WS08/09
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WS08/09
Erasmus-Erfahrungsbericht Sevilla 2008/09 Markus Maurer 1. Organisation/Vorbereitung Nachdem man die freudige Nachricht vernehmen durfte, dass man einen Erasmus-Platz in Sevilla bekommen hat, wartet man erstmal auf das angekündigte Willkommens-Info-Paket, welches schlussendlich doch nicht kommt und man sich nach etwas mehr Warten mit einer schnöden Email, in der dann nicht mal das Datum richtig ist, zufrieden geben muss. In dieser werden ein paar wenige Informationen bereitgehalten, Onlineregistrierung, Datum der Begrüßungsveranstaltung, Datum des Einstufungstests für den Sprachkurs, Adresse des Erasmusbüro und noch ein, zwei links zur Wohnungssuche. Von der Bewerbung um einen Wohnheimsplatz ist generell abzuraten, da diese im Vergleich recht teuer sein sollen und zudem noch etwas außerhalb des Zentrums liegen. Ich persönlich habe während meines Aufenthalts auch niemanden kennen gelernt, der in einem Wohnheim gewohnt hat. Auch Wohnungen schon aus Deutschland zu mieten kann nach hinten losgehen. Ich habe Leute mit guten und schlechten Erfahrungen kennen gelernt. Ist nicht so prickelnd beim Ankommen in Sevilla zu erfahren, dass dein Zimmer an mehrere Leute vermietet wurde und man sich dann direkt um ein Hostel oder ähnliches bemühen muss. Was den Sprachkurs angeht, sollte man sich ebenfalls überlegen, ob man diesen machen möchte. Beim Curso Otono liegt der Vorteil darin, dass man schon sehr früh sehr viele andere ErasmusStudenten kennen lernt, wobei man hierfür auch noch genug Zeit hat, wenn die Uni erstmal angefangen hat. Wenn man aber lieber noch etwas Urlaub macht oder ähnlich wichtige Beschäftigungen hat, sollte man diese vorziehen. Letztendlich sollte man sich im Vorfeld nicht zu viel Stress machen, auch hier gilt die Erasmusdevise: Das wird schon klappen! Bis jetzt hat sich noch alles geregelt. Was man aber vielleicht doch noch vorbereiten sollte wären so ca. 10-20 Passfotos (je nachdem, wie viele Kurse man besuchen will) und diverse Personalausweiskopien. Damit und mit einem Stadtplan von Sevilla ist man dann bestens gerüstet. 2. Anreise/Wohnungssuche Die Anreise nach Sevilla macht man aufgrund der Entfernung selbstverständlich am besten mit dem Flugzeug. Mittlerweile gibt es einige Billig-Airlines, die nach Sevilla oder in die Umgebung fliegen. Am vorteilhaftesten ist sicherlich ein Flug mir Airberlin, da dies die einzige Airline ist, die von Köln/Bonn (oder anderen Flughäfen in ganz Deutschland) direkt (mit Zwischenlandung auf Mallorca) nach Sevilla fliegt. Eine andere Möglichkeit ist der Flughafen in Jerez, der von Ryanair (von Frankfurt/Hahn) und von Condor (ganz Deutschland) angeflogen wird. Von Jerez aus hat man eine sehr gute Bus/Bahn Verbindung nach Sevilla, die Fahrt dauert ca. eine Stunde. Die Flughäfen in Malaga oder Faro/Portugal (beide Germanwings) kommen für die erste Anreise wohl eher weniger in Frage, da diese doch schon ein Stück von Sevilla entfernt sind (300-400 km) und die Reise mit dem ganzen Gepäck dann ziemlich stressig wird. Grundsätzlich gibt es aber auch dorthin gute Busverbindungen. Des Weiteren fliegt noch von Frankfurt-Hahn der günstige Studentenfreund RyanAir. Dabei kostet natürlich aber alles extra und über die Wintermonate gibt es keinen Rückflug. Die Wohnungssuche regelt man am besten auch vor Ort in Sevilla. Schon ab August hängen in der Uni unendlich viele Aushänge von freien Zimmern und Wohnungen. Also am besten ein paar Tage im Hostal einquartieren (10-15 Euro pro Nacht) und auf Wohnungssuche gehen. In der Regel wohnt man in Sevilla in WGs, zusammen mit Spaniern oder anderen Erasmus-Studenten. Die Mieten für ein Zimmer im Zentrum liegen so bei 220-340 Euro, je nach Standard und Größe, alleine wohnen ist die absolute Ausnahme und kostet natürlich etwas mehr. Dabei ist zu empfehlen, nicht zu spät anzureisen, da sich sonst das Angebot/Nachfrage-Verhältnis drastisch verschiebt und auf ein Zimmer bis zu 20 Bewerber kommen. Am einfachsten ist die Suche in den ersten beiden Septemberwochen, bzw. im Frühling dann auch kurz vor der Begrüßungsveranstaltung. Des Weiteren sollte man auch nicht das erstbeste nehmen. Es lohnt sich auf jeden Fall auch ein bisschen mehr zu zahlen um zentrumsnah zu wohnen, da die Stadt Sevilla doch größer ist wie sie scheint. Als weiteres sollte man auf Klimaanlage (warm und kalt) und benutzbare Dachterrasse achten. Es gibt nichts Ärgerlicheres als eine wunderschöne Dachterrasse zu haben, die man nur zum Wäsche aufhängen benutzen darf. 3. Organisation vor Ort/Studium Nach erfolgreicher Wohnungssuche und erster Akklimatisierung in der Stadt sollte man sich dann im Büro für internationale Beziehungen im Uni-Hauptgebäude (beim Brunnen innen im Rectorado) melden. Hierfür braucht man die Unterlagen, die man im Vorfeld erhalten hat, und mehrer Passfotos und Kopien des Personalausweises (sollte man immer dabei haben, da man diese für jede Anmeldung braucht. Als nächstes steht die Anmeldung für den Sprachkurs (und den vorherigen Einstufungstest) an. Dies geschieht am Instituto de Idiomas in der Reina Mercedes. Danach sollte man dann zum jeweiligen Erasmuskoordinator in der eigenen Fakultät, bei dem man sich dann noch mal extra für die gewählten Kurse anmeldet und der ein durch der restlichen Erasmusaufenthalt begleitet. Was die Wahl der Kurse angeht, genießt man als Erasmus-Student im Prinzip Narrenfreiheit, d. h. man kann Kurse aus allen Fachbereichen wählen. Bedingung ist allerdings, dass man nur Kurse ab dem 3. Curso (Semester) belegt, und mindestens einen Kurs, aus dem Fachbereich, über den man aus Deutschland hergeschickt wurde. Zusätzlich sollte man noch wissen, dass Kurse aus den Masterstudiengängen auch nicht belegbar sind. Die Vorlesungsverzeichnisse sind in den Sekretariaten der jeweiligen Fakultäten erhältlich oder im Internet einsehbar, hier muss man sich ein wenig durchfragen, ist aber eigentlich kein Problem. Die Kurse in Spanien haben auch bei kleinerer Teilnehmerzahl grundsätzlich Vorlesungscharakter, d. h. der Dozent trägt vor und die Studenten schreiben mit. Aktive Mitarbeit ist eher die Ausnahme. Diese wird eher in Kursbegleitenden Praktika oder Referaten abgefragt. 4. Soziales Leben Das Leben in Spanien, insbesondere in einer so warmen Stadt wie Sevilla, spielt sich in erster Linie draußen ab. Wenn man sich abends oder auch tagsüber trifft, dann tut man das in einer der zahlreichen Bars der Stadt. Da die Preise für Essen und Getränke in fast allen Bars mehr als erschwinglich sind, spielt sich hier der Großteil des gesellschaftlichen Lebens ab. Sevilla ist die Hauptstadt der Tapas, so ziemlich jede Bar bietet eine Vielzahl an kalten und warmen Tapas an, deren Preis in der Regel so um die zwei Euro liegt. Zu den Tapas trinkt man entweder Bier oder aber Tinto de Verano (Rotwein mit Zitronenlimonade oder Sprite, sehr erfrischend), der Preis beträgt fast überall 1-1,5 Euro pro Glas. Ins Nachtleben startet man in Sevilla in der Regel zu etwas späterer Stunde (23-24 Uhr) mit einer Botellon. In Nordspanien längst verboten, in Andalusien allerdings noch toleriert und auch nicht wegzudenken, bedeutet dies, dass man sich mit Gleichgesinnten an einem größeren Platz trifft, seine Getränke mitbringt und sich auf der Straße unterhält. Beliebte Plätze wie die „Alameda de Hercules, die Plaza Alfalfa oder im Sommer auch das Flussufer sind fast jeden Abend voll von Studenten und jungen Leuten, die man dann auch dementsprechend schnell kennen lernt. Später am Abend geht’s dann, wenn Bedarf besteht, noch in die Disko (es kann dann auch schon mal 3 Uhr sein, eh man die Disko betritt). Für Erasmus-Studenten (aber natürlich auch für jeden anderen) gibt es außerdem wöchentliche Erasmus-Partys mit Motto der jeweiligen Länder, anfangs ganz gut, um Leute kennen zu lernen, auf Dauer aber vielleicht ein bisschen langweilig. Grundsätzlich kann man sagen, dass dem Feiern in Sevilla eigentlich keine Grenzen gesetzt sind. Man findet eigentlich immer Jemanden, der Lust hat mitzukommen, und ebenfalls findet man an jedem Wochentag auch einen entsprechenden Laden, der bis weit in den Morgen auf hat. Beliebte Tapas-Bars/Diskotheken Tapas-Bars : - Cafe Levies (Calle Levies), wohl der „Klassiker“ unter Studenten, sehr gutes Preis/LeistungsVerhältnis. - „Coloniales“ (Plaza Christo de Burgos), ebenfalls sehr beliebte Tapas-Bar. - „El Patio“ (Calle San Eloy), sehr gute Bar mit schönem Ambiente mitten in der Innenstadt. Außerdem zu empfehlen sind die Bars an der „Plaza Alfalfa“ und rund um die „Alameda de Hercules“. Diskotheken: - Fun-Club (Alameda de Hercules), kleiner Club mit alternativem Publikum und Musik. Auch Live-Musik. - Siglo XIX (Calle Amor de Dios), schöner Laden mit Blackmusic und HipHop. - Elefunk (Calle de Adriano), kleine Disko/Bar mit wechselnder Musik (Funk, Reggea, Elektro) , die jeden Tag geöffnet hat. - Caramelo (Avenida San Francisco Javier), hier finden jeden Mittwoch die Erasmus-Partys statt. - Esencia (Calle Julio Cesar), schöner kleiner Laden mit familiärer Atmosphäre Wenn man es etwas feiner haben möchte (d.h. hier wird auch auf entsprechende Kleidung, keine Sportschuhe usw. geachtet) : -Boss (Calle Betis) -Catedral (Calle Villegas), kostet für Jungs 10€ Eintritt, in denen ein Mindestverzehr enthalten ist. -Buddha (Plaza de Armas), im Sommer auch mit Terrasse Bis Ende September und ab Anfang Mai öffnen die Terrassen am Fluss und am Rande des Parks Marie Luise. Da wären zu nennen: -Casino (direkt beim Rectorado), hier finden im Sommer die Erasmusparties statt. -Puerta de Cuba (Calle Betis unterhalb des Restaurants Rio Grande) schönste Terrasse direkt am Fluss Auch bei diesen wird wieder streng auf Kleidung geschaut und es immer zu empfehlen mit gemischter und ja nicht zu großer Gruppe aufzukreuzen. 5. Tipps fürs Alltagsleben - Konto/Bankverbindung: Am einfachsten ist es sicherlich noch vor der Abreise ein Konto bei der Deutschen Bank zu eröffnen, über das man während des Aufenthalts seine Geldgeschäfte regelt, da in Sevilla zwei Automaten der Deutschen Bank stehen (Filiale/Plaza Magdalena und in der Post/Avenida de la Constitucion) und man außerdem bei der Barclays-Bank kostenlos Geld abheben kann, die ebenfalls zwei Filialen in der Innenstadt hat. - Mobiltelefon: Hier ist die beste Lösung sicherlich die Anschaffung einer Prepaid-Karte, mit der es sich nämlich im Vergleich zu Deutschland sehr billig telefonieren lässt. Man zahlt hier je nach Tarif zwischen 12-30 Cent/Minute. Der billigste und zugleich beste Anbieter, was die Netzabdeckung anbelangt, ist Vodafone ES. - Mobilität: Die erste U-Bahn Linie ist mittlerweile fertig gestellt, dürfte dir als Zentrumsnah wohnenden Erasmusstudenten aber weniger Vorteile bringen, da sie eher zum Anbinden der Pueblos gedacht ist. Deshalb ist man, wenn man eigene Kraft sparen möchte immer noch auf die Stadtbusse angewiesen, die einen allerdings auch überall hinbringen. Eine Fahrt kostet grundsätzlich 1,15€, wobei es egal ist wie weit man fährt. Es gibt aber auch Mehrfahrtkarten (Bonobus-Ticket), so bekommt man zehn Fahrten (mit Umsteigen) für fünf Euro. Im Zentrum selbst lässt sich das meiste allerdings auch zu Fuß regeln. Nachts kann man auf eins der zahlreichen Taxis zurückgreifen, die Preise sind durchaus erschwinglich, besonders wenn man sich die Fahrt mit Mehreren teilt. Das beste Verkehrsmittel in Sevilla ist mittlerweile auf jeden Fall das Fahrrad. Bei gut ausgebauten Fahrradwegen ist man damit schnell überall. Dabei sollte man sobald man eine Wohnungsadresse hat sofort die SEVICI-Card (siehe link) beantragen. Diese bemächtigt einen dazu, das gesamte Fahrradsystem zu benutzen. D.h. in der gesamten Stadt sind über 100 Stationen mit 20-30 Fahrrädern verteilt, die man mit dieser Karte auslösen kann und an einer beliebigen freien Station wieder abstellen kann. Dabei zahlt man für eine Jahreskarte/-abo einmalig 10€ und die ersten 30 Minuten der Benutzung sind frei. Länger benötigt man es bei den Wegen in Sevilla normalerweise sowieso nicht. Sollte dies doch einmal der Fall sein, stellt man sein Fahrrad ab und holt sich sofort wieder ein neues mit weiteren 30 Minuten. Natürlich ist dieses System leider noch nicht ganz ausgereift und man kämpft mit den üblichen kleinen Problemen, kein funktionierendes Fahrrad an der Station, Station belegt, an der man sein Fahrrad abstellen möchte usw. aber trotzdem ist SEVICI für mich in meiner Zeit in Sevilla unersetzbar geworden. Wer möchte kann sich aber auch am Sonntäglichen Markt auf der Cartuja ein Fahrrad von 20-40€ erwerben, muss dann aber ständig mit der Angst leben, dass es beim zurückkommen nicht mehr da steht. Zusammengefasst ist eine Kombination aus beidem die praktischste Variante, da SEVICI immer dann nicht funktioniert, wenn man wo hin möchte, wo alle hin gehen. Z.B. Uni oder größere Feste. Die SEVICI-Card sollte so schnell wie möglich beantragt werden, da Wartezeiten von 3 Wochen nicht ungewöhnlich sind. - Meer/Strand: Sevilla liegt zwar nicht direkt am Meer, aber glücklicherweise ist es auch nicht sehr weit. Der nächste Strand (Matalascanas) ist mit dem Bus in einer Stunde zu erreichen. Zu den schöneren Strände der Atlantik-Küste (Conil; El Palmar; Zahara de los Atunes; Bolonia) zwischen Cadiz und Tarifa fährt man zwei bis drei Stunden. Ebenfalls drei Stunden sind es bis zur Algarve in Portugal. Strandwetter hat man ab Mitte März bis in den Oktober rein. - Winter: Sevilla ist eigentlich eine sehr heiße Stadt (im Juli/August auch schon mal mehr als 45 grad), so dass man sich im September noch gar nicht vorstellen kann, dass es auch mal unangenehm kalt werden kann. Aber die hohe Luftfeuchtigkeit und die schlechte Isolierung der Wohnungen (die in der Regel auch keine Heizungen haben) lassen im Dezember und im Januar auch Temperaturen zwischen 5-10 grad unglaublich kalt erscheinen. Also sollte man sich unbedingt auch ein paar wärmere Sachen einpacken!