Bei der abendlichen Dienstübergabe am Bett sieht die Pflegehelferin, dass der Wundverband durchgeblutet ist. Thema Präoperative Pflege Peripherer Venenzugang Postoperative Pflege FK Handlungskompetenz Der/die Lernende … • kennt die präoperativen Erfordernisse im Zusammenhang mit einer akuten Aufnahme/Operation. PK • versteht, dass ein bevorstehender Eingriff eine psychische Belastung darstellt. SK/MK • führt angeordnete Pflegeinterventionen durch. FK • kennt den Ablauf beim Legen eines peripheren Venenzuganges. PK • --------- SK/MK • bereitet die notwendigen Utensilien für das Legen eines Venenzuganges vor. • erkennt die Zeichen einer paravenösen Infusion und Thrombophlebitis. FK • kennt postoperative Erfordernisse bei akuten Operationen. • kennt die häufigsten Auswirkungen von Operationen auf Verdauung und Ausscheidung. • kennt Grundsätze des postoperativen Nahrungsaufbaus. PK • versteht, dass eine Operation eine hohe Belastung für Kinder und Jugendliche und deren Familiensystem darstellt. SK/MK • führt angeordnete Pflegeinterventionen durch. • beobachtet und dokumentiert Ausscheidungsfunktionen. • unterstützt den gehobenen Dienst bei der Wundversorgung. Curriculum – Weiterbildung in der Pflegehilfe – Pflege von Kindern und Jugendlichen – Seite 14 © Berufsverband Kinderkrankenpflege Österreich Mögliche Inhalte Präoperative Vorbereitung Umgang mit Furcht und Angst Besonderheiten bei peripheren Venenzugängen bei Kindern Kostaufbau nach OP Spezifische pflegerische Maßnahmen Komplikationen nach/bei OP Scham Fertigkeitenunterricht/ Skillslab (Vorschlag) FK • kennt die Entwicklung des Schamgefühles im Kindesalter. PK • versteht, dass das Schamgefühl unterschiedlich ausgeprägt ist. SK/MK • wahrt die Intimsphäre. • • • • Vorbereitung, Assistenz und Nachbereitung bei der Darmreinigung Vorbereitung, Assistenz und Nachbereitung bei peripheren Zugängen Vorbereitung, Assistenz und Nachbereitung bei der Wundpflege Umgang mit Scham (Simulation) Curriculum – Weiterbildung in der Pflegehilfe – Pflege von Kindern und Jugendlichen – Seite 15 © Berufsverband Kinderkrankenpflege Österreich Pflegephänomen Scham im Kindes und Jugendalter 7 Joachim ist anstrengend Der sechsjährige Joachim hatte vor drei Jahren einen Schiunfall. Auf Grund einer schweren Hirnverletzung ist er seither körperlich und geistig beeinträchtigt. Joachim ist in seiner Bewegung eingeschränkt, kann nicht gehen und benötigt zum Sitzen einen Spezialstuhl. Er kann sich nur durch unspezifische Laute ausdrücken. Joachim wird von seinen Eltern betreut und besucht eine Tageseinrichtung. Von Seiten der Familie bekommt die Mutter wenig Unterstützung, weil sie sich die Pflege von Joachim nicht zutrauen. Auch für die Eltern ist es nicht immer einfach zu erkennen, was Joachim gerade ausdrücken möchte. Thema Dauerhafte Behinderung Überforderung der Familie Fertigkeitenunterricht/ Skillslab (Vorschlag) FK Handlungskompetenz Der/die Lernende … • kennt Ursachen für körperliche und geistige Behinderungen im Kindesalter. • beschreibt Auswirkungen von Behinderung auf das Familiensystem. PK • reflektiert die eigene Haltung gegenüber behinderten Kindern und deren Familien. SK/MK • wendet Bewegungs- und Wahrnehmungskonzepte bei allen pflegerischen Handlungen an. • berücksichtigt Ressourcen des Kindes und der Familie und nützt diese. FK • • • • PK • ist sich der Bedeutung der Familie für den/die Einzelne/n bewusst. SK/MK • stimmt Pflegehandlungen auf die Bedürfnisse des Kindes und der Familie ab. definiert den Begriff Familie. kennt die Grundlagen der familienorientierten Pflege. kennt Anzeichen der Überforderung von Bezugspersonen. kennt Maßnahmen zur Stärkung und Entlastung von Familien. • Anwendung von Bewegungs- und Wahrnehmungskonzepten Curriculum – Weiterbildung in der Pflegehilfe – Pflege von Kindern und Jugendlichen – Seite 16 © Berufsverband Kinderkrankenpflege Österreich Mögliche Inhalte Überblick über Ursachen für körperliche und geistige Behinderungen Auswirkungen von Behinderung Kinästhetik Infant Handling®, Basale Stimulation® Begriffsklärung Familie Familienorientierte Pflege Entlastungsmöglichkeiten 8 Lisa will nicht mehr Die neunjährige Lisa ist seit Jahren an einem bösartigen Knochentumor erkrankt. Die Prognose ist sehr schlecht. Die Ärzte möchten unbedingt noch eine weitere Chemotherapie durchführen. Lisa selbst will die Chemotherapie nicht mehr. Sie benötigt eine hochdosierte Schmerztherapie. Häufig ist sie sehr müde und kaum ansprechbar. In der Familie leben neben den Eltern noch ein 13-jähriger Bruder und eine vierjährige Schwester. Der Bruder will Lisa im Krankenhaus nicht mehr besuchen und zieht sich zurück. Thema Familienmitglieder in unterschiedlichen Phasen des Sterbe- bzw. Trauerprozesses Chronischer Schmerz bei Kindern und Jugendlichen Eingeschränkte Bewusstseinslage bei Kindern und Jugendlichen Selbstbestimmungsrecht bei Kindern und Jugendlichen Fertigkeitenunterricht/ Skillslab (Vorschlag) FK Handlungskompetenz Der/die Lernende … • kennt die Besonderheiten in den Phasen des Trauer- und Sterbeprozesses bei Kindern und Jugendlichen PK • akzeptiert, dass auch Kinder und Jugendliche sterben können. SK/MK • unterstützt und begleitet das Kind und die Familie individuell bei der Auseinandersetzung mit Trauer und Sterben in Zusammenarbeit mit dem gehobenen Dienst FK • kennt die besonderen Erfordernisse bezüglich Schmerz bei Kindern und Jugendlichen. PK • SK/MK • unterstützt den gehobenen Dienst im pflegerischen Schmerzmanagement. FK • kann die Bewusstseinslage in unterschiedlichen Altersstufen richtig einschätzen. PK • SK/MK • leitet Abweichungen von der Norm weiter. FK • kennt die relevanten rechtlichen Bestimmungen. PK • versteht, dass rechtliche Bestimmungen und individuelles Empfinden nicht immer übereinstimmen. SK/MK • hält sich an Vereinbarungen, die zwischen therapeutischem Team, Eltern und Kind getroffen wurden. • Schmerzeinschätzungsinstrumente für Kinder Curriculum – Weiterbildung in der Pflegehilfe – Pflege von Kindern und Jugendlichen – Seite 17 © Berufsverband Kinderkrankenpflege Österreich Mögliche Inhalte Besonderheiten des Trauer- und Sterbeprozesses bei Kindern und Jugendlichen Entwicklung des Krankheits- und Todesverständnisses von Kindern Chronischer Schmerz bei Kindern und Jugendlichen Bestimmung der Bewusstseinslage im Kindesalter Kindschaftsrecht STUNDENÜBERSICHT Name LS geplante UE Theo 32 Ayse 16 Mateus 10 Hannah 10 Mariella 12 Franz 24 Joachim 24 Lisa 24 nach Wahl Gesamt 8 Im Laufe der Weiterbildung sollen die Bedürfnisse der Teilnehmerinnen erfragt und 8 Unterrichtseinheiten dafür verwendet werden. 160 Curriculum – Weiterbildung in der Pflegehilfe – Pflege von Kindern und Jugendlichen – Seite 18 © Berufsverband Kinderkrankenpflege Österreich Berufsverband Kinderkrankenpflege Österreich Wir sind … � ein bundesweiter, parteiunabhängiger Verein, der die Interessen der Diplomierten Kinderkrankenschwestern/Kinder-krankenpfleger und aller in der Kinder- und Jugendlichenpflege tätigen Personen vertritt. � die Repräsentanten der eigenständigen Berufsgruppe der Kinder- und Jugendlichenpflege im Gehobenen Dienst für Gesundheits- und Krankenpflege. Wir verstehen uns als Ansprechpartner für alle Personen in Institutionen, die mit unserer Berufsgruppe in Beziehung stehen. � ein aktiver Berufsverband und nehmen eine innovative Haltung gegenüber der Pflegewissenschaft und der Pflegeforschung ein, um unserem Qualitätsanspruch in der Kinder- und Jugendlichenpflege gerecht zu werden. Wir wollen … � die Qualität in der Kinder- und Jugendlichenpflege durch eine adäquate Ausbildung sicherstellen. � dass Kinder und Jugendliche in ihrem Heranwachsen wahr- und ernstgenommen werden und unter entwicklungsgerechten Bedingungen gepflegt und betreut werden. Wir setzen uns für ihre Rechte ein. � aufgrund unserer fachlichen Kompetenz bei Entscheidungen, die die Kinder- und Jugendlichenpflege betreffen, präsent sein und mitwirken, sowie die Interessen der Kinder und Jugendlichen und deren Angehörigen vertreten. � als Berufsverband bestehende Aufgabengebiete erhalten, erweitern und neue erschließen. � uns gemeinsam mit anderen pflegerelevanten Organisationen für Pflegewissenschaft und Pflegeforschung einsetzen und Projekte fördern. � den fachlichen Austausch mit anderen Gesundheitsberufen fördern und die Zukunft der Kinder- und Jugendlichenpflege gestalten. Wir bieten … � die Vertretung der berufs- und standespolitischen Interessen der Mitglieder in der Öffentlichkeit. � eine ethisch-moralische Grundhaltung in Anlehnung an die „Charta für Kinder im Krankenhaus“. � jährliche FrühjahrsProfessionalisierung. und Herbsttagungen � Unterstützung und Informationen Erfahrungsaustausch. durch sowie aktuelle nationalen und Fortbildungen als internationalen Mittel Ideen- zur und � eine Plattform für Arbeitsgruppen zu aktuellen Themen aus Theorie und Praxis. � Hilfestellung bei der Arbeitssuche für diplomierte Kinderkrankenpflegepersonen im Rahmen unserer Jobbörse.